Muss man seinen Eltern alles verzeihen? wo ist Schluss?

Alle Themen, die in keines der Partnerschafts-Foren passen, bei denen es aber in weitestem Sinne um Beziehungen, soziale Kontakte usw. geht, Adoption, Pflege usw.
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Danica
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Beitrag Di., 02.12.2014, 08:10

ubeda hat geschrieben: Ich habe deshalb noch eine Frage an alle, die ihre Eltern (oder einen Elternteil) verlassen haben. Habt ihr einen "Abschiedsbrief" geschrieben? Habt ihr euch erklärt?
Hallo ubeda,

ich hab den Kontakt zu meinem Vater fast abgebrochen. Ich hab mit ihm nur zu tun, wenn er sich meldet und das macht er nur, wenn er etwas braucht. Ein schlechtes Gewissen hab ich immer noch, aber ich weiß, dass mir jeder Kontakt mit ihm schadet.

Ich hab versucht mich ihm zu erklären. Und es interessiert ihn schlichtweg nicht, was ich zu sagen habe. Ihm ist es völlig egal. Und mir tut es nur weh. Also lass ich es. Seine Vorwürfe prallen mittlerweile an mir ab. Auf seine Angriffe reagiere ich meist verhalten aggressiv. Er weiß, dass er von mir nichts mehr zu erwarten hat. Genauso, wie ich nie und auch heute nicht, das geringste von ihm zu erwarten hatte und habe. Es macht mich noch manchmal traurig, aber nach jahrelanger Übung ist es mir zunehmend egal. Die Angst vor seinem Sterben, ohne mich ausgesöhnt zu haben, die hatte ich auch lange Zeit. Aber irgendwann kam der Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte. Nur eine weitere kleine Verletzung mehr aber seitdem habe ich akzeptiert, dass ich ihm bis zu seinem Tod egal sein werde, was auch immer ich tue. Es ist eben so. Seitdem hab ich keine Angst mehr vor seinem Sterben.

VG
Danica

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ubeda
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Beitrag Di., 02.12.2014, 08:38

leberblümchen hat geschrieben:.... Dieses Symptom ist oft verdrängte Wut oder Angst vor den Eltern, zum Beispiel, gerade wenn die Eltern - wie so häufig - ja Druck erzeugt haben, indem sie das Kind zum Schweigen oder Stillhalten gedrängt haben (sonst wäre das Symptom ja überflüssig). Insofern dient die Therapie der inneren Befreiung von dem Zwang, die gute Tochter zu sein.
Ich würde mal behaupten, dass die Therapie dann wohl gescheitert ist. Sonst wäre die "gute Tochter" nicht mehr in diese Situation gekommen, sich wieder erniedrigen und verbal treten zu lassen.

SCHWEIGEN und STILLHALTEN ist ein Stichwort, was mich auch ganz tief trifft. Denn es spricht die Rolle meiner Mutter an. Die Frau, die selbst (wahrscheinlich) schon viel zu lange schweigt und stillhält und dies auch bis heute von mir erwartet.

Ihr Lieblingssatz ist: "ER HAT ES DOCH NICHT SO GEMEINT". Es wird mir suggeriert, dass meine Wahrnehmung und meine Gefühle falsch sind. Sie tut so, als ob sie ihn "richtig" verstehen könnte, wenn er da steht und mich anbrüllt und verhöhnt. Sie kann ja die "Liebe" zwischen den Zeilen lesen & ich bin scheinbar dazu unfähig zu erkennen, wie er es nun WIRKLICH meint.... sie hat es von Kindheit an verstanden, uns sein Verhalten so schönzureden. Wahrscheinlich tut sie das auch für sich selbst.
Auch da habe ich massive Probleme alles zu verzeihen... wobei ich mit meiner Mutter evtl. darüber reden kann. Das hat aber nie weit geführt, weil sie irgendwie total gefühllos ist, was alle krassen Aktionen meines vaters angeht.

Ich habe daher noch eine Frage an diejenigen unter euch, die sich von einem Elternteil distanziert haben. Wie geht ihr mit dem anderen Elternteil um? Trägt der nicht meist auch eine gewisse Mitschuld, dass es überhaupt so weit kommen konnte? Wie haltet ihr Kontakt & wie gestaltet sich das?

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ubeda
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Beitrag Di., 02.12.2014, 08:41

Danica hat geschrieben: Aber irgendwann kam der Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte. Nur eine weitere kleine Verletzung mehr aber seitdem habe ich akzeptiert, dass ich ihm bis zu seinem Tod egal sein werde, was auch immer ich tue. Es ist eben so. Seitdem hab ich keine Angst mehr vor seinem Sterben.
Danke Danica, es geht mir da wie dir - ich bin jetzt genau an diesem Punkt.... schlimm sowas zu schreiben. schockierend. aber es ist so....


Hannah*
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Beitrag Di., 02.12.2014, 09:03

Hallo ubeda,
ein Kontaktabbruch kann ein Signal der Stärke sein, kann aber auch "nur" eine Fortsetzung der alten Rollenverteilung sein. Wenn du diesen Schritt tust aus dem fundamentalen Gefühl heraus, ich bin das kleine Mädchen von früher, das keine Hilfe und Unterstützung bekommt, dann ist die Gefahr groß, dass du dich mit diesem Schritt nicht wohlfühlen wirst und du recht schnell das Gefühl haben wirst, du tust etwas "Böses". Ob du diesen Schritt dann durchhalten wirst, gerade wenn eine Mutter dazwischen steht, der du immer wieder nachgegeben hast?

Wäre ich an deiner Stelle, würde ich mir zuerst das Ziel setzen, die Rolle des kleinen Mädchens abzuschütteln. Du hast alles Recht der Welt, deinem Vater Grenzen zu setzen, wenn er versucht, dich zu verletzen. Du kannst ihn zurückweisen und zurechtweisen. In Wirklichkeit bist du nämlich erwachsen und damit deinem Vater ebenbürtig - manchmal muss man sich das erst einmal bewusst machen. Wenn du selbst daran glaubst, kannst du ganz anders auftreten und musst dir nichts mehr gefallen lassen. Wenn du dann, aus dieser Position heraus, zu der Überzeugung kommst, den Kontakt nicht aufrecht erhalten zu wollen, dann hat diese Entscheidung ein viel stabileres Fundament.

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stadtwolf
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Beitrag Di., 02.12.2014, 09:59

Ich bezweifle stark daß Kinder ihren Eltern jemals egal sein werden.
Aber ich bezweifle nicht daß viele Eltern oder Elternteile so tun als wäre es ihnen egal.
Aber Kinder sind nicht in der Lage die Eltern zu ändern, schon gar nicht deren Verdrängungsmechanismen.
Das kann zwar trotzdem passieren, aber meine Erfahrung sagt daß Veränderung durch Loslassen passiert und ganz sicher nicht
durch strategische Maßnahmen. Und auch durch Loslassen (z.B.Kontaktabbruch) gibt es keine Garantie daß sich bei den Eltern was ändert.
Aber es kann sein. Bei mir kehrte Frieden ein als ich meiner Wut und meinem Haß endlich Raum geben konnte.
Aber nicht rund um die Uhr.
Menschen sind halt nicht mittels Gleichungen steuerbar. Da ist oft 1 + 1 nicht 2 sondern z.B. 8.
Das macht u.a.das Leben auch spannend und zu einer Herausforderung.
Leider kann ich das nicht immer so sehen, aber auch das gehört eben dazu.
Finsteres Tal - blaues Meer im Sonnenschein.


leberblümchen
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Beitrag Di., 02.12.2014, 10:09

Ich habe manchmal - ernsthaft - die Vision, dass es leichter wäre, wenn die Mutter tot wäre. Denn dann kann - zumindest sieht es so aus - sie mir nichts mehr tun. Ich glaube, solange ich mit dieser Vorstellung 'infiziert' bin, findet keine wirkliche Befreiung statt; die kann es wohl erst geben, wenn ich sie selbst in Ruhe lassen kann. Vielleicht (mit vielen Fragezeichen) brauchen die Kinder die 'bösen Eltern' immer auch noch, um selbst in diesem Zustand der Unfreiheit und Unreife verharren zu können. Und erst wenn man das nicht mehr braucht, dann ist man wirklich frei - und dann kann man die Eltern auch loslassen, ohne sie hassen zu müssen. Denn Hass bindet ja auch irgendwie.

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saffiatou
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Beitrag Di., 02.12.2014, 12:44

Hallo Ubeda,

Den Kontakt von meinen Eltern habe ich nach und nach abgebrochen, zuerst habe
ich Ihnen auf Anraten meines Therapeuten einige Briefe geschrieben, in denen ich
von den Misshandlungen und dem Missbrauch berichtet habe, schrieb, daß es mir
deshalb schlecht geht. Es kam keine Reaktion, keine Bitte um Entschuldigung etc.

Also habe ich meinen Eltern geschrieben, daß ich keinen Kontakt mehr haben möchte,
sie verstehen das nicht, das erkenne ich immer daran, wenn meine Mutter auf meinem
AB eine Nachricht hinterläßt.

Der Kontaktabbruch ist nie einfach, weil man hat nur diese eine Familie. Ich werde ihnen
nicht verzeihen, alleine schoin deshalb, weil sie ihre Verantwortung nicht annehmen.
Mein Therapeut unterstützt mich darin, weil er meint, es ist gut, wenn man verzeihen
kann, wenn es wirklich aus dem Herzen kommt und eben der Verantwortliche auch zu
seinen Taten steht, aber wenn das nicht gegeben ist, dann ist Verzeihung nicht oder
kaum möglich. Es sollte immer Deine Entscheidung sein, ob Du verzeihst und es nicht
machen, weil es andere erwarten, denn was hättest Du davon.

Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan


montagne
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Beitrag Di., 02.12.2014, 14:36

Was Hannah schreibt finde ich recht bedenkenswert. So habe ich das bisher nicht gesehen. Finds aber echt wichtig sich klar zu machen warum man den Kontakt abbricht. Wenn man hofft die Familie damit zur Einsicht zu bringen und hofft, jetzt gehen sie endlich auf einen zu, dann hat man in 99% der Fälle verloren.

Ich habe eigentlich den Kontakt abgebrochen weil mir klar wurde, dass es mir jedesmal elend geht, wenn ich sie auch nur am Telefon sprechen muss. Ich verstand damals nicht genau warum, aber ich wusste, ich ertrage diese Menschen nicht mehr. Ich wusste, ich werde schlicht nicht leben können, nicht frei sein, solange wie in meinem Leben sind. Das war vor 8 Jahren. Erst mit Abstand wurde mir klar, wie krank und gestört und echt kaputt die wirklich sind. Es ist eben schon so lange her, ich bin gerade dabei das in meiner Therapie zu bearbeiten und noch immer bin ich manchmal entsetzt, wenn ich begreife, was da los war und ist (Sie schreiben alle paar Monate irgend einen Brief voller Herabsetzungen, verdrehter Tatsachen, Aggressionen. ich antworte natürlich nicht.)

Ich hatte aber von Anfang an ein sicheres Gefühl, dass es die richtige Entscheidung ist. Schon seit meiner Jugend wollte ich das. War nur so gefangen in dem System, dass ich nicht wusste wie. Ich oder okay, meine Therapeutin ist schon der Meinung, dass ich diesem kranken System gegenüber ziemlich loyal bin und ich denke das stimmt auch. Aber dieses bisschen Sinn für Selbstbehauptung hatte ich immer und habe ich noch, dass ich mir denke, so lasse ich mich eben nicht behandeln, von niemandem.
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Danica
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Beitrag Di., 02.12.2014, 14:45

saffiatou hat geschrieben:... es ist gut, wenn man verzeihen
kann, wenn es wirklich aus dem Herzen kommt und eben der Verantwortliche auch zu
seinen Taten steht, aber wenn das nicht gegeben ist, dann ist Verzeihung nicht oder
kaum möglich.
Das sehe ich genauso. Mein Vater versteht erst gar nicht, wie sehr er mir geschadet hat. Wie soll er da zu etwas stehen? Er kann es heute noch nicht, obwohl sowohl ich, als auch mein Bruder, den Kontakt fast abgebrochen haben. Er kann es wirklich nicht. Er kann nicht. Ich habe versucht mit ihm zu reden, aber er kommt gar nicht auf die Idee, er könnte etwas falsch gemacht haben. Das ist ganz allein die "Schuld" der Kinder. Die müssen die Eltern achten und ehren, umgekehrt doch nicht! Gewalt, Missbrauch, Abwertung? Was? Die Prügel und den Psychoterror hat's schließlich gebraucht, um mir jeden eigenen Willen, jeden eigenen Impuls, jedes unerwünschte Talent auszutreiben und einen anständigen Menschen aus mir zu machen. Würde ich mich daran versuchen, ihm zu vergeben, würde ich mich selbst noch weiter verleugnen.

Eine enge Freundin von mir hatte eine ähnlich belastete Beziehung zu ihrem Vater. Trotzdem hat sie sich um ihn gekümmert und ihn in seiner schweren Krankheit umsorgt, ohne ein einziges gutes Wort von ihm dafür zu bekommen. Auf dem Sterbebett hat sie ihn nocheinmal gefragt, ob er ihr noch irgendetwas zu sagen hätte. Er hat kurz und knapp verneint. Keine Nachfrage, kein Wort des Abschieds. Nichts. Sowas erleben zu müssen, würde mich wohl noch völlig am Boden zerstören. Wie kann dieser Mensch nicht einmal in seiner letzten Stunde auf die Idee kommen, nachzufragen, was sie denn wohl mit ihrer Frage meinen könnte!? Eine gröbere Missachtung kann ich mir kaum noch vorstellen. Da löse ich mich lieber, obwohl auch das schmerzhaft und schwer ist. Es existieren offensichtlich zwei völlig verschiedene Wirklichkeiten, die nicht vereinbar sind.


montagne
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Beitrag Di., 02.12.2014, 14:54

@Danica: Ich finde du bringst es ganz gut auf den Punkt.
Das war so ähnlich mein Gedanke. Ich kämpfe mit mir, in meiner Therapie leider immer noch darum ob ich nun Schuld war oder nur zu.. empfindlich, alles falsch verstanden habe usw. Vom Kopf her weiß ich schon bescheid, aber in mir drin sind Zweifel.
Trotzdem war es nicht so schwer den Kontakt abzubrechen. Weil es dabei nicht darum geht, wer Schuld hat. Sondern mir wurde eben klar, dass es zwei völlig verschiedene, unvereinbare Wirklichkeiten sind.
Und auch wnen ich viel zweifle, ich spüre ja, wie sehr mich manches verletzt hat, wie sehr sie mich immer noch damals als junge Erwachsene herabgesetzt haben. mein gefühl hat mir das ja sehr deutlich gesagt. Sie aber leben in einer ganz anderen Wirklichkeit. Genau das ist der Punkt. Sie können nicht begreifen.
amor fati

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ubeda
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Beitrag Di., 02.12.2014, 18:05

Hannah* hat geschrieben: Du hast alles Recht der Welt, deinem Vater Grenzen zu setzen, wenn er versucht, dich zu verletzen. Du kannst ihn zurückweisen und zurechtweisen. In Wirklichkeit bist du nämlich erwachsen und damit deinem Vater ebenbürtig - manchmal muss man sich das erst einmal bewusst machen. Wenn du selbst daran glaubst, kannst du ganz anders auftreten und musst dir nichts mehr gefallen lassen. Wenn du dann, aus dieser Position heraus, zu der Überzeugung kommst, den Kontakt nicht aufrecht erhalten zu wollen, dann hat diese Entscheidung ein viel stabileres Fundament.
Ja Hanna, da gebe ich dir in allem Recht. Ich habe meinem Vater bereits mehr als einmal gesagt, dass ich das nichtmehr will und nicht mehr ertrage. Aber er tut es immer wieder. ich glaube nicht, dass er ahnt wie sehr er mich verletzt, bzw. das interssiert den auch garnicht. Er wischt es immer weg, oder er lacht darüber. Wie soll man eine Grenze setzen, wenn man immer wieder hingeht und sich die nächste Ohrfeige abholt? ich hasse mich schon fast selbst dafür, dass ich es ihm immer wieder erlaubt habe. Es gibt keinen anderen Weg als Kontaktabbruch. ich sehe keinen ...

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ubeda
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Beitrag Di., 02.12.2014, 18:09

leberblümchen hat geschrieben:Ich habe manchmal - ernsthaft - die Vision, dass es leichter wäre, wenn die Mutter tot wäre. Denn dann kann - zumindest sieht es so aus - sie mir nichts mehr tun. .....und dann kann man die Eltern auch loslassen, ohne sie hassen zu müssen. Denn Hass bindet ja auch irgendwie.
Ja! so ist es... aber Hass ist ein so starkes Gefühl, ich will das garnicht, ich wünschte er könnte mir EGAL werden, damit könnte ich besser leben.
Können einem die eigenen Eltern jemals egal werden?

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Beitrag Di., 02.12.2014, 18:15

saffiatou hat geschrieben:
Der Kontaktabbruch ist nie einfach, weil man hat nur diese eine Familie. Ich werde ihnen
nicht verzeihen, alleine schoin deshalb, weil sie ihre Verantwortung nicht annehmen.
Mein Therapeut unterstützt mich darin, weil er meint, es ist gut, wenn man verzeihen
kann, wenn es wirklich aus dem Herzen kommt und eben der Verantwortliche auch zu
seinen Taten steht, aber wenn das nicht gegeben ist, dann ist Verzeihung nicht oder
kaum möglich.
Genau das ist das Problem, saffiatou... dass auch meine ELtern die Verantwortung nicht übernehmen und nicht einmal bereit sind, sich der Sache zu stellen. Ich habe ihm niemals wirklich verziehen, ich habe nach jeder Attacke immer wieder alles verdrängt, aber es wurde nie aufgearbeitet, die Wunde wird jedes mal wieder aufgerissen, denn zu einem echten Dialog kam es nie & wird es mit diesem Mann auch nicht kommen, da bin ich ganz sicher.

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Beitrag Di., 02.12.2014, 18:20

Danica hat geschrieben: Mein Vater versteht erst gar nicht, wie sehr er mir geschadet hat. Wie soll er da zu etwas stehen? Er kann es heute noch nicht, obwohl sowohl ich, als auch mein Bruder, den Kontakt fast abgebrochen haben. Er kann es wirklich nicht. Er kann nicht. Ich habe versucht mit ihm zu reden, aber er kommt gar nicht auf die Idee, er könnte etwas falsch gemacht haben. Das ist ganz allein die "Schuld" der Kinder. Die müssen die Eltern achten und ehren, umgekehrt doch nicht! Gewalt, Missbrauch, Abwertung? Was? Die Prügel und den Psychoterror hat's schließlich gebraucht, um mir jeden eigenen Willen, jeden eigenen Impuls, jedes unerwünschte Talent auszutreiben und einen anständigen Menschen aus mir zu machen. Würde ich mich daran versuchen, ihm zu vergeben, würde ich mich selbst noch weiter verleugnen.

Danke Danica, genauso ist es bei uns auch... es berührt mich sehr was du schreibst...

Auch meine Therapeutin hat mir damals keinerlei Mut gemacht, was ein Gespräch angeht. Sie meinte, er wird niemals offen mit mir darüber sprechen können, warum er sich so verhält, weil er selber gar keinen Zugang zu seinen wahren Gefühlen hat.


leberblümchen
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Beitrag Di., 02.12.2014, 22:05

Ich fürchte, auf einer gewissen Ebene ist mir meine Mutter egal (mein Vater sowieso, aber das ist dem auch egal). Ich kann nichts mehr FÜR sie empfinden und ich frag mich, ob ich das je getan hab. Sie hat die Dankbarkeit immer so eingefordert, dass ich jetzt nichts mehr davon übrig habe.

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