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So., 09.11.2014, 11:47
Hallo offtheground,
ich möchte das, was pp schrieb, unterstreichen. Vieles deutet darauf hin, dass bei dir auch Traumatisierungen vorliegen, und da ist Analyse idR kontraindiziert, es sei denn, sie findet in modifizierter Form statt, und diese Zusatzausbildung/Spezialisierung haben nur sehr wenige Analytiker. Leberblümchen kam halt drauf wegen der bei dir wohl auch vorhandenen Bindungsproblematik.
Deine Thera hat das ja schon erkannt und kann da bestimmt auch was bei dir bewegen. Sie brachte das ja selbst zur Sprache, ging es also zum einen kognitiv an, aber auch auf der emotionalen/erlebnisorientierten Ebene macht sie da was (geht über Beziehungsaufbau, drin bleiben in der Beziehung, sehr stabile Rahmenbedingungen, Verlässlichkeit, Sicherheit …). (Und die Erlebnisorientierte Ebene habe andere Therapieformen viel mehr auf der Platte, da Analyse per se viel distanzierter ist.)
Deine Thera gab dir auch ein Übergangsobjekt („Schnuffeltuch“), sprich die Terminkarten, mit, gehört auch in diese Richtung. Mein Thera hatte mir auch eines gegeben, eine kleine Klangkugel. Die hatte ich sehr, sehr lange immer in meiner Hosentasche. Wenn irgendwas war, Hand in die Hosentasche (ist ja auch in der Öffentlichkeit jederzeit möglich und unauffällig) und ich konnte sie (->sprich meinen Thera) fühlen. Und du siehst, ich schrieb „hatte“. Ich brauch sie nicht mehr, hab sie also inzwischen normalerweise nicht mehr dabei. Die Objektkonstanz ist inzwischen da, und nicht nur in Bezug zu meinem Thera, was ich jetzt deutlich in meinem RL erkeenne/spür. In meinem Besitz befindet sie sich aber noch, denn er hatte sie mir erst geliehen, später dann geschenkt.
Bindungsstörungen sind durchaus auch sehr gut in anderen Therapieformen behandelbar, lass dir da keine Analyse aufschwatzen. Oft besteht gerade dort die Gefahr, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben, sprich von der fehlenden Objektkonstanz gerätst du in (eine ungesunde/künstliche) Abhängigkeit. Und wenn die nicht gescheit aufgelöst wird, und die Objektkonstanz noch gar nicht wirklich vorhanden ist, hast du am Ende nur noch mehr Probleme. Schau dich hier nur im Forum um (oder besser lieber nicht).
Jetzt aber nochmal zu deinem Eingangsproblem.
Deine heftige und für dich verängstigende Reaktion muss nicht unbedingt an einem falschen Zeitpunkt liegen. Denn immerhin ist dir durchaus schon selber bewusst, wo der Schuh drückt, es rumort innerlich schon gewaltig bei dir in der Kiste. Zum anderen wagtest du es aber nicht, selber dieses Thema von dir aus anzusprechen, weichst dem immer aus, warst damit zufrieden (hofftest es vielleicht sogar), dass deine Thera irgendwann ein „angenehmes“ Thema findet, was sie dann ja auch tat. Also irgendwie eine Nicht-hinschauen- bzw. Weg-Lauf-Taktik deinerseits. Dieses „Spielchen“ hat deine Thera (erkannterweise) eine Weile mitgespielt, sieht aber wohl, dass es dich langfristig nicht entsprechend weiterbringt und deshalb ist sie wohl in der letzten Stunde anders vorgegangen, in gewisser Weise sehr konfrontativ. Vielleicht war das Maß etwas zu stark, was an deinen Reaktionen zu erkennen ist. Deswegen ist es auch aus meiner Sicht notwendig, dass du ihr gleich in der kommenden/nächsten Stunde erzählst, wie es dir nach der Stunde gegangen ist, was die Stunde alles bei dir ausgelöst hat, das solltest du mMn zum Thema machen. Denn nur so kann sie ihre Vorgehensweise eichen, sprich sich deinen Bedürfnissen auch anpassen.
Auch mein Thera hat mich einige Male knallhart konfrontiert (also jetzt nicht direkt mit Traumamaterial, diese Konfrontationen liefen schon anders), was auch sehr heftige Reaktionen meinerseits auslöste, und ich zu Hause im direkten Anschluss dann nur dachte: „Hat der sie noch alle, das darf ja wohl nicht sein“. Durch meine Rückmeldungen konnte er seine Vorgehensweise besser dosieren. Sieh es ähnlich einem Regelkreis: Du hast den ersten und größten Überschwinger abbekommen. Dieses (auch sehr schwere) Konfrontieren hat mich aber (und die Erkenntnis hatte ich immer schon spätestens ein paar Stunden später) immer enorm weitergebracht, wäre sonst ewig um diverse Baustellen herumgetänzelt.
Durch dieses Vorgehen und meine Rückmeldungen konnte er sein konfrontatives Vorgehen eichen, also ausloten, welches Maß bei mir prakmabel ist. Ich konnte erkennen, dass er auf mich eingeht/meine Erlebniswelt berücksichtig, dass auch er mich leichter abgefangen bekommt. Ich konnte erkennen, dass ich trotz allem mich selber immer besser abgefangen bekomme. Diese Konfrontationen im Vorfeld der Traumekonfrontation trugen erheblich zur Stabilisierung bei (darüber gab es hier schon auch mal einen Thread).
Aber, damit das alles für dich in einem angemessenen/gewinnbringenden Maß ablaufen kann, braucht deine Thera deine Rückmeldung. Du brauchst da wirklich keine Angst zu haben, dass sie dich dann rauswirft (und das sag ich, die ich diese Angst auch extrem hatte). Da sehe ich jetzt keine Anzeichen.
Gruß
Wandelröschen
Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.