Emotionales Malen in Therapie einbinden

Hier haben Sie die Möglichkeit, anderen Ihre Erfahrungen zur Verfügung zu stellen - oder sie nach deren Erfahrungen im Kontext von klinischer Psychotherapie, Psychiatrie und Neurologie zu fragen.
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Nachteule79
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Beitrag Sa., 01.11.2014, 17:24

nordlichtglanz hat geschrieben:Es gibt ganz viele Psychotherapeuten, die auch eine Kassenärztliche Genehmigung bekommen, da ist man schon auf sicherer Seite
Du bist bestimmt aus Österreich. Weiß nicht, ob das bei euch wesentlich anders ist, als in Deutschland. Allerdings sehe ich das absolut nicht so. Nur weil ein Therapeut eine Kassenzulassung hat oder vielleicht auch ein Arzt ist, heißt das für mich noch nicht automatisch, dass ich da auf der sicheren Seite bin.
nordlichtglanz hat geschrieben:Vielleicht hilft es dir, wenn ich dir sage, dass wenn du Vertrauen zu dem Thera hast und dich gut aufgehoben fühlst, dann wird so eine Behandlung auch nicht schaden, sondern dir und dem Thera behilflich sein um deine Probleme offen zu legen.
Da stimme ich dir zu. Und das wollte ich in meinem vorigen Post auch damit sagen. Dass diese Zusatzausbildung da wohl nicht am wichtigsten ist. Zumindest sehe ich gerade nichts, was dafür spricht, dass man das ohne diese keinesfalls machen könnte. Hatte allerdings nicht vor eine Maltherapie zu machen, auch wenn es sich schön anhört. Mir ist da gerade das am wichtigsten:
wenn du Vertrauen zu dem Thera hast und dich gut aufgehoben fühlst
Wichtiger als die Methode, wenn es nicht gerade etwas ist, was mir so gar nicht gefällt.
LG Nachteule

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Chakotay
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Beitrag Sa., 01.11.2014, 20:05

Hallo zusammen,

was du, Nordlichtglanz, so beschreibst, kann ich weitgehend auch für mich so bestätigen. Vielen Dank für deine Ausführungen, die sehr viel klarer sind, als meine Ansätze in den Posts vorher!

Liebe Nachteule,
du hast mich gründlich missverstanden: mein Thera gibt mir nichts vor!
Vielleicht versuche ich es mal mit einem Beispiel. Angenommen, er fragt mich zu der Beginn der Stunde, wie meine Woche war und wie es mir geht. Ich kann es aber nicht so richtig beantworten und sage "weiß nicht", "irgendwie bin ich gerade total angespannt" oder "ich weiß nichts mit mir anzufangen". Dann hilft er mir mit seinen kreativen Ansätzen, indem er anbietet (! nicht: vorgibt!!!): "Mögen Sie versuchen, Ihre Anspannung zu malen?" oder "Können Sie Ihr Nicht-Wissen mit Klängen ausdrücken?" oder "Finden Sie eine Bewegung, das Nichts-mit-sich-anzufangen auszudrücken?" oder "Ich gebe Ihnen ein Stückchen Ton, vielleicht entsteht im Laufe der Stunde Ihr Weiß-nicht daraus."

Wie Nordlichtglanz fehlen mir auch häufig die Worte, ist wohl typisch für Traumata...
Im Laufe meiner Therapiezeit habe ich gelernt, diese kreativen Ansätzen als Ventil zu nutzen, wenn Worte nicht erreichbar sind und mich innerlich abdrücken, weil sie nicht greifbar sind. Ich male, dichte, musiziere, handarbeite und bastele oft, wenn es mir nicht so gut geht. Allerdings muss ich auch sagen: Wenn es mir so richtig mies geht, kann ich auch nicht mehr kreativ sein. Aber daran arbeite ich noch...

Die Dinge, die dann auch außerhalb der Therapiestunde entstanden sind, nehme ich häufig mit in die Sitzung und sie erleichtern mir dann den Einstieg und die Auseinandersetzung mit dem, was in der vergangenen Woche für mich schwierig war.

Wie gesagt,
ich möchte dies nicht mehr missen, es hilft mir sehr und ich bin sehr froh, einen Therapeuten zu haben, der mich gelehrt hat, meine verschüttete Kreativität auszugraben und sie unterstützend einzusetzen.

Abendgrüße von Chakotay
Wenn ich mich niederwerfen würde,weinen u.erzählen,was wüßtest Du v. mir mehr als v. der Hölle,wenn jmd erzählt,sie ist fürchterlich.Darum sollten wir voreinander so ehrfürchtig,nachdenklich,liebend stehn wie vor dem Eingang zur Hölle.(Kafka,gekürzt)

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sandrin
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Beitrag Sa., 01.11.2014, 20:14

Also eines muss ich auch sagen: Kassenzulassung schützt vor Inkompetenz nicht.
Ganz im Gegenteil, ich glaube, die kassenzugelassenen Therapeuten müssen sich kaum anstrengen, die Patienten kommen ja eh. Den meisten bleibt auch gar nichts anderes übrig, denn wer kann sich schon eine Therapie selbst leisten. Ist eher die . Meines Erachtens ruhen sich da viele kassenzugelassene Therapeuten auch darauf aus.

Nein, ich glaube, es gibt da gute und im anderen Lager auch.

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Nachteule79
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Beitrag Sa., 01.11.2014, 22:51

Chakotay,

danke für die Erklärung. So hört sich das schon deutlich anders an! Das mit dem Ton finde ich ja auch klasse! Obwohl ich noch nie was damit gemacht habe bzw. zuletzt in der Grundschule. Irgendwie komisch, dass das hier gerade im Zusammenhang mit Therapie auftaucht... Hab noch gar nicht so lange her im Schlaf mal wieder geredet und hab da wohl gesagt "nimm Ton". Mein Mann fand das irgendwie seltsam und ich konnte es mir auch nicht erklären. Deswegen ist es mir irgendwie gerade seltsam, wo ich das hier lese.

Handarbeiten, also häkeln tue ich oft, wenns mir schlecht geht. Das erfordert nicht so viel Kreativität wie das Malen. In letzter Zeit konnte ich das aber irgendwie nicht, obwohl ich da eigentlich eine Arbeit liegen habe, die ich jemandem versprochen habe.
Chakotay hat geschrieben:Die Dinge, die dann auch außerhalb der Therapiestunde entstanden sind, nehme ich häufig mit in die Sitzung und sie erleichtern mir dann den Einstieg und die Auseinandersetzung mit dem, was in der vergangenen Woche für mich schwierig war.
Das ist schön. Du scheinst sehr häufig was zu machen. Bei mir dauert das etwas, weil ich so vieles gleichzeitig machen will. Dann komm ich nicht ganz so oft zum Malen. Schon mal habe ich solche Schübe, dass ich das eine Bild noch nicht ganz beendet habe, da will schon ein neues auf die Leinwand. Und das dann auch ganz dringend! Und dann auch mal lange Zeit gar nichts.

Finde ich eine super Sache, dass du das so in der Therapie einsetzt. Ich konnte meine Bilder meinem früheren Therapeuten erst jetzt vor kurzem, nach dem die Therapie schon seit einem Jahr vorbei war zeigen. Hab ihm Fotos geschickt. Hätte mich zum damaligen Zeitpunkt nicht getraut. Hatte große Angst davor. Nicht weil er mich wegen der Bilder für verrückt oder sowas halten könnte. Das tut er ja eh, aber das war zu dem Zeitpunkt noch nicht so das Thema. Eher hatte ich Angst vor irgendeiner Kritik, weil ich mich ja selbst eh immer so runter mache und auch die Dinge, die ich mache.
LG Nachteule

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Chakotay
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Beitrag Sa., 01.11.2014, 23:13

Bei mir hat das Mitbringen bzw. das Zeigen meiner Machenschaften auch eine ganze Weile gedauert - aus dem gleichen Grund, den du genannt hast, Nachteule. Früher habe ich meine Zeichnung oder was es auch immer war stets im Flur liegen gelassen, um während der Stunde zu entscheiden, ob ich mich traue, sie hineinzuholen.
Auch jetzt passiert das noch, aber nicht mehr so häufig.
Mein Thera hat nie in irgendeiner Form gewertet und so konnte das Vertrauen wachsen.
Ich muss dazu sagen, dass ich überhaupt kein künstlerisches Talent besitze und durchaus einfach nur Klecksbilder erstelle oder Vogelsand in Acryl einrühre und mit dem Spachtel auf der Leinwand verteile... Gegenständlich zeichnen geht gar nicht, auch meine Skulpturen sind immer total abstrakt...
(Und trotzdem mache ich es sehr gerne...)

LG Chakotay
Wenn ich mich niederwerfen würde,weinen u.erzählen,was wüßtest Du v. mir mehr als v. der Hölle,wenn jmd erzählt,sie ist fürchterlich.Darum sollten wir voreinander so ehrfürchtig,nachdenklich,liebend stehn wie vor dem Eingang zur Hölle.(Kafka,gekürzt)

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Nachteule79
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Beitrag So., 02.11.2014, 00:53

Das ist doch toll, wenn du es gerne machst. Das ist das Wichtigste, dass es dir Freude macht.
Bei mir ist es leider so, dass ich zu gerne künstlerisches Talent hätte, es aber nicht besitze, leider. Inzwischen, aber leider zu spät, wäre ich auch so weit, dass ich das zumindest ihm zeigen könnte ohne große Probleme. Damals hätte ich es, egal welche Reaktion er gezeigt hätte (vermutlich auch keine Wertung) einfach nicht gekonnt. Denn keine Wertung hätte ich wieder als negative Kritik aufgefasst, die er sich denkt, aber nicht ausspricht, was für mich noch schlimmer ist. Gerade von ihm hätte ich es nicht ertragen können. Hätte er positiv reagiert, hätte ich gedacht, das sagt er nur, weil er mein Therapeut ist. Er hätte gar nicht "richtig" reagieren können. Lag ja auch nicht an ihm, sondern an mir. Ob es für die Therapie wirklich so viel gebracht hätte, wenn ich es gmacht hätte, weiß ich nicht. Wobei er ja ein Mal danach gefragt hat... Im Nachhinein finde ich es sehr schade. Leider kann ich dieses Vertrauen erst jetzt aufbringen, weil ich das alles nun (zumindest ein bisschen) anders sehen kann. Dafür habe ich aber viel über andere interessante Dinge durch ihn gelernt, mit den ich mich auch noch heute befasse und dafür bin ich sehr dankbar.

Ob du Talent hast oder nicht, kann ich leider nicht beurteilen, aber hast du schon mal gesehen, was so alles als Kunst zu wahnsinnigen Preisen verkauft wird? Da fragt man sich dann schon, was Talent für Malerei eigentlich ist. Und mit dem Spachtel und Klecksen kann man auch so einige tolle Sachen machen. Den Umgang mit dem Spachtel habe ich aber auch nicht so drauf. Habe mir einige Videos von einem Künstler angesehen, den ich toll finde, der viele seiner Bilder komplett mit dem Spachtel macht. Das krieg ich so noch nicht hin und da braucht man auch einen wirklich guten und die Qualität der Farben ist natürlich auch wichtig. Für vieles brauche ich einfach noch den Pinsel.

Ganz aktuell habe ich auch wieder ein neues Bild angefangen in Acryl. Ist zwar fast Winter, aber ich wollte was herbstliches mit Laub machen. Mit Acry male ich auch hauptsächlich. Öl ist eigentlich besser, aber das stinkt dann so in der Wohnung und die Trocknungszeit ist auch sehr lang, dann weiß ich meist nicht, wo ich es hinstellen soll, so dass es sicher ist und nicht stört. Fürs Malen ist das lange Trocknen aber oft vorteilhaft. Da hab ich mit dem Acryl schon mal Probleme. Hab dafür leider noch nirgends einen Verzögerer gefunden.
LG Nachteule

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SiamoSoli
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Beitrag So., 02.11.2014, 11:08

Hey Nachteule! Wieso zerbrichst du dir überhaupt den Kopf, wenn es sowieso zu spät ist?

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Nachteule79
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Beitrag So., 02.11.2014, 15:46

Hi SiamoSoli,

das ist ne lange Geschichte. Es ist blöd, wie alles geendet hat und ich bereue einiges. Will nicht näher drauf eingehen, sorry. Sei nicht böse.
LG Nachteule

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Regenwurm
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Beitrag So., 06.05.2018, 17:33

Hallo,
ich persönlich finde es sehr interessant. Mich spricht es an, da ich auch privat Kunstinteressiert bin und gerne zeichne.
Wie bereits erwähnt wurde geht es aber hauptsächlich um die zum jeweiligen Zeitpunkt existierenden Gedanken und Gefühle
die auf ein Blatt Papier gebracht werden sollen.
Erfahrung meinerseits: Gruppenmaltherapie aber auch Einzelstunden während meiner Klinikaufenthalte. Bietet aber nicht jede Klinik an. Nach dem "Malen" wurden die Bilder besprochen, eigene Worte konnte man mitteilen oder aber das andere Anwesenden einem das eigene Bild "erklärten" mit ihren Worten.
Erstaunlicherweise waren meine Bilder mitunter zum Ende des Aufenthaltes hin klarer, genauer, bunter.
Vorteil auch: Ich kann mich damit besser ausdrücken als mit Worten.

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Regenwurm
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Beitrag So., 06.05.2018, 19:39

Hallo,
sehe gerade : vorletzte Anmerkung war im Jahr 2014

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azzaira
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Beitrag Fr., 29.06.2018, 10:38

Hallo,
ich persönlich hatte vor meinem ersten Klinikaufenthalt große Angst vor den kreativen Therapien (vor allem Musik und Bewegung), hat sich aber bald gelegt und es war für mich eine außergewöhnlich positive Erfahrung.
Vor allem, dass ich wieder angefangen habe zu malen und zu zeichnen hilft mir sehr, - wenn ich es mir finanziell leisten könnte, würde ich sofort zusätzlich zu meiner Psychotherapie noch eine Kunsttherapie machen (auch weil ich mir privat viel zu wenig Zeit dafür nehme).
Derzeit läuft es so, dass ich meine Bilder mitnehme und wir diese in der normalen Psychotherapie besprechen. Meiner Therapeutin fallen Dinge auf, die mir im Nachhinein vieles erklären.

Ich überlege mittlerweile sogar, nach Abschluss meiner Traumatherapie selbst eine Ausbildung zur Kunsttherapeutin zu machen.
Das ist die erste "berufliche Vorstellung" meinerseits, die sich für mich richtig anfühlt.
Vor allem, weil ich aus eigener Erfahrung weiß, wie hilf- und lehrreich diese (trotz anfänglichen Widerstandes) sein kann.
Meines Erachtens nach, werden die therapeutischen Eigenschaften kreativer Therapien weit unterschätzt.

Liebe Grüße!

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Anna-Luisa
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Beitrag Sa., 30.06.2018, 13:57

Ich halte nicht viel davon. Mag aber auch daran liegen, dass ich im Malen und Gestalten eine absolute Niete bin. Bestimmt profitieren einige Menschen von kreativen Inhalten in Therapien. Allerdings empfände ich es es als falsch, wenn Psychotherapeuten ohne entsprechende Zusatzausbildung anfingen, in der Therapie mit kreativen Experimenten Versuche zu starten.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

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Pianolullaby
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Beitrag Sa., 30.06.2018, 22:02

Nun Anna Luisa, Sinn macht es jemanden zusätzlich zu suchen, der ausgebildete Mal- oder Kunsttherpeutin ist.
Es gibt aber auch Psychologinnen, welche bereits eine Zusatzausbildung dazu haben, das müsste dann halt erfragt werden.
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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Anna-Luisa
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Beiträge: 2908

Beitrag Sa., 30.06.2018, 22:15

Pianolullaby hat geschrieben: Sa., 30.06.2018, 22:02 Nun Anna Luisa, Sinn macht es jemanden zusätzlich zu suchen, der ausgebildete Mal- oder Kunsttherpeutin ist.
Es gibt aber auch Psychologinnen, welche bereits eine Zusatzausbildung dazu haben, das müsste dann halt erfragt werden.
Sicher. Habe ich auch nicht bestritten. Aber bei der TE war das wohl nicht der Fall. Das wäre dann wohl "Psychotherapie light".
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

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Pianolullaby
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Beitrag Sa., 30.06.2018, 22:37

ja, scheint so
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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