Stecken bleiben in der Trauer

Hier können Sie sich über Belastungen durch eigene oder fremde schwere Erkrankungen, aber auch den Umgang mit Tod und Trauer austauschen.

LynnCard
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Beitrag Mi., 15.10.2014, 05:14

Hallo
Sie geht laut Geli bis zu 5 mal tägl zum Friedhof, jeden Tag ??
Vielleicht braucht sie das, um auf diese Weise glücklich zu sein mit ihrem Sohn, der für sie noch da ist, sonst würde sie nicht mit ihm reden. Es ist ein Ritual. Wenn das für sie die Lebensform ist, die sie leben möchte, ist das doch ihre Sache. Das machen übrigens viele ältere Leute, sie brauchen diese Rituale. Ich kenne sogar eine erfolgreiche Geschäftsfrau, die dasselbe Ritual über Jahre lebt in Gedenken an ihre Großmutter. Sie hat sich eine kleine Gebetsecke eingerichtet. Wenn es sie damit tröstet und sie ihre Großmutter ganz nahe bei sich fühlt, ist das doch auch ihre Sache.

Ich verstehe nicht, warum sich da andere einmischen wollen. Es ist kein Verbrechen, niemand wird geschädigt. Genauso gut könnte man jemandem Vorschriften machen, auf welche Seite seines Bettes er sich legt und bettet. Total übergriffig, sich auf diese Weise in höchst private Angelegenheiten einzumischen und mitreden zu wollen.

Wenn dadurch noch lebende minderjährige Kinder vernachlässigt werden, müsste etwas getan werden. Solange aber keine Dritten geschädigt werden, sind solche Gewohnheiten und Verarbeitungsgänge ans Grab reine Privatsache.

@Gelli: Du musst Dich eben damit abfinden, dass diese Frauen nicht Dich an die erste Stelle setzen. Diese Frauen haben ihr eigenes Leben und ihre eigenen Gefühle. Es wird sie wenig interessieren, wie Du das empfindest. Warum sollten sie das auch. Es ist doch ihr Leben, nicht Deines. Ich finde es eher merkwürdig, dass Du ihnen ihre Gefühle nicht lässt und Du Dich da so einmischst. Ich würde das als Respektlosigkeit interpretieren und mich auch zurückziehen. Überhaupt schon dieses Beurteilen wäre für mich ein Grund dazu. Das geht eindeutig über die persönlichen Grenzen, die jeder Mensch zu respektieren hat.
LG Lynn

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nonStop
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Beitrag Mi., 15.10.2014, 07:38

Es Liegt immer im Auge des Betrachters. ..
Und es ist ein Unterschied ob jemand sich ein Ritual erschaffen hat mit dem er Positiv leben kann oder ob er sich kaputt trauert ..
bei dem Fallbeispiele ( Frau die seit 4 Jahren negativ trauert ) hört sich das alles nicht gut an und es fühlt sich für die Frau auch nicht gut an ( Ritual um in glückliche Erinnerung )..
Ihr könnt euch in ihrer Trauer hinneinversetzen , könnt ihr euch dann auch in diese tiefe leere hineinversetzen in der sie steckt. Könnt ihr euch auch hineinversetzen in dieser langen Art des tiefen verzweifelt sein , könnt ihr euch auch hineinversetzen wie das ist, wenn man nicht wieder raus finden kann ?? Wenn ihr das könnt, wie könnt ihr den sagen das alles so bebewusst gesteuert ist von ihr ? Es gibt doch nicht nur ausschließlich die Trauer..

Wie würde ich versuchen zu helfen ?
Das müsste ich auch wieder individuell betrachten , es gibt kein Patent Rezept, dennoch würde ich versuchen diese Frau in facfachmännische Hände zu geben.. ihr anraten sich Hilfe zu holen ...
sie ist quasi mit ihren Sohn verstorbenen , wenn sie so feststeckt in dieser Trauer , ihr Leben für sie vorbei ..Ich verurteile das auch nicht, sondern sehe die Verzweiflung die da mitschwingt , die sehr ihr nicht ..

Ihr betrachte es nur aus einen einzigen Blickwinkel heraus.. uns alle die das anders sehen, werden als gefühlskalte Monster betrachtet von euch ...

Dem ist nicht so ... Es geht um Trauer und um trauerarbeit

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Sunny75
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Beitrag Mi., 15.10.2014, 07:46

Hallo Gelli, wenn du einen schweren Verkehrsunfall hast, und alle Körperfunktionen darauf ausgerichet sind, deine Organe irgendwie am Leben zu halten, dann kannst du keine Rücksicht drauf nehmen, dass dein kleiner Zeh juckt.
Genau das bist du, mit deinen "Sorgen" für diese Frauen - ein kleiner Zeh der juckt. Für sie ist gerade die ganze Welt zusammengebrochen, und du jammerst, weil du mit ihnen nicht mehr so reden kannst, wie früher. Ja wie auch?! Deine Welt dreht sich doch gerade munter weiter, während deren stehen geblieben ist. Instinktiv merken sie wohl, dass du ihre Situation nicht verstehst - nicht verstehen kannst - und setzen für dich eine Maske auf. Was sagt es über dich aus, dass Menschen dir nur ihre Maske zeigen, und sich höchstens in Briefform die Wahrheit sagen trauen?!

Und bitte, bitte hör auf, den Mann zu bemitleiden! Du weißt doch gar nicht, was sich abspielt, wenn die beiden alleine sind! Vermutlich zeigt auch der Mann DIR nur seine Maske.

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Mia Wallace
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Beitrag Mi., 15.10.2014, 08:39

Gelli, ich lese verdammt oft die Worte ICH und MICH und viele, viele Sätze, in denen es auch inhaltlich um DICH geht.
Das ist ziemlich schwer erträglich.
Ich weiß nicht genau, um was es Dir geht.
Der Eindruck entsteht, dass es jedenfalls nicht um diese trauernden Frauen geht.



Gelli hat geschrieben:auch ich darunter,sich seither zurückgezogen haben,das scheint dieser "Bekannten"auch wenig zu intresieren,wie auch?
Gelli hat geschrieben:Ich habe mich zurückgezogen von ihr,weil sich "normal"unterhalten zu können mit ihr nicht mehr möglich ist
Gelli hat geschrieben:weil es mir zu schwierig war darauf einzugehen,und das soll bei mir was heißen,die soweit nie Probleme hat Briefe zu beantworten.
Gelli hat geschrieben:Das ich mit ihr nicht mehr reden kann,ihr sagen kann,was meine Sorgen sind,oder was mich so in Bezug auf Sie beschäftigt,das ist für sie nicht mehr wichtig.Und gerade weil ich weiß,sie ist nicht mehr in der Lage mir zuzuhören,weil sie selbst voller Trauer und Sorgen ist,verschweige ich meine Sachen und tue auch so als sei nach aussen alles in Ordnung.
Gelli hat geschrieben:Auch eine andere "Frau"die nach langer Krankheit ihren Sohn hergeben musste,(vor ca2 Jahren)auch mit ihr ist normales unterhalten nicht mehr möglich
Gelli hat geschrieben:Auch mit dieser "Frau"kann ich mich nicht mehr austauschen,was vorher alle mal war,weil auch sie nach aussen tut,als sei alles in Ordnung,und da ich sie nicht belasten möchte,verschweige ich ihr gegenüber auch meine Sorgen oder Anliegen.
Gelli hat geschrieben:Und so habe ich immer weniger Möglichkeiten mich auszutauschen
Gelli hat geschrieben:ich unterhalte mich lieber mit Menschen,denen ihre Welt nicht immer in Ordnung ist
Gelli hat geschrieben:Ich kann nicht die "Frauen"ändern
Gelli hat geschrieben:nur ich hab mich zurückgezogen,das ist das,was ich tuen kann.
Gelli hat geschrieben:finde ich das traurig,das ich mich dem so fügen muß,denn wir waren mal eng zusammen.
Gelli hat geschrieben:geht das darauf hinaus,das ich mich ganz von Ihnen entferne.
(Hervorhebungen durch mich)

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Gelli
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Beitrag Mi., 15.10.2014, 08:49

@Sunny75

Wie gut,das ich diese Personen besser kenne,als du oder sonnstwer hier.Ich kenne diese Personen schon aus Kinderzeiten,und da wollt ihr hier so tuen als ob ihr diese Personen besser einschätzt oder kennt?
Mich juckt das nicht,das ich für diese Personen der "kleine Zeh"bin,und es ist mir mitlerweile auch egal ob sie mir eine "Maske"zeigen,denn ich bin nichts anders,ich zeige weder denen noch hier mein wahres Gesicht,ich zeig auch nur meine "Maske"die hier viel "gegenwind"bekommt,aber was juckt mich das,ich bin hier anonym,und ihr seid auch anonym.
Als Hospizhelferin habe ich für viele Verhaltensweise dieser Frauen Verständnis,auch wenn ich da auch sage,es ist wichtig Trauer zuzulassen,sie zu durchleben und sich damit am Ende zu arangieren,aber bei diesen sogenannten Personen wird entweder garnicht erst zugelassen,und die andere sieht nichts mehr anderes als Traurigkeit,für sie ist die Welt auch gestorben.
Sein Kind zu verlieren das muß für eine Mutter etwas unfassbares sein,etwas grausames sein,ich weiß nicht wie ich reagieren würde,wenn einer meiner Söhne verunglücken und dabei versterben,ich kann es echt nicht sagen.
Ich würde mich der Trauer stellen wollen,das sagt mir zwar derzeit mein Kopf aber wie wäre die Realität?
Und klar,ich muß mich damit "abfinden"das ich für diese Personen nicht mehr so ein Thema bin,und für die eine bin ich ja nur gut das sie sich bei mir "auskotzen"kann,(schriftlich)mehr bin ich nicht.
Aber egal,sollen Sie trauern,wenn sie die Welt der Traurigkeit und des Schmerzes schöner finden oder gar brauchen,dann sollen sie darin verharren.
GUT DING WILL WEILE HABEN

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Mia Wallace
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Beitrag Mi., 15.10.2014, 08:59

Gelli hat geschrieben: Wie gut,das ich diese Personen besser kenne,als du oder sonnstwer hier.Ich kenne diese Personen schon aus Kinderzeiten,und da wollt ihr hier so tuen als ob ihr diese Personen besser einschätzt oder kennt?
Man kann mit jemandem sehr lange bekannt sein ohne ihn wirklcih zu kennen. Und ohne zu verstehen.

Gelli hat geschrieben:Mich juckt das nicht,das ich für diese Personen der "kleine Zeh"bin,und es ist mir mitlerweile auch egal ob sie mir eine "Maske"zeigen,denn ich bin nichts anders,ich zeige weder denen noch hier mein wahres Gesicht,ich zeig auch nur meine "Maske"die hier viel "gegenwind"bekommt,aber was juckt mich das,ich bin hier anonym,und ihr seid auch anonym.
??
Gelli hat geschrieben:Als Hospizhelferin habe ich für viele Verhaltensweise dieser Frauen Verständnis,auch wenn ich da auch sage,es ist wichtig Trauer zuzulassen,sie zu durchleben und sich damit am Ende zu arangieren,aber bei diesen sogenannten Personen wird entweder garnicht erst zugelassen,und die andere sieht nichts mehr anderes als Traurigkeit,für sie ist die Welt auch gestorben.
Ich glaube, Du hast etwas missverstanden. Das Etikett "Hospizhelferin" ist nicht gleichbedeutend mit einem allgemeingültigen Wissen wie genau Trauer zu gehen hat und wie lange sie dauern darf.


Gelli hat geschrieben:Und klar,ich muß mich damit "abfinden"das ich für diese Personen nicht mehr so ein Thema bin,und für die eine bin ich ja nur gut das sie sich bei mir "auskotzen"kann,(schriftlich)mehr bin ich nicht.
Ganz genau. Es geht diesen Trauernden nicht um Dich und damit muss Du Dich abfinden.

Gelli hat geschrieben:Aber egal,sollen Sie trauern,wenn sie die Welt der Traurigkeit und des Schmerzes schöner finden oder gar brauchen,dann sollen sie darin verharren.
Aus diesen Worten spricht Deine eigene Kränkung.

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nonStop
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Beitrag Mi., 15.10.2014, 09:56

und warum wird jetzt wieder auf Geli eingedroschen, warum kann man ihre meinung zu (dieser frau mit der art der trauer )nicht akzeptieren, warum wird erwartet, das sie ( geli )alles akzeptieren muss und keiner ihre meining akzeptiert.
Es ist nun mal ihre sicht der dinge, die genauso eine berechtiging hat, wie die eure sicht.

Geli gehört(e) zum umfeld dieser Frau und muss zusehen, wie sich diese frau zugrunde trauet. Es mag ja menschen geben , die dann eiskalt daneben stehen und die gleiche haltung einnehmen wie diese frau, obwohl nur diese frau trauert, es nur um sie geht.

Ich könnte auch nicht einfach nur zusehen, wenn ich nicht helfen könnte, würde ich mich auch zurück ziehen.
a) aus selbstschutz um mich nicht meitreissen zu lassen und
b )weil ich das nicht ertragen könnte, wenn ein mensch zu dem ich ein enges verhalten habe, sich in einer trauer, die nicht gerade erst aktuell geworden ist, sondern seit 4 jahren besteht, zugrunde trauert.

Ausser dieser traurigkeit nichts anderes mehr zulässt.
Ob das nun zwischenmenschliche kommunikationen sind, oder ob der ehemmann sich allein gelassen fühlt, oder ob die umwelt aussgeschaltet wird, oder ob man sich in dieser position in einer scheinwelt denkt und tägl, weinend zusammenbricht und schreit, der sohn soll zurück kommen, so quälend, so selbstzerstörerisch, so verzweifelt, so verhaarend in dieser schrecklichen position, seit 4 jahren in dieser positon tägl. weinend, klagend, schmerzhaft, bittend ( sohn möge zurück kommen ) vermeidend ( die realität wieder aufzunehmen ) wie könnte eine seele diesen zusatand über jahre ertragen ?

Wieso wird gewertet und verurtelelt wie die umwelt ( auch Geli ) damit umzugehen hat..

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Nico
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Beitrag Mi., 15.10.2014, 10:03

Bei Gelli scheint es mir doch sehr um ihre ganz persönlichen Befindlichkeiten zu gehen, ihr fehlt glaube ich, die neutrale Sicht darauf.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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nonStop
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Beitrag Mi., 15.10.2014, 10:19

Sunny75 hat geschrieben:Für sie ist gerade die ganze Welt zusammengebrochen, und du jammerst, weil du mit ihnen nicht mehr so reden kannst, wie früher.
Dieser satz ist für mich ein Hinweis darauf, dass hier keine Abgrezung zur akuten Trauerphase gemacht wird.

Diese Frau, von der die Rede ist, hat nicht gerade erst ihren Sohn verloren, sondern wie mehrfach erwähnt bereits vor 4 Jahren
Diese Frau steckt nur in einer Phase fest, in einer phase die fast dirket nach dem Tod eines geliebten menschen einsetzt
Diese phase ist eine extrem schmerzhafte phase.
Ergo, diese Frau erlebt diese extrem Trauerphase seit 4 Jahren so, ohne ein Ausweg finden zu können.,Dieser Ausweg für sich, nicht für andere, dieses loslassen ist für sich, nicht für andere, dieses verlassen dieser trauerphase ist für sich, nicht für andere.
Ich bezweifle, dass diese Frau sich in dieser Position gut fühlt und seit 4 Jahren bewusst so leben will ..

Das ist kein Ritual, das ist ein Tunnel ohne Licht, ein Fass ohne Boden, eine Welt ohne halt und alles andere als bewusste trauer

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hopelife
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Beitrag Mi., 15.10.2014, 11:01

Gelli, dann hättest du deinen thread anders benennen müssen, dann hättest du andere Antworten erhalten, denke ich.

Ich frage mich aber, was du dir hier im Austausch wünscht? Es geht doch weniger um die Frau, sondern vielmehr um dich ( was ich nicht wertend meine) warum macht es dich so aggressiv? ( keine rhetorische Frage)

ich denke, die Bekannte verhält sich ja nicht so, um dich und ihren Mann zu ärgern.
Es gibt einschneidende Erlebnisse im Leben,
da kann ich dir aus Erfahrung sagen, dass es Menschen gibt, die sich davon nicht mehr erholen können und nicht weil sie es nicht wollen, sondern weil sie es nicht können. Du denkst immer, dass nur der Wille zählt und hast sehr hohe Ansprüche an andere, auch in anderen threads ist das auffällig. Du bist du und ein anderer ist eben anders, als Du.

Meine Ur-Oma war immer eine erfolgreiche, lebenslustige Frau, aber als ihre erste große Liebe plötzlich starb, ist sie ver- rückt geworden, sie ist andauernd mit Ihren Lebensmittel ins Krankenhaus gelaufen und war davon überzeugt, das man sie vergiften will, es gibt manchmal auslösende Ereignisse, da verändern sich Menschen und werden nie wieder die alten und glaube mir, sie leiden selbst darunter.
Es wäre ja vielleicht wichtig mal bei dir zu bleiben und zu schauen, was dich daran zu bedrückt, vielleicht ist es ja auch doch Traurigkeit, das du eine gute Bekannte verloren hast und es dich hilflos macht, das du sie nicht mehr erreichst?
es wäre heute nicht so wie es ist,
wäre es damals nichts gewesen wie es war!

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Mia Wallace
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Beitrag Mi., 15.10.2014, 11:49

nonStop hat geschrieben:
Diese Frau, von der die Rede ist, hat nicht gerade erst ihren Sohn verloren, sondern wie mehrfach erwähnt bereits vor 4 Jahren
Manche innere Entwicklung braucht viel Zeit. Weit mehr als "nur" 4 Jahre. Manche Prozesse (sorry für dieses technisch klingende Wort.- mir fällt gerade kein besseres ein) enden auch nie.
(damit meine ich nicht nur Trauerprozesse, sondern ganz global alle Arten innerer Entwicklungen. Gewiss nicht ohne Grund benötigen viele von uns viele Jahre Psychotherapie, die ihre Entwicklung begleitet. Oft deutlich mehr als "nur" 4 Jahre. Nicht wenige brauchten zuvor vielleicht auch erstmal Jahre, um sich überhaupt in Therapie zu begeben.
Dabei dürfte vielen von uns noch nicht einmal so etwas ultimativ Entsetzliches wie der Tod eines existenziell wichtigen Menschen, der den eigenen Lebensinhalt und-Sinn bedeutet, zugestoßen sein. )

Es ist sowieso entsetzlich ein Kind zu verlieren.
In Gellis Erzählung deutet sich an, dass diese Frau darüber hinaus auch schon vorbelastet war (dieses ausschließlich für seine Kinder leben und sie zum Lebensinhalt haben, die Paarbeziehung darüber zu vernachlässigen ist zumindest ein Indiz).
Wer wollte der Trauernden vorschreiben, wie viel Zeit sie braucht und was sie zu tun hat?

Ich sehe es wie eine meiner Vorschreiberinnen: der Mann kann sich trennen, wenn er das so nicht mehr erträgt. Minderjährige Kinder sind nicht betroffen. Welcher Art also sollte der Schaden sein, der entsteht, wenn die Frau auf ihre Weise trauert?


Es kann schon sein, dass manchmal die Trauer nicht weggehen "darf", weil sie vielleicht eine Verbindung zum Verstorbenen ist. Weil sie immer noch leichter zu ertragen ist, als die Leere, die man vielleicht fürchtet, wenn selbst die Trauer weg ist.
Aber wenn das so ist, dann hat der/die Trauernde einen gewichtigen (wahrscheinlich existenziellen) Grund dafür.


Natürlich ist der Frau zu wünschen, dass sie sich besser fühlen möge.
Aber wenn ich genau hinschaue, was in mir den Wunsch auslöst, jemand möge die Trauer um ein Kind doch schneller als in 4 Jahren bewältigen und sich wieder dem Leben zuwenden können, dann sind es, wenn ich ganz ehrlich bin, vor allem meine eigenen, sehr archaischen Ängste, einem meiner Kinder könnte etwas zustoßen und ich könnte in die selbe Situation geraten.

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Verocasa
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Beitrag Mi., 15.10.2014, 12:19

Wie auch immer und warum auch immer jemand sehr lange Zeit für den Trauerprozess zu brauchen scheint: Es kann nicht die Sache eines anderen sein, dies zu verurteilen.

Ich schrieb der TE schon weiter vorne, sie befindet sich damit in den Angelegenheiten eines anderen Menschen, und das steht uns gar nicht zu. Wir sollten uns vielmehr UNS zuwenden und schauen, warum wir diese kritische Haltung einnehmen - was dies mit uns zu tun hat.

Welche nicht bewältigte Trauer steckt vielleicht in DIR, Gelli, die Du möglicherweise zurückgedrängt hast und die Du lieber noch leben würdest? Vielleicht beneidest Du ja in einem Eckchen Deines Selbst die Frau, die sich so "ungeniert" zu trauern erlaubt?

Das sind zielführendere Fragen, mit denen wir dann auch wirklich weiterkommen können. Es braucht aber viel Mut zur Ehrlichkeit, sich diese aufrichtig zu beantworten.

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nonStop
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Beitrag Mi., 15.10.2014, 12:36

Liebe mia, es geht mir nicht um die Zeit des trauern, sondern um Leiden innerhalb dieser Trauer ..
Ich habe viele soziale Kontakte und kenne noch eine Frau die seit 20 Jahren trauert ..
Ich selbst trauere seit 22 Jahren um einen Menschen, man Trauer sein ganzes Leben lang um diese Menschen...
aber trauern bedeutet nicht zwangsläufig , nie wieder Glück zu erleben..
diese Frau die seit 20 Jahren trauert, trauert indem sie sich die Zeit zu bestimmen anlässlich nimmt , die mit der Person zu tun hat, nur für sich und ihm ..
dazwischen geht sie in die Oper, mit Freunden aus etc..pp
diese eine Frau von der wir hier alle reden trauert 24 std am Tag, täglich ohne anderes zuzulassen ..
da drängt sich mir der Gedanke auf, das dies für die Seele der Frau alles andere als gut ist und ob man ihr da raus helfen könnte ..es geht nicht darum ihr keine Trauer oder trauerzeit zugestehen zu wollen, sondern nur um ihrer selbst Es sollte sich auch langsam heraus kristallisiert haben, dass ich mir nicht anmaße ihr verhalten zu kritisieren, sondern das es mir darum geht , dieser Frau , wenn möglich zu helfen, wenn sie es zulassen könnte ..
wie ich reagieren würde, wenn ich in ihrer Situation wäre. Steht hier gar nicht im Verhältnis ..
doch du und ein paar andere setzen dies im Verhältnis zu sich selbst ..
wenn du mir real so begegnen würdest, tief in dieser Trauer gefangen zu sein, würde ich auch versuchen dir zu helfen .

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Verocasa
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Beitrag Mi., 15.10.2014, 12:49

wenn du mir real so begegnen würdest, tief in dieser Trauer gefangen zu sein, würde ich auch versuchen dir zu helfen
Auch wenn es sehr verführerisch ist, die Angelegenheit des anderen zur eigenen zu machen: Hilfe aufzudrängen geht gar nicht, und wenn es noch so lieb gemeint ist.

Genau dass wir es nicht aushalten, wenn es einem anderen schlecht zu gehen scheint, liegt in uns. Wir sehen uns selbst in dieser Person und ertragen es nicht. Es ist aber das Erleben des anderen, und er hat das Recht dazu, es auf seine Weise auszutragen.

Hilfe kann auch sein, den anderen zu lassen, und dies ist ein Zeichen von Respekt.

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Mia Wallace
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Beitrag Mi., 15.10.2014, 13:13

nonStop, ich beziehe mich mit meinen Worten sowieso eher auf Gelli - die das Thema hier ja aufgworfen hat- und möchte es gar nicht so verstanden wissen, dass ich dich da anspreche
nonStop hat geschrieben: doch du und ein paar andere setzen dies im Verhältnis zu sich selbst ..

Ja selbstverstädlich.
Und diese Fragen "was sind meine eigenen Anteile?", "was hat das mit mir und meinen eigenen Themen zu tun?" "warum ist es mir ein Thema wichtig" finde ich auch sehr wichtig.

Das gehört zum kleinen Einmaleins der Introspektionsfähigkeit (ohne die, nebenbei bemerkt, auch keine noch so tolle und lange Therapie wirklich etwas verändern kann und ohne ein Mensch auch in den unterschiedlichsten Beziehungen immer wieder in ähnliche Muster verfällt )
Und ganz besonders wichtig finde ich diese Fragen auch, wenn einen ein Thema besonders bewegt und begleitet.
Noch mehr, wenn man glaubt zu wissen, was für andere gut und richtig ist.



Aus Gellis Beiträgen fallen mir Ausschnitte ein, die darauf hinweisen, dass sie selbst ein Thema mit Trauer und vielleicht unbewältigter Trauer hat.
Sie sagt, sie selbst sei so gepolt, dass sie ihre Trauer nicht so gut ausleben konnte. Sie ist ausgerechnet Hospizhelferin geworden, deren Aufgabe es ist, Menschen in ihrer Trauer zu begleiten. (welche eigenen Themen, welche Lebensgeschichte führen einen in so eine Tätigkeit?). Weshalb hat sie eine Tätigkeit gewählt, in der sie Menschen in Trauer begleiten kann. In der sie die Angelegenheiten anderer ein Stück weit zu den ihren macht? Es scheint ihr auch wichtig zu sein, das oft zu erwähnen.)

Sie schreibt in anderen Beiträgen, dass es ihr selbst nicht möglich war, beim Abschied von ihrem Therapeuten zu weinen (vielleicht ja gleichbedeutend mit: zu trauern. Also dieses Ereignis ausreichend zu betrauern). Dass allein die Tatsache, dass es diesen Abschied gab, noch gar nicht in ihrem Herzen angekommen ist, jetzt, 9 Monate später.
Das heißt, vielleicht hat dieser eigene aktuell anstehende Trauerprozess auch noch gar nicht begonnen.
Dabei ist es "nur" der Abschied von einem Therapeuten, der weder gestorben ist, noch die Therapie abrupt abgebrochen hat.


In anderen Beiträgen reagiert Gelli sehr gekränkt, wenn sie das Gefühl hat, dass man ihr nicht zuhört, sie nicht anhört, nicht versteht, was sie sagen will.
Hier schreibt sie, wie schwierig es ist, dass, die nicht mehr "normal" mit der trauernden Frau reden kann, ihr eigenes zurückstellen muss.
Vielleicht auch ein eigenes Thema?

In diesen Ausschnitten blitzen eigene Themen auf, die sehr wahrscheinlich ihre Sicht der Dinge und ihr Empfinden stark beeinflussen.
Die überhaupt dazu führen, dass sie sich mit dem Thema Trauer beschäftigt.

Wenn man anderen erzählen will, welcher Umgang mit ihren Gefühlen richtig und welcher falsch ist, sollte man seine eigenen Themen sehr bewusst und präsent haben, um sie nicht den anderen unabsichtlich überzustülpen.
Das kann, auch wenn es noch so gut gemeint ist, für den anderen alles andere als gut sein.

Gut gemeint und gut ist oft nicht das selbe.

Sich diese Fragen zu stellen und ein Thema in Bezug zu sich selbst, der eigenen Geschichte und den eigenen defiziten zu setzen kann helfen, nicht in die "gut gemeint" Falle zu laufen, mit der man sich vielleicht im Grunde nur selbst beruhigen und helfen möchte.

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