Therapeutin möchte nicht, dass ich Antrag lese

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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paulchen_panther
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Beitrag Do., 25.09.2014, 17:11

@Sandrin: Ich fühle mich gerade konkret angesprochen mit "wie locker das manche sehen", deswegen möchte ich kurz antworten.
Mir ging es gerade explizit um die Krankenkasse. Auf nichts anderes bezog ich mich in meinem Beitrag.
Ich war auch mal blauäugig und habe eine Therapie begonnen, ohne mich vorher um sowas wie Berufsunfähigkeitsversicherung zu kümmern. Das wird für mich, sofern ich es mal möchte, viel schwieriger werden, weil in vielen Fällen die Krankengeschichte der letzten 5 bzw. 10 Jahre abgefragt wird.
Auch wusste ich nicht, dass durch die Überweisung meiner Hausärztin zum Psychotherapeuten meine ehemalige Therapeutin von ihrer Schweigepflicht gegenüber meiner Hausärztin entbunden wurde. Das hieß unter anderem, dass nach dem Abruch der Therapie nach nur 11 Stunden ein Abschlußbericht an die Hausärztin ging. Wie unglücklich ich darüber war, kann man sich vorstellen.

Heute würde ich diesbgzl. anders handeln. Ich habe gelernt und sehe das nicht mehr locker. In Bezug auf "Antrag bei der Krankenkasse" bleibe ich jedoch bei dem, was ich gesagt habe. Was die Krankenkasse betrifft, ist mir egal, was in den Anträgen über mich steht.

PS: Ich habe gesehen, dass anela aus Österreich kommt. Wie es da mit dem Gutachterverfahren und der Krankenkasse aussieht, weiß ich nicht. Ich beziehe mich ausschließlich auf Deutschland.

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pandas
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Beitrag Do., 25.09.2014, 19:33

Pantoffeltierchen hat geschrieben:Hm, was es - finde ich - auch noch zu bedenken gibt, ist, dass Therapeuten in solchen Anträgen wohl eher übertreiben, um die Stunden bewilligt zu bekommen, vielleicht eine milde Depression ausschmücken und sie zu einer starken machen etc. Dann ist die Frage, ob man dadurch nicht zu sehr beunruhigt wird... Nur so ein Gedanke...
Nun, aber gerade darüber sollte der Therapeut informieren und fragen, ob man damit einverstanden ist, dass man sozusagen ohne tatsächlichen Bestand "hoch"-diagnostiziert wird. Denn die Berichte können durchaus auch für andere Dinge abgefragt werden, auch wenn Therapeuten da gern drüber wegsehen. Und wenn man dann die Berichtseinsicht nicht weitergibt, kann das auch nachteilig sein.

Die Entscheidung, ob "hoch"-diagnostiziert wird oder nicht, sollte beim Patienten liegen.
Therapeuten sollten sich auch bewusst sein, dass der Patient jederzeit die Berichte doch noch abrufen kann.
Wenn der Patient solche Falschangaben anstössig findet und anzeigt, tja, dann wird sich der Therapeut auch ärgern, kann aber nix gegen machen.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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sandrin
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Beitrag Do., 25.09.2014, 19:39

Im Falle eines Versicherungsabschlusses führt das Nicht-Entbinden von der Schweigepflicht hundertprozentig zur Ablehnung, ebenso bei möglichen Verbeamtungen und auch in anderen Fällen wirst du nicht drum rumkommen, dein OK zu geben, wenn du was von anderen möchtest. So ist das halt nunmal. Das kann ja jeder entscheiden, wie er will. Nur sollte man schon wissen, worauf man sich da einlässt.

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paulchen_panther
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Beitrag Do., 25.09.2014, 19:44

Hallo pandas,
pandas hat geschrieben:Nun, aber gerade darüber sollte der Therapeut informieren und fragen, ob man damit einverstanden ist, dass man sozusagen ohne tatsächlichen Bestand "hoch"-diagnostiziert wird. Denn die Berichte können durchaus auch für andere Dinge abgefragt werden, auch wenn Therapeuten da gern drüber wegsehen. Und wenn man dann die Berichtseinsicht nicht weitergibt, kann das auch nachteilig sein.
kannst du näher erläutern, welche Berichte für welche anderen Dinge abgefragt werden können? Das interessiert mich. Danke.

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pandas
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Beitrag Do., 25.09.2014, 19:52

paulchen_panther hat geschrieben: kannst du näher erläutern, welche Berichte für welche anderen Dinge abgefragt werden können? Das interessiert mich. Danke.
Nun, es gibt verschiedene Dinge, wo nach Kranken-Berichten (und das sind auch Psychotherapie-Gutachterberichte) gefragt wird.
Und unter Umständen ist es für einen von Vorteil, wenn man diese dann freistellen kann, d.h. man entbindet die Behandler punktuell von der Schweigepflicht und diese senden die Berichte dann an die anfragende Stelle.

Kann natürlich auch sein, dass man das im Leben nie braucht.

Mögliche Fälle:
- Opferentschädigungsgesetz (diese verlangen die Berichte, ist wohl von grösseren Nachteil, wenn man keine einreicht)
- Fond für sexuellen Missbrauch (nicht zwingend notwendig, aber wahrhafte Berichte sind sicher von Vorteil)
- Feststellung partieller Arbeitsunfähigkeit durch den Psychologen der Arbeitsagentur oder Jobcenter
- Kliniken (nicht unbedingt notwendig, aber wahrhafte Berichte erleichtern sicher die Behandlung)
- eventuell auch Frührente, aber das weiss ich nicht genau
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paulchen_panther
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Beitrag Do., 25.09.2014, 20:02

Vielen Dank für die Antwort. Leider muss ich weiterfragen

Gibt es dafür eine Quelle, in der das noch einmal detailliert steht? Kannst du außerdem erklären, was genau du mit "Psychotherapie-Gutachterberichte" meinst.
Den Antrag, den der Therapeut schreibt oder den Bericht, den der Gutachter nach Lesen des Antrags schreiben muss?

Sorry, dass ich es noch genauer wissen will, aber ich möchte Missverständnisse vermeiden.

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Fify
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Beitrag Do., 25.09.2014, 20:03

Könntest du dir denn vorstellen, dass wenn du den Antrag liest, das negative Auswirkungen auf deinen Therapieverlauf haben könnte?


pandas
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Beitrag Do., 25.09.2014, 20:12

paulchen_panther hat geschrieben:
Gibt es dafür eine Quelle, in der das noch einmal detailliert steht?
Quellen sind jeweils die Infomaterialien der jeweiligen Stellen.
paulchen_panther hat geschrieben: Kannst du außerdem erklären, was genau du mit "Psychotherapie-Gutachterberichte" meinst.
Den Antrag, den der Therapeut schreibt oder den Bericht, den der Gutachter nach Lesen des Antrags schreiben muss?
Achso, es geht um die Berichte, die der Therapeut vorrangig für den Gutachter schreibt, der über die KK-Finanzierung entscheidet-
Faktisch sind dies aber die Therapieberichte, die eben von diesen anderen Stellen angefordert werden können.
Natürlich muss dazu der Patinent zuvor von der Schweigepflicht entbinden,
tut er dies nicht, kann das aber, wie gesagt, von Nachteil sein,
denn oft ist es ja der Patient, der von diesen Stellen etwas will.

Der Therapeut ist dazu verpflichtet, Behandlerberichte bereitzustellen. In der Regel werden dazu die Für-den-Gutachter-Berichte verwendet.

Was der Gutachter selbst dann schreibt, ist tatsächlich nur für den KK-Prozess relevant, also, wenn man da in Widerspruch geht oder so.
Der Gutachter ist ja kein Behandler, kennt den Patient gar nicht. Letztlich verlässt der Gutachter sich auf die Inhalte, die der Therapeut niederschrieb. Deshalb hat das keine weitere Relevanz, ausser für die KK.
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Wandelröschen
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Beitrag Do., 25.09.2014, 20:51

Für mich hat das Zeigen/Aushändigen einer Kopie des Berichtes an den Gutachter durchaus auch, wie bei Tränen-reich, etwas mit Transparenz, Kontrolle und Vertrauen zu tun.
Als ich meine Ex-Thera danach fragte, da stand für mich die Transparenz im Vordergrund, wollte halt wissen, was mit unsereins ist, wie sie mich sieht, was ich habe … bekam ich von ihr zu hören, dass sie ihren Patienten das grundsätzlich nicht zeige, weil sie die Erfahrung gemacht habe, dass in der Regel diese damit nichts anfangen können, das nicht verstehen (sei ja im Fachchinesich geschrieben), es diese nur belaste und sie sich dann der Diagnose entsprechend verhalten würde. Außerdem käme sie sich dann kontrolliert vor. Sie würde das schon wahrheitsgemäß schreiben. Auf mein zaghaftes „aber“ kam dann, ich könne ihr da ruhig vertrauen. Und da ja Kontrolle ausüben und starkes Misstrauen auch Baustellen bei unsereins sind, wäre das ja auch ein gutes Übungsfeld, dieses Nichtwissen auszuhalten, Kontrolle abzulegen und Misstrauen abzubauen.

Mag sein, dass sie so bei diversen Patienten gut klar kommt, aber bei mir ging der Schuss nach hinten los. Sie bediente im Prinzip Baustellen von mir (keine Antworten zu bekommen) und hielt mich klein/auf Abstand.

Bei meinem jetzigen Thera fragte ich auch gleich nach dem ersten Bericht für den Gutachter, ob ich ihn sehen dürfe. Im ersten Moment zögerte er, dann ging er ihn zusammen mit mir durch. Klar, es standen da u.a. knallhart meine „Macken“ drin, aber hat aus meiner Sicht auch alles gestimmt, nichts übertrieben. Ab dem 2. Bericht gab er sie mir als Kopie (dann auch den 1. noch) mit nach Hause, ungefragt.
Das war für mich unheimlich vertrauensaufbauend, weil er nicht irgendwie, wie meine Thera, ein Vertrauen meinerseits ihr gegenüber einforderte, sondern ich durch das Handeln meines Theras spürte, dass er mir vertraute, vertraute, dass ich mit dem Inhalt klarkomme, ihn daraus keine Strick drehe, … Durch dieses Vertrauen seinerseits mir gegenüber, dass ich deutlich spürte, konnte ich auch ihm viel mehr Vertrauen, konnte ihn auf einmal viel tiefer in mir hinein blicken lassen.
Gruß
Wandelröschen

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anela
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Beitrag Do., 25.09.2014, 20:59

Also meine Therapeutin udn ich arbeiten gerade daran, dass ich zuwenig Fragen stelle udn zuwenig fordere, also bei mir liegt es glaube ich nicht an mangelndem Vertrauen, sondern an so einigen schlechten Erlebnissen, wo ich nicht genug um Information gekämpft habe. Bzw. mir nicht Menschen gesucht habe, die mir freiwillig und liebenswürdig meine Fragen beantworten.

Also vielleicht passt deine Sicht liebe tränenreich auf 95% der Klienten, aber ich habe einfach andere Erfahrungen gemacht.

Und ich frage mich halt, ob das nicht das übliche therapeutische Gewäsch ist. Ich weiß, dass ist abwertend. Tut mir leid tränenreich, ich finde es ist eine Form kindliche Abhängigkeit sich hinzusetzen und zu glauben, dass der Therapeut alles für mich gut regeln wird. Er wird es so gut tun wie er oder sie kann. Auch wenn wir in der therapie regredieren mögen. Wir sind alle Erwachsene Menschen und haben ein Recht auf Information und Selbstbestimmung.

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anela
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Beiträge: 9

Beitrag Do., 25.09.2014, 21:01

Hi Wandelröschen,

danke für deinen Beitrag. Du sprichst mir aus vollem Herzen.
Und es gibt auch Psychoanalytiker, die mit einem reden - auch über Befunde. Man soll es nicht glauben,

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Wandelröschen
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Beitrag Do., 25.09.2014, 21:02

anela hat geschrieben: Wir sind alle Erwachsene Menschen und haben ein Recht auf Information und Selbstbestimmung.
Gruß
Wandelröschen

Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.


Tränen-reich
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Beitrag Do., 25.09.2014, 21:19

anela hat geschrieben:Und ich frage mich halt, ob das nicht das übliche therapeutische Gewäsch ist.
Naja.... das sind nur eigene Vermutungen, Vorstellungen. Man kann es wohl schwer festmachen...
anela hat geschrieben:Wir sind alle Erwachsene Menschen und haben ein Recht auf Information und Selbstbestimmung.
Ich habe derlei nicht dagegen gesprochen. Es sei jedem gegönnt, seine Rechte einzufordern, natürlich. Das ist immer sehr individuell, wie man jemanden - ich sag mal jetzt nur übertrieben -"blind" vertraut, beruht doch halt nur darauf, was für Erfahrungen ein jeder Mensch macht und ich mich im Übrigen an die Frage der TE halte, die da bisher nichts weiter dargelegt hat. Ich meine mich zu erinnern, sie sprach von Anstöße geben und nicht "wie schütze ich mich"... dies ist lediglich (für mich) ein weiterer Aspekt.

Es hat auch einfach nichts mit Abhängigkeit oder kindlichen Anteilen zu tun, es rührt lediglich aus der eigenen guten Erfahrung heraus, dass ich bisher an gute Therapeuten geraten bin. Und wenn ich (persönlich) NUR danach gehen würde, würde ich weder Psycho-Docs noch sonst irgendwelchen Ärzten vertrauen und mir weder psychisch noch physisch helfen lassen können. Aber irgendwo fängt man mal an. Ich zumindest.

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Thread-EröffnerIn
KdesZ
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Beitrag Do., 25.09.2014, 22:23

Hey,

ich habe es meit meimer Therapeutin nochmal besprochen. Sie sagt, sie hätte es verstanden. Das ist noch kein ja, aber immerhin kein nein mehr.
Durch Zufall bin ich heute bei meinem letzten Gespräch mit meinem Psychiater an meine drei Klinikberichte gekommen. Einer war ohne biografischen Teil und ich habe ihn gelesen. Das was mich am meisten genervt hat, waren die Rechtschreibfehler. Ansonten gehe ich mit allem d'accord.


Ich stimme allen hier zu, die sagen, dass jeder Mensch das Recht auf Information hat. Allerdings gibt es ein Gerichtsurteil, dass die Arztbriefe on der Psychiatrie tatsächlich davon ausnimmt. Wurde in der Klinik, in der ic war auch immer mit drauf gestempelt.


pandas
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Beiträge: 4613

Beitrag Do., 25.09.2014, 22:36

KdesZ hat geschrieben: Allerdings gibt es ein Gerichtsurteil, dass die Arztbriefe on der Psychiatrie tatsächlich davon ausnimmt. Wurde in der Klinik, in der ic war auch immer mit drauf gestempelt.
Das ist aber quatschi, denn das Urteil gilt nur für einen Einzelfall.
Kann sein, dass ein anderer Psy-Patient mündig genug ist für die Arztbriefe ...
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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