So, die erste Erklärung, warum mein Rat so gelautet hat, wie er lautete.
Ich möchte dir von einem Fall erzählen:
Mann, mittleren Alters, lebt auf der Straße und ist schizophren. - Kurz gesagt, eine "bedauernswerte" Person, um die sich manche Menschen Sorgen machen.
Wenn dieser Mann wieder eine arge schizophrene Phase durchlebt, und seine "Geisteskrankheit" sehr augenscheinlich wird, dann fühlen sich Menschen berufen ihm zu helfen.
Sie rufen Polizei und Rettungswagen. Und dann wird dieser Mensch in die Psychiatrie gekarrt. - Weil: So ver-rückt wie dieser Mensch ist, braucht er "unbedingt" Hilfe.
Und dann ist dieser Mensch in der Psychiatrie und die Ärzte könnten ihm mit Neuroleptika helfen, damit er wieder "in die Spur" kommt.
Aber dieser Mensch sagt den Ärzten: "Geht weg mit den Sch...pillen! SO etwas schlucke ich nicht! Lasst mich in Ruhe! Ich bin glücklich in dem Zustand in dem ich mich befinde! Ich bin glücklich auf der Straße! Und wenn meine "Geister" (die Symptome der Schizophrenie) wieder auftauchen, macht mir das nichts aus. ich habe mich mit ihnen arrangiert und lebe eben damit."
Und die Ärzte können in dem Fall nichts machen.
Sie können ihn nicht zwingen Tabletten zu schlucken, und sie können ihn auch nicht - gegen seinen Willen - in der Psychiatrie festhalten.
Und dann ist dieser Mensch wieder auf der Straße, mit seinen Stimmen und Geräuschen die nur er hört, und den Berührungen, die nur er fühlt.
Dort ist er glücklich. Und würde auch weiter glücklich in Ruhe weiterleben, wenn nicht hin und wieder Menschen sich berufen fühlen ihm zu "helfen".
Für uns sieht es komisch aus, wenn so ein Mensch sich gegen "Geister" wehrt und verrückte Selbstgespräche führt; verpeilt ist, neben der Spur ist, ...
Man sagt: "Der ist doch krank im Kopf! Der braucht einen Psychiater!"
Aber braucht er den wirklich?
Kann man so einen Menschen nicht mit seinen "Geistern" leben lassen? Können wir es nicht einfach ertragen, wenn jemand Gespräche mit (für uns) unsichtbaren Personen oder Stimmen führt?
Solange dieser Mensch glücklich ist ....
Kann man ihn nicht in seinem Glück lassen?
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Und jetzt zu deinem Freund:
Ich verstehe die Sorge, und ich kann auch verstehen, dass ihr ihn vor einer ev. Sekte schützen wollt. Aber mit Gewalt bekommt ihr ihn von diesem Mann nicht weg.
Gewalt erzeugt Gegengewalt. Je mehr ihr an eurem Freund zerrt, umso stärker wird es ihn zu seinem "Guru" ziehen.
Die einzige Chance, dass ihr den Kontakt nicht verliert, ist: Druck herausnehmen. Den Freund so annehmen, wie er gerade ist. Und versuchen seine Aussagen zu widerlegen. Ganz entspannt und ohne Vorwürfe. Einfach da sein, ihm zuhören, was er zu sagen hat, und dann - auch total entspannt - die eigene Sichtweise klar legen.
Vieles kann man schon mit wissenschaftlichen Studien belegen, die euren Freund dann vielleicht doch ins Zweifeln bringen.
Seine Ansichten - sachte - erschüttern. Immer wieder - sachte - in Frage stellen. Und ihm das Gefühl geben: Wir sind für dich da, wir stehen hinter dir, du bist bei uns angenommen, wir haben dich sehr gerne, ......
Denn genau damit arbeiten Gurus: Sie versuchen die neuen Schäfchen von ihren Freunden und Familie zu isolieren. Und sie schmeicheln mit liebevollen Worten. Und, wenn es dann Zoff mit Freunden und Familie gibt, dann ist das die Chance, die Schäfchen total in ihre Fänge zu ziehen.
Solange ihr für euren Freund noch Bedeutung habt, ihr ihm noch wichtig genug seid um sich mit euch zu treffen, habt ihr eine Chance.
Ihr müsst ihm nur genauso "schön" tun, wie der "Guru" es tut. Ihm "schmeicheln", und einfach bedingungslos für ihn da sein; ihn ernst nehmen und annehmen, so wie er ist.
Das war der erste Rat.
Und der zweite Rat ist: Schaut einmal, ob ihr irgendwie eine Sektenberatung findet. Dort könnt ihr euch weitere Tipps holen.
Aber eines muss euch klar sein: Es gibt keine Erfolgsgarantie, dass ihr euren Freund vor diesem "Guru" schützen könnt. Ihr habt zwar eine Chance, die Gehirnwäsche aufzuweichen (wenn es tatsächlich Gehirnwäsche, und keine psychische Störung aufgrund von Hasch ist), aber eine Garantie gibt es nicht.
Wenn es ganz schlimm kommt, dann ist er eben "verloren". Aber er ist wahrscheinlich auch in diesem Zustand glücklich.
Plötzlich neurotisch / psychotisch ?
Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null - und das nennen sie ihren Standpunkt.
*Albert Einstein*
*Albert Einstein*
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Vroni1000 hat geschrieben:Ich bin ja nicht "beleidigt" oder so, aber ich hab das Gefühl, ihr sagt mir, ich soll einfach dabei zusehen, wie jemand, der mir wichtig ist, ins offene Messer läuft... und bei ihm is es halt so, dass er irgendwie das erste Mal glaubt, richtig frei zu sein, ne eigene Meinung zu haben, ...
Ja, manchmal muss man Menschen anrennen lassen.
Ich weiß, es ist hart zuzusehen, wie jemand in sein Unglück läuft, aber es ist ja SEIN Unglück. Das Unglück dem ER hinterher läuft.
Ihr - der Freundeskreis - könnt höchsten noch überlegen: Was gibt dieser Mann unserem Freund, was er bei uns nicht gefunden hat? Warum fühlt sich unser Freund bei diesem Mann so verstanden und frei? Was macht dieser Mann anders, als wir machen?
Ich bin da zu wenig im Thema drinnen .... eine Sektenberatung könnte da noch viel bessere Anleitung geben. Sie kennen die Knackpunkte, wo man ansetzen kann, um dieses verquerte Denken wieder umzukehren.
Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null - und das nennen sie ihren Standpunkt.
*Albert Einstein*
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[quote="Feenya"] Ihr - der Freundeskreis - könnt höchsten noch überlegen: Was gibt dieser Mann unserem Freund, was er bei uns nicht gefunden hat? Warum fühlt sich unser Freund bei diesem Mann so verstanden und frei? Was macht dieser Mann anders, als wir machen?
---> Das hat die Sektenberatungs Psychologin auch gesagt!
---> Das hat die Sektenberatungs Psychologin auch gesagt!
Danke. So fühl ich mich schon Ernster genommen
Kurz zu deiner Geschichte: Es wäre was anderes, wenn es nur von ihm käme. Aber da es da mit großer Wahrscheinlichkeit eine Verbindung zwischen diesem Mann und der plötzlichen Verhaltensänderung...klar würden wir uns auch Sorgen machen, wäre er von einem Tag auf den anderen plötzlich ganz anders. Aber da wäre es einfacher, zu sagen, man lässt ihn einfach.
Und, ja...so hatte ich es ja versucht, das schien mir auch am konstruktivsten. Leider ist das nicht so gelaufen, wie ich es mir vorgestellt habe... ich glaube nicht, dass er mir - solange er nicht erkennt, dass das alles nur aus Sorge war und nicht aus Boshaftigkeit - das im Moment verzeiht. Seine Freundin verfolgt eh auch sowas, wie du hier vorgeschlagen hast.
Bei der Sektenberatung war ich auch schon...das brachte aber auch nichts, denn was will man denn machen, solange der Betroffene auch nicht einsieht, dass seine Gedanken kontrolliert werden. Und letzteres erkennt man einfach daran, dass er so irrational ist, dass er von den Menschen, die er kennt, denkt, sie verstehen ihn nicht, dass er sagt, der Glaube hätte ihn vom Kiffen befreit usw... das ist doch im Endeffekt (so sehe ich das) eine Flucht von einer Sucht in die nächste...
Alles, was er mir geschrieben hat, kam mir vor wie ein Missionarsroman, wie die, die die Leute vorm Flex verteilen...
Kurz zu deiner Geschichte: Es wäre was anderes, wenn es nur von ihm käme. Aber da es da mit großer Wahrscheinlichkeit eine Verbindung zwischen diesem Mann und der plötzlichen Verhaltensänderung...klar würden wir uns auch Sorgen machen, wäre er von einem Tag auf den anderen plötzlich ganz anders. Aber da wäre es einfacher, zu sagen, man lässt ihn einfach.
Und, ja...so hatte ich es ja versucht, das schien mir auch am konstruktivsten. Leider ist das nicht so gelaufen, wie ich es mir vorgestellt habe... ich glaube nicht, dass er mir - solange er nicht erkennt, dass das alles nur aus Sorge war und nicht aus Boshaftigkeit - das im Moment verzeiht. Seine Freundin verfolgt eh auch sowas, wie du hier vorgeschlagen hast.
Bei der Sektenberatung war ich auch schon...das brachte aber auch nichts, denn was will man denn machen, solange der Betroffene auch nicht einsieht, dass seine Gedanken kontrolliert werden. Und letzteres erkennt man einfach daran, dass er so irrational ist, dass er von den Menschen, die er kennt, denkt, sie verstehen ihn nicht, dass er sagt, der Glaube hätte ihn vom Kiffen befreit usw... das ist doch im Endeffekt (so sehe ich das) eine Flucht von einer Sucht in die nächste...
Alles, was er mir geschrieben hat, kam mir vor wie ein Missionarsroman, wie die, die die Leute vorm Flex verteilen...
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Aber trotzdem ist es seine Weltanschauung, egal wie viele Menschen dahinter stehen und ihm etwas einimpfen.Vroni1000 hat geschrieben:Danke. So fühl ich mich schon Ernster genommen
Kurz zu deiner Geschichte: Es wäre was anderes, wenn es nur von ihm käme. Aber da es da mit großer Wahrscheinlichkeit eine Verbindung zwischen diesem Mann und der plötzlichen Verhaltensänderung...klar würden wir uns auch Sorgen machen, wäre er von einem Tag auf den anderen plötzlich ganz anders. Aber da wäre es einfacher, zu sagen, man lässt ihn einfach.
Ich weiß schon, was du damit meinst. Wenn es nur er wäre, der plötzlich etwas komische Ansichten vertritt, dann würde keine Gefahr bestehen, dass er da in eine "negative" Gruppe reingezogen wird.
Aber versucht trotzdem ihm - mit seinen Ansichten - gelassen gegenüber zu treten.
Ich weiß ja nicht wie das genau abgelaufen ist, dass dein Freund dir gram ist. Hast du da einen Vertrauensbruch begangen und er fühlte sich hintergangen?Vroni1000 hat geschrieben:Und, ja...so hatte ich es ja versucht, das schien mir auch am konstruktivsten. Leider ist das nicht so gelaufen, wie ich es mir vorgestellt habe... ich glaube nicht, dass er mir - solange er nicht erkennt, dass das alles nur aus Sorge war und nicht aus Boshaftigkeit - das im Moment verzeiht. Seine Freundin verfolgt eh auch sowas, wie du hier vorgeschlagen hast.
Ja, genau das ist das Problem. Solange er nicht erkennt, dass er manipuliert wird, habt ihr keine Chance. Da kann man echt nur an ihm dran bleiben, und - ganz wertfrei - die eigene Meinung dagegen setzen. Einfach ganz gleichwertig. Seine und eure Meinung sind gleich "wahr" oder gleich "falsch". Wenn eure Argumente (für ihn) schwer genug wiegen, dass er ins Grübeln kommt, dann gibt es Hoffnung.Vroni1000 hat geschrieben:Bei der Sektenberatung war ich auch schon...das brachte aber auch nichts, denn was will man denn machen, solange der Betroffene auch nicht einsieht, dass seine Gedanken kontrolliert werden. Und letzteres erkennt man einfach daran, dass er so irrational ist, dass er von den Menschen, die er kennt, denkt, sie verstehen ihn nicht, dass er sagt, der Glaube hätte ihn vom Kiffen befreit usw... das ist doch im Endeffekt (so sehe ich das) eine Flucht von einer Sucht in die nächste...
Und das mit der Sucht .... Ja, es gibt etwas wie "Sucht-Hopping". Das hat aber jetzt nichts mit dem "Guru" zu tun. Das ist eine andere Baustelle.
Das ist gut möglich.Vroni1000 hat geschrieben:Alles, was er mir geschrieben hat, kam mir vor wie ein Missionarsroman, wie die, die die Leute vorm Flex verteilen...
Es bleibt euch also nur die Chance, stressfreien Kontakt zu eurem Freund zu halten. Mit sehr viel Akzeptanz und Liebe.
Denn sobald euer Freund Grund hat sich bei seinem Guru über euch zu beschweren, hat dieser ein tolles Werkzeug gegen euch in der Hand. Dann wird eurem Freund "eingeflüstert", dass er sich von euch fernhalten muss.
In einem anderen Beitrag hast du geschrieben, dass euer Freund seine Zukunft wegwirft.
Ich weiß, wir streben immer nach Höherem. Wer genug Grips hat, soll studieren und später gut verdienen. Das ist die Zukunft dieses Menschen; das ist seine Bestimmung.
Aber besteht die Zukunft eines Menschen echt nur aus Studium und später einem guten Verdienst?
Kann eine andere Zukunft nicht auch erfüllend sein?
Wichtig ist doch nur, dass man mit seinem Leben zufrieden ist. Also .... grämt euch nicht so, dass der Freund das Studium geschmissen hat. Er hat halt jetzt andere Träume.
Außerdem kann man ein Studium immer nachholen, wenn es einem wichtig ist. Da ist noch nichts verloren.
Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null - und das nennen sie ihren Standpunkt.
*Albert Einstein*
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