Berufsunfähig durch 'Angst vor Menschen'?

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Arthur
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Beitrag Mo., 01.09.2014, 22:24

Ja das hatte ich schon richtig verstanden


Und hat sich deine Sorge wegen: "ich hoffe nur, dass es nicht darauf hinausläuft, dass ich diese Affekthandlungen - wie Tränen, die mir in die Augen schießen - als Teil von mir akzeptieren lernen soll" bestätigt? Oder weißt du das noch nicht?

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Carla1
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Beitrag Mo., 01.09.2014, 22:52

@ PureHomme,
bei "Tränen in den Augen"... habe ich gleich gedacht, das klingt mehr nach HSP als nach Angststörung. Wollte das auch noch kommentieren, war aber in den letzten Tagen kaum online. Eigentlich spielt die genaue Diagnose auch keine Rolle. Ich glaube eh nicht an diese Geschichte von "psychischen Krankheiten"... Hauptsache, du findest eine Lösung für deine Probleme. Ist ja schon mal super, dass du so schnell einen passenden Therapeuten gefunden hast!

@ Arthur,
eine wirkliche Hilfe habe ich nicht gefunden. In den vergangenen Jahrzehnten habe ich extrem viel gelesen, geschrieben, Selbsthilfegruppen besucht usw. Verstehen, akzeptieren und vor allem Ansprüche runterschrauben und hoffen, dass alles bald vorbei ist. So überlebe ich...

Die Beschäftigung mit dem Thema ist kein Problem, da es dabei (im Gegensatz zu den Therapien!) niemanden gibt, der Unmögliches von mir verlangt.

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PureHomme
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Beitrag Mi., 03.09.2014, 17:02

@ Arthur: Die Tatsache zu akzeptieren, dass ich hochsensibel bin finde ich auf jeden Fall erträglicher, als zu akzeptieren, dass ich jedes mal mit den Tränen kämpfen muss, wenn ich mit jemand spreche. Auf mich hat diese Erkenntnis und die Beschäftigung mit dem Thema innerhalb weniger Stunden schon sehr entkrampfend gewirkt. Das beizubehalten und auszubauen wäre ein sehr, sehr gutes Resultat einer AC-Therapie. Ich habe das Gefühl, wenn ich mich in diesem Punkt besser kennen und akzeptieren lerne, kann ich wieder mit mehr Leichtigkeit und Offenheit an zwischenmenschliche Begegnungen herangehen.

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Arthur
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Beitrag Mi., 03.09.2014, 17:21

Na das klingt doch super. Ich würde mich freuen, wenn du immer mal wieder - wenn Zeit und Lust da ist - davon erzählst wie es so läuft

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dieeineundandere
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Beitrag Mo., 08.09.2014, 19:23

Ich kenne den beschriebenen Zwiespalt sehr gut. Für mich war die vorsichtige Konfrontation inklusive Dosissteigerung schließlich erfolgreich -ohne begleitende Therapie, wenn man von meinen Kenntnissen in Bezug auf entspannende Atem- und Körperübungen absieht, die ich quasi zur Entspannung im Eskalationspotential begleitend und auch mal auf der Toilette in der Arbeit angewandt habe.
Gedauert hat es allerdings sicherlich zwei Jahre und ich habe das Glück in einem beruflichen Umfeld zu sein, wo ich keine beinharte Konkurrenz erfahren musste, jedoch gab es sehr viele herausfordernde Situationen und hatte sich mein Arbeitsgebiet und die Anforderungen nach einer Beförderung/inkl. Wechsel der Abteilung stark geändert. Plötzlich hatte ich täglich mit vielen Menschen zu tun, wo es früher maximal 2-3 Kontakte pro Tag waren und musste viel anspruchsvollere Aufgaben erledigen als vorher. Das alles kam natürlich zur Draufgabe noch in einer Zeit, wo ich auch privat stark gefordert war und ich mich mit unerfreulichen Themen beschäftigen und diese verarbeiten musste.
Ich kann somit ohne Übertreibung sagen, dass es die Hardcore-Praxis war, die mich geheilt hat. Ein wichtiger Schritt war für mich der, den du auch schilderst: ich habe mich zuerst einmal erkennen und annehmen müssen wie ich bin, mit all meinen Unzulänglichkeiten und der Kenntnisnahme, dass diese und jene Eigenschaft von mir nicht besonders bilderbuchmäßig ist und trotzdem zu mir gehört. Es ist nicht gerade einfach sich zu sagen "ich bin übertrieben nervös, neige dazu fahrig zu sein und mich vor Menschen zu fürchten, was mich wiederum dazu bringt, mich so verkrampft und übertrieben zu verhalten, dass diese Menschen dann entsprechend reagieren".
Nachdem ich so weit war, habe ich mir gesagt: okay, so bin ich, was kann ich ändern ohne mich zu verstellen?
Und dann habe ich beschlossen einfach immer mal tief durchzuatmen und mich bewusst zu entspannen, mir angewöhnt ohne Übertreibungen zu sprechen (also weder besonders laut noch besonders freundlich, sondern unaufgeregt) und alleine diese veränderte Sprechweise hat sich wiederum auch sehr beruhigend auf mich ausgewirkt. Es ist schon faszinierend wie stark man sich über die Stimme und die Art zu reden selbst beeinflussen kann.
Und dann bin ich langsam dazu übergegangen, bewusst Situationen zu suchen, die ich sonst gemieden habe, aktiv Leute anzurufen, anstatt eine E-Mail zu schreiben, zu Vorgesetzten persönlich zu gehen, die ich nicht so mag und das auszuhalten. Und mit jeder bewältigten Aufgabe bin ich ein Stück gelassener und selbstbewusster geworden. Ich bin jetzt wahrscheinlich auf dem Level, wo ich sagen kann: ich kann entkrampft und normal kommunizieren und fürchte mich nicht mehr vor Herausforderungen und neuen Aufgaben. Das war ein langer Weg, aber ich bin froh ihn gegangen zu sein anstatt mich davor gedrückt zu haben. Dir wünsche ich das Beste und in jeder Hinsicht viel Erfolg. Auch mit Ängsten, Rückzugsbedürfnis und ohne den Drang mit jedem Menschen stundenlang Small-talk zu führen, kann man im Leben und im Job Fuß fassen, man muss nur geduldig mit sich sein und darf zugleich nicht zu viel von anderen erwarten, die sind ja auch nur Menschen.
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PureHomme
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Beitrag Mo., 08.09.2014, 20:38

@dieeineundandere,

sehr gutes Statement. Ich bin momentan sicher auch an einem Punkt im Leben, wo alles ein bisschen viel ist. Wenn man gar nicht weiß, wo man hingehört und was man mit seinem Leben noch anfangen soll, dann kommen womöglich Traumata, Zukunftsängste, Kontaktängste und der sehr gesunde Selbstschutz zusammen und die Psyche sagt: "So, nun ist mal gut, mach mal halblang, komm' zur Ruhe, dann geht's auch wieder..."


dieeineundandere
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Beitrag Di., 09.09.2014, 19:08

PureHomme hat geschrieben:@dieeineundandere,

sehr gutes Statement. Ich bin momentan sicher auch an einem Punkt im Leben, wo alles ein bisschen viel ist. Wenn man gar nicht weiß, wo man hingehört und was man mit seinem Leben noch anfangen soll, dann kommen womöglich Traumata, Zukunftsängste, Kontaktängste und der sehr gesunde Selbstschutz zusammen und die Psyche sagt: "So, nun ist mal gut, mach mal halblang, komm' zur Ruhe, dann geht's auch wieder..."
Ja, sehr treffend auf den Punkt gebracht, bei mir war es ähnlich, inklusive zeitweiliger totaler Konfusion. Ich hoffe, du kannst dir in dem Wirrwarr auch positives Feedback und Unterstützung von anderen holen, das ist ebenfalls wichtig. Suche dir ein oder zwei nahestehende Personen, denen du dich anvertrauen und von denen du dich ab und zu auffangen lassen kannst. Männer haben dasselbe Recht darauf wie Frauen.
Von dem wie du über dich und deine Situation, sowie deine Gedanken schreibst, habe ich keinen Zweifel, dass du deinen Weg finden und gehen wirst. Verlange nicht zu viel von dir und anderen und dann wird das schon. Es gibt klarerweise auch ab und zu wieder einen Rück-schritt, davon darf man sich nicht entmutigen lassen, in Summe wird dann trotzdem ein Fort-schritt daraus.
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Beitrag Mi., 17.09.2014, 09:44

Ich habe das Glück das ich in der GmbH meines Mannes arbeite und soweit meine Ruhe habe. Mir geht es nämlich genauso.
Angst mich mit Menschen zu unterhalten über schwierige Dinge, sodass ich mich vielleicht sogar rechtfertigen muss oder ich denke, dass mir irgendwer etwas Böses will. =(

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