Viel erreicht, dennoch unglücklich

Alle Themen, die in keines der Partnerschafts-Foren passen, bei denen es aber in weitestem Sinne um Beziehungen, soziale Kontakte usw. geht, Adoption, Pflege usw.
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feenstaub
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Beitrag Fr., 15.08.2014, 16:11

mariella36, ich kann da nirgendwo eine Spur von Liebe entdecken in deinen Aussagen und keinen einzigen Grund, warum du mit ihm zusammenbleiben möchtest. Warum trennst du dich nicht?

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Rezna
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Beitrag Fr., 15.08.2014, 20:22

Ehrlich gesagt haben mich Titel des Threads und der folgende Inhalt irritiert. Grundsätzlich bin ich irritiert.

Was ist unter "viel erreicht" zu verstehen? Jeder Mensch versteht darunter etwas anderes, so auch ich, und ging daher nicht alleine von einem Haus und einem gut bezahlten Job aus, sondern auch von guter Gesundheit und einer tollen Beziehung.
Irgendwie, es mag pingelig klingen, verschweigst du in der Überschrift völlig das Problem, stellst nur deinen Erfolg einem Unglück gegenüber, das sich im folgenden Thread auf genau einen einzigen Grund reduzieren lässt:

Deinen Freund.

Burnout klingt an, ist nicht lässig, kenne ich. Hatte ich Ende 2008 und heute, fast sechs Jahre später, weiß ich, dass ich niemals wieder jene Energie haben werde, wie zuvor. Meine Nerven sind seitdem nachhaltig dünn wie Reißpapier, Ängste, speziell Existenzängst sind schneller da, als ich ein Problem in der Ferne ausmachen kann.
Wenn ich mir deinen Thrad durchlese, dann klafft ein riesiges, rotes, blinkendes "EXISTENZANGST" auf dem Text. Schuld daran scheint laut deinem Text allerdings einzig und alleine nur einer zu sein:

Dein Freund.

Allerdings war eine meiner ersten Fragen, die ich mir stellte: Kennen sich seit zwei Jahren und kaufen zusammen ein Haus?(!) Nun, auch was eine verbindliche Zukunft betrifft, ticke ich wohl anders. Ich gehe davon aus, jemanden erst nach vier Jahren genug zu kennen, um größere gemeinsame Schritte zu unternehmen. Die ersten zwei Jahre zählen zur Verliebtheit, da will jeder glänzen, buhlt bewusst oder unbewusst um die Gunst des anderen. Vielleicht mag der Kauf des Hauses auch ein solches Buhlen sein. Glanz durch Risikofreude oder materiellen Wohlstand.
Was mich allerdings irritiert: Offensichtlich scheint dein Freund sich ja nicht "über Nacht" verändert zu haben. Er scheint von Anfang an nicht der patente Managertyp gewesen zu sein, sondern mehr der ruhigere, entspanntere Typ, der an eine Zukunft von zehn Jahren kaum richtig denken kann, für den ein Jahr schon als Option ausreicht. Auch schreibst du ja, dass er schon von Anfang an, und laut seiner Familie seit Jahren oder sogar schon seit immer so war.

Auf was hinauf dachtest du, er würde plötzlich sein komplettes Wesen verändern? Schuldgefühle wegen Kredit? Abhängigkeit? Kosmische Strahlung?

Dass er sein "finanzielles Versagen" durch vermehrte "unbezahlte Arbeit" ausgleichen möchte, kann ich mehr als bloß nachvollziehen. Mitunter praktizieren das seit Jahrzehnten eine Menge Menschen, nur dass hier zur Abwechslung mal du als Frau die finanzielle Verantwortung über hast. Ich darf zu diesem feministischen Schritt zum Erfolg gratulieren. Millionen Frauen würden dich darum beneiden, den patriachalen Lebensstil zu deinen Gunsten invertiert zu haben. Seine Anhänglichkeit (Gefühle kommunizieren, Zeit mit dir verbringen wollen) und dein Wunsch nach Rückzug und Kontrolle sind dabei sowas von charakteristisch, dass ich, verzeih, schmunzeln musste. Wäre die Lage geschlechtlich umgekehrt, würde er hier schreiben, dass du ihn kleinhältst und ihm jeden Versuch, sich selbst zu verwirklichen untergräbst.

An deiner Seite muss man ein starker Mensch sein. Ich tippe darauf, dass er nichts richtig wird machen können. Selbst wenn er plötzlich die totale Karierre starten und dir genug Kontrolle über den Haushalt überlassen würde, dir kaum mehr ein "Ich liebe dich" geben und kein besonderes Bedürfnis nach Zeit zu zweit hätte, wäre dir das nicht recht.

Du hast dir diesen Mann nicht umsonst ausgesucht und so schnell wirtschaftlich an dich gebunden. Was gibt er dir? Ich bin überzeugt, irgendwie komplettiert er dich, vielleicht sogar genau WEIL er schuld an deinem Unglück ist.
Könnte es etwa sein, dass das Grausamste wäre, wenn du alles erreicht hättest, aber unglücklich wärst, und der einzige, der Schuld daran hätte, wärst du selbst?
»Nimm niemals Böswilligkeit an, wenn Dummheit hinreichend ist.« [Hanlon's Razor]
»Wir sind lieber die Bösen als die Dummen.« [Richard David Precht]

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