Halbtagspraxis auf Kosten psychisch Kranker?

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pandas
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Beitrag Mo., 28.07.2014, 13:50

Tristezza hat geschrieben: "... die Psychotherapeuten können Kassenpatienten wie die Privatkundschaft abkassieren: ,Abgerechnet werden kann in der Regel das ein- bis 3,5-fache des bei der jeweiligen Leistung aufgeführten Gebührensatzes' ... Das schürt den Verdacht, dass sie mit schmalen Öffnungszeiten das Angebot für Kassenpatienten künstlich verringern, um dann für privat abgerechnete Behandlungen zur Verfügung zu stehen. ... In Hamburg, so erzählt man sich bei den Krankenkassen, wollten Psychotherapeuten teilweise allerdings gar keine Kassenzulassungen mehr haben. Sie kämen mit der Kostenerstattung bestens zurecht."
Ganz klar ist der Zusammenhang nicht, aber es ist wohl falsch, was da behauptet wird.

Ich habe schwarz auf weiss in meiner Bewilligung das genaue Honorar, was er abrechnen kann, und das ist haargenau der Kassensatz für Analytische Therapie.

Es steht auch drauf, dass er von mir eine Zuzahlung verlangen kann, also insgesamt ein höheres Honorar.
Aber das macht er natürlich nicht.
Ich denke, dass könnten sich auch die meisten Patienten nicht leisten und wird wenig praktiziert.

Und, die meisten Therapeuten in KE wollen hin zur Kassenzulassung. Ich hatte auch einige im Kontakt, die schon wissen, wann es soweit sein wird, d.h. einen Termin für ihre Kassenzulassung in Aussicht haben.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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Tigerkind
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Beitrag Mo., 28.07.2014, 14:02

Konkurrenz belebt das Geschäft, es wäre tatsächlich gut wenn es mehr Kassenzulassungen gebe, gerade auch für die HP-Psychs, denn ich denke auch das sich viele Therapeuten nicht mehr bemühen für ihre Patienten.

Klar, wenn ein Therapeut mehr Zeit für Familie, Freunde etc. haben möchte, habe ich dafür Verständnis, dann darf es allerdings auch nur als Halbtagspraxis angemeldet sein.

Druck ausüben ist sicher nicht der richtige Weg und jedem Therapeuten sei seine Freizeit gegönnt, allerdings läßt die Qualität in den PT-Praxen wohl mehr und mehr zu wünschen übrig.
Schade!
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.

-George Orwell-


chaosfee
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Beitrag Mo., 28.07.2014, 14:11

Nun würde ich aber weitere Kassenzualssungen nicht gerade an Heipraktiker vergeben, solange diese in ihrer Ausbildung noch dermaßen unreglementiert sind und es haufenweise gut ausgebildete "richtige" Psychotherapeuten gibt, die auf einen Kassensitz warten. Das wäre dann schon extrem unfair, wenn sich ein Analytiker, der sich nach seinem Psychologie- oder Medizinstudium noch einer 5jährigen teuren, aber fundierten Ausbildung widmet, gegenüber einer - überspitzt formuliert - Hausfrau mit Psychotherapie-Wochenendkurs - das Nachsehen hat. Klar gibt es sicher auch gut ausgebildete Heilpraktiker, aber solange es da keine vergleichbaren Standards gibt, würde ich doch auf das zuverlässigere Potenzial zurückgreifen.
"Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen." Adorno


Widow
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Beitrag Mo., 28.07.2014, 14:12

Natürlich kann ein Therapeut mit Kassensitz Privatpatienten behandeln (das kann ein Arzt ja auch).
Aber er kann keine GKV-Patienten im Erstattungsverfahren behandeln.

Wann geht Ihr eigentlich zum Arzt? Nur nach Dienstschluss?
Wenn ich eine Routine-Untersuchung machen lassen muss, dann nehme ich notfalls einen Urlaubstag (z.B. bei einer Untersuchung, die einen einen Tag lahmlegt wie eine Darmspiegelung) bzw. arbeite die ausgefallenen Stunden später nach.

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chaosfee
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Beitrag Mo., 28.07.2014, 14:13

Widow: Bei wöchentlich 1-3 Terminen über mehrere Jahre wird das aber schwierig dem Arbeitgeber zu erklären bzw. überhaupt das in seinen Arbeitsalltag zu integrieren.
"Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen." Adorno


Widow
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Beitrag Mo., 28.07.2014, 14:25

@ chaosfee: ich bezog mich auf die von mir als link gepostete Erhebung darüber, dass ERSTGESPRÄCHE auch deshalb oft erst nach einer längeren Wartezeit zustande kommen, weil die potentiellen Patienten auf Thera-Suche nur nachmittags/abends Termine wahrnehmen "können" ...

Nebenbei: Bei meinem Analytiker, der Analysezeiten bis 20 Uhr und am Samstagvormittag anbietet (und keine fixen Termine vergibt, sondern die allwöchentlich neu vereinbart - weil sich ständig irgendwas bei den Patienten verschiebt), kommen viele ganztags Berufstätige auch eine von den drei Stunden vormittags - der gute Mann kann ja keine Nachtschichten einrichten, nur damit die werktätige Bevölkerung beim Arbeitgeber gar keine Organisationsmühen hat ...

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stern
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Beitrag Mo., 28.07.2014, 14:35

Deshalb einige Beispiele:


„Ich hatte zwar eine Warteliste, habe diese jedoch aufgrund unzumutbar langer Wartezeiten vor sechs Monaten sperren müssen. Im Moment nehme ich keine neuen Patienten mehr auf die Liste, da die Wartezeit von deutlich über 1,5 Jahren nicht mehr zumutbar erschien.“


„Eine Warteliste habe ich vor Jahren aufgegeben, da ich den Patienten hätte sagen müssen: Rufen Sie mich in zwei, drei Jahren wieder an.“


„Die Nachfrage übersteigt unsere Möglichkeiten um ein Vielfaches. Aus diesem Grund führen wir keine Warteliste, sondern nehmen Patienten auf, wenn auch ein zeitnaher Therapieplatz anzubieten ist.“
https://www.ptk-nrw.de/de/mitglieder/pu ... euten.html
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)


chaosfee
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Beitrag Mo., 28.07.2014, 15:01

Widow, woher kennst du denn die anderen Patienten deines Therapeuten so gut, dass du weißt, dass so viele Vormittagspatienten Vollzeit arbeiten?

Wobei die Frage bei den Erstgesprächen dann auch ist - kommen sie nicht zustande, weil das Erstgespräch am Vormittag stattfinden soll, oder kommen die nicht zustande, weil die regelmäßigen Termine nur am Vormittag stattfinden können? Andersherum: Wenn ein Therapeut nicht einmal für ein Erstgespräch am Nachmittag Zeit hat, wie soll er dann erst regelmäßige Termine ermöglichen? Und was bringt mir überhaupt ein Erstgespräch, wenn die Frage nach einem möglichen Therapieplatz dabei ausgeklammert wird? Das ist jetzt alles sehr spekulativ, aber der Artikel ist da auch nicht deutlich.
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Jenny Doe
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Beitrag Mo., 28.07.2014, 17:15

@ Widow

Ist auch meine Erfahrung, dass man eher eine Chance hat einen Therapieplatz zu kriegen, wenn man Tag und Nacht kann und zeitlich nicht eingeschränkt ist. Ich habe die Erfahrung schon mehrmals gemacht, dass es erst hieß "ich habe eine Warteliste von drei Jahren", doch plötzlich ging es ganz schnell, und ich bekam innerhalb von drei-vier Monaten einen Platz. Ich wurde gefragt, "können sie dann und dann?" (meist Vormittags). Berufstätige hätten diese Frage bestimmt verneinen müssen, aber ich konnte, eben weil ich keine zeitlichen Verpflichtungen hatte. Ich war glücklich, dass es so schnell mit einem Platz geklappt hat und die Thera war ebenfalls glücklich, dass sie Vormittagstermine belegen konnte.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


Widow
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Beitrag Mo., 28.07.2014, 17:32

@ chaosfee: - der war jetzt gut!
(Ich muss nicht die anderen Patienten "kennen", schon gar nicht "gut", ich glaube aber meinem Analytiker ...)
Ich finde, anders herum wird ein Schuh draus: Erstgespräche würde ich als Thera gerade deshalb gern in die Vormittagsstunden legen, WEIL da viele keine Therapiestunden wahrnehmen wollen ... (und wer für ein erstes Gespräch - oder meinetwegen auch die ganze Probatorik - nicht imstande ist, wie beim Arzt auch mal einen ungünstigen Termin wahrzunehmen, dessen "Leidensdruck" ist vielleicht wirklich noch nicht groß genug).

@ Jenny: Habe auch nie behauptet, dass Therapeuten nicht froh sind, wenn sie (zumindest zeitlich) flexible Menschen als Patienten haben; aber ich kenne einige Analysandinnen persönlich, die unter Mühen während ihrer Arbeitszeit zur Analyse gehen (und zwar zu allen drei Stunden). - So ist das mit den "persönlichen Erfahrungen": Jeder hat und macht andere, und "aussagen" tun die letztlich nichts, was statistisch signifikant wäre .

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Tigerkind
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Beitrag Mo., 28.07.2014, 17:34

chaosfee hat geschrieben:Nun würde ich aber weitere Kassenzualssungen nicht gerade an Heipraktiker vergeben, solange diese in ihrer Ausbildung noch dermaßen unreglementiert sind und es haufenweise gut ausgebildete "richtige" Psychotherapeuten gibt, die auf einen Kassensitz warten. Das wäre dann schon extrem unfair, wenn sich
Sorry, aber das sind Voruteile. Die Amtsarztprüfung ist nicht so leicht zu schaffen.
Wer der Meinug ist, HP oder HP-Psych wird man im Vorbeigehen im Hausfrauenwochendendkurs täuscht sich gewaltig.

Was die sogenannten gut ausgebildeten Psychotherapeuten angeht mit Kassenzulassung etc. angeht, da sind auch eine Menge schwarzer Schafe darunter, man muß sich ja nur die Berichte in diesem Forum mal durchlesen....
Viele davon sind mittlerweise richtig schlecht, verlassen sich auf Studium, Kassenzulassung etc., haben kein ehrliches, echtes Interesse mehr an ihren Patienten....
Manche traumatisieren ihre Patienten regelrecht indem sie sie rausschmeißen, fügen ihren Therapieschäden zu usw., das ganze zu ahnen wird wie wir ja alle hier wissen, schwierig.

Aber klar auch unter denen gibt es einige gute.
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.

-George Orwell-


Widow
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Beitrag Mo., 28.07.2014, 17:43

Tigerkind hat geschrieben:Was die sogenannten gut ausgebildeten Psychotherapeuten angeht mit Kassenzulassung etc. angeht, da sind auch eine Menge schwarzer Schafe darunter, man muß sich ja nur die Berichte in diesem Forum mal durchlesen....
Also wenn ich jetzt mal von rd. 19.000 niedergelassenen ärztlichen und psychologischen Psychotherapeuten (ohne KJP) in der BRD ausgehe (diese Zahl nennt der Artikel von Tristezza) und mir dann die aktuellen (also aus diesem Jahr) Fälle von gescheiterten und/oder "dokumentiert" missbräuchlichen Therapien HIER in diesem ohnehin sehr speziellen Forum ansehe, dann komme ich da auf etwa (und ich bin heute großzügig) 8-10 Fälle - selbst, wenn die "Dunkelziffer" gewiss höher liegt*: Ich kann leider weit und breit keine "Menge schwarzer Schafe" sehen ...

Edit: * (wobei ich mich allmählich des Eindrucks nur noch schlecht erwehren kann, dass jede/r mit einem ernsthafteren "Therapieproblem" über kurz oder lang hier landet ... )

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Tigerkind
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Beitrag Mo., 28.07.2014, 17:49

Du vielleicht nicht, ich schon.
Ich bin aber auch der Meinung das jeder gescheiterte Therapie, jeder Therapieschaden etwas sehr dramatisches, tragisches ist.
Da zählt jeder Einzelfall.

Ich denke Zahlen wieviele Schäden auf wieviele Therapeuten kommen sind nicht so relevant, sondern die Schwere der Schäden wiegt enorm.
Qualitätssicherung in der Psychotherapie kommt viel zu kurz!

Habe übrigens kein Therapieproblem, meine ist sehr gut gelaufen!
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.

-George Orwell-


Widow
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Beitrag Mo., 28.07.2014, 17:57

Tigerkind, dass jeder Einzelfall einer zu viel ist, war doch nie strittig. (Einzelfälle sind aber EINZELfälle und werden gerade nicht durch "eine Menge schwarzer Schafe" begangen.)

Solange Psychotherapie von Menschen und nicht durch Computerprogramme ausgeübt wird, werden Behandlungsfehler vorkommen (und da auch Technik nicht vor Ausfällen gefeit ist, sogar dann).
Wie in der Chirurgie auch, dort allerdings nach allem, was mir an Zahlen darüber bekannt ist, in statistisch bedeutsamerem Umfang und vor allem viel zu oft (und sehr viel häufiger als durch Psychotherapien) mit tödlichen Folgen ...

Und noch ein Lesefehler: Ich behaupte keineswegs, dass alle, die hier in diesem Forum schreiben, ein größeres Therapieproblem hätten - aber ich behaupte, dass diejenigen, die ein solches entwickeln, über kurz oder lang hier landen.

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Tigerkind
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Beitrag Mo., 28.07.2014, 18:15

Widow, ich meine das anders anders mit den schwarzen Schafen, es sind einfach zu viele für das ernste Thema.
Aus meiner Sicht wiegt das sehr schwer. Da interessieren mich keine Statistiken auf die eh kein Verlass ist.

Natürlich ist jeder ärztliche Fehler dramatisch, erst recht mit tödlichem Ausgang, aber das gibt es auch in der Psychotherapie, ich finde es sehr schlimm, wenn Patienten nach einer Psychotherapie eben aus diesem Schaden heraus der ihnen entstanden ist, Selbstmordgedanken entwickeln oder sogar begehen...
Widow hat geschrieben:Ich behaupte keineswegs, dass alle, die hier in diesem Forum schreiben, ein größeres Therapieproblem hätte
Ich behaupte doch auch gar nicht, Du hättest dieses behauptet???
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-George Orwell-

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