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So., 02.11.2014, 00:27
Hallo toutirabien,
ich kenne Deine Situation auch. Meine Erfahrung: Es wird schlimmer, wenn man es erwartet, also krampfhaft darauf achtet, wie man wahrgenommen wird, wie viel Aufmerksamkeit man bekommt etc.
Man sollte Menschen meiden, die einen bewusst ignorieren (oder einfach öfter den Faden verlieren, wenn sie gerade selbst nicht reden).
Solche Menschen bringen einen dazu, unangebrachte Verhaltensweisen zu kultivieren: Den anderen berühren, wenn man mit ihm spricht, lauter sprechen, "aufschneiden", um interessant zu wirken.
Am meisten wird man in der Gruppe beachtet, wenn man ganz entspannt ist. Krampfhaftes Verhalten wird bemerkt, oft missinterpretiert und man kommt damit nicht gut an.
Man kann aber beobachten, was andere anders machen und davon etwas übernehmen. Z.B. wenn man oft unterbrochen wird überlegen, ob man anders betonen sollte, seine Geschichte anders aufbauen sollte, am Thema vorbei redet, die Leute nicht anschaut etc.
Dann kann es auch wirklich sein, dass man nicht in die Gruppe passt und zwei andere sich besser verstehen. Vielleicht, weil sie gemeinsame Interessen teilen oder eine ähnliche Art Humor etc. haben. Dann sollte man nicht beleidigt sein oder krampfhaft versuchen, sich an diese Leute zu hängen.
Ich würde an Deiner Stelle mal versuchen zu analysieren, was Du getan hast, wenn Du übersehen wurdest: Was hast Du gesagt? Passte es zum Thema oder eher nicht? War es langweilig oder irgendwie abschreckend (ekelig etc.)? Zu persönlich, wenn eher über allgemeines geredet wurde?
Wie hast Du es gesagt: Lautstärke, Stimm-Modulation (eintönig, lebhaft, betont, unbetont etc.), Aufbau?
Oft ist eine Geschichte eigentlich interessant, man baut sie nur falsch auf, dann kommt der Nachbar mit einer an sich langweiligen Geschichte, baut die aber so strategisch geschickt auf, dass man bis zum Schluss zuhören möchte.
Was haben die anderen gesagt, die mehr Aufmerksamkeit bekamen? Wie haben sie es gesagt?
Wenn Du in Deinem Freundeskreis Vertraute hast, frag sie doch mal allg. wie Du wirkst und konkret, warum sie beim letzten Mal (früher gegangen sind, mit Dir nicht noch los wollten, nicht auf Deinen Vorschlag eingegangen sind). Betone, dass Du ihnen keine Vorwürfe machen möchtest sondern ernsthaft ihren Grund erfahren willst.
Nimm aber in Kauf, dass nicht jeder mit jedem kann.
Ich kenne Menschen, mit denen ich nicht gern länger zusammen bin, ohne sagen zu können warum. Einer z.B. ist an sich ganz nett, sitzt aber oft nur da und sagt gar nichts über eine halbe Stunde oder so. Wenn ich selbst nichts sage, sitzen wir uns schweigend gegenüber, was mich dann stört. Oder er lächelt an "unangebrachten" Stellen, und ich fühle mich belächelt und möchte aus diesem Gefühl heraus nicht so oft mit ihm zusammen sein.
Wenn man das Gefühl hat, jemand ist "kein Experte", nimmt man seine Vorschläge vielleicht seltener an. Bspw. wird nach einer Kneipe gefragt, einer trinkt keinen Alkohol und feiert nicht gern - dessen Vorschlag wird man dann eher ignorieren, weil man vielleicht unbewusst denkt, dass von ihm zu diesem Thema nichts Gutes kommen kann. Der andere macht öfter gute Vorschläge zu diesem Thema - also stimmt man ihm eher zu.
Dann kann es auch allg. daran liegen, wie man wahrgenommen wird, also in welche Kategorie man gesteckt wird.
Ich weiß z.B. dass meine Mutter mich noch oft als Kind wahrnimmt und in gewissen Bereichen eher nicht auf mich hört. Ich mache dann einen Vorschlag einmal und wenn sie nicht darauf eingehen will, ist das ihre Sache. Ich muss dann nicht (mehr) betonen, wie sinnvoll mein Vorschlag war.
Das ist auch ein wichtiger Punkt: Sich frei machen von der Vorstellung, dass man "angenommen" werden muss. Wenn man etwas sagt, das keinen interessiert, dann sollte man damit leben und interessiert den anderen zuhören (oder gehen). Nicht nachbohren, nachsinnen, einen Groll hegen - das tut einem selbst und dem Bild, das andere von einem haben nicht gut.
Statt "mache doch mal!" ist es oft besser "wie wäre es denn mit...?" zu sagen.
Was auch hilft ist intensives Zuhören und Eingehen auf andere - und dann darauf Bezug zu nehmen bei Vorschlägen. Etwa "du hattest mir doch gesagt dass,... . Wäre es dann nicht interessant für dich, ..., weil (es dort) ... (gibt).
Auch wenn man das als Unsicherer nicht gern hört, hilft es mMn oft, eher erst mal öfter nachzugeben bzw. sich zurück zu nehmen. Als Unsicherer denkt man, jedes Nachgeben und sich Zurücknehmen ist eine weitere Niederlage. Dann ist man aber oft so sehr mit dem "Sieg" beschäftigt, dass man die anderen gar nicht mehr wahrnehmen kann.