Bin irgendwie unsichtbar - selbst bei Freunden. Warum?

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Franzi273
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Beitrag Di., 26.08.2014, 19:02

Toutirabien hat geschrieben:
Franzi273 hat geschrieben:Hey UCI

Ich hatte desöfteren auch solche Gedanken. Ich hab mich immer gefragt was die anderen an sich habe, was mir zu fehlen scheint. Heute weiß ich, das mir nichts fehlt. Und das ich so bin wie ich bin, gut bin.
Es klingt nach einer total blöden Frage, aber ich meine es ernst: Wie kann man denn lernen, das zu spüren, auch wenn man (sei es dauerhaft oder temporär) kein Gegenüber hat (z. B. Beziehungspartner oder andere Menschen), die einem dieses "So wie du bist, bist du gut/OK/willkommen/wertvoll" zurückspiegeln?
Hey Toutirabien, es ist sicher keine blöde frage. Mir hat man es auch 1000 mal gesagt, das man sich akzeptieren soll und es ging an mir vorbei weil ich noch nicht weit genug war um zu verstehen. Bei mir war es größtenteils der Umzug in die Großstadt. Ich hab vorher in einer Kleinstadt gelebt wo jeder, jeden kannte und man als "anders" betrachtet wurde sobald man nicht den geraden Weg geht, den alle gehen. Man kann sich in etwa so vorstellen das alle in der Kleinstadt ein gelbes T-Shirt trugen und ich war dann die einzige die ein rotes Shirt an hatte (so hatte sich es angefühlt). Irgendwann fängt man an an sich zu zweifeln, fühlt sich anders und allein. Angekommen in Berlin hier trägt jeder grün, gelb, rot, blau, pink und orange und hier schaut dich niemand komisch an wenn du nen andersfarbiges Shirt trägst. Denn hier ist sicher du triffst mit großer Wahrscheinlichkeit Menschen die gleiche Interessen haben wie du. Und dann fängt man an wie eine Blume aufzugehen. Weil man akzeptiert wird.

Deswegen kann ich das was Arthur geschrieben hat, nur unterstreichen.

Vllt kannst du deine Situation genauer beschreiben. Du sagtest ja wenn du allein bist bzw. In der Liebe.

Mir fällt noch was schönes zum Abschluss ein. Kennt ihr Julia Engelmann? Wenn nicht, schaut euch das an.

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wind of change
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Beitrag Di., 26.08.2014, 21:45

Danke, Franzi273, für das Einstellen des Youtube-Videos
Franzi273 hat geschrieben: Ich hab vorher in einer Kleinstadt gelebt wo jeder, jeden kannte und man als "anders" betrachtet wurde sobald man nicht den geraden Weg geht, den alle gehen. Man kann sich in etwa so vorstellen das alle in der Kleinstadt ein gelbes T-Shirt trugen und ich war dann die einzige die ein rotes Shirt an hatte (so hatte sich es angefühlt). Irgendwann fängt man an an sich zu zweifeln, fühlt sich anders und allein. .
Mir fällt da noch "Die Geschichte vom hässlichen Entlein (welches eigentlich ein Schwan war)" ein.
So fühl ich mich manchmal und hab auch schon oft über diese Geschichte nachgedacht.
Bin sozusagen in einer "Enten-Familie" aufgewachsen. Jetzt trau ich mich wirklich oft nicht an die "Schwäne" ran. Die lange Zeit mit den "Enten" hat mich natürlich auch geprägt, so bin ich jetzt wohl auch nicht mehr ein "typischer" Schwan, weswegen ich vielleicht auch "Berührungsängste" mit den Schwänen hab (obwohl ich sie doch eigentlich toll finde). Aber mein "ursprüngliches Naturell" eben auch nicht Enten-mässig. Das ist ein Dilemma.

Ich will damit jetzt nicht die "Enten-Art" oder auch die "Schwanen-Art" abwerten (also im übertragenen Sinne: die Wesensart der einen Menschen gegenüber (anderen) "Wesensarten" anderer Menschen).
Es ist bloss eben anders (aber deshalb nicht schlechter oder besser).
Nur eben schwer, wenn man anderes vermittelt bekommen hat, was eigentlich nicht zum "ursprünglichen Sein" passt.

Es gibt viele Tierarten:
Enten, Schwäne, Hunde, Katzen, Esel, Schlangen, Chamäleons, Tiger, Löwen, Kaninchen, Rehe, Schafe, Ziegen und viele mehr.
Jede ist auf ihre Art schön und nicht mit der anderen Tierart zu vergleichen.
So ist es auch bei den Menschen. Jeder ist ein Original und nicht mit einem anderen Menschen zu vergleichen

Liebe Grüsse
wind of change
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Wege entstehen, indem man sie geht. (Franz Kafka)
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Jagada
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Beitrag Di., 26.08.2014, 21:51

Vielleicht nimmst du das vollkommen falsch wahr ?! Es ist oft so das wir Dinge Komplett anders wahrnehmen als sie eigentlich sind.
Bei mir Z.b.s war es ganz lange so das ich meine Freundin beneidete weil sie mehr Aufmerksamkeit von Mitmenschen bekam als ich, bis wir mal mit ihr darüber Sprachen und es sich herauskristallisierte, das sie genau den umgekehrten Eindruck hatte. Vor allem war ihr Eindruck das ich von Männern richtig umschwärmt wurde, sie aber von ihnen komplett ignoriert. (Was totaler Schwachsinn ist, den im großen und ganzen glich es sich aus)
Versuche umzudenken, wenn du denkst das dich niemand bemerkt dann wird es auch so kommen, den im Endeffekt ist deine Unsicherheit das was du ausstrahlst.
Wir sind, was wir denken. Alles was wir sind, entsteht mit unseren Gedanken. Mit unseren Gedanken machen wir die Welt.
Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

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wind of change
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Beitrag Di., 26.08.2014, 22:23

Mir fiel noch ein, dass ich eine Bekannte hab, die VIELLEICHT auch denkt, dass ich mehr Aufmerksamkeit bekomme oder auch "besser dran" bin.
Sie kennt mich jedoch nur in einem Teilbereich und ich bin insofern auch nicht "besser dran", da in diesem Teilbereich eigentlich keine privaten Kontakte "vorherrschen", ich insofern also auch nicht mit privaten Kontakten oder Freundschaften "gesegnet" bin.

Ich kann mir das VIELLEICHT so erklären, dass ich in diesem Teilbereich relativ offen zu den anderen bin und mich so zeige, wie ich wirklich bin, mich also nicht verstelle und mich insofern auch wohl fühle.
Bin also ECHT dort, authentisch.

Würde insofern mit dem "Original" übereinstimmen, von dem ich schon gesprochen hab.
Ein Original ist attraktiv !
Kopien kann es aber viele geben, das Original ist jedoch immer begehrter.
Insofern ist die "Zauberformel" vielleicht:
Zu dem stehen, wie man wirklich ist und sich dann auch, wie Arthur schon schrieb, mit "seinesgleichen" umgeben.

Herauszufinden, wer oder wie man ist, ist vielleicht gar nicht so einfach, aber wenn ich von einem "Teilbereich" meines Seins weiss, kann ich ja damit vielleicht schonmal anfangen....

viele Grüsse
wind of change
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(Autor unbekannt)
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Arthur
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Beitrag Di., 26.08.2014, 22:45

Ich fand auch dieses Video über Introvertiertsein ansprechend


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Toutirabien
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Beitrag Mi., 27.08.2014, 17:21

Vielen Dank, Franzi, für die Verlinkung des Videos!
Stimmt, auf dem Land, wo ich wohne, sind die Schablonen ein bisschen starrer. Eine Frau Mitte 30 wird schon noch ein bisschen komisch angeschaut, wenn sie nicht geheiratet hat und noch keine Kinder unterwegs sind (dummerweise ist beides nicht meine Sache). Auf der anderen Seite bin ich einfach ein Landmensch und fürchte, mich in einer Großstadt nicht wirklich behaupten zu können. Außderdem würde mir die Reizüberflutung wohl sehr zusetzen. Ich brauche das Gefühl, aus dem Haus gehen zu können und zu Fuß einen Flecken Natur zu erreichen, einen Ort, der Stille und Weite ausstrahlt und an dem man zur Ruhe kommen kann...
Franzi273 hat geschrieben:Vllt kannst du deine Situation genauer beschreiben. Du sagtest ja wenn du allein bist bzw. In der Liebe.
Tja. Derzeit fühle ich mich oft einsam. In meiner Herkunftsfamilie habe ich wenig wirkliche Liebe bekommen, meine kleinere Schwester war der Sonnenschein meiner Mutter, über mich schrieb sie in ihrem Tagebuch, dass sie sich zwar redlich bemüht mit mir, aber dass man Liebe eben nicht verordnen kann. Habe wohl schon früh gespürt, dass was nicht in Ordnung war, bis ca. 10 Jahre war ich Bettnässerin und schwankte zwischen "gute Leistungen bringen" und "Krankheiten vorschützen", um Aufmerksamkeit zu bekommen. In Gruppen Gleichaltriger habe ich mich nie wohlgefühlt, wie gesagt, irgendwie hatte ich den Eindruck, immer übergangen zu werden, weil ich wenig Selbstvertrauen und unbeschwerte Fröhnlichkeit in mir trage. Habe manchmal das Gefühl, ich sei aufgrund meiner charakterlichen Anlagen und meiner Lebensgeschichte total verkorkst und somit ein hoffnungsloser Fall. Aber natürlich weiß ich in besseren Stunden, dass ich viel geschafft habe und viele Sache gut mache. Und zur Liebe gehört eben auch dazu, den eigenen Wert zu entdecken und ihn zu leben, anstatt der Vorstellung zu erliegen, man erhalte seinen Wert durch den anderen. Da bin ich gerade dran...versuche das zu lernen. Vertrauen, auch sich selbst trauen lernen.

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Toutirabien
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Beitrag So., 12.10.2014, 09:57

Schade, dass niemand etwas dazu schreibt...

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Stephanie
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Beitrag So., 02.11.2014, 00:27

Hallo toutirabien,
ich kenne Deine Situation auch. Meine Erfahrung: Es wird schlimmer, wenn man es erwartet, also krampfhaft darauf achtet, wie man wahrgenommen wird, wie viel Aufmerksamkeit man bekommt etc.

Man sollte Menschen meiden, die einen bewusst ignorieren (oder einfach öfter den Faden verlieren, wenn sie gerade selbst nicht reden).
Solche Menschen bringen einen dazu, unangebrachte Verhaltensweisen zu kultivieren: Den anderen berühren, wenn man mit ihm spricht, lauter sprechen, "aufschneiden", um interessant zu wirken.

Am meisten wird man in der Gruppe beachtet, wenn man ganz entspannt ist. Krampfhaftes Verhalten wird bemerkt, oft missinterpretiert und man kommt damit nicht gut an.

Man kann aber beobachten, was andere anders machen und davon etwas übernehmen. Z.B. wenn man oft unterbrochen wird überlegen, ob man anders betonen sollte, seine Geschichte anders aufbauen sollte, am Thema vorbei redet, die Leute nicht anschaut etc.

Dann kann es auch wirklich sein, dass man nicht in die Gruppe passt und zwei andere sich besser verstehen. Vielleicht, weil sie gemeinsame Interessen teilen oder eine ähnliche Art Humor etc. haben. Dann sollte man nicht beleidigt sein oder krampfhaft versuchen, sich an diese Leute zu hängen.

Ich würde an Deiner Stelle mal versuchen zu analysieren, was Du getan hast, wenn Du übersehen wurdest: Was hast Du gesagt? Passte es zum Thema oder eher nicht? War es langweilig oder irgendwie abschreckend (ekelig etc.)? Zu persönlich, wenn eher über allgemeines geredet wurde?
Wie hast Du es gesagt: Lautstärke, Stimm-Modulation (eintönig, lebhaft, betont, unbetont etc.), Aufbau?
Oft ist eine Geschichte eigentlich interessant, man baut sie nur falsch auf, dann kommt der Nachbar mit einer an sich langweiligen Geschichte, baut die aber so strategisch geschickt auf, dass man bis zum Schluss zuhören möchte.
Was haben die anderen gesagt, die mehr Aufmerksamkeit bekamen? Wie haben sie es gesagt?

Wenn Du in Deinem Freundeskreis Vertraute hast, frag sie doch mal allg. wie Du wirkst und konkret, warum sie beim letzten Mal (früher gegangen sind, mit Dir nicht noch los wollten, nicht auf Deinen Vorschlag eingegangen sind). Betone, dass Du ihnen keine Vorwürfe machen möchtest sondern ernsthaft ihren Grund erfahren willst.

Nimm aber in Kauf, dass nicht jeder mit jedem kann.
Ich kenne Menschen, mit denen ich nicht gern länger zusammen bin, ohne sagen zu können warum. Einer z.B. ist an sich ganz nett, sitzt aber oft nur da und sagt gar nichts über eine halbe Stunde oder so. Wenn ich selbst nichts sage, sitzen wir uns schweigend gegenüber, was mich dann stört. Oder er lächelt an "unangebrachten" Stellen, und ich fühle mich belächelt und möchte aus diesem Gefühl heraus nicht so oft mit ihm zusammen sein.

Wenn man das Gefühl hat, jemand ist "kein Experte", nimmt man seine Vorschläge vielleicht seltener an. Bspw. wird nach einer Kneipe gefragt, einer trinkt keinen Alkohol und feiert nicht gern - dessen Vorschlag wird man dann eher ignorieren, weil man vielleicht unbewusst denkt, dass von ihm zu diesem Thema nichts Gutes kommen kann. Der andere macht öfter gute Vorschläge zu diesem Thema - also stimmt man ihm eher zu.
Dann kann es auch allg. daran liegen, wie man wahrgenommen wird, also in welche Kategorie man gesteckt wird.
Ich weiß z.B. dass meine Mutter mich noch oft als Kind wahrnimmt und in gewissen Bereichen eher nicht auf mich hört. Ich mache dann einen Vorschlag einmal und wenn sie nicht darauf eingehen will, ist das ihre Sache. Ich muss dann nicht (mehr) betonen, wie sinnvoll mein Vorschlag war.
Das ist auch ein wichtiger Punkt: Sich frei machen von der Vorstellung, dass man "angenommen" werden muss. Wenn man etwas sagt, das keinen interessiert, dann sollte man damit leben und interessiert den anderen zuhören (oder gehen). Nicht nachbohren, nachsinnen, einen Groll hegen - das tut einem selbst und dem Bild, das andere von einem haben nicht gut.
Statt "mache doch mal!" ist es oft besser "wie wäre es denn mit...?" zu sagen.

Was auch hilft ist intensives Zuhören und Eingehen auf andere - und dann darauf Bezug zu nehmen bei Vorschlägen. Etwa "du hattest mir doch gesagt dass,... . Wäre es dann nicht interessant für dich, ..., weil (es dort) ... (gibt).

Auch wenn man das als Unsicherer nicht gern hört, hilft es mMn oft, eher erst mal öfter nachzugeben bzw. sich zurück zu nehmen. Als Unsicherer denkt man, jedes Nachgeben und sich Zurücknehmen ist eine weitere Niederlage. Dann ist man aber oft so sehr mit dem "Sieg" beschäftigt, dass man die anderen gar nicht mehr wahrnehmen kann.

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Stephanie
Helferlein
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Beitrag So., 02.11.2014, 00:46

(Weiter)
Mich hat ein Satz in der 5. Klasse sehr lange verfolgt:
Ich saß mit Schülern aus der ehemaligen Parallelklasse an einem Tisch und sie redeten in der Pause über verschiedenes. Ich sagte auch etwas und sie sagten "mit dir reden wir ja gar nicht!". Später saß ich dann mit zweien von ihnen im Bus, und es gab zwei Wege zur Schule. Sie fragen dann, wo ich aussteigen wolle und ich frage, wo sie aussteigen wollten, und die Antwort war "wir steigen da aus, wo du nicht aussteigst". Jahrelang habe ich dann versucht, mich wenigstens "pro forma" in Gruppen zu drängen, um nicht allein da zu stehen, immer überzeugt, dass mich eigentlich keiner da haben wollte.
Erst nach mehreren positiven Erfahrungen konnte ich mich etwas entspannen und auch etwas mehr zurücknehmen.

Es hilft, mal über solche Erlebnisse nachzudenken, zu überlegen, woher die Unsicherheit kommt und was man evtl. dadurch für schlechte Angewohnheiten entwickelt hat. Ich hatte durch bestimmte Schulerfahrungen jahrelang noch nach der Schule unbewusst die Angewohnheit, bei interessanten Ideen am lautesten zu protestieren, weil ich in der Schule oft für Unterrichtsinteresse gehänselt wurde.
Oder ich machte die Erfahrung, dass alles, was ich interessant fand, "schlecht" war. Dann war ich in einer Fotogruppe als erwachsene und zeigte meine Fotos und jemand fragte, ob ich backen würde (da ich Kuchen fotografiert hatte) und ich sagte gar nichts dazu. Statt den Gesprächsfaden aufzunehmen überlegte ich, was er hören wollte (ja, nein, ist das gut oder schlecht usw.)
Man kann mal überlegen, woher solche Marotten kommen, bei wem sie angebracht sind und bei wem eher nicht.
Und dann bewusst verschiedene neue Strategien ausprobieren.

Es kommt auch sehr auf die Gesprächspartner an.
Beipsiel Kneipe: Die einen mögen ruhige Typen, die eher zuhören. Die anderen hassen es, wenn einer wie festgefroren mit seinem Glas in der Hand stumm da sitzt. Die einen reißen Witze, die anderen reden eher über Privates. Die einen diskutieren gern Politik, die anderen haben ein Lieblingsthema aus dem privaten bzw. Hobbybereich. Wenn mang gerade nicht dazu passt, wird es schwierig.

Man muss auch wissen, wie weit man sich anpassen will. Ein Kumpel meinte mal zu mir, er würde IMMER die Gesprächsthemen an die Gesprächspartner anpassen, also NIE von sich aus über seine Lieblingsthemen reden. Ich bin da anders, wenn ich mit jemandem NUR über seine Lieblingsthemen reden kann, stimmt etwas nicht mit der Beziehung für mich.


Ich hatte übrigens jahrelang gefühlt gar keine echten Freunde. Die Leute, mit denen ich mich traf, akzeptierten mich nicht wirklich. Später traf ich einen davon wieder, der von der gemeinsamen schönen Zeit schwärmte. Dann war ich in einer WG, in der einmal pro Woche ein Mitbewohner seine Clique einlud und jeder, der wollte, konnte dazu kommen. Plötzlich hatten wir damit einen inoffiziellen WG-Abend und ich stellte fest, dass ich super den ganzen Abend mit diesen Leuten verbringen konnte, obwohl z.B. alle außer mit Alkohol tranken.
Später war ich in einer anderen WG und hatte große Probleme mit einer Mitbewohnerin, die alles an mir kritisierte und mit der kein normales Gespräch ohne Drohung, Kritik oder Demütigung möglich war (ich sagte z.B. das ich auf der Realschule gewesen sei, Antwort, "Realschüler sind alle dumm!" etc.).
Ich traf mich dann mit Leuten aus meiner alten WG und sie meinten, dass die Frau einfach einen Schuss in der Birne hatte (lag z.B. noch ein Reiskorn im Ausgusssieb, holte sie mich aus meinem Zimmer, bat mich in die Küche, zeigte auf das Reiskorn und forderte mich auf, es zu beseitigen - statt das selbst kurz zu tun). Ohne die alte WG hätte ich schnell geglaubt, dass ich sehr vieles an mir ändern müsste und die Frau mir überlegen wäre, mit den Leuten der alten WG im Rücken hatte ich einen anderen Blickwinkel und konnte gelassener reagieren. (Aber: Nein, sie änderte sich nicht und ich war froh, als die WG nach kurzer Zeit aufgelöst wurde).

Ich persönlich bin heute lieber allein als mit Leuten zusammen, bei denen ich mich verstellen muss. Auch allerdings lieber allein als mit nervtötenden Leuten. Ich hatte eine Bekannte, die sich irgendwie an mich hängte und dann fast stalkte. Die rief bspw. innerhalb von 2 Stunden sechs mal an und wenn ich mich nicht mit ihr treffen wollte, musste ich ihr genau sagen, was ich vorhätte und teilweise kam sie dann mit zum Supermarkt etc. Ich wollte nicht sagen "du nervst mich" also habe ich dann erzählt, dass ich viel zu tun hätte und gerade nicht so viel Interesse an Treffen hätte.Lange hat sie mich dann noch auf der Straße getroffen und ausgefragt (was machst du genau, was machst du morgen usw.). In solchen Fällen ist Selbstkritik auf beiden Seiten vielleicht nicht schlecht: Wenn mich jemand nicht mag, passend wir vielleicht einfach nicht zusammen ohne dass einer "Schuld" ist.

LG von
Stephanie

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