Therapeutin hat Urlaub - mir geht es schlecht...

[Claumoni]

Hallo zusammen!

Meine Therapeutin ist im Urlaub und ich habe irgendwie sowas wie Entzugserscheinungen.
Eigentlich dachte ich, dass es mir besser geht und ich langsam auf dem Weg bin, alleine klarzukommen.
Ich fühl mich nicht gut, irgendwie bin ich fast etwas sauer, dass die Therapeutin im Urlaub ist und mich alleine gelassen hat.....
Und das macht mir Sorgen. Bin ich abhängig von der Therapie? Wie soll das erst werden, wenn die Therapie vorbei ist?

[Werbung]

[Arakakadu]

Hast du diese dinge denn in der Therapie noch nicht angesprochen? Das was du fühlst ist völlig normal und hat viel Potenzial für die therapeutische Arbeit.

[Gespensterkind]

Ich denke, das zeigt zunächst einmal, dass ihr eine Beziehung habt, bzw. dass Du eine Beziehung zur Therapeutin hast und das ist erst einmal etwas Positives. Und es ist kein ungewöhnliches Gefühl. Vielleicht ein bisschen Abhängigkeit, ja, aber viele Therapien gelingen nicht ohne, dass auch eine gewisse Abhängigkeit besteht.
Du könntest es nach ihrem Urlaub ansprechen.
Du könntest ihr einen Brief schreiben, über das, was in Dir vorgeht und ihn nach ihrem Urlaub ihr mitbringen.
Und Du könntest überlegen, wie Du ihren Urlaub für Dich nutzen kannst.

[Frances2]

Meiner Erfahrung nach verändert es sich mit der Zeit, d.h. es wird irgendwann leichter, die Zeit ohne den Therapeuten zu überbrücken.
Die Abhängigkeit während der Therapie zeigt nur, welche Bedeutung diese Beziehung für dich hat und das ist etwas Positives.
Ich habe das mit dem Therapeuten immer wieder thematisiert und konnte mir lange Zeit auch nicht vorstellen, irgendwann einmal ohne ihn klarzukommen.
Aber ein guter Therapeut wird mit dir daran arbeiten, diese Abhängigkeit gegen Ende der Therapie aufzulösen.

[Werbung]

[Claumoni]

Dankeschön.
Eigentlich weiß ich, dass das normal ist. Und trotzdem sträubt sich alles in mir, dass ich mich abhängig fühle. Und es macht mir Angst.
Wir haben da in der Therapie schon drüber gesprochen. Ich habe immer alles alleine machen müssen, schon als Kind. Es ist schwer für mich, mich auf jemanden zu verlassen. Aber diese "Unabhängigkeit" tat mir überhaupt nicht gut. Deshalb weiß ich, dass es okay ist, dass ich mich abhängig fühle. Und trotzdem fühlt es sich sehr schlecht an.
Manchmal würde ich am liebsten nicht mehr zur Therapie gehen, damit ich mich nicht schlecht fühle, wenn sie ausfällt oder aufhört.
Dass ich irgendwie sauer oder wütend auf die Therapeutin bin, hat nichts mit ihr zu tun. Weiß ich. Aber die negativen Gefühle sind ja da.
Ach, das ist gerade so wirr in meinem Kopf.....

[Frances2]

Zu wissen, dass das, was du empfindest, mit früher zu tun hat, ist doch schon ganz viel wert.
Diese Ambivalenz in der Therapie auszuhalten und die Abhängigkeit erst mal zuzulassen (und auch die Wut) und mit der Therapeutin über all das zu sprechen, gibt dir jetzt die Chance, es dieses Mal anders zu machen.
Ich habe früher auch Beziehungen abgebrochen, weil ich mich nicht abhängig fühlen wollte, aber dieses Muster wollte ich in der Therapie nicht wiederholen. Ich war oft sehr wütend auf den Therapeuten, wir haben das aber immer klären können und ich bin dabei geblieben. Man kann diese Muster durchbrechen.

[Werbung]