Galgenhumormodus on: Na, das ist mal ein Problem, was ich nicht habe. Das weiß derzeit mehr als mir lieb ist - auch ganz ungefragt und gerade heraus."Warum ich meine Psychotherapie abgebrochen habe? Weil ich nicht wusste, was mein Therapeut denkt", schreibt eine Frau in einem Online-Forum, in dem gerade eine Diskussion darüber entbrennt, ob Patienten die Mitschriften ihrer Therapeuten einsehen können sollten. "Es wäre extrem hilfreich gewesen, seine Aufzeichnungen zu lesen", betont die Foristin.
http://www.spiegel.de/gesundheit/psycho ... 71000.html (Link Jenny)
Selbstredend bin ich (ebenfalls) dagegen, dass Akten online abrufbar sind (Sicherheitsaspekte und bitteschön: wie gläsern soll es denn zugehen. Warum nicht gleich veröffentlichen, dass der Nachbar auch etwas davon hat...). Und ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass Notizen so ergiebig sein können wie ein persönliches Gespräch. Wenn man will, kann man bereits nach jetztigem Stand die Aufzeichnungen einsehen (soweit ich weiß objektive Notizen und mittlerweile auch subjektive Bemerkungen). Ich halte es für ein Beziehungsproblem, wenn sowas nicht besprechbar ist (muss selbstreden nicht bzw. nicht ausschließlich beim Patienten zu veorten sein). Aufzeichnungen können auch gefiltert sein (sowohl in die eine Richtung als in die andere). Ein Therapeut, der Dinge nicht transparent machen würde, über die ich eigentlich aufzuklären bin, würde mich skeptisch machen (muss nicht notwendigerweise negativ sein, hängt aber vom Grund ab, weswegen Auskünfte verweigert werden. Damit hatte ich bisher aber noch keine Probleme, zumindest nicht bei Behandlern, bei denen ich regelmäßig in Behandlung war).
Auch überlege ich gerade, was der extrem hilfreiche Aspekt sein kann, wenn man Aufzeichnungen liest. Also mir geht es so, dass ich sicherlich das eine oder andere teile, anderes hingegen nicht, was nicht immer leicht ist, sich damit auseinanderzusetzen. Insofern weiß ich auch nicht, ob ich alles wissen will oder muss. Denn natürlich wird mir nicht jede Aufzeichnung passen. Wesentlicher finde ich (zumindest für mich), dass ich einen eigenen Standpunkt habe, zur Not unabhängig davon, wie das Behandler xy sieht (Konsens in wesentlichen Punkten ist natürlich von Vorteil).
Dass meine Thera private Notizen hat, glaube ich nicht. Und ehrlich gesagt: Ich weiß nicht, ob ich wirklich immer exakt hören will, was jemand denkt. Authentizität ist mir zwar sehr wichtig!, aber absolut ungefilterte (alles sagen bzw. "raushauen", was man denkt, kann vermutlich in vielem Beziehung manchmal mehr Schaden anrichten als nutzen). "Reflektierte Authentizität" (was auch immer das sein soll) erscheint mir daher erstrebenswerter.