Therapeut feuchte Augen

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Kitiara
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Beitrag Di., 27.05.2014, 09:30

Mal im Ernst ist das wirklich so?
Oder sollte es so sein?

da fällt mir sofort eine situation ein.
Meine Thera sagte in einer stunde mal zu einem Thema :" Das macht mich sehr sehr traurig, darf ich das sagen?"
Aber sie wirkte auf mich total ruhig und irgendwie war ihr Gesicht eher Emotionslos, also nix mit feuchten Augen oder so.
das hat mich voll verwirrt, weil ich dachte traurig und dann noch sehr sehr traurig, sieht aber anders aus.

Meine Thera hat noch nie so feuchte Augen gehabt oder etwas in der richtung niemals.

weinen eure therapeuten echt in der therastunde ???
Lieben Gruss
Kitty
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Wandelröschen
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Beitrag Di., 27.05.2014, 11:07

Meiner hat noch nie geweint, meine Ex-Thera auch nicht.
Trotzdem waren sie keine gefühllosen Robotor. Ich hab aber sehr wohl ihr empfinden autentisch mitbekommen, wenn sie nach schweren Stunden fertig/geschaft waren, ihnen mal die Kinnlade runterfiel oder sie sich mit mir gefreut haben und so.
Gruß
Wandelröschen

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Krang2
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Di., 27.05.2014, 11:24

@Kitiara,
Ja, ganz sicher, mein Therapeut hatte mehrmals feuchte Augen, selten sogar, wenn ich selbst nicht weinen mußte. Der neue Therapeut hatte in den ersten fünf Probestunden einmal feuchte Augen, während er ruhig blieb, als ich weinen mußte. Dafür sagte mir kein Therapeut oder Berater jemals, daß ihn etwas traurig machen würde. Ich glaube auch nicht, daß die beiden aus Traurigkeit oder um meinetwillen geweint haben, verschiedene Stimmungen können zu feuchten Augen führen, zuweilen auch nur, wenn etwas sehr überwältigend ist. Ich denke zumindest, daß es so sein sollte, daß der Therapeut zum "Mitschwingen" fähig ist. Hast du deiner Therapeutin nicht abgenommen, daß es sie sehr traurig gemacht hat? Hast du ihr gesagt, daß du es verwirrend fandest? Situationen, in denen man das Gefühl hat, daß der Therapeut nicht authentisch kommuniziert, sollte man ansprechen dürfen.
Hat deine Therapeutin wenigstens mal herzhaft und spontan gelacht? Das haben meine nie. Im normalen Leben bringe ich die Leute eher zum Lachen als zum Weinen, deshalb irritiert mich das. Ich denke mal, das soll nicht so sein und ist auch nicht die Regel, meine Freundin erzählte mir z.B., daß ihre Therapeutin noch nie geweint, dafür aber um so häufiger mit ihr gelacht habe.
Vielleicht gibt es ja in meinen Therapiestunden für die Therapeuten nichts zu lachen. Darüber kann ich nun wieder schmunzeln. Aber ich wette, wenn ich das den Therapeuten fragen würde, würde er das auch zu ernst nehmen. Therapeuten machen zuweilen aus einem Pups eine Magen-Darm-Grippe.

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Wandelröschen
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Beitrag Di., 27.05.2014, 11:31

Krang2 hat geschrieben: Ich denke zumindest, daß es so sein sollte, daß der Therapeut zum "Mitschwingen" fähig ist.

Krang2 hat geschrieben:Therapeuten machen zuweilen aus einem Pups eine Magen-Darm-Grippe.
Gruß
Wandelröschen

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Betthupferl
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Beitrag Di., 27.05.2014, 18:29

Liebe Salus,

ich kann sehr gut nachvollziehen, WIE du deine Frage meinst...
doch ich denke,
auf manche Fragen wirst du hier keine "passende" Antwort finden,
da DIE ANTWORT darauf ausschließlich dein Therapeut kennt.
Es ist wohl eine Sache des Vertrauens zwischen ihm und dir, dir und ihm,
ob "es ehrlich ist, ob es ihn wirklich berührt"...

ich verstehe deine Bedenken, da ich auch einiges in der Therapie als "gespielt" wahrgenommen habe,
und dies mir viel von meinem ihm geschenkten Vertrauen nahm,
jedoch möchte ich nicht über seine Berührtheit "urteilen"...
das "Katz und Maus Spiel" kenne ich auch,
und ich sag´s dir,
HEUTE ohne dieses Spiel, bei einer warmen Atmosphäre von "einfach wohlfühlen" in der Nähe meiner "Begleiterin des Lebens",
weiß ich,
was es ausmacht, einfach da sein dürfen UND WACHSEN...ohne zusätzliche "Schmerzen", ohne "suchen nach Zeichen des Misstrauens"...
einfach authentische Wärme von Mensch zu Mensch...

LG
Liebe und Lachen wirken Wunder

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Kitiara
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Beitrag Mi., 28.05.2014, 08:40

Krang2 hat geschrieben: Hast du deiner Therapeutin nicht abgenommen, daß es sie sehr traurig gemacht hat? Hast du ihr gesagt, daß du es verwirrend fandest? Situationen, in denen man das Gefühl hat, daß der Therapeut nicht authentisch kommuniziert, sollte man ansprechen dürfen.
Hat deine Therapeutin wenigstens mal herzhaft und spontan gelacht?
In dem Moment wo sie das sagte dachte ich nur:" wehe die fängt an zu heulen" Der Gedanke macht mich hilflos, ich wüsste nicht wie ich mit sowas umgehen sollte.
Ich fand es einfach seltsam das jemand ohne Gefühlsregung zu zeigen sagt:" das macht mich sehr sehr traurig"
kann man überhaupt sehr sehr traurig sein ohne weinen? ich meine klar mir kann es sehr schlecht gehen ohne weinen, aber dann ist das eher ein Gefühl von leere oder so?!

Ähm gelacht? *nachdenk*....ich glaube...also so genau weiss ich das garnicht mehr...herzhaft gelacht?...mhh also ich glaub nicht so wirklich...irgendwie.
Sollte ich sie mal drauf ansprechen oder?
Lieben Gruss
Kitty
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Salus
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Beitrag Mi., 28.05.2014, 19:24

leberblümchen hat geschrieben:Salus, ich denke schon, dass das Weinen in gewisser Weise der therapeutischen Technik geschuldet ist: Das Einfühlen ist ja nichts, das geschieht, indem der Th. sich gehenlässt, sondern das ist eine Technik. Gehenlassen geht nicht, weil parallel noch andere Dinge geleistet werden müssen, nämlich verstehen und reflektieren.

Kennst du das von dir nicht auch, dass du manchmal dein Herz bewusst öffnest und manchmal nicht? Manchmal tauchst du mehr in das Erleben deines Gegenübers ein, und ein anderes Mal hörst du nicht mit dem Herzen, sondern mit dem Kopf. Wenn mein Therapeut nur mit dem Herzen unterwegs wäre, hätte ich das Gefühl, es fehlt etwas sehr Wichtiges (umgekehrt allerdings genauso!). Außer den Tränen fällt mir z.B. noch das synchrone Bauchgluckern ein, das bei uns früher sehr häufig war. Auch das ist etwas, das man 'unterstützen' kann oder auch abbremsen kann.

Ich würde also sagen, dass die Tränen eines Therapeuten eine andere Qualität haben als die eines lieben Freundes. Das ist mit Sicherheit nichts Gespieltes, so wie all seine Gefühle dort 'echt' sind. Aber es ist eben auch nichts, das völlig aus heiterem Himmel erscheint. Das professionelle Mitfühlen kann man auch lernen.
Eine Technik, das klingt einleuchtend leberblümchen.
Auch die Erklärung mit Verstehen und Reflektion, fand ich gut, denn so eine Frage hatte ich mir schon gestellt, wie ein Therapeut, bei so viel gefühl noch genügend rational sein kann um die Situation zu überdenken.
Kannst du mir noch in einem Satz schildern, was das synchrone Bauchgluckern ist, oder du damit gemeint hast?

Und das professionelle Mitfühlen, das klingt auch logisch, und verständlich.
Ich hätte ja als erstes auf so etwas getippt, nur kannte ich die Worte dafür nicht.
Er hat mir einmal gesagt, dass es oft so ist, dass ich schnell eine "Technik" ....(natürlich nicht so, aber ich kann es anders nicht schildern).....erkenne und er dann schnell anders vorgehen muss, weil er merkt, dass ich daraus ein Spiel zu machen versuche.....so in der Art.....und die Stunde so nicht ganz.....em....gut oder produktiv oder ähnlich verlaufen würde.

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Salus
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Beitrag Mi., 28.05.2014, 19:34

LynnCard hat geschrieben:Hallo Salus

Vielleicht stimmt bei Dir etwas nicht bei der Wahrnehmung von Gefühlen. Du drückst Dich sehr distanziert rational aus, obwohl es um Deine Gefühle geht. Evtl. fühlt Dein Therapeut das, was Du fühlen müsstest ... Ist Dir das schon bei anderen Menschen aufgefallen, dass sie sich für Dich "unlogisch" gefühlsmäßig ausdrücken?

Du suchst eine rationale Erklärung für den Ausdruck von Gefühlen. Allein schon das ist auffällig, denn Gefühle sind nicht rational. Das ist die falsche Erklärungsebene.
Hallo Lyn,
ich denke schon, dass ich Gefühle sehr gut wahr nehmen kann.
Mir fallen manchmal Feinheiten auf, die andere nicht wahr nehmen.
Und- ja, ich drücke mich distanziert aus, weil ich eine vorsichtige Person bin, Gefühle zeigen ist für mich nichts, was ich mit jedem teilen würde.
Ob das nun so immens auffällig ist, kann ich nicht beurteilen.

Ich bin mir auch nicht sicher, auch nach diesen schönen Erklärungen und Schilderungen, was mir lieber wäre, die Emmotionen oder die gezielte Einsetzung solcher Tränen in der Stunde.
Ich denke beides hätte zur Folge, dass ich irritiert wäre.....fragt sich nur wo da der Sinn ist, wenn man auf keinen Nenner kommt.

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Salus
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Beitrag Mi., 04.06.2014, 18:34

schade, ich dachte manch anderer hätte dazu noch etwas zu sagen.

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candle.
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Beitrag Mi., 04.06.2014, 18:47

Salus hat geschrieben:schade, ich dachte manch anderer hätte dazu noch etwas zu sagen.
Hast du ihn denn nicht gefragt?

Gruß!
candle
Now I know how the bunny runs! Bild

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Salus
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Beitrag Di., 10.06.2014, 19:23

nein, habe ich nicht.

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peppermint patty
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Beitrag Di., 10.06.2014, 20:52

Nun, bei mir ist es so, dass meine Thera ab und zu mal feuchte Augen hat. Vorletzte Stunde kullerte dann auch eine Träne bei ihr.
Wir können aber all das besprechen. So erzählt sie mir auch fast jede Stunde was sie fühlt - ob sie traurig, berührt, von meinem Verhalten verletzt ist, sich entwertet fühlt, Zuneigung und liebevolle Gefühle für mich empfindet...
Ich habe nie einen authentischeren Menschen erlebt. Das ist mir extrem wichtig - und ich lasse kein Ausweichen zu. Wir fordern uns beide gegenseitig sehr intensiv.

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Thread-EröffnerIn
Salus
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Beitrag Mo., 16.06.2014, 14:32

ich wusste nicht, dass therapeuten so viel gefühl zeigen dürfen.......

dachte immer zur objektivität und professionalitaet gehört auch eine gewisse coolness.

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**AufdemWeg**
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Beitrag Mo., 16.06.2014, 14:41

coolness ist nicht immer gleich coolness.
Manchmal ist uncool cool
und cool uncool.

LG
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peppermint patty
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Beitrag Mo., 16.06.2014, 16:18

Salus hat geschrieben:ich wusste nicht, dass therapeuten so viel gefühl zeigen dürfen.......

dachte immer zur objektivität und professionalitaet gehört auch eine gewisse coolness.
Ich glaube, es gibt kein richtig oder falsch in puncto Gefühle zeigen (wobei Analytiker wohl eher zur Zurückhaltung neigen) - sondern viel eher was passt in die jeweilige Beziehung zwischen Thera und Klientin und wie mutig ist die Thera sich wirklich zu zeigen. Ich habe das Glück, dass mein Wunsch nach authentischer Resonanz erfüllt wird.

Allerdings betrifft das keine feuchten Augen oder Tränen. Wobei ich auch nicht unangenehm berührt bin, wenn dies passiert. Gehört halt alles zum Leben dazu.

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