Missbrauch in der Psychotherapie

Kliniken u.a. in Deutschland (keine generellen Fragen)

GuterGeist2019
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Beitrag Mi., 20.02.2019, 19:15

Du kannst mir gerne auch eine PN schreiben.

Bist du gerade in Therapie oder was meintest du mit "viel Hilfe", die dich gestärkt hat?

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Marone
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Beitrag Do., 21.02.2019, 09:43

Ja, ich bin seitdem durchgehend in Therapie. Einer sehr erfolgreichen ambulanten Psychotherapie.
Ganz am Anfang nach der Vortherapie war ich kurz stationär, das war aber keine so gute Erfahrung.
Ich habe aber auch tolle Freunde, wenn auch zu einigen der Kontakt abgebrochen ist. Und Familie. Und meine Tiere.

Und jetzt bin ich ziemlich glücklich mit meinem Leben und wieder aktiv in der Realität. Daher meine Angst, zu viel zu verlieren, wenn ich den Weg der Anzeige gehe.
Paradox, zunächst im Loyalitätskonflikt, dann zu "verrückt" und jetzt, wo das Verständnis und Kraft da sind, hindert mich Angst.
Aber einfach Loslassen geht irgendwie auch nicht.


GuterGeist2019
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Beitrag Do., 21.02.2019, 10:09

Das klingt gut, macht aber die Entscheidung für oder gegen eine Anzeige nicht einfacher. Noch dazu tickt ja die Uhr der Verjährung nach fünf Jahren...

Darf ich dich fragen, wie lange es bei dir her ist, dass der Missbrauch beendet ist? Es klingt auch, als hätte er lange angesäuert. Habe bei mir gemerkt, dass sich erst im Laufe der Zeit viel verändert, vieles klarer wird usw. Deshalb finde ich es auch schwierig, dass die Verjährungsfrist für solche Delikte so kurz ist. Es dauert ja eine Weile, bis man aus dem "Dunstkreis" draußen ist und sich selbst mit weniger Schuldgefühlen begegnen kann.


Jenny Doe
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Beitrag Do., 21.02.2019, 10:10

Hallo Marone
Und jetzt bin ich ziemlich glücklich mit meinem Leben und wieder aktiv in der Realität. Daher meine Angst, zu viel zu verlieren, wenn ich den Weg der Anzeige gehe.(...) Aber einfach Loslassen geht irgendwie auch nicht.
Ich hatte auch Klage gegen einen Therapeuten eingereicht, aber aus anderen Gründen.
Ich kenne diesen Zwiespalt zwischen einerseits zur Ruhe kommen wollen, mit der Vergangenheit abschließen zu wollen, ... und anderseits dieses Gefühl, dass der Therapeut dann ungestraft davon kommen würde, bei anderen Klienten weiter machen würde, sich selbst wehren zu wollen, Gerechtigkeit erfahren zu wollen, dass das Fehlverhalten des Therapeuten nicht ungesühnt bleiben darf, ...
Schwere Entscheidung. Für mich war es damals trotz all dieser Bedenken wichtig den Weg der Klage zu gehen.
Bereut habe ich ihn nicht, aber gut ging es mir damit auch nicht. Denn so eine Klage dauert Moooonateeeee. Das sind Monate, in denen man alles noch mal durchleben muss, alles rekonstruieren muss, .... Und, was ich für mich persönlich wesentlich schlimmer fand war, auch nach Therapieende immer noch hilflos dem Therapeuten ausgeliefert zu sein. Denn dieser verteidigt sich natürlich mit allen Mitteln, auch mit Angriffen gegen den Klienten. Meine Therapeutin hatte mich schlecht gemacht, wo sie nur konnte, und sich zudem psychologischer Sprüche bedient, wie z.B. "Die überträgt nur auf mich", die einen in eine erneute hilflose Position bringen, gegen die man sich erneut rechtfertigen und verteidigen muss.
Das Bedürfnis nach Gerechtigkeit erfahren ist das eine. Das andere ist, dass einem auf dem Weg dahin noch weitere Ungerechtigkeit widerfahren kann. Darüber muss man sich im Klaren sein, wenn man den Weg der Klage gegen will. Dein Therapeut wird nicht breitwillig zugeben, dass er dich missbraucht hat. Dafür steht für ihn viel zu viel auf dem Spiel. Er wird zuschlagen wo er nur kann.
Wenn du dich für den Weg der Klage entscheiden solltest, dann geht den Weg nur mit Unterstützer, wie einem Psychotherapeuten oder Beratungsstellen.
Trotzdem, ich würde den Weg auch heute noch mal gehen, trotz dieser Erfahrungen. Denn es hätte mich nie losgelassen, wenn ich mich nicht wenigstens einmal gegen diese Therapeutin gewehrt hätte. Ich wäre immer auf dem Gefühl sitzen geblieben, mich nicht gewehrt zu haben. Die klage hat mir geholfen aus diesem Gefühl der Hilflosigkeit und des Ausgeliefertsein rasuzukommen.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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GuterGeist2019
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Beitrag Do., 21.02.2019, 10:12

Liebe Marone, lange ANGEDAUERT wollte ich natürlich schreiben - entschuldige bitte, ich hab den Fehler erst jetzt gesehen.


GuterGeist2019
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Beitrag Fr., 22.02.2019, 11:18

Hallo Marone,

irgendwie klappt das mit den PN bei mir nicht. Hast du was bekommen? Habe dir gestern eine lange Nachricht geschickt, danach noch eine als Nachfrage, weil bei gesendet nichts abgezeigt wurde... Bin noch nicht so forumsfit, tut mir leid... Weiß jetzt auch nicht was tun.

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blade
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Beitrag Fr., 22.02.2019, 13:35

eine PN bleibt im eigenen Postausgang, so lange wie sich der Empfänger nicht wieder anmeldet.
erst dann verlässt die PN den Postausgang, sofern der Empfänger sein persönliches Profil für "PNs erlauben" aktiviert hat.

mfg
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GuterGeist2019
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Beitrag Fr., 22.02.2019, 14:10

Danke Blade für deine Tipps. Leider ist auch nichts im Ausgang. Ich überprüfe mal meine Einstellungen, auf die Schnelle ist mir nichts aufgefallen.

Danke dir.


kaja
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Beitrag Fr., 22.02.2019, 14:54

Die PN ist auch nicht als gesendet deklariert so lange der Empfänger sie noch nicht abgerufen hat. Bis das passiert bleibt sie einfach im Ausgang.
After all this time ? Always.


GuterGeist2019
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Beitrag Fr., 22.02.2019, 15:40

Jetzt hat es geklappt. Danke auch dir, Kaja.


GuterGeist2019
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Beitrag Sa., 23.02.2019, 08:31

Hallo Jenny Doe,

noch zu deinem Beitrag: Es freut mich, dass du im Nachhinein sagen kannst, dass du die Klage für dich gebraucht hast.

Kannst du für dich sagen, dass das Urteil "gerecht" war? Gerechtigkeit gibt es vielleicht nicht wirklich, aber ich meine, war das Ergebnis für dein Empfinden okay? Das Problem ist ja oft, dass schon bei der Verfolgung von sexuellem Missbrauch in der Therapie wenig herauskommt, aber dafür gibt es ja wenigstens noch einen Paragraphen. Bei emotionalem Missbrauch - der meiner Meinung nach auch sehr, sehr schwer wiegt - oder sonstigen Gründen für eine Klage gibt es ja leider weniger gesetzliche Grundlagen und manchmal kaum "Greifbares". Was das Wehren ja noch schwieriger macht...

Liebe Grüße
GuterGeist2019


Jenny Doe
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Beitrag Sa., 23.02.2019, 08:52

Hallo GuterGeist2019,
Kannst du für dich sagen, dass das Urteil "gerecht" war?
Ich habe die Klage verloren. Ich war in der Beweispflicht. Ich musste beweisen, dass die Therapeutin das gemacht hat, was ich ihr vorwarf. Wie soll man das als Patient ohne Tonbandaufzeichnungen von den Sitzungen, ohne Briefe vom Therapeuten, ..., kurz, ohne objektive Beweise machen? Wenn man als Patient keine fundierten Beweise hat was sich im geschlossenen Therapieraum abgespielt hat, dann hat man schlechte Karten. Der Satz von einem Therapeuten "Die ist eine Borderline" reicht aus, und man hat verloren, auch dann, wenn man Gegengutachten hat, die bestätigen, das man keine Borderline ist. Therapeuten sitzen am längeren Hebel. Sie können ihre "Die ist pschisch krank" Argumentationen benutzen um ihren eigenen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.
Ich habe die Klage mit Hilfe einer Therapeutin durchgezogen, die über all das, was diese Therapeutin von sich gab, nur den Kopf schütteln konnte. Nichts von dem was sie mir vorwarf traf zu. Doch Therapeuten wird mehr geglaubt als "psychisch Kranken".
Das muss man sich klarmachen, wenn man versucht einen Therapeuten zu verklagen. Die sind nicht nur lieb und nett. Die tun alles um ihren eigenen Kopf zu retten.
Letztendlich musste ich nicht nur das verarbeiten, was diese Therapeutin mir während der Therapie angetan hat, sondern auch noch das, was sie mir nach der Therapie noch antat. Hinzu kam dieses Gefühl "Therapeuten können einen schaden, missbrauchen, ...., es gibt keine Gerechtigkeit". Es war ein langer Weg für mich damit leben zu lernen, dass Recht haben und Gerechtigkeit erfahren, zwei verschiedene Dinge sind. Ohne meine Therapeutin hätte ich diese schwere Klageziet vermutlich nicht überlebt.

Hier im Forum gibt es einen Thread von einer Userin, die ebenfalls ihre Therapeutin wegen sexuellem Missbrauch angeklagt hat. Sie hat mitten im Verfahren die Klage zurückgezogen aus genau den Gründen, die auch ich beschrieb. Man muss ein wirklich hartes Fell haben um das auszuhalten, was die verklagten Therapeuten einem auch noch während des Prozesses antun. Die Userin konnte es nicht mehr ertragen und zog die Klage wieder zurück. So kam auch diese Therapeutin straffrei davon.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


GuterGeist2019
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Beitrag Sa., 23.02.2019, 09:04

Hallo Jenny Doe,

vielen Dank fur deine sehr offenen Worte!

Ich bin sehr betroffen! Ja, du hast so Recht damit, dass man ein hartes Fell braucht in so einem Verfahren. Und dein Fall zeigt genau das, was ich mit 'wenig Greifbares" gemeint habe. Eine Zweier-Situation in einer Sitzung ohne Beweise... Und du in der Beweispflicht. Zwar ist es auch schwierig, den Therapeuten wegen sexuellem Missbrauch dranzukriegen, aber da gibt es durch die Verstrickungen wenigstens oft noch SMS, Mails ö.ä. Aber es ist hart, egal worum es geht.

Ich kann gut nachfühlen, welche Flut an negativen Erlebnissen und Eindrücken du verarbeiten musstest und vielleicht noch musst. Wie lange ist das bei dir her?


Jenny Doe
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Beitrag Sa., 23.02.2019, 09:10

Hallo GuterGeist,
Wie lange ist das bei dir her?
Mal überlegen, ... Ich habe die Klage 2005 eingereicht. Das ganze lief so, mit Widerspruch und Einschaltung eines Rechtanwaltes, bis 2008. Also so vor ca. 10 Jahren.
aber da gibt es durch die Verstrickungen wenigstens oft noch SMS, Mails ö.ä.
Das ist gut. Nur so hat man eine Chance.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


GuterGeist2019
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Beitrag Sa., 23.02.2019, 09:29

Umso mehr verdient es Respekt, dass du nach der relativ langen Zeit noch hier mitschreibst und mit deinen Erfahrungen auch anderen Betroffenen hilfst.

Danke dir!

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