Probleme mit meiner Mama

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leuchtturm
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Beitrag Do., 13.03.2014, 17:50

Und es ist so, meine Eltern haben mich wirklich extrem unterstütz, sie haben mich durch mein Studium finanziert, sie haben mir alles gekauft was ich als Kind gebraucht habe (soweit sie damit natürlich einverstanden waren), sie haben mir 100 von Stunden Nachhilfe bezahlt, auch wenn sie sich es nicht leisten konnten, usw usw. Sie haben für mich sehr viel getan.
und dafür erwarten sie nun, dass du dein eigenes Leben aufgibst?
Es mag blöde klingen und ganz herzlos, aber:

Eltern sind verpflichtet, gut für ihre Kinder zu sorgen.
Das ist in meinen Augen nichts Ungewöhnliches.

Wenn sie das aber tun, um Dankbarkeit im Sinne von Hörigkeit, Aufgeben des eigenen Lebensentwurfs, jahrelanges übergriffiges Einmischen zu erlangen, war die ganze umsorgende Liebe nicht ganz uneigennützig.
Sondern gehörte mit zum Manipulationssystem.

Also: du musst wegen dem, wie dich deine Eltern aufgezogen haben, kein schlechtes Gewissen ihnen gegenüber haben.
Erstens war es dein gutes Recht als Kind, liebevoll aufgezogen worden zu sein, eine Ausbildung zu bekommen usw usw.
Zweitens liegt die Überlegung nahe , ob deine Eltern sich nicht eventuell auch so aufgeopfert ahben, um sich selbst etwas Gutes zu tun.

Ich habe selbst 4 Kinder gehabt, ich weiß also durchaus, wovon ich rede, wenn sich mir die Nackenhaare hochstellen beim Thema "für die Kinder aufopfern"

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kreon
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Beitrag Do., 13.03.2014, 23:06

Vielleicht will deine Mutter gebraucht werden und begründet ihr Verhalten damit, euch Gutes tun zu wollen. Eventuell steckt ein Teil emotionale Abhängigkeit auch darin.

Das mit dem Umbringen klingt ein wenig nach Borderline aber dafür fehlen weitere Kriterien und Borderline ist eine Modediagnose.

Möglicherweise, und das ist noch immer typisch für unsere Gesellschaft, sind die Eltern von ihren Eltern, zu einem bestimmten Verhalten "erzogen" worden, durch Lob und Tadel, die diese Aufgabe nach eigenen Vorstellungen übernehmen oder stellvertretend für die Gesellschaft. Eine autoritäre Erziehung führt jedenfalls zu Schuld, Schuld führt zu Abhängigkeit und Abhängigkeit behindert das freie Denken (Psychoanalyse und Ethik)
Man hat die Eltern häufig nur geliebt, wenn sie einem bestimmten Verhalten entsprochen haben. Fritz Riemann (Die schizoide Gesellschaft) hat darüber geschrieben, dass die Eltern dabei zu Objekten, ohne Rücksicht auf deren eigene Willen, von anderen entsprechend geformt werden. Die Eltern übernehmen dieses Verhalten dann und praktizieren es bei ihren Kindern weiter. Man spricht von Wiederholungszwang.

Fromm hat ein Modell aufgestellt, indem jeder bestimmte Grenzen überschreiten muss. Wenn du 30 Jahre alt bist, dann gehe ich davon aus, dass deine Mutter 50 oder vielleicht sogar 60 Jahre alt sein wird. Ist man über 60 Jahre alt, dann merkt man langsam, dass man nicht mehr so vital ist, wie früher und später auch leiser treten muss. Wenn man in seinem Leben viel im Sinne von psychischer Produktivität geleistet hat, das bedeutet, dass man nach seinem eigenen Gewissen gelebt und gehandelt hat, dann kann man sich im Alter von dieser Produktivität nähren. Die Furcht vor dem Altwerden hängt damit zusammen, dass man nicht nach seinem eigenen Gewissen lebt (Psychoanalyse und Ethik).

Ericksons Modell sieht acht Stufen vor, die altersabhängig auftreten und die man für ein glückliches Leben bewältigen muss. Auf Stufe 7 gilt es, die Fähigkeit zur Generativität im mittleren Erwachsenenalter zu erlagen und in der Seneszenz dann, sollte man sich der Integrität widmen.

Ich hoffe, dass ich dir ein weniger aus der rationalen, psychoanalytischen Perspektive helfen konnte. Oft hilft es einem, wenn man die Handlungsweisen seiner Mitmenschen versteht.

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Wurstel
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Beitrag Fr., 14.03.2014, 04:28

Wurstel

kreon hat geschrieben:Vielleicht will deine Mutter gebraucht werden und begründet ihr Verhalten damit, euch Gutes tun zu wollen. Eventuell steckt ein Teil emotionale Abhängigkeit auch darin.
Es hängt wohl auch damit zusammen, daß die Umgebung (in meinem Fall primär mein Vater und meine Schwester) der Ansicht sind, daß ich so zu leben habe, wie sie sich das vorstellen. Und außerdem ist es meiner Familie sehr wichtig, was die Leute reden. Das führt dann dazu, daß es nicht akzeptiert wird, wenn ich mit (ihrer Ansicht nach) unpassender Kleidung oder gar unfrisiert herumlaufe. Angeblich beschweren sich dann die Leute bei meiner Schwester, und die schämt sich dann dafür.
kreon hat geschrieben:Das mit dem Umbringen klingt ein wenig nach Borderline aber dafür fehlen weitere Kriterien und Borderline ist eine Modediagnose.
Hm, das war bei meiner Mutter nicht so. Sie schrie nur immer wieder, daß ich sie ins Grab bringe, weil ich nicht das mache, was sie verlangt. Und sie bekam einen Herzanfall nach dem anderen.

Einige Bekannte meinten damals, daß das ein Druckmittel meiner Mutter ist, weil sie auf diese Art und Weise erreicht, was sie will (beispielsweise, daß ich nicht nach Wien zu einem Auftritt, wo ich auf der Bühne stehe, fahre, sondern bei ihr bleibe), und meine Bekannten rieten mir, da nicht mitzumachen, sondern das zu machen, was ich machen will, und nicht das, was sie will, damit sie merkt, daß sie damit nicht durchkommt. (Außerdem bekam ich Schwierigkeiten, weil ich aufgrund des Verhaltens meiner Mutter immer wieder Termine [gar einmal einen Auftritt] am selben Tag absagen mußte.) Daher habe ich das dann ausprobiert und bin trotzdem auf Anraten meiner Bekannten nach Wien gefahren und ließ mich nicht erpressen (wie meine Bekannten das Verhalten meiner Mutter nannten). Sie meinten allerdings, daß sich meine Mutter zwar aufregen wird, aber ihr nichts deswegen passieren wird, zerstreuten meine Befürchtungen und sagten, ich soll endlich einmal Manns genug sein, mich durchzusetzen. Das habe ich dann eben gemacht. Nur leider hat sich meine Mutter dermaßen darüber aufgeregt, daß sie dann tatsächlich ins Spital gebracht wurde, wo sie unter höllischen Schmerzen an einer vom Krankenhaus nicht erkannten Bauchfellentzündung aufgrund durch Wut gerissenem Darms jämmerlich zugrunde gegangen ist. Meine Familie ist nun der Ansicht, daß ich meine Mutter durch mein Theaterspielen in den Tod getrieben habe. Und dementsprechend werde ich jetzt eben behandelt...
kreon hat geschrieben:Möglicherweise, und das ist noch immer typisch für unsere Gesellschaft, sind die Eltern von ihren Eltern, zu einem bestimmten Verhalten "erzogen" worden, durch Lob und Tadel, die diese Aufgabe nach eigenen Vorstellungen übernehmen oder stellvertretend für die Gesellschaft. Eine autoritäre Erziehung führt jedenfalls zu Schuld, Schuld führt zu Abhängigkeit und Abhängigkeit behindert das freie Denken (Psychoanalyse und Ethik)
Meine Mutter hat mir immer erzählt, daß ihr Vater sie nur anschauen mußte, und da wurde sie ganz kleinlaut. Sie sagte auch oft, daß mich ihr Vater umgebracht hätte, so schlimm wie ich bin und daß ich froh sein soll, daß ich so tolerante Eltern habe...
kreon hat geschrieben:Man hat die Eltern häufig nur geliebt, wenn sie einem bestimmten Verhalten entsprochen haben. Fritz Riemann (Die schizoide Gesellschaft) hat darüber geschrieben, dass die Eltern dabei zu Objekten, ohne Rücksicht auf deren eigene Willen, von anderen entsprechend geformt werden. Die Eltern übernehmen dieses Verhalten dann und praktizieren es bei ihren Kindern weiter. Man spricht von Wiederholungszwang.
Ich würde eher sagen, daß man sich an die Eltern gewöhnt hat. Genauso, wie sich meine Eltern aneinander gewöhnt haben (die wurden ja von ihren Eltern verheiratet). (Und auch meine Schwester wurde von den Eltern verheiratet.)
kreon hat geschrieben:Fromm hat ein Modell aufgestellt, indem jeder bestimmte Grenzen überschreiten muss. Wenn du 30 Jahre alt bist, dann gehe ich davon aus, dass deine Mutter 50 oder vielleicht sogar 60 Jahre alt sein wird. Ist man über 60 Jahre alt, dann merkt man langsam, dass man nicht mehr so vital ist, wie früher und später auch leiser treten muss. Wenn man in seinem Leben viel im Sinne von psychischer Produktivität geleistet hat, das bedeutet, dass man nach seinem eigenen Gewissen gelebt und gehandelt hat, dann kann man sich im Alter von dieser Produktivität nähren. Die Furcht vor dem Altwerden hängt damit zusammen, dass man nicht nach seinem eigenen Gewissen lebt (Psychoanalyse und Ethik).
In meinem Fall war es so, daß meine Mutter im Jahr 2005 mit 79 Jahren gestorben ist. Was dann dazu geführt hat, daß wir von ihrer Erlebensversicherung nur den Gewinnanteil ausbezahlt bekommen haben und nicht die von ihr damals eingezahlte Versicherungsprämie (dazu hätte sie 80 werden müssen, also den Ablauf des Versicherungsvertrages erleben müssen). Nun wirft mir meine Familie auch noch vor, schuld daran zu sein, daß wir nur sehr wenig von der Versicherung ausbezahlt bekommen haben, weil ich veranlaßt habe, daß meine Mutter vor Ablauf des Vertrages starb.
kreon hat geschrieben:Ericksons Modell sieht acht Stufen vor, die altersabhängig auftreten und die man für ein glückliches Leben bewältigen muss. Auf Stufe 7 gilt es, die Fähigkeit zur Generativität im mittleren Erwachsenenalter zu erlagen und in der Seneszenz dann, sollte man sich der Integrität widmen.
Bitte, was bedeuteen "Generativität" und "Seneszenz" und was meinst Du mit "sich der Integrität widmen"? Sich in die Familie integrieren, also sich anzupassen?
kreon hat geschrieben:Ich hoffe, dass ich dir ein weniger aus der rationalen, psychoanalytischen Perspektive helfen konnte. Oft hilft es einem, wenn man die Handlungsweisen seiner Mitmenschen versteht.
Ich bin auch der Meinung, daß man zuerst wissen muß, woher bestimmte Verhaltensweisen eines Menschen kommen, da man ansonsten nicht angemessen mit diesen Menschen umgehen kann.

Im Falle meines Vaters kommt eine Prägung durch die Ideologie des Dritten Reiches hinzu. So ist er ein Befürworter der Euthanasie und sagt immer wieder, daß Menschen, die der Gesellschaft nutzlos geworden sind, weggeräumt gehören. Und neuerdings liegt der Fall vor, daß er selber nicht mehr so gut kann, wie er will, das Alter macht sich schon bemerkbar (immerhin ist er 89), er ist körperlich nicht mehr so leistungsfähig wie noch vor einem Jahr. Das führt nun dazu, daß er besonders reizbar wird, da er natürlich noch nicht zum alten Eisen gehören will. So überanstrengt er sich regelmäßig und bekommt dann noch mehr Schmerzen (seit einigen Monaten leidet er an Gicht). Außerdem habe ich den Eindruck, daß er der ganzen Welt beweisen will, daß er jetzt noch immer die diversen Arbeiten erledigen kann. (Derzeit sind wir mit dem Schneiden von Brennholz beschäftigt.)


Wurstel

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leuchtturm
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Beitrag Fr., 14.03.2014, 08:37

Und wenn du, Wurstel, die Beweggründe für das Verhalten deiner Eltern nun weißt, was folgerst du daraus für dich?

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BillieJane
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Beitrag Fr., 14.03.2014, 10:19

Wurstel hat geschrieben: ENur leider hat sich meine Mutter dermaßen darüber aufgeregt, daß sie dann tatsächlich ins Spital gebracht wurde, wo sie unter höllischen Schmerzen an einer vom Krankenhaus nicht erkannten Bauchfellentzündung aufgrund durch Wut gerissenem Darms jämmerlich zugrunde gegangen ist. Meine Familie ist nun der Ansicht, daß ich meine Mutter durch mein Theaterspielen in den Tod getrieben habe. Und dementsprechend werde ich jetzt eben behandelt...
Hallo Wurstel,

aus medizinischer Sicht ist das der gröbste Unsinn den ich jemals gehört habe. Das ist ja an Idiotie kaum noch noch zu überbieten....

Lass dir bitte gesagt sein, dass ein Darm wegen einem Wutanfall niemals reißen kann. Das ist physiologisch nicht möglich.

Deine Mutter hatte eine Vorerkrankung welche sehr wahrscheinlich nicht diagnostiziert wurde.
Diese hat dann sehr wahrscheinlich zu einer Ulzertion geführt mit der von dir beschriebenen Komplikation.

Hinzu war deine Mutter offensichtlich psychisch krank.

Du bist nicht für den Tod deiner Mutter verantwortlich.

Liebe Grüße,

BillieJane

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luftikus
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Beitrag Fr., 14.03.2014, 15:37

sunflowerpower hat geschrieben:Bzgl Distanz- Ja, damals war ich einige 100km von ihr entfernt und es war so besser, weil sie nicht einfach so vorbei gekommen ist. Aber, sie wollte dann, dass ich zurück nach Wien komme und hat mich dann täglich angerufen und geheult, dass ich mein Job in Deutschland aufgeben sollte und zu ihr kommen sollte, ...
Diesem Drängen habe ich allerdings nie nachgegeben. Das wäre auf jeden Fall schief gegangen... Und im Lauf der Jahre haben es meine Eltern damals akzeptiert...

Ehrlich gesagt habe ich eine regelrechte Antipathie gegen meinen Geburtsort entwickelt. Ich würde nicht freiwillig dorthin zurückkehren....

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kreon
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Beitrag Sa., 15.03.2014, 12:33

Es hängt wohl auch damit zusammen, daß die Umgebung (in meinem Fall primär mein Vater und meine Schwester) der Ansicht sind, daß ich so zu leben habe, wie sie sich das vorstellen. Und außerdem ist es meiner Familie sehr wichtig, was die Leute reden. Das führt dann dazu, daß es nicht akzeptiert wird, wenn ich mit (ihrer Ansicht nach) unpassender Kleidung oder gar unfrisiert herumlaufe. Angeblich beschweren sich dann die Leute bei meiner Schwester, und die schämt sich dann dafür.
Vielleicht ist es so, dass vor allem dein Vater in seiner Kindheit dazu erzogen worden ist, den Vorstellungen seiner Eltern zu entsprechen. Sehr häufig wird diese Erziehung internalisiert, ins eigene Ich übernommen. Eric Berne definiert es als kritisches Eltern-Ich. Manche sagen, dass man sich mit dem gegengeschlechtlichen Elternteil anfängt zu identifizieren, das könnte erklären, warum deine Schwester die Ansichten deines Vaters teilt. Wahrscheinlich schämen sie sich nicht wirklich für dich. Vielmehr möchten sie dich zur Anpassung an ihre Vorstellungen bewegen.
Hm, das war bei meiner Mutter nicht so. Sie schrie nur immer wieder, daß ich sie ins Grab bringe, weil ich nicht das mache, was sie verlangt. Und sie bekam einen Herzanfall nach dem anderen.
Einige Bekannte meinten damals, daß das ein Druckmittel meiner Mutter ist, weil sie auf diese Art und Weise erreicht, was sie will (beispielsweise, daß ich nicht nach Wien zu einem Auftritt, wo ich auf der Bühne stehe, fahre, sondern bei ihr bleibe), und meine Bekannten rieten mir, da nicht mitzumachen, sondern das zu machen, was ich machen will, und nicht das, was sie will, damit sie merkt, daß sie damit nicht durchkommt. (Außerdem bekam ich Schwierigkeiten, weil ich aufgrund des Verhaltens meiner Mutter immer wieder Termine [gar einmal einen Auftritt] am selben Tag absagen mußte.) Daher habe ich das dann ausprobiert und bin trotzdem auf Anraten meiner Bekannten nach Wien gefahren und ließ mich nicht erpressen (wie meine Bekannten das Verhalten meiner Mutter nannten). Sie meinten allerdings, daß sich meine Mutter zwar aufregen wird, aber ihr nichts deswegen passieren wird, zerstreuten meine Befürchtungen und sagten, ich soll endlich einmal Manns genug sein, mich durchzusetzen. Das habe ich dann eben gemacht. Nur leider hat sich meine Mutter dermaßen darüber aufgeregt, daß sie dann tatsächlich ins Spital gebracht wurde, wo sie unter höllischen Schmerzen an einer vom Krankenhaus nicht erkannten Bauchfellentzündung aufgrund durch Wut gerissenem Darms jämmerlich zugrunde gegangen ist. Meine Familie ist nun der Ansicht, daß ich meine Mutter durch mein Theaterspielen in den Tod getrieben habe. Und dementsprechend werde ich jetzt eben behandelt...
Das Verhalten deiner Eltern und deiner Schwester wirkt narzisstisch. Vielleicht betrachten sie dich als eine Teil ihrer Selbst, ein erweiterte Ichs, das sie nach ihren Vorstellungen formen können. Ihnen scheint es sehr um die Bestätigung durch andere zu gehen. Das ist häufig die Folge, wenn man keine eigene Anerkennung erhält und sie dann sekundär von anderen versucht zu erwerben. Dass dein Vater und deine Schwester dir die Schuld an dem Tod deiner Mutter geben, bestätigt wieder die Manipulation. Deine Familie scheint ausgeprägte Züge von emotionaler Nötigung zu besitzen. Wird man als Kind schon so behandelt, dann kommt es zur Schuld und zur emotionalen Abhängigkeit. Je weniger man über ein eigenes Ich, über eine eigene Identität verfügt, desto mehr entlehnt man sie an Gruppen wie Nationen oder eben der Gesellschaft. Es ist nur legitim und richtig, dass du dein Leben lebst.
Meine Mutter hat mir immer erzählt, daß ihr Vater sie nur anschauen mußte, und da wurde sie ganz kleinlaut. Sie sagte auch oft, daß mich ihr Vater umgebracht hätte, so schlimm wie ich bin und daß ich froh sein soll, daß ich so tolerante Eltern habe...
Da wirkt dann das eigene Verhalten deiner Eltern recht "edelmütig". Du könntest also froh sein, dass du noch emotional so "gut" behandelt worden bist. Da stecken wohl verborgene sadistische Züge dahinter. An dem Tod deiner Mutter kannst du nichts dafür.
Bitte, was bedeuteen "Generativität" und "Seneszenz" und was meinst Du mit "sich der Integrität widmen"? Sich in die Familie integrieren, also sich anzupassen?
Generativität bedeutet, dass man etwas für die nachfolgenden Generationen tut und das eigene Handeln mit ihr in Einklang bringt. Seneszenz meint dann das hohe oder späte Erwachsenenalter. Der Begriff "senil" leitet sich davon ab. Das hat mit Anpassung nichts zu tun. Aber lebe nach deinen Fähigkeiten, eigenen Kräften und Eigentümlichkeiten.
Zuletzt geändert von kreon am Sa., 15.03.2014, 12:37, insgesamt 1-mal geändert.

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kreon
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Beitrag Sa., 15.03.2014, 12:36

Ich bin auch der Meinung, daß man zuerst wissen muß, woher bestimmte Verhaltensweisen eines Menschen kommen, da man ansonsten nicht angemessen mit diesen Menschen umgehen kann. Im Falle meines Vaters kommt eine Prägung durch die Ideologie des Dritten Reiches hinzu. So ist er ein Befürworter der Euthanasie und sagt immer wieder, daß Menschen, die der Gesellschaft nutzlos geworden sind, weggeräumt gehören. Und neuerdings liegt der Fall vor, daß er selber nicht mehr so gut kann, wie er will, das Alter macht sich schon bemerkbar (immerhin ist er 89), er ist körperlich nicht mehr so leistungsfähig wie noch vor einem Jahr. Das führt nun dazu, daß er besonders reizbar wird, da er natürlich noch nicht zum alten Eisen gehören will. So überanstrengt er sich regelmäßig und bekommt dann noch mehr Schmerzen (seit einigen Monaten leidet er an Gicht). Außerdem habe ich den Eindruck, daß er der ganzen Welt beweisen will, daß er jetzt noch immer die diversen Arbeiten erledigen kann. (Derzeit sind wir mit dem Schneiden von Brennholz beschäftigt.)
Alfred Adler ist der Überzeugung gewesen, dass jedes Fehlverhalten auf einen Mangel an Liebe zurückzuführen ist. Damals hat vor allem das Kleinbürgertum die NS-Ideologie unterstützt, weil sie sich dadurch einen Aufstieg erhofft gehabt hatte (Die Furcht vor der Freiheit - Erich Fromm). Die Einstellung könnte ein Ausdruck sein, dass etwas nicht stimmt. Die Ideologie spiegelt auch seine Emotionen wider. Eventuell erlebt sich dein Vater immer noch abhängig von der Prägung seiner Eltern. Die Menschen nach Nützlichkeit für sich oder für die Gesellschaft zu bewerten hört sich nach einer ausbeuterischen Einstellung an, die mit Narzissmus oder autoritärem, sadistisch-masochistischem Verhalten einhergeht. Diese Charakterorientierung läuft einer psychischen Produktivität zuwider, die wichtig für ein glückliches Leben wäre, gerade in diesem Alter (Anatomie der menschlichen Destruktivität). Er scheint sich selbst gegenüber diszipliniert bis masochistisch zu sein, wenn er sich trotz Schmerzen als Warnsignal überanstrengt.

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Wurstel
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Beitrag Mo., 17.03.2014, 14:38

Wurstel

BillieJane hat geschrieben:
Wurstel hat geschrieben:Nur leider hat sich meine Mutter dermaßen darüber aufgeregt, daß sie dann tatsächlich ins Spital gebracht wurde, wo sie unter höllischen Schmerzen an einer vom Krankenhaus nicht erkannten Bauchfellentzündung aufgrund durch Wut gerissenem Darms jämmerlich zugrunde gegangen ist. Meine Familie ist nun der Ansicht, daß ich meine Mutter durch mein Theaterspielen in den Tod getrieben habe. Und dementsprechend werde ich jetzt eben behandelt...
Hallo Wurstel,

aus medizinischer Sicht ist das der gröbste Unsinn den ich jemals gehört habe. Das ist ja an Idiotie kaum noch noch zu überbieten....

Lass dir bitte gesagt sein, dass ein Darm wegen einem Wutanfall niemals reißen kann. Das ist physiologisch nicht möglich.
Das hat mein Therapeut auch gesagt.
Meine Familie bleibt aber dabei, daß ich schuld am Tod meiner Mutter bin.
BillieJane hat geschrieben:Deine Mutter hatte eine Vorerkrankung welche sehr wahrscheinlich nicht diagnostiziert wurde.
Diese hat dann sehr wahrscheinlich zu einer Ulzertion geführt mit der von dir beschriebenen Komplikation.
Leider habe ich nie den Totenschein mit der Krankengeschichte zu Gesicht bekommen.

Mir wurde von meiner Familie gesagt, daß ihr der Dickdarm gerissen ist, dies zu einer Bauchfellentzündung geführt hat, an der sie dann gestorben ist.

Es wäre mir nicht bekannt, daß sie ein Darmgeschwür gehabt hätte, mir wurde auch nichts Derartiges gesagt.

Meiner Meinung nach hat das Krankenhaus einen Fehler gemacht:
Meine Mutter wurde mit starken Bauchschmerzen ins Spital eingeliefert. Da wurde ihr Blut abgenommen und die Proben ins Labor geschickt. Es wurde gesagt, daß man auf den Blutbefund warten muß, dann erst kann man zum Behandeln anfangen. Ihr wurden lediglich Schmerzmittel gegeben. Fünf, sechs Tage später verschlechterte sich ihr Zustand, und wir wurden angerufen, daß sie nun mit einem Rettungshubschrauber in ein anderes Krankenhaus geflogen wird und dort auf die Intensivstation kommt - man wußte allerdings noch immer nicht, was los ist. Vom anderen Krankenhaus kam dann der Anruf, daß eine lebensbedrohende Sepsis im Endstadium aufgrund einer Bauchfellentzündung vorliegt. Und wenige Stunden später wurden wir informiert, daß sie gestorben ist. Ich verstehe nicht, daß das Krankenhaus nichts gegen die Bauchfellentzündung vorgegangen ist. Aber nein, da müssen sie zuerst auf den Blutbefund aus dem Labor warten, bevor sie mit der Behandlung beginnen...

Die Frage ist aber, was den Darmriß verursacht hat.
BillieJane hat geschrieben:Hinzu war deine Mutter offensichtlich psychisch krank.
Das weiß ich nicht. Sie war ja nie bei einem Psychologen oder so. (Sie fuhr nur einmal zusammen mit meinem Vater und mir zu meinem ersten Therapeuten. Das aber auch nur deshalb, weil sie ihm diverse Dinge aus ihrer Sicht schildern wollte und insbesondere, weil sie auf meinen Therpeuten einwirken wollte.)
BillieJane hat geschrieben:Du bist nicht für den Tod deiner Mutter verantwortlich.
Das sagen mir meine Freunde und Bekannten auch.
Meine Familie sagt was Anderes.


Wurstel

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viciente
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Beitrag Mo., 17.03.2014, 16:35

Wurstel hat geschrieben:Das sagen mir meine Freunde und Bekannten auch.
Meine Familie sagt was Anderes.
ja .. und was "sagst" DU?

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Polly5
neu an Bo(a)rd!
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Beitrag Mo., 17.03.2014, 18:53

Hallo zusammen,
ich bin neu im Forum und lese seit einiger Zeit mit.

@Sunflowerpower
Das Benehmen deiner Mutter klingt wie das eines trotzigen Kindes das schreit, wenn es nicht seinen Willen bekommt.
Könnte es Dir helfen ihrem Geschrei/Forderungen mit Humor zu begegnen? z.B. Wenn sie wieder hartnackig etwas von dir einfordert: Lachen und sagen: " Ich tue das (gewünschte Verhalten) nur, wenn du dich jetzt schreiend auf den Boden wirfst und mit den Beinen strampelst!
Ist natürlich leichter gesagt als getan, da solche Situationen natürlich nicht lustig sind. Aber vielleicht bringt so ein Verhalten deine Mutter erst mal aus Überraschung zum Schweigen.

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Wurstel
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Beitrag Di., 18.03.2014, 07:28

Wurstel


Ich hatte damals auch gemeint, daß das näher untersucht werden sollte, weil ich von einem Fehler des Krankenhauses ausgegangen bin und habe dies auch meiner Familie gesagt. Die jedoch meinte dazu, daß das nicht notwendig ist, da ja eh klar ist, daß ich den Tod meiner Mutter verursacht habe. Sie sagte mir auch, daß ich froh sein kann, wenn es da keine genaue Untersuchung gibt, denn sonst würde ich wegen Mord angeklagt.

Also, ich hätte schon gerne Genaueres über den Tod meiner Mutter gewußt und gehe nach wie vor davon aus, daß das Krankenhaus schuld hat. Denn soweit mir bekannt ist, muß bei einer Bauchfellentzündung sofort operiert werden - da kann man nicht erst noch auf einen Blutbefund warten. Und weiters wurde mir von vielen Leuten gesagt, daß eine Bauchfellentzündung leicht zu diagnostizieren ist. Möglicherweise wollte das Krankenhaus zuerst einfach nur abklären, ob die Krankenkasse die Operation zahlt...


Wurstel

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sunflowerpower
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Beitrag Mi., 19.03.2014, 17:06

Vor ein paar Tagen habe ich eine SMS bekommen von meiner Mama: "Ich komme jetzt vorbei." Ich antworte: "Nein, bitte nicht ich will schon schlafen." Keine Antwort und halbe Stunde später rasselt ihre Schlüssel im Schloss. Habe meine Schlüssel von innen stecken gelassen, Licht ausgemacht und nicht aufgemacht. Nach etwas Leuten ging sie nach Hause. Jetzt ist sie SO böse, dass sie zwei Tage mir nicht geschrieben hat. Beim Papa hat sie sich ausgeheult, was für ein undankbares Kind ich bin und was sie nur falsch gemacht hat. Ja, es ist wirklich wie ein Kind erziehen. Man muss immer weider und wieder NEIN sagen. Auch wenn das Kind schreit, weint und sagt, dass es dich hasst.

Ich arbeite weiter am Abgrenzen. Aber es macht mich immer noch so böse, wieso muss ich meine Mutter erziehen. Wieso ist das meine Aufgabe? Wieso kann sie sich nicht einfach normal benehmen oder wieso hilft ihr mein Vater nicht (oder meine anderen Geschwister die ihr nur die ganze Zeit zunicken)? Ich sage mir immer wieder: "Sie ist psychisch krank. Sie kann nichts dafür." Aber dann kommt mir immer: "Doch, sie könnte sich ändern wenn sie es nur wollte. Sie ist eine selbstsüchtige, rechthaberische, unersättliche Person." Und so streite ich mit mir selber im Kopf. Grrr.

@Wurstel: DU BIST NICHT SCHULD! Das weißt Du hoffentlich. Die Polizei wäre auf deiner Seite. Das Krankenhaus hat definitiv ein Fehler gemacht. Meine Tante ist Krankenschwester und sagt solche "Überseh-" Fehler passieren die ganze Zeit und es sterben Leute täglich im Krankenhaus (besonders die alten Menschen wo jeder kleiner Fehler tödlich sein kein weil sie eh schon so schwach sind). Es gibt eben nicht genügend Personal, oft werden Sachen viel zu schnell gemacht, usw. Deine Familie ist deiner Mutter ähnlich. Ignoriere sie / grenze dich so gut wie es geht von ihnen ab.

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leuchtturm
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Beitrag Mi., 19.03.2014, 20:06

Sunflowerpower, ich finde, du hast das ganz richtig gemacht.

Klar ist es unbefriedigend, das gefühl zu haben, seine Mutter erziehen zu müssen.

Sieh es vielleicht ein bisschen anders: du musst dich selbst dazu erziehen, dich abzugrenzen und dein eigenes Leben leben zu dürfen.

Das geht nur mit Konsequenz. Wirklich wie bei einem kleinen Kind

Und noch eines: deine Mutter mag psychisch krank sein. Solange sie jedoch keinerlei Krankheiteinsicht hat und sich nicht behandeln lässt und nicht mithilft, gesund zu werden, kannst du ihr nicht helfen. Das ist genauso wie bei körperlichen Krankheiten: solnage der Kranke behauptet, er sei ja ganz gesund, wird er nciht zum Arzt gehen, geschweige denn irgendwelche Medis nehmen. Wenn er das aber nicht tut, kann er nicht erwarten, dass sich alle anderen nach seiner Krankheit richten und selbst dabei krank werden.

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Wurstel
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Beitrag Sa., 29.03.2014, 15:05

Wurstel


BillieJane schrieb:
> Du bist nicht für den Tod deiner Mutter verantwortlich.
viciente hat geschrieben:
Wurstel hat geschrieben:Das sagen mir meine Freunde und Bekannten auch.
Meine Familie sagt was Anderes.
ja .. und was "sagst" DU?
Naja.

Die Frage der Verantwortlichkeit ist ja eine rechtliche. Demnach kann man schon bestraft werden, wenn man jemanden in den Tod treibt.

Puh, jetzt soeben hat mich mein Vater brutal bei den Haaren gerissen. Er wirft mir vor, ihn im Stich zu lassen und nicht beim Holzschneiden zu helfen. Das ist auch so eine Sache, die ich unbedingt abstellen will (das dauernde Auf-Mich-Losgehen). Nur weiß ich nicht, wie ich das machen könnte.


Wurstel

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