Validität psychiatrischer Diagnosen
stern, du nimmst ritalin?
es wäre heute nicht so wie es ist,
wäre es damals nichts gewesen wie es war!
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Schon, stern. Aber gerade im Falle von Ritalin hat Solage vollkommen Recht. Früher hat man das Verhalten von Kindern noch als normal bzw. als Folge bestimmter Lebensumstände gedeutet (z. B. zu viel Fernsehen, zu wenig Bewegung usw.). Heute bekommt das gleich eine Diagnose und muss behandelt werden. So macht man Eltern kirre.
.. und "kinder" kaputt, was wesentlich dramatischer ist.sandrin hat geschrieben:....... So macht man Eltern kirre.
nein, nie genommen... sondern es ging ja um die pharmaindustrie im allgemeinen (im Zusammenhang mit psychiatrischen Diagnosen). Und da gilt (für mich) das gesagte, das Medikamente Leiden lindern können (niemand wird gezwungen zum Arzt zu gehen... ausgenommen Zwangsmaßnahmen auf richterliche Anordnung). Psychische Erkrankungen können sich nämlich ziemlich übel anfühlen (wem erzähle ich das...)... isofernhopelife hat geschrieben:stern, du nimmst ritalin?
sind für mich bestimmte Beeinträchtigungen leider nicht nur fiktiv, sondern ziemlich real.Die Entwicklung von DSM 3 und 4 unter der Leitung von Dr. Spitzer sind auf Konsens (verschiedener Psychiater) gründende Werke mit fiktiven Störungen und äusserst subjektiven Interpretationen menschlichen Verhaltens.
Liebe Grüße
stern
stern
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf«
(alte Weisheit)
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Aber Eltern werden verunsichert, das ist doch das Problem bei ADHS und Ritalin. Und diese Verunsicherung wird von eben dieser Pharmaindustrie gefördert.
Auch finde ich schon, dass immer abstrusere Krankheiten erfunden werden. Man muss sich doch nur mal die Diskussion über die neue DSM anschauen. Da gibt es dann schon fast keine Gesunden mehr.
Auch finde ich schon, dass immer abstrusere Krankheiten erfunden werden. Man muss sich doch nur mal die Diskussion über die neue DSM anschauen. Da gibt es dann schon fast keine Gesunden mehr.
Wie gesagt... Voraussetzung für Krankheit ist doch eh Leiden. Kein Leiden => keine Krankheit. Kein Arzt => keine Diagnose.sandrin hat geschrieben:Auch finde ich schon, dass immer abstrusere Krankheiten erfunden werden. Man muss sich doch nur mal die Diskussion über die neue DSM anschauen. Da gibt es dann schon fast keine Gesunden mehr.
Ich finde eine Weitfassung eher gut, so bekommt man ärztliche Hilfe, WENN man zum Arzt geht. Niemand wird dazu gezwungen.
Als abstrus findet man es vielleicht nicht mehr, wenn man unter etwas ganz real leidet. Wenn man meint, das ohne Hilfe bewältigen zu können, sucht man auch keinen Arzt auf, im Normalfall.
Liebe Grüße
stern
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Doch, es gibt viele, die gehen zum Arzt, und zwar nicht, weil sie leiden, sondern weil sie sich in einer gewissen Beschreibung wiederfinden.
liebe stern,
.. es gibt in unserer heutigen welt leider sehr viele menschen die leiden; viele von ihnen jedoch nicht, weil sie krank sind sondern deren "probleme" bzw. schutz- und abwehrmuster eine völlig normale und natürliche reaktion auf die u.a. immer verrückter werdenden lebensumstände sind. und DAS kann/soll/darf man nicht einfach versuchen "wegzupsychiatrieren" und mit pharmaka wegdröhnen in dem man sie leichtfertig pathologisiert und in schubladen einrastert. vernünftige medizinische betreuung sowie medikamentöse behandlung hat damit überhaupt nix zu tun - das scheint mir hier nicht gemeint zu sein bzw. kritisiert zu werden.
.. ein blinddarm ist ein blinddarm und ein gebrochener fuss ein gebrochener fuss, aber eine (u.a. auch stigmatisierende) psychiatrische diagnose nach 10 minuten gespräch samt zugehöriger medikation laut handbuch ist harakiri - für die betroffenen. da ist schon eher diese industrie das eigentlich "kranke".
.. es gibt in unserer heutigen welt leider sehr viele menschen die leiden; viele von ihnen jedoch nicht, weil sie krank sind sondern deren "probleme" bzw. schutz- und abwehrmuster eine völlig normale und natürliche reaktion auf die u.a. immer verrückter werdenden lebensumstände sind. und DAS kann/soll/darf man nicht einfach versuchen "wegzupsychiatrieren" und mit pharmaka wegdröhnen in dem man sie leichtfertig pathologisiert und in schubladen einrastert. vernünftige medizinische betreuung sowie medikamentöse behandlung hat damit überhaupt nix zu tun - das scheint mir hier nicht gemeint zu sein bzw. kritisiert zu werden.
.. ein blinddarm ist ein blinddarm und ein gebrochener fuss ein gebrochener fuss, aber eine (u.a. auch stigmatisierende) psychiatrische diagnose nach 10 minuten gespräch samt zugehöriger medikation laut handbuch ist harakiri - für die betroffenen. da ist schon eher diese industrie das eigentlich "kranke".
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Ob Kinder so freiwillig zum Arzt gehen? Reicht ja, wenn irgendwem was nicht passt. Dann kriegt es die kleinen Pillen vom Onkel Dr.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]
.. bei erwaxenen wurde dies ja (als eine der möglichen methoden) schon sehr oft "erfolgreich" und häufig so betrieben, damit diese "kranken" mit ihren "störungen" der weiteren problemlosen "ruhe" in der schafherde nicht im wege stehen; das ist nicht gut fürs geschäft und die profite, wenn die leuts ernsthaft zu denken anfangen.
@stern. Diese Sichtweise ist etwas einfältig und realitätsfern. Die Leute die zu einem Psychiatriearzt kommen sind vielschichtiger Art. Nicht alle kommen auf Eigeninitiative, nicht alle glauben dass sie tatsächlich ein Problem haben und auch nicht alle die tatsächlich ein Problem haben, wollen es auch wirklich lösen. Auch wenn von geringerem Anteil, so sind Zwangseinweisungen und Zwangsmediaktion immer noch Realitäten in der Psychiatrie (die haben dann in der Regel selbst- oder fremdgefährdendes Verhalten zum Hintergrund). Ich selber arbeite in der Psychiatrie und bin täglich Zeuge der Abläufe. Aber klar, wir denken meist an die, die von sich aus zum Arzt gehen und "im Leben stehen wie du und ich".
Ich denke der Knackpunkt ist Eigenverantwortung. Es geht sehr schnell dass die Verantwortung einfach auf die Diagnose und die Medikamente abgewälzt wird. Wenn man für Alles "chemsiche Störungen" im Gehirn verantwortlich macht, hat sichs mit der Eigenverantwortung fast schon erledigt.
Ich denke der Knackpunkt ist Eigenverantwortung. Es geht sehr schnell dass die Verantwortung einfach auf die Diagnose und die Medikamente abgewälzt wird. Wenn man für Alles "chemsiche Störungen" im Gehirn verantwortlich macht, hat sichs mit der Eigenverantwortung fast schon erledigt.
Das ist ein Persönlichkeitsstörung genauso... selbst bei Depressionen, etc. kann man das so sehen. Außer man geht davon aus, es ist angeboren. Normal sieht man Umwelteinflüsse als mit-ursächlich an.viciente hat geschrieben:.. es gibt in unserer heutigen welt leider sehr viele menschen die leiden; viele von ihnen jedoch nicht, weil sie krank sind sondern deren "probleme" bzw. schutz- und abwehrmuster eine völlig normale und natürliche reaktion auf die u.a. immer verrückter werdenden lebensumstände sind.
Ein Medikament soll ja eh nur Symptome beheben...
Das Eingangsposting geht um die wissenschaftliche Validität. Evernünftige medizinische betreuung sowie medikamentöse behandlung hat damit überhaupt nix zu tun - das scheint mir hier nicht gemeint zu sein bzw. kritisiert zu werden.
Es gibt ein paar (eher wenige) umstrittene Diagnosen, das stimmt... aber man kann nun auch nicht so weitgehen, den ICD/DSM als Werk mit fiktiven Störungen anzusehen... sagt man spätestens dann nicht mehr, wenn man signifikanten Leidensdruck verpürt, nehme ich an.
letztes posting noch nicht gelesen
Liebe Grüße
stern
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Zwangsbehandlungen habe ich selbst explizit ausgeschlossen, d.h. mich darauf nicht bezogen.Nikolas hat geschrieben:Ich selber arbeite in der Psychiatrie und bin täglich Zeuge der Abläufe. Aber klar, wir denken meist an die, die von sich aus zum Arzt gehen und "im Leben stehen wie du und ich".
Aber selbst da sehe ich in manchen Fällen als alternativlos an... z.B. schwerwiegende Psychosen mit Selbst- oder Fremdgefährdung. Und gerade da bringen Medikamente auch viel. Wichtig sind eher dennoch möglichst humane Bedingungen... die Notwendigkeit psychiatrischer Einrichtungen kann man nicht im gesamten absprechen.
Na ja, diese monokausale Sichtweise entspricht nicht dem Forschungsstand. Sondern die neurobiologische Seite sieht man nur als 1 Seite der Medaille an.Ich denke der Knackpunkt ist Eigenverantwortung. Es geht sehr schnell dass die Verantwortung einfach auf die Diagnose und die Medikamente abgewälzt wird. Wenn man für Alles "chemsiche Störungen" im Gehirn verantwortlich macht, hat sichs mit der Eigenverantwortung fast schon erledigt.
Eigenverantwortung beeinhaltet für mich jedoch auch, dass jemand natürlich auch das Anrecht hat, sich nur für eine medikamentöse Behandlung zu entscheiden (sieht man ja, ob das anschlägt) - obwohl bei vielen Störung eine kombinierte Behandlung mit Medikamenten und Psychotherapie als Standard angesehen wird. Andere entscheiden sich hingegen für Nur-PT, obwohl eine Indikation vorliegt. Wiederum andere unterziehen sich keiner Behandlung... gibt ja keine Behandlungszwang (außer es liegen Gründe für, die eine richterliche Anordnung notwendig machen).
Liebe Grüße
stern
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Lieber Nikolas,Nikolas hat geschrieben:Diese Sichtweise ist etwas einfältig und realitätsfern.
ich finde es nicht sehr höflich, ohne Vorstellung in einem Forum aufzutauchen (oder ist mir da was entgangen?) und bereits im zweiten Beitrag einem anderen User Dummheit zu attestieren, nur weil ein weiterer Aspekt von - in der Wirklichkeit überraschenderweise tatsächlich recht komplexen - Realität eingebracht wird.
Im übrigen kann ich sämtliche hier von dir und anderen benannten kritischen Aspekte durchaus teilen (würde mir sogar noch eines mehr dazu einfallen), sehe aber das Leidensdruck-Argument - auch aus eigener Erfahrung mit mir und Angehörigen - AUCH als Bestandteil der Lebenswelt.
Gegenfrage: Wenn wir von heute auf morgen ALLE psychiatrischen Diagnosen, Psychiater und Medikamente abschaffen würden - würde das irgendwas verbessern?
Wie würdest du denn die Eigenverantwortung so weit fördern, dass jeder sich selbst helfen kann ohne all diese Hilfsmittel? Und vor allem: ohne Menschen, die helfen wollen?
Kommt dann das darwinsche Überleben der Stärkeren und Gesünderen zu tragen oder wie stellst du dir das dann vor?
Fundevogel
Nun, aber solche Entscheidungen hängen ja von der konkreten Realität auf dem Psychosektor ab und die ist, wie schon mal in einem anderen Thread beschrieben, so, dass es, je "schwerer" die Problematik, desto schwieriger ist es, einen ambulanten Psychotherapieplatz zu finden, welches auch oft vom Psychiater nur mit einem Schulterzucken quittiert wird und den Verweis auf weitere Medikamentisierung.stern hat geschrieben: Eigenverantwortung beeinhaltet für mich jedoch auch, dass jemand natürlich auch das Anrecht hat, sich nur für eine medikamentöse Behandlung zu entscheiden (sieht man ja, ob das anschlägt) - obwohl bei vielen Störung eine kombinierte Behandlung mit Medikamenten und Psychotherapie als Standard angesehen wird. Andere entscheiden sich hingegen für Nur-PT, obwohl eine Indikation vorliegt.
Ebenso in den Kliniken wird auch zuviel medikamentisiert als notwendig ist, da dies zugunsten der Pharma-Industrie geht, die sich ihr Goldenes verdienten möchte und auch tut.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard
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