Alte Briefe in die Therapie mitbringen

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

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pandas
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Beitrag Sa., 04.01.2014, 16:03

leberblümchen hat geschrieben: Aber was macht es jetzt - zunächst mal für dich - für einen Unterschied, ihm den Brief vorzulesen? Wo wäre da der Unterschied dazu, ihm zu sagen: "Ich habe Briefe gefunden, in denen dies und das steht"?
Nun, darum geht es auch nicht exact - ich werde ihm in der Tat in der ersten Stunde nächste Woche zunächst davon erzählen, dass ich die Briefe beim Sortieren gefunden habe, was in ihnen stand, meine Gefühle dazu, wie sie mich aufgewirbelt haben.
Ich denke aber nach meiner bisherigen Erfahrungen mit ihm, dass er vielleicht sagt, stand das da so wirklich etc.
Und dann wäre es doch das Einfachste, ich bringe die Briefe mit und lese sie ihm vor.
leberblümchen hat geschrieben:Es muss ja DIR etwas geben, sonst würdest du es ja nicht wollen. Und das, was mir dazu einfällt - falls es dich interessiert - ist in der Tat, dass du von ihm gesehen werden willst, indem du ihm etwas Handfestes zeigst: "Hier guck mal, da kannst du jetzt nichts mehr sagen. Ätsch!"
Ja, aber mit Ätsch hat das nichts zu tuen. Ich möchte, dass er meine Erinnerungen nicht mehr relativiert und an meinen Traumatisierungen, Gefühlen et. konkreter arbeitet und mit den Umdeutungen, die mich nur weiter "hineinstürzen" aufhört.
Sagen soll er dann viel - eben so, dass es endlich positive therapeutische Wirkungen hat.

leberblümchen hat geschrieben:
Das Problem ist aber, dass ich mich mit meinen Gefühlen, Intrusionen etc. nicht aufgefangen fühle - aber natürlich möchte ich das in einer Therapie - deshalb mache ich doch Therapie?
Also ist das Problem nicht der Brief, sondern die Beziehung zu deinem Therapeuten?
Nein, eben nicht. Einfach ausgdrückt, kannst Du Dir das wie Henne und Ei vorstellen. Ich möchte eben endlich am Kernproblem, den Traumatisierungen arbeiten, und NICHT an der Beziehung zu dem Therapeuten bzw. hier geht es ja um eine methodische Frage, seine Umdeutungen und Abwehr, konkret über deren Stimmigkeit zu reden, wodurch er mich antriggert (altes Redeverbot, dem Kind vormachen, dass nicht ist, was ist; dass es nicht so schlimm ist, wie es ist etc).
leberblümchen hat geschrieben:Warum also nicht sagen: "Ich hab hier einen Brief, den ich Ihnen so gerne zeigen würde, weil ich glaube, dass das der einzige Weg ist, dass Sie mich wahrnehmen" - und dann würde der Brief sicher in der Tasche bleiben und ihr würdet über eure Beziehung reden... Und wenn nicht - ja, dann würde der Brief ihm sicher auch nicht weiterhelfen, vermute ich.
Ne, wir haben schon oft genug über die Beziehung geredet, ich würde da dann eher aufsetzen oder so.
Ich werde das so wie oben in diesem Post machen.

Wie gesagt, es geht mir hier vor allem um Erfahrungsaustausch, nicht um Vermutungen von Euch, wie es ganz konkret mit diesem Therapeuten laufen wird.

Die Briefe werden konkret weiterhelfen, da man diese nur so oder so auslegen kann. Besteht er auf eine bestimmte Werteeinstellung, hat das in der Tat Konsequenzen für unsere Beziehung. Dann möchte ich da auch keine Beziehung mehr.
Zuletzt geändert von pandas am Sa., 04.01.2014, 16:17, insgesamt 2-mal geändert.
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pandas
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Beitrag Sa., 04.01.2014, 16:05

hallo kaja,

vielen Dank für das Mitteilen Deiner konkreten Erfahrung mit einem Brief in der Therapie.

Sie hilft mir weiter

und auch zeigt es mir, dass ich mich doch zu Beginn verständlich gemacht habe, welches Anliegen der Thread hat.

Ich denke, so wünsche ich es mir für meine Therapie, den Umgang mit diesen Briefen.
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pandas
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Beitrag Sa., 04.01.2014, 16:12

leberblümchen,

es fällt mir noch auf, dass ich tatsächlich diesen Umgang mit Wirklichkeit in der PA für gefährlich halte.

Schau mal, es kann doch auch in die andere Richtung gehen. Du hattest neulich geschrieben, Du würdest gerne mit Hypnose erkunden, was in der Frühstkindheit zwischen Dir und Deiner Mutter vorgefallen ist. Da Ihr dazu noch keine Erinnerung gefunden habt. So heisst das doch, Ihr sucht in der Tat nach einem Beweis dafür, dass sie da sehr falsch gehandelt hat - und zwar da es diesen Beweis einfach geben muss, da der Analytiker es so ausgedeutet hat. Und dann hättet Ihr wieder ein "Ätsch, was bist Du für eine schlimme Mutter"-Mosaikstein für die weitere PA.

Warum sollte es dann auch nicht umgekehrt so sein, dass man einen Beweis einbringt, dass eine "unverdauliche" Deutung falsch ist?
Und ist ein tatsächlich vorhandener Brief nicht mindestens ein ebenso guter Beweis für eine Beziehungsdynamik und geschehene Ereignisse wie ein in Hypnose durch den Analytiker "hervorgeholte" Erinnerung aus der Frühstkindheit?
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leberblümchen
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Beitrag Sa., 04.01.2014, 16:26

Ich sehe die Analogie nicht: Ich weiß ja gar nicht genau, was meine Todesängste verursacht hat. Du aber weißt doch ziemlich genau, was Sache ist, stößt aber damit bei deinem Therapeuten auf taube Ohren.

Ich habe vermutlich einfach eine andere Auffassung von Analyse als du. Und hättest du nicht in deinem ersten Beitrag noch mal ziemlich ausführlich dargelegt, dass es euch um das analytische Arbeiten geht, hätte ich auch gar nichts zum Thema geschrieben, denn natürlich weiß ich, dass Briefe, auch Fotos, Musik und vieles mehr in Therapien Platz haben und dort auch wirksam eingesetzt werden. Aber du hast ja gerade die Analyse so betont - und nein, in einer Analyse kann ich es mir immer noch nicht vorstellen Aber das heißt ja nicht, dass das für dich auch so gelten muss.

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stern
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Beitrag Sa., 04.01.2014, 16:30

Ich überlege gerade, wie ich mit der Aussage umgehen würde...
Leider geht es bei mir in der PA mitunter darum, dass mein Therapeut sagt, man wisse ja nicht, wie mein Vater und Halbschwester wirklich waren/sind.
... ich glaube, ich würde es zunächst hinterfragen, warum er das sagt, genauer gesagt: was er damit genau meint bzw. aussagen will.

Weil (überspitzt gesagt) könnte man sich im Grunde der Bewertung irgendwelcher Ereignisse oder um sich bestimmter Thematiken zu entziehen IMMER solche Floskeln bedienen. Und dann: Dann machen wir auch das Forum dicht, denn wir wissen ja nicht, ob das so ist, was du über deinen Analytiker erzählst, leberblümchen über ihren... ich über meine oder user xy über Partner/Thera? In anderen Worten: Zu was soll das dann führen?

Ich finde es jedenfalls schon wichtig, dass man Vofälle, die du vorträgst, möglichst klar benennen, einordnen und bewerten kann (auch bezogen auf das Verhalten anderer)... pirmär du für dich selbst. Also man kann ja die äußere Realität nicht gänzlich ausblenden. Wenn jemand sagt, also mein Partner schlägt mich, und der Thera sagt "also wir wissen ja nicht, wie er wirklich ist bzw. ob es wirklich so war", so kann das schräg ankommen bis absolut daneben sein... also die Brisanz erkenne ich.

Allerdings natürlich mit dem Haken, dass ein Therapeut natürlich nicht dabei war und sich nicht immer alles verifizieren lässt... aber wenn es sogar Dinge wie Briefe gibt, können die ja die subjektive Wahrnehmung eines Patienten untermauern ("Beweis" ist wirklich blöd gesagt... aber sowas kann schon viel wert sein, wenn man sich eben nicht nur auf innere Prozesse stützen muss, die -und das ist schlichtweg so- auch diverse Rekonstruktionen enthalten können, subjektive Färbungen sowieso). Fände ich jedenfalls schräg, sich "Realtitätsbezügen" (bewusst in Anführungszeichen) zu entziehen. Es wird ja mitunter sogar i.d.R. empfohlen, sich mit Bezugspersonen auszutauschen, um etwas Licht ins Dunkel bringen zu können bzw. um sich ein Bild zu machen. man kann die Realität nicht immer ausblenden, meine Meinung... Analyse von Beziehungen oder Innenvorgängen hin- oder her. Gibt eben, sorry, auch Idioten.
Liebe Grüße
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Ulrich
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Beitrag Di., 07.01.2014, 11:30

pandas hat geschrieben:
Ulrich hat geschrieben:Daher sind meine Beitrage auch meistens ziemlich allgemein gehalten.
Aber Du solltest Dich schon auf das Threadthema beziehen, oder? Sonst ist das für einen als TE echt mühsam mit Dir.
Meine Beiträge sind auch unterschiedlich. Manchmal projiziere ich ziemlich stark und übertrage Beziehungsmuster aus meiner Kindheit auf andere Leute. Ich bin mir dessen aber mehr oder weniger bewusst. Daher kehre ich immer wieder zu einer allgemeinen und unpersönlichen Erörterung zurück, mit der viele Leute aber nichts anfangen können, weil sie irgendwie ein Bedürfnis danach haben als Person verstanden zu werden. Das kann ich aber nicht bieten, aufgrund persönlicher Defizite.

Was Psychoanalytiker machen ist ja vielleicht ganz was ähnliches.

Vielleicht interessiert dich das ja nicht. In dem Fall kannst du es ja ignorieren.

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Ulrich
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Beitrag Mi., 08.01.2014, 16:53

Ein Brief, den man von einer Person bekommen hat ist ja normalerweise etwas Vertrauliches. Der Absender erwartet, dass er nicht Dritten vorgelesen oder ausgehändigt wird.

Wenn nun jemand einen vertraulichen Brief einer dritten Person aushändigt oder vorliest, oder den Willen bekundet dies zu tun, ist die Frage, ob derjenige, der sich das anhören soll überhaupt Lust hat seine Nase in einen Brief zu stecken, der nicht für ihn bestimmt war.

Ich frage mich oft, ob Psychoanalytiker überhaupt ein ernstes Interesse am Privatleben anderer Leute (Patienten) haben. Denn wenn sie es haben, so ist das ja eigentlich ein Herumschnüffeln in den Angelegenheiten fremder Familien. Daher sind die meisten Psychoanalytiker bemüht, die Probleme ihrer Patienten allgemein abzuhandeln, und sie versuchen, den ganzen Familenkram, der sie im Grunde genommen nichts angeht zu vergessen.


leberblümchen
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Beitrag Mi., 08.01.2014, 20:57

Daher sind die meisten Psychoanalytiker bemüht, die Probleme ihrer Patienten allgemein abzuhandeln,
Ich nehme an, da spricht dein reichhaltiger Erfahrungsschatz, nicht?

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Ulrich
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Beitrag Do., 09.01.2014, 12:40

Da sprechen einige hundert Seiten psychoanalytische Literatur und einige tausend Seiten Selbstanalyse.

Ich hab ja noch nie eine Psychoanalyse selbst mitgemacht. Wer das gemacht hat, oder noch macht, der kann das "was da geschieht" nicht so objektiv betrachten wie jemand, der bloß Berichte darüber gelesen hat (ich hab ja auch in diesem Forum viel darüber gelesen). Diese objektive Betrachtungsweise hat gegenüber der eigenen Erfahrung mit Psychotherapie Vor- und Nachteile.

Die Grundidee von Psychoanalyse ist es doch eigentlich, dass der Therapeut versucht, die Probleme des Patient objektiv zu betrachten. Das scheitert aber häufig und er wird zu einem Teil des Lebens des Patienten. Dadurch wird er zu jemandem, der nicht nur den Patienten zu heilen versucht, sondern auch sich selbst. Ursprünglich war er aber gar nicht krank, sondern wollte bloß helfen. Damit will ich sagen, viele Therapeuten identifizieren sich mit den Leiden ihrer Patienten. Da man das, womit man identifiziert ist nur ungern ändern möchte ist dadurch erklärt, warum Therapien immer länger dauern und oft gar nicht mehr zu einem richtigen Abschluss kommen.

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