Auswirkungen auf die Kinder wenn Mutter PTBS hat

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Marzipanschnute
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Beitrag Sa., 28.12.2013, 01:07

Ich kann nichts zu PTBS im speziellen, aber zu psychischen Krankheiten im allgemeinen sagen. Ich bin nämlich Tochter einer solchen Mutter.

Die meine ganze Kindheit, Pubertät und immer noch mit psychischen Problemen zu kämpfen hatte/hat.
Natürlich nicht immer in der gleichen Intensität doch es zog sich schon konsequent durch mein Aufwachsen.

Und ja, natürlich verändert das ein Kind.
Aber ich denke, wenn jemand seine Probleme selbst sieht und sich in dementsprechende Behandlung gibt und in eine derartige Reflektionsstufe vordringt (wie die TE), dann ist es für das Kind aushaltbar und die Entwicklung nicht gefährdet.

Liebe Traurige Seele, ich finde es rührend wie du dich um deine Kinder sorgst.
Ich denke, das ist schon einmal der erste Schritt. Nicht nur die eigenen Bedürfnisse zu sehen sondern auch die der Kinder.
Ich wünsche Dir alles gute und deinen Kindern ein gutes Aufwachsen (sorgenfrei, nicht, nee, denn dann kriegen sie ja als Erwachsene auf einmal einen totalen Schock, aber unbeschwert und kind-gerecht, das wünsche ich den beiden und dir)
“Das Schöne an der Zeit ist, das sie ohne Hilfestellung vergeht und sich nicht an dem stört, was in ihr geschieht.” Juli Zeh

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leberblümchen
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Beitrag Sa., 28.12.2013, 03:15

Hallo, Traurige Seele,

mir fällt und fiel schon immer deine Unsicherheit in Bezug auf deine Söhne auf, und es wirkte auf mich immer so, als fehle der ganz innige Zugang zu ihnen - das soll kein Vorwurf sein; es ist nur eine - gewagte! intuitive - Beobachtung meinerseits. Dass du dich kümmerst, ist nicht zu überlesen, und ich denke, du bist bestimmt eine gute Mutter. Aber - wenn es nicht stimmt, schmeiß es in die Tonne oder schimpfe mit mir! - es wirkt so auf mich, als seien die Kinder dir auch ein bisschen fremd, wie ein unbekannter Kontinent mit 'wilden' Einwohnern. Als sei da so eine Art unsichtbare Trennwand zwischen euch, und ich hab mich gefragt, ob das daran liegen könnte, dass sie Jungen sind? Dass du sie mehr oder weniger unbewusst mit deinem Mann 'gleichsetzt' oder sie auch so ein bisschen so behandelst, als seien sie gleich, weil männlich? So, von wegen: "Mit männlichen Wesen hab ich so meine Probleme, und meine Kinder sind männlich, also trau ich mich nicht richtig, die Hemmungen zu überwinden". Ja, gehemmt ist vielleicht das Wort, das am ehesten passt. Du schreibst ja, dass du Angst hast, etwas falsch zu machen; Angst, mit ihnen über dich selbst zu reden.

Ich glaube nicht, dass bei einem guten Zugang zum Kind diese Angst sein muss: Kinder verstehen sehr, sehr viel, auch intuitiv. Eine Mutter, die einen guten Draht zu ihren Kindern hat, kann mit ihnen relativ frei sprechen, meine ich. 'Frei' im Sinne von 'spontan', nicht im Sinne von 'offen bis ins kleinste Detail'. Es ist nicht wichtig, dass sie wissen, wie deine Störung im Einzelnen aussieht. Damit wären sie logischerweise überfordert. Aber mir scheint, du weißt gar nicht intuitiv, wie du mit ihnen reden kannst, wie gesagt: so als seien sie dir ein bisschen fremd - als seiest du ein neuer Babysitter, der sich erst mal antasten muss an die Eigenheiten seiner Schützlinge.

Du schreibst über das, was Lehrer und Erzieher denken - und recht wenig darüber, wie konkret du die Kinder wahrnimmst, finde ich. Hast du da als Mutter keine Intuition, die dir sagt: "Die Erzieher übertreiben"? - Das kann natürlich sein, aber ich halte das - zumindest beim großen Kind - für unwahrscheinlich. Dass ein Kindergartenkind bestimmte Dinge nicht mag, finde ich völlig normal. Vielen Kindergartenerziehern fehlt die nötige Gelassenheit im Umgang mit den Kleinen. Die haben vielleicht gerade eine Fortbildung gemacht, und dann geht es los...

Aber im Schulalter sollte ein Kind in der Lage sein, sich 'unauffällig' zu verhalten, auch und vor allem im eigenen Interesse. Mit sieben Jahren ist er ja kein Anfänger mehr, sondern er weiß ja (theoretisch), wie der Laden läuft. Es geht nicht darum, dass ein Kind perfekt sein muss. Aber ich selbst habe die Erfahrung gemacht, dass Lehrer (im Gegensatz zu Erziehern) eher gelassen und entspannt sind, wenn es um vermeintliche Verhaltensauffälligkeiten geht - die haben einfach schon zu viel gesehen und sind auch mehr an fachlichen Fragen, die sich auf die Wissensvermittlung beziehen, interessiert. Wenn da etwas als 'auffällig' bezeichnet wird, dann kannst du dieser Einschätzung schon so halbwegs vertrauen, denke ich.

Nun bleibt also die Frage, ob dieses Verhalten mit deiner Störung zusammenhängt. Das muss ja gar nicht so sein: Vielleicht hat das Kind eine Allergie? Vielleicht ist es kurzssichtig? Vielleicht hat es eine Wahrnehmungsstörung? Vielleicht ist es hochbegabt? Selbst wenn sich keine Diagnose finden lässt: Es muss nicht direkt etwas mit deiner Störung zu tun haben. Häufig wird aus Verlegenheit die Diagnose 'Anpassungsstörung' gestellt - es könnte also sein, dass ein Psychiater hört, dass du eine PTBS hast und er dann seine Schublade öffnet, um dein Kind hineinzutun. Es ist also meiner Meinung nach immens wichtig, dass du selbst die Fäden in die Hand nimmst, das heißt: Wenn du mit deinen Kindern eine Diagnostik durchführen lässt, ist es dabei - trotzdem - unerlässlich, dass du ein eigenes Gefühl für die Situation entwickelst: Kein Arzt dieser Welt kennt deine Kinder so gut, wie du das tust! Du bist eine verantwortungsvolle Mutter, und damit haben deine Kinder gute Chancen, sich gut zu entwickeln - Stolpersteine und Hürden müssen nicht immer das Schlechteste sein, und die von dir gewünschte 'unbeschwerte Kindheit' gibt es wohl nur in Bullerbü.

Wenn ich du wäre, würde ich mit den Kindern zum SPZ oder zum Psychiater gehen - und auf der anderen Seite gemeinsam mit deiner eigenen Therapeutin anschauen, wie dein Beziehungsverhalten den Kindern gegenüber aussieht. Solche Sätze wie "Sie machen das alles prima!" hören sich schön an, kommen mir aber etwas kurzsichtig vor; da könnte man schon noch genauer hinsehen (wenn man will...).


leberblümchen
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Beitrag Sa., 28.12.2013, 03:39

Oh, wie lustig: Ich habe eben etwas gefunden, das meine These, eine eventuelle Hochbegabung eines Kindes habe nichts mit deiner Störung zu tun, widerlegen soll:

http://www.medizin-im-text.de/blog/2012 ... en-kindes/

Da wird gesagt, dass - aus psychoanalytischer Sicht - eine HB sozusagen als 'Angstsymptom' entsteht. Klingt plausibel, aber ich hoffe nicht, dass das stimmt...

Hat jetzt vielleicht nicht direkt etwas mit dir zu tun, aber es zeigt zumindest schön, wie unterschiedlich psychologische Phänomene betrachtet werden können; ich selbst dachte eigentlich immer, eine Hochbegabung sei etwas Schönes, eine Ressource... Nun wird einem daraus auch noch ein Strick gedreht, aber vielleicht ist da wirklich was dran?

Aber andererseits gilt dann vielleicht auch: Wir können als Eltern gar nicht alles gut und richtig machen. Wenn einem sogar schon die Hochbegabung des Kindes als 'Fehler' angekreidet wird...

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pseudologia
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Beitrag Sa., 28.12.2013, 11:07

Erstmals: Es freut mich sehr, dass Du Dich mit diesem Thread diesem schwierigen Thema widmest.

Marshall Rosenberg, der Begründer der gewaltfreien Kommunikation, formuliert es so: "Meine Vorstellung von Hölle ist ein Ort, wo es so etwas gibt, wie einen "guten" Vater". Denn gerade diese Kategorisierung impliziert eben auch immer, dass es einen "schlechten" Vater, das gleiche Ort für die Mutter gibt. Grundsätzlich gilt fürs Elternsein wohl das Gleiche wie das Leben an sich: Wir können nur Scheitern. Die Frage ist von dem her, wie wir unser Scheitern möglichst zelebrieren können.

Meine Sicht zu den Auswirkungen von PTBS auf die Kinder: Hängt extrem von der Symptomatik ab. Es gibt Fälle, wo Betroffene nicht in der Lage sind, ihr Kind in den Arm zu nehmen, es gibt Fälle, da gilt das sich kümmern um die Kinder als Ablenkung von sich selbst und das Kind hat niemals ein Gegenüber, auf das es sich wirklich einschwingen kann. Es gibt Fälle von unkontrollierten emotionalen Ausbrüchen und man kann sein paranoides Erleben auch auf die Kinder übertragen. Es gibt also eine Vielfalt möglicher ungünstiger Beziehungserfahrungen. Es ist also sehr schwierig, dies so abstrakt am Thema "PTBS" zu betrachten.

Grundsätzlich: Aus meiner Sicht leben wir im post-autoritären Zeitalter. Man schlägt Kinder nicht mehr und verlangt auch keinen unbedingten Gehorsam. Die alte Autorität wollen wir nicht mehr, aber eigentlich wissen wir gar nicht, mit was wir sie ersetzen wollen. Unsere Erziehung ist deshalb gesamtgesellschaftlich in einer Krise.

Als Beispiel dafür ist dieser Vater, der der Kinderbetreuerin vorwirft, dass Sie von ihrem Kind verlangt, dass es malt super. Ich persönlich halte das für gutgemeint, aber schlussendlich überhaupt nicht förderlich. Kinder brauchen eben nicht nur Förderung im Selbstzugang, sondern Kindern brauchen auch ein stabiles Umfeld, was auch kooperierende Erziehungspersonen verlangt. Für ein Kind ist es aus meiner Sicht höchst schädlich, wenn Erziehungspersonen in einem offenen Konflikt miteinander stehen und dies auch auf Erziehungsfragen Auswirkungen hat. Die eigene Undiszipliniertheit kann dann sogar als Loyalitätsbeweis gegenüber dem Vater dienen. Kinder sind extrem sensibel auf solche Konflikte! Um dies zu verhindern ist man darauf angewiesen, eine gute Beziehung zu den Erziehungspersonen aufzubauen. Ist dies nicht möglich, sollte man sich Hilfe von Aussen holen (mit dem Schulleiter sprechen oder einem Schulsozialarbeiter) und sich nicht mit dem Kind gegen die Erziehungsperson verschwören!

Ich persönliche in auch für eine möglichst grosse Offenheit bezüglich dem Erklären eigener Symptome. Die PTBS würde ich da einfach als eine Verletzung, die noch Zeit zum heilen braucht, beschreiben. Die Trigger dann auch als Auslöser, dass die Wunde wieder aufreisst. Um dem Kind möglichst zu vermitteln: "Ich wurde einmal verletzt, da gibt es noch Wunden. Ich nehme mir die Zeit und die Unterstützung von Therapeuten/Heilern, um mich um diese Wunden zu kümmern." Dann kann man dem Kind auch vermitteln, wie denn solche Verletzungen zustandekommen, um dem auch klar zu machen, was es sich nicht gefallen lassen muss. Das Alter kann da gar nicht zu jung sein, da auch manche Täter darauf keine Rücksicht nehmen!

Grundsätzlich: Schamgefühle führen oft dazu, dass Dinge nicht ausgesprochen werden, die das Kind wissen müsste, um sich selbst nicht die Schuld für gewisse Dinge zu sehen. Schuld-/Versagensgefühle führen oftmals zu Grenzüberschreitungen durch Überbehütung. Es ist deshalb extrem wichtig, sich als Erwachsener mit sich selbst um den Umgang mit diesen Gefühlen zu kümmern. Auch im Rahmen der Therapie.

Noch zwei Literaturempfehlungen:
Haim Omer - Stärke statt Macht
Gundi Gaschler - Ich will verstehen, was Du wirklich brauchst
Ehemals EinTheraput - Jetzt aber krankheitseinsichtig!

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peppermint patty
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Beitrag Sa., 28.12.2013, 12:25

Liebe TS,

da ich mich selbst auch stark mit den Themen Trauma uns Dissoziation/abgespaltene Anteile beschäftige, möchte ich auch kurz meine Meinung dazu geben.

Erst vor ein paar Tagen habe ich einen Artikel über traumatisierte Kinder gelesen. Damit will ich nicht sagen, dass Du sie direkt traumatisiert , aber indirekt traumatisiert (Deine Abwesenheit während der Klinikzeit, Ängste, Atmosphäre in der Familie, etc...) haben könntest.

In dem Bericht hies es: "Symptome von traumatisierten Kindern werden oft falsch diagnostiziert. Die aus Zuständen der Über - und Untererregung entstehende Hyperaktivität oder Dumpfheit, sowie Konzentrationsschwierigkeiten sind dem diagnostischen Bild eines ADHS oder ADS sehr ähnlich...."

Weiterhin wird beschrieben, dass wie aus dem Nichts auftretende Gefühlsausbrüche auf Dissoziationen hinweisen können.

Ich würde die Hinweise aus Schule und Kita insofern sehr ernst nehmen und sofort zum Psychologen gehen. Ich finde die Aufmerksamkeit der dort Angestellten sehr verantwortungsvoll.

Mit meinem Beitrag möchte ich natürlich nicht sagen, dass Du eine schlechte Mutter bist, ganz im Gegenteil, aber selbst erfahrene Traumata bergen bedauerlicherweise ein Rattenschwanz an Folgewirkungen. Und das gilt leider für die ganze Familie.

Aber gemeinsam schafft ihr es!!

LG,
pp

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Traurige Seele
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Beitrag Sa., 28.12.2013, 16:14

Hallo und danke für die vielen Antworten.

Auf die Frage was mir Angst macht wenn es um die Frühförderung geht. Ich möchte nicht dass es heißt das Kind ist anders als die anderen Kinder. Das ist wohl bei mir ein sehr großer Trigger, da ich mich selbst immer gefühlt habe als Kind wie von einem anderen Stern.
Andererseits denke ich immer, wenn ich damals Hilfe bekommen hätte würde es mir bestimmt heute besser gehen weil ich vieles nicht Abspalten und verdrängen hätte müssen. Ist ein sehr sehr schwieriges Thema. Und mein Mann findet auch dass man es mit Vorsicht angehen muss. Aber ich will dem Kind ja helfen sich gut integrieren zu können also werde ich in 2 Wochen bei der U Untersuchung bei Kinderarzt das ansprechen und mir noch eine Meinung einholen und dann anhand meines Bauchgefühls handeln. Was mir gut tut ist natürlich dass ich hier von einer Pädagogin gesagt bekomme wie nett die mit den Kindern umgehen und wie das spielerisch integriert wird.

Beim Großen fällt mir gerade so einiges auf, letzte Woche war er krank und nicht in der Schule und nun sind ja Ferien und seit dieser Schuldruck weg ist ist er viel viel gelassener und bekommt viel seltener solche Ausbrüche. Er tut sich schwer in der Schule und muss viel tun dass er schafft mit den anderen mitzuhalten. Die Freund sagen eben auch schon oft "Ich hab ne eins im Test und du nur ne zwei" und ich merke wie traurig er dann ist. "Alle meine Freunde sind besser als ich". Ich sage ihm dann immer dass eine zwei eine super Note ist und er deshalb keine Sorgen haben muss. Ich denke viel ist der Druck von dort. Ich bin auf die Lehrerin zugegangen nicht sie auf mich weil ich mir Sorgen mache beim Großen. Nur darauf hin sagte sie dass ich ja mal wo hin gehen kann und mir Hilfe holen kann dem Kind zu Liebe, weil sie merkt wie hart es für ihn ist in der Schule mitzuhalten.

Und natürlich bin ich mir unsicher weil meine Kinder Jungs sind. Klar wenn man ohne Vater aufgewachsen ist und dann missbraucht und vergewaltigt wurde von Männern hat man schon Probleme mit Männern. Gut mit Männern das hab ich für mich in den Griff bekommen. Aber diese Aggressionen bei Männern und auch bei meinen Söhnen erschrecken mich immer noch. Wenn ich das dann mal 3 daheim hab überfordert mich das echt manchmal. Aber ich wachse immer mehr in die Situation hinein und lerne damit umzugehen.

Ich merke auch je größer meine Söhne werden umso unsicherer machen mich auch Berührungen. Mein Großer kommt oft in mein Bett gekrabbelt und will sich ankuscheln oder wenn ich in der Badewanne bin will er mitbaden und das geht gar nimmer vom Alter her für mich. Ins Bett krabbeln ist ja ok aber ich bekomme etwas Berührungsängste. Aber man kann viel lernen und auch in dem Bereich habe ich viel dazugelernt und kann immer mehr Nähe zulassen.

Bei meinem Großen muss ich sagen, dass es von Geburt an schwer war. Er hätte die Geburt fast nicht überlebt und war sehr untergewichtig und musste intensivmedizinisch betreut werden. Er wurde gleich nach de Geburt von mir getrennt. Ich finde auch im Gegensatz zum Kleinen ist er sehr viel nervöser usw. aber das war von Baby an so. Beim Kleinen konnte ich vom ersten Tag der Geburt bis heute eine sehr sehr intensive Bindung aufbauen weil er nicht von mir getrennt wurde. Ich habe manchmal das Gefühl dass mein Großer nicht dieses Urvertrauen aufgebaut hat wie der Kleinen.

LG TS
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pseudologia
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Beitrag So., 29.12.2013, 13:47

Traurige Seele hat geschrieben:Die Freund sagen eben auch schon oft "Ich hab ne eins im Test und du nur ne zwei" und ich merke wie traurig er dann ist. "Alle meine Freunde sind besser als ich". Ich sage ihm dann immer dass eine zwei eine super Note ist und er deshalb keine Sorgen haben muss.
Ich würde Dir raten, da eher seine Gefühle zu validieren.

Also: "Das ist sehr traurig für Dich". "Ich verstehe, dass Dich das traurig macht. Es wäre für Dich sehr wichtig gewesen, eine gute Note zu haben?" oder "würdest Du gerne gleich gut sein wie Deine Freunde? Oder sogar besser?"

Und dann ihn unterstützen, was denn so traurig ist: "Was bedeutet das für Dich, wenn alle deine Freunde besser als Du sind?" "Weshalb ist es für Dich wichtig, eine gute Note zu haben?"

Wovor hat er Angst? Dass er dann ausgeschlossen wird? Wenn dies zutrifft, ist dies realisitisch evtl. durch Verlegung in eine andere Klasse? Das er dann ein weniger wertvoller Mensch ist? Dass er dann für Dich weniger liebenswert ist? Dass er Dich damit belastet?

Versuche mal nicht, seine "negativen" Gefühle wegzumachen. Traurigkeit hilft ihm, seine Wünsche zu würdigen und auch zu akzeptieren, wenn diese nicht in Erfüllung gehen.

Hier noch ein guter Artikel zum Thema Validation. Hier nicht für Kinder, aber für Demenzkranke geschrieben. Aber vielleicht macht dies auch deutlicher, um was es grunsätzlich geht -> Egal wie absurd die Annahmen sind. Es ist extrem wohltuen/heilend einfach validiert zu werden.
http://www.apotheken-umschau.de/Alzheim ... 25901.html
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peppermint patty
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Beitrag So., 29.12.2013, 14:01

Traurige Seele hat geschrieben: Und natürlich bin ich mir unsicher weil meine Kinder Jungs sind.

Ich merke auch je größer meine Söhne werden umso unsicherer machen mich auch Berührungen. Mein Großer kommt oft in mein Bett gekrabbelt und will sich ankuscheln oder wenn ich in der Badewanne bin will er mitbaden und das geht gar nimmer vom Alter her für mich. Ins Bett krabbeln ist ja ok aber ich bekomme etwas Berührungsängste. Aber man kann viel lernen und auch in dem Bereich habe ich viel dazugelernt und kann immer mehr Nähe zulassen.
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass genau dass das Thema ist. Das können die beiden natürlich spüren. Und auf diese Weise wird etwas aus Deiner Vergangenheit weitergeben was Du so sicherlich nicht an sie weitergeben möchtest. Und das ist sicherlich auch ein Indiz für ihr Verhalten.

Ich finde es gut, dass Du Dir frühzeitig Gedanken darüber machst, denn so kann noch vieles korrigiert werden.

Bei meiner Schwester, die ebenso wie ich traumatisiert wurde, bestand diese Einsicht nicht (ihre Tochter hatte übrigens in der 1. Klasse ganz ähnliche Probleme wie Dein Großer, insbesondere was die Konzentration betrifft - allerdings hat meine Schwester nicht "vernünftig" auf das Lehrergespräch reagiert), von daher haben ihre Kinder diese Chance nicht gehabt.

LG, pp

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Traurige Seele
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Beitrag So., 29.12.2013, 18:13

Hallo,
pseudologia hat geschrieben:
Traurige Seele hat geschrieben: Ich würde Dir raten, da eher seine Gefühle zu validieren.
Danke für den Tipp, stimmt schon ich muss auch selbst noch vieles Lernen da ich eben in einer sehr gefühlsarmen Familie aufgewachsen bin in der über Gefühle und Probleme gar nicht gesprochen wurde. Aber man lernt ja nie aus. Ich werde in letzter Zeit mehr darauf achten wie ich mich ausdrücke. Ich kann mich ja auch selbst hinterfragen was "meinem inneren Kind" früher in meiner Familie geschadet hat und was ich natürlich auch vermeiden sollte.
peppermint patty hat geschrieben:Ich finde es gut, dass Du Dir frühzeitig Gedanken darüber machst, denn so kann noch vieles korrigiert werden.
Ja eben, ich fragte mal meine Thera in der Therapie warum der ganze "Mist" jetzt wieder so hochkommen muss. Sie meinte dann es hat bestimmt mit meinen Kindern zu tun und ich solle es als Chance sehen es bei meinen Kindern anders zu machen als wie es in meiner Kindheit gelaufen ist. Und das kann man nur dadurch erreichen wenn man sich mit seinem eigenen Schmerz auseinander setzen kann. Und das tue ich ja nun seit einem Jahr sehr intensiv.
peppermint patty hat geschrieben: Bei meiner Schwester, die ebenso wie ich traumatisiert wurde, bestand diese Einsicht nicht (ihre Tochter hatte übrigens in der 1. Klasse ganz ähnliche Probleme wie Dein Großer, insbesondere was die Konzentration betrifft - allerdings hat meine Schwester nicht "vernünftig" auf das Lehrergespräch reagiert), von daher haben ihre Kinder diese Chance nicht gehabt.
Ich versuche es ernst zu nehmen was mir gesagt wird und ich spüre ja selber dass es nicht so optimal läuft. Und ich bin ja von mir aus auf die Lehrerin zugegangen weil ich mir Sorgen mache und wollte ja ihre Meinung dazu hören.

LG TS
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Geradeaus
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Beitrag Mo., 21.07.2014, 03:17

Eltern sind die wichstigste Person in dem Leben der Kinder. Ich weiss das Ich viele Fehler gemacht hatte und weil ich PTSD hatte auch meinem Sohn das Leben schwer gemacht hatte. Ich war immer in Wut, habe viel laut protestiert, na ja nicht sehr schoen. Und weil Ich gar nicht wusste was Ich hatte konnte Ich auch nichts dagegen machen.

Ich weiss nur eins: Wenn mein Ex nur einmal zughoert haette wenn Ich sagte das mich ein Krimineller verfolgt dann waere es vielleicht besser geworden. Aber der hat sich nicht darum gekuemmert weil er selbst ein Krimineller ist.

Mein Sohn ist in der Zwischenzeit ausgezogen und wohnt jetzt ohne seinen Vater. Es hat mir mein Herz zerissen das Ich mein einziges Kind zu frueh verlassen musste. Ein krimineller Vater der sich nicht richtig verhalten hat und mein Leiden als eine Chance gesehen hatte um alles in sein Kontrolle zu reisen.

Und die Kinder verstehen ja meistens gar nicht was los ist wenn ein Eltern Teil so krank ist.

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rainbow warrior
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Beitrag Di., 05.08.2014, 19:24

ich weiß nicht, ob es noch aktuell ist, aber ich habe dieselben Ängste wegen meinem Sonnenschein gehabt, jetzt ist er fünf und die Ängste bin ich los. Die Diagnose hab ich seit 2006, mein Sonnenschein kam 2009.
Mir hat mein Psychiater und das Buch "Narben der Gewalt" von Judith Herman geholfen. Hier der Link: http://books.google.de/books/about/Die_ ... QJDy79E7AC
Auf Seite 159 unter anderem wird mit dem Irrglauben aufgeräumt, daß man etwas weitergibt. Im Gegenteil: tun wir alles, damit wir unsere Kinder vor jedem Unheil beschützen.
Und wenn man/frau sich Gedanken machen will, dann doch bitte über die Folgen der Narzismus-Epidemie in unserer Gesellschaft. Die ist um ein Vielfaches schädlicher für uns alle!
Wir sind nicht verrückt, wir rennen nur nicht mit einer rosa Brille durch´s Leben; wir leiden, weil andere Mist gebaut haben oder andere es schaffen, uns ihren Leidensdruck aufzubürden.
lg, rainbow warrior


Widow
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Beitrag Di., 05.08.2014, 23:29

rainbow warrior hat geschrieben:Auf Seite 159 unter anderem wird mit dem Irrglauben aufgeräumt, daß man etwas weitergibt. Im Gegenteil: tun wir alles, damit wir unsere Kinder vor jedem Unheil beschützen.
Wie schön, dass auf einer einzigen Buchseite damit aufgeräumt werden kann, was Du "Irrglauben" nennst, doch was viele andere (unter anderem auch auf sehr viel mehr als nur einer Buchseite) "Tatsache" nennen.

Fünf ist Dein Kind. Und Du glaubst, Deine Sorgen los zu sein.
Vielleicht bist Du die ja los.

Mit fünf war ich der Augenstern meiner Mutter, das liebste Kind in der ganzen Nachbarschaft, so ein Herzchen, wonnig, brav, fröhlich, höflich, klug, lustig ...

Tja, so war das mit fünf. Klassischer Karriereschritt für die Entwicklung einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung mit massiv schizoiden Anteilen und späterer komorbider chronischer Depression, die zuvor lange Jahre in Kindheit, Jugend und Adoleszenz als Dysthymie gut versteckt gewesen war und sich gottlob nur sehr selten unangenehm als Essstörung bemerkbar gemacht hatte.

Aber Du hast bestimmt Glück, und Dein "Sonnenschein" auch! (Ich wünschte für Dein Kind nur, dass "Sonnenschein" für Dich vom Himmel käme, oder meinetwegen aus diesen Solariumsstrahlern, aber nicht, dass Du Dich von Deinem Kind bestrahlen lassen müsstest, was, wenn ich den Kosenamen, den Du Deinem Kind gegeben hast, ernst nehme, offenbar leider der Fall ist.)

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hope_81
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Beitrag Mi., 06.08.2014, 07:52

Ich bin da bei Widow. Meine Mutter, selbst traumatisiert, hat mir alles weitergegeben.
Tja und nun bade ich es aus, mit allem Zip und Zap.

In der Klinik, in welcher ich jüngst war, saßen traumatisierte Mütter und alle jammerten über die
Verhaltensauffälligkeiten ihrer Kinder, waren sich aber nicht im geringsten darüber im Klaren,
das die Kinder Symptome einer Traumafolgestörung hatten. Sie waren ja gar nicht traumatisiert.
Vielleicht nur in der Liebe ihrer Mütter ersoffen?

Ich denke schon, dass Mütter, die unbehandelt sind, oder noch nicht weit genug im Prozess, unheimlich viel auf ihre Kinder projizieren.
Das machen ja auch halbwegs "normale" Mütter.

Ich werfe niemandem etwas vor, aber davon auszugehen, dass nichts weiter gegeben wird, halte ich für sehr naiv.
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli

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Seelenhunger
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Beitrag Mi., 06.08.2014, 10:17

Ich glaube auch nicht,dass Traumatiesierungen der Mütter nicht weitergegeben an die Kinder.
Allein durch mein eigenes Verhalten ,das zumindest bei mir durch Traumatiesierungen geprägt ist ,gebe etwas dem Kind weiter.
Ob und wie groß die Verletzung beim Kind letztendlich ist,vermag ich nicht zu beurteilen.
Ich weiß zumindest das ich schwieriges Verhalten bei meiner Tochter mitverursacht habe.
Ich versuche nun das Beste aus der Situation zu machen und mein Verhalten zu überdenken.
Ist leider ein Teufelskreis,wenn die eigenen Kinder,die Traumatisierungen womöglich wieder an die nächste Generation weitergeben.
LG Seelenhunger

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peppermint patty
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Beitrag Mi., 06.08.2014, 11:14

Ich gehöre auch zu denen, die durch die Traumatisierungen meiner Eltern selbst traumatisiert worden bin. Und da gab es nicht nur die Realtraumata, die schon schlimm genug wären, sondern auch ständig dieses diffuse Gefühl von Unsicherheit, Instabilität und Angst ganz allgemein gegenüber dem Leben, den Menschen. Nach dem Motto: die ganze Welt ist schlecht. Die wollen einem nur Böses. Man darf niemanden trauen. Das habe ich inhalieren müssen. Das es sich dabei um die unverarbeiteten Themen und Gefühle meiner Eltern handelt ist mir erst sehr viel später klar geworden und nutzt mir auch nicht allzu viel. Mit den Konsequenzen leben muss ich.

Ach ja, meine Schwester hat, obwohl sie (zu recht) stinksauer auf unsere Eltern ist - über die Dinge, die uns angetan wurden - alles mehr oder minder eins zu eins an ihre Kids weitergegeben. Dafür hatte sie dann kein Bewusstsein. Soviel zum "Irrglauben" Weitergeben.

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