Speziell: Mein Vater - Allg.: Passiv-Agressive Menschen

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Dilemma
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Beitrag So., 24.11.2013, 10:29

Hallo Miss,
ich denke, bevor du nicht dein passiv aggressives Verhalten gegenüber deinem Vater in den Griff bekommst, wird sich diese Beziehung auch niemals ändern.

Beim Lesen habe ich enormes Mitgefühl für deinen Vater empfunden. Mich wundert es nicht, dass er sich so verhält und immer mehr zurückzieht, gar schweigsam wird. Sobald er nicht zu 100% funktioniert, kommen Vorwürfe.

Meiner Meinung nach, bist du dermaßen verbittert, dass er dir gar nicht gerecht werden kann.

Begegne ihm mal längere Zeit mit Liebe, ohne jeglicher Erwartung und das Blatt wird sich wenden. Wenn du das nicht schaffst, dann lasse ihn in Ruhe leben und versprühe nicht noch mehr Gift.

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Miss_Understood
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Beitrag So., 24.11.2013, 13:39

Sunny75 hat geschrieben:Hallo Miss, kann es sein, dass du grad an deiner Mutter statt, den Kampf mit einem - deiner Meinung nach passiv aggressiven - Mann aufnimmst?!
Hach ja. Das kann sein. Die Frage steht fast wörtlich in meinem Tagebucheintrag von gestern. Und ich fragte mich tatsächlich, was meine Mutter wohl dazu bringt, es mit 'so einem Mann' auszuhalten. Gleichzeitig bin ich mir natürlich bewusst, dass das nicht meine Entscheidung und nicht my business ist.
Sunny75 hat geschrieben:Seien wir mal ehrlich: mit 39 ist man in der Regel nicht mehr so intensiv darauf angewiesen, die Liebe der Eltern dauernd zu spüren. Da hat man normalerweise sein eigenes Leben, und kann die Eltern so lassen wie sie sind - ohne Forderungen oder Vorwürfe. Nennt sich Abnabelung.
Ich finde es auch merkwürdig, dass du bei Handwerkerdiensten noch so sehr auf den Vater angewiesen bist. Wenn ER es gerne tut - meinetwegen! Aber zu verlangen, er MÜSSE dir helfen, um im Anschluss auch noch Undankbarkeit zu ernten, finde ich schon anmaßend.
Ich 'verlange' es ja nicht! Er drängt sich dann förmlich auf! Und dann so wenn ich doch diese Unterstützung brauche (die ich zb auch zunächst versucht habe im örtlichen Tauschring zu finden, aber nicht fand) - und meine Eltern sowieso noch nicht meine neue Wohnung gesehen haben - soll ich dann sagen: "Neee, ihr dürft nicht kommen, ich mache das alles alleine?" DAS fänd ich wirklich kindisch-trotzig.

Ja, ich habe eben NICHT 'normalerweise' einen Partner! Und habe eben nicht Freunde mit Auto und Werkzeuge vor Ort! Und ich bin alleine zwar durchaus in der Lage mir Regale zu bauen, was ich auch sehr intensiv getan habe, aber es gibt einfach Sachen, die ich schlicht nicht KANN und ermangels Fachausbildung auch nicht TUN werde (Waschmaschine anschliessen, wenn noch Rohre verlegt werden müssen und es eine altmodische Armaturenkonstruktion gibt, Klospülung reparieren, E-Herd anschliessen). Ich KANN: tapezieren, streichen, sägen, Bohren auch in Bröselwände, ich bin handwerklich absolut nicht unbegabt, das habe ich schon auch früheren Anleitungen meines Vaters zu verdanken - und das habe ich ihm auch schon öfters gesagt. 'Normalerweise' hätte man jetzt auch Geld und Job, das wäre jetzt dein Argument, ganz bestimmt, ne? Sorry, allerdings solche 'normalerweise' und 'man' Argumente halte ich für nicht sonderlich hilfreich. Okay, ich kann es ja erklären, wenn es noch unzureichend rüberkam bis jetzt.
Sunny75 hat geschrieben:Hier wieder: in deinem Alter hat man normalerweise einen Partner, oder Freunde - oder zumindest genügend Geld, um einen Handwerker zu finanzieren, wenn man etwas selbst nicht kann.
Schön, dass du das alles hast, Sunny. Schade, dass ich deinen 'zumindest'-Standards nicht erfülle.
Ich bin sehr überrascht solche Sätze in einem Therapie-Forum zu lesen, habe dich aber bisher nicht wirklich gelesen.
Sunny75 hat geschrieben:Ich glaube schlicht und ergreifend, dass es dir langweilig ist, und du dir deshalb so viele Gedanken über deinen Vater machst, und zwar aus Ermangelung an einer eigenen Partnerschaft und Familie!

Ja, du glaubst nicht wie gern ich wieder eine hätte, eine Partnerschaft. Aber sowohl das als auch Job mit angemessener Bezahlung fällt nicht mal eben vom Himmel. Und wenn man dann noch mit Krankheiten und Depressionen zu kämpfen hat, ist ein 'jetzt stell dich nicht so an und mach doch einfach mal' erschwert.

Mit der Vermutung, dass mir 'langweilig' ist liegst du auch daneben. Ich habe eher zuviel, womit ich mich beschäftige, das focussieren muss ich noch üben. Jedoch - zurück zum Anfang - an der Denkrichtung, ich lasse mich durch Seitenthemen von meinen eigenen viel zu schnell ablenken, das ist was dran - mir fällt es schwer Prioritäten zu setzen. Und wenngleich ich mir zwar vornehmen kann sound so viele Bewerbungen zu schreiben, oder auszugehen, um mögliche Partner kennenzulernen, gibt es da wie dort massive Hürden.
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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Miss_Understood
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Beitrag So., 24.11.2013, 13:45

Im Grunde regt mich an der Art meines Vaters wohl die Konsequenz auf mit der er NICHTS tut. Nichts fühlt (oder es zeigt zumindest) und nichts sagt. Ich tue zwar im Endergebnis auch oft wenig bzw. es sieht aus wie wenig, da ich in zig Bereichen wenig tue und man so kaum Ergebnisse sieht. Ich fühle wohl zuweilen an seiner statt. Und ich versuche dringlich mit ihm zu sprechen. Dabei zeigt er doch deutlicher als deutlich, dass er das nicht will! Mag man sagen, wurde ja auch schon. Da kommt dann bei mir eben ein neuer Gedanke: ist es das, was er wirklich will? Kann ich mir kaum vorstellen! Im übrigen auch nicht meine Mutter und nicht meine Schwester. Aber: ja, wir müssen ihm seinen Willen zugestehen. Wenn er das (wie vermutet) falsch signalisiert ist das SEIN Problem. Und wenn es bedeutet tatsächlich mal noch länger und noch viel länger und nochmal mehrere Jahre (!) sich nur 2x/Jahr zu sehen. (sunny, in diesen Dimensionen bewegt es sich) und zumindest mit meinem Vater auch nur so 2x/Jahr zu telefonieren was über Faktenaustausch eh selten hinausgeht.

In der Hinsicht sollte ich mir tatsächlich bei ihm ein Stück abschauen. Einfach mal GAR NICHTS tun. Sich von den Einflüssen der Welt, die einen eh aufregen ABSCHOTTEN. Das Fatale ist, selbst diese Einsicht hilft mir ja jetzt nicht mit einem Donnerschlag zb meine Schwerhörigkeit zu kurieren. Die von anderer Seite als - Zitat 'abstossend!' bewertet wird, weswegen man nichts mehr mit mir zu tun haben will. (Ex) Ja, da hängt vieles zusammen. Ich entdrösele. Und kaum habe ich das eine entdröselt, kommen andere Knoten dazu.

Ja, an der Stelle spüre ich es ganz besonders, dass mir etwas fehlt.
Dass ich aber auch Angst habe, weil Liebe mit Abhängigkeit und Übergriffigkeiten bei mir assoziiert ist.

Dass das ein Lebensthema ist, was immer dann präsenter wird, wenn es woanders eben auch mangelt.

Dass es wichtig ist, irgendwo anzufangen und dranzubleiben. Statt sich in Klagen zu verlieren. Obwohl das auch manchmal sein sollen dürfte.
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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Miss_Understood
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Beitrag So., 24.11.2013, 13:45

Im Grunde regt mich an der Art meines Vaters wohl die Konsequenz auf mit der er NICHTS tut. Nichts fühlt (oder es zeigt zumindest) und nichts sagt. Ich tue zwar im Endergebnis auch oft wenig bzw. es sieht aus wie wenig, da ich in zig Bereichen wenig tue und man so kaum Ergebnisse sieht. Ich fühle wohl zuweilen an seiner statt. Und ich versuche dringlich mit ihm zu sprechen. Dabei zeigt er doch deutlicher als deutlich, dass er das nicht will! Mag man sagen, wurde ja auch schon. Da kommt dann bei mir eben ein neuer Gedanke: ist es das, was er wirklich will? Kann ich mir kaum vorstellen! Im übrigen auch nicht meine Mutter und nicht meine Schwester. Aber: ja, wir müssen ihm seinen Willen zugestehen. Wenn er das (wie vermutet) falsch signalisiert ist das SEIN Problem. Und wenn es bedeutet tatsächlich mal noch länger und noch viel länger und nochmal mehrere Jahre (!) sich nur 2x/Jahr zu sehen. (sunny, in diesen Dimensionen bewegt es sich) und zumindest mit meinem Vater auch nur so 2x/Jahr zu telefonieren was über Faktenaustausch eh selten hinausgeht.

In der Hinsicht sollte ich mir tatsächlich bei ihm ein Stück abschauen. Einfach mal GAR NICHTS tun. Sich von den Einflüssen der Welt, die einen eh aufregen ABSCHOTTEN. Das Fatale ist, selbst diese Einsicht hilft mir ja jetzt nicht mit einem Donnerschlag zb meine Schwerhörigkeit zu kurieren. Die von anderer Seite als - Zitat 'abstossend!' bewertet wird, weswegen man nichts mehr mit mir zu tun haben will. (Ex) Ja, da hängt vieles zusammen. Ich entdrösele. Und kaum habe ich das eine entdröselt, kommen andere Knoten dazu.

Ja, an der Stelle spüre ich es ganz besonders, dass mir etwas fehlt.
Dass ich aber auch Angst habe, weil Liebe mit Abhängigkeit und Übergriffigkeiten bei mir assoziiert ist.

Dass das ein Lebensthema ist, was immer dann präsenter wird, wenn es woanders eben auch mangelt.

Dass es wichtig ist, irgendwo anzufangen und dranzubleiben. Statt sich in Klagen zu verlieren. Obwohl das auch manchmal sein sollen dürfte.
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Miss_Understood
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Beitrag So., 24.11.2013, 13:45

(gelöscht, da Beitrag zuvor aus Versehen doppelt gepostet)
Zuletzt geändert von Miss_Understood am So., 24.11.2013, 14:00, insgesamt 1-mal geändert.
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Eremit
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Beitrag So., 24.11.2013, 13:47

Für alles gibt es im Leben nur eine einzige Gelegenheit.

Ist diese verstrichen, war es das. Das gilt auch für die Beziehung zu den eigenen Eltern.

Zudem lieben Kinder ihre Eltern nicht, sie sind von diesen abhängig, weswegen sie kooperieren, was allerdings (von den Eltern) fälschlicherweise als Liebe aufgefasst wird. Erst, wenn die Kinder erwachsen sind, kann - unter Umständen - Liebe entstehen. Die meisten erwachsen gewordenen Kinder bleiben aber von ihren Eltern (emotional) abhängig und verwechseln das mit Liebe. Sie stellen dann (auch im hohen Alter) ungerechtfertigte Anforderungen an die Eltern und sind maßlos enttäuscht, wenn sich die Eltern nicht um sie kümmern (wie um ein [infantiles] Kind).

Ohne Abnabelung geht es nicht, diese muß umfassend sein. Jede Abhängigkeit muß beseitigt werden. Verbleibt auch nur ein kleines Quentchen Abhängigkeit, ist Liebe nicht möglich - auf beiden Seiten. Dann geht es nur noch um Schuldgefühle, Projektionen und Instrumentalisierung.

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Miss_Understood
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Beitrag So., 24.11.2013, 13:59

@Dilemma: inwieweit bist du denn von diesem Thema betroffen, ganz persönlich? Und DASS du es bist, ich denke aufgrund deiner sehr heftigen Reaktion, liege ich damit bestimmt richtig?

Ich würde mich wenn dann höchstens bisher AKTIV agressiv in mancher Hinsicht gegenüber meinem Vater einschätzen. Eben WEIL ein ruhiger Umgang, also was man gemeinhin 'normal' nennt, einfach gar nicht ankommt. Es ging schon immer sehr laut zu, rein akkustisch auch, in seiner Familie, temperamentvoll, viele Rangeleien unter den Kindern als wir klein waren, fast wie in einer italienischen Familie.

Es gab drei Vorfälle, gerade in den letzten Jahren, wo ich ihm DANKE sagen wollte und es konnte. Mit dem Geschenk zu seinem 60. zb machte ich mir sehr viel Mühe, es war eine superschöne Überraschung, die vorzubereiten mir sehr viel Spaß gemacht hat. Oder das letztjährige Weihnachtsgeschenk. Auf ersteres hat er gar nicht reagiert. So dass sich gar meine Mutter sehr herzlich bei mir bedankt hat und sich entschuldigte, dass ihr Mann so rein gar nichts gesagt habe, was ihr leid täte. *seufz ... Und letzteres - hat er gar nicht eingelöst (es war ein Gutschein für ein klassisches Konzert zu dem er normalerweise gerne gehen würde noch dazu an einen Ort, wo er noch nicht war, so dass die Wahrscheinlichkeit, dass es ihm gefallen müsste durchaus gegeben war), geschweige denn etwas dazu gesagt. Obwohl ich zwei Mal nachfragte per Mail. Ich bekomme einfach keine Antwort. Das macht mich schon traurig.

Ich BIN ihm dankbar. Insbesondere auch zu den Anleitungen für handwerkliches, was er mir als Jugendliche mit auf den Weg gab. Rein physisch - ich bin ziemlich klein - kann ich halt nicht alles. Auch wenn ich es geschafft habe eine Regalwand mit 2,40 m langen Brettern auf einer Höhe von 3 m ganz alleine aufzubauen! Und Küchenhängeschränke sogar auch ALLEINE aufzuhängen! Mit gebauter Stützkonstruktion darunter. Ich BIN kein hilfloses Töchterchen in der Hinsicht, nicht dass DER Eindruck ensteht! Diese Dankbarkeit versuche ich auch zu zeigen. Im Rahmen meiner Möglichkeiten. Und ja, es ist mir auch peinlich, dass ich eben NICHT ihm (bzw. meinen Eltern) mal einen Urlaub finanzieren kann und im Gegenteil mir nochmal Geld von ihnen leihen müsste (was gerade im Raum steht) - für Gesundheitsausgaben wohlgemerkt!
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Beitrag So., 24.11.2013, 14:05

Eremit: an die 'einzige' Gelegenheit möchte ich nun doch nicht ganz glauben, aber danke für den Rest!

JA. Genau. Diese tatsächliche jetzige WIEDER bestehende Abhängigkeit - das ist das Stichwort! - ist es, die es schnellstmöglich zu überwinden gilt. ODER so lange sie noch besteht, irgendwie (ja, wie?) mit ihr klar zu kommen.

Genau die, die spüre ich jetzt sehr klar. Wenn jetzt zwei OPs anstehen - okay, eine hier, die andere wohl in einer Fachklinik weiter weg - dann würde es mir schwer fallen die zugesagte Unterstützung meiner Eltern (so viel lieber wäre es, wenn mich meine Mutter da hinbrächte!) abzulehnen. Freunde mit a) Auto, b) vor Ort, die c) das für mich tun würden, habe ich keine.

Mein Vater WAR eine Weile zugänglicher - es ist schon so, dass ja auch die anderen Familienmitglieder seine Veränderung mit Besorgnis beobachten. Wenngleich auch sein zuvoriges Verhalten auch schon sehr passiv abschottend usw. war.
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Eremit
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Beitrag So., 24.11.2013, 14:48

Miss_Understood hat geschrieben:Eremit: an die 'einzige' Gelegenheit möchte ich nun doch nicht ganz glauben (...)
Genau darin dürfte zumindest ein Teil des Problems liegen. Du kannst nicht loslassen und Dich deshalb auch nicht abnabeln.
Miss_Understood hat geschrieben:JA. Genau. Diese tatsächliche jetzige WIEDER bestehende Abhängigkeit (...)
Da machst Du Dir was vor, wenn Du Dir einredest, es wäre eine neue Form der Abhängigkeit. Es ist immer eine Weiterführung der Kindheit.
Miss_Understood hat geschrieben:ODER so lange sie noch besteht, irgendwie (ja, wie?) mit ihr klar zu kommen.
Klarkommen bedeutet, sie zu durchbrechen. Wird sie akzeptiert, bleibt man ihr Sklave.
Miss_Understood hat geschrieben:Wenn jetzt zwei OPs anstehen (...) dann würde es mir schwer fallen die zugesagte Unterstützung meiner Eltern (...) abzulehnen.
Es gibt für diesen Fall öffentliche Verkehrsmittel, im Notfall auch Krankentransporte. Nur, um den eigentlichen Transport geht es ja nicht, nehme ich mal an.

Was ist, wenn Deine Eltern einmal nicht mehr sind? Stirbst Du dann automatisch? Denk mal drüber nach.

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Miss_Understood
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Beitrag So., 24.11.2013, 15:08

Du bist schon älter, Eremit oder? Leben deine Eltern noch? Wie war das denn bei dir?
Ich glaube die Kunst ist es das auch IM Kontakt (also ohne konsequenten Kontaktabbruch) hinzubekommen. Und das steht bei mir wenn dann höchstens bei meinem Vater im Raum - nur, da meine Mutter von IHM irgendwie abhängig ist geht das eine nicht ohne das andere.

Dann glaub ich hab ich vermutlich DOCH nicht verstanden, was du genau mit 'einzige Gelegenheit' meinst? Abgesehen davon, dass ich so generell eher daran glaube, dass nicht alles schwarz/weiß ist und es sich lohnt auch mehrfach Dinge in Angriff zu nehmen, zu versuchen, dass es eben NICHT, wenn es beim ersten Anlauf nicht klappt ein für alle mal vergeblich ist. DAS fände ich sogar schrecklich.

Und: was wäre denn der praktische Unterschied, wenn ich es als Weiterführung denn als neue Form sähe? Ob so oder so, glaube ich zumindest - ja, ich sehe, es ist damit umzugehen und es zu überwinden.

Und ich, ich glaube schon, dass der erste Schritt mit etwas klarzukommen - und zwar egal ws - die Akzeptanz ist. "Es ist MOMENTAN so. Und das wird auch wieder anders." Nur grätscht mir da meine Ungeduld und meine Energielosigkeit mit rein, dass es schon VIEL ZU LANGE so ist. *seufz

Nein, es geht natürlich nicht NUR um dem Transport als Fakt, sondern auch, dass ich mir jemanden wünsche, der da ist, wenn ich da weiter weg im KH bin. Mir Trost und Mut zuspricht etc. Wenngleich die Fahrt hin und zurück vermutlich (?) meine KK nicht bezahlt, denn ich KÖNNTE ja auch HIER in ein Krankenhaus gehen, will aber zu jenem Spezialisten.

Also: ich würde zwar jetzt nicht zusammenbrechen oder mich umbringen wollen, wenn ich das alles GANZ alleine durchstehe, aber es wäre einfach schöner und - ja, heilsamer - eben WENN es da jemanden gäbe, der dabei an mich denkt zumindest oder gar mich besucht.
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Beitrag So., 24.11.2013, 18:15

Miss_Understood hat geschrieben:Du bist schon älter, Eremit oder? Leben deine Eltern noch? Wie war das denn bei dir?
Nee, das angegebene Alter stimmt schon so. Meine Eltern leben noch, allerdings habe ich mit meinem Vater seit Grundschulbeginn keinen Kontakt mehr (hat sich aus dem Staub gemacht), ich kann mich also nur auf meine Mutter beziehen.

Als junger Erwachsener erkannte ich, daß es nicht möglich ist, Dinge "nachzuholen", auch nicht die elterliche Liebe, die man als Kind nicht oder nur unzureichend erfuhr, da nichts nachgeholt werden kann, weil es für alles nur eine Gelegenheit gibt - man kann ja auch nicht zweimal in den selben Fluß steigen, wie es so schön heißt. Auch Beziehungen sind im Fluß, und diese Dynamik gilt es zu respektieren. Beziehungen verändern sich. Ich habe erkannt, daß in mir ein Loch ist, das nicht gestopft werden kann. Ich kann auch im Dreieck hüpfen und mit Orangen jonglieren, dennoch kann dieses Loch nichts stopfen. Also habe ich es akzeptiert, weil mir ja sowieso nichts anderes übrig bleibt, alles andere wäre nur Fassade, also die Konstruktion von "Ersatz-Eltern", wie viele Andere das (häufig auch in Partnerschaften) machen. Ich habe losgelassen.

Ich habe mir ganz einfach die Frage gestellt: "Was fange ich mit diesem Menschen an?" - mir fiel einfach nichts ein. Nur, weil dieser Mensch mit mir verwandt ist, behandelt er mich ja auch nicht gut, teilt mit mir Interessen usw., warum sollte ich das tun? Nur wegen dem genetischen Material? Das ist ein bisschen zu wenig für mich. Erst später erfuhr ich, daß die "moderne Familie", wie sie propagiert wird, nie in der Geschichte existiert hat, daß Kinder ab der Pubertät naturgemäß ihren eigenen Weg gehen und mit den Eltern nichts mehr zu tun haben (wollen) - was in beidseitigem Interesse ist, die Eltern haben endlich ihre Ruhe, das Kind macht sich in die Welt auf, wird selbst erwachsen und gründet unter Umständen selbst eine Familie. Es ist also ganz natürlich, sich recht früh zu entzweihen. Widernatürlich ist, bis in alle Ewigkeiten zu klammern. Die Eltern halten dann an ihrer Vorstellung von infantilen Kind fest, die Kinder an der Vorstellung von bedingungsloser elterlicher Liebe. Ab einem gewissen Alter ist das allerdings nicht mehr möglich, nicht einmal simuliert.

Ab einem gewissen Alter hören Kinder auf, Kinder zu sein, Eltern, Eltern zu sein. Dann bleibt nur noch die biologische Verwandtschaft, die emotionale ist Geschichte. Dann muß man sich neu kennen lernen. Die Frage, die Du Dir stellen solltest, ist die: Würdest Du mit Deinen Eltern Kontakt haben wollen, wenn sie NICHT mit Dir verwandt wären? Sind beide so tolle Menschen? An diesem Punkt mußt Du ehrlich zu Dir selbst sein - und entsprechend handeln.
Miss_Understood hat geschrieben:Und das steht bei mir wenn dann höchstens bei meinem Vater im Raum - nur, da meine Mutter von IHM irgendwie abhängig ist geht das eine nicht ohne das andere.
Dann übernimmst Du die Abhängigkeit der Mutter. Hey, genausogut könntest Du auch nur mit ihr Kontakt haben, oder? Oder gibt es da irgendwelche Regeln und Zwänge? Ich verstehe mich auch nicht mit einigen Freunden von meinen Freunden. Ich muß ja auch nicht mit ihnen Kontakt haben. Warum sollte das für Eltern anders sein? Nimm, was Du willst, alles andere kannst Du links liegen lassen.


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Beitrag So., 24.11.2013, 18:17

Miss_Understood hat geschrieben:(...) und es sich lohnt auch mehrfach Dinge in Angriff zu nehmen, zu versuchen, dass es eben NICHT, wenn es beim ersten Anlauf nicht klappt ein für alle mal vergeblich ist.
Tja, nur versuchst DU, nachzuholen, was IHRE Aufgabe gewesen wäre. Das ist gleich auf doppelte Art und Weise sinnlos.
Miss_Understood hat geschrieben:Und: was wäre denn der praktische Unterschied, wenn ich es als Weiterführung denn als neue Form sähe?
Um es metaphorisch auszudrücken: Das ist, als wenn ein ehemaliger Junkie auf einmal Alkoholiker wird und dann behauptet, daß das etwas völlig anderes ist. Er erkennt nicht, daß er die ganze Zeit über süchtig ist und bleibt, er sieht Pausen, wo keine sind, er sucht weiterhin "das Eine", nur eben in einer anderen Substanz, in einem anderen Gewand.
Miss_Understood hat geschrieben:Und ich, ich glaube schon, dass der erste Schritt mit etwas klarzukommen - und zwar egal ws - die Akzeptanz ist. "Es ist MOMENTAN so. Und das wird auch wieder anders."


Laß das "wieder" weg, und Du bist einen Schritt weiter. Du würdest Deinen Eltern auf eine völlig neue Art und Weise begegnen können, ohne Zwang, ohne Schuld, ohne Scham, ohne Angst, einfach freiwillig. So, wie Du einem anderen älteren Paar begegnest, welches Du z.B. letzte Woche an einer Busstation kennen gelernt hast. Vielleicht findest Du dieses Paar sympathisch, vielleicht auch nicht. Vielleicht kannst Du nur mit einem von beiden. Ist ja auch kein Weltuntergang, nicht? Vielleicht wird's auch schnell langeweilig, und Du ziehst weiter. Mehr ist es nicht.
Miss_Understood hat geschrieben:Nein, es geht natürlich nicht NUR um dem Transport als Fakt, sondern auch, dass ich mir jemanden wünsche, der da ist, wenn ich da weiter weg im KH bin. Mir Trost und Mut zuspricht etc.
Das wäre eher die Aufgabe eines Parnters bzw. von Freunden. Aber hätten solche eigentlich genug Platz in Deinem Leben? Könnte es sein, daß die Sehnsucht nach den Eltern von damals zu viel Raum einnimmt?

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Miss_Understood
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Beitrag So., 24.11.2013, 21:55

Eremit: mit dieser Betrachtungsweise könnte ich mich also eh gleich vergraben? Einmal nicht geschafft, immer nicht geschafft? Die Phasen wo es anders war, hat man (ich) dann offenbar lediglich falsch eingeschätzt? DAS sehe ich als nicht hilfreich.

Als Mensch, als Mensch mit dem Wunsch und der Sehnsucht nach Kontakt - ja, da ist es sicherlich wichtiger diesen außerhalb der Eltern zu suchen - was ich tue - mir allerdings leider auch nur unzureichend gelang, v.a. in den letzten zwei Jahren. Die Frage ich für mich eben auch da: wie kann ich das wenige, was ich da bekomme, annehmen?

Und - was mich wirklich ansäuert bei meinem Vater ist - in manchen Punkten sagt er dann, jaja, dies oder das tue ich - und er tut es total verquer. Nicht mal nur 'auf seine Weise' - sondern quasi genau das Gegenteil von dem, worum ich ihn gebeten habe zu achten. (Auch bei meiner Mutter ist das so, davon erzählt sie mir auch manchmal.) Und es ist nicht mal so, dass er sich da irgendeiner Ungünstigkeit bewusst wäre (oder doch?) jedenfalls - es gibt nicht mal kein Gespräch - sondern KEINE Reaktion. Null. DAS finde ich wirklich das Schlimmste. So verquer es von mir klingt - würde er mich dann endlich mal anschreien oder wütend werden, dann würde ich mich perverserweise besser fühlen. Oh je. Für mich ist wirklich das Schlimmste, dass jemand der noch lebt mich SO derart ignoriert.

Trifft mich eben jetzt auch besonders, weil das ja auch eine ehemalige langjährige Freundin, eine gute Bekannte (aus jenem Freundeskreis) und nun seit einem halben Jahr mein bester Freund getan hat.

In einer neuen Freundschaft/Bekanntschaft mit mir kommt es oft, eben dann wenn es um die Entscheidung zu wirklicher Nähe geht meistens an den Punkt, wo mein Sehnen dem anderen 'zuviel' wird. Das war früher auch so. das versuche ich inzwischen in den Griff zu bekommen, weil es mir bewusst ist. Ich bin dankbar um jeden, auch früher, der diese Phasen 'trotzdem' mit mir aushielt. Inzwischen treffe/traf ich fast nur noch Menschen, die das überhaupt nicht mehr aushalten - eben weil sie - meine Arbeitshypothese bzw. in anfänglichen Gesprächen zwischen den Zeilen herausgehört - selbst vermutlich mit ihren eigenen ungefüllten Löchern befasst sind und sich deshalb abschotten, weil sie das nicht mehr sehen/anpacken wollen - oder sie sind aufgrund einer Menge anderer Themen bzw. Problemen eben auf sich gestellt.

Ja - es ist die Sehnsucht nach Nähe und Tiefe. Die ich als Motor schon wichtig finde. Ich hatte sie Jahre ganz ausgeschaltet und bin dabei innerlich verdörrt. Als ich sie wieder langsam angefangen habe zuzulassen - ja, da wurde ich schon auch um schöne Erlebnisse reicher (eben, meine zwei letzten Beziehungen) - aber es war mir doch schwer dann jeweils darüber hinweg zu kommen. Genau - weil mit jedem Verlassenwerden/Verlassen doch immer wieder diese alte Wunde bestenfalls berührt, wenn nicht gar aufgerissen wird. Ich denke dabei an das Buch des Psychoanalytikers Peter Schellenbaum: Die Wunde der Ungeliebten. Er beschreibt das darin sehr berührend. Allerdings nur den Ist-Zustand, nicht WIE man damit umgeht für die Zukunft.
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Eremit
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Beitrag Mo., 25.11.2013, 01:36

Miss_Understood hat geschrieben:Eremit: mit dieser Betrachtungsweise könnte ich mich also eh gleich vergraben? Einmal nicht geschafft, immer nicht geschafft? Die Phasen wo es anders war, hat man (ich) dann offenbar lediglich falsch eingeschätzt? DAS sehe ich als nicht hilfreich.
Ganz im Gegenteil, Du sollst aus Deinem Erdloch raus! Und: Es gibt für Dich nichts hinsichtlich Deiner Eltern zu "schaffen". Was soll das auch sein?

Deine Mission ist höchstens, Deine eigene "Crowd" zusammenzustellen, also Partner, Freunde usw., Menschen, die nicht nur Dir gerne zur Seite zu stehen, sondern denen DU gerne zur Seite stehst. Stelle Dir mal folgendes vor: Du ersetzt Verwandtschaft durch Sympathie. Wäre das nicht eine tolle Sache? Es gibt das Spichwort: Freunde sind Gottes Entschuldigung für Familie. Und es stimmt. Also, wird vielleicht Zeit, Gottes Entschuldigung anzunehmen, hm?
Miss_Understood hat geschrieben:Die Frage ich für mich eben auch da: wie kann ich das wenige, was ich da bekomme, annehmen?
Das geht automatisch, wenn's paßt. Geht's nicht, paßt's nicht, was wiederum kein Weltuntergang ist. Dann zieht man eben weiter.
Miss_Understood hat geschrieben:Und - was mich wirklich ansäuert bei meinem Vater ist - in manchen Punkten sagt er dann, jaja, dies oder das tue ich - und er tut es total verquer.
Warum machst Du es dann nicht selbst?


Eremit
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Beitrag Mo., 25.11.2013, 01:45

Miss_Understood hat geschrieben:In einer neuen Freundschaft/Bekanntschaft mit mir kommt es oft, eben dann wenn es um die Entscheidung zu wirklicher Nähe geht meistens an den Punkt, wo mein Sehnen dem anderen 'zuviel' wird. (...)
Das hängt meistens damit zusammen, daß man die Sehnsucht nach elterlicher (bedingungsloser) Liebe auf Freunde und Partner projeziert. Das verschwindet erst, wenn man die Eltern loslassen kann.
Miss_Understood hat geschrieben:(...) Genau - weil mit jedem Verlassenwerden/Verlassen doch immer wieder diese alte Wunde bestenfalls berührt, wenn nicht gar aufgerissen wird. (...)
Das ist ein recht guter Hinweis darauf, daß Du eben Dein Eltern-Ideal teilweise auf Deine sonstigen Beziehungen projezierst. Du merkst dann, daß Du einen Schritt weiter bist, wenn das Ende einer Parnterschaft/Freundschaft auf völlig eigene Art und Weise schmerzt, die sich ganz klar von dem von Dir beschriebenen Schmerz abgrenzt. Es ist dann nicht der Schmerz eines Kindes, sondern der eines Erwachsenen. Es fühlt sich jedes Mal anders an, neu, ungewohnt, weil der Schmerz auf die jeweilige Beziehung quasi eigens "zugeschnitten" ist.

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