Wie stark beeinflusst Psychotherapie einen Menschen?

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candle.
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Beitrag Sa., 02.11.2013, 12:55

Tunnelkit hat geschrieben: Ich habe mich (als ansonsten psychologischer Laie) etwas über symbiotische Beziehungen und innere Abhängigkeit informiert und kann mir vorstellen, dass das bei uns bzw meiner Frau der Fall ist.
Du hast aber schon deine Frau sehr autark beruflich beschrieben.
Bist du denn Zuhause oder wer kümmert sich um die Kinder? Und noch eine vielleicht indiskrete Frage: Wieso sind die Kinder noch so klein, wenn ihr schon so lange zusammen seid. Ich hatte irgendwie fast angenommen, dass diese beinahe aus dem Haus sein müßten- also erwachsen.

Ich sehe in erster Linie, dass du dich jetzt auch um dich kümmern mußt, damit du nicht zusammenbrichst? Hast du denn Freunde, machst du Unternehmungen- sprich: Hast du deinen eigenen Freiraum?

Ich verstehe nämlich noch nicht so ganz wo du mit den Abhängigkeiten hinauswillst. Zu Beginn fandest du die ja normal, ich zum Teil auch, aber irgendwas ist bei euch noch dazwischen.

Finanziell ist sie also schon mal nicht abhängig.

Wie es nun laufen wird in der Therapie, kann dir jetzt keiner sagen. Das sind einfach bisher zu wenig Stunden gewesen, von daher würde ich erstmal abwarten wie es sich weiter entwickelt, denn es werden da sicher schon einige Monate bis Jahre ins Land gehen. Und wenn sie wirklich gehen will, kannst du sie wohl nicht aufhalten.

candle
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Tunnelkit
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Beitrag Sa., 02.11.2013, 14:09

@candle:
Also ich bin 35 meine Frau 32- also ein normales Alter der Kinder für unser Lebensalter. Wir sind nur schon seit der Jugendzeit zusammen-spricht also auch für eine symbiotische Beziehung. Sie hatte auch große Probleme als ich sie kennengelernt habe und habe ihr durch eine schwierige Zeit durchgeholfen. Eigentlich finde ich, dass ich ihr da etwas gutes getan habe aber evtl. habe ich ja auch verhindert, dass sie alleine klarkommt, weil ich halt immer da war. Ich vermute also eher eine emotionale Abhängigkeit. Ansonsten ist sie wirklich sehr erwachsen, also auch nicht schüchter oder so und auch zielstrebig und durchsetzungsstark. Vor allem auch körperlich stark- also sportlich und auch sehr attraktiv. Also wenn überhaupt, dann emotionale Abhängigkeit. Ich bin halt sehr wichtig für sie, wenn es ihr schlecht geht. Finde ich aber normal in einer intakten Ehe.Weiß halt nicht wo die Grenzen zu einem Krankheitsbild sind und sie möchte wohl sehr gerne ganz alleine mit ihren Gefühlen klarkommen können- ohne mich. Ein verständlicher Wunsch.

Ach und meine Frau arbeitet Teilzeit und ich freiberuflich und kann mir viel Zeit für die Familie nehmen.

Um mich selber mache ich mir keine Sorgen- ich bin ziemlich belastbar und hab ne sehr stabile Psyche, gutes soziales Umfeld, also Freunde und Familie mit denen ich reden kann.

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candle.
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Beitrag Sa., 02.11.2013, 14:15

Tunnelkit hat geschrieben: Um mich selber mache ich mir keine Sorgen- ich bin ziemlich belastbar und hab ne sehr stabile Psyche, gutes soziales Umfeld, also Freunde und Familie mit denen ich reden kann.
Das sind doch gute Voraussetzungen!

Du kannst wirklich nur abwarten und vor allem bitte keinen Druck erzeugen.

candle
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Tunnelkit
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Beitrag Sa., 02.11.2013, 14:20

candle. hat geschrieben:
Tunnelkit hat geschrieben:

Ich verstehe nämlich noch nicht so ganz wo du mit den Abhängigkeiten hinauswillst. Zu Beginn fandest du die ja normal, ich zum Teil auch, aber irgendwas ist bei euch noch dazwischen.


candle
Ich will eigentlich auf garnix heraus. Ich weiss das ja auch nicht. versuche ja gerade das herauszufinden. Bin ja kein Psychotherapeut und kann nur versuchen, das, was meine Frau so erzählt, richtig einzuordnen. Hab mich jetzt etwas über emotionale Abhängigkeit belesen und werde sie mal fragen ob sie sich da wiederfindet. Waere wohl die Aufgabe der Therapeutin, aber ich red trotzdem mit ihr darüber.

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Solage
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Beitrag Sa., 02.11.2013, 15:17

@Tunnelkit

Es kann schon passieren, dass sich Deine Frau durch die Therapie mehr auf sich besinnt. Eine professionelle Therapeutin wird sie aber nicht zu einer Trennung bewegen. Vielleicht entwickelt sie sich jetzt ein bisschen von Dir weg, aber das heißt ja nicht, dass das auf eine echte Trennung hinausläuft, sondern mehr innerlich. Etwas unabhängiger werden. Und dass dann später vielleicht eine neue, unabhängigere Gemeinsamkeit entsteht.
Du hast sie ja wohl auch dazu bewegt eine Therapie zu machen. Warst vielleicht auch selber überfordert mit den Problemen Deiner Frau. Jetzt hast Du diese etwas abgeben und das kann ja auch für Dich entlastend sein.

Vielleicht besteht ja auch die Möglichkeit, dass Du mit Deiner Frau zusätzlich eine Eheberatung machst.
Als begleitende und ergänzende Maßnahme. In meinem Freundeskreis haben da Paare schon sehr gute
Erfahrungen gemacht. Die Sichtweise einer dritten Person kann da auch recht hilfreich sein.

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Tunnelkit
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Beitrag Sa., 02.11.2013, 16:20

candle. hat geschrieben: Und wenn sie wirklich gehen will, kannst du sie wohl nicht aufhalten.

candle
Und wenn sie wirklich bleiben will, wird so eine Therapie auch nicht zum gehen bringen können denk ich mal.

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candle.
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Beitrag Sa., 02.11.2013, 16:29

Tunnelkit hat geschrieben: Und wenn sie wirklich bleiben will, wird so eine Therapie auch nicht zum gehen bringen können denk ich mal.
Richtig!

candle
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BillieJane
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Beitrag Sa., 02.11.2013, 16:32

Hallo Tunnelkit,

mein Mann und ich haben auch zeitweise eine symbiotische Beziehung. Macht euch keinen Kopf drum, dass kommt häufig vor. Es ist nur dann problematisch, wenn die Paare nicht mehr die Symbiose verlassen können.
Ich habe hier mal ein Video gefunden was sehr anschaulich die Mechanismen einer symbiotischen Beziehung beschreibt: http://www.autonomie-training.de/partnerschaft/
Symbiose - wie du bestimmt - gelesen hast, ist etwas was Mutter und Kind in den ersten Lebensmonaten erfahren. Diese Symbiose hat den Sinn und Zweck, dass die Mutter immer die Bedürfnisse des Kindes befriedigen kann, damit das Kind eine zuverlässliche und stabile Bindung erfährt.

Bei Erwachsenen sagt man, dass wenn sie eine symbiotische Beziehung eingehen, diese in ihrer Bindungsfähigkeit nicht sicher sind. Eventuell wird da etwas unbewusst in erwachsene Beziehungen nach geholt, was im frühkindlichen Alter nicht optimal gelaufen ist.

Mein Mann und ich wir haben mit Sicherheit auch eine Symbiotische Beziehung, weil wir als Kinder sehr viele Traumatisierungen erfahren haben. So haben wir miteinander durch die Symbiose einiges nacherlebt und uns gegenseitig "nachträglich bemuttert".
Das Problem dabei ist, dass man keine Trennung mehr erlebt. Man geht so sehr in die Gefühlswelt des anderen auf, dass man sich nicht mehr als unterschiedliche Wesen erlebt. Diese Unterschiede braucht man jedoch um sich anziehend zu finden. Jede Beziehung braucht auch eine Dynamik.
Deswegen finde ich es wichtig hinzuhören, wenn deine Frau sagt, sie würde dich als Mami wahrnehmen. O, o…..
Wenn ich meinen Mann als eine Person wahrnehme, welche mich bemuttert (und das kann mein Mann sehr gut), dann ist er dann für mich nicht mehr der Kerl den ich eigentlich heiß finde.

Wenn das bei deiner Frau auch so ist, dann kann ich verstehen wenn sie sagt, dass du für sie wie eine Mutter bist und sie nicht mehr den Mann sieht und sie vielleicht deswegen, dass Gefühl hat, sie könne dich nicht lieben.

An einer Stele hast du geschrieben, dass es normal sei, wenn man sich so stark um die Gefühlswelt des Partners kümmert und dass dieses zu einer liebevollen Ehe dazu gehört.
Aus meiner Erfahrung sage ich dazu: Jein!
Wenn man sich nur nachbeeltert und - ich sage das jetzt ganz drastisch - sich nur auf der "Ich nehme deine Gefühle war" und "Ich bin immer für dich da und halte deine Hand" - Beziehungsebene bewegt, verliert man als Mann oder Frau gleichzeitig auf einer anderen Beziehungseben auch an Attraktivität und Anziehung.

Wenn mein Mann jedoch mit seinen Kumpels oder seinen Söhnen, seine für mich als Frau weniger nachvollziehbaren männlichen, archaischen Rituale pflegt , dann kann ich fest stellen, dass er eben ein Mann ist, dass ich diesen Mann nicht immer verstehe, dass ich ihn auch nicht immer toll finde, aber da fühle ich mich zu ihm auch hingezogen, eben weil er anders ist als ich.

An dieser Stelle, wenn man sich nicht mehr getrennt sieht, als Mann und Frau mit allen seinen Unterschieden und nicht mehr aus der Symbiose aussteigen kann, wird es schwierig..........
Man braucht als Paar auch eine Ebene wo man sich auf Augenhöhe trifft, wo der eine dem anderen grob gesagt nicht das Händchen halten muss und trösten.
Mich beschleicht die Frage ob du für deine Frau zu sehr der "Therapeut" warst, der zu sehr mit ihren Gefühlen mitgegangen ist und dafür zu wenig Mann? Ich möchte dich mit dieser Frage keineswegs angreifen. Ich habe auch einen sehr mitfühlenden Mann. Da ist sehr schön, wenn man das hat. Aber wenn es nur noch diese Beziehungseben gibt, dann leidet wie gesagt die andere darunter.
In einer Ehe muss man auch mit seinen Gefühlen klar kommen. Alleine. Oder mit seinem Therapeuten. Mein Mann und ich wir haben auch jeweils getrennt von einender eine Therapie gemacht. Das war dort bearbeitet wurde blieb auch dort, denn wir wollten nicht unseren Kindheitsmüll krass gesagt mit ins Ehebett mitnehmen. Es gab hin und wieder Situationen oder gezielte Hausaufgaben wo klar war, dass wir uns im Alltag unterstützen.

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BillieJane
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Beitrag Sa., 02.11.2013, 16:34

Zur Therapeutin deiner Frau wollte ich auch noch was sagen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Therapeutin zur Trennung rät. Das ist doch nicht deren Aufgabe! Wenn sie es doch macht, dann überschreitet sie eindeutig ihre Kompetenzen!

Du schreibst auch, dass deine Frau der Therapeutin Dinge nachplappert. Hm... hast du so wenig Vertrauen im Urteilsvermögen deiner Frau? Oder erlebst du es als Nachplappern, weil deine Frau mit Gefühlen und Gedanken nach Hause kommt die du bisher so nicht kanntest und aus Angst heraus meist du, dass kann sie gar nicht selbst denken, dass hat sie vor der Therapeutin. Da solltest du noch einmal genauer drauf schauen, warum du deiner Frau so wenig zutraust und meinst sie hätte keine eigene Meinung und sei so beeinflussbar.

Ich habe in meiner Therapie auch oft meine Ehe in Frage gestellt, aber ich wurde nie dazu aufgefordert oder darin unterstützt meinen Mann zu verlassen.

Wenn deine Frau eine Trennung wünscht, dann liegt da was im Argen.

Wie kommt es, dass deine Frau nur wegen der Therapeutin alleine ihre Ehe in Frage stellt? Wenn deine Frau, die ansonsten glücklich und zufrieden in ihrer Ehe wäre, allein auf Grund weniger Sitzungen und nur deswegen das alles in Frage stellen würde, dann wäre sie aber schon sehr labil. Das passt aber irgendwie nicht zu den anderen Eigenschaften die du bei ihr aufzählst.
Wenn sie doch sonst so stark und durchsetzungsfähig wäre und eine „Psychotante“ daher käme mit „Sie müssen ihren Mann verlassen“, dann würde sie ihr doch ihre Meinung geigen oder nicht? Dann würde sie doch sagen, hören Sie mal, ich liebe meinen Mann und führe eine glückliche Ehe, was fällt Ihnen ein?!
Wie passt das für dich zusammen? Also für mich ergibt das keinen Sinn, außer deine Frau ist mit etwas sehr unzufrieden in eurer Beziehung. Hast du eine andere Erklärung?

Liebe Grüße,
BillieJane

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Tunnelkit
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Beitrag Sa., 02.11.2013, 20:37

@billiejane:

also ich kann nicht beurteilen, was da von meiner Frau kommt und was von der Therapeutin. Sicher hat die nicht gesagt: Sie müssen ihren Mann verlassen. Sie will das ja auch nur, weil sie denkt, das sei notwendig, um gesund zu werden. Und sie sagte ja auch, wenn sie dann alleine emotional klarkäme, dann könnte sie beurteilen ob sie mich auch liebe, wenn sie mich nicht mehr braucht, oder ob ich "nur" wie eine Mutter für sie war...wobei man seine Mutter ja auch liebt- mit der hat man nur keinen wilden Sex und so:)

Und ich finde nicht, dass ich ihr wenig zutraue- sie kommt mit großen Problemen zu einer Therapeutin, der sie nach kurzer Zeit vertraut und weiss ja selber nichts zu ihrer Situation und kann ihre Gefühle nicht richtig einschätzen. Sie sucht Rat von einem Experten und dessen Urteil hinterfragt sie dann nicht. Ist etwas so als würde man zu einem Onkologen gehen, der sagt: "Sie haben Krebs" - dann hinterfragt man das auch nicht. Und wenn ich mit ihr darüber rede, dann ist sie halt völlig unsicher, was sie will und was sie braucht und was sie hat usw. Sie sagt dann öfters: Frau Dr. hat gesagt.....Und wenn ich das hinterfrage, dann gibts Ärger. Ich glaube sie versucht schon sehr lange ihre Gefühlswelt zu verstehen und hat nun jemanden gefunden, der ihr diese erklären kann und der darf halt nicht hinterfragt werden. Sie sucht halt händeringend nach einer Erklärung für ihre Probleme.

Naja, mich verwirrt das auch, deshalb ja auch der Titel meines Threads. Wie stark wird man so beeinflusst in einer Therapie.

Ach, und ich bin kein bemutternder Pantoffelheld oder so und finde auch nicht, dass an meiner Ehe irgendwas bemutternd ist. Wir streiten auch oft genug, und an sexueller Anziehung mangelt es auch nicht. Ich verdränge da auch nix oder so-jedenfalls nicht bewusst. Also wenn ich mich in den letzten 18 Jahren so sehr in meiner Frau und unserer Ehe getäuscht haben sollte, dann würde ich so ziemlich alles in meinem Leben in Frage stellen. Auch in großen Krisen war für uns beide immer klar: Wir gehören zusammen.

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Broken Wing
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Beitrag Sa., 02.11.2013, 21:16

@ BillieJane: Mutter-Kind-Beziehung ist eine Symbiose? Darunter würde ich im biologischen Sinne verstehen, dass die Beziehung beiden nützt. Dem ist bei M-K-Beziehung aber nicht so. Die Mutter könnte ohne Kind leben, das Kind hingegen nicht.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]

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BillieJane
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Beiträge: 520

Beitrag Sa., 02.11.2013, 21:47

Hallo Broken Wing
Broken Wing hat geschrieben:@ BillieJane: Mutter-Kind-Beziehung ist eine Symbiose?
In der Psychoanalyse spricht man von einer symbiotischen Mutter-Kind Beziehung in den ersten Lebensmonaten.

Liebe Grüße,

BillieJane

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leuchtturm
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Beitrag So., 03.11.2013, 10:13

Ist etwas so als würde man zu einem Onkologen gehen, der sagt: "Sie haben Krebs" - dann hinterfragt man das auch nicht. Und wenn ich mit ihr darüber rede, dann ist sie halt völlig unsicher, was sie will und was sie braucht und was sie hat usw.
Abgesehen davon, dass man natürlich auch seinem Onkologen Fragen stellen kann und sogar sollte, dass auch der auf deine Mitarbeit angewiesen ist:

In einer Psychotherapie erwarte ich nicht, dass der Fachmann mir alles erklärt. Sondern es geht darum, dass man selbst auf die Antworten kommt. Gelenkt und angeleitet durch den Therapeuten. Dass also beim Patienten ein Denkprozess in Gang kommt, der durch eine neue Sichtweise initiiert wird und der seinerseits wieder neue Sichtweisen ermöglicht.
An diesem Punkt scheint deine Frau gerade zu stehen: Durch die Therapier werden unbequeme Fragen laut, so wie die, ob du für sie mehr Mutterfunktion eingenommen haben könntest.
Das ist in meinen Augen ein völlig normaler Prozess; Aufgabe eines Therapeuten ist ja, gewohnte Mechanismen zu durchbrechen. Das kann nicht ohne ungewohnte Denkmuster geschehen, und das ist für die Patienten genauso anstrengend wie für die Angehörigen.
Von daher beeinflusst jede Psychotherapie den Menschen. Sonst würde man sie ja nicht beginnen. Man will ja etwas ändern.
Um den (sehr hinkenden, aber welcher Vergleich hinkt nicht? ) Vergleich mit der Krebserkrankung herzubemühen: eine OP oder eine Chemotherapie macht den Patienten zunächst auch offenbar schwächer ("kränker"), hilft aber im besten Fall tatsächlich zur Heilung.

P.S. neeeeeiiin, ich möchte keine Diskussion zum Thema "Chemotherapie oder nicht" anleiern !!!!!! Wollte nur auf den o.g. Vergleich aufspringen.

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(V)
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Beitrag So., 03.11.2013, 11:03

Du schreibst, eure Beziehung sei symbiontisch. Das kann ich mir sehr gut vorstellen, ja. Genau DAS ist aber der Haken an der Sache:

Man hat sich gewisse Rollen aufgeteilt, und lebt darin seit über 18 Jahren. Zum Beispiel, sie die Trauriger, du der Helfer. Du der Starke, sie die Schwache. Und so weiter. Lässt sich beliebig fortsetzen. Wenn sich nun auf IHRER Seite etwas ändern soll, muss man diese Symbiose nun mal zwangsweise (erstmal) aufbrechen. Um im Beispiel zu bleiben: Damit sie "stärker" werden kann, müsstest du "schwächer" werden. Aber selbstverständlich wird sich dein Unterbewusstsein dagegen sperren. Mit ziemlich hoher Sicherheit, egal wie gut du es meinst, wird es den einen oder anderen unbewussten Anteil an bzw. in dir geben... (unbewusst!)..., der GEGEN die Veränderung arbeiten wird.

Wenn du sie 18 Jahre lang "getröstet" hast und "für sie da warst", es aber wohl eher schlimmer statt besser wurde (da jetzt erst eine Therapie in Angriff genommen wurde)... nun ja, es zeigt leider recht deutlich, dass DIES also nicht der Weg zu ihrer Genesung sein kann. Wahrscheinlicher ist, ohne das jetzt wertend zu meinen, dass dein Bemühen sie in eben dieser Rolle/Position gehalten hat. Siehe oben, was ich zum Thema "starre Rollenaufteilung" schrieb. Und die MUSS aufgebrochen werden.
Ob dazu unbedingt eine Trennung (auf Zeit?) nötig ist, sei dahin gestellt, es ist aber zumindest das, was einem als erstes einfällt. Gibt sicherlich auch andere Wege. Vielleicht parallel dazu eine Paar-Therapie? Denn wenn sich bei ihr was ändern soll, wirst DU auf gar keinen Fall vor Veränderungen auf DEINER Seite drumherum kommen, und glaub mir, die wirst du nicht mögen, zum Beispiel die Rolle des Trösters und Starken aufzugeben zu müssen, in der du sicherlich (insgeheim) ganz wohl fühlst.

Sie hat dir jetzt vor den Bug geschossen. Eine Art Warnschuss. Sie WILL den Freiraum zu Veränderung. Sie WILL eurer bisheriges Rollenmodell aufbrechen. Entweder du ziehst mit, oder sie tut es alleine.

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Tunnelkit
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Beitrag So., 03.11.2013, 11:57

@(v): also ich kann mich mit der von dir beschriebenen Rollenverteilung gut identifizieren. besonders fröhlich/ traurig, optimistisch/pessimistisch , positiv/negativ usw. Könnte ich lange fortsetzen. Wir sind da wirklich 2 verschiedene Pole. Es ging ihr eigentlich immer besser mit der Zeit. Die Probleme wurden erst größer, als wir Kinder bekamen und einerseits ich nicht mehr so sehr für sie da sein konnte und die Kinder natürlich diese Rollenverteilung spüren und mich "bevorzugen". Um diese Situation zu ändern habe ich vermehrt zur Therapie gedrängt. Ich will ja auch, dass sie sich verändert und bin auch gerne bereit mich zu ändern bzw. die "Beschützerrolle" aufzugeben.

Ich weiss aber nicht, wie solche "Mehr Freiraum" Aussagen konkret aussehen sollen. Sie ist ein freier Mensch und kann tun und lassen was sie will(klar hat sie trotzdem Verpflichtungen- besonders den Kindern gegenüber). Demnächst fährt sie alleine für 3 Wochen auf Kur. Sie fährt öfters mal alleine in ein Wellness-Wochenende. Ich habe sie auch unterstützt und fast überredet, dass sie wieder arbeiten geht und mit ihrem Sport wieder anfängt Ich sag ihr auch ständig, dass sie mehr mit Freunden unternehmen soll. Im Sommer war ich ne Woche alleine im Urlaub... also ich klammer da nicht oder so. Da kenn ich aus meinem Bekanntenkreis aber ganz andere Beziehungen.

Ich habe jetzt ein wenig über "Selbst-Beelterung" gelesen. Da nimmt man im Laufe der Therapie dem Partner die Elternrolle ab und übernimmt sie selber. Klingt ganz interessant. Ich kann mich eigentlich 2 Baustellen vorstellen: 1) Trauma aufarbeiten: da hab ich mich rauszuhalten.
2) Unsere Beziehung ändern, bzw die Rollenverteilung. Da sollte ich einbezogen werden.

Hab gestern mit meiner Frau darüber geredet und sie wäre auch für eine Paartherapie neben ihrer Therapie, wenn ihre Therapie für unsere Beziehung "zerstörerisch" wirkt oder ihre Therapeutin die symbiotische Beziehung bestätigt und das für behandlungsbedürftig hält.

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