Was wird euch erklärt (Psychoanalyse)?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

kaja
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 4539

Beitrag Sa., 26.10.2013, 22:23

Man kann/darf den Leuten keine wichtigen Informationen vorenthalten und damit pauschal bestimmen mit was sie umgehen können und mit was nicht. Es sind Erwachsene und keine kleinen Kinder für die jemand anders entschieden muss welche Risiken sie eingehen sollen und welche nicht.
After all this time ? Always.

Werbung


leberblümchen
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 6034

Beitrag Sa., 26.10.2013, 22:27

Aber nur weil ich erwachsen bin, heißt das doch noch lange nicht, dass ich beurteilen könnte, ob nun das Letalitäts-Risiko während einer OP im 'günstigen' Verhältnis steht zum erwarteten Erfolg.

Eine Therapie hat dabei sogar noch den Vorteil, dass ich ja jederzeit abbrechen kann.

Benutzeravatar

stern
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 25012

Beitrag Sa., 26.10.2013, 22:33

kaja hat geschrieben:Die Wahrheit verschweigen weil sie andere verunsichert bringt auch nichts. Wenn der Klient weiss was ihn erwartet kann er frei entscheiden. Nicht auf sowas hinzuweisen ist da meiner Ansicht nach keine Option.

Nur wer die Risiken UND Vorteile kennt hat wirklich eine Wahl.
sehe ich auch so... und deswegen gibt es auch Aufklärungspflichten.

Da ist eben nicht jeder Patient gleich... ich könnte mich nicht für jemanden entscheiden, wenn ich keine ansatzweise Vorstellung hätte, was mich erwartet. Dafür gibt es ja auch Probesitzungen bzw. -therapue. Und wenn ein Thera so gar nicht informiert bzw. aufklärt, wurden aus meiner Sicht schlichtweg Pflichten missachtet , die in Leitlinien auch für PA sieht, die so oder ähnlich lauten (je nach Institution minimal anders formuliert):
5. Er beachtet die Informations- und Aufklärungspflicht gegenüber seinen

Patienten/Analysanden unter wissenschaftlich-psychoanalytischen

Gesichtspunkten. Dies gilt insbesondere für die Indikationsstellung und

den Behandlungskontrakt.

http://www.adlerinstitut-berlin.de/aai/ ... linien.php
ICH möchte doch als Patient entscheiden können, für was ich mich entscheide... und dafür brauche ich ein paar Eckdaten. Notfalls würde ich nachfragen (trotz Bringschuld). Man beachte: "Insbesondere" heißt nicht "ausschließlich". Das natürlich nicht jede Intervention erläutert wird ist klar... mir wäre aber Transparenz sehr wichtig, was Therapeuten (VT/TFP) bisher auch erkannten... und dem auch Rechnung getragen wurde. Ist halt jeder anders... so dass man nicht davon ausgehen kann, dass so bei anderen GENAU SO läuft wie bei einem selbst.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)


kaja
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 4539

Beitrag Sa., 26.10.2013, 22:38

Eine Therapie, vollkommen egal welcher Art, birgt immer auch Risiken. Es handelt sich dabei nunmal nicht um ein Kaffeekränzchen mit Tante Inge, sondern um einen Eingriff in die Psyche.
.
Natürlich gibt es Klienten die es schaffen eine Therapie abzubrechen die ihnen schadet, genauso wie es jene gibt die sich aus dem Strudel nicht mehr befreien können und jene die von einer Therapie profitieren.

Wenn mir vor einer OP das Letalitätsrisiko erklärt wird, habe ich die Wahl dieses Risiko einzugehen oder zu beschließen das ich mit meinen Beschwerden weiterleben kann und mir dieses Risiko zu hoch ist.

Warum die Angst vor Aufklärung ? Wer Risiken erklären kann der kann auch Vorteile aufzeigen. Diese Risiken zu negieren bedeutet wichtige Informationen vorzuenthalten. Was soll ich von einer Therapie halten die eine Zensur und Bevormundung benötigt um zu überzeugen ?

stern noch nicht gelesen.
After all this time ? Always.

Werbung

Benutzeravatar

ExtraordinaryGirl
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 33
Beiträge: 4386

Beitrag Sa., 26.10.2013, 22:42

Vielleicht bin ich damit völlig auf dem Holzweg, aber ich kann mir irgendwie nur schwer vorstellen, dass ein (entwicklungstechnisch) erwachsener Mensch nicht selbst entscheiden kann, was gut für ihn ist, wenn er mögliche Risiken und den möglichen Nutzen kennt.

Und ich würde mich extremst entmündigt fühlen, wenn man mir vermitteln würde, dass ich das nicht kann.

Man ist ja nicht zwangsläufig auf dem geistigen und emotionalen Stand eines Kinds, bloss weil man eine Therapie macht.
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)


Tränen-reich
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 3420

Beitrag Sa., 26.10.2013, 22:48

Also, ich finde eine gewisse Aufklärung zwar auch wünschenswert, aber nicht zwingend ins Detail.
Ich kenne die Therapieform, ich kenne die Stundenzahl und meinetwegen auch, wonach in der Therapie geschaut wird oder Ähnliches. So wars bei mir erst nach meiner Liebes-Beichte: "wir sollten sehen, was da für Phantasien sind"
Was danach folgt, kann nur situationsbedingt geschehen und kann auch kein Therapeut erklären... jeder Mensch ist anders und wenn einer (akut) Hilfe beim Therapeuten sucht, dem kann es doch fast wurscht sein, wie - wo - was - Hauptsache er hilft mir (ich spreche da jetzt nur von mir!!!).
Und, wie leberblümchen bereits schrieb, die Option, eine Therapie abzubrechen, habe ich immer...denn es geht ja auch um's Einlassen und der Verlauf ist unvorhersehbar und für jeden anders schwer oder leichter zu empfinden...

Hoffe, hab die letzten Dialoge so richtig verstanden. (grübel)
Gruß - eine Selbstzweiflerin an ihrem Verstand -


kaja
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 4539

Beitrag Sa., 26.10.2013, 22:54

Ich sagte nicht das der Therapeut jede Intervention erklären muss (wäre auch kontraproduktiv), sondern das VOR dem Start einer Therapie darüber informiert werden muss welche Chancen und Risiken sich ergeben.

Damit kann man auch Abbrüche vermeiden, die Zeit, Geld, Nerven usw. kosten.

Mein Fokus lag gerade auch eher auf dem bewussten verschweigen und negieren von Risiken und der Bevormundung von Klienten.
Zuletzt geändert von kaja am Sa., 26.10.2013, 22:58, insgesamt 1-mal geändert.
After all this time ? Always.


leberblümchen
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 6034

Beitrag Sa., 26.10.2013, 22:58

Kaja, um mal beim Medizinischen zu bleiben (denn dort ist es komprimierter, weil eine OP ja eher keine drei Jahre dauert...): Ich denke, es ist nur eine Scheinsicherheit, anzunehmen, man könne sich 'frei' entscheiden, eine OP durchführen zu lassen oder nicht - wenn man erst mal weiß, dass man dabei auch sterben kann. Die Leute, die trotzdem zustimmen, haben - reine Vermutung meinerseits - die Aufklärung gar nicht richtig gelesen bzw. deren Inhalt völlig verdrängt. Was faktisch bedeutet, dass sie nicht wirklich aufgeklärt SIND.

Es gibt OPs, bei denen sich die Frage so nicht stellt, weil man weiß, dass man ohne OP ohnehin leiden würde. Was aber, wenn nicht sicher ist, ob das Leiden später mal so gravierend wird, dass dann eine Not-OP fällig ist usw.?

Es ist auch einfach eine Tatsache, dass die Menschen unterschiedlich ängstlich sind: Oft sind gerade die am ängstlichsten, die die größte Aufklärung wollen - was dann??? Zunächst mal ist man - so scheint es - davongekommen. Aber was, wenn in zehn Jahren die Spätfolgen auftreten?

Zur Psychoanalyse: Da ist es ähnlich: Die ist ja nicht zwingend nötig. Es fehlt einem also zunächst erst mal GAR NICHTS, wenn man sie nicht beginnt, zumal der Erfolg sich ohnehin erst frühestens Montate nach Therapiebeginn langsam einstellen würde. Es müsste also schon 'irgendwas' ausschlaggebend sein, die Analyse TROTZ der erwähnten Nebenwirkungen zu beginnen: Der Therapieerfolg kann es eigentlich nicht sein, da der in dieser Therapieform zunächst nicht vorgesehen ist. Es muss also entweder ein besonders großes Vertrauen zum Therapeuten vorhanden sein (wenn das so ist, dann stellt sich die Frage, wieso man so unruhig wird, wenn die Aufklärung nicht stattgefunden hat...), oder aber man ist so 'scharf' auf diese Therapieform, dass man alles Negative in Kauf nimmt. Dann sind das aber eher die Leute, die schon vorher wissen, was sie wollen, wenn sie einen Analytiker konsultieren.

Eine Missachtung würde ich dann annehmen, wenn der Patient belogen wird, wenn er also fragt, ob es NW geben kann und dies verneint wird usw.

Auch einen Vertrag, wie das immer mal erwähnt wird, gibt und gab es in dieser Form bei uns nicht. Es hat sich quasi alles von selbst erklärt. Mag sein, dass das anderen Menschen komisch vorkommt und dass die das Gefühl haben, ihnen fehlt etwas. Vielleicht hätten sie dann nachgefragt und danach entschieden, zu jemand anders zu gehen, wo sie mit Verträgen und Vereinbarungen versorgt werden. Dann passt es vielleicht einfach nicht. Es ist ja niemand gezwungen, sich von jemandem analysieren zu lassen, dem er nicht vertraut.

Benutzeravatar

candle.
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 15211

Beitrag Sa., 26.10.2013, 23:02

Nur mal so gefragt:
kaja hat geschrieben: VOR dem Start einer Therapie darüber informiert werden muss welche Chancen und Risiken sich ergeben.
Die Frage ist für mich welche Risiken es denn eigentlich gibt zumal jeder Klient ja wieder anders ist. Ich weiß, dass man mir mal erklärte, dass es einem manchmal schlechter geht zu Beginn der Therapie, es dann aber wieder besser geht. Und mir fällt nicht ein einziges Risiko für mich ad hoc ein. Vielleicht müßte das hier auch mal jemand klar benennen- für mich- wenn es machbar ist.

Chancen? Nun gut, ohne Chance auf irgendwas... da würde ich eh nie einen Therapeuten aufgesucht haben.

Und wir sind ja inzwischen so super vernetzt, dass man sich viel Informationen vorab holen kann, das hat sich ja in den letzten Jahren extrem verbessert.

candle
Now I know how the bunny runs! Bild


kaja
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 4539

Beitrag Sa., 26.10.2013, 23:05

Entscheidungen treffen und mit den Konsequenzen leben.
So ist das Leben, leberblümchen.

Meiner Meinung nach bringt es nichts die Leute in Watte zu packen und im Stil eines Diktators darüber zu verfügen welches Wissen sie erreichen darf. Wie bereits gesagt es sind Erwachsene und jeder von uns trifft täglich Dutzende Entscheidungen die sein Leben beeinflussen.

Bin ich zu ängstlich um das Risiko einzugehen lasse ich es und trage dafür die Verantwortung. Setze ich mich einer Therapie aus und hoffe auf Erfolg ist auch das meine Verantwortung und die beinhaltet mit der Konsequenz eines evtl Misserfolges umgehen zu müssen.

Eine Aufklärung über die Behandlung haben zu wollen hat nichts mit Misstrauen zu tun. Ich finde ganz im Gegenteil mit Vertrauen, denn ich baue darauf das mein Therapeut diesbezüglich ehrlich zu mir ist.
Verträge gab es bei mir übrigens auch nicht.
After all this time ? Always.


leberblümchen
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 6034

Beitrag Sa., 26.10.2013, 23:11

Das sind eben die Assoziationen, die jeder unterschiedlich hat bei diesem Thema. Der Gedanke, mein Therapeut sei ein Diktator, ist halt völlig unvorstellbar - für mich. Eher das Gegenteil. Also, nur weil jemand nicht en detail sagt, was wir da tun, kommt bei mir noch lange nicht die Assoziation: "Ui, das ist ein Diktator". Aber kann sein, dass das bei anderen Patienten anders wäre. Mein Therapeut ist eher der sanfte Opi, dem ich mich sofort anvertraut hab. Ich hab noch nie so vertraut - und ich bin ein sehr skeptischer Mensch. Ich glaube nicht, dass ich naiv bin, auch wenn das hier vielleicht so klingt. Vielleicht war das irgendeine zwischenmenschliche Verbindung, die jegliche Erklärung überflüssig gemacht hat: so, als würde man neben die Feuerzangenbowle drei Feuerlöscher stellen. Es ist einfach nicht dasselbe, auch wenn es vielleicht sicherheitstechnisch sinnvoller wäre...

Ich frag mich auch, wie candle, was man - gerade bei einer Analyse - da aufklären sollte, ganz konkret.


kaja
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 4539

Beitrag Sa., 26.10.2013, 23:12

@candle
-Symptomverschlechterung
-Retraumatisierung
-Misserfolg
-Suizid
-Abhängigkeit (die nicht gelöst werden kann)
-Auftreten weiterer Symptome
-Auswirkungen auf bestehende soziale Kontakte
- usw
After all this time ? Always.


kaja
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 4539

Beitrag Sa., 26.10.2013, 23:17

@leberblümchen
Zum einen sagte ich nicht dein Therapeut sei ein Diktator, sondern verglich das zensieren von Informationen mit einer Diktatur und zum anderen sagte ich mehrfach das es nicht darum geht jedes mögliche Mini-Detail zu erwähnen, sondern um eine allgemeine Information.

Es geht nicht darum zu sagen : Sie werden evtl Träume haben in denen ich sie penetriere, whatever. Da reicht evtl ein allgemeiner Hinweis auf sexuelle Komponenten (wenn nicht weiter danach gefragt wird).

Ich möchte jetzt aber nicht wieder in eine dieser langweiligen PA-Diskussionen abgleiten (die gab es hier wirklich schon oft genug).
Zuletzt geändert von kaja am Sa., 26.10.2013, 23:23, insgesamt 1-mal geändert.
After all this time ? Always.


leberblümchen
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 6034

Beitrag Sa., 26.10.2013, 23:23

Ich finde die Liste nicht wirklich aufklärend, sondern - bewusst? - abschreckend. Ich kenne ja nur einen einzigen Analytiker, kann mir aber nicht vorstellen, dass die von dir erwähnten Punkte unter die Aufklärungspflicht fallen - abgesehen von der Symptomverschlechterung, die ja im Gegensatz zum Suizid durchaus nicht nur unerwünscht ist, ist sie doch ein Zeichen dafür, dass die Abwehrmechanismen (um die es ja geht) getroffen wurden.

Ich hätte da eher an ein aufklärendes Gespräch über einen möglichen Therapieverlauf gedacht. Aber auch da gilt: Wenn es einer genau wissen will, wird er weiter nachfragen, bis er dann das hört, was ich auf der letzten Seite schrieb.


kaja
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 4539

Beitrag Sa., 26.10.2013, 23:28

Natürlich ist eine Liste von Risiken abschreckend. Was denn sonst ? Deshalb wies ich mehrfach darauf hin das Risiken und Chancen besprochen werden sollten.

Es ging auch nicht darum ob es erwünscht oder unerwünscht ist. Eine Verschlechterung ist eine Verschlechterung und mit der muss man umgehen können bzw. man muss sie vorerst in kauf nehmen wollen.

Denke aber gerade es macht keinen Sinn an dieser Stelle weiterzumachen. Es wird sich erneut im Kreis drehen.
After all this time ? Always.

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag