'Der gute Abschied.' - PT und 'Trennungskompetenz'

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pandas
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Beitrag Do., 19.09.2013, 14:25

Waldschratin hat geschrieben: Etwas/Jemand loslassen und gehenlassen zu können,hat doch am ehesten mit Ankommen bei mir selber zu tun.
Und so seh ich das in der Therapie auch.
Das ist ein wunderbarer Satz!
Und so wunderbar, weil er in der Tat obiges Therapie-Ende auf den Punkt bringt als auch die Trauer nach dem Tod eines nahen oder nächsten Menschen.

Für mich leitet sich hieraus weiter ab, durch diese Enden wird Mensch damit konfrontiert, dass es Dinge in der Welt gibt, die er nicht kontrollieren kann - hier endgültig.
Dagegen kann mensch auch anrennen, aber wird sich dann in sinnloser Wiederholung verfangen, oder er kann seinen Weg weitergehen und die Effekte aus der Beziehung mit sich nehmen als auch manchen Belast loslassen.

Ich habe kürzlich gelesen, Buddhisten sagen hier auch: Man kann die Welt nicht kontrollieren, man kann aber reagieren.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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Tigerkind
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Beitrag Do., 19.09.2013, 14:36

leberblümchen hat geschrieben:dass du dir noch Stunden aufgehoben hast, damit du nicht das Gefühl haben musst, es sei ein 'richtiger'
Nein, so habe ich es mit Sicherheit nicht geschrieben, vielleicht war es Deine Interpretation.

Ich habe in meinem Leben schon viele! geliebte Menschen verloren, durch Unfälle, Krankheiten etc..

Ich habe in der Therapie gelernt dies zu betrauern.

Vielleicht meinst Du das: Ich bin der Meinung das man in der Therapie keinen künstlichen schmerzhaften Abschied erleben muß um diesen dann zu betrauern, warum sollte das sinnvoll sein?

Aber ich weiß das viele Therapeuten anders mit disem Thema umgehen als mein Therapeut und viele Patienten dann lange leiden, ich finde das sinnfrei.

Ich habe mein Interesse an der Therapie mit der Zeit verloren, könnte aber jederzeit wieder hingehen und lasse mir das offen, ich finde das gut so.

Momentan weiß ich nicht ob ich jemals wieder Therapie mache, aber ich schließe es auch nicht aus.

Verluste, Trauer und Schmerz habe ich in meinem Leben mehr als manch anderer ertragen, ich brauche es nicht noch künstlich zu erschaffen.
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.

-George Orwell-

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Anne1997
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Beitrag Do., 19.09.2013, 15:27

kaja hat geschrieben:Die Mühe zu erklären, das der Tod eines -wirklich- Liebsten, nichts ist was man hübsch bearbeiten und ins Leben einbauen kann, erspare ich mir an dieser Stelle.

Liebe kaja, es gibt (viele) Menschen, die dies vermögen (nicht im Sinne eines "Könnens" und weil sie sich besonders "anstrengen" etc.).
Mit "hübsch" würde dies (mit einiger Sicherheit) wahrscheinlich keiner bezeichnen; es ist individuell. Und ob es ein "Einbauen" oder "Integrieren" oder Anderes ist:
das sollte jedem überlassen bleiben, wie er dies beschreibt.
Manche Menschen werden nicht mehr glücklich - auch das ist in Anlass, Ursprung, Situation etc. höchst individuell.
Danke für das Marai-Zitat und danke für alle eure weiteren hilfreichen Antworten, liebe leberblümchen, Tigerkind, hopeless81, pandas, Waldschratin.

Therapieende ist für mich ein Ende mit viel Trauer (danke, Waldschratin, für Deine Deutung von Trauer). Habe Stunden damit verbracht zu "argumentieren", dass ich ja einfach nicht mehr zu kommen bräuchte.
Man könnte doch eine Therapie "ganz leicht" beenden. Und tief im Inneren zog es mir den Boden weg. Ich brauchte feste (beruflich bedingt leider nicht fixe) Termine.
Als ich es einmal ausprobierte, mich immer zu melden, wenn ich kommen wollte, scheiterte dies; ich kam damit nicht zurecht.
O.k., auch dies besserte sich, indem ich mir zugestand, dass dies so sein darf und genauer angeschaut werden kann. (Darin halfen mir im Nachhinein diese Bücher und vorher manche Aufsätze und die Stunden natürlich an sich.)

Das Therapie"ende" bedeutete nicht, dass ich "tot umfiel". Selbst damit könnte es "weitergehen" oder auch nicht. Es geht weiter, linear, kontinuierlich oder so (war im Prozess eher unwichtig).
Denke aber nicht mehr so ausschließlich in den Kategoerien "Anfang" und "Ende" und wenn manche nach einem Therapieende einen neuen Anfang sehen,
dann trifft dies ja auch sehr oft zu. Und für viele ist dieses Denken sehr hilfreich! Dieses zu verurteilen hilft nicht weiter.
Es geht anders, "neu", weiter und es gibt ein (wie auch immer geartetes) Ende. Ich falle nicht tot um. Für viele ist das etwas ganz Wertvolles und Kostbares, weil z.B. etwas gewachsen ist.
Aber auch dies spielte für mich eine untergeordnete Rolle im Hier und Jetzt des Prozeses (denn ich wusste um das "Gewachsene" und anderes).

Die Kategorien "Anfang" und "Ende" sind auch naturwissenschaftlich in Teilen sehr schwer zu definieren.
Es sind hilfreiche Konstrukte, die vieles vereinfachen: der Tag fängt an, er endet, das Leben beginnt und es "endet" (damit wird's schon schwerer), viele Physiker denken nicht mehr linear in Anfang und Enden, sondern z.B. in einem Kontinuum usw. in der Biologie gibt es viele zirkuläre Prozesse (ein Laubblatt "stirbt" und es lebt zugleich immer in anderer Form weiter; Werden und Vergehen, Kreislauf; "Sein") usw. usf.
Also: ich tu' mir damit - auch mangels Wissen - schwer.

"Ende" ... und viele Grüße
Anne

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**AufdemWeg**
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Beitrag Fr., 20.09.2013, 08:25

Für mich wäre OHNE Therapie das Ende gewesen.
Ein wirkliches Ende ist für mich persönlich nur der Tod.
Da gibts keinen Weg zurück mehr
da ist kein Austausch mehr möglich, kein Kontakt.
Allerdings ist das Ende für mich erst mit meinem EIGENEN Tod gekommen
und bis dahin sind es Abschiede aber kein Ende.
So fühlt sich das für mich an.

LG ADW
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Waldschratin
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Beitrag Fr., 20.09.2013, 09:16

Anne hat geschrieben:Die Kategorien "Anfang" und "Ende" sind auch naturwissenschaftlich in Teilen sehr schwer zu definieren.
Find ich auch schwer,das für mich so richtig auf den Punkt zu bringen.Ich komm da auch immer mehr in die Richtung,sowas eher "Transformation" nennen zu wollen...Nach dem Motto: Keine Energie geht verloren.Sie wechselt nur immer mal wieder den "Aggregatszustand".

Ich les grade ein Buch vom Peter Schellenbaum ("Nimm deine Couch und geh!"),der bringt mich durch seine Sichtweisen auch auf neue Gedanken."Seele" und "Lebendigkeit" bilden sich v.a. aus der Resonanz,stellt er da mal als Arbeitsthese in den Raum.Also wäre demzufolge hauptsächlich die Resonanzfähigkeit das,was es uns ermöglicht,uns zu "füllen" mit dem,was uns lebendig macht,was unser Innenleben "satt" macht.

Wenn ich das mal auf den Begriff "Ende" anwende : Es mag der andere "Klangkörper" fehlen,aber die gemeinsam gelebte "Melodie" klingt und schwingt in mir nach und wird Teil von meinem eigenen "Klangkörper" und verändert ihn dadurch.

Heißt also,das,was ich mit dem vertrauten "Klangkörper" geteilt hab,"bleibt" bei mir - allerdings fehlt mir der Klangkörper an sich,zwecks Resonanz...Mir fehlt die vertraute gemeinsame "Melodie".Und klar,das braucht Abschied, betrauern,das braucht seine Zeit,das alles ist individuell.

Genau wie die Entscheidung,ob ich "stumm" bleiben will danach,oder mich neuen,anderen "Klangkörpern" öffnen lerne.Beides hat Konsequenzen nach außen wie nach innen.

Alles recht unausgegorene Gedanken - "Hausfrauenphilosophie" halt " - Mögen mir die "Anspruchsvollen" hier verzeihen können.

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Tristezza
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Beitrag Fr., 20.09.2013, 09:28

Waldschratin hat geschrieben:Alles recht unausgegorene Gedanken - "Hausfrauenphilosophie" halt "
Nein ... das ist ein wunderschönes, meiner Meinung nach sehr treffendes Bild. Danke dafür!


Waldschratin
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Beitrag Fr., 20.09.2013, 09:36

Danke Tristezza!


leberblümchen
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Beitrag Fr., 20.09.2013, 10:23

Ja, Hausfrauenphilosophie ist gut! Nein, Quatsch - es IST ja gar keine Hausfrauenphilosophie, denn man muss nicht Philosophie studiert haben, um sich solche Gedanken zu machen: Gedanken, die einem wichtig sind und weiterhelfen.

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**AufdemWeg**
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Beitrag Fr., 20.09.2013, 10:50

waldschratin,

ja, es bleibt etwas
und gerade deswegen
bedeutet das Ende für mich letztlich nur mein eigener Tod
und nicht der Tod eines anderen Menschen.
Genau deswegen ist das Ende der Therapie für mich auch kein Ende
und dazu kommt eben noch
dass Kontakt immer noch möglich ist
auch pyhsisch
wenn ich denn will.

Hoffe, ich hab das richtig verstanden dein Bild.

LG ADW
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Vincent
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Beitrag Fr., 20.09.2013, 11:15

Anne1997 hat geschrieben:Denke aber nicht mehr so ausschließlich in den Kategorien "Anfang" und "Ende"[...]
Hier im Forum gibt es ja einen Thread mit dem Titel viele kleine Neuanfänge. Unabhängig davon, wie die Autorin diesen Titel selbst begreift (unabhängig auch vom Inhalt; nur als Titel), impliziert dieser, jedenfalls für mein Verständnis, ein schleichendes Sterben von Einsichten, Ansichten, Umsichten, ... ; Umständen, Ereignissen. Und immer wenn eine Einsicht endet (oder ein Ereignis), was ja selten abrupt geschieht, wird schon dem Endungs-Prozess immer etwas Neues innewohnen. So wohnt jedem Ende tatsächlich auch ein Anfang inne.

Auch eine Therapie endet niemals abrupt. Man weiß schon, wenn sie beginnt, dass sie wieder enden wird. Darauf ist man vorbereitet. Ebenso auf den Tod. Der lässt sich gar nicht verdrängen. Er wird unweigerlich kommen. Und eigentlich ist er auch immer schon da: Vielen kleinen Neuanfängen gehen auch immer viele kleine Tode voraus. Es gibt kein Leben ohne Tod, und kein Tod ohne Leben!


P. S. Die aufrichtige Auseinandersetzung zwischen Widow und mir gehörte sicherlich nicht in diesen Thread. Dachte mir schon, dass man sie abtrennen würde. Aber es war einmal gang und gäbe, dass die jeweilige Moderatorin dies anmerkte und begründete (und sich damit zu erkennen gab). Ist dies nun eine neue Strategie, dass nun (unerwünschte) Beiträge fehlen, als seien sie nie gewesen?
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)


leberblümchen
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Beitrag Fr., 20.09.2013, 11:40

Hallo, Vincent,

so viele schlaue Gedanken hab ich mir bei der Wahl des Titels gar nicht gemacht: Ich hatte mehr das Bild vor Augen, sich immer neu auf eine Reise zu begeben, wie klein sie auch sein möge. Nicht stagnieren wie ein Teich, sondern fließen wie ein Bach. Und dabei immer Neues zu sehen - und das Alte entweder verwerfen oder mitnehmen. Wie das Kinder tun beim Steinesammeln.

Aber ja, natürlich ist auch der gesamte Therapieprozess begleitet von Abschieden (die wiederum mit Neuanfängen einhergehen): Es gilt nicht nur, den Abschied vom Therapeuten zu verkraften, sondern man muss sich auch von alten, bequemen aber ungesunden Verhaltensweisen trennen, wenn man sich verändern will. Auch das ist ja nicht so einfach.

Wie du sagst: Ein Leben ohne Abschiede ist kein Leben. Und eine Therapie ohne Trennungsschmerz ist - meiner persönlichen Meinung nach - keine Therapie...


Vincent
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Beitrag Fr., 20.09.2013, 13:03

leberblümchen hat geschrieben:Nicht stagnieren wie ein Teich, sondern fließen wie ein Bach. Und dabei immer Neues zu sehen - und das Alte entweder verwerfen oder mitnehmen.
Eben. Der Bach fließt. Der Bach ist das Leben. Es fließt nicht nur solange, als das Wasser des Baches geradeaus oder in der selben Bachbett-Tiefe sich fortbewegt; manchmal fällt es ab (Wasserfall) und sammelt sich unten neu, vermengt sich mit etwas Dazukommendem (Regen, andere Bäche), und es geht auch immer etwas ab (Verdunstung). Aber es bleibt stets in Bewegung.
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)


Waldschratin
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Beitrag Fr., 20.09.2013, 13:14

AdW hat geschrieben:Hoffe, ich hab das richtig verstanden dein Bild.
Ja,hast du.
Im Grunde geh ich ganz konform mit dem,was du sagst.Nur in einem Punkt bin ich anderer Meinung : mit meinem eigenen Tod "endet" vielleicht auch noch nix - vielleicht ist das auch nur ne Änderung meines "Aggregatszustandes". Naja, müßig, darüber zu spekulieren,das werden wir eh erst wissen,wenn wirs dann mal erfahren.Ich will mir die Möglichkeit dazu nur einfach offenhalten.
Vincent hat geschrieben: und es geht auch immer etwas ab (Verdunstung).
...und geht damit ebenfalls nicht "verloren",sondern kommt als Regen wieder,der irgendwann auch mal wieder mit in den Bach fließt.

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**AufdemWeg**
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Beitrag Fr., 20.09.2013, 13:17

Waldschratin,

mit dem, dass es dann mit dem eigenen Tod endet
meine ich auch "nur" das, was hier ist, diese Form oder Existenz, endet.
Kann mir auch nicht anmaßen zu sagen was ist oder nicht ist.
Es ist noch Keiner zurück gekommen und hat es mir erzählt
aber das bedeutet umgekehrt auch nicht automatisch, dass es nichts gibt.
Das wird in der Tat offen bleiben.
Offline


Vincent
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Beitrag Fr., 20.09.2013, 13:26

Waldschratin hat geschrieben:...und geht damit ebenfalls nicht "verloren",sondern kommt als Regen wieder,der irgendwann auch mal wieder mit in den Bach fließt.
So sei es!
Wenn also auch (nahe) Menschen sterben, so ist es oft das Nichtvermögen der Überlebenden, die Gesetze des Natürlichen zu erkennen und zu akzeptieren. Und die Metamorphosen des Lebens so zu sehen, beruht nicht einmal auf religiösen bzw. spirituellen Ansichten. Vielmehr ist dies eine natur-(wissenschaftliche) Tatsache.
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)

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