Erfahrungsbericht Psychoanalyse

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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sandrin
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Beitrag Do., 24.10.2013, 15:22

Das ist ja unglaublich, was der Arzt dir da gesagt hat. Dass VT-angehauchte und medikamentenaffine Ärzte so denken, ist gar nicht so selten. Ich hab auch schon VTler erlebt, die sich über die PA abfällig ausgelassen haben. Nur - diese Artz und Weise geht gar nicht. Das kann er sich denken, hat er dir gegenüber so aber nicht zu äußern. Die PA ist ein zugelassenes Verfahren, das ist Fakt, egal wie man drüber denkt. Er hat neutral zu sein. Es ist absolut verantwortungslos, dich so hinzustellen, als seist du ein Weichei. Spinnt der? Wahrscheinlich will er den Tablettenabsatz steigern. Ne, echt ....

Lass dich bloß nicht durcheinanderbringen. Für dich selber (!) solltest du aber immer wieder prüfen, inwieweit Abhängigkeit entstanden ist. Das kann nämlich durchaus passieren - muss aber bei dir nicht so sein.

LG Sandrin

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leberblümchen
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Beitrag Do., 24.10.2013, 15:28

Mir haben auch schon zwei Ärzte gesagt, dass eine Analyse nichts bringt und ob ich nicht lieber VT machen soll, nach dem Motto: "Da lernen Sie richtig was!" (und in solchen Phasen wie jetzt, wo ich meinen Therapeuten hasse, denke ich mir: "Geschieht ihm ganz recht!!!!!!!!" )

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Ulrich
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Beitrag Do., 24.10.2013, 17:32

schreiberling75 hat geschrieben: Er meinte mal, er denke dassich in rund einem Jahr "alleine laufen" könnte. Das gerade sehe ich nach dem Rückfall aber nicht...
...
Im Internet stößt man manchmal auf die Behauptung, dass das Ziel einer PA die Fähigkeit zur Selbstanalyse sei. Hat er jemals was davon erwähnt?

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schreiberling75
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Beitrag Fr., 25.10.2013, 09:37

Ja darüber haben wir gesprochen..

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Ulrich
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Beitrag Fr., 25.10.2013, 10:09

Man unterscheidet zwischen primärer und sekundärer Selbstanalyse. Primäre Selbstanalyse entwickelt sich nach meiner Einschätzung relativ früh und spontan. Sekundäre Selbstanalyse ist das Ergebnis einer längeren Eigenanalye, also wenn man jahrelang "auf der Couch gelegen" hat und die Deutungen des Analytikers aufgenommen hat. Die Deutungen werden internalisiert und sind dann bei Bedarf abrufbar.

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Tristezza
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Beitrag Fr., 25.10.2013, 10:18

Deutungen und die Fähigkeit zur Selbstanalyse sind ja nicht alles. Man geht inzwischen davon aus, dass der Beziehungsaspekt eine wesentliche Rolle in der PA spielt, für die einen mehr, für die anderen weniger. Vielen nützt das rein intellektuelle Verstehen reichlich wenig.

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stern
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Beitrag Fr., 25.10.2013, 10:38

Hat jemand mal ähnliche Erfahrungen gemacht?
Ähnlich wie bei montagne, dass es Hausärzte gibt, die stehen Therapien generell ablehnend gegenüber. Genauso gibt es Ärzte, die stehen wahlweise einer VT oder einer PA ablehnend gegenüber. Manche VTler äußern sich negativ über eine PA, manche PAler dafür negativ über eine VT. Ich möchte nun nicht sagen "so what", denn es kann einen Patienten beeinflussen (auf mich hatte es anfangs eine Wirkung, so dass ich mich selbst informierte, nachdem der HA nicht nur blöde Sprüche zur Zuständigkeit, sondern insbes. auch fachlich falsche äußerte, usw.). Aber letztlich ist gut, dass Patient und Behandler schauen, ob sie zusammenkommen können... von Vorteil ist, wenn man selbst weiß, was man präferiert und der Behandler mitgehen kann. Abfällige Bemerkungen über ein anerkanntes Konzept zeugen mMn fast immer von fehlender Kompentenz bzw. Qualifizierung/Nichterfahrung bzw. Überheblichkeit... denn es wird seine Stimmigkeit haben, dass ein Konzept anerkannt ist (und das sind in D weniger Konzepte als in anderen Ländern). Nur ist mglw. nicht für jeden Patienten das gleiche passend ist... aber da muss halt zusammen mit dem Behandler schauen, denn was will eine dritte "Instanz" dazu sagen... außer EIGENE Vorstellungen, die nicht notwendigerweise mit denen des Behandlers bzw. Patienten deckungsgleich sein müssen.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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stern
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Beitrag Fr., 25.10.2013, 10:58

Ulrich hat geschrieben:Im Internet stößt man manchmal auf die Behauptung, dass das Ziel einer PA die Fähigkeit zur Selbstanalyse sei. Hat er jemals was davon erwähnt?
Ein Stück weit wohl auch Vorraussetzung für eine Therapie... Ziele können doch unterschiedlich sein, also meine, die ich meine auch einigermaßen benenen zu können, wären primär anderer Natur. Für andere ist mglw. die Selbstanalysefähigkeit bedeutender. Ich glaube, man sollte sich nicht zu viel von Gemeinplätzen beeindrucken lassen, worum es ihn dieser oder jener Therapie (sei es VT oder PA oder meinetwegen auch TFP) geht. Denn das ist doch oft hochindividuell... und fast nirgendwo sonst (o.k. etwas überspitzt) gibt es so viele Gemeinplätze, Dichotomien und Schwarz-Malerei wie bei Therapiekonzepten... in jedem Fall ist man immer der gleiche Mensch mit gleichen Schwierigkeiten, egal welche Methode man aufsucht... und Zielvorstellungen würden bei mir also nicht großartig je nach Konzept variieren.
Liebe Grüße
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Wald123
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Beitrag Mi., 21.02.2018, 00:39

Ich glaube, dass ich, wenns nach der "Psychoanalyse" ging auch noch länger hingehen sollte, aber naja, ich weiß es einfach nicht so recht, ob die Psychoanylse für mich dir richtige Therapiemethode ist. Ich habe noch gar nicht zusammengerechnet, wieviele Stunden es momentan sind. Ich habe jedenfalls schon zwei Jahre hinter mir.

Andererseits finde ich an der Psychoanalyse echt toll, dass man wirklich über ALLES reden kann. Man kann wirklich offen und frei über ALLES reden und es ergeben sich immer neuere Themen, was auch sehr spannend ist.

Wo ich das Problem sehe ist: Mich lenkt die Psychoanalyse wirklich sehr vom Alltag ab. Das ist so mein Problem mit der Psychoanalyse. Mir hilft sie wenig, weil sie eigentlich voll ablenkt. Eigentlich sind es ja die Themen, die mich von anderen Dingen ablenken, mit denen ich mich eher beschäftigen sollte.

Andererseits finde ich es echt toll, dass ich mich mit dem eigenen Leben und mit den eigenen Dedanken so viel und ausführlich beschäftigen kann. <3 Das ist etwas wirklich sehr Schönes und das ist auch das, was ich an der Psychoanlyse schätze.

Das sind so meine Erfahrungen mit der Psychoanalyse (in der Kurzfassung).

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Broken Wing
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Beitrag Mi., 21.02.2018, 10:58

Mein Hausarzt sollte zu Beginn meiner Therapie einen Wisch für die Kasse unterschreiben. Das tat er und brachte auch danach seine Verwunderung zum Ausdruck. Ich sei ja sehr intelligent, warum ich dann eine Therapie machen wolle?
Ich habe ihm natürlich nicht mein ganzes Leid ausgeschüttet, davon hatte er bestimmt selbst schon viel mitbekommen. Er zweifelte wohl an meiner Problemlösungskompetenz. Als hätte ich gewollt, eine Dose mit einem Toaster zu öffnen.

Tja, da hatten wir eine ähnliche Einstellung zu. In der Not frisst der Teufel Fliegen, das verstanden wir beide.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]

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Montana
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Beitrag Mi., 21.02.2018, 11:59

Bei mir war es genau andersrum. Meine Hausärztin hatte schon länger versucht, mich zu einer Therapie zu überreden (sie kannte mich praktisch nur als heulendes Häuflein Elend). Ich lehnte das ab, weil ich Angst hatte, dort mit Druck auf gesellschaftskonformes Verhalten getrimmt zu werden. Das wollte ich mir nicht antun. Auf der Arbeit funktionierte ich ja, daher hatte ich mir nichts vorzuwerfen. In einer Reha wegen einer körperlichen Erkrankung kam ich mit einer Psychologin in Kontakt und kam ins Überlegen. Sie empfahl eine VT. Wieder Zuhause, fand ich einen VTler, der mir sagte, mein Problem könne er nicht behandeln. Entweder TfP oder Analyse. Also TfPler gefunden. Der sagte mir, ich sollte besser eine Analyse machen bei meinem Problem, nahm mich aber trotzdem. Nach einem Jahr wechselte ich dann. Dazu hat sich noch keiner negativ geäußert. Mein aktueller Hausarzt weiß allerdings auch nichts davon. Dem muss ich ja nicht alles erzählen und ich kann inzwischen zum Arzt gehen, ohne dass man mir psychische Probleme auf den ersten Blick ansieht.

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Lia.
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Beitrag Mi., 21.02.2018, 19:35

Hallöchen,
Ich bin jetzt in der ungefähren 317. Stunde von den bewilligten 360. Es hat mir bis jetzt viel gebracht. Es war aber auch teilweise enorm harte Arbeit, es gab schlimme Krisen zwischen uns die fast zum Abbruch führten aber dann aber gut bewältigt wurden. Ein auf und ab.

Leider ist es bei mir so, das selbst die 360 Stunden nicht ausreichen werden. Da meine Erkrankung so schlimm und tiefgreifend geht das ich eigendlich noch länger bräuchte. Ich bin aber trotzen froh und dankbar über diese Stunden.

Ich würde sowas jeder Zeit wider machen weil es mir wirklich gut geholfen hat
Es gibt nichts schlechtes das nicht auch für irgendwas gut ist

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Broken Wing
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Beitrag Do., 22.02.2018, 23:00

Ich habe kein Problem damit, einem Plazebo aufzusitzen. Plazebo kann auch töten. Als solche halte ich PT. Analytische Hirnwichserei macht spaß, wenn der Therapeut intelligent und wenigstens nicht malevolent ist. Trainiert zumindestens die Kreativität.
Die Kognitiven nerven mich, ich hatte sie in der Klinik. Was soll ich sagen, war wirklich nicht intelligenter als dass man nicht untätig sein soll, wenn man depressiv ist. Ja echt, darauf wär ich nicht gekommen.
Die Kommunikationstechniken, die man intuitiv richtig macht, bekommen alle einfach nur einen Namen. Das Anliegen muss der Beziehung angemessen sein. Ach wirklich. Ich dachte, psychisch kranke wären nicht automatisch blöd. Aber genau so wird umgegangen. *schnarch*. Nachgekaut wird die alte Leier vom Serotoninmangel und halt das aus einem Studium, das man gewählt hat, weil man für alles andere nicht helle genug war. Und wenn man dann noch in der Klinik arbeitet, ist man bei mir ohnehin unten durch, wenn man spätestens mit mitte dreißig da nicht raus ist. Da kommt ja jeder unter, weil sich die Patienten gegen die Zumutung nicht wehren können und zusätzlich durch Pillen und minderwertigstem Fraß verblödet werden.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]

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