Wie tut ihr euch selber GUTES ?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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stern
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Beitrag So., 18.08.2013, 18:18

Corumbra Myosotis hat geschrieben:Ein Kreuz ist das ... Zu wissen, wie es geht oder zumindest gehen sollte und trotzdem nichts ausrichten zu können ...
Und an dem Punkt tut mir gut, wenn ich aufhöre, erzwingen zu wollen, dass mir etwas gut tun muss oder xy doch helfen müsste. Zieht mich ansonsten erst recht runter. Ist zumindest bei mir so, dass mir Aktionismus ("mach' dies und jenes, dass es dir besser geht") nicht zu jeder Zeit liegt.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

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Dampfnudel
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Beitrag So., 18.08.2013, 18:23

Hallo Lilly,

gute Idee, dieser Thread! Da mag ich meine Strategien auch gern noch dazupacken

Was mir manchmal hilft, ist, aufzuschreiben oder zu zeichnen, was ich gerade (gedanklich oder real) erlebt habe. Das Aufschreiben mache ich auch nach jeder Therapiestunde, und nach den aufwühlenden hilft mir das sehr, wieder runterzukommen und das innere Chaos zu ordnen. Normalerweise mache ich das bei einem leckeren Cappuccino oder Tee oder einer Nussecke, auf jeden Fall irgendetwas, dessen Geschmack mir die Seele streichelt (die positive Umschreibung von Frustessen oder -trinken ). Nach der letzten Stunde war ich so durcheinander, dass ich das Gefühl hatte, das gerade gar nicht hinzukriegen. In der Nähe der Praxis fließt ein Fluss. Da bin ich an den Fluss gegangen und habe mich unter einer Fußgängerbrücke (vor Blicken geschützt) ans Wasser gesetzt und dem Rauschen zugehört und in die Wellen gestarrt, bis ich wieder etwas ruhiger geworden bin. Und dann habe ich auch dort am Flussufer aufgeschrieben, was ich noch aus der Therapiestunde wusste. Danach hab ich mich wieder fähig gefühlt, in die übrige Welt zurückzukehren. Den Platz am Fluss werde ich auf jeden Fall in meine persönliche Liste der Stabilisatoren aufnehmen.

Irgendwelche Sachen anzumalen (Mandalas, Schachteln, Hefte etc.) habe ich im Laufe der Zeit auch als gutes Mittel entdeckt, um mich bei großem innerem Aufruhr zu beruhigen. Noch besser geht es, wenn ich dabei einen Krimi in der Mediathek anschaue.

Ebenfalls zum Prinzip der Ablenkung gehört wahrscheinlich, ganz und mit voller Aufmerksamkeit bei der aktuellen Tätigkeit zu sein, z. B. zu sitzen oder Kartoffeln zu schälen oder zu gehen, also ohne den Gedanken daran, was nach dem Sitzen kommt (z. B. der Bus kommt, ich stehe auf und steige ein) oder nach dem Kartoffelschälen (Kartoffeln in den Topf tun, weitere Schritte beim Kochen, Essen o. ä.) oder wo ich ankomme oder was mir auf dem Weg noch begegnen wird, den ich gerade laufe. Und wenn andere Gedanken kommen, dann hole ich die Aufmerksamkeit auch wieder zu der Tätigkeit zurück: Nein, das ist jetzt nicht die Zeit, um mich mit dieser Angst zu beschäftigen, jetzt ist meine Aufgabe gerade, zu gehen. Das ist allerdings keine Strategie, die geeignet ist, um sie mal eben so anzuwenden und gleich eine Wirkung zu spüren. Bis das so geklappt hat, hat es zumindest bei mir einige Zeit und Übung gebraucht. Dann war sie allerdings schon häufig ziemlich wirksam.
Lilly-Angeli hat geschrieben: ich möchte auch am liebsten von meinem Therapeuten auf den Schoss genommen werden,
und verhätschelt und liebkost wie von "Papi"...
Dafür finde ich imaginative Techniken auch ganz gut, da kann man sowas auch gut einbauen, finde ich, und das habe ich schon manchmal als kurzfristig sehr beruhigend erlebt.

Anfangs habe ich immer gedacht, es müsse doch irgendwas geben, was ich oder noch besser meine Therapeutin tun kann, und dann geht es mir wieder gut. Zu akzeptieren, dass alles davon immer nur Linderung für eine gewisse, manchmal sehr kurze Zeit verschaffen kann, und dass ich mich selbst immer wieder dazu aufraffen muss, ist mir sehr schwer gefallen und fand ich auch sehr frustrierend. So ein immerwährender Kampf mit so magerem Ergebnis, das erschien mir die Anstrengung gar nicht wert, die diese Selbsthilfe erfordert.

Inzwischen habe ich den Eindruck, dass sich die Wirkung mit der Zeit doch aufaddiert und es auch hilfreich ist, dass eben immer wieder für unterschiedlich kurze Zeit Linderung da ist. Das entlastet auf Dauer immer mehr, finde ich, und die Erfahrung, selbst zu dieser Entlastung beitragen zu können, tut auch gut und motiviert mich.

Nachtrag: Und die wiederholte Erfahrung, dass es, wenn es einmal nicht klappt, zu einem anderen Zeitpunkt aber vielleicht wieder besser funktioniert, finde ich hilfreich, um Rückschläge und Frustration auszuhalten, wenn eben mal nichts hilft.


Viele Grüße
Dampfnudel
Alles hat seine Zeit.

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sandrin
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Beiträge: 3313

Beitrag So., 18.08.2013, 18:28

Ich wollte bloß mal loswerden, dass ich die Tipps hier echt toll finde.

Das, was du, Dampfnudel, geschrieben hast, das mache ich auch oft. Mich an einen ruhigen Ort setzen und schreiben, nachdenken. Ich mach das oft auch in einem Café an einer ruhigen Stelle. Mir hilft das Schreiben enorm, weil ich dadurch oft klarer sehe. Heute hab ich das z. B. mal versucht, weil ich rausfinden möchte, welche Mechanismen da bei mir jetzt zu der brenzlichen Therapiesituation geführt haben. Ich empfinde das als sehr fruchtbar.

Was ich im Moment auch immer gerne mache, ist, einen Relax-Channel auf Youtube anzuklicken und mich berieseln zu lassen - z. B. mit Meeresrauschen.

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Thread-EröffnerIn
Lilly-Angeli
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Beitrag Mo., 19.08.2013, 03:21

...als ich deinen Beitrag las,
Corumbra M.

da kam mir der Gedanke,
das mit der Sehnsucht kenne ich auch ganz extrem, aber für mich ist das dann
immer das Gefühl,
ICH GEHÖRE NICHT ZUM LEBEN DAZU, alle um mich haben Spass, genießen das Leben, machen halt was aus ihrem Schicksal, nehmen Krisen als Chancen, ect.
nur ich schaffe das nicht.

Überhaupt merke ich aktuell, daß ich in einer Dauer Lebenskrise stecke,
und ich fühle mich irgendwie unfähig, eine Veränderung einzuleiten...
ich sehe, daß die Veränderung dringend nötig ist,
aber ich habe da wie einen Stopschalter in mir..."verändern ist nur was für andere - und glücklich sein sowieso"... dann fällt mir, mir GUTES tun noch schwerer... z.B. liebe ich Musik und ein bißchen tanzen... diese Zeit habe ich das Gefühl, ich schlechter Mensch, darf doch garnicht tanzen...?
Selbstwert ist durch eine neue Krise am Boden... deshalb ist mir die Frage auch,
nach was kann ich mir Gutes tun, auch gekommen.
Aber jetzt denk ich mir so, wahrscheinlich ist es eher so, daß ich mir das GUTE garnicht zulasse, weil ich glaube es nicht wert zu sein?
das Einzige was ich derzeit akzeptieren kann und immer besser annehmen,
daß meine PTBS von mir fordert VIEL KÜRZER ZU TRETEN und mir eben bewusst machen zu lernen, daß ich mir wichtig werden darf...
EIN LANGES STÜCK ARBEIT.

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Thread-EröffnerIn
Lilly-Angeli
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Beiträge: 20

Beitrag Mo., 19.08.2013, 03:43

ah ja, ich hab eigentlich vergessen euch zu erzählen,
was ich gern mache...

ich habe mir einen Therapiegarten angelegt,
für jedes Problemchen oder Anliegen suche ich mir im Internet die passende Pflanze...Blumensprache, und setze diese dann ein... ich stelle auch Symbole in den Garten die mich bewegen.
Auch habe ich mir ein Kraftbäumchen geplanzt, das mein neuer Lebensbaum werden soll, den mir nie Jemand im Leben pflanzte.

Ich liebe fotografieren und wandern (durch´s Leben pilgern) - da fühl ich mich EINS mit Mutter Erde,
ich liebe das "Gebet":
MUTTER ERDE TRAGE MICH
VATER HIMMEL SCHÜTZE MICH
SCHWESTER SONNE WÄRME MICH
BRUDER WIND DURCHPUSSTE MICH
ICH BIN EIN KIND DER SCHÖPFUNG
UND DARF AUS IHR SCHÖPFEN
UM WIEDER SCHÖPFERISCH ZU SEIN

Ich mag das Lagerfeuer, gute Gespräche mit meinem Mann, nette Ausflüge mit meiner Familie, unsere Tiere streicheln, im alten Dachboden stöbern,
auf Flohmärkte gehen,
LEUTE BEOBACHTEN wie sie sich so geben im Leben,
ich mag Musikvidios schauen auf you tube,
Kakao trinken wenn es regnet und der Ofen knistert, Tee trinken - wenn ich
auf dem Gesundheitstrip bin !!! Radler trinken wenn ich einfach nur faul bin; Ich LIEBE ES einfach nur am See zu sitzen und vor Sehnsucht fast zu zergehen,
ich mag Filme oder Sendungen (auf DVD) aus meiner Kindheit schauen;
wenn es mir das Geld erlaubt, gehe ich massieren... ICH LESE GERN, ich liebe es im Internet zu recherchieren,
ICH MACHE MICH TROTZALLEM AUF DEM WEG zu einer Ausbildung,
ich mag es VISIONSBILDER zu machen (da suche ich mir passende Zeitungsartikel - Bilder, was ich im Leben mal erleben möchte, und klebe die dann zu einer Collage zusammen)...
hin und wieder male ich Bilder, und ich träume davon mein eigenes Buch zuschreiben... und irgendwann mag ich reisen.. mal sehen...
und
ich habe ein Patenkind im Ausland:
das gibt mir das Gefühl, daß ich trotz meiner "Kleinheit" GUTES weiterschenken kann.

Ich war auch mal ne Zeit lang Lach Yoga, und im Gitarre Kurs ect.
aber sowas geht derzeit garnicht -
dafür fühle ich mich zu "erniedrigt" - zu neu ist die aktuelle Krise...
dieses Spass leben, kann ich derzeit nicht ertragen (obwohl ich es so gern möchte) - aber ich spüre eine extreme Umbruchzeit...

ich liebe vorallem den GOLDENEN HERBST darauf freu ich mich sehr und die Vorweihnachtszeit.

Ich besorge mit verschiedene Badeöle, und genieße ein Bad wenn niemand zu Hause ist.
Ich sitze einfach im Garten UND HEULE...
ich geh gern in den Wald oder an Bächen spazieren, und gehe auch gern mal in eine Kapelle und lese die Tagebücher die da liegen und was die Leute so rein schreiben; oder fahre an Wallfahrtsorten (nicht weil ich so heilig bin) da da die Stimmung so beschaulich ist und ich mir gern die Bilder ansehe, die die Leute dankbar spenden und dann seh ich was man im Leben alles schaffen kann.

um ein bißchen lachen zu können, geh ich ab und zu in Kabarett´s, ich geh gern mal ins Kino - muß aber für mich ein wertvoller Film sein,
und ich mag Konzerte, und hin un wieder die Stimmung im Fussballstadion...

Ich habe unserer Familie einen Stern getauft - am Himmel...
der uns begleiten und stützen soll...
Wir haben jährlich ein Familienkerze, die wir zu bestimmten Tagen anzünden -
die uns Kraft geben soll.

und und und...
es gibt soviele unzählige Möglichkeiten, so vielseitig ist das Leben
und doch
ist da diese LEERE...

ich wünschte diese innere Leere würde endlich "aufhören"...

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Miezle
sporadischer Gast
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Beiträge: 16

Beitrag Sa., 24.08.2013, 22:47

Was mir noch sehr gut tut, ist der Kontakt zu Tieren. Meine Katze streicheln, ihrem Schnurren lauschen oder meine Nase in die Mähne meines Pferdes stecken und tief einatmen, ihr warmes Fell spüren. Allein spazieren gehen fällt mir oft schwer. Mit meinem Pferd geht das besser. Wenn mir die Kraft für richtiges Training fehlt, ist Spazierengehen das Einzige, was immer geht.

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Bergkristall
Forums-Insider
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weiblich/female, 53
Beiträge: 185

Beitrag Fr., 20.09.2013, 10:08

das ist ein so schöner Thread, deshalb erwecke ich ihn wieder in der Hoffnung noch mehr gute Ratschläge zu bekommen.

Ich habe mir gestern und heute was Gutes getan, indem ich meiner Selbstaufopferung gegenüber meiner Familie Grenzen gesetzt habe. Obwohl es mich fast zerreißt, wenn ich meinen süßen Enkelmäusen Wünsche abschlage.

Grüße
Bergkristall

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**AufdemWeg**
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weiblich/female, 38
Beiträge: 3753

Beitrag Fr., 20.09.2013, 11:11

Ich finde das auch ganz wichtig nicht aus dem Blick zu verlieren
was ich mir Gutes tun kann.

Für mich war das heute:

aufzustehen trotz Müdigkeit, trotz der letzten Nacht
mich zu duschen und meinen Körper einzucremen
genügend zu trinken
und dann bin ich zum Metzger gelaufen
die frische Luft hat mir glaub ich am Besten getan heute

LG ADW
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