Umgang mit der Angst
Hallo Nettasch,
ich hatte heute mittag deinen Beitrag überlesen (scrollend), entschuldige bitte.
Leider habe ich von einer Inkubationsphase beim kreativen Prozeß noch nie was mitbekommen und mich mit Kreativität noch nie beschäftigt. Das hat einen ganz einfachen Grund, weil ich schon immer blockiere, wenn man mich auffordert, kreativ zu sein.
Wahrscheinlich lag das am Kunstlehrer, der die Aufforderung "Seid doch einfach mal kreativ!" immer mit einem süffisanten Grinsen abgab.
Ich denke, ich habe das als Doppelbotschaft wahrgenommen "Ihr könnt so kreativ sein, wie ihr wollt, so gut wie ich werdet ihr nie!". Wofür einiges spricht, er hat ja auch auf dem freien Markt als Kunstmaler anzukommen versucht.
Mit anderen Worten, wenn das Wort "Kreativität" als Aufforderung an mich geht, nehme ich die Beine in die Hand, daher könnte ich wahrscheinlich lesen, was ein praktizierender Künstler über Kreativität schreibt (wenn er sein "Betriebsgeheimnis" nicht lieber für sich behält), aber es wäre eine Folterlektüre für mich. Die japanische (östliche) Methode, dem Lehrling lieber wursteln zu lassen, ohne oder nur mit nicht nachweisbaren Eingriffen, ist mir sympathischer als die westliche mit den massiven Eingriffen.
Ich suche mal bischen, ob ich was zur Inkubationsphase finde.
Mfg
haluro
ich hatte heute mittag deinen Beitrag überlesen (scrollend), entschuldige bitte.
Leider habe ich von einer Inkubationsphase beim kreativen Prozeß noch nie was mitbekommen und mich mit Kreativität noch nie beschäftigt. Das hat einen ganz einfachen Grund, weil ich schon immer blockiere, wenn man mich auffordert, kreativ zu sein.
Wahrscheinlich lag das am Kunstlehrer, der die Aufforderung "Seid doch einfach mal kreativ!" immer mit einem süffisanten Grinsen abgab.
Ich denke, ich habe das als Doppelbotschaft wahrgenommen "Ihr könnt so kreativ sein, wie ihr wollt, so gut wie ich werdet ihr nie!". Wofür einiges spricht, er hat ja auch auf dem freien Markt als Kunstmaler anzukommen versucht.
Mit anderen Worten, wenn das Wort "Kreativität" als Aufforderung an mich geht, nehme ich die Beine in die Hand, daher könnte ich wahrscheinlich lesen, was ein praktizierender Künstler über Kreativität schreibt (wenn er sein "Betriebsgeheimnis" nicht lieber für sich behält), aber es wäre eine Folterlektüre für mich. Die japanische (östliche) Methode, dem Lehrling lieber wursteln zu lassen, ohne oder nur mit nicht nachweisbaren Eingriffen, ist mir sympathischer als die westliche mit den massiven Eingriffen.
Ich suche mal bischen, ob ich was zur Inkubationsphase finde.
Mfg
haluro
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Hallo leapy,
das stimmt, dank der Wut, die ich jederzeit und bei fast allem hochholen kann, bin ich lebendig.
Meine Eltern waren der Überzeugung, dass ein Baby, wenn es nur lang genug schreit, von alleine still wird.
Das stimmt natürlich. Leider kann ich mich daran nicht erinnern. Aber leichtsinnigerweise haben sie von ihren Erziehungsmethoden später gesprochen, wohl, um sie mir beizubringen und dabei wurde mir immer ziemlich schlecht, auch wenn ich nicht kotzen musste.
Wegen dieser und anderer Theorien habe ich ein Erziehungsbuch von Johanna Haarer mal überflogen, das war zur Zeit meiner Eltern, als sie junge Eltern waren, wohl der gängige Ratgeber, aber da stand nichts derartiges drin. Mein Vater war sehr begeistert von Pawlow, vielleicht kommt es ja daher,
Mfg
haluro
das stimmt, dank der Wut, die ich jederzeit und bei fast allem hochholen kann, bin ich lebendig.
Meine Eltern waren der Überzeugung, dass ein Baby, wenn es nur lang genug schreit, von alleine still wird.
Das stimmt natürlich. Leider kann ich mich daran nicht erinnern. Aber leichtsinnigerweise haben sie von ihren Erziehungsmethoden später gesprochen, wohl, um sie mir beizubringen und dabei wurde mir immer ziemlich schlecht, auch wenn ich nicht kotzen musste.
Wegen dieser und anderer Theorien habe ich ein Erziehungsbuch von Johanna Haarer mal überflogen, das war zur Zeit meiner Eltern, als sie junge Eltern waren, wohl der gängige Ratgeber, aber da stand nichts derartiges drin. Mein Vater war sehr begeistert von Pawlow, vielleicht kommt es ja daher,
Mfg
haluro
hallo haluro,
das schulfach kunst würde ich nicht unbedingt mit kreativität zusammen bringen. um das jetzt zu erklären, würden wir in eine andere diskussion zum thema schulkritik reinrutschen (wäre auch spannend, aber passt hier ja nicht).
zur kreativität: ich meinte eher wirklich den prozess, der durchlaufen wird von entstehung bzw. erkennen eines problems/ einer idee bis zur umsetzung. und da ist es manchmal so, dass einem nicht sofort der weg klar ist bzw. es bisher noch keine lösung vorgegeben. wenn es dann nicht weiter geht, ist es sinnvoll, sich mit etwas anderem zu beschäftigen. wenn man trotzdem offen für das problem/ die idee bleibt, springt einen ganz unerwartet die lösung/ herangehensweise an. als letztes erst erfolgt die praktische umsetzung dieser kreativen idee bzw. die lösung des problems. manchmal ist die lösung ja auch, das erkennen, dass es keine lösung gibt. ... so in etwa.
ich hätte geltungsdrang jetzt nicht als grundbedürfnis definiert. oder setzt du es mit der anerkennung/ aufmerksamkeit gleich? hm... nochmal drüber nachdenken werde.
und für das überlesen braucht es keine entschuldigung... hey passiert. auch so eine sache, bei der man eigentlich locker oder eben gelassen bleiben sollte
freundliche grüße,
nettasch
das schulfach kunst würde ich nicht unbedingt mit kreativität zusammen bringen. um das jetzt zu erklären, würden wir in eine andere diskussion zum thema schulkritik reinrutschen (wäre auch spannend, aber passt hier ja nicht).
zur kreativität: ich meinte eher wirklich den prozess, der durchlaufen wird von entstehung bzw. erkennen eines problems/ einer idee bis zur umsetzung. und da ist es manchmal so, dass einem nicht sofort der weg klar ist bzw. es bisher noch keine lösung vorgegeben. wenn es dann nicht weiter geht, ist es sinnvoll, sich mit etwas anderem zu beschäftigen. wenn man trotzdem offen für das problem/ die idee bleibt, springt einen ganz unerwartet die lösung/ herangehensweise an. als letztes erst erfolgt die praktische umsetzung dieser kreativen idee bzw. die lösung des problems. manchmal ist die lösung ja auch, das erkennen, dass es keine lösung gibt. ... so in etwa.
ich hätte geltungsdrang jetzt nicht als grundbedürfnis definiert. oder setzt du es mit der anerkennung/ aufmerksamkeit gleich? hm... nochmal drüber nachdenken werde.
und für das überlesen braucht es keine entschuldigung... hey passiert. auch so eine sache, bei der man eigentlich locker oder eben gelassen bleiben sollte
freundliche grüße,
nettasch
Hallo nettasch,
ich habe nach "Inkubationsphase" gesucht und kam zu einem Wikipedia-Artikel, den ich mehr oder weniger überflogen habe, weil ich sofort ärgerlich wurde über den Inhalt.
Schuld daran hatte das allgemeine Gefasel der sog. 4-Phasen-Theorie von Helmholtz, genau dem Helmholtz, bei dem Freud Physiologie lernte. Und in dieser Theorie gibt es die Inkubationsphase, in der folgender Trick eingesetzt wird. Nachdem man sich überaus intensiv mit einem Problem beschäftigt hat, mit dem man nicht weiterkommt, gibt man auf und beschäftigt sich gedanklich mit etwas anderem. Plötzlich kommt dann die Idee.
Mal angenommen, die Helmholtz-Theorie war so früh, dass Freud oder seine Vorgänger noch nicht das Unterbewusstsein erfunden bzw postuliert hatten, dann sie nicht davon ausgehen, dass das Unterbewusstsein irgendwie daran beteiligt ist.
Tja, und das in den Medien gezeichnete Bild der Kreativen ist mein nächstes Problem. Da zaubern Kreative auf Kommando die Lösungen aus dem Hut. Und so ist es nun mal nicht. Die Sequenz in "Independence Day", als Jeff Goldblum die Coladose vom Ufo runterschießen lässt, zeigt so eine Inkubationsphase und eine Anregung von außen, die Goldblum assoziieren lässt. Eigentlich ein netter Film, bis auf die viele Schleichwerbung, für Cola zB. Und ich finde, dass Goldblum darin eben nicht den typischen Kreativen abgibt, wie er sonst gezeigt wird.
Äh, Geltungsdrang ist meine persönliche Macke, also, das ist bei mir übersteigert. Eine Folge davon, dass mein Grundbedürfnis nach Anerkennung nie erfüllt wurde. Also, im Regelfall tue ich unauffällig, bis ich auf einen treffe, der sich offen bei allem in den Vordergrund drängt, und dann werfe ich dem Steine in den Weg, bis es richtig kracht. Also, zumindest war es früher immer so, mittlerweile verhalte ich mich "kooperativer", lasse den anderen ungebremst in die falsche Richtung rennen usw.
Ich schreibe mal hier weiter an der Kreativität rum, obwohl das Thema Angst ist, weil der kreative Prozeß doch viel mit Versagensangst zu tun haben muss. Auch etwas, was Helmholtz noch nicht kannte. Oh, jetzt muss ich den blöden Artikel noch mal lesen. Naja, ich halte nix davon, Probleme auszuklammern, bevor man nicht an einen Punkt gekommen ist, bei dem es nicht mehr weitergeht. Es müsste doch eigentlich gelingen, zwei Themen in einem thread zu behandeln, schließlich kann man ja zitieren. Wobei ich persönlich mit einer Antwort, in der x-Ausschnitte aus einem Beitrag zitiert werden, nix anfangen kann. Weil ich bei jedem Zitat erst den alten Beitrag im ganzen lese, um dahinter zu kommen, wie ich es damals meinte und dann beim nächsten Ausschnitt nochmal und nochmal und nochmal. Oh, jetzt habe ich off topic Nr. 2 eröffnet.
Mfg
haluro
ich habe nach "Inkubationsphase" gesucht und kam zu einem Wikipedia-Artikel, den ich mehr oder weniger überflogen habe, weil ich sofort ärgerlich wurde über den Inhalt.
Schuld daran hatte das allgemeine Gefasel der sog. 4-Phasen-Theorie von Helmholtz, genau dem Helmholtz, bei dem Freud Physiologie lernte. Und in dieser Theorie gibt es die Inkubationsphase, in der folgender Trick eingesetzt wird. Nachdem man sich überaus intensiv mit einem Problem beschäftigt hat, mit dem man nicht weiterkommt, gibt man auf und beschäftigt sich gedanklich mit etwas anderem. Plötzlich kommt dann die Idee.
Mal angenommen, die Helmholtz-Theorie war so früh, dass Freud oder seine Vorgänger noch nicht das Unterbewusstsein erfunden bzw postuliert hatten, dann sie nicht davon ausgehen, dass das Unterbewusstsein irgendwie daran beteiligt ist.
Tja, und das in den Medien gezeichnete Bild der Kreativen ist mein nächstes Problem. Da zaubern Kreative auf Kommando die Lösungen aus dem Hut. Und so ist es nun mal nicht. Die Sequenz in "Independence Day", als Jeff Goldblum die Coladose vom Ufo runterschießen lässt, zeigt so eine Inkubationsphase und eine Anregung von außen, die Goldblum assoziieren lässt. Eigentlich ein netter Film, bis auf die viele Schleichwerbung, für Cola zB. Und ich finde, dass Goldblum darin eben nicht den typischen Kreativen abgibt, wie er sonst gezeigt wird.
Äh, Geltungsdrang ist meine persönliche Macke, also, das ist bei mir übersteigert. Eine Folge davon, dass mein Grundbedürfnis nach Anerkennung nie erfüllt wurde. Also, im Regelfall tue ich unauffällig, bis ich auf einen treffe, der sich offen bei allem in den Vordergrund drängt, und dann werfe ich dem Steine in den Weg, bis es richtig kracht. Also, zumindest war es früher immer so, mittlerweile verhalte ich mich "kooperativer", lasse den anderen ungebremst in die falsche Richtung rennen usw.
Ich schreibe mal hier weiter an der Kreativität rum, obwohl das Thema Angst ist, weil der kreative Prozeß doch viel mit Versagensangst zu tun haben muss. Auch etwas, was Helmholtz noch nicht kannte. Oh, jetzt muss ich den blöden Artikel noch mal lesen. Naja, ich halte nix davon, Probleme auszuklammern, bevor man nicht an einen Punkt gekommen ist, bei dem es nicht mehr weitergeht. Es müsste doch eigentlich gelingen, zwei Themen in einem thread zu behandeln, schließlich kann man ja zitieren. Wobei ich persönlich mit einer Antwort, in der x-Ausschnitte aus einem Beitrag zitiert werden, nix anfangen kann. Weil ich bei jedem Zitat erst den alten Beitrag im ganzen lese, um dahinter zu kommen, wie ich es damals meinte und dann beim nächsten Ausschnitt nochmal und nochmal und nochmal. Oh, jetzt habe ich off topic Nr. 2 eröffnet.
Mfg
haluro
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hallo haluro,
wikipedia ist aus meiner sicht gut, um sich erstmal einen überblick zu verschaffen, oft aber leider inhaltlich nicht sehr ergiebig. zu helmholtz und freud habe ich großartig noch nicht sehr viel gelesen. mich interessiert da immer mehr das wie (ursache-wirkungsprinzip) als das wer (was keine abwertung von persönlicher leistung sein soll).
ich fand es spannend herauszufinden, wie so ein kreativer prozess vonstatten geht. hierzu eben diese einteilung in phasen. es gibt ja auch kreativitätstechniken (meintest du bestimmt mit westlichen techniken), die genau damit arbeiten. obwohl ich es fraglich finde, ob kreativ-sein wirklich erzwingbar ist. nichts ist sinnloser als ein brainstorming.
die schon wesentlich ältere östliche herangehensweise: öffne dich der frage (prai barshana) gibt da für mich in seiner einfachheit einfach mehr her.
hm... dein dritter punkt: medien und ihre darstellung kreativer. (zum thema medien: kennst du den begriff tittytainment? unterhaltung ja, aber bitte nicht ernst nehmen.) laut meiner recherchen wird der kreativen person mehrere hervorstechende eigenschaften zugeschrieben, u.a. risikobereitschaft, flexibilität, interesse an verschiedenen themen, neugierde, offenheit und unabhängigkeit sowie nicht zu vergessen das können/ handwerkszeug (hier ja dann die spezialisierung musiker, maler, schriftsteller und meines erachtens auch sportler).
zu dem thema "geltungsdrang": kann mir schon vorstellen, dass es spaß machen kann, leute auch mal von ihrem thron zu holen, um den thron dann zu verbrennen und sich auf augenhöhe begegnen zu können. also nichts verwerfliches, oder? es darf nur nicht in arroganz oder überheblichkeit kippen.
aus was für gründen auch immer schwächer gestellten menschen versuche ich jedoch in erster linie anerkennung, verständnis (auch für kraftausdrücke) und meine hilfe, wenn erwünscht, zu geben. mit absicht sie ins messer laufen lassen, finde ich nun wieder nicht so toll. manchmal ist ein kleiner hinweis (konstruktive kritik) da günstiger.
und notfalls gilt immer: wenn ich nichts gutes über jemanden zu sagen habe, dann sage ich lieber gar nichts.
die andere frage ist ja auch: kannst du dir die durch elternhaus fehlende geltung nicht als jetzt erwachsener selber geben? wenn ja, wie machst du das? *mal was von dir schnorren mag*
zurück zum thema von leapy (um ihn wieder ins boot zu holen): die kreativität lässt sich meiner meinung nach nutzen, um mit der angst umzugehen.
mal eine konkrete situation: ich sitze im jetzt körperzitternd, herz rasend und tränen kullernd auf zahnarztstuhl... sozusagen kurz vor panikanfall. ich kann in der situation bleiben und bewusst mitbekommen, was der zahnarzt in meinem mund alles tut. da verspreche ich dir, dass dann der panikanfall auch kommen wird.
als andere möglichkeit kann ich mich aber auch von der situation ablenken. hier setzt dann die kreativität ein. z.b deckenteilchen zählen, sicheren ort vorstellen, nächstes projekt planen, versuchen das ticken der uhr zu hören (klappt bei mir nie), den nächsten text schon mal im kopf vorschreiben, gegenständen menschliche eigenschaften zuschreiben und sich das gespräch zwischen ihnen vorstellen (sagt der bohrer zur munddusche: na, du bist aber heute feucht. munddusche antwortet: dafür drehe ich nicht gleich durch. höhö), um nur mal ein paar zu nennen. bei mir funktioniert das zumindest sehr gut, was aber auch mit an der betäubung und den zauberhänden meines zahnarztes liegen könnte *schwärm*.
puh... der text ist länger geworden als beabsichtigt. ist wahrscheinlich mein ganz eigener geltungsdrang *grins*
danke für deine erfahrung und die spannende diskussion,
liebe grüße,
nettasch
ps: ja, versagensangst ist ein wichtiges thema...
wikipedia ist aus meiner sicht gut, um sich erstmal einen überblick zu verschaffen, oft aber leider inhaltlich nicht sehr ergiebig. zu helmholtz und freud habe ich großartig noch nicht sehr viel gelesen. mich interessiert da immer mehr das wie (ursache-wirkungsprinzip) als das wer (was keine abwertung von persönlicher leistung sein soll).
ich fand es spannend herauszufinden, wie so ein kreativer prozess vonstatten geht. hierzu eben diese einteilung in phasen. es gibt ja auch kreativitätstechniken (meintest du bestimmt mit westlichen techniken), die genau damit arbeiten. obwohl ich es fraglich finde, ob kreativ-sein wirklich erzwingbar ist. nichts ist sinnloser als ein brainstorming.
die schon wesentlich ältere östliche herangehensweise: öffne dich der frage (prai barshana) gibt da für mich in seiner einfachheit einfach mehr her.
hm... dein dritter punkt: medien und ihre darstellung kreativer. (zum thema medien: kennst du den begriff tittytainment? unterhaltung ja, aber bitte nicht ernst nehmen.) laut meiner recherchen wird der kreativen person mehrere hervorstechende eigenschaften zugeschrieben, u.a. risikobereitschaft, flexibilität, interesse an verschiedenen themen, neugierde, offenheit und unabhängigkeit sowie nicht zu vergessen das können/ handwerkszeug (hier ja dann die spezialisierung musiker, maler, schriftsteller und meines erachtens auch sportler).
zu dem thema "geltungsdrang": kann mir schon vorstellen, dass es spaß machen kann, leute auch mal von ihrem thron zu holen, um den thron dann zu verbrennen und sich auf augenhöhe begegnen zu können. also nichts verwerfliches, oder? es darf nur nicht in arroganz oder überheblichkeit kippen.
aus was für gründen auch immer schwächer gestellten menschen versuche ich jedoch in erster linie anerkennung, verständnis (auch für kraftausdrücke) und meine hilfe, wenn erwünscht, zu geben. mit absicht sie ins messer laufen lassen, finde ich nun wieder nicht so toll. manchmal ist ein kleiner hinweis (konstruktive kritik) da günstiger.
und notfalls gilt immer: wenn ich nichts gutes über jemanden zu sagen habe, dann sage ich lieber gar nichts.
die andere frage ist ja auch: kannst du dir die durch elternhaus fehlende geltung nicht als jetzt erwachsener selber geben? wenn ja, wie machst du das? *mal was von dir schnorren mag*
zurück zum thema von leapy (um ihn wieder ins boot zu holen): die kreativität lässt sich meiner meinung nach nutzen, um mit der angst umzugehen.
mal eine konkrete situation: ich sitze im jetzt körperzitternd, herz rasend und tränen kullernd auf zahnarztstuhl... sozusagen kurz vor panikanfall. ich kann in der situation bleiben und bewusst mitbekommen, was der zahnarzt in meinem mund alles tut. da verspreche ich dir, dass dann der panikanfall auch kommen wird.
als andere möglichkeit kann ich mich aber auch von der situation ablenken. hier setzt dann die kreativität ein. z.b deckenteilchen zählen, sicheren ort vorstellen, nächstes projekt planen, versuchen das ticken der uhr zu hören (klappt bei mir nie), den nächsten text schon mal im kopf vorschreiben, gegenständen menschliche eigenschaften zuschreiben und sich das gespräch zwischen ihnen vorstellen (sagt der bohrer zur munddusche: na, du bist aber heute feucht. munddusche antwortet: dafür drehe ich nicht gleich durch. höhö), um nur mal ein paar zu nennen. bei mir funktioniert das zumindest sehr gut, was aber auch mit an der betäubung und den zauberhänden meines zahnarztes liegen könnte *schwärm*.
puh... der text ist länger geworden als beabsichtigt. ist wahrscheinlich mein ganz eigener geltungsdrang *grins*
danke für deine erfahrung und die spannende diskussion,
liebe grüße,
nettasch
ps: ja, versagensangst ist ein wichtiges thema...
Hallo nettasch,
der Zahnarztstuhl war tatsächlich so ein Prüfstein.
In die Volljährigkeit entlassen, schob ich ihn lange vor mir her und bekämpfte gelegentliche Schmerzen mit freiverkäuflichen Tabletten. Dann ging ich doch und hatte über 10 Löcher, die in 6 Terminen gefüllt wurden.
Bei diesen Terminen habe ich deutlich gemerkt, dass der tatsächliche Schmerz viel kleiner war als der erinnerte.
Seit einiger Zeit hab ich so ein rotierendes Bürstending und bin hellauf begeistert, wie sich die Zähne nach größerem Putzen anfühlen und auch keine Löcher mehr gehabt.
Tittytainment sagt mir nix als Begriff, aber Katzenberger kenn ich schon, obwohl ich längere Zeit dachte, das wäre ein elektronisch erzeugtes Bild, das mit bluescreen-Technik in die Aufnahmen dazukopiert wäre. Wohl weil ich vorher las, es gäbe eine neue Kunstfigur namens Katzenberger.
Nach den genannten Kriterien könnte ich eine kreative Person sein, auch wenn ich mir nicht besonders flexibel vorkomme. Allerdings: sowie man mir sagt, ich wäre einer, dann bocke ich, wohl weil ich eine Anforderung kommen fühle ... Und es darf nicht bei Kunst sein, ausgenommen Schreiben.
Kreativität kann man nicht direkt erzwingen, deswegen würde ich bei jeder Einladung zum brainstorming zuerst in Gelächter ausbrechen, dann den Termin versäumen, und wenn ich schließlich dann doch dort wäre, würde ich die Versammlung sprengen, mit jedem Witz, der mir nur einfällt.
Genauso wie die Schule nur Faktenwissen eintrichtern kann, aber es nicht gesagt, dass man das Gelehrte auch versteht. Gut, bei einem Großteil des Stoffs ist das ja auch nicht notwendig, es ist reine Gedächtnisleistung. Anders sieht es aus bei der Lehre, ein Lehrling muss den Stoff kennen und er muss ihn auch verstehen, um etwas bewirken zu können. Die westliche Methode ist es, den Stoff einzutrichtern und den Lehrling unter Aufsicht arbeiten zu lassen und sofort oder nur minimal verzögert einzugreifen, wenn er etwas falsch anfängt oder macht. Die östliche Methode - oh, da bin ich mir gar nicht sicher, ob es sie so überhaupt gibt - scheint zu sein, den Lehrling zugucken zu lassen und zu warten, ob er es durch Nachahmen fertigbringt.
Geltungsdrang habe ich eigentlich nicht mehr, es kann mir aber immer noch passieren, dass er mich plötzlich packt. Also, meine Freud-Lektüre ist so ein Auswuchs davon. Ich kam hier in eine Diskussion über Sinn und Unsinn der Psychoanalyse und wollte der Sache auf den Grund gehen. Meiner Meinung nach ist die Analyse für einige Sachen die einzige Behandlungsform und Verhaltenstherapie wirkt nur vorübergehend bei diesen gleichen Sachen. Aber Psychoanalyse wirkt, zweifellos, bloss bin ich mir noch lange nicht sicher, ob es die von Freud erfundene Art der Psychoanalyse ist, die bei diesen gleichen Sachen gewirkt hat. Aber damit presche ich meinem Wissensstand schon wieder vor, mein Historiker ist noch lange nicht bei diesem Themenbereich.
Mfg
haluro
der Zahnarztstuhl war tatsächlich so ein Prüfstein.
In die Volljährigkeit entlassen, schob ich ihn lange vor mir her und bekämpfte gelegentliche Schmerzen mit freiverkäuflichen Tabletten. Dann ging ich doch und hatte über 10 Löcher, die in 6 Terminen gefüllt wurden.
Bei diesen Terminen habe ich deutlich gemerkt, dass der tatsächliche Schmerz viel kleiner war als der erinnerte.
Seit einiger Zeit hab ich so ein rotierendes Bürstending und bin hellauf begeistert, wie sich die Zähne nach größerem Putzen anfühlen und auch keine Löcher mehr gehabt.
Tittytainment sagt mir nix als Begriff, aber Katzenberger kenn ich schon, obwohl ich längere Zeit dachte, das wäre ein elektronisch erzeugtes Bild, das mit bluescreen-Technik in die Aufnahmen dazukopiert wäre. Wohl weil ich vorher las, es gäbe eine neue Kunstfigur namens Katzenberger.
Nach den genannten Kriterien könnte ich eine kreative Person sein, auch wenn ich mir nicht besonders flexibel vorkomme. Allerdings: sowie man mir sagt, ich wäre einer, dann bocke ich, wohl weil ich eine Anforderung kommen fühle ... Und es darf nicht bei Kunst sein, ausgenommen Schreiben.
Kreativität kann man nicht direkt erzwingen, deswegen würde ich bei jeder Einladung zum brainstorming zuerst in Gelächter ausbrechen, dann den Termin versäumen, und wenn ich schließlich dann doch dort wäre, würde ich die Versammlung sprengen, mit jedem Witz, der mir nur einfällt.
Genauso wie die Schule nur Faktenwissen eintrichtern kann, aber es nicht gesagt, dass man das Gelehrte auch versteht. Gut, bei einem Großteil des Stoffs ist das ja auch nicht notwendig, es ist reine Gedächtnisleistung. Anders sieht es aus bei der Lehre, ein Lehrling muss den Stoff kennen und er muss ihn auch verstehen, um etwas bewirken zu können. Die westliche Methode ist es, den Stoff einzutrichtern und den Lehrling unter Aufsicht arbeiten zu lassen und sofort oder nur minimal verzögert einzugreifen, wenn er etwas falsch anfängt oder macht. Die östliche Methode - oh, da bin ich mir gar nicht sicher, ob es sie so überhaupt gibt - scheint zu sein, den Lehrling zugucken zu lassen und zu warten, ob er es durch Nachahmen fertigbringt.
Geltungsdrang habe ich eigentlich nicht mehr, es kann mir aber immer noch passieren, dass er mich plötzlich packt. Also, meine Freud-Lektüre ist so ein Auswuchs davon. Ich kam hier in eine Diskussion über Sinn und Unsinn der Psychoanalyse und wollte der Sache auf den Grund gehen. Meiner Meinung nach ist die Analyse für einige Sachen die einzige Behandlungsform und Verhaltenstherapie wirkt nur vorübergehend bei diesen gleichen Sachen. Aber Psychoanalyse wirkt, zweifellos, bloss bin ich mir noch lange nicht sicher, ob es die von Freud erfundene Art der Psychoanalyse ist, die bei diesen gleichen Sachen gewirkt hat. Aber damit presche ich meinem Wissensstand schon wieder vor, mein Historiker ist noch lange nicht bei diesem Themenbereich.
Mfg
haluro
Hallo nettasch,
hallo haluro,
ich möchte in dem Thema noch mal auf den Punkt kommen. Angst entsteht, wenn ich das Jetzt verlasse und gedanklich in die Zukunft gehe. Zwischen dem Jetzt und dem unsicheren Später entsteht eine Erregung, die als Angst empfunden wird. Das ist ein Prozess, den man steuern kann. Man kann die Zukunft nicht vorhersehen. Das wird aber gemacht. Das Vorhersehen wird mit der Realität verwechselt und macht genauso verrückt, als würde es wirklich geschehen.
Z.B. Nach dem Zahnarztbesuch lebt man noch, und man stellt fest, so bedrohlich war das gar nicht.
Ein Beispiel für das Jetzt:
Die Nadel, die auf dem Plattenteller liegt, wenn die Platte nicht dreht, stellt das Jetzt dar. Man hört nicht, was gespielt wurde und auch nicht, was noch gespielt werden könnte. Man hört nichts.
So kann man sich das Jetzt vorstellen. Ein theoretischer Ansatz, um das Jetzt zu verstehen.
Was gespielt wurde oder was kommt, kann man nicht weglassen, weil sonst der Sinn oder die Musik nicht zu verstehen ist. Vergangenheit und Zukunft müssen nicht ausgeklammert werden. Sie müssen den Stellenwert einnehmen, der ihnen zukommt.
Man braucht eine gewisse Übung, von den Zukunftsgedanken oder Katastrophenfantasien los zu kommen. Die Vergangenheit ist auch nicht mehr zu ändern.
Im Jetzt herrscht Stille, Sein -ohne Gedanken, keine Ängste----. Man ist ganz präsent. Alle Kränkungen oder etwas anderes sein zu müssen, fallen ab. Man wird das, was man ist.
Das zu begreifen dauert lange. Lieber wird geschwafelt und etwas zusammengereimt, was die Ursache für seelische Störungen sein könnte.
Wenn man das Jetzt begriffen hat, lösen sich andere Probleme leichter.
Jetzt und Wie. Das Wie eröffnet die Struktur der Möglichkeiten. Das Wie weist den Weg.
schönes Wochenende
leapy
hallo haluro,
ich möchte in dem Thema noch mal auf den Punkt kommen. Angst entsteht, wenn ich das Jetzt verlasse und gedanklich in die Zukunft gehe. Zwischen dem Jetzt und dem unsicheren Später entsteht eine Erregung, die als Angst empfunden wird. Das ist ein Prozess, den man steuern kann. Man kann die Zukunft nicht vorhersehen. Das wird aber gemacht. Das Vorhersehen wird mit der Realität verwechselt und macht genauso verrückt, als würde es wirklich geschehen.
Z.B. Nach dem Zahnarztbesuch lebt man noch, und man stellt fest, so bedrohlich war das gar nicht.
Ein Beispiel für das Jetzt:
Die Nadel, die auf dem Plattenteller liegt, wenn die Platte nicht dreht, stellt das Jetzt dar. Man hört nicht, was gespielt wurde und auch nicht, was noch gespielt werden könnte. Man hört nichts.
So kann man sich das Jetzt vorstellen. Ein theoretischer Ansatz, um das Jetzt zu verstehen.
Was gespielt wurde oder was kommt, kann man nicht weglassen, weil sonst der Sinn oder die Musik nicht zu verstehen ist. Vergangenheit und Zukunft müssen nicht ausgeklammert werden. Sie müssen den Stellenwert einnehmen, der ihnen zukommt.
Man braucht eine gewisse Übung, von den Zukunftsgedanken oder Katastrophenfantasien los zu kommen. Die Vergangenheit ist auch nicht mehr zu ändern.
Im Jetzt herrscht Stille, Sein -ohne Gedanken, keine Ängste----. Man ist ganz präsent. Alle Kränkungen oder etwas anderes sein zu müssen, fallen ab. Man wird das, was man ist.
Das zu begreifen dauert lange. Lieber wird geschwafelt und etwas zusammengereimt, was die Ursache für seelische Störungen sein könnte.
Wenn man das Jetzt begriffen hat, lösen sich andere Probleme leichter.
Jetzt und Wie. Das Wie eröffnet die Struktur der Möglichkeiten. Das Wie weist den Weg.
schönes Wochenende
leapy
Hallo leapy,
ich will dich jetzt nicht zum Zahnarzt schicken oder ausquetschen, aber schon während dieser Sitzungsperiode dachte ich mindestens einmal direkt während des Bohrens, dass es weniger schmerzhaft oder unangenehm ist als früher. Ich glaube, es war alles ohne Narkose. Mein Zahnarzt damals war auch ziemlich drakonisch erzogen - ich kannte seine damalige Freundin.
Mfg und schönes Wochenende
haluro
ich will dich jetzt nicht zum Zahnarzt schicken oder ausquetschen, aber schon während dieser Sitzungsperiode dachte ich mindestens einmal direkt während des Bohrens, dass es weniger schmerzhaft oder unangenehm ist als früher. Ich glaube, es war alles ohne Narkose. Mein Zahnarzt damals war auch ziemlich drakonisch erzogen - ich kannte seine damalige Freundin.
Mfg und schönes Wochenende
haluro
hallo haluro und leapy,
ist das mit dem zahnarzt ein ergebnis deiner analyse? weil irgendwie verstehe ich deinen letzten post ansonsten nicht.
@leapy: ich verstehe das mit dem "jetzt ohne gedanken" nicht, trotz des sehr schönen beispiels. warum verstehe ich es nicht? Ich bin doch im jetzt mit allen sinnen (bin ja schließlich nicht schroedingers katze), d.h. ich nehme doch auch im jetzt geräusche, gerüche, gefühle, meine umgebung etc. wahr und das führt dann bei mir zum denken. das denken kann ich nicht abstellen. warum sollte ich auch? ist doch auch ein teil von mir.
oder reden wir von meditativen zuständen? oder die wahrnehmung ausschalten?
und zum zahnarztbesuch: ja, ich lebe danach noch (zwar noch 2 tage groggy wegen der betäubung), aber beim nächsten mal geht die zitterpartie wieder von vorn los. kann so etwas nicht irgendwie abgeändert werden?
eine immer noch verwirrte, aber für die diskussion dankende nettasch
ein altes thema hier im forum. das finde ich eine mutige behauptung. aus eigennutz, weil ich ja eine verhaltenstherapie mache, möchte ich gegenhalten und behaupte mal, dass die dinge, die ich dort lernte und noch lernen werde, auch langfristig von mir umgesetzt werden können, d.h. die verbesserung meiner lebensqualität fortbesteht. diese therapieform ist schon seit längerer zeit mehr als nur konditionierung. vielleicht hast du schon was von der dritten welle gelesen. inzwischen gibt es ja auch integrative bemühungen. spontan fällt mir da der name klaus grawe ein.haluro hat geschrieben:Meiner Meinung nach ist die Analyse für einige Sachen die einzige Behandlungsform und Verhaltenstherapie wirkt nur vorübergehend bei diesen gleichen Sachen.
ist das mit dem zahnarzt ein ergebnis deiner analyse? weil irgendwie verstehe ich deinen letzten post ansonsten nicht.
@leapy: ich verstehe das mit dem "jetzt ohne gedanken" nicht, trotz des sehr schönen beispiels. warum verstehe ich es nicht? Ich bin doch im jetzt mit allen sinnen (bin ja schließlich nicht schroedingers katze), d.h. ich nehme doch auch im jetzt geräusche, gerüche, gefühle, meine umgebung etc. wahr und das führt dann bei mir zum denken. das denken kann ich nicht abstellen. warum sollte ich auch? ist doch auch ein teil von mir.
oder reden wir von meditativen zuständen? oder die wahrnehmung ausschalten?
und zum zahnarztbesuch: ja, ich lebe danach noch (zwar noch 2 tage groggy wegen der betäubung), aber beim nächsten mal geht die zitterpartie wieder von vorn los. kann so etwas nicht irgendwie abgeändert werden?
eine immer noch verwirrte, aber für die diskussion dankende nettasch
Hallo nettasch,
kein Grund zum Zweifeln, dass der thread in unverständliche Höhen abhebt.
Diese Sitzungsperiode war ungefähr mit 25 bis 30 Jahren, also gerade zu der Zeit, in der mein Verstand zu funktionieren anfing.
Eine Analyse habe ich nicht gemacht, nur mal eine Gesprächstherapie angefangen, auch zu dieser Zeit. Es war sehr nett, trotzdem baute ich eine versteckte Mauer, so sehe ich jetzt im nachhinein.
Ich habe eine gute Portion Autist und arbeite am besten, wenn ich alleine bin. Wenn ich einen Kollegen dabei habe, denke ich immer mit, bei dem, was der gerade macht - man könnte sagen, es ist eine Kontrolle.
Nun gut, diese Arbeit allein, da kann ich so tief drin versinken, dass Leute ins Zimmer herein und herausspazieren, ohne dass ich es merke. Genauso wie hier, einen Beitrag schreiben. Meistens brauche ich eine halbe Stunde oder mehr. Und das sind Momente, da existiert die Zeit nicht für mich. Obwohl, heute habe ich viel geschrieben und auch dieses Mollath-Video von zwei Stunden gesehen und das war harte Arbeit. Weil es herauszufiltern galt, ob neue Information drin war, musste ich aufpassen wie ein Luchs. Und jetzt läuft es irgendwie stotternd.
Der Unterschied zwischen dem Zustand höchster Konzentration, in der das Zeitgefühl verloren geht, und dem Normalzustand:
Beim einen bin ich nur am Verfolgen dieses einen Gedankens oder der Gedankenkette, beim anderen denke ich in kurzen Abständen an verschiedene Dinge und auch daran, wie sie sich entwickeln könnten. Neulich schrieb hier jemand, dass das eigentlich das die Vorstufe zu Tagträumen ist. Vielleicht hat man ja in Wirklichkeit kein Zeitgefühl, sondern so eine Art Protokoll, und wenn man einschätzen will, wieviel Zeit vergangen ist, guckt man auf das Protokoll und das gibt einem zur Antwort, 2o Minuten oder eine halbe Stunde und wenn man einfach nur registrieren will, ob schon etwas Zeit verstrichen ist, guckt man, ob man zwischenzeitlich etwas anderes gedacht hat.
Früher, bevor es Betäubungsmittel gab, kriegten verwundete Soldaten eine Krankenschwester zum Händchenhalten, der wollte imponieren und verbiss sich die Schmerzen leichter, und der Arzt konnte besser dran rumschnippeln. Ein psychologischer Trick aus alter Zeit.
Was ich konkret gemacht habe, in der Bohrsituation, weiß ich nicht mehr, es hatte irgendwie Ähnlichkeit mit Meditation. Ah, es fällt mir wieder ein, der Doc hatte ein Bild an der Decke, aber ich guckte nicht dahin, sondern andere Sachen im Zimmer an. Und ich dachte an die Indianer. Der Doc hörte aber auch immer rechtzeitig auf, nur einmal zuckte ich mit einem Bein.
Es war heute wirklich viel. Ich habe gerade eine Minute Pause gemacht und mir wieder zurückgeholt, was mir heute aufgefallen ist an mir, nach über 40 Jahren. Als ich ungefähr 10 war, bekamen wir einen jungen Hund. Den zweiten. Der pisste natürlich ins Esszimmer. Und ich war am unbarmherzigsten dabei, ihn ständig zu beobachten und zu bestrafen, wenn er das machte. Natürlich hatte mich die Familie dazu angestachelt und ich war ja noch unkritisch. Ich frage mich, ob meine Sauberkeitserziehung, an die ich mich mittelbar erinnere, und mein Verhalten dem jungen Hund gegenüber irgendwie zusammenhängen.
Mittelbar heisst, ich sehe das Bild der Küche, in der ich aufgetopft sitze, und ich muss den Kopf in den Nacken legen, um zur Herdkante hochzuschauen. Und ich habe das Gefühl, dass ich irgendwo hinlaufen will und nicht darf.
Hm, ich habe noch das Bild, wie das Zimmer aussah, in dem das Kinderbett stand.Aber da ist die Erinnerung so, als ob ich im Arm getragen worden wäre, von oben herunter. Diese Erinnerung ist von einem unguten Gefühl begleitet, ich weiss, das Zimmer ist kalt und ich mag es nicht, ich will da nicht hin. Vielleicht habe ich protestiert, wenn ich in dieses Bett gelegt wurde, und deshalb diese Erinnerung.
Also, diese zweite Interpretation habe ich gerade eben das erste Mal aufgestellt, während ich über das andere Bild schon oft nachgedacht habe.
Ich denke, wenn man solche Sachen herausfindet über sich, dann ist das ein bischen Selbstanalyse.
Der Witz bei der ganzen Sache mit dem Bearbeiten der schlimmen Erfahrungen ist ja, dass es nicht darauf ankommt, die schlimme Sache 100% perfekt zu erzählen wie vor Gericht. Im Gegenteil, bei jedem Erzählen scheinen ein paar Prozent Schlimmheit verloren zu gehen, bis man sich letztendlich falsch erinnert, aber dafür ist man ja vielleicht geheilt? (Da habe ich neulich irgendwo einen Artikel dazu gelesen)
Mfg
haluro
kein Grund zum Zweifeln, dass der thread in unverständliche Höhen abhebt.
Diese Sitzungsperiode war ungefähr mit 25 bis 30 Jahren, also gerade zu der Zeit, in der mein Verstand zu funktionieren anfing.
Eine Analyse habe ich nicht gemacht, nur mal eine Gesprächstherapie angefangen, auch zu dieser Zeit. Es war sehr nett, trotzdem baute ich eine versteckte Mauer, so sehe ich jetzt im nachhinein.
Ich habe eine gute Portion Autist und arbeite am besten, wenn ich alleine bin. Wenn ich einen Kollegen dabei habe, denke ich immer mit, bei dem, was der gerade macht - man könnte sagen, es ist eine Kontrolle.
Nun gut, diese Arbeit allein, da kann ich so tief drin versinken, dass Leute ins Zimmer herein und herausspazieren, ohne dass ich es merke. Genauso wie hier, einen Beitrag schreiben. Meistens brauche ich eine halbe Stunde oder mehr. Und das sind Momente, da existiert die Zeit nicht für mich. Obwohl, heute habe ich viel geschrieben und auch dieses Mollath-Video von zwei Stunden gesehen und das war harte Arbeit. Weil es herauszufiltern galt, ob neue Information drin war, musste ich aufpassen wie ein Luchs. Und jetzt läuft es irgendwie stotternd.
Der Unterschied zwischen dem Zustand höchster Konzentration, in der das Zeitgefühl verloren geht, und dem Normalzustand:
Beim einen bin ich nur am Verfolgen dieses einen Gedankens oder der Gedankenkette, beim anderen denke ich in kurzen Abständen an verschiedene Dinge und auch daran, wie sie sich entwickeln könnten. Neulich schrieb hier jemand, dass das eigentlich das die Vorstufe zu Tagträumen ist. Vielleicht hat man ja in Wirklichkeit kein Zeitgefühl, sondern so eine Art Protokoll, und wenn man einschätzen will, wieviel Zeit vergangen ist, guckt man auf das Protokoll und das gibt einem zur Antwort, 2o Minuten oder eine halbe Stunde und wenn man einfach nur registrieren will, ob schon etwas Zeit verstrichen ist, guckt man, ob man zwischenzeitlich etwas anderes gedacht hat.
Früher, bevor es Betäubungsmittel gab, kriegten verwundete Soldaten eine Krankenschwester zum Händchenhalten, der wollte imponieren und verbiss sich die Schmerzen leichter, und der Arzt konnte besser dran rumschnippeln. Ein psychologischer Trick aus alter Zeit.
Was ich konkret gemacht habe, in der Bohrsituation, weiß ich nicht mehr, es hatte irgendwie Ähnlichkeit mit Meditation. Ah, es fällt mir wieder ein, der Doc hatte ein Bild an der Decke, aber ich guckte nicht dahin, sondern andere Sachen im Zimmer an. Und ich dachte an die Indianer. Der Doc hörte aber auch immer rechtzeitig auf, nur einmal zuckte ich mit einem Bein.
Es war heute wirklich viel. Ich habe gerade eine Minute Pause gemacht und mir wieder zurückgeholt, was mir heute aufgefallen ist an mir, nach über 40 Jahren. Als ich ungefähr 10 war, bekamen wir einen jungen Hund. Den zweiten. Der pisste natürlich ins Esszimmer. Und ich war am unbarmherzigsten dabei, ihn ständig zu beobachten und zu bestrafen, wenn er das machte. Natürlich hatte mich die Familie dazu angestachelt und ich war ja noch unkritisch. Ich frage mich, ob meine Sauberkeitserziehung, an die ich mich mittelbar erinnere, und mein Verhalten dem jungen Hund gegenüber irgendwie zusammenhängen.
Mittelbar heisst, ich sehe das Bild der Küche, in der ich aufgetopft sitze, und ich muss den Kopf in den Nacken legen, um zur Herdkante hochzuschauen. Und ich habe das Gefühl, dass ich irgendwo hinlaufen will und nicht darf.
Hm, ich habe noch das Bild, wie das Zimmer aussah, in dem das Kinderbett stand.Aber da ist die Erinnerung so, als ob ich im Arm getragen worden wäre, von oben herunter. Diese Erinnerung ist von einem unguten Gefühl begleitet, ich weiss, das Zimmer ist kalt und ich mag es nicht, ich will da nicht hin. Vielleicht habe ich protestiert, wenn ich in dieses Bett gelegt wurde, und deshalb diese Erinnerung.
Also, diese zweite Interpretation habe ich gerade eben das erste Mal aufgestellt, während ich über das andere Bild schon oft nachgedacht habe.
Ich denke, wenn man solche Sachen herausfindet über sich, dann ist das ein bischen Selbstanalyse.
Der Witz bei der ganzen Sache mit dem Bearbeiten der schlimmen Erfahrungen ist ja, dass es nicht darauf ankommt, die schlimme Sache 100% perfekt zu erzählen wie vor Gericht. Im Gegenteil, bei jedem Erzählen scheinen ein paar Prozent Schlimmheit verloren zu gehen, bis man sich letztendlich falsch erinnert, aber dafür ist man ja vielleicht geheilt? (Da habe ich neulich irgendwo einen Artikel dazu gelesen)
Mfg
haluro
Hallo haluro,
am Umfang deines Beitrags könntest du erkennen, was das Denken mit dir macht. Sehr detailverliebt schreibst du wie ein Schriftsteller.
Statt der Seele zu vertrauen und das Wesen der Dinge zu sehen, analysierst du.
Lauter unbeantwortete Fragen entstehen, denn jede Frage endet mit einem Fragezeichen.
Gruß
leapy
am Umfang deines Beitrags könntest du erkennen, was das Denken mit dir macht. Sehr detailverliebt schreibst du wie ein Schriftsteller.
Statt der Seele zu vertrauen und das Wesen der Dinge zu sehen, analysierst du.
Lauter unbeantwortete Fragen entstehen, denn jede Frage endet mit einem Fragezeichen.
Gruß
leapy
hallo haluro,
mit den erinnerungen läuft das anders bei mir. die sind da, sogar aus sehr frühen jahren. ich vermute mal, es ist eher das falsche bewerten dieser erinnerungen, die sie jetzt wieder so präsent werden lassen. früher habe ich tatsächlich einfach nur den umständen bzw. mir die ursachen zu geschrieben. so langsam beschleicht mich aber das gefühl, dass es tatsächlich meine eltern und andere erwachsene waren, die mich als kind hätten anders behandeln können, und das meine gefühle damals vielleicht doch nicht so verkehrt gewesen sind.
daraus wiederum erfolgt für mich dann der schluss, dass ich einiges von meinem jetzigen verhalten ja nicht mehr benötige, weil es nun andere umstände, voraussetzungen, abhängigkeiten gibt. ich könnte meinen gefühlen im jetzt demzufolge trauen und daraus meine bedürfnisse sowie die handlungskonsequenz ableiten.
ich möchte lernen, meinen gefühlen und daraus resultierende bedürfnisse neu zu bewerten und vor allem ihnen erstmal zu vertrauen. das führt dann zu großer unsicherheit, woraus wieder entscheidungsunfähigkeit entsteht und und und... da hängt ja ein rattenschwanz mit dran.
wie das jetzt da rein gebastelt werden könnte, finde ich schon irgendwie spannend. vielleicht gar nicht mehr darüber nachdenken, solange es nicht präsent ist, sondern einfach akzeptieren, mit einem "es ist so". wobei es ja diesen grundsatz gibt: aus der vergangenheit lernen, um nicht die selben fehler in der zukunft zu machen. hm... weiterhin drüber grübeln werde.
erinnerungen durch ein erzählen verändern, würde ich als grenzüberschreitung wahrnehmen. ich mag es nicht manipuliert zu werden, auch nicht von mir selber.
hallo leapy,
was ist an fragen verkehrt? durch fragen kann man zu antworten gelangen. antworten sind wissen. wissen ist macht und macht vielleicht eine veränderung möglich. ein fortschritt sozusagen. oder ist das auch wieder zu viel denken?
dein konzept erschliesst sich für mich noch nicht richtig. Magst du nochmal mehr erklären?
freundliche grüße an euch beide,
nettasch
mit den erinnerungen läuft das anders bei mir. die sind da, sogar aus sehr frühen jahren. ich vermute mal, es ist eher das falsche bewerten dieser erinnerungen, die sie jetzt wieder so präsent werden lassen. früher habe ich tatsächlich einfach nur den umständen bzw. mir die ursachen zu geschrieben. so langsam beschleicht mich aber das gefühl, dass es tatsächlich meine eltern und andere erwachsene waren, die mich als kind hätten anders behandeln können, und das meine gefühle damals vielleicht doch nicht so verkehrt gewesen sind.
daraus wiederum erfolgt für mich dann der schluss, dass ich einiges von meinem jetzigen verhalten ja nicht mehr benötige, weil es nun andere umstände, voraussetzungen, abhängigkeiten gibt. ich könnte meinen gefühlen im jetzt demzufolge trauen und daraus meine bedürfnisse sowie die handlungskonsequenz ableiten.
ich möchte lernen, meinen gefühlen und daraus resultierende bedürfnisse neu zu bewerten und vor allem ihnen erstmal zu vertrauen. das führt dann zu großer unsicherheit, woraus wieder entscheidungsunfähigkeit entsteht und und und... da hängt ja ein rattenschwanz mit dran.
wie das jetzt da rein gebastelt werden könnte, finde ich schon irgendwie spannend. vielleicht gar nicht mehr darüber nachdenken, solange es nicht präsent ist, sondern einfach akzeptieren, mit einem "es ist so". wobei es ja diesen grundsatz gibt: aus der vergangenheit lernen, um nicht die selben fehler in der zukunft zu machen. hm... weiterhin drüber grübeln werde.
erinnerungen durch ein erzählen verändern, würde ich als grenzüberschreitung wahrnehmen. ich mag es nicht manipuliert zu werden, auch nicht von mir selber.
hallo leapy,
was ist an fragen verkehrt? durch fragen kann man zu antworten gelangen. antworten sind wissen. wissen ist macht und macht vielleicht eine veränderung möglich. ein fortschritt sozusagen. oder ist das auch wieder zu viel denken?
dein konzept erschliesst sich für mich noch nicht richtig. Magst du nochmal mehr erklären?
freundliche grüße an euch beide,
nettasch
Hallo leapy,
du hast Recht, ich analysiere. Und das ist meine große Schwäche, immer analysieren zu müssen, und da kommt die spontane, echte Regung meistens zu spät, im zwischenmenschlichen Bereich.
Um das abzustellen, sollte ich ständig einen leichten Zacken in der Krone haben oder etwas geraucht haben.
Mfg
haluro
du hast Recht, ich analysiere. Und das ist meine große Schwäche, immer analysieren zu müssen, und da kommt die spontane, echte Regung meistens zu spät, im zwischenmenschlichen Bereich.
Um das abzustellen, sollte ich ständig einen leichten Zacken in der Krone haben oder etwas geraucht haben.
Mfg
haluro
Hallo nettasch,
also du hast das total richtig verstanden, dieses Verändern der Erinnerungen ist eine neue Methode in der Traumatherapie, das von kanadischen Forschern eingesetzt wird. Ich glaube, es gibt ein Medikament, das den Vorgang unterstützt.
Nach der Schilderung eines Vietnam-Piloten bleiben die Erinnerungen an die tatsächlichen Ereignisse unverändert, bis auf ihre Bewertung. Er empfindet sie nicht mehr so schrecklich und er muss nicht immer daran denken.
Aber das ist ja ein Extremfall. Aber wieso sollte diese Veränderung nicht auch ohne Droge passieren, bloss halt nicht so deutlich?
Mfg
haluro
also du hast das total richtig verstanden, dieses Verändern der Erinnerungen ist eine neue Methode in der Traumatherapie, das von kanadischen Forschern eingesetzt wird. Ich glaube, es gibt ein Medikament, das den Vorgang unterstützt.
Nach der Schilderung eines Vietnam-Piloten bleiben die Erinnerungen an die tatsächlichen Ereignisse unverändert, bis auf ihre Bewertung. Er empfindet sie nicht mehr so schrecklich und er muss nicht immer daran denken.
Aber das ist ja ein Extremfall. Aber wieso sollte diese Veränderung nicht auch ohne Droge passieren, bloss halt nicht so deutlich?
Mfg
haluro
Hallo haluro,
hallo nettasch,
ich glaube es geht um die Vorstellung, was ich gemeint habe.
Mir ist da heute noch etwas eingefallen. Im Tornado herrscht im Auge Windstille. Stellt euch vor, im Kopf wäre Windstille, dann könnte draussen in der Welt ruhig Sturm sein. Man bliebe ruhig. Vielleicht kann man die Gedanken als Sturm, als Tornado, bezeichnen.
1,5 Stunden auf dem hintern sitzen und nichts denken, nur schauen. Das kann man z.B. bei Williges Jäger lernen.
Gruß leapy
hallo nettasch,
ich glaube es geht um die Vorstellung, was ich gemeint habe.
Mir ist da heute noch etwas eingefallen. Im Tornado herrscht im Auge Windstille. Stellt euch vor, im Kopf wäre Windstille, dann könnte draussen in der Welt ruhig Sturm sein. Man bliebe ruhig. Vielleicht kann man die Gedanken als Sturm, als Tornado, bezeichnen.
1,5 Stunden auf dem hintern sitzen und nichts denken, nur schauen. Das kann man z.B. bei Williges Jäger lernen.
Gruß leapy
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