analytische Therapie im Alter 50+

Hier können Sie Ihre Fragen rund um die Rahmenbedingungen von Psychotherapie (Methoden, Ablauf usw.) anbringen.

kaja
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Beitrag Do., 08.08.2013, 08:44

Die Darstellung klingt für mich : Analyse ist nur etwas für geschiedene Akademikerinnen mit Kindern die kurz vor der Menopause stehen und in der Sinnkrise stecken

Ernsthaft, das halte ich für nicht zutreffend und es klingt zum Teil auch äußerst arrogant.
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Tristezza
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Beitrag Do., 08.08.2013, 08:46

titus2 hat geschrieben:Ja, Tristezza, WÜNSCHEN würde ich mir auch, dass ich sie früher gemacht hätte. Einfach, weil das bedeutet hätte, dass man länger was davon hat... Aber hast du dich auch mal gefragt, ob du vor 20 Jahren dieselben Voraussetzungen mitgebracht hättest?
Ich war damals instabiler als jetzt. Die Analyse wäre bestimmt komplizierter verlaufen, mit häufigeren Abstürzen als jetzt. Aber letztlich hätte sie mir vielleicht viele Klinikaufenthalte erspart, weil ich früher stabil geworden wäre, und ich hätte mir noch ein halbwegs glamouröses Leben aufbauen können ...


leberblümchen
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Beitrag Do., 08.08.2013, 08:53

Klar, kaja, dass dieser Vorwurf kommt. Du begehst aber den Fehler, mir zu unterstellen, ich würde Analysen ausschließlich für hochbegabte Akademiker propagieren - und klar auch, dass dir natürlich nun jeder für dafür dankt, das zu kritisieren Aber wir sind ja hier nicht im Wahlkampf, und insofern darf man wohl die Wahrheit sagen, und die sieht so aus, dass Analysen mehrheitlich von Akademikern oder 'gescheiterten' Akademikern gemacht werden. Das kannst du gerne bedauern, aber damit änderst du die Fakten ja nicht.

Hier ging es um die Frage, ob Analysen auch für ältere Menschen sinnvoll sein können - und damit hängt NATÜRLICH zwingend auch die Feststellung zusammen, dass es Akademiker sind, die erst später ins Berufsleben einsteigen und auch später Kinder bekommen, später heiraten (wenn überhaupt), sich später binden und entsprechend auch später erst an dem Punkt sind, an dem sie sich fragen: "Und nun?"

Ich hab keine Ahnung, ob Pinguin Pit überhaupt Akademikerin ist, aber sie schrieb ja sehr schön, dass bisher andere Dinge eben wichtiger waren.

Wenn es nach mir ginge - was es nicht tut... -, fänd ich es schön, wenn man sich mal wieder auf das Thema des Threads besinnen könnte, nämlich den Zusammenhang zwischen Alter und Analyse'fähigkeit'.


leberblümchen
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Beitrag Do., 08.08.2013, 08:55

Und jetzt, Tristezza, kannst du dir kein glamuröses Leben mehr aufbauen? Ist jetzt durchaus ernst gemeint, die Frage, übrigens: Fühlst du dich zu alt, um von der Analyse wirklich profitieren zu können?

Meinst du wirklich, du wärest mit 30 so weit gewesen, deine eigene Geschichte zu 'ertragen' und zu verdauen?

Maika, ich kann mich nicht erinnern, von so jungen 'erfolgreichen' Analysanden gelesen zu haben - was nichts heißen muss, denn ich lerne die - ohnehin nie zutreffenden - Altersangaben nicht auswendig, meine aber, dass der Durchschnitt eher bei +40 liegt.

Was das 'hohe' Alter betrifft: Wie gesagt, wirtschaftlich ist das durchaus nachvollziehbar: Je aufwendiger eine Therapie ist, desto höher muss der Nutzen sein, damit die Bilanz positiv ausfällt. Das ist dieselbe Diskussion wie mit den Hüftgelenken. Ethisch sieht das natürlich anders aus.

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kaja
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Beitrag Do., 08.08.2013, 09:07

Ich begehe keinen Fehler indem ich meine Sicht der Dinge äussere. Nebenbei bemerkt teile ich hier nicht als einzige deine Sicht nicht.
Die Frage war ja nicht ob hauptsächlich Akademiker oder gescheiterte Akademiker eine Anlyse machen KÖNNEN, sondern was grundsätzlich möglich ist.

Meine Meinung dazu nach wie vor : Analyse hat keine Altersgrenzen.Weder nach oben noch nach unten, sondern hängt von den Kapazitäten desjenigen ab der sie machen möchte.
Da man mit dem Alter nicht automatisch auch an geistiger Reife gewinnt, ist es kein Kriterium für das Beginnen einer Analyse.
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leberblümchen
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Beitrag Do., 08.08.2013, 09:11

Die Frage, ob du die Einzige bist, die eine bestimmte Meinung hat, untermauert deren Richtigkeit wohl eher nicht.

Wenn A sagt: "Heute regnet es", dann ist es irgendwie seltsam, wenn B erwidert: "Warum findest du es gut, dass es regnet?"

Aber von meiner Seite ist das OT hier beendet.

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Tristezza
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Beitrag Do., 08.08.2013, 09:13

titus2 hat geschrieben:Und jetzt, Tristezza, kannst du dir kein glamuröses Leben mehr aufbauen? Ist jetzt durchaus ernst gemeint, die Frage, übrigens: Fühlst du dich zu alt, um von der Analyse wirklich profitieren zu können?
Meinst du wirklich, du wärest mit 30 so weit gewesen, deine eigene Geschichte zu 'ertragen' und zu verdauen?
Für manche Dinge ist der Zug jetzt einfach abgefahren. Sich eine berufliche Karriere aufzubauen, eine Familie zu gründen ... eine erfolgreiche Analyse hätte dafür eventuell bessere Voraussetzungen geschaffen. Mit meiner eigenen Geschichte musste ich mich ja schon ab Anfang 20 in anderen Therapien auseinandersetzen. Und mit der Frage nach dem Sinn des Lebens, insbesondere meines eigenen, habe ich mich mehr oder weniger auseinandergesetzt, seitdem ich denken kann...


kaja
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Beitrag Do., 08.08.2013, 09:15

Es zeigt das andere Menschen ähnliche Gedankengänge haben. Mich jetzt schulmeistern zu wollen bestätigt meine These eher.
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ENA
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Beitrag Do., 08.08.2013, 09:17

Vielleicht ist es untergangen, weil ich den Nachtrag später gesetzt habe, vielleicht wollte man auch nicht reagieren. Da das aber nun passt, vielleicht nochmal:
Ich finde sehr wohl, dass auch Leute ohne Kinder, ohne hohe Bildung (manche könnten es nämlich vom Kopf vielleicht, haben es aber aus anderen Gründen nicht getan) und mit 30 und darunter eine Analyse machen können und sich mit sich auseinander setzen können. Ansonsten bräuchte es ja schon fast gar keine Therapieversuche mehr U 30 zu geben oder höchstens mit Therapieformen die....vielleicht....manchmal....als weniger anspruchsvoll angesehen werden als die Analyse?
...und das finde ich dann ungerecht all denen gegenüber, die sich sehr wohl schon früh mit ihrer Scheiße auseinander setzen mussten, weil sie eben schon früh darin steckten. ...und nicht jeder bearbeitet seine hammerharten Themen mit einer Analyse und kann dennoch mehr oder minder erfolgreich durchs Leben gehen (und auch nach einer Analyse ist man noch nicht fertig, ich habe es letztens erst wieder hier im Forum gelesen).
...und sich mit Sinn und Hintergründen beschäftigen,...dass tun selbst Leute, die nie im Leben eine Therapie gemacht haben oder so weit unten sind, dass grade ganz andere Sachen wichtig sind, die eben auch existenziell sind.

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hopelife
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Beitrag Do., 08.08.2013, 09:20

also hier treffen ja drei Meinungsgenerationen zusammen, demnach kann man vielleicht nicht beurteilen, wann das richtige Alter dafür gekommen ist oder? Im Forum ist mir aber aufgefallen, dass die älte Generation weitaus mehr von der Analyse profitiert, wo die jüngere Generation oft innerhalb der Analyse viele Krisen hat und mir von dem was ich bisher hier oft lesen konnte, nicht unbedingt geeignet erschien.

Weil es doch noch die extreme suche nach einer Kompensation innere leere auszugleichen mit einer Ersatzperon und weniger das Fahrtticket für die Gestaltung eines neuen Lebens nach der Analyse.
Zuletzt geändert von hopelife am Do., 08.08.2013, 09:27, insgesamt 3-mal geändert.
es wäre heute nicht so wie es ist,
wäre es damals nichts gewesen wie es war!


leberblümchen
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Beitrag Do., 08.08.2013, 09:22

Wenn ich mal von mir persönlich ausgehe: Meine wirklich sehr zaghaften Versuche, zwischen 20 und 25 meine Probleme zu beseitigen, liefen eigentlich immer darauf hinaus, dass man mir praktische Tipps gegeben hat: Selbsthilfegruppe, an was Schönes denken, Schilddrüsenwerte ständig überprüfen, empfohlene VT - immer wirkte es auf mich so: "Nun machen Sie mal was mit Ihrem Leben" - wobei ich auch nie an einen Analytiker geraten bin. Aber es hatte immer so was von: "So schwer kann das doch wohl nicht sein" - weil die äußeren Umstände eben auch so nach 'Aufbruchstimmung' aussahen. Und es ist immer dieses "werden Sie erst mal erwachsen" mitgeschwungen. Ich war dann auch wirklich unerwachsen und wartete auf irgendwas.

Wenn ich nun meine Analyse betrachte, stelle ich fest, dass ich mit meiner Haltung von damals wohl viel öfter ausgerastet wäre, so von wegen: "Was denkt der sich eigentlich??!!" - während ich erst heute in der Lage bin, viel mehr Zusammenhänge zu erkennen. Meine Erwartung an das Leben war damals: "Nun mach mich mal glücklich!" - und heute ist es eher die Frage, was ich selbst tun kann.

Da ich ja in der Uni fast ausschließlich - abgesehen von den Dozenten - von jungen Leuten umgeben bin, erkenne ich da auch vieles wieder; so nehme ich an, dass es nicht meine eigene Unreife war, sondern einfach die Tatsache, dass ein Mensch mit Mitte 20 andere Dinge im Kopf hat als mit Mitte 40.

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ENA
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Beitrag Do., 08.08.2013, 09:28

Ja, aber das sind ja Haltungen von Außen, Sachen die einem von Außen gesagt werden (die ich übrigens leider auch kenne . Kann ja eine Weile ganz hilfreich sein, aber irgendwann kommt man sich da mitunter auch ein bisschen doof vor mit diesem :sie müssen ja nur...., machen sie mal.... . Als wäre man noch nie selber auf die Idee gekommen!!! ). Also dieses "Selbsthilfegruppe, an was Schönes denken, "etc. .

...und das sind doch auch die Fragen nach dem, was man selber tun kann und weniger, dass andere einen glücklich machen. Von daher passt es dann doch auch wieder zur heutigen Situation, nur dass die Art der Herangehensweise, auch von den anderen, damals anders war.


leberblümchen
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Beitrag Do., 08.08.2013, 09:32

Ich würde auch denken - übrigens, wirklich ein spannendes Thema, Pinguin Pit, auch wenn wir von dir persönlich etwas abgekommen sind -, dass die eigene innere Hürde, eine Analyse zu beginnen, doch recht hoch ist. Ich kenne niemanden, der das so in vergleichsweise jungen Jahren mal eben für sich beschlossen hätte, so wie man in einen Sportverein eintritt oder einen VHS-Kurs besucht. Ich glaube, davor steht immer ein recht langer Leidensweg - was wiederum die Motivation erhöht, WENN man sich denn endlich mal dazu durchgerungen hat.

Irgendwann aber, so scheint es, kommt der Punkt, an dem man feststellt, das alle anderen Versuche, dem Leben einen Sinn und die nötige Wendung zu geben, gescheitert sind. Und dann kommt halt die Analyse - da ist man dann nun mal älter.

Ich lese hier eher selten von Fällen, bei denen die Analyse der Anfang der Therapie-'Laufbahn' war. Fast so, als sei das etwas, das man halt notwendigerweise in Kauf nimmt, wenn alle anderen Ausbesserungsversuche ergebnislos geblieben sind. Wer legt sich denn schon freiwillig auf die Couch? Mir fällt jetzt niemand ein, der 'scharf' auf diese Therapieform gewesen wäre, bevor sie denn losging...

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ENA
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Beitrag Do., 08.08.2013, 09:40

...aber jemand, der ne Traumatherapie macht, kann doch auch einen langen Leidensweg haben. Da braucht es doch nicht speziell eine Analyse für. Es gibt doch so unzählig viele Therapierichtungen, die wirksam sein können, wobei ja leider nur drei Richtungen hier von der KK übernommen werden.
...oder eine Borderlinerin, die im DBT-Programm ist? Hat die weniger oder weniger lange gelitten?...und DBT ist wirklich nicht ohne, wenn ich die ganzen Regeln sehe!!!

Das, was ich wirklich als Hürde sehen, eine Alltagshürde, ist vor allen Dingen die Zeit. Man muss schon enorm viel Zeit haben und Zeit aufbringen können, um eine Analyse machen zu können. Mir wäre das, wie gesagt, zuviel, drei-bis viermal in der Woche nach der Arbeit noch bei einem Analytiker aufzulaufen. Dann habe ich ja fast gar nichts mehr außer Arbeit, Schlafen und Therapie!!!!...und irgendwie: das kann es dann (für mich) über Jahre hinweg auch nicht sein, zumal ich ja eben auch noch was Anderes für mich suche und die Arbeit eher belastend für mich ist (bis auf den Lebenslauf und das Geld). Also muss doch der Weg auch zu etwas anderem hinführen, als über Jahre hinweg die größte Zahl an Arbeitstagen in der Woche, nach der Arbeit, auch noch mit Therapie zu belegen. ...und dann nach Hause zu kommen und dann ist auch keiner da, wird auch keiner kommen, da ich ja kaum Zeit habe, etwas Anderes für mich zu suchen.

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hopelife
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Beitrag Do., 08.08.2013, 09:41

ich denke auch, dass ein niedriger Bildungsgrad kein Hindernis für eine Analyse ist aber...
Hab aber auch schon oft gehört, dass die meisten mit einem niedrigen Bildungsgrad überhaupt keine Analyse machen wollen oder nicht mal ansatzweise daran denken. Meistens sind es Studenten oder auch Akademiker oder auch einfach sehr reflektierte Menschen, die eine Analyse machen.
Also in den Kliniken in denen ich mal war, war deutlich zu erkennen, dass die meisten die hochgradige Probleme mit sich selbst hatten auch sehr gebildet und intelligent waren. In unseren Gesprächsrunden saßen immer nur Menschen, die manchmal schlauer waren als der Therapeut selbst.
Als ich noch ganz jung war bin ich sogar eingeschlafen, weil ich mich dafür überhaupt noch nicht interessiert habe sich in der Intensität mit mir auseinander zusetzen. Vielleicht auch Schutz vor einer Überflutung.
es wäre heute nicht so wie es ist,
wäre es damals nichts gewesen wie es war!

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