Warum heilt das nie?

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Lumpie55
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Beitrag Sa., 18.05.2013, 09:44

RTRV hat geschrieben:Auf das Jetzt und Hier zu schauen und den Rest zu verdrängen wird dich nur leider auf die Dauer nicht glücklich machen. Theoretisch solltest du beides betrachten. Von dem glücklichen hier und jetzt in die Vergangenheit schauen.

Auch meine Psy hat mir Geschichten rausgeluchst, Menschen rausgeluchst, die ich nicht soooo positiv gesehen habe, wenn ich sie nicht überhaupt übergangen habe! Die Kleinigkeiten, die doch gut waren, helfen aber mit, den Rest auch betrachten zu können. Und erst wenn man alles durchgegangen ist, wenn man weiß JETZT gibt es nichts neues, es kann nichts mehr an die Oberfläche kommen, dass schmerzt und man nicht schon kennt, dann geht es bergauf!
Hallo, ich verdränge DAS nicht, nein ich rutsche oft, sicher zu oft in die Traumaursachenzeit ab (meine Mutter befindet sich wohl dauerhaft dort) und versuche das aufzuarbeiten, was mir ja auch zum Teil gelingt.
Meine Psychologin bestätigt mir ja auch die großen Fortschritte der letzten Jahre.
Vor noch gut 10 Jahren war ich nicht in der Lage einem Blickkontakte stand zu halten, heute für mich selbstverständlich.
Du schreibst oben das "JETZT"!!! ja und bei mir stehen wohl noch Dinge an die DA sind, ja ich sage immer "schau ich hin ist es weg, schau ich weg ist es da".
Meine Angst und Vermutung ist ja das DAS/DER/DIE (MissbrauchGRENZE) nicht nur wie ich bis jetzt weiß leicht, sondern vielleicht sehr weit überschritten wurde.
Ich auch Dinge sehen musste die ein Kind eigentlich nicht sehen sollte und ich vielleicht sogar mehr sehen musste als ich ertragen konnte und es deshalb ausgeblendet habe und das aber .... einblenden muss um es verarbeiten zu können ... wenn das überhaupt möglich ist.
Je später der Tag, desto länger die Schatten

*Lumpie55*

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ziegenkind
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Beitrag Sa., 18.05.2013, 09:57

lumpie, es ist möglich, kann ich dir aus eigener erfahrung sagen. aber das dauert, bei mir mehrerere jahre. es brauchte für mich das gefühl, es ist jemand eben mir, meine therapeuin, der ich vertraue, die läuft nicht weg, die relativiert nicht, die hält auch aus und kippt nicht um. das vertrauen hat sich bei mir im zeitlupntempo entwickelt, vielleicht auch deshalb, weil ich wusste so halb bewusst, wenn ich vertraue, dann kommen die bilder, dann muss ich da ran. aber jetzt, wo die therapeutische beziehung stabil ist, wird vieles klarer, erinnerbarer...und, das ist hart, aber sehr, sehr gut. etwas, das wie ein drohender scharfkantiger felsen unter wasser lauerte, kommt jetzt hoch. ich kann ihn abschleifen, für mich begehbar machen. ich kann den fels auch nutzen, um was zu bauen. ich weiß z.B. , dass mich das überstehen von all dem stark gemacht hab. das gehört zu mir, diese stärke, das ist AUCH eine ressource..
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Lumpie55
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Beitrag Sa., 18.05.2013, 10:19

Ja Ziegenkind, wie ich schrieb ist es zeitmäßig bissel knapp und für solche Zeilen möchte ich mir Zeit nehmen (ich bin ohnehin nicht der Schnellste ), deshalb später sicher etwas mehr.
ABER, Deine Signatur hat es mir angetan, die muss ich wirklich mal Schluckweise in mir aufnehmen.
ÜBRIGENS FÜR ALLE:
Ein frohes Pfingstfest
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Lumpie55
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Beitrag Di., 10.09.2024, 14:25

Lumpie55 hat geschrieben: Do., 16.05.2013, 13:51 Vielleicht ist es jetzt auch ein nicht günstiger Zeitpunkt danach zu suchen, weil ich eben wieder einmal "gefangen" bin, trotz der Sache das ich diese Woche noch positiven Besuch habe und mich nun schon die zweite Woche über meinen Enkel freue ... dem ich von tiefstem Herzen wünsche DAS niemals erfahren zu müssen.
Das was ich für mich immer als positiv empfinde ist das ich der bin welcher von meiner Sippe aus diesem Kreis ausgbrochen bin, aufgestanden bin, als einziger Nachkommen habe UND ICH BIN im 27sten Jahr TROCKENER ALKOHOLIKER!!!!!! DARAUF BIN ICH STOLZ; DAS IST POSITIV
Ich weiß jetzt nicht einmal ob es richtig ist auf meinen eigenen Beitrag hier zu antworten nachdem ich viele Jahre hier nicht aktiv war und eigentlich nur mal den einloggtest machte ... ABER da ich hier von meinen 27 Jahren Trockenheit las nun stolz verkünden kann dass es nächsten Monat 38 Jahre werden und dies trotz eines harten Schicksalsschlags vor zwei Monaten mit offenem Ausgang ... und ich merke gerade beim schreiben das ich wohl nicht aus purem Zufall den Weg hier her (zurück) fand.
Je später der Tag, desto länger die Schatten

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Sinarellas
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Beitrag Di., 10.09.2024, 14:49

Du schreibst du hast (oder hattest mittlerweile?) eine Psychologin, hast du denn eine ambulante Psychotherapie mit Fokus auf Trauma? EMDR und Co. ? (habe es nicht geschafft alles durchzulesen, daher verzeih, falls du es bereits geschrieben hast).
Gratulation zu der Bombenleistung, ich ziehe meinen imaginären Hut vor dir.
..:..

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Lumpie55
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Beitrag Di., 10.09.2024, 15:14

Danke für Deine Antwort, ja ich hatte über 25 Jahre eine sehr gute Therapeutin welche aber vor kurzem in ihren verdienten Ruhestand ging und ich heute eigentlich auf sicheren Füßen stehe weiß aber das meine Depressionen und Persönlichkeitsstörungen nur schlafen.
In diesen Tagen merke ich aber auch wie wichtig meine Therapien waren den uns ereilte eine böse Sache, unseren Sohn ereilte ein sehr schwerer Unfall und er liegt seid vielen Wochen im Koma und wir wissen nicht wie sich das entwickelt, die Ärzte können nichts sagen ehe er vielleicht eine Reaktion nach außen geben kann.
Leider liegt er in einer Klinik über 300 Kilometer entfernt, wir haben kein Auto mehr, meine Frau hatte selbst eine OP und jetzt Reha hinter sich.
Ich war zweimal in der Klink, einmal eine Tour mit der Bahn (ohne Kommentar!) und einmal mit unserem zweiten Sohn, es ist schlimm das eigene Kind (ja auch mit 45 ist und bleibt es unser Kind) so da liegen zu sehen, schlafend, mal Augen auf und nicht wissen ob er mich sah, erkannte? und keine Reaktion zeigte.
Ich merke es kostet viel Kraft, raubt Schlaf und läuft trotz das ich stabil bin wie eine unsichtbare Matrix neben mir her.
Meine Frau konnte ihn noch nicht einmal sehen, dass wird erst im Oktober ... ich habe Angst das sie das nicht erträgt und erträgt sie es nicht fürchte ich das es mich mit reißt und meine Depression aus ihrem Schlaf holt ... hachja, ich glaube immer mehr das mein einloggtest kein Zufall war.
Je später der Tag, desto länger die Schatten

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Sinarellas
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Beitrag Di., 10.09.2024, 15:32

das tut mir sehr leid, bleib weiterhin tapfer für ihn und für dich und ja sie hören und bekommen etwas mit, immer viel reden, singen, musik, kinderlieder all das wenn du ihn siehst.
Geh immer mit Unterstützung, so oft es dir körperlich möglich ist, was wird, zeigt die Zeit und dann vertraue auf dich, dass du die richtigen Entscheidungen für dich und deine Lieben fällst. Vielleicht auch mit psychologischer Stütze, SPDi, Nummer gegen Kummer, Hilfetelefon / Chat.
..:..

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Lumpie55
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Beitrag Di., 10.09.2024, 15:45

Danke, ja was Du schreibst ... ich habe ihm erzählt von zu Hause, von seinen Klassenkameraden (sie haben immer noch guten Kontakt), von "Muddi" vom Wellensittich, das wir wieder zusammen kochen und essen werden, habe gesagt wenn er möchte lese ich ihm Hänsel und Gretel vor (das konnte er als Kind 10 mal hintereinander hören :lol: ) ... ja ich denke das ich da schon richtig lag, fühlte mich sicher und stabil, ich glaube ich bin es auch immer noch, aber in so einer für uns Eltern schlimmen Lage ist es auch normal wenn der Blues durch die Adern fließt
Wir hoffen, ich sehe den Silberstreif am Horizont seiner Genesung und an diesem möchte ich festhalten und glauben auch wenn es scher ... sehr schwer fällt.
Je später der Tag, desto länger die Schatten

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Kirchenmaus
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Beitrag Di., 10.09.2024, 17:55

Lumpie, das ist ja schrecklich. Mein Mitgefühl.
Bitte hole dir so viel Unterstützung, wie du bekommen kannst.

Respekt zur Abstinenz.
Es ist in Ordnung, mich zu akzeptieren.

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Lumpie55
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Beitrag Mo., 07.10.2024, 12:53

Wir waren dieses Wochenende, besser schon seid Freitag in der Klinik.
Genau heute vor drei Monaten geschah das Unglück, nun gibt es leise Hoffnung und seid ein paar Tagen nimmt er endlich Kontakt auf, er erkannte uns und begann leise einzelne Worte zu sprechen, ja auf Nachfrage erkannte sogar die Uhrzeit auf der analogen Zimmer Uhr.
Selbst sein Stationsarzt war überrascht als sein "Guten Morgen Herr XYZ" mit einem schwachen "morgen" beantwortet wurde.
Er kann sich zwar noch nicht aufrichten, bedeutete aber mit seinem Armen dass er eine Umarmung möchte, das tat wohl uns allen gut und zugleich weh.
Gleich wie, die Hoffnung ist zurück.
Je später der Tag, desto länger die Schatten

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Charlie Foxtrott
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Beitrag Di., 08.10.2024, 10:43

Hallo Lumpie,

ja, es war sehr wichtig, dass Du den Thread hervorgeholt hast, für Dich und auch für andere. Stößt Du mich doch auf ein Thema, das auch mir wichtig ist: Mütter, die Traumadumping bei ihren, ebenfalls belasteten, Kindern, betreiben. Ohne Rücksicht. In meinem Fall sogar am Abend vor einer Exposition in vivo. Hatte hinterher Gürtelrose vor Stress.
Ja, und nicht immer merkt man es gleich und wenn es einem hinterher schlecht geht, erntet man Unverständnis bis Aggression, ist mir nur zu vertraut.
Ich habe mir hier http://www.wieland-psychotherapie.de/aktuelles-2/ die besten Sätze zur Abgrenzung ausgedruckt und übe sie.
Unklar ist mir noch, ob man bei Angst/Traumabelastung (in unserem Fall der Mutter) mit Verständnis oder knallhart („stell dich gefälligst deinen Problemen, ich bin nicht deine Kotztüte“) reagiert.
Du hast so viel mehr Liebe und Kraft, was aus Deinen Worten über Deinen Sohn spricht + durchgehaltene Abstinenz. Pflege diese Quellen! Wünsche Euch alles Gute und weiterhin Kraft.
Übrigens nicht nur positive Kindheitsszenen (und wenns der Kaninchenstall, die Wiese, das Märchenbuch waren), sondern auch eine reale Entmachtung des Täters (verprügeln, festsetzen, „schäm dich!“ mit imaginären Helfern) werden imaginativ in der Therapie immer wieder geübt, hilft wirklich!
Gilt auch für „stille Täter“ wie unsere Mütter.

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