Was zählt alles zu SVV, wie verletzt ihr euch selbst?

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Dilemma
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Beitrag Do., 11.04.2013, 15:05

Interessantes Thema

Ich möchte noch anmerken, dass ich einige Verhalten für mich nicht wirklich als selbstschädigend oder selbstverletzend bezeichnen würde, sondern eher als Druckabbau und absolut hilfreich. Mein Umfeld hat dafür natürlich kein Verständnis und kann es einfach nicht nachvollziehen und hier entsteht dann erst wieder die Belastung für mich.

Als Beispiel möchte ich das Schneiden mit Rasierklingen auf der Haut einbringen. Ich versuche es immer so zu erklären, dass wenn z.B. jemand sehr starke Kopfschmerzen hat, eine Tablette dagegen nimmt. Wenn ich äußerlich völlig starr bin und innerlich total unruhig, dann benötige ich dieses Schneiden um diesen Druck abzubauen und aus dieser Starre zu kommen.
Den Schnitt spüre ich nicht, hilfreich ist es für mich zu sehen, wenn das Blut fließt. Danach geht es mir wieder gut, ich spüre eine enorme Ruhe in mir und bin auch äußerlich entspannt. Schlimm sind natürlich die Narben, die zurückbleiben, aber noch schlimmer ist das Entsetzen des Umfeldes. Hier kommt es dann bei mir zu Schamgefühlen. Zum Glück benötige ich diese Strategie höchstens 2 bis 3mal im Jahr. In diesen Momenten kann ich es dann nicht kontrollieren, ansonsten gelingt es mir. Auch wenn es immer ein Kampf ist.

Schlimmer finde ich mein Verhalten, dass es mir sehr schwer fällt, Hilfe einzufordern und ich lieber alles alleine aushalte. Mir gegenüber sehr hart und entwertend sein kann, unfähig für mich Mitgefühl zu empfinden. Früher auch im sexuellen Bereich, das hat sich aber seit Jahren erledigt. Wenn ich so überlege, gibt es enorm viele Verhaltensarten, um mich selbst zu verletzen. Eben aus meiner Unfähigkeit für mich zu sorgen und mich selbst zu achten .

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Traurige Seele
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Beitrag Do., 11.04.2013, 15:25

@ graue Seifenblase

Also ich habe mir auch schon oft Gedanken gemacht warum gerade die Hände die jeder sehen kann und nicht nur andere Stellen. Und ich denke schon dass es durch den Missbrauch kam. Nein in Therapie angesprochen habe ich diese Zusammenhänge noch nicht, da ich momentan nur Notfallstunden habe und erst ab 1 Juni (Gott sei dank) wöchentliche Termine habe, weil diese 3 bis 4 wöchentlichen Abstände fördern meine Autoaggression weil ich mit niemanden diese speziellen Dinge besprechen kann und irgendwann mein innerlicher Druck zu groß wird.
Aber es wird kommen und diese Traumaaufarbeitung wird sehr sehr hart werden. Ich nehm jetzt seit fast 7 Jahren ADs, seit der Geburt meines ersten Kindes. Ohne ADs geht es nimmer nicht mal in stabileren Zeiten. Mit meinem Mann bin ich im Sommer 14 Jahre zusammen und 7 verheiratet. Ja dann bist Du mit Deiner Freundin noch nicht so lange zusammen. Ist schon eine Belastung für die Beziehung.

Also ich hatte bis vor fast 2 Jahren 60 Stunden VT gemacht und mich recht gut stabilisiert dadurch scheinen jetzt wohl so viele Ressourcen geschaffen worden zu sein dass meine Seele die Traumas an die Oberfläche kommen lässt (So meine Thera).
Jetzt spricht meine Thera von einer Langzeittherapie die wir jetzt ja bald anfangen können. Sie hat mich aber schon gewarnt dass dabei auch viele Tiefs kommen werden. Das finde ich weniger schön.

LG TS
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ENA
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Beitrag Do., 11.04.2013, 18:12

Dilemma hat geschrieben:Ich möchte noch anmerken, dass ich einige Verhalten für mich nicht wirklich als selbstschädigend oder selbstverletzend bezeichnen würde, sondern eher als Druckabbau und absolut hilfreich. Mein Umfeld hat dafür natürlich kein Verständnis und kann es einfach nicht nachvollziehen und hier entsteht dann erst wieder die Belastung für mich.
Als Beispiel möchte ich das Schneiden mit Rasierklingen auf der Haut einbringen. Ich versuche es immer so zu erklären, dass wenn z.B. jemand sehr starke Kopfschmerzen hat, eine Tablette dagegen nimmt. Wenn ich äußerlich völlig starr bin und innerlich total unruhig, dann benötige ich dieses Schneiden um diesen Druck abzubauen und aus dieser Starre zu kommen.
Hm, da möchte ich noch was einbringen. Für mich hat das hier nämlich zwei Seiten. Das eine ist das Schneiden an sich. Damit verletzt man sich, seine Haut, seinen Körper. Das steht für mich ohne Zweifel!!!
Das Andere ist der Nutzen, den man daraus hat. ...und das kann neben der Verletzung durch aus auch erstmal etwas Positives haben: sich spüren können, Druck abbauen, sehen, dass man lebt (sonst würde kein Blut fließen, man ist lebendig).
Trotzdem ist und bleibt es für mich eine (Selbst-) Verletzung! (Denn: würde man seine Haut nicht verletzen, würde auch kein Blut fließen. Würde man sich nicht verletzen, würde es auch nicht weh tun. Schmerz ist auch ein Warnsignal dafür, dass etwas nicht stimmt (Ja, ich weiß. Es gibt auch Leute, die spüren diesen Schmerz nicht, aber biologisch normal ist, dass es schmerzt, wenn die Haut verletzt wird, man sich stößt, sticht, etc., denn: Warnsignal))

Betrachte ich dann anderen Formen wie Beißen oder Schlagen: Auch das tut weh, blutet aber nicht unbedingt. Das gibt vielleicht Biss-Spüren, blauen Flecken. Manchmal noch nicht mal das. Trotzdem tut es weh und trotzdem sehe ich es als Verletzung, als Selbstschädigung an (auch seelisch), auch, wenn mir klar hat, dass es einen Hintergrund bzw. einen "Nutzen", wie auch immer man ihn in dem Moment oder später bewerten will, hat.

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CrazyChild
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Beitrag Do., 11.04.2013, 20:52

Ich verletze mich selbst seit ich 15 bin. Mal mehr mal weniger, je nach Stimmungslage. Ich schneide nur an den Unterarmen. Nicht so tief. Wenn das Blut richtig fließt beruhigt es mich. Im Laufe der Zeit hat es sich zu einer regelrechten Sucht entwickelt. Die Narben stehen für meine inneren, seelischen Verletzungen die mir zugefügt wurden und die ich nicht vergessen kann.
LG, CrazyChild

***stay strong***

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Dampfnudel
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Beitrag Do., 11.04.2013, 21:02

Liebe Traurige Seele,

das mit den Händen kann sicherlich mit dem Missbrauch zusammenhängen, muss aber nicht. Ich mach das auch bzw. habe es jahrelang gemacht. Inzwischen habe ich es meistens im Griff, gestern war mal eine kleine Ausnahme, aber die erste seit ganz schön langer Zeit. Aber ich bin meines Wissens nach nicht missbraucht worden. Ich weiß allerdings auch keine andere Erklärung, also, ich hab keine Ahnung, wie ich dazu gekommen bin.

Ich wünsche Dir alles Gute für die Langzeittherapie!!!

Liebe Grüße
Dampfnudel
Alles hat seine Zeit.

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Chakotay
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Beiträge: 243

Beitrag Do., 11.04.2013, 21:08

Ein interessanter Thread, danke!
Gibt es hier vielleicht jemanden, der erst spät im Erwachsenenleben angefangen hat, sich selbst zu verletzen? Meistens, wie auch CrazyChild schreibt, beginnt es ja in der Phase der Pubertät und hält sich dann je nachdem unterschiedlich lang.
Ich selbst hatte eine traumabedingte psychogene Anmnesie über gut 2 Jahrzehnte; als die Traumata dann durchbrachen, kam es bei mir zu SVV (nicht schwerwiegend, sobald Blut fließt, ist es okay ), wenn ich tief dissoziiere. Dieses Verhalten habe ich aber in meiner Kindheit und Jugend nie gezeigt...
Wenn ich mich niederwerfen würde,weinen u.erzählen,was wüßtest Du v. mir mehr als v. der Hölle,wenn jmd erzählt,sie ist fürchterlich.Darum sollten wir voreinander so ehrfürchtig,nachdenklich,liebend stehn wie vor dem Eingang zur Hölle.(Kafka,gekürzt)

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Traurige Seele
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Beitrag Do., 11.04.2013, 21:11

Hallo liebe Dampfnudel.

Hmmm wie hast Du es den geschafft davon loszukommen? Hättest Du mich vor einem Jahr gefragt ob ich missbraucht wurde hätte ich gesagt ich doch nicht, so gut hatte ich es verdrängt, jetzt kommt es dafür um so heftiger an die Oberfläche. Und das SVV wird eben dadurch besonders schlimm.

Ich hatte auch Zeiten da war es weniger schlimm und ich konnte einigermassen damit leben aber jetzt, jetzt ist es schon schlimm und ich ach es fast täglich. Ich bin echt verzweifelt. Und mit der Thera so offen zu reden wie ich es hier im Forum tue traue ich mich nicht.

LG TS
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WhoCares
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Beitrag Fr., 12.04.2013, 01:05

Chakotay hat geschrieben:Gibt es hier vielleicht jemanden, der erst spät im Erwachsenenleben angefangen hat, sich selbst zu verletzen?
Ja, ich. Zumindest mit SVV im "engeren Sinne" (was auch immer das ist, das diskutieren wir ja hier) habe ich erst mit Ende 20 angefangen.

In der Therapie sind zwar ein paar Sachen aus meiner Jugend aufgetaucht, die meine Thera als SVV einstufen würde, aber ich bin mir da nicht so sicher.
Damals bin ich z.B. so lange joggen gegangen, bis ich mich übergeben musste und mein Körper total am Ende war. Ich sage immer, dass Sport mir geholfen hat mit Stress um zu gehen und für mich ist das vermutlich auch jetzt noch das Beste, was ich tun kann, wenn ich Schneidedruck habe, aber meine Thera sieht das so, dass Sport in der oben beschriebenen Form auch SVV ist.

Inzwischen (also jetzt, wo ich älter bin) schneide ich mich und habe mir schon 2 mal die Hand gebrochen bei einer Selbstverletzung, wobei ich die Hand aber wirklich nicht brechen wollte, hatte das aber nicht mehr richtig unter Kontrolle.

Ich denke das folgende passt auch gut hier hin, da etwas, was am Anfang ein Skill war (also eigentlich gegen SVV), im Laufe der Zeit von meiner Thera als SVV eingestuft wurde.
Ein "klassischer" Skill, der denke ich oft bei SVV von Theras besprochen wird, ist es ja sich ein Gummiband gegen den Arm fletschen zu lassen. Und meine Thera hatte mir recht am Anfang auch mal gesagt, dass ich meine Hände und Unterarme in Eiswasser halten könnte. Als Gummiband benutze ich ein recht dickes und starkes Gummiband (eigentlich ein Haarband fürs Schwimmen gehen). Irgendwann habe ich das mal mit dem Eiswasser kombiniert. Also erst den Arm eine Weile ins Eiswasser und dann das Gummiband drauf. Das hinterlässt ganz schön krasse Striemen bzw. blaue Flecke, die man auch Tage später noch gesehen hat. So auch meine Thera und sie meinte, dass das kein Skill, sondern SVV sei. Die in dem Moment "kleine, trotzige" WhoCares meinte dann zwar, dass es nicht fair ist, wenn sie mir den Skill, den sie mir selber gesagt hat und der funktioniert, weg nimmt und dass ich dann auch nicht mehr weiß, was ich sonst machen soll um mich nicht zu schneiden, aber mit etwas Distanz verstehe ich ihre Argumentation in unserer längeren Diskussion, die da nach folgte, schon.
Also ich denke, dass es vieles gibt, was als SVV gesehen werden kann, oder eben auch nicht, wobei es dabei meiner Meinung nach immer auf das Ausmaß und den Zweck, den es erfüllen soll, ankommt.

Zu meiner Meinung mit dem Zweck/Sinn von einer SV und ob ich es daher als SVV zähle, mal noch ein Bsp von mir:
Ich wollte mir mal selber den Unterarm brechen. Ich bin mir dabei aber wirklich nicht sicher, ob das als SVV zählt in dem Sinne, wie z.B. Ritzen, da ich das eher aus einer Überlegung heraus mit einem Ziel machen wollte. Ich musste mit jemandem in den Urlaub, wo ich absolut nicht möchte, dass die Person davon weiß. Ich schneide am Ober- und Unterarm. Die Idee war, dass ein gebrochener Arm ja im Gips sein wird und somit die Schnitte und Narben nicht sichtbar sind. Aber sich koordiniert den Arm zu brechen ist gar nicht so leicht, also rein logistisch. Ich habe es dann auch nicht gemacht bzw. auch gar nicht richtig versucht.
Und dass ihr mich nicht für ganz übergeschnappt haltet: Ich weiß, dass so eine Überlegung nicht normal, sondern total bescheuert ist, was ich hier meine ist, dass ich nicht weiß, ob das in meinem Verständnis SVV ist. Wie das Bsp., dass ich mal irgendwo gelesen habe, dass sich Leute selber verletzen, weil sie Geld von der Versicherung haben möchten. Klar ist es eine Selbstverletzung, aber ich finde es ist was anderes als SVV im Sinne von Ritzen oder was auch immer, um mit innerem Stress/Druck/Spannungen usw. umzugehen, also der Zweck/Sinn ist ein anderer. Versteht ihr, was ich meine?

Alles natürlich nur meine persönliche Meinung, ohne dass ich irgendwelches Fachwissen hätte.

VG WhoCares

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Schutzengelchen
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Beiträge: 174

Beitrag Fr., 12.04.2013, 06:56

Chakotay hat geschrieben: Gibt es hier vielleicht jemanden, der erst spät im Erwachsenenleben angefangen hat, sich selbst zu verletzen? ,
Ja ich, nachdem vor ein paar Jahren die Traumaerinnerungen hochkamen, hatte über 2 Jahrzehnte gut verdrängt, fing ich an zu schneiden. Ich denke es war ganz viel Wut dahinter, die hab ich an mir selbst ausgelassen
Dann auch das nach aussen sichtbar machen meiner seelischen Schmerzen. Einmal ist es in einer Dissoziation passiert. Zum Glück habe ich das mit Skills relativ schnell in den Griff bekommen. Denn die Narben sehen halt nicht schön aus.
Das schlimme ist einfach, dass das Schneiden sehr effektiv gegen Anspannung wirkt und sich deshalb auch so häufig
verselbstständig.

In meiner Jugend habe ich extrem gehungert, würde ich unter Umständen auch als SVV verbuchen.
Wer im Gedächtnis seiner
Lieben lebt,
der ist nicht tot, der ist nur fern;
tot ist nur, wer vergessen wird.

Immanuel Kant

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graue seifenblase
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Beitrag Fr., 12.04.2013, 07:39

Hi @ll!
Mir ist ein weiterer Aspekt bezüglich Selbstschädigung und Selbstverletzung eingefallen.
Meine Überlegung geht dahingehend, dass man vielleicht die beiden Wörter dahingehend unterscheiden könnte wie der Zusammenhang zwischen Aktion und Reaktion/Folge besteht.
Z.B >Selbstschädigung: Das Verhalten hat entweder nicht primär eine Verletzung zur Folge oder das Verhalten führt erst durch häufige Wiederholung oder länger andauernde Aktivität zu den Verletzungen.
>Selbstverletzung: Das Verhalten führt "unmittelbar" zu einer Reaktion/Folge. Also es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen Verhalten und Ergebnis.
>Ein mögliches Beispiel: Hungern führt zu kraftverlust, erhöhter Krankheitsanfälligkeit,... dies kann wiederum neben den körperlichen Erscheinungen z.b. zum Verlust des Arbeitsplatzes führen. Körperliche Folgen>direkter Zusammenhang>Selbstverletzung
Arbeitsverlust>indirekter Zusammenhang>Selbstschädigung

@Dilemma
Ich würde es dennoch als SV oder SS bezeichnen, denn das was du beschreibst, ist der Beweggrund, der kann natürlich sehr unterschiedlich sein. Von Druckabbau, sich spüren, sich bestrafen, um einer anderen Situation auszuweichen,...... Genauso wie jeder anders damit umgeht. Der eine schämt sich dafür (vielleicht die Mehrheit), der andere ist "Stolz" (setzt dies als Druckmittel ein, bzw freut sich darüber seine Aufmerksamkeit zu erlangen), dem nächsten ist es "egal" (er sieht es als Verhalten, was ev für andere schlimm ist, aber für sich selbst einfach nur eine Gegebenheit)
Der eine will dieses Verhalten unbedingt so schnell wie möglich loswerden, der andere nicht oder die Umwelt will, dass man schnellstens damit aufhört.

@Traurige Seele
Ich versteh dich, dass du es jetzt nicht ansprechen willst, denn dein Intervall ist derzeit echt wenig, super dass sich das in absehbarer Zukunft ändert.
Wow deine Beziehung ist ja wirklich schon lange.
Ja mein Zustand ist eine enorme Belastung für die Beziehung. Wenn wir uns nicht gegenseitig so lieben würden, dann wären wir eh schon nicht mehr zusammen. Ich habe meiner Partnerin nicht erst einmal gesagt, dass ich es verstehen kann, wenn es ihr zu viel wird und dass sie sich eigentlich um ihret Selbstschutz willen trennen sollte. Usw. Aber sie kann es nicht und ich auch nicht. Da heulen wir dann gemeinsam, liegen uns in den Armen und fühlen uns in diesem Moment sehr nahe und dann geht es erst recht nicht. Also sehr schwierig. Außerdem will ich sie nicht verlieren. Sie ist mein Leben! Der einzige Grund weshalb ich noch lebe. (Ja sie weiß darüber Bescheid, nein es ist keine größere Belastung für sie, weil ich ihr versprochen habe, dass ich mich nicht umbringen werde, auch wenn sie sich aus für mich mehr als nur verständlichen Gründen von mir trennen sollte.)
Versteh ich, dass du das nicht so schön findest. Ich habe gelernt diese Tiefs nicht mehr bekämpfen zu wollen, sondern sie "Willkommen" zu heißen, denn dann verlaufen sie Ruhiger, denn umso mehr man sich gegen etwas wehr umso stärker wird es. Z.B. Einfaches Beispiel: Man sitzt im Auto und fährt gerade auf Urlaub und was passiert. Man muss natürlich 10 min nachdem man losgefahren ist aufs Wc , obwohl man zuvor war. Wenn man dann die ganze Zeit daran denkt, dass man nicht muss, dann wird das Bedürfnis immer größer, wenn man sich einmal sagt, z.b. in einer halben Stunde oder Stunde (ist ja eigentlich irrrelevant) und dann z.b. bei der Musik laut mitsingt oder sich mit dem anderen angeregt unterhält, dann ist dieses Verlangen oft "leiser"/ruhiger und es verläuft entspannter, hält es besser aus/durch.


Genauso tauschen wir uns hier bei vielen Threads darüber aus, wie wir ein bestimmtes Verhaltens- oder auch Gedankenmuster verändern könnten bzw wollen hauptsächlich jene Erfahrungen von den anderen lesen, wie sie davon losgekommen sind, was sie dagegen getan haben, was ihnen geholfen hat,... Anstatt das wir uns so wie in diesem Thread mit dem Thema für sich beschäftigen und wie es auf einen wirkt, welche Hintergründe wir für etwas haben. Meiner Meinung nach hat jedes unserer Verhaltensmuster irgendwann seinen Sinn und auch seine Daseinsberechtigung gehabt bzw hat. Denn wir sind prinzipiell nicht daran interessiert, uns selbst das eigene Leben möglichst schwer zu machen, zumindest gehe ich davon aus, und manchmal ist es eben so, dass ein Verhaltensmuster sich festigt, verändert,..., sodass es krankhaft wird.

@Chakotay
Also meiner Meinung nach ist es eigentlich egal, ab wann ein Verhalten auftritt. Nur weil es bei dir "erst" im Erwachsenenalter aufgetreten ist, heißt es ja nicht, dass es eine andere Qualität hat oder das es deshalb weniger sein darf.
Es kann in jedem Lebensabschnitt/Alter dazu kommen, dass man mit Situationen überfordert ist und dann unterschiedlich darauf reagiert.

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graue seifenblase
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Beitrag Fr., 12.04.2013, 07:41

@WhoCares
Ich stimme dir mit der Selbstverletzung und dem SVV zu, aber ich möchte noch einen Aspekt hinzufügen, wenn eine Person sich diese Selbstverletzungen immer wieder hinzufügt um etwas bestimmtes zu erreichen und keinen anderen Weg für sich darin sieht, dann bekommt das Ganze ja einen psychischen Aspekt und kann man dann nicht wieder vom SVV reden?

Ich glaube wir dürfen den psychischen Aspekt generell bei uns und unserem ganzen Verhalten und Verhaltensmustern nicht außer acht lassen!

Lg gr Seifenblase

Ps. Sorry ist ein bissal länger geworden.

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graue seifenblase
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Beiträge: 264

Beitrag Fr., 12.04.2013, 08:26

So hier kommt mein Beitrag bezüglich Tattoo und Piercings!
Also diese beiden Dinge haben von allem etwas.
Auf der einen Seite will ich seit ich 16 bin ein Zungenpiercing haben und irgendwann habe ich an einem Lippenpiercing (Ring) auch gefallen gefunden. Vor 1,5 Jahren kam dann das Zungenpiercing und vor ca. einem Jahr das Lippenpiercing. Das Auffallende ist, ich habe mir beide zu Zeiten stechen lassen, in denen es mir nicht gut ging und anschließend habe ich mich wieder etwas bemerkt.
Allerdings muss ich sagen, nachdem ich jetzt das Gefühl beim Tattoowieren kenne, weiß ich dass das Stechen der Piercings nicht einen solchen gewünschten "tollen" Reiz entstehen lässt wie beim Tattoo. Aber ich mag sie dennoch und sie gefallen mir.
Tattoo: Für mich einfach nur wow. Es fühlt sich ähnlich dem Ritzen an, nur dass es nach einiger Zeit mehr weh tut. Ich bin mit meinem Tattoo insg. 8h auf drei Sitzungen verteilt gesessen. Während des Stechens tat es stellenweise schon extrem weh, sodass ich es verflucht habe und am liebsten aufhören wollte (natürlich nicht gemacht, weil wie schaut das denn aus, wenn ich ein unfertiges Tattoo hab).
Aber nach den letzten beiden Sitzungen hätte ich mich gleich am nächsten Tag wieder hinsetzen können und weitermachen lassen (geht nicht, weil sich die Haut erst beruhigen muss), das "Problem" das ich jetzt habe ist, dass ich zum einen kein Geld für ein weiteres Tattoo habe, hab mir das schon zusammensparen müssen und zum anderen ist das Tattoo fertig und jetzt komme ich nicht mehr zu diesem Reiz, der das Tattoowieren mit sich bringt und das frustriert mich, macht mich irgendwie auch etwas traurig.

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Traurige Seele
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Beitrag Fr., 12.04.2013, 08:57

Hallo liebe graue Seifenblase,

also ja ich muss sagen ich hatte das alles einigermassen im Griff bis mein erster Sohn geboren wurde. Ansonsten hab ich gesagt irgendwann geht es rum und ich nehme die Phase an, aber da konnte ich mich auch mal krank schreiben lassen und ne Woche auf der Couch verbringen. Heute habe ich 2 Kinder und ich kann nicht sagen ich nehme da Tief jetzt an und leg mich ins Bett da ich Mama bin und funktionieren muss. Das ist auch mein Problem, dadurch wird in mir der Druck so enorm dass ich es anders abbauen muss. Meist fängt es an mit Fressanfällen, das beruhigt ne Weile, dann geht es weiter dass ich mich eh so fett fühle (mein Sohn meinte vor ein paar Tagen "Mama Du hast so nen dicken Bauch bekommen ist da ein Baby drin" Schluck) das löst dann das nächste aus mi dem Schneiden oder ich lebe meine sexuellen Süchte aus wenn die Kinder mal aus dem Haus sind , dadurch bekomme ich meist noch mehr Hass auf mich selbst und irgendwann kommen dann die Verletzungen. So ist der Ablauf.
Der Druck in mir zu funktionieren ist so enorm groß, dass ich diese Mittel um so mehr brauche. Ansonsten funktioniere ich nicht mehr für meine Kinder. Sie brauchen mich doch so sehr und es tut mir so leid dass sie so eine Mutter haben.
Mein Mann tut mir oft auch leid, obwohl er immer sagt ich bin eine gute Mutter und gute Ehefrau auch wenn ich seelisch krank bin ich könnte es nach außen recht gut verbergen. Ja nach außen aber nur wenn ich diesen destruktiven Mustern nachgehe um runterzuommen.

Ja die Beziehungen schränkt es sehr ein, so wie bei Dir eben auch. Aber wenn die Liebe groß genug ist denke ich steht man das irgendwie zusammen durch. Unser Intimleben ist auch höchst kompliziert und das ist sehr sehr schwierig für mich aber bestimmt auch für meinen Mann. Er weiß nie ob mich was triggert und peng bin ich entweder am Heulen oder am Schreien oder am Schweigen. Er weiß also nie was kommen wird, beim Sex bin ich unberechenbar, und er sagte auch mal dass ihn das sehr verunsichert.

Und wie gesagt Du hast recht es anzunehmen aber wie gesagt meine Lebenssituation gibt das nicht her das ist eben mein ganz ganz großes Problem, das muss ich in der Therapie irgendwie in den Griff bekommen. Ja am 1 Juni geht es los mit der Therapie wöchentlich ich halt es kaum noch aus bis dahin. Aber am Montag da darf ich zu ihr und ich bin so froh darüber. Und die 6 Wochen bis zum Anfang der Therapie gehen auch noch rum, mal schauen ob sie mir in der Zeit noch einen oder 2 Termine anbieten kann. Und dann geht es los. Wird hart aber es muss sein so geht es nimmer weiter.

LG TS
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ENA
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Beitrag Fr., 12.04.2013, 09:14

Was mir immer wieder auffällt ist, wenn ich so in Foren, Internet,...lese,...dass meistens mit SVV nur Ritzen gemeint ist. Warum kommt man dabei nicht auch auf andere Ideen? Weil Ritzen so stark und als SVV direkt (wenn man die Narben sieht oder davon hört) erkennbar, vermutbar ist?
Irgendwie kommt bei mir dann so was davon an, dass "man" andere Formen, die keine Narben erzeugen oder eben nicht direkte Auwirkungen haben, nicht als SVV sieht, so als wären Schläge, Bisse, Haare ausreißen, Fingernägel kauen, kleine Wunden aufknibbeln, irgendwas inhalieren (auch Zigaretten),...kein SVV. Lassen wir mal die Zigaretten weg, bleiben immer noch Ding wie Schläge, Bisse,... . Da frage ich mich dann, ob die Leute das nicht als SVV sehen, nicht als "richtiges SVV". Nur, was ist es dann? Nicht schlimm? Nicht weiter zu beachten? Ist halt so? Dumm? Einfach nur "komisch" und "nicht normal"?


Was mich auch mal interessieren würde, wie lange das Leute machen, also wieviele das mit 30,40,50,.... Jahren immer noch machen. Irgendwie kann ich mir vorstellen, dass manches grade auch mit dem Alter wieder kommt, wenn man sich sonst nicht mehr zu helfen weiß und die körperlichen und Ausdrucksmöglichkeiten nachlassen, die Einsamkeit zunimmt. Da denke ich grade eher an Senior/innen.
...aber so generell würde es mich interessieren, bis in welches Alter das geht.
Die meisten fangen wohl recht jung an, aber...wie lange machen sie es?

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Sinarellas
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Fr., 12.04.2013, 09:40

"Irgendwie kommt bei mir dann so was davon an, dass "man" andere Formen, die keine Narben erzeugen oder eben nicht direkte Auwirkungen haben, nicht als SVV sieht, so als wären Schläge, Bisse, Haare ausreißen, Fingernägel kauen, kleine Wunden aufknibbeln, irgendwas inhalieren (auch Zigaretten),...kein SVV."

Das liegt an der Unwissenheit, der nicht aufgeklärtheit und den schmalen Horziont.
Das was du beschreibst wird noch weitaus öfters als selbstverletzung erkannt als: Extremes Bodybuilding, hoch gefährliches Autofahren, extremer Adrinalin"drang", scharfe Gegenstände schlucken usw.

Alles was dem Körper schadet und wissentlich wiederholt verwendet wird um Druck, Wut, Aggressionen, Panik, Dissoziationszustände, Selbsthaß etcpp abzubauen ist destruktives also autoaggressives Verhalten, was NICHT gesund ist, da es NICHT gesund ist dem Körper willentlich zu schaden.
Wie das ausgelebt wird ist letztendlich irrelevant.

Altersepidemie ist ca so:

ab ca. 11 bis 16 Jahre: 34 %
16 bis 18 Jahre: 29 %
18 bis 20 Jahre: 17 %
20 bis 24 Jahre: 13 %
über 24 Jahre: 7 %

Ich kann aus Erfahrung bestätigen, dass die meisten Betroffenen in meinem Alter mittlerweile dies nicht mehr als Ventil nutzen, von denen ich vor 10 Jahren genau das noch wußte.
Je älter man wird, desto erfahrener wird man. Wenn man bissl brain hat krigt man es auch mit der Zeit und dem Lernen hin, wann welcher Trigger zur Autoaggresion führt und irgendwann denk ich hat man die Schnauze voll von dem häßlichen verhalten. Es wird defnitiv besser.
..:..

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