Inneres Kind

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Amelie_fabelhaft
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Beitrag Do., 11.04.2013, 09:29

Ich bin der festen Überzeugung, dass wir einmal alle in uns gehen müssen,
die Beobachterrolle anehmen solllten und uns mit gewisser Distanz mal den ganzen
Blödsinn reinziehen sollten, den unser Gehirn so von sich gibt.
Wenn die ganzen Gedanken, die da so gedacht werden nicht mal überprüft und infrage gestellt werden,
dann braucht es nicht wundern, warum wir alle immer depressiver und kränker werden,
wir sind konditionierte Roboter, die alles brav annahmen, was uns da so eingtrichtert wird/ wurde.

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lebonaut
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Beitrag Do., 11.04.2013, 09:38

Amelie_fabelhaft hat geschrieben:Roboter, die alles brav annahmen, was uns da so eingtrichtert wird/ wurde.
Und das ist nichteinmal "dumm" von uns. Wir stellen fest: Es gibt mehrere Wahrheiten zu jedem Thema,
verschiedene Perspektiven, die alle ihre Existenzberechtigungen haben und für irgendetwas gut/schlecht/beides
sind. Ich habe jahrelang bestimmte "Schaltkreise" in mir ignoriert. Gewisse Persönlichkeitsanteile verdrängt.
Echt.. kein Wunder, warum ich so depressiv war. Das Verdrängen von "Stimmen", die einem nicht passen, nach dem
"Mal-mir-die-Welt"-Prinzip bewirkt nur, dass diese "Stimmen" im Untergrund weiterarbeiten... hier und da was
verknoten.. was sich dann als psychische Krankheit manifestieren kann. Z.B. den Rebell zu unterdrücken, das
"Erwachsenwerden" zu ernst zu nehmen - im Grunde heisst Erwachsenwerden und "Verantwortung für sich zu
übernehmen" auch, bestimmte Bedürfnisse zu ignorieren. Wer zeigt einem denn, wie man verantwortungsbewusst
wird und gleichzeitig seinen Rebell am leben lässt? Das sollte m.E. ein Thema für die Abschlussklassen sein!?

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Amelie_fabelhaft
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Beitrag Do., 11.04.2013, 09:50

Lebonaut,
du sprichtst mir gerade aus der Seele. Ja genau so ist das. Wir bekommen alles beigebracht.
Höher, schneller, weiter. Du musst, du sollst usw.
Keiner aber bringt uns bei wie "Leben" geht.
Das Leben ist hart, schwer, hast du was bist du was, hast du nichts, bist auch nichts.
Die Wahrheit ist allerdings "leben" geht von allein und jeder "ist" doch schon
Und ja, ein Unterrichtsfach "Nimm Gefühle ernst, nimm dich ernst, jeder ist so wie er ist ganz wunderbar" fehlt tatsächlich.

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Thread-EröffnerIn
away
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Beitrag Do., 11.04.2013, 09:54

Oh Wow, da war ich ungefähr 12 Stunden nicht online und nun hat sich hier so viel an Antworten angesammelt! Vielen Dank erstmal an alle von Euch. Ich habe jetzt einen Termin, darum kann ich nicht auf alles eingehen, das werde ich heute nachmittag nachholen.
Eins weiß ich aber bestimmt: meinen Therapeuten werde ich nicht wechseln.......
Ich finde es aber total in Ordnung, so verschiedene Meinungen zu hören. Jeder hat ja seine ganz eigenen Lebenserfahrungen, die sicherlich immer auch mit zum Ausdruck kommen, wenn es um diese sensiblen Themen geht.
Bis später liebe Grüße
away

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Thread-EröffnerIn
away
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Beitrag Do., 11.04.2013, 21:07

Ich danke euch für die Informationen zu den verschiedenen Erfahrungen, die ihr gemacht habt. Den link habe ich aufgerufen, im Moment bin ich noch so verstrickt in meine Vergangenheit, dass mich alleine das Anschauen des Videos schon traurig macht.
Aber ich habe Hoffnung darauf, dass das in den Therapiestunden besser wird. Und ja, vielleicht geht es gar nicht darum, dass ich da schon in einen Dialog trete sondern eher um eine erste Wahrnehmung.

Liebe Grüße
away

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Luxbordie
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Beitrag Fr., 02.08.2013, 07:15

Mein inneres Kind fängt an Gefühle zu entwickeln... Wahnsinn. Es hatte jetzt eine wahnsinnige Wut auf Thera. Eigentlich Angst die sich hinter Wut versteckt hat. Thera meinte ich soll es sanft behandeln, wie ein Kind was sich aufregt. Woher soll ich wissen wie man ein Kind behandelt was sich aufregt? Keine Ahnung, kann mich da nicht wirklich gut hineinversetzen. Naja, bin immerhin ruhig geblieben, hab's nicht verhauen oder angeschrien. Und es hat sich mittlerweile beruhigt.
LG
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hope_81
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Beitrag Fr., 02.08.2013, 07:22

Na ja,
also wenn ich auf ein wütendes Kind treffe, dann frage ich es warum es so wütend ist.
Gut, dass Du es nicht verhauen und angeschrien hast. Das ist auch nicht der richtige Umgang
mit einem wütenden Kind. Erst zuhören und dann braucht es Liebe, ganz viel Liebe und Geborgenheit.
Ich denke es möchte gehört und ernst genommen werden
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli

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Luxbordie
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Beitrag Fr., 02.08.2013, 07:29

Danke hopeless. Ich denke dann habe ich ihm das gegeben wozu ich im Moment imstande bin. Hab versucht da zu sein. Liebe und Geborgenheit kann ich ihm noch nicht geben. Das bin ich selbst am Lernen im Moment. Annäherungsversuche sind bis jetzt noch nie gut ausgegangen zwischen uns.
Einmal hab' ich es ganz fürchterlich verhauen... das war definitiv nicht gut
LG
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hope_81
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Beitrag Fr., 02.08.2013, 07:32

Ohhh,
nein, dass ist ganz sicher nicht gut für deine Kleine. Aber dann ist es doch schon ein riesen
Fortschritt auf den du stolz sein kannst. Immerhin bist du ruhig geblieben und hast ihr nicht
geschadet. Prima finde ich das.
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Benjamin Disraeli

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Luxbordie
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Beitrag Fr., 02.08.2013, 07:49

Danke

Manchmal hab ich den Eindruck dass es Nähe haben möchte, eine Umarmung. Aber ich traue mich nicht. Weil ich nicht weiss wie es sich anfühlen sollte. Deshalb sind wir das am Üben in der Therapie. Ist aber gar nicht einfach.
LG
Luxbordie
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hope_81
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Beitrag Fr., 02.08.2013, 07:55

Hach lernen Komplimente anzunehmen musst Du also auch noch
Ja natürlich möchte es in den Arm....Kinder und Erwachsene brauchen nun
einmal liebe und die wichtigste Liebe ist de facto die Eigenliebe. Sehr schön,
dass Du das in der Therapie lernst. Denn auch wenn man es "inneres Kind" nennt
und Du davon Abgespalten bist. Eigentlich bist Du es selbst, die nach Liebe schreit
bzw. schreist Du nach Dir selbst.
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli

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Luxbordie
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Beitrag Fr., 02.08.2013, 08:08

hopeless81 hat geschrieben:Hach lernen Komplimente anzunehmen musst Du also auch noch
Ist es so offensichtlich...? Immerhin reagiere ich nicht mehr mit Ablehnung...

Von Eigenliebe bin ich noch sehr weit entfernt. Ja - Liebe ohne sexuellen Hintergedanken. Muss doch schön sein... Ich würde so gern einfach mal umarmt werden. Ohne Angst dass mehr als "nur" Fürsorge, Geborgenheit geben, Zuneigung dahintersteckt. Dem einzigen dem ich das zutraue ist Thera, aber sogar bei ihm ist es noch ein langer Weg. Aber du hast Recht. Das Kind - und somit ich auch - schreien danach. Letztens hat Thera mich mit Wörtern gehalten und "umarmt". Das war schon wunderbar. Wie schön muss dann erst eine reale Umarmung sein?
LG
Luxbordie
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hope_81
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Beitrag Fr., 02.08.2013, 08:15

Ja ist es
Oh weia, ich kann Dich gut verstehen. Ich kenne die Angst vor körperlicher Nähe genauso
gut wie du. Aber das Gute ist, du wirst es lernen und glaube mir eine ehrliche Umarmung,
ohne sexuelle Hintergedanken ist wirklich und wahrhaftig etwas ganz wunderschönes!
Toll, dass du einen solchen Thera getroffen hast!
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Benjamin Disraeli


leberblümchen
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Beitrag Fr., 02.08.2013, 08:26

Aber er hat dich doch vor einer Woche umarmt. Jetzt sagst du, er hätte dich mit Worten umarmt, aber du hast geschrieben, dass er dich körperlich umarmt hat.

Mich würde interessieren - wenn du magst -, ob du keine Angst vor Fragmentierung hast: Soweit ich weiß, bist du ein Borderliner (ist man ein Borderliner oder hat man Borderline?). Das sind Patienten, die zwischen Psychose und Neurose liegen; d.h., die Gefahr einer Psychose ist immer gegeben, oder? Und bei der Arbeit mit dem Inneren Kind spaltest du ja dein Erleben noch mehr auf; jedenfalls beschreibst du das so. Auf der einen Seite die Erwachsene, auf der anderen das Kind. Du trennst das ja sehr bewusst. Hast du keine Angst, dass du es nicht wieder zusammenbekommst - denn nur das würde ja einen Erfolg der Arbeit mit dem Inneren Kind ermöglichen. Der Witz an dieser Metapher ist ja, dass man das Kleine, das Beschützenswerte, das Verängstigte IN SICH sieht und es versorgen kann. IN SICH, nicht außerhalb.

Wir alle haben diese Anteile in uns; wir alle schleppen die Ablehnungen unserer frühen Kindheit mit uns herum. Viele Menschen verleugnen das und meinen: "Ich brauche keinen Trost. Ich bin doch kein Baby mehr". Das Innere Kind ist dann ein Symbol für ebenjene Gefühle. Aber das, was du beschreibst, wirkt - auf mich zumindest - so, als stündest du diesen Gefühlen hilflos gegenüber, als wohnten sie nicht in dir selbst. So, als seien sie ein Gast, den man halt irgendwie bewirten soll und sich erst mal im Lexikon erkundigen muss, wie man das macht. Aber eine Verbindung zwischen deinem erwachsenen Erleben und dem kindlichen Erleben, die scheint doch gar nicht da zu sein, oder? Wie gesagt: Hast du keine Angst vor einer weiteren Spaltung?

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Luxbordie
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Beitrag Fr., 02.08.2013, 08:39

Ich hoffe dass ich es irgendwann erfahren kann. Und mit Thera hab ich wirklich Glück gehabt. Er ist sehr rücksichtsvoll, sanft. Letztens, als es mir wieder mal ziemlich schlecht ging in einer Sitzung hat er mich gefragt ob er mich umarmen soll, ob ich das möchte, ob ich sicher bin. Und er hat das ganz zaghaft gemacht. Später hat er mir gesagt dass er absichtlich auf Distanz geblieben ist, eben weil es mir nicht gut ging und er mich nicht mit der Umarmung überfordern wollte. Er sagte ich hätte da gestanden ohne mich zu bewegen, ohne zu wissen was ich tun soll/müsse.

@Titus:
Richtig, die Umarmung wie oben beschrieben hat so stattgefunden. Wie gesagt war sie aber sehr distanziert, ein 1. Versuch. Für mich stand in dem Moment die ungewohnte Berührung im Vordergrund und Unsicherheit (nicht Angst). Weil ich nicht wusste wie ich reagieren sollte.
Die "Umarmung" mit Worten war glaube ich die Woche davor. Bei mir kam sehr viel Trauer hoch. Ich hab sie kommen lassen und er hat die ganze Zeit geredet. Ich weiss nicht mal mehr was er genau gesagt hat, aber er hat mich irgendwie auf dem Klang seiner Stimme getragen. Ich hab ihn ganz nah bei mir gespürt, ein wahnsinniges Gefühl von Vertrauen was mir geholfen hat mit der Trauer umzugehen.

Ich trenne das Kind bewusst von mir ab. Es fällt mir dann leichter damit umzugehen, mit den Problemen die ich selbst habe. Ich bin mir schon bewusst dass das Kind und ich eins sind. Bei meinem 1. Thera haben wir es den gesunden und kranken Anteil genannt. Das Ziel ist auch dass ich irgendwann wieder eins sein kann mit dem Kind. Und ja, ich stehe den Gefühlen hilflos gegenüber. Allerdings nicht nur gegenüber dem Kind, auch ich als Erwachsene. Ich projeziere diese Probleme auf das innere Kind weil ich sie dann besser, objektiver beobachten kann. Also, ich kann mich nicht so gut ausdrücken wie du... Ich bin in Manchem in meiner Entwicklung weit zurück - und genau das repräsentiert das Kind. Im Idealfall wird es wachsen, selbstständig werden. Über das Bild des Kindes lerne ich das was ich versäumt habe.

Die Spaltung beim Borderline ist auch nicht gleich wie die bei der Persönlichkeitsspaltung. Sie leben wirklich die eine oder andere Person, reden anders, schreiben anders, reagieren anders, erinnern sich nicht wie sie an einen bestimmten Ort gekommen sind. Ich weiss an sich immer dass ich ich bin und das Kind ein Teil von mir auch wenn ich es in mir drin sehen kann, mit ihm reden kann. Ich weiss dass es nicht ein realer Mensch ist.
LG
Luxbordie
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