Richtig, es ist interessant, wie man Zeiten hinterher bewertet. In dem Moment, da man sie lebt, empfindet man sie so nicht. Hinterher entwickeln sie ihren Zauber und ihre Faszination. Sowohl negative als auch positive Dinge betreffend. Das JETZT in einem Kontrast zu etwas Konträrem sehen - das wäre im Moment wohl Sicherheit, Friede, Ausgeglichenheit ... zugleich weiß ich, dass genau der Zustand, den ich im Moment habe, so völlig gaga - in anderen Zeiten als ein hübsches Kontraprogramm herangezogen wird.
Depression ist in diesem Zusammenhang wohl tatsächlich der falsche Begriff - es sei denn, man bemüht die agitierte derselben. Fanatisches "am Ball" bleiben, drei Dinge zugleich tun wollen, Angst vor Pause, Stillstand, Schlaf.
Die Ironie des Schicksals (welch abgegriffene Phrase) will es, dass es eigentlich GERADE die Missstände der Ursprungsfamilie waren, die unter anderem jene Aspekte gepuscht haben, die aktuell zu Erfolg führen. Wäre sie nicht so Schei..e gewesen, hätte ich keine Flucht gebraucht. Die Wahl meiner Flucht wurde die Gabe, mein Talent und nun mein Erfolg.Ninia hat geschrieben:Kann es auch sein, dass du dir Erfolg selber nicht gönnst, dich nicht losgelöst von der Ursprungsfamilie und deinem früheren Ich sehen kannst?
Hihi, wenn ich so überlege: In der Tat - ich agiere mit voller Wucht gegen meine Eltern. Mein Vater hätte mir Erfolg gewünscht - definitiv, aber wüsste er, WOMIT ich Erfolg habe, würde er sich in seinem Grab drehen wie ein ... etwas sich sehr schnell Drehendes. Meine Mutter dagegen würde inhaltlich wohl wenig zu Beanstanden haben, aber der Erfolg an sich - das wäre ein Affront. Mein Vater ist tot und mit meiner Mutter habe ich keinen Kontakt (vermutlich nicht mal am irgendwann existierenden Grab). Mir ist in der Tat real völlig egal, wie meine Eltern zu dem ganzen Stehen. Sogar bei meinen Geschwistern ist es mir egal. Ich bin da egozentrisch: MIR ist es wichtig. Punkt. Aus. Dass es mein Partner toll findet, ist eine coole Sache! Würde er es nicht toll finden, tät ichs trotzdem - würde ihn aber aus allen Überlegungen raus halten.
Also zur Frage zurück kommend: Doch ich meine, dass ich diesen Erfolg durchaus losgelöst von der Ursprungsfamilie sehen kann. Ach, maximal ist die Kühnheit, die Verwegenheit, ein Verbindungspunkt - aber viel zu schwach, um sich durch Rebellion daran zu ketten.
Ich behaupte mal, JEDER Mensch kann mit Niederlagen besser umgehen, als mit Erfolg, weil er öfter darin verweilt ... mach mir doch diese Illusion über das Wesen der Menschheit nicht kaputt, Mensch.