Ehrlichkeit von Seiten des Therapeuten

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Sufragette
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Beitrag Sa., 16.02.2013, 11:00

naja, der letzte Satz von ihr ist halt auch schon wieder gelogen. Wo übernimmt denn bitte meine Thera die Verantwortung? *Ich* bin es schließlich, die die Konsequenzen tragen muss (und das wortwörtlich), wenn ich dicker werde. Nicht meine Thera. So was lässt sich natürlich immer leicht sagen von ihr....

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hope_81
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Beitrag Sa., 16.02.2013, 11:05

Sufragette hat geschrieben:naja, der letzte Satz von ihr ist halt auch schon wieder gelogen. Wo übernimmt denn bitte meine Thera die Verantwortung? *Ich* bin es schließlich, die die Konsequenzen tragen muss (und das wortwörtlich), wenn ich dicker werde. Nicht meine Thera. So was lässt sich natürlich immer leicht sagen von ihr....
Trägt sie denn nicht gerade die Verantwortung? Klar hast du den Salat mit den Kilos, aber sie zeigt doch gerade sehr deutlich, dass sie verantwortlich ist und reagiert auf deinen Unmut. Müsste sie nicht und schon gar nicht auf nem Samstag morgen...
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli

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Sufragette
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Beitrag Sa., 16.02.2013, 11:13

@hopeless: ja tut mir leid, dass ich halt so "therapeutengechwätz" nicht einfach glaube, ohne es zu hinterfragen...und das soll sich jetzt nicht abwertend anhören, aber es ist halt so, dass sie das wahrscheinlich zu jeden schon mal gesagt hat mit der Verantwortung.
Was ist denn wenn die Therapie aufhört, ich gehen muss, fett bin, allein bin und keiner, nicht mal sie mehr da sein wird. WO hat sie denn dann Verantwortung übernommen. Das ist das was mich echt aufregt. Was passiert, wenn keiner mehr was mit mir zu tun haben will, wenn ich dick bin - da kann sie halt auch nicht Verantwortung übernehmen. Da hat sie mich dann nur dick gemacht und ich trage die volle Verantwortung.

ich will ja auch nicht undankbar sein, ich weiß es sehr zu schätzen, dass sie mir so schnell geantwortet hat...ich wünschte nur, es wäre ehrlicher gewesen


leberblümchen
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Beitrag Sa., 16.02.2013, 12:07

Ich hab das Gefühl, es geht dir vielleicht gar nicht so sehr um die Ehrlichkeit. Sie ist doch ehrlich. Sie hat dir eine ehrliche Antwort geschrieben. Dein einziges Problem scheint aber zu sein: "Hilfe! Ich werde fett!" - geht es dir also darum, dass du das Gefühl hast, die Therapeutin wollte dich mästen und belustigt zusehen, wie du immer fetter wirst?

Ehrlichkeit hat es so an sich, immer mit Schonungslosigkeit einherzugehen. Wenn man Glück hat, verfügt der ehrliche Mensch neben seiner Wahrheitsliebe über ein großes Maß an Taktgefühl. Aber auch Takt kann den schonungslosen Inhalt nicht verschleiern, denn sonst würde das den Wahrheitsgehalt verwässern.

Was möchtest du also? Dass sie dir immer ins Gesicht sagt, was sie denkt? Egal, wie es dir damit geht? Oder fändest du es ehrlicher, wenn du ihr egal wärest?

Ich selbst käme mir auch sehr merkwürdig vor, wenn mein Therapeut mir sagen wollte, was ich essen soll. Aber das wäre in einer Analyse sicher auch seltsam. Du aber scheinst ja mit dem Vertrag an sich gar kein Problem gehabt zu haben, oder? Bzw: Dein Problem schien nur die Frage zu betreffen: "Nehme ich zu?" Aber DASS sie diese Vereinbarung mit dir trifft, das hast du nicht komisch gefunden, sondern eher stimmig?

Und dann fragst du in deinem ersten Beitrag, ob es sinnvoll sein kann, den Patienten zu schützen, indem man ihm nicht alles sagt.

Ja, natürlich kann das sinnvoll sein! Ich erwarte sogar, dass der Therapeut sich überlegt, ob und wann er mir was warum und wie mitteilt. Da das aber ziemlich viele Ws sind, ist doch auch klar, dass man mal danebengreift, oder?

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hope_81
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Beitrag Sa., 16.02.2013, 12:12

Sufragette hat geschrieben: Was ist denn wenn die Therapie aufhört, ich gehen muss, fett bin, allein bin und keiner, nicht mal sie mehr da sein wird. WO hat sie denn dann Verantwortung übernommen. Das ist das was mich echt aufregt. Was passiert, wenn keiner mehr was mit mir zu tun haben will, wenn ich dick bin - da kann sie halt auch nicht Verantwortung übernehmen. Da hat sie mich dann nur dick gemacht und ich trage die volle Verantwortung.
Ahhh, daher weht der Wind, das kann ich voll und ganz verstehen. War (bin) selbst essgestört. Da schreit allerdings deine Krankheit aus dir, nicht wahr? Wenn du dich von dieser mal kurz distanzierst, siehst du klarer...Und ich hoffe und wünsche mir für dich, dass wir in irgendwann vielleicht über genau diesen Post lachen können, weil deine Therapie dir etwas gebracht hat.
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Benjamin Disraeli

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ExtraordinaryGirl
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Beitrag Sa., 16.02.2013, 12:18

@Sufragette

Was ich leider gar nicht weiss ... Bist, bzw. warst du denn untergewichtig?

Was das Verhalten der Therapeutin angeht, kann ich verstehen, dass dir das zu schaffen macht. Wirklich.

Wobei ich auch daran denken muss, dass mein damaliger Therapeut, als ich das erste und bisher einzige Mal untergewichtig war und zunehmen sollte, gar nicht erst versucht hat, Rücksicht auf meine Gefühle zu nehmen, sondern mir schlicht erklärt hat, wie viel ich bis zu welchem Zeitpunkt zunehmen muss, wenn ich nicht wieder in eine Klinik will.

Nun ja ... Aber wenn du untergewichtig warst, kannst du denn auch einsehen, dass du durch die Einhaltung des Essplans nicht "dick" geworden bist, sondern lediglich ein gesundes Gewicht erhalten hast?

Dass sie dich von einem krankhaften Verhalten wegholen wollte?
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)

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Sufragette
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Beitrag Sa., 16.02.2013, 12:33

Hallo...

nein, ich bin nicht untergewichtig, also nicht mehr. Ich habe einen gesunden BMI, aber ich esse halt sehr unregelmäßig und behalte auch nicht immer alles bei mir...deswegen sollte ich mich daran gewöhnen, wieder normal zu essen.

Nein, mich hat der Essvertrag an sich nicht gestört, ich wollte ja auch was verändern. Aber ich bin keine Puppe, die man einfach so füttern kann...ich bin erwachsen, und möchte daher über sämtliche Konsequenzen Bescheid wissen. Ja, sie hatte mir versprochen, dass sie die Verantwortung übernimmt, aber sie hatte mir auch versprochen, dass wir zusammenarbeiten werden.

@titus: Ich höre bei dir gerade mega viele Vorwürfe raus. Ich darf dich daran erinnern, dass dich ja selbst diese Mini-Lüge deines Theras irgednwie getroffen hat. Jetzt stell dir doch bitte mal vor, er hätte dich ganz konkret bei irgendetwas belogen, was deine Therapieergebnisse oder deine Entwicklung betrifft.

Ich will auch gar nicht schlecht über meine Thera schreiben, wie gesagt, ich verstehe ihre Intention und es ist wahrscheinlich wirklich so wie hopeless sagt, dass meine Reaktion viel mit meinem Krankheitsbild zu tun hat....


leberblümchen
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Beitrag Sa., 16.02.2013, 12:42

Sorry, das sollten keine Vorwürfe sein!

Ich meinte es eher so, dass man wohl am besten unterscheidet zwischen dem persönlichen Getroffensein einerseits und dem vielleicht nachvollziehbaren Grund andererseits. Ich wollte halt wissen, ob du ihre Gründe nicht auch verstehen kannst - und ich bin überrascht, dass du in deiner Einschätzung so 'hart' bleibst, was ich mir halt nur so erklären kann, dass du eben mehr Angst vor der Zunahme hast als vor der Lüge.

Das wäre dann sozusagen doppelt doof für dich. Aber es gibt eben auch Lügen, die sich am Ende als hilfreich herausstellen. Was dann? Hättest du dann mehr Verständnis?

Ist doch klar, dass die einem nicht alles sagen! Wenn man es ganz genau nimmt, dann wäre das auch eine Lüge. Also, wenn ich spüre, dass der Therapeut verärgert ist - warum auch immer - und er es mir nicht sagt. Dann ist das insofern eine Lüge, als ich mit meiner Intuition alleinegelassen werde. Mir wird womöglich suggeriert, dass ich annehmen solle, alles sei in Ordnung. Das kann für den Patienten auch schwierig sein, damit umzugehen. Und trotzdem kann es BESSER sein, als immer die Wahrheit zu sagen.

Leider ist es in Beziehungen immer so, dass man sich für EINE Alternative entscheiden muss; man kann nicht vorher prüfen, was besser ist. Es ist immer nur ein Versuch, das Beste zu tun - oder eben: das geringere Übel. Das kann auch mal schiefgehen. Dann ist es gut, wenn man darüber spricht. Was ihr ja getan habt.

Wenn sich das dann nicht aus dem Weg räumen lässt, könnte man eben annehmen, dass sich dahinter ein weiteres Problem verbirgt.

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ExtraordinaryGirl
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Beitrag Sa., 16.02.2013, 12:43

Sufragette hat geschrieben:Ich habe einen gesunden BMI, aber ich esse halt sehr unregelmäßig und behalte auch nicht immer alles bei mir...deswegen sollte ich mich daran gewöhnen, wieder normal zu essen.
Na ja, auch das ist krankhaft (weiss ich aus eigener Erfahrung).

Und wenngleich auch ich Mühe damit hätte, täte meine Therapeutin, was deine getan hat, lese ich sehr viele Vorwürfe aus deinen Beiträgen heraus. Und ich frage mich, ob dir bewusst ist, dass das, was sie getan hat, in erster Linie dazu geführt hat, dass du dich normal ernährst.
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)

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candle.
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Beitrag Sa., 16.02.2013, 12:46

Hallo Sufragette!

Nur mal rein sachlich: Es gibt Dinge, die man nicht voraus sehen kann. Wenn du vielleicht mal so überlegst, ist es denn nicht logisch, dass sich das Gewicht verändert, wenn man einen neuen Rythmus ausprobiert. Mir sagt das einfach der Verstand, also kann ich das als Lüge nicht so sehen.

Klar unter deinem Blickwinkel scheint es sehr schlimm zu sein.
Sufragette hat geschrieben:
Also angenommen ein Patient äußert, dass er nachts Albträume hat oder sonstiges, was zum Beispiel auf sexuellem Missbrauch in der Kindheit hinweist, würde das der Therapeut einem sagen?
Auch diese Frage: Ich glaube, es gibt keinen Fragenkatalog und auch gar kein exaktes Bild darüber welche Beschwerden auf einen solchen Mißbrauch hindeuten. Da muß ein Therapeut äußerst vorsichtig sein diesen Verdacht zu äußern oder es im besten Fall lassen.

Und im ernst: Wenn mir das jemand um die Ohren klatschen würde, wäre ich vermutlich selbstmordgefährdet. Es ist nicht immer gut einem ganze Wahrheiten um die Ohren zu hauen.

Wenn es dir lieber ist, dass du diese Umwege nicht brauchst um irgendwo von einer Therapeutin vertrauensvoll hingeführt zu werden, dann kannst du ihr das ja sagen, dass es für dich nicht notwendig ist. Das wäre eine Möglichkeit, die mir einfiele.

Das Schreiben der Therapeutin finde ich auch OK.

Viele Grüße!
candle
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Tristezza
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Beitrag Sa., 16.02.2013, 12:52

Mir würde es auch schwer zu schaffen machen, wenn sich herausstellen würde, dass mich meine Therapeutin angelogen hat. Sie hat die Verantwortung übernommen - was ich schon merkwürdig finde, wie kann man als Therapeutin allein die Verantwortung übernehmen, das kommt ja einer Entmündigung der Patientin gleich -, aber das bedeutet ja nicht, dass sie lügen muss, um etwas Gutes für die Patientin zu bewirken. Es wäre ja theoretisch auch möglich gewesen, Ehrlichkeit und Erreichen des therapeutischen Ziels miteinander zu verbinden ... indem man die Ängst der Patientin vor dem Zunehmen ernst nimmt und bearbeitet. Es bestand ja offensichtlich keine Lebensgefahr - im Falle von extremer Anorexie könnte eine Lüge gerechtfertigt sein, aber da ist ja auch Zwangsernährung erlaubt ...

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Sufragette
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Beitrag Sa., 16.02.2013, 12:55

jaaaaa, jetzt habe ich ein sauschlechtes Gewissen meiner Thera gegenüber.

Ich denke wir werden das nächste mal ausführlich darüber sprechen müssen.

Danke für eure Beiträge, die meine Empfindungen etwas relativiert haben!

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marietta
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Beitrag Sa., 16.02.2013, 15:04

also allermeistens verstehe ich hier eher die theras als die klientInnen, aber hier merke ich:

wenn eine therapeutin klar auf einen sachverhalt angesprochen wird (erfahrungswerte, ob man mit so nem essplan zunimmt) und sie das klar verneint - und ein paar wochen später so locker meint: nö, ich weiss schon, dass die meisten zunehmen, sogar noch mehr als sie gerade... puh, dann ist das für mich eine lüge, weil sie wissentlich ausgesprochen wurde.

und: nein, für mich entschuldigt die "mutter-liebe" hier rein gar nix - wäre ja schön, wenn therapeutInnen dafür da wären, endlich mal aus reiner liebe zu ihren klientinnen zu handeln - sorry, aber diese reine liebe gibt es nicht - es gibt einfach menschen, die sich gegenseitig mit ihren fehlern und schwächen und guten seiten einander zuwenden - und therapeutInnen wenden sich berufsmässig in ihrer verantwortung ihren KlientInnen zu - mit ihrem know-how, was wissen und techniken angeht. und sie wenden sich zu mit dem ziel der heilung und unterstützung.
aber "liebe" .... ist für mich was anderes.

und zudem entschuldigt in meinen augen selbst die liebe nicht. ich erwarte auch von einer mutter, dass sie wege findet, ehrlich zu sein mit dem kind. es gibt auch ein grosszügigges verschweigen oder über-die-frage-hinweggehen - das ist für mich etwas anderes als eine deutlich ausgesprochene lüge.

oder es gibt einen wissensvorsprung, den theras vielleicht manchmal haben - den sie aber nicht benutzen, weil es in dem moment nicht förderlich wäre - aber wenn ich meineN thera auf etwas ansprechen würde, wollte ich eine ehrliche antwort - und die könnte auch sein: "ich sehe im moment keinen nutzen für Sie darin, dass ich Ihnen jetzt diese frage beantworte. wenden wir uns lieber ... zu"

ich selbst benutze nur äusserst selten not-lügen, ausflüchte. und ich erwarte von meinem gegenüber - ob thera oder nicht - genauso eine grösstmöglche wahrhaftigkeit. ich würde auch meiner besten freundin ne klare grenze setzen und ihr sagen, dass ich so ein verhalten mir gegenüber in diesem "war doch nur gut gemeint" nicht tolerieren möchte.

war das nicht hier irgendwo, wo tucholsky zitiert wurde - oder sogar in ner fussnote: gut gemeint ist oft das gegenteil von gut.


leberblümchen
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Beitrag Sa., 16.02.2013, 15:28

Stimmt, marietta. So kann man es auch sehen. Man müsste sich vor allem fragen, ob man künftig überhaupt noch glauben kann, was gesagt wird.

Mich hat auch mal ein Arzt angelogen, nein mir ist das sogar mehrmals passiert. Einmal war ich sechs Jahre alt und hatte einen komplizierten Beinbruch und Panik vor der OP. Nach einigen Wochen hab ich gefragt, ob ich nochmal operiert werden müsste, was man verneinte. Und kurz darauf hörte ich, wie die Ärzte sich im Gang über meine anstehende OP unterhielten. Ich weiß heute noch, dass mich das zutiefst erschüttert hat.

Ein anderes Mal wurde bei mir - bei chronischen Durchfällen - ein Test auf verstecktes Blut im Stuhl gemacht. Die Ärztin wollte mich eigentlich nur beruhigen und abspeisen, von wegen: Sehen Sie, alles in Ordnung. Dummerweise fiel der Test dann aber positiv aus und sie log mich eiskalt an. Dann schmiss sie das Teil in den Müll und ich hab natürlich gesehen, was Sache war. Die hat mich damit einfach alleine gelassen und ich konnte mir hinterher von Spezialistern erklären lassen, was mein Problem war.

So was sind vielleicht für die 'Helfenden' Lappalien. Für mich waren das lauter Beweise dafür, dass man niemandem trauen kann. Und als Belohnung wurde ich dann immer abgestempelt als die Nervensäge, die alles genau wissen will. Ich glaub, ich sollte doch mal mit meinem Therapeuten darüber reden...

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candle.
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Beitrag Sa., 16.02.2013, 15:45

titus, das ist schon arg. Als Kind natürlich besonders schlimm und natürlich kann auch bei den Stuhlpröbchen Panik ausbrechen, wenn sie positiv sind, aber leider werden Mediziner da nach wie vor nicht geschult.

Bei einer anstehenden Krebs- Op meines damaligen Partners wurde die OP als "Schnupfen" bezeichnet. Wenn ich medizinisch nicht ausgebildet wäre, dann hätte mich das keinesfalls beruhigt.
Sufragette hat geschrieben:
Ich hatte vor Ewigkeiten mit meiner Therapeutin eine Art Ess-Vertrag gemacht. Ich war damals sehr misstrausich dem gegenüber und hatte sie gefragt "wenn ich mich daran halten werde, werde ich dann zunehmen"?. Sie meinte damals wortwörtlich zu mir "ich weiß gar nicht so genau wie das ist, bisher ist mir nicht von anderen Klientinnen bekannt, dass sie zugenommen haben, also denke ich nein".
Um hier nochmal darauf zurückzukommen: War es wirklich eine Lüge oder hatte die Therapeutin wirklich nicht diese Erfahrung? Was hättest du getan Sufragette, wenn man gesagt hätte, dass du zunimmst? Was hättest du gesagt, wenn du hättest abnehmen können?

Ich will das jetzt nicht schlechtreden, aber die Frage nach Gewichtsveränderung war schon ein wenig in die Ecke drängend, so würde ich es empfinden, denn es dürfte ja jedem klar sein, dass eine Änderung der Essgewohnheiten in diesem Zusammenhang eine Gewichtszunahme nahelegt.

Wichtig ist bei Vertrauen ja nicht nur, dass man die optimal richtige Antwort bekommt, sondern eben auch, ob man eine Entschuldigung akzeptieren kann als "Lerneffekt", also auch vertrauen darauf, dass Menschen Fehler machen und die ernsthaft revidieren können. Das war jetzt noch meine Intention dazu, weil ja offenbar einige Patienten bei einer kleinen Schwierigkeit dazu neigen die ganze Therapie in Zweifel zu ziehen und ggf. abzubrechen. Umgekehrt wäre es wohl immer gut zu prüfen, was es an Fortschritten gebracht hat in der Therapie um vielleicht dem Schwarz/ Weiß Blick zu entfliehen und lieber in differenzierten feinen Nuancen zu schauen.

Nach wie vor bleibt es deine Entscheidung, ob du dabeibleibst oder abbrichst, das wäre ja auch noch eine Maßnahme, wenn sie mir persönlich auch nicht sinnvoll erscheint. Aber in deinem letzten Post wirkst du ja zuversichtlich, wenn ich mich nicht täusche.

Lieben Gruß!
candle
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