Bildung - Chancengleichheit oder -ungleichheit?

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stern
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Beitrag Sa., 09.02.2013, 19:01

biber hat geschrieben:Wie sich solche Vor-Stereotypen durchziehen kann von Schule zu Schule unterschiedlich sein, meistens ist es auch innerhalb einer Schule von Lehrer zu Lehrer unterschiedlich.
Unterschiede von Lehrer zu Lehrer würde ich aus meiner Erfahrung heraus auch bestätigen. Ich weiß, dass damals (meine Grundschulzeiten sind allerdings schon etwas her) Eltern daraufhin beim Vertretungslehrer waren (die Klassenlehrerin, von der die Empfehlungen stammten, war zudem die meiste Zeit krank gewesen). Der war noch jung und echt in Ordnung. Konnte aber nichts an den Entscheidungen ändern. Äußerte angeblich auch etwas in die Richtung, er hätte niemandem die Chance verbaut (... also bei Noten, die auf der Kippe standen, zur schlechteren Note tendieren zu lassen). Teils gab es wohl auch Gespräche mit dem Rektor, der auch anders gesinnt war. Nicht um Noten zu kippen... das geht eh kaum bzw. in nur seltenen Fällen. Sondern ähnlich wie AdW es formuliert hast: Um für die Bildung zu kämpfen. In dem Fall: Um die Motivation deutlich zu machen.

Wenn ich mich zurückerinnere war das echt krass: In dieser Zeit gab es auch (auffällig) häufiger Gruppenarbeiten - in von der Lehrerin zugeteilte Gruppen. Ich war zumindest so schlau, dass System dieser Gruppen zu durchschauen, dass es nach Noten ging bzw. evtl. auszusprechende Empfehlungen . Schon zu dem Zeitpunkt stand eigentlich relativ fest, wer für welche Schule tauglich gehalten wird.

Ich weiß, dass es dann Probeunterricht gab... und der soll nicht ohne sein, so dass die Mehrheit üblicherweise nicht besteht (was vielleicht auch mit Kapazitätsfragen zusammenhängt). Ob es an öffentlichen Schulen auch Bewerbungsgespräche in Form von Einzelgespräch gab, weiß ich nicht (vermutlich, keine Ahnung). Definitiv leichter, wenn die Empfehlung von Anfang an passte.
Zuletzt geändert von stern am Sa., 09.02.2013, 19:07, insgesamt 2-mal geändert.
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Tröte
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Beitrag Sa., 09.02.2013, 19:02

**AufdemWeg** hat geschrieben:Positive Diskriminierung: beobachten wir in den Schulen unserer Söhne.

Auf jeden Fall wird mit Herrn und Frau Dr. so und so anders gesprochen und umgegangen als mit Ali Ötztürk oder Chantalle Müller

Ist so.

Jede soziale Gruppe begünstigt sich selber.
ich mag eigentlich nicht immer von meiner ex sprechen, aber sie ist lehrerin an einem gymnasium und hat oft berichtet, dass ihr bestreben oft war, diejenigen "mitzuziehen", die es von hause aus nicht so gut hatten. ist natürlich nur in einem kleinen rahmen möglich und auch nur, wenn sie selber wollen.
aber oft ist es auch so, dass sohn/tochter von dr. hastenichtgesehen (hoffe, die dissertation war okay) sich auch auf den lorbeeren ausruhen und meinen nichts tun zu müssen.

nicht alle und nicht jeder aber eben manche
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**AufdemWeg**
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Beitrag Sa., 09.02.2013, 19:04

also hocken sie sich da nur hin und führen 180 Gespräche dass es am Ende so aussieht als hätten alle die gleichen Chancen?

Ich weiss es nicht.
Bei der Bewerbung war das Zeugnis nicht vorgelegen,
das mussten wir jetzt erst zum Gespräch mitbringen.

Aber dass wir ausgelost wurden das glaube ich auch nicht.
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candle.
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Beitrag Sa., 09.02.2013, 19:11

Hallo zusammen!

Ich denke ja, dass die Frage etwas allgemein gefasst ist. Sicher gibt es die Chancengleichheit gesetzlich, aber die Frage ist ja auch wer es will, nicht jeder hat Hunger auf Bildung.

In meiner Grundschulzeit gab es in den 70iger Jahren die Rarität eines Türken, da gab es diese heutigen Probleme nicht. Mittlerweile hat es sich ja offenbar deutlich anders entwickelt, kann ich allerdings wenig beurteilen.

An der Uni gab es nie Probleme in Sachen Diskriminierung nach meiner Erfahrung.

Jeder Bildungsweg ist individuell wie auch meiner, der gar nichts mit finanziellen Möglichkeiten zu tun hatte, es war einfach etwas innerfamiliäres.

Frauen dürfen mittlerweile auch jeden Beruf ausüben, da hatte ich damals als junges Mädchen tatsächlich eine eingeschränkte Berufswahl.

Also bezüglich Überschrift meine ich: Jeder hat die gleiche Chance auf Bildung in D.

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**AufdemWeg**
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Beitrag Sa., 09.02.2013, 19:20

Die gleiche Chance wird als GLEICHE Chance verkauft
aber es ist einfach schief.
Natürlich bearbeiten alle z.B. den gleichen Stoff
das ist gleich
aber der Weg dorthin und auch die Bewertung
da glaube ich nicht an Gleichheit.
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Tröte
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Beitrag Sa., 09.02.2013, 19:28

sehe ich genauso wie auf dem weg.
oberflächlich haben alle die gleiche chance, aber wenn man mal tiefer rein geht, sieht es doch ganz anders aus.

was tut z.b. eine allein erziehende mutter, die nicht soviel geld hat mit ihrem sohn, der aufgrund einer hausaufgabe am pc recherchieren soll und es aber gar kein internet im hause gibt ? gibts nicht ? doch gibt es leider noch sehr oft....
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stern
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Beitrag Sa., 09.02.2013, 19:33

@ candle: Ich habe das Thema bewusst weiter gefasst... weil in dem "Parallelfaden" auch verschiedene Facetten angesprochen wurden. So bleibt Raum für vieles, das jemand zur Diskussion stellen will.
candle hat geschrieben:Also bezüglich Überschrift meine ich: Jeder hat die gleiche Chance auf Bildung in D.
Und wie verhält es sich z.B. in solchen Fällen?:
kaja hat geschrieben:Es macht schon einiges aus ob man z.B. sein Studium selbst finanzieren muss oder man sich nur auf die Uni konzentrieren kann.
Auf bestimmte Bücher musste ich zum Teil unglaublich lange warten weil sie dauernd vergriffen waren, Pflichtpraktika kosteten mal eben 250,- Euro, dazu vorgeschriebene Kleidung und Instrumente etc. Selbst wenn man diese Dinge, wie ich, ausschliesslich gebraucht kauft geht es enorm ins Geld.
Auch die Zahlung von BaföG, ohne die viele gar nicht studieren könnten, bedeutet zeitgleich das man nach dem Studium erstmal mit einem Berg Schulden in das Berufsleben startet.
Bibliotheken, die ich von innen kenne *gg*, haben in aller Regel nicht soviel Literatur vorrätig, um einen Studiengang mit empfohlenen Fachbüchern zu versorgen. Bestellmöglichkeiten gibt es zwar i.d.R. auch. Aber es ist nicht unbedingt kalkulierbar, wann man Buch xy erhält.. wie lange kann man es dann behalten, usw. Je nach Studiengang sind auch weitere Anschaffungen von "Arbeitsmaterialien" vonnöten (mal kostenaufwändiger, mal weniger kostenaufwändig).

Also es kann schon eine Erleichterung sein, wenn die Eltern ihr Kind unterstützen können.

Oder in der Schule: Also zu meinen Schulzeiten war es nicht so, dass alle Eltern sagen konnte: Ja klar geht mein Kind mit zur Klassenfahrt oder Skikurs oder von der Schule freiwillig angebotenen Veranstaltung xy... finanziell kein Problem. Das kann ein Kind allein etwas in eine Außenseiterrolle bringen, wenn es manchen Gemeinschaftsaktivitäten nicht teilhaben kann oder finanzielle Unterstützungen für dies und jenes beantragt werden muss. Und das bekommen Kinder auch mit.
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candle.
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Beitrag Sa., 09.02.2013, 19:57

stern, ich kann nicht einfach kajas Beitrag so beantworten, da halte ich mich lieber raus.

Bei mir ist es eine Tasache, dass ich nicht zum Gymmi durfte, während Geschwister mehrere Ausbildungen machten und auch ganz entspannt ohne Nebentätigkeit die Ausbildung machen konnten.

Ich kann meinem Elternhaus die Schuld geben oder mir selbst, aber es war eben kein finanzieller Aspekt und das gebe ich zu bedenken. Wenn jeder mal seine eigene Geschichte anschaut, werden wir sehr viel Differenzierungen finden warum und weshalb Bildung nicht möglich war. Ich kann mich ja nur auf meine Geschichte berufen.

So wie ich es jetzt Überblicke haben hier die User ja eine gute Ausbildung und was Folgegenrationen angeht, kann ich gar nicht einmischen, das kenne ich nur vom TV. Ich halte allerdings Privatschulen nicht automatisch für die bessere Möglichkeit.

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pandas
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Beitrag So., 10.02.2013, 00:15

Zu meiner Schulzeit gab es Jungs, die hatten das Gymnasium notenmässig überhaupt nicht gepackt, aber Ellis aus der oberen Mittelschicht.

Und Privatgmynasien können jeden nehmen, der´s bezahlen kann. Diese Jungs wurden (selbst eher unwillig) auf´s Privatgymnasiumsinternat geschickt. Dort gibt es eine viel intensivere Betreuung: kleinere Klassen, Einzelförderunterricht, bessere Ausstattung, psychologische Betreuung.
Und dann geht´s wieder aufwärts, da packt auch jemand das Abitur, der für eine staatliche Schule zu schwach gewesen wäre.
D.h. Kinder von Ellis, die das nicht bezahlen können (oder wollen), haben das Nachsehen, sie werden abgestuft in die Realschule, wenn sie im Gymn mal eine schwächere Phase haben.

Soviel zu Privatschulen.

Und man sieht es doch am Beispiel von adw:

Der Junge hatte sich hier auch in einem wichtigen Moment nicht leistungsbereit gezeigt, aber ihm wird die Schule sozusagen nachgetragen.
Währenddessen eben Kinder aus bildungsfernen Familien die Eltern nicht so dahinter sind, sondern eher sagen, gut, wenn er sich für´s Handwerk interessiert, reicht auch eine Ausbildung und Realschule.

Und zu der Subjektivität der Noten:
In meiner Punkphase bekam ich in Mathe auf eine klassenarbeit mal eine 3. Ich habe sie kontrolliert und konnte nachweisen, dass sie fehlkorrigiert wurde: Es war eine 1, die ich nach Bemängelung dessen dann auch nachgetragen bekommen habe.
Jedoch bei anderen Fächern ist es nicht so eindeutig.
Ich erinnere mich an ein Experiment (von einem Forschungsprojekt) bei dem Deutscharbeiten verschiedenen Lehrern vorgelegt wurden: Und tatsächlich fiel die Benotung sehr unterschiedlich aus.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard


leberblümchen
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Beitrag So., 10.02.2013, 08:17

Tröte, auch wenn ich verstehe, was du meinst: Ich glaube, es gibt gerade auch bei ärmeren Familien eher selten ein Problem mit dem Zugang zur Technik... Auch wenn nichts zu Essen da ist: Der Strom fließt - solange er nicht abgestellt wird...

Es muss ja kein Apfel sein, aber es IST durchaus möglich, für wenig Geld ein gebrauchtes Netbook zu kaufen oder aber gratis in der Bibliothek zu recherchieren.

Ich denke, es ist eher die Verknüpfung aus materieller und 'spiritueller' Armut, die den Kindern das Leben so schwer macht. Und wenn dann die finanziellen Hürden herhalten müssen für mangelnde Förderung, verkennt man halt einen wichtigen Teil dieser Dynamik.

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sandrin
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Beitrag So., 10.02.2013, 09:39

Titus, deinen Beitrag kann ich nur unterstreichen. Das hat auch was mit einer Bildungsmentalität zu tun. Wenn die nicht da ist, hilft alles Geld der Welt nichts.

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**AufdemWeg**
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Beitrag So., 10.02.2013, 09:48

Das ist es doch: jeder in seinem Kreis

ABER es gibt sie nun mal auch: die Kinder, die nicht im Bildungsmilieu aufwachsen
aber TROTZDEM Hunger haben nach Bildung.
Genau um die gehts doch.
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hawi
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Beitrag So., 10.02.2013, 09:56

stern, schön dass du den Thread hier aufgemacht hast.

Das Thema kommt ja aus dem „Guttenberg Thread“.

Als ich dort die Beiträge las?!

Klar ist für mich, dass Kinder natürlich ganz verschiedene Startvoraussetzungen haben.
Zum einen bezogen auf all das, was sie höchstpersönlich ausmacht, zum anderen all das, wodurch sie in ihrem Umfeld geprägt wurden, werden.
Manchmal wünsch ich mir allein deshalb, es gäbe auch viel mehr einen Ungleichheitsgrundsatz. Das eigene Recht darauf, dass diese Ungleichheit einen Wert hat, beachtlich ist.

Ist die dann gut? Oder schlecht? ????
Klar, völlig individuell lässt sich wohl nicht vorgehen.
Zu schnell zu urteilen, oder auch zu schnell Gleichheit einfach mal anzustreben oder zu behaupten finde ich aber auch nicht gut.

Deshalb mag ich ganz grundsätzlich schon hohe oder niedrige Schulen eher nicht.
Klar, geht wohl nicht ohne auch so eine Gesamtsicht.
Lieber wäre mir, dass vorrangig ist, was für wen passt. Bildung? Würde da jeder das bekommen, angeboten bekommen, was zu seinen Neigungen, Interessen, Fähigkeiten passt, dann wäre das erreicht, was meinen Idealvorstellungen entspricht.

So ungleich zu Beginn gesehen, komme ich zu einer etwas anderen Art von Gleichheit.
Klar ist: Ein Kind, dessen Eltern Fabrikarbeiter sind, im Einzelhandel tätig oder oder oder, ist anders geprägt, hat als Kind ein anderes Erleben, als Kinder von, Ärzten, höheren Managern, Hochschullehrern etc.

Schon ein Grundschullehrer sollte meiner Meinung nach seine Ungleichheit zu so manchen Eltern sehr bewusst wahrnehmen ohne zu schnell in ein +/- zu verfallen.

Mangelnde Zugänge zu Wissen, Bildung?
Die Chancen eines Kindes von Ärzten später mal Klempner zu werden sind, denke ich, nicht sonderlich gut. Die Chancen eines Kindes von Fabrikarbeitern später Literaturprofessor, Bibliothekar oder ähnliches zu werden? Auch nicht sonderlich gut.
Beides noch nicht mal wirklich vergleichbar. Beides aber zu sehen. Meine ich.
In beiden Fällen wünschte ich mir mehr „Zugang“.
Schon zu Beginn wird da - wie ich finde - verbaut. Ungleichheit nicht oder zu wenig oder falsch beachtet.

Auch weil alles immer spezialisierter wird, ist das Berufspektrum riesig. Dass alle Berufe ein ähnliches Ansehen haben? Neue, das wäre wohl zum einen illusorisch, zum anderen auch schlicht falsch. Aber etwas weniger Abstand, grad auch all der Ausbildungsberufe ohne Hochschulstudium im Vergleich zu den „Akademikerberufen“, fände ich anschauungstechnisch nicht verkehrt.

Erlebt habe ich nämlich selber schon beides.
Zum einen, dass ich meinen Döner bei jemandem kaufte, oder als Aushilfe mit jemandem zusammengearbeitet habe, der zumindest auch geeignet für eine Job als Ingenieur, Betriebswirt etc. gewesen wäre. Und der noch dazu so was auch viel lieber gemacht hätte, wenn es ihm denn möglich gewesen wäre.

Andererseits habe ich auch die erlebt, die aus sehr gutbürgerlichem Hause heraus, auch eher falsche Bildung bekamen. Die studierten, einen akademischen Abschluß anstrebten, mehr weil sie sich dazu genötigt sahen, weniger weil sie es von sich aus wollten. Manchmal fehlte da nicht allein die eigene Neigung, es war im Grunde auch schon so was wie persönliche Überforderung. Ein, zwei Fälle fallen mir dazu ein, wo ich mir einerseits von den „Leidenden“ mehr Selbstwertgefühl gewünscht hätte. Grad auch die waren aber Gefangene ihrer Herkunft. Sie mussten sich mit Theorie, Büchern, die ihnen nichts sagten, auseinandersetzen. Schon von ihrer Grundprägung hatten die nie eine Chance, mal auszuprobieren, ob zum Beispiel eine handwerkliche Tätigkeit ihnen nicht mehr gäbe, mehr läge.

Wenn also heute überall Eliten gesucht werden? Ich ware dafür sie nicht allein akademisch zu suchen. Auch andere Berufszweige brauchen - wenn schon - „Eliten“.
Jedenfalls nicht weniger als Akademiker.

Etwas freieres Denken, etwas weniger einseitiges, etwas das mehr Ungleichheit zulässt, Vielfalt, etwas weniger hohe, niedrige Sicht auf Berufe, ich glaub auch dadurch ergäbe sich, dass die Chancen, die passende Bildung, Ausbildung zu kriegen, sich vergrößern
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
Bertrand Russell

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sandrin
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Beitrag So., 10.02.2013, 09:59

Na ja, das stimmt schon. Und ich bin absolut dafür, dass man möglichst viele Anreize von außen schafft (z. B. Kindergarten, Grundschule und später), um den Hunger zu stillen bzw. erst einmal zu wecken. Aber das Elternhaus ist da einfach so prägend. Die primäre Sozialisationsinstanz ist und bleibt die Familie. Dort entscheidet sich alles. Andere Stellen können hier allenfalls ausgleichend wirken.

Das fängt schon bei der Sprache an. Wenn ein Kind Eltern hat, die sich selbst mit Sprache schwer tun, dann wird es Mühe haben, sich auf dieser Ebene gut zu entwickeln. Und gerade der Spracherwerb ist grundlegend für das spätere Lernen, sowohl aktiv wie passiv. Sprache öffnet Türen, eben auch zur Bildung.

Es ist halt auch so schwer, weil das so schnell diskriminierend wirkt. Und das will ich gar nicht, weil diese Eltern ihre Kinder sicher auch lieben. Aber es sind nunmal Fakten.

Dennoch muss nochmals betont werden: Es kommt überhaupt nicht drauf an, ob Eltern Akademiker sind oder nicht. Aber es muss die entsprechende Wertschätzung für Bildung da sein und die Eltern sollten selbst über ein mittleres Maß an Bildung verfügen.

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Fundevogel
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Beitrag So., 10.02.2013, 10:08

Liebe Leute,

super Thema, ich oute mich gleich mal als leidenschaftliche und fahnenschwingende
Bildung-für-alle-Befürworterin!



Und ich glaube: Bildung hat auch zu tun mit dem Glauben und dem Willen,
etwas Positives erreichen zu können und zu dürfen im Leben.

Das kriegt man schon im Kindergarten mit oder noch viel früher:
Manche Kinder haben diese positive Zuwendung und Zeit ihrer Eltern,
andere lernen von klein auf, daß die alleinerziehende Mutter rund um die Uhr schuftet
und trotzdem reicht es hinten und vorne nicht.

Und es geht aber nicht nur um Bildung als Berufsaus-Bildung, für ein materiell gutes Leben
und einen erfüllenden Beruf.

Bildung ist doch auch ein Wert an sich: nämlich überhaupt mal zur Wertebildung und zwar zur eigenständigen

* ob man etwas gut oder schlecht findet, weil man mal selbst gedacht und gefühlt hat
* ob man allen anderen hinterherläuft und alles nachplappert
* ob im Leben auch noch anderes erstrebenswert ist als das neueste Auto oder Smartphone

Ich glaube, daß wir in Europa politisch und materiell diese Chancengleichheit haben:
jeder kann studieren, wenn er oder sie es möchte.

Aber - es gibt Nebenkosten, es gibt zusätzliche Anstrengungen wie Lebensunterhalt und -haushalt, es gibt zusätzliche Belastungen, auch durch das Leben, die einem niemand abnimmt, keine reichen oder gesunden Eltern, da brauchts schon eine Extraportion von Willen und Motivation.

Das muß auch von irgendwoher kommen.
Entweder aus dem Umfeld, in dem man aufwächst oder aus einem selbst.

Die Unis, Schulen und Kindergärten - die gibt es und die stehen allen offen.

Aber manche werden in der Limousine hinchauffiert
und andere gehen zwei Stunden zu Fuß jeden einzelnen Tag.
Fundevogel

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