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So., 10.02.2013, 09:56
stern, schön dass du den Thread hier aufgemacht hast.
Das Thema kommt ja aus dem „Guttenberg Thread“.
Als ich dort die Beiträge las?!
Klar ist für mich, dass Kinder natürlich ganz verschiedene Startvoraussetzungen haben.
Zum einen bezogen auf all das, was sie höchstpersönlich ausmacht, zum anderen all das, wodurch sie in ihrem Umfeld geprägt wurden, werden.
Manchmal wünsch ich mir allein deshalb, es gäbe auch viel mehr einen Ungleichheitsgrundsatz. Das eigene Recht darauf, dass diese Ungleichheit einen Wert hat, beachtlich ist.
Ist die dann gut? Oder schlecht? ????
Klar, völlig individuell lässt sich wohl nicht vorgehen.
Zu schnell zu urteilen, oder auch zu schnell Gleichheit einfach mal anzustreben oder zu behaupten finde ich aber auch nicht gut.
Deshalb mag ich ganz grundsätzlich schon hohe oder niedrige Schulen eher nicht.
Klar, geht wohl nicht ohne auch so eine Gesamtsicht.
Lieber wäre mir, dass vorrangig ist, was für wen passt. Bildung? Würde da jeder das bekommen, angeboten bekommen, was zu seinen Neigungen, Interessen, Fähigkeiten passt, dann wäre das erreicht, was meinen Idealvorstellungen entspricht.
So ungleich zu Beginn gesehen, komme ich zu einer etwas anderen Art von Gleichheit.
Klar ist: Ein Kind, dessen Eltern Fabrikarbeiter sind, im Einzelhandel tätig oder oder oder, ist anders geprägt, hat als Kind ein anderes Erleben, als Kinder von, Ärzten, höheren Managern, Hochschullehrern etc.
Schon ein Grundschullehrer sollte meiner Meinung nach seine Ungleichheit zu so manchen Eltern sehr bewusst wahrnehmen ohne zu schnell in ein +/- zu verfallen.
Mangelnde Zugänge zu Wissen, Bildung?
Die Chancen eines Kindes von Ärzten später mal Klempner zu werden sind, denke ich, nicht sonderlich gut. Die Chancen eines Kindes von Fabrikarbeitern später Literaturprofessor, Bibliothekar oder ähnliches zu werden? Auch nicht sonderlich gut.
Beides noch nicht mal wirklich vergleichbar. Beides aber zu sehen. Meine ich.
In beiden Fällen wünschte ich mir mehr „Zugang“.
Schon zu Beginn wird da - wie ich finde - verbaut. Ungleichheit nicht oder zu wenig oder falsch beachtet.
Auch weil alles immer spezialisierter wird, ist das Berufspektrum riesig. Dass alle Berufe ein ähnliches Ansehen haben? Neue, das wäre wohl zum einen illusorisch, zum anderen auch schlicht falsch. Aber etwas weniger Abstand, grad auch all der Ausbildungsberufe ohne Hochschulstudium im Vergleich zu den „Akademikerberufen“, fände ich anschauungstechnisch nicht verkehrt.
Erlebt habe ich nämlich selber schon beides.
Zum einen, dass ich meinen Döner bei jemandem kaufte, oder als Aushilfe mit jemandem zusammengearbeitet habe, der zumindest auch geeignet für eine Job als Ingenieur, Betriebswirt etc. gewesen wäre. Und der noch dazu so was auch viel lieber gemacht hätte, wenn es ihm denn möglich gewesen wäre.
Andererseits habe ich auch die erlebt, die aus sehr gutbürgerlichem Hause heraus, auch eher falsche Bildung bekamen. Die studierten, einen akademischen Abschluß anstrebten, mehr weil sie sich dazu genötigt sahen, weniger weil sie es von sich aus wollten. Manchmal fehlte da nicht allein die eigene Neigung, es war im Grunde auch schon so was wie persönliche Überforderung. Ein, zwei Fälle fallen mir dazu ein, wo ich mir einerseits von den „Leidenden“ mehr Selbstwertgefühl gewünscht hätte. Grad auch die waren aber Gefangene ihrer Herkunft. Sie mussten sich mit Theorie, Büchern, die ihnen nichts sagten, auseinandersetzen. Schon von ihrer Grundprägung hatten die nie eine Chance, mal auszuprobieren, ob zum Beispiel eine handwerkliche Tätigkeit ihnen nicht mehr gäbe, mehr läge.
Wenn also heute überall Eliten gesucht werden? Ich ware dafür sie nicht allein akademisch zu suchen. Auch andere Berufszweige brauchen - wenn schon - „Eliten“.
Jedenfalls nicht weniger als Akademiker.
Etwas freieres Denken, etwas weniger einseitiges, etwas das mehr Ungleichheit zulässt, Vielfalt, etwas weniger hohe, niedrige Sicht auf Berufe, ich glaub auch dadurch ergäbe sich, dass die Chancen, die passende Bildung, Ausbildung zu kriegen, sich vergrößern
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
Bertrand Russell