Thobie hat geschrieben:Das machst Du aber nicht als 2-jähriges Kind!
Du hast viele der Dinge, die ich beschrieben habe, so angenommen, als ginge es darum fünfzig Jahre zurück zu reisen und sie von einem zweijährigen Kind zu fordern.
Fakt ist: DU bist AKTUELL kein zweijähriges Kind mehr. Die Verletzungen sind passiert und nicht mehr zu verändern. Egal welche Tipps dir irgendwer gibt, VÖLLIG SELBSTVERSTÄNDLICH werden sie NICHTS daran ändern, wie du dich als Kind gefühlt hast, in welche Enge du getrieben warst. Es ist eine Aufgabe des Lebens, die Vergangenheit als etwas zu akzeptieren, die in all ihrer Grausamkeit, aber auch Schönheit, bereits PASSIERT IST und nicht mehr verändert werden kann - egal wie erleuchtet und klug man heute ist.
Es ist daher völlig sinnlos, ständig in einem: "Hätte meine Mutter sich anders verhalten." und "Ich konnte ja als zweijähriges Kind nich..." zu verharren, denn das bringt dich aktuell nicht einen einzigen Milimeter weiter - KÖNNTE aber eine gute Methode sein, nicht weiter gehen zu MÜSSEN.
Thobie hat geschrieben:Das sehe ich anders, mir geht es darum, dass Menschen authentisch und echt erscheinen. Wenn ich jedes Mal überlegen muss, meint er das jetzt wirklich, was er sagt oder nicht, dann habe ich irgendwann keine Lust mehr, mich mit demjenigen zu unterhalten.
Warum
musst du das? Gehört das zu den Zwangsstörungen oder den Psychosen? Oder ist das so eine Angst vor Kontrollverlust?
Von wildfremden Zufallsbegegnungen kann ich keine Authentizität erwarten - wozu auch? Was hat es mich zu kümmern, ob hinter der Freundlichkeit nur eine berufliche Bedingung steckt, sich der Verkäufer gar nicht WIRKLICH freut, mich zu sehen. Es handelt sich dabei um oberflächlichen, sachlichen Umgang - die Aktion, also Tausch von Waren oder Informationen - steht dabeim im Vordergrund. Es ist dabei auch egal, welches Geschlecht das Gegenüber hat - die Handlung hat Priorität VOR der sie ausführenden Person. Zumindest in geregelten Verhältnissen des Alltags.
Und ja - mit solchen Menschen MUSS ich mich auch nicht unterhalten. Ich denke, so geht es jedem. Mit den meisten Zufallsbekanntschaften des Alltags unterhält man sich -aus vielerlei Gründen - nicht. Warum möchtest du dich 'zwingen' mit Menschen Kontakt zu haben, wo es eben einfach nicht passt? Das begreife ich nicht ganz.
Thobie hat geschrieben:
Wenn jemand auf eine Demütigung verärgert oder wütend reagiert, steht er auf, wird verbal laut und agiert vielleicht mit dem Körper, indem er mit den Armen reagiert. Ist er ohnmächtig, niedergeschlagen oder hilflos, sinkt er in sich zusammen, weint vielleicht und ist irgendwie betroffen und reagiert nicht mehr.
Ich begreife ehrlich gesagt auch nicht, was an der Reaktion nicht authentisch sein soll. Nicht authentisch wäre in meinen Augen: Die Mutter ist wütend, lächelt aber und tätschelt dem Vater liebevoll das Knie. Die Mutter fühlte sich ohnmächtig, makiert aber die Starke und spielt Königin. Die Mutter fühlt sich niedergeschlagen, springt aber herum und verstrickt sich in Aktivität. Die Mutter ist betroffen/angegriffen, tut die Beleidigung aber kühl ab und macht sich auch noch über sich selbst lustig.... - und wenn all das nicht einmal ihren üblichen Überlebensstrategien für den Alltag entspricht, sondern nur eine Show für eine bestimmte Person/Situation ist. Unauthentisch wäre für mich NICHT, wenn eine Person anders reagiert als ich reagieren würde, oder ich erwarten würde, dass sie reagiert - sondern sie nicht so reagiert, wie es ihr ganz individuell entspricht. Welche Reaktion wäre denn für deine Mutter TYPISCH gewesen?
Thobie hat geschrieben:Bei meiner Mutter hatte ich den Eindruck, da ist nichts, da ist keine Person, nicht authentisch, hohl und leer – wie eben eine Person, die depressiv ist und sich vom Verstand her immer nur jeden Tag auf’s Neue zusammenreißt.
Auch eine depressive Person verhält sich - der Depression entsprechend - authentisch. Ich würde soweit gehen und sagen: Wenn eine depressive Person sich mit starken, sicheren Händedruck und vereinnahmender Präsenz verabschieden würde - DAS wäre unauthentisch. Für Depressive ist es authentisch, irgendwie 'verschwunden zu sein' und zu wirken, als müssten sie sich zusammenreissen, um zu funktionieren - denn das TUN sie.
Oder meinst du, deine Mutter ist gar nicht depressiv sondern ein gesunde, tatkräftige Frau mit starker, vereinnahmender Persönlichkeit, verhält sich aber (dir gegenüber) depressiv?
Unathentisch wirken oft auch unsichere Menschen. Damit besteht eine sehr, sehr hohe Chance, dass du von sehr vielen Menschen selbst als unauthentisch wahrgenommen wirst.
Ich denke, WICHTIG ist Authentizuiät bei Freunden oder intimen Beziehungen.
Vielfach klingt es für mich so, als würdest du Grübelei in Bezug auf Authentizität als eine art Mauer benutzen.