Therapeutischer Humor: Lachen in der Therapie?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

ziegenkind
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Beitrag Fr., 01.02.2013, 23:45

schöne frage, fundevogel. eine erinnerung, eine theorie von mir.

die erinnerung: am anfang hat die ziege mich, glaube ich, auf humorverträglichkeit getestet, scheint mir, im nachhinein. sie hat einen wortwitz gemacht, nachdem ich etwas trauiges erzählt habe. damit hat sie etwas von meiner erzählung aufgenommen, sie für den moment entschärft, ohne das erzählte zu entwerten oder zu verlachen. ich habe den test bestanden. erst war ich irritiert. dann habe ich gelacht. und dann habe ich gemerkt, diese frau kann mich aus löchern rausholen, wie geil ist das denn. das war in der 3. stunde.

2. die theorie: lachen hat zwei funktonen (i) oft katapultiert es die ziege und mich oft aus der asymmetrie raus. das sind situationen, in denen klar wird, sie weiß jetzt dann eigentlich auch nicht so genau, herr je....und das ist gut so. (ii) manchmal versüßt es mir die kapitulation. dann, wenn ich nach langem ankämpfen gegen eine ihrer deutungen genau so ein verhalten an den tag lege, das genau diese eine dusselige deutung bestätigt. dann lachen wir gemeinsam um das paradox, dass ich genau 1 sekunde nach dem wettern verstehe, was sache ist, die worte aber ncht mehr zurückholen kann. wir lachen den dementierten worten hinterher.
Zuletzt geändert von ziegenkind am Fr., 01.02.2013, 23:49, insgesamt 1-mal geändert.
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Fundevogel
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Beitrag Fr., 01.02.2013, 23:46

Widow hat geschrieben:Und?
Und nix. Zumindest fällt mir nix mehr ein.
Bin schon zu müde heute zum Weiter-Denken und -Lachen.
Tschuldigung.
Fundevogel

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Beitrag Sa., 02.02.2013, 09:07

peppermint patty hat geschrieben: Tiefer Schmerz und Trauer sind ja auch oft nur aushaltbar mit dem "Wissen", dass es eben auch die Kehrseite gibt.
Hallo peppermint,

kannst du das wirklich so fühlen?
Im tiefen Schmerz und Trauer "weiß" ich nicht mehr, daß es die Kehrseite auch gibt.
Da ist nur Schmerz und Trauer. Unendlich. Und nichts anderes.
Fundevogel

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Fundevogel
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Beitrag Sa., 02.02.2013, 09:45

kenneth hat geschrieben:ich habe den test bestanden. erst war ich irritiert. dann habe ich gelacht. und dann habe ich gemerkt, diese frau kann mich aus löchern rausholen, wie geil ist das denn.
Hallo kenneth,

daß Patienten ihre Theras testen, habe ich ja gewußt - aber daß das umgekehrt auch gemacht wird...
Aber gut zu wissen, daß Theras sich ihre Patienten wohlüberlegt aussuchen, mit denen sie sich auf das Abenteuer Therapie und die intensive Beziehung (Huch!) einlassen wollen.

"diese frau kann mich aus löchern rausholen" - und das mit Humor:
Intelligent, überraschend, verbindend, öffnend, warmherzig - so habe ich deine ziege in dieser Erinnerung empfunden.
kenneth hat geschrieben:2. die theorie: lachen hat zwei funktonen (i) aus der asymmetrie raus. [...] (ii) manchmal versüßt es mir die kapitulation. [...] dann lachen wir gemeinsam um das paradox, [...] wir lachen den dementierten worten hinterher.
Asymmetrie und Kapitulation, Paradoxon und Dementi -
es scheint mir als würde das eine die Beziehungsebene berühren
und das andere die Sachebene.

Aber eines, banal aber wichtig, leuchtet mir gerade ein:

Wenn von Zweien nur einer lacht,
ist es weder therapeutisch noch lustig.


[Übrigens: Ich könnt mich gerade kringeln vor Lachen,
wenn ich mir das ziegenlachen vorstelle und euer gemeinsames lachen... ]


Ich höre aus diesem euren Lachen auch das folgende heraus:
Nicht kenneth lacht über sich selbst und ziege lacht mit kenneth über kenneth -
es ist ein gemeinsames Lachen über das UNS,
ein Lachen über kennethundziegeundziegeundkenneth.


Daß unüberwindliche Parodoxa und Dementis
weggelacht werden können -

ist zutiefst unbegreiflich.
Und zutiefst tröstlich.

Fundevogel

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Launebär
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Beitrag Sa., 02.02.2013, 10:02

ein früherer therapeut konnte sich herrlich ohne mich amüsieren, während der stunde einmal sagte er: wissen sie, ich glaube, wenn sie nicht krank wären, wären sie ganz anders, richtig lustig. Aaaha... Fand ich nicht so gut

später wurde es besser. eigentlich ergibt es eine kontinuierliche steigerung, weil vor ihm hatte ich wen, die habe ich noch nicht einmal lächeln gesehen. nur ich musste lachen, weil die so schuhe hatte. die sohlen bestanden aus verschiedenen korken ausser den schuhen war aber auch gar nichts lustiges daran, die ging wohl echt in den keller... und die uhr... tik tak tik tak... öde wars da

dann war ich mal wo, in der klinik, die hatt sich total geärgert weil ich ständig gelacht hab.


Also, um mal zum Punkt zukommen: Ich habe es schon ganz verschieden erlebt. Empfinde es als wichtig, aber rutsche schnell in den Lachen-als-Kompensation-Modus hinein. Fluchtmöglichkeit. Meine jetztige Therapeutin lässt mir das durchgehen, meine vorherige hat das total genervt. Wir haben den selben Humor. Aber ich vertrage es nicht immer.

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Traurige Seele
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Beitrag Sa., 02.02.2013, 10:08

Hahahaha was hab ich gerade gelacht als ich Eure Meinungen dazu gelesen habe.

Ich bin ja auch ein humorvoller Mensch und ich hab mir mal schön überlegt ob ich mal einen Witz über Zwänge meiner Thera erzählen soll, hab mich aber noch nicht getraut.
Ich erzähl ihn euch mal

Eine Frau und ein Mann sitzen im Auto
die Frau sagt immer wieder halt an halt an ich glaub ich hab das Bügeleisen nicht ausgesteckt
Er sagt "Du wirst es schon ausgemacht haben"
Sie wieder "Ich muss nachschauen ob das Bügeleisen aus ist, was da alles passieren könnte wenn es an ist"
Er wieder "Es wird schon aus sein und dann kann nix passieren"
So geht es hin und her bis der Mann so genervt ist und anhält
Die Frau steigt aus macht den Kofferraum auf und nimmt ein Bügeleisen aus dem Kofferraum und sagt "Gott sei dank das Bügeleisen war ausgesteckt"

Immer wenn ich irgendweche Kontrollzwänge hab denk ich an den Witz und sag mir immer wieder "Lass es das ist doch blödsinn was du da gerade wieder machst." Und das hilft mir.

LG TS
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ziegenkind
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Beitrag Sa., 02.02.2013, 10:10

fundevogel, ich hab es von vielen ganz explizit so gehört: ja, hc's testen auch die couchlinge. sie hauen sachen raus, um zu gucken, ob da was ist, was über die unvermeidlichen strudel und stromschnellen einer therapie hinwegträgt. und das ist ja irgendwie auch gut so....also von mehreren analytikern wiß ich das. ich hab mal schüchtern nachgefragt als ich bei der ziege da im nachhinein so einen verdacht hatte.

ja, lachen über das uns, das trifft es. wenn ich mich so überlege, bei lachen nr. 2 , worüber lachen wir da beide? da ist auf beiden seiten, glaube ich, auch so eine erleichterung, dass ich DIESE kröten-deutung von der ziege ohne großes würgen und ohne die ziege eine runde um den block jagen geschluckt habe. seufz. das ist bei mir leider noch nicht lange so und bei weitem keine selbstverständlichkeit. deutende ziege ziehen immer auch ein wenig den kopf ein, weil sie denken, gleich geht es wieder los. was eine erleichterung, wenn das nicht so ist. ja, und ich bin auch erleichtert. weil ich jage die ziege oft, aber ich mag das ja auch nicht wirklich. hinter den hörnern kraulen finde ich viel netter.


a, das lachen über das uns, das trifft es
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leberblümchen
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Beitrag Sa., 02.02.2013, 10:44

Fundevogel, zur Frage: Mein persönliches Gefühl ist, dass Humor in der Therapie immer ein Ausweichen ist. Jedenfalls ist es das, was ich im Moment fühle. Vielleicht hängt das auch von der Phase ab, in der man sich gerade befindet. Oder es hängt von beiden Individuen ab und von der Art, wie sie miteinander umgehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es mir lieber wäre, bei einem anderen Therapeuten zu lachen. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass mein Therapeut, wenn er 'ohne mich' ist, häufiger lacht als mit mir.

Bei uns ist es häufig ein Schmunzeln, was ich schon sehr viel und sehr schön finde: das Sich-Berührenlassen von dem, was der Andere erzählt. Wie ein sanftes Streicheln mit Worten, ein bisschen Entspannung.

Ich glaub, wenn einer von uns dem Anderen einen Witz erzählen würde, dann würde der Andere denken: "Was hat das denn hier zu suchen?!"

Das mit der Ablenkung, mit dem Ausweichen sieht man ja sehr schön am Beispiel von der Spinne im Ballettkleid: Die eigentliche Angst wird überdeckt von einer absurden Vorstellung. Damit ist dann zwar die Angst weg, aber natürlich nicht das Problem, das dahintersteckt. So wie man eben lacht, wenn etwas peinlich ist und man nicht weiß, wie man souverän damit umgehen soll - also: lachen! Immer noch besser als weinen, wegrennen oder erröten, denn Lachen bedeutet so eine Art Schein-Souveränität. Wer lacht, tut ja erst mal etwas Positives und damit Richtiges. Und das gibt einem dann wieder die Sicherheit, die Lage halbwegs im Griff zu haben. Daher ist es auch immer gut, über sich selbst lachen zu können!

Humor als Ausdruck einer entspannten Therapiesituation finde ich schon auch wichtig. Sich selbst nicht zu ernstnehmen - auf beiden Seiten. Mein Therapeut lacht z.B. offenbar ziemlich gerne über das, was er sagt - ich frag mich immer, warum er das tut: Erst dachte ich, er sei gehemmt und müsse seine Aussagen relativieren, indem er über sie lacht. Aber das mit dem Gehemmtsein hab ich gerade verworfen...

Vielleicht hat es auch eine phatische Funktion, so von wegen: "Guck mal, ist doch alles nicht so schlimm"? Absurderweise bewirkt sein Lachen bei mir eher das Gegenteil: Ich werde ernst, weil ich mich auf diese Ebene nicht einlassen mag, eben auf dieses Relativierende des Lachens. Ich will genau wissen, was er gemeint hat, ich will es 'wörtlich', buchstäblich, greifbar haben, nicht in humoristische Watte gepackt.

Ich glaube, wir sind beide ziemlich ernste Menschen, und ich bin froh, dass wir uns da 'einig' sind, denn es würde mir schwerfallen, so eine - Achtung, Übertreibung - Bierzelt-Atmosphäre im Zimmer zu ertragen. Und umgekehrt mag es Menschen geben, die Angst vor zu viel 'traurigem Ernst' haben. Aber ich freue mich, dass ich mal jemanden gefunden habe, bei dem ich nicht lustig sein muss, nur weil es gesellschaftlich anerkannter ist. Ich sehe da unsere 'Errungenschaft' sozusagen eher darin, den Ernst zuzulassen - während es bei anderen Patienten vielleicht eher umgekehrt ist.


ziegenkind
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Beitrag Sa., 02.02.2013, 12:47

lachen und ernst geht bei uns gut zusammen. bei mir gibt es in der analyse NATÜRLICH kein lachen, von welcher seite auch immer, ob von der couch, ob vom kippsessel oder von beiden seiten, das nicht ausgiebig analysiert würde. das ist mir mit das schönste.

nicht nur, weil die ziege da ein bisschen aus ihrem analytischen korsett raushüpft - analytische distanz hin und auch her, sie hat mir bislang jedes lachen in all seinen beweggründen, die da in der ziegenseele schlummer, ausführlich erklärt. (sollte ich das zu einem prinzip machen? willst du was von deiner ziege wissen, bring sie zum lachen? nee, das denn doch nicht)

ich mag das auch, weil das gar nicht so einfach ist sein lachen zu ergründen und zu erklären. da bin ich dann nicht selten über sachen gestolpert, die ich vorher wirklich nicht so genau wusste, zumindest jenseits des lachens nicht kommunikativ verfügbar hatte. sehr spannend das.

ach ja, gebrauchsfertige witze, die würde ich nicht mögen. ich mag das lachen über das, was in dem zwischen entsteht, wie eine skulptur, die sichtbar wird durch das gewahrwerden dessen, was man da gerade gemeinsam geschaffen hat, nicht nach einem bauplan, nicht nach einer skizze, nicht als umsetzung von vorher gefassten absichten, sondern spontan im zwischenraum des wir entstanden. nee, ich werde pathetisch und merke, ja, das ist das was hanah arendt mit handeln im gegensatz zu herstellen meint. und ich merke weiter, es gibt therapiestunden, die bleiben im modus des herstellens. da gibt es kein lachen. und die sind nicht die wirklich guten. das sind die mit dem text. ich sag manchmal böse auf mich selbst: da mache ich dann eine konserve auf.
Zuletzt geändert von ziegenkind am Sa., 02.02.2013, 12:59, insgesamt 1-mal geändert.
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stern
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Beitrag Sa., 02.02.2013, 12:51

"Eine systematische Untersuchung von Patienten mit Spinnenphobie ergab,
dass das Betrachten von Stimuli wie Spinnen im Ballettröckchen [sic! Herv.Fundevogel]
die Angst genauso effizient reduzierte wie eine klassische Desensibilisierung."
(profil, S. 76):
Ich glaube, ich wäre ein Kandidat, bei dem das wirken könnte . Erkläre ich (mir) damit, dass dem Grotesken per se weniger Angst/Ekel immanent ist als einer handelsüblichen Spinne. Nur blöderweise gibt es Spinnen im Ballettkostüm Bild nicht so häufig . O.k... man kann natürlich versuchen, sich etwas anderes vorzustellen - ist aber eigentlich ein alter Trick, den ich auch manchmal intuitiv als Kind angewendet habe, dass ich versucht habe, mir "einfach" etwas anderes vorzustellen, wenn mir etwas nicht geheuer war. Kann schon unmittelbar auf das Gefühl wirken, was dann eine veränderte "innere Wirklichkeit" schafft - als Pendant zur (ebenfalls) oft "überzogenen" "inneren Wahrheit", wie bedrohlich diese Monsterspinnen doch sind.

Wobei ich eher Bedenken hätte
Humor wird zu therapeutischen Zwecken eingesetzt: Er verbessert die Beziehung zwischen Patient und Therapeut, erleichtert die Beschwerden, verbessert unmittelbar den affektiven Zustand des Patienten [und wohl auch des Therapeuten] und die spielerische Leichtigkeit erhöht die Lernfähigkeit.
Wie setzt man Humor bewusst ein... weil ich sehe es so: Humor ergibt sich. Bei mir in der Therapie ist es auch eher so, dass sich Lachen aus der Situation heraus gibt... Situationskomik, wenn man so will. Das kann man nicht erzwingen, ebenso wenig wie bestimmte Gefühle. Als gezielte therapeutische Intervention kann ich es mir daher schwer vorstellen. Eher noch, dass Thera auf etwas u.a. mit eine Portion Humor reagiert bzw. mit Humor aufnimmt (was ich nicht direkt als Intervention sehe sondern als ihre Reaktion)... doch erlebe ich manchmal schon als hilfreich, wenn Thera nicht alles toternst sieht, sondern mit einer gewissen "Leichtigkeit" ("Schwere" gibt es in Therapien ja üblicherweise eh mehr als genung). Aber die Gradwanderung ist die bereits angedeutete: Wenn zwei nicht den gleichen Humor haben, geht es nach hinten los oder schafft Irritation (die ich bei meiner Thera wohl auch manchmal auslöse, wenn ich etwas amüsant finde, dass sie in dem Moment nicht so nachvollziehen kann). Oder erst gestern bin ich mal wieder darüber gestolpert, dass man manche Gefühle etwas "entschärfen" kann, wenn man versucht, ein Lächeln aufzusetzen. Hier ist die Gradwanderung, dass sowas natürlich inkongruent wirkt. Daher finde ich, Humor muss passen... zwanghaftes künstliche Erzwingen zwecks Generierung einer super-duper therapeutischen Intervention fände ich eher heikel.

Oder auch folgender Aspekt zum Thema Lachen/Humir: Über folgende Aussage musste ich zwar erst etwas nachdenken:
kenneth hat geschrieben:2. die theorie: lachen hat zwei funktonen (i) oft katapultiert es die ziege und mich oft aus der asymmetrie raus.
Aber doch... hat was. In dem zwei Menschen gemeinsam über etwas lachen, zeigt jeder ja auch etwas von sich... Und lachen ist eine Reaktion in relativ natürlicher Form (was man auch eher schwer aufsetzen kann), was kurzzeitig die Asymmetrie etwas aufhebt, gefühlt zumindest.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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Dampfnudel
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Beitrag Sa., 02.02.2013, 15:25

Liebe Fundevogel,
Fundevogel hat geschrieben: Sicherheit ist ja immer so wichtig für mich, deshalb finde ich das interessant. Du fühlst dich sicherer bei deiner jetzigen Thera, obwohl (oder weil?) sie so viel ernster ist?
Heute nacht und auch heute morgen noch habe ich immer wieder über das obwohl oder weil nachgedacht, und ich komme zu keinem Schluss. Zuerst dachte ich, obwohl trifft es wohl besser, weil der Humor eigentlich nichts mit bestimmten Situationen zu tun hatte, in denen ich mich nicht sicher gefühlt habe. Andererseits kann ich solche nicht-sicheren Situationen ohnehin kaum konkret benennen. Und dann habe ich gedacht, dass es doch vielleicht ursächlich ein Stück weit miteinander zusammenhängt, weil Thera2 wirklich sehr sorgsam damit umgeht, wieviel sie mir "zumuten" kann, was sie wie deutlich an- oder ausspricht und so, nachdem ich in einer der ersten Stunden auf eine (scheinbar harmlose) Frage hin in die Depersonalisierung gerutscht bin und beinahe umgekippt wäre. Ich könnte mir vorstellen, dass bei so viel Sorgsamkeit, Achtsamkeit, Vorsicht oder wie immer man es nennen möchte, diese humorige Ebene gar keinen Platz hat.

Liebe Grüße
Dampfnudel
Alles hat seine Zeit.


kaja
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Beiträge: 4539

Beitrag Sa., 02.02.2013, 18:24

Kleiner Nachtrag:
Ich selbst lache in der Therapie überhaupt nicht (bin da eher wie einer der garstigen Balkon-Opas bei den Muppets), sondern schmunzel eher ein bisschen in mich rein. Ich habe schliesslich ein Image zu verlieren
Mein Humor in der Therapie ist eher trocken und tiefschwarz, was für Erheiterung beim Therapeuten sorgt.
Das bezieht sich allerdings nie auf meine Problematiken sondern ist meist eher Part der ungefährlichen Themen, sprich Small Talk.

Ich denke wenn man Humor und das Lachen gänzlich aus der Therapiestunde verbannt, dann schliesst man auch einen wichtigen Teil menschlichen Verhaltens und Charakters aus und ich bevozuge eher das Gesamtpaket Mensch/Therapeut.
Mit gekünsteltem Humor könnte ich genauso wenig anfangen, wie mit einem Therapeuten der einen Stock verschluckt hat. Dazu bin ich selber dort viel zu griesgrämig und ohne "Gegenpol" wäre es wahrscheinlich einfach nur noch furchtbarer.

Menschen die meinen ein überproportional zur Schau gestellter Ernst, würde sie seriös und über alle Maßen kompetent erscheinen lassen, rufen bei mir immer das Gefühl, oder eher den Gedanken, hervor sie leiden an Minderwertigkeitskomplexen.

Das ist eine Eigenschaft/ ein Komplex die/den ich an einem Therapeuten definitiv nicht haben möchte.
After all this time ? Always.

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Lady Amalzia
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Beitrag Sa., 02.02.2013, 19:25

Da kann ich Kaja nur voll zustimmen.

(BTW: Bist Du dann eher Walldorf oder eher Statler? )

Es muss halt gerade passen, dann kann das Lachen/Schmunzeln/what ever auch seine gute Wirkung entfalten .

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Chakotay
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Beiträge: 243

Beitrag Sa., 02.02.2013, 19:47

Ein interessanter Thread, ich habe ihn gerade ständig pendelnd zwischen ernstem Nachdenken und In-mich-Hinein-Lächeln gelesen.

Ich denke, bezüglich Humor in der Psychotherapie ist es so individuell wie bei allem in einer so "intimen" Beziehung - man kann dabei nichts Allgemeingültiges formulieren. Es ist abhängig von BEIDEN Personen, also Patient und Therapeut, und natürlich abhängig von der "Chemie" und der Beziehung zwischen beiden. Was für den einen passt, ist für den anderen ein No-Go und für den Dritten ist es belanglos...

Ich persönlich könnte ohne Humor überhaupt nicht. Das heißt nicht, dass ich nichts ernst nehme, aber Humor zur richtigen Zeit im richtigen Maß (was meinem Thera perfekt gelingt, da er einen sehr ähnlichen Humor hat) entspannt mich, hilft mir, eine andere Perspektive einzunehmen und schafft beruhigende Nähe.

Dabei hat die spontane Situationskomik den Stellenwert des "richtigen Humors", fertige Witze gelingen da nur selten. Diesbezüglich stimme ich vielen meiner Vorredner/-schreiber zu.

Zum Nachdenken hat mich die Bemerkung gebracht, ob Humor eine Form der Verdrängung ist.
Tja,
was ist Verdrängung, was ist Verarbeitung? Das ist sicherlich i.d.R. auch nur individuell zu bewerten, finde ich.
Anfangs hatte ich genau deshalb so meine Probleme mit Imaginationen. Ich bewertete sie als "Selbstbetrug" und meinte, dass ich mir nichts vorgaukeln würde, was nicht real ist (dabei bin ich übrigens total - mehr als mir lieb ist - phantasievoll). Imaginationen waren für mich auch eine Form der Verdrängung, fast zwei Jahre lang, doch nun habe ich eine andere Sichtweise entwickelt:

Durch Imaginationen werden nachgewiesenermaßen neue synaptische Bahnen geknüpft und die alten, oft traumatischen, Erinnerungen werden dadurch zugänglich und verarbeitbar. Die Kraft der Vorstellung ist groß, wenn man einmal einen Zugang dazu gefunden hat. Sich das Leben durch Imaginationen einfacher zu machen, heißt ja nicht, die harte Realität/Vergangenheit zu vergessen, sondern schafft die Möglichkeit, sich damit auseinanderzusetzen und sie als "normale", wenn auch furchtbare, Erinnerung abzuspeichern.
Was soll daran schlecht sein?
Und genauso bewerte ich persönlich den Humor. Er schafft Möglichkeiten, was soll daran schlecht sein?

Daher brauche ich in meiner Therapie unbedingt den - richtigen - Humor und ich bin dankbar, dass ich und mein Thera ihn im richtigen Maß haben.
Ich wünsche euch allen das - individuell passende - Gleiche!

Gruß von Chakotay
Wenn ich mich niederwerfen würde,weinen u.erzählen,was wüßtest Du v. mir mehr als v. der Hölle,wenn jmd erzählt,sie ist fürchterlich.Darum sollten wir voreinander so ehrfürchtig,nachdenklich,liebend stehn wie vor dem Eingang zur Hölle.(Kafka,gekürzt)

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weidenkatz
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Beitrag Sa., 02.02.2013, 20:55

Nein, für mich ist es definitiv nicht einfach nur Flucht.

In der Klinik, als mir 11 Wochen lang erlaubt habe, die schwärzesten Momente ganz bewusst zu erleben und alle noch so schwierigen Emotionen rauszulassen, habe ich so viel gelacht wie sonst nie in meinem Leben. Und das war die Erkenntnis, die mich am meisten beeindruckt hat: Dass auch wenn ich meine (vermeintlich) am wenigsten liebenswerten Seiten zeige, ich mit anderen Spaß haben kann, dass es auch in den schwärzesten Momenten Lichtblicke geben kann und darf, dass das Weinen zwar wichtig ist, aber das Lachen auch etwas sehr befreiendes hat und diese ständigen Gedankenkreise unterbrechen kann, so dass man wirklich weiterkommt, und dass Spannungen sehr gut durch Lachen abgebaut werden können.

Dort hatte ich einen Thera und eine Mitpatientin, mit denen ich mich kaputtlachen konnte. Das hat dazu beigetragen, mich sehr geborgen und wohl mit ihnen zu fühlen, mich mit allen meinen Facetten angenommen zu fühlen (vielleicht aber auch mit zu einer gewissen Abhängigkeit beigetragen hat). Dieses Gefühl hätte ich gern auch mit meinem jetzigen Thera. Ich muss manchmal sehr lachen, meistens nur in mich hinein, manchmal aber auch laut. Er lacht eigentlich nie mit, das passt auch zu seinem sonstigen sehr distanzierten Verhalten. Ich finde ihn trotzdem als Therapeuten gut.

lg weidenkatz

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