Lesezirkel: 'Der Klavierstimmer' von Pascal Mercier

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Nico
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Beitrag Mo., 21.01.2013, 20:51

Fundevogel hat geschrieben:
Das hat mich richtig gefreut, wieder mal französische Worte zu lesen und auch zu verstehen.
Und Spanisch kann ich zwar nicht, aber dank Google... Und daß das ganz selbstverständlich nicht übersetzt wird, das fand ich irgendwie so - welterfahren oder ich weiß nicht, wie ich sagen soll.

Selbstverständlich mehrsprachig in der Welt unterwegs.
.
Tja der Autor hat bestimmt auch Google

Ich mag auch gerne schöne Sprache in Büchern, aber das ist mir to much.

Seelenverwandtschaft gibt es mMn schon und die beiden mögen sie wohl auch haben, aber die Form die im Buch beschrieben ist, ist für mich nicht realistisch. Ist aber nur mein Gefühl.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Sabriel
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Beitrag Mo., 21.01.2013, 20:52

Ich finde das immer bloed, wenn Fremdsprachen benutzt werden, aber nicht mal in der Fussnote ne Uebersetzung drin ist. Ich meine, wenn ich was auf Franzoesisch oder Spanisch lesen wollte, dann wuerd ich mir fremdsprachige Literatur raussuchen. Das hat immer was von "hach, der Autor ist so gebildet ... tralala"
“I'm just the weatherman
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Sub7even

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Fundevogel
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Beitrag Mo., 21.01.2013, 20:54

A propos Sprache:

Was mich ganz besonders berührt hat - Pacos erste Worte zu Patrice;
die ersten Worte, die dieses stumme Waisenkind überhaupt gesagt hat.

Der einsame Patrice freundet sich mit einem autistischen Waisenkind an,
geht mit ihm Hand in Hand über Friedhöfe,
damit er sich einen Namen aussuchen kann
(weil er keine Familie hat und keinen Namen... [*Herz im Leib sich beim Lesen umdreh*]).

Zusammen hören sie Musik, Hand in Hand und im Gleichklang der Schritte
und Patrice erzählt Paco alles über Patricia.
Der stumme Paco sagt seine ersten Worte überhaupt zu Patrice,
dem Mann der Wörter
und er sagt "Warum gehst du nicht zu ihr?".
Fundevogel

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Beitrag Mo., 21.01.2013, 20:56

Hallo Sabriel,

schön dich zu sehen/äh, lesen .

Abgesehen von dieser Fremdsprachensache...wie hat dir das Buch bis jetzt gefallen?
Wie weit hast du gelesen oder nicht...?
Oder wars eher nicht so deins?
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leberblümchen
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Beitrag Mo., 21.01.2013, 20:58

Asche auf mein Haupt - ich komm' mir so doof vor: Ich schlag ein Buch vor und komme mit dem Lesen nicht hinterher. Ich bin mit dem Pensum noch nicht durch - aber, Frau Lehrerin, ich hab eine Entschuldigung von meiner... äh, weiß auch nicht, aber mir ging es in den letzten beiden Wochen psychisch total bescheiden und ich musste mich zwingen, überhaupt darin zu lesen, obwohl ich es wirklich schön finde. Gerade diese Sprache. Aber ich hab ein ähnliches Gefühl wie Rilke: Ich trau mich nicht - irgendwie hab ich Angst, mit meiner momentanen Stimmung den schönen Text zu zerstören - so, als würde man sich mit 'nem BicMac-Menü in die Oper setzen.

Ich hoffe, ihr reißt mir nicht den Kopf ab, aber noch ist ja nichts verloren... Ich muss dann jetzt auch mal wieder lernen. Wollte mich nur melden und ich werde never ever noch mal ein Buch vorschlagen...

Was mich immer noch berüht, ist die Sprache. Das, was tatsächlich passiert, naja... aber die Worte des Erzählers hätten auch von mir kommen können und dann sag ich mir: Warum sag ich so was nie? Überhaupt das Empfindsame dabei, das hat mich angesprochen.

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Beitrag Mo., 21.01.2013, 21:01

Mich hat es auch mal kurz gerissen beim Lesen -
und da habe ich dann richtiggehend nachgesehen, wann denn die Erstveröffentlichung war (1998),
als es um die Kommunikationsschwierigkeiten zwischen den beiden geht,
weil sie wollen sich anrufen, aber Patricia hat das Festnetz-Telefon abgemeldet.

Das war die Vorhandyzeit, 1998, Manches müßte der Autor da heutzutage anders schreiben.
Da war noch was anderes, was mir aufgefallen ist..
Aja - Kassetten: Patrice nimmt das Klavierspiel von Juliette auf, die die Oper des Vaters spielt.
Mit einer Riesenmusikanlage auf Kassetten.

Festnetztelefone und Kassetten.

Das ist wie aus einer anderen Zeit, dabei ist das erst 15 Jahre her.
Fundevogel

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Hamna
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Beitrag Mo., 21.01.2013, 21:02

Fundevogel hat geschrieben:
Rilke hat geschrieben: es beeindruckt mich, wie der Autor es schafft, zwar den unterschiedlichen Erzähl-Stil der beiden deutlich zu machen,
Das ist mir gar nicht aufgefallen - wie ist der Stil denn unterschiedlich?
Ich finde schon, dass es zu merken ist, dass Patrice sich anders ausdrückt als Patricia. Allerdings meine ich auch, dass es sich ein bisschen mehr verwischt im Verlauf des Buches, ganz zu Anfang ist mir das stärker aufgefallen, und ich kann das auch gar nicht so an etwas bestimmtem festmachen.
Ich meine, wie Patrice den Spiegelblick erzählt mit dem alles angefangen hat und die Mutter steht auf der Galerie und sieht es auch und wie er dann erzählt - er und die Mutter... Das fand ich schon arg...
Ich glaube, da habe ich ziemlich schnell drüber weg gelesen, über die "Boudoire-Geschichten"
Aber der Zorn von Patrice auf beide Eltern ist schon nachvollziehbar, während Patricia ja eine ganz harmlose, irgendwie geheime Welt mit dem Vater geteilt hat. Ich war froh, zu lesen, dass sie so harmlos war.
Und was das alles mit Michael Kohlhaas von Kleist zu tun hat...
Ja, der Vater hatte das ja als Oper geschrieben und eingereicht - angeblich wurde die ja auch angenommen... und dann doch nicht? Das ist ja noch nicht erklärt, finde ich aber auch spannend, was es wohl mit dem Brief aus Monaco auf sich hat, und ob die Oper nun tatsächlich angenommen wurde oder doch nicht (also, wohl eher nicht). Aber wer sollte sich einen so grausamen Scherz erlauben?

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Nico
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Beitrag Mo., 21.01.2013, 21:04

Ich bin jetzt mal weg, muss im Radio eine Literatursendung hören.

Buchvorstellung " Anatomie einer Nacht" von Anna Kim.
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Beitrag Mo., 21.01.2013, 21:08

Hallo titus,

*Fundevogel mit Asche bereitsteh*
das Pensum nicht geschafft zu haben, ist aber keine gute Ausrede...
Na gut, aber wennste nicht magst, dann geh halt lernen.

Big Mac Menü zur Oper find ich klasse,
hab mir heute auch zum Lesen der letzten Seiten Opernarien reingezogen
(leiderleider hatte ich kein Big Mac Menü dabei).

Wirst du denn jetzt noch dieses Buch weiterlesen?

Ich meine, wenn es keinen interessiert, können wir es auch gleich in die Tonne treten und ein neues Buch zur Abstimmung stellen...

Aber ich schlag vor, jetzt warten wir mal ab heute Abend und vielleicht noch ein paar Tage.
Fundevogel

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Beitrag Mo., 21.01.2013, 21:09

@Nico
ok, hör für uns mit, vielleicht der nächste Tipp für die Runde (wenns keine Neuerscheinung ist, weniger als 500 Seiten hat und nicht ganz so schönsprachlich... )
Fundevogel

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Fundevogel
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Beitrag Mo., 21.01.2013, 21:12

Rilke hat geschrieben: Aber der Zorn von Patrice auf beide Eltern ist schon nachvollziehbar, während Patricia ja eine ganz harmlose, irgendwie geheime Welt mit dem Vater geteilt hat. Ich war froh, zu lesen, dass sie so harmlos war.
Rilke hat geschrieben: finde ich aber auch spannend, was es wohl mit dem Brief aus Monaco auf sich hat, und ob die Oper nun tatsächlich angenommen wurde oder doch nicht (also, wohl eher nicht). Aber wer sollte sich einen so grausamen Scherz erlauben?
Ich glaube, da hat die Mutter irgendwie ihre Finger im Spiel...
Fundevogel

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Hamna
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Beitrag Mo., 21.01.2013, 21:15

Titus, stimmt ja, du hattest das Buch vorgeschlagen! Also, dafür echt noch mal Danke!

Was Patrice beruflich macht, wird glaub ich (noch) nicht erwähnt. Gerade dachte ich, Journalist, aber das dichtet ihm, glaube ich, die Mutter in ihren Briefen an. Würde aber ja irgendwie passen.
Ich glaube, da hat die Mutter irgendwie ihre Finger im Spiel...
Oha! Ja, das könnte sein, aber das wär ja arg!

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Fundevogel
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Beitrag Mo., 21.01.2013, 21:18

Ja, Rilke, ich glaub, da kommen noch ein paar arge Sachen von der Mutter....
Zum Beispiel mit ihrem Unfall, da gabs ja auch so eine Andeutung.
Fundevogel

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Fundevogel
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Beitrag Mo., 21.01.2013, 21:30

Ein paar Zitate in diesem Buch haben mich an so manche Therapeuten-Threads hier in diesem Forum erinnert.

Etwa, wenn Patrice über Paco schreibt (S. 179f.):

"Und ich lernte, Fragen, wie Paco sie stellen würde, auch in seiner Abwesenheit an mich zu richten. Meine Gefühle waren bei ihm gut aufgehoben. Er wäre nie in Versuchung geraten, mir darin zu nahe zu kommen. Gerade das lernte ich von ihm: wie man über die Gefühle anderer sprechen kann, ohne sie zu gefährden."
Fundevogel

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Blossom
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Beitrag Mo., 21.01.2013, 22:16

Ich bin echt so verpeilt, hatte heute Therapie und danach hat mein Freund noch angerufen und ich hatte so viele Themen in Kopf, so dass ich den Termin hier echt verbeutelt habe.

Bin wohl ein bisschen spät jetzt.

Ich schreibe jetzt einfach mal, was ich zu dem Buch bisher empfinde und vielleicht zieht sich dieser Thread ja auch doch über einen längeren Zeitraum hin.

Am Anfang war das Buch schwierig für mich, weil es unter anderem um ein Vater-Thema gibt, aber ich habe es geschafft das irgendwie zu neutralisieren und einen distanzierteren Blick auf das Buch zu bekommen.

Dann habe ich es gut lesen können und als sich so rauskristallisierte, dass Symbiose so ein zentrales Thema ist, dachte ich oh - das passt ja. Es hat mich sehr gefesselt bisher und ich finde die Sprache des Autors ansprechend.
Auch die Art die Gefühle zu schildern. Die verschiedenen Sichtweisen Patrices und Patricias finde ich interessant.

Besonders bewegt hat mich auch die Szene mit Paco, als er das erste Mal spricht. Auch fand ich die unterschiedlichen Deutungen, warum er sich so in sich zurückziehen muss interessant.
Schön fand ich auch die Fügung, dass Patrice über Paco diese Distanz lernt.
(kann es nicht besser ausdrücken, es ist im Buch viel genauer beschrieben).

Der Inhalt des Buches ist richtig zu einem Film in mir geworden.

Patricias Ringen um Unabhängigkeit und das sie so "die Schuld" der Ausbrechenden quasi "auf sich lädt" berührt mich sehr.
Sie scheint mir dadurch ein wenig stärker zu sein.

Ich finde die Beschreibungen auch schön, wie sie versucht Erinnerungen zu entkoppeln und ein unabhängiges Leben aufzubauen, in einer Stadt, die von Erinnerungen mit Patrice geprägt ist.

Meine Vermutung ist auch, dass die Mutter etwas mit dem Opern-Desaster zu tun hat.
Ich finde darauf spielt auch einiges im Buch an.

Die Morbidität der Mutter, durch den Drogenkonsum und die Szene, wie sie Patrice gegenüber übergriffig wird - puh - da zeichnet sich mir ein Abgrund....

Und mit den Emotionen, die in Bezug auf den Vater beschrieben werde - das berührt mich mittlerweile. Mein Eigenes Vater-Thema ist da so ganz anders und das da teilweise so schöne Erlebnisse auch mit dem Vater sind - puh. Auch, dass da so vielschichtige, tiefe Emotionen in Bezug auf ihn sind.

Was mich richtig traurig gemacht hat, war die Szene, wo beschrieben wurde, dass da diese Schallschutztür gekommen ist.

Ich finde in dem Buch werden Emotionen sehr gut geschildert und ich finde Mercier versteht es eine bestimmte Stimmung zu erzeugen. In mir entstehen Bilder. Die Geschichte "lebt", finde ich.

Also ich bin froh, dass ich nach meinem anfänglichen Widerstand nochmal dran bin und es bisher gelesen habe. Gut auch, dass ich jetzt hier schreiben kann und somit reflektieren kann, was das Buch mit mir macht.

Ob ich mich in richtige Zirkel-Diskussionen, also wo man in schneller Abfolge sich aufeinander bezieht schreiben kann, weiß ich gerade nicht. Ich fände es für mich fast genügend und schöner, wenn über einen längeren Zeitraum, also jetzt 2 Wochen vielleicht - bis zum nächsten Leseabschnitt einfach Raum zum Schreiben von Eindrücken ist - da kann man sich ja auch aufeinander beziehen.

Und nach wie vor gilt bei mir wohl, dass ich keine große Zuverlässigkeit in der Teilnahme hier versprechen kann. Ich taste mich an das Thema lesen neu heran und an das Thema - mich damit zeitlich in einen äußeren Rahmen einfügen und dann ist für mich noch gar nicht so klar, wie und ob das für mich im Internet funktionieren kann. Aber bisher war es ein gutes Übungsfeld.

Lieben Gruß, Blossom
Zuletzt geändert von Blossom am Mo., 21.01.2013, 22:20, insgesamt 3-mal geändert.

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