Was 'dürft' ihr bei euren Therapeuten?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Launebär
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Beitrag Sa., 29.12.2012, 01:19

lonely69 hat geschrieben:Also ich bin verwundert, was ihr alles so dürft. Ich kenne das gar nicht. Feste Termine, AB für Terminvereinbarungen - Schluss.
Ja, so habe ich das von meinen früheren Therapeuten auch gekannt.

Ich war zu Beginn auch eher überrascht, was ich bei ihr alles "darf". Auch weil ich mich ständig rückversichere, "ob sie noch da ist". Selbst in ihren Ferien schreibt sie mir brav SMSen zurück, wenn ich grad mal wieder 15 jünger bin als effektiv

Aber ich vertraue darauf, dass es so wie es ist für sie schon ok ist, und sonst wird sie mir das wohl mitteilen. Wir haben auch schon mal darüber gesprochen, über Abgrenzung und so, und das klang alles ganz vernünftig.

Von daher: Meine Therapeutin ist die beste

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candle.
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Beitrag Sa., 29.12.2012, 01:24

Ich darf auch alles! Zeitbegrenzungen habe ich nicht mitbekommen.

candle
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Launebär
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Beitrag Sa., 29.12.2012, 01:29

Alles alles alles!!!!!



leberblümchen
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Beitrag Sa., 29.12.2012, 09:22

Dass solche Frage von diesen "anderen" dann gleich aufs Korn genommen und "durchanalysiert" wird auf ihre verborgene Trieb-/Wunschstruktur, sagt vielleicht mehr über jene anderen als über die Fragestellerin aus.
Widow, das ist immer der Fall, dass das, was jemand äußert, etwas über ihn sagt

Es ist aber nicht verboten, seine eigenen Gedanken zu einer Fragestellung zu formulieren, oder?

Ich finde auch nicht, dass es verboten ist, sich zu phantasieren, Sonderprivilegien zu haben. Vermutlich haben die meisten Patienten derartige Wünsche. Ich persönlich finde es zu wenig, es dabei zu belassen und nicht weiter darüber nachzudenken, ob diese Phantasie realistisch ist und was sie über mich selbst aussagt. Und das habe ich hier geäußert: Mich interessiert, was mit der 'öffentlichen' Anfrage, ob andere Patienten auch so eine tolle Therapeutin haben und ob andere Patienten auch so viel dürfen, gemeint ist. Für mich ist dieser Aspekt der Frage viel spannender als die Tatsache, dass Lieschen Müller ihren Therapeuten nachts um drei aus dem Bett klingeln darf. Für andere ist mein Interesse total übertrieben. So ist das: verschiedene Menschen, verschiedene Ansichten.

Christine, ich sehe das auch so wie stern, biber, hopeless und Anna Lüse - jedenfalls so, wie ich sie verstanden habe: Dieses "was bekomme ich?" das bezieht sich auf so vieles; es geht vielleicht gar nicht darum, die Kontaktmöglichkeiten zu 'sammeln' wie Autogrammkarten, sondern darum, das Gefühl zu haben, dort als Mensch willkommen zu sein, sein zu dürfen, wahrgenommen zu werden - und dazu gehört für jeden Patienten AUCH, dass er weiß, dass er in Notfällen jederzeit Kontakt aufnehmen kann. Dafür braucht es keine Extra-Erlaubnis. Nur ist es eben auch ein Lernpozess zu erfahren, dass ein Therapeut ein Mensch ist mit Grenzen; die können unterschiedlich eng oder weit, starr oder 'locker' sein. Aber grenzenlose Liebe gibt es nicht auf Krankenschein.

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Tigerkind
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Beitrag Sa., 29.12.2012, 09:35

Ich durfte meinen Therapeuten jederzeit anrufen (auch nachts), habe ich aber nicht gemacht, nur 1mal außer der Reihe kontaktiert, weil es mir sehr, sehr schlecht ging.

Ich durfte auch alles, alles, alles.

Mein Therapeut mochte mich auch lieber als viele andere Patienten.
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.

-George Orwell-

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sandrin
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Beitrag Sa., 29.12.2012, 09:42

Finde ich bedenklich. Bitte nicht persönlich nehmen, Tigerkind. Aber ein Therapeut muss Neutralität wahren oder sich zumindest darum bemühen. Und er sollte keine "Lieblingspatienten" haben (so wie ich keine Lieblingsschüler !

GLG Sandrin


leberblümchen
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Beitrag Sa., 29.12.2012, 09:49

Ach doch, ich finde schon, dass er Lieblingspatienten haben darf. Woran auch immer er das festmacht: Mitgefühl, Attraktivität - wo die Liebe hinfällt... und das darf auch da gelten, meine ich. Nur: Wenn der Therapeut dem Patienten das so sagt, dann wäre das für mich ein Zeichen von Unprofessionalität - und die ist nun gar nicht 'sexy'.

Zumal ich mir nicht vorstellen kann, dass das heilsam ist, sein Selbstwertgefühl darauf aufzubauen, vom 'Retter' mehr geliebt zu werden als 'die Masse'. Es dürfte ein 'Luftschloss' bleiben... Also, man geht ja nicht zur Therapie, um das zu erleben, sondern es geht ja um den Patienten selbst, nicht darum, dass er dort - wie er es ohnehin schon kennt - bewertet wird.

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Gelli
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Beitrag Sa., 29.12.2012, 10:46

Ich darf bei meinem Thera in den Bürozeiten bis Abends wenn mir dannach wäre anrufen,es geht zwar der AB an aber er ruft zurück sobald es zeitlich bei ihm geht,was meist noch in der gleichen Stunde passiert.

Ich habe reglmässige Sprechzeit mit ihm von 90-100min.
Er macht mit mir Spaziergänge,geht mit mir in die Kirche,geht mit mir in den Keller damit ich mich dort "austoben"kann,er macht mit mir Rollenspiele,er macht EMDR,EFT,Traumaexkusionen,er arbeitet mit meinen "Anteilen",er macht mit mir Entspannungsübungen,er schreibt mir Karten, alles so fern ich es wünsche,oder wenn er merkt mir könnt das gerade gut tuen.

Wenn man es so sieht,bei ihm darf ich auch alles.

Ich lege schon wert etwas "besonderes"in der Zeit der Therapie zu sein,ich möchte nicht wie jede andere auch sein,denn mein "Fall"ist was ausergewöhnliches,jeder "Fall"ist anders.
GUT DING WILL WEILE HABEN

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sandrin
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Beitrag Sa., 29.12.2012, 10:51

Er geht mir dir in die Kirche und in den Keller?????


leberblümchen
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Beitrag Sa., 29.12.2012, 10:58

Ich lege schon wert etwas "besonderes"in der Zeit der Therapie zu sein,ich möchte nicht wie jede andere auch sein,denn mein "Fall"ist was ausergewöhnliches,jeder "Fall"ist anders.
Den Satz verstehe ich nicht: Wenn du sagst, dass jeder Fall anders ist, dann gibt es dieses 'wie jede andere auch' doch gar nicht, wenn sowieso niemand ist wie der Andere.

Kein Therapeut käme wohl auf die Idee, einen Patienten wie 'jeden anderen' zu sehen. Insofern ist natürlich jeder etwas Besonderes. Die Frage ist nur: Ist man 'besonderer' als Andere? Und dann könnte man noch weiter fragen - wenn man denn möchte: Warum ist das so wichtig, dass der Th. mit einem Dinge macht, die er mit Anderen nicht macht? Und noch weiter: Möchte man diese 'Phase' irgendwann hinter sich lassen, um festzustellen: "Ich brauche das nicht mehr, dass ich meinen Selbstwert davon abhängig mache, dass andere mich für etwas Besonderes halten"?

Ich kenne diese Sehnsucht natürlich auch - bei mir wird sie nicht erfüllt, was aber insofern richtig ist, als ich eine Erfüllung auch als problematisch sehen würde. Abgesehen davon, dass ich nicht glaube, etwas Besonderes zu sein... was schon irgendwie schade ist


kaja
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Beitrag Sa., 29.12.2012, 11:09

Was 'dürft' ihr bei euren Therapeuten?
-schlecht gelaunt und nicht unterhaltsam sein
-bestimmen über was ich reden möchte und Themen unterbinden
-niemals Stunden in der Praxis absolvieren müssen, sondern immer spazieren gehen

Angebote wie e-mail, SMS und AB gabe es für (den Notfall ! -> "Ich stehe auf der Brücke") auch, aber ich finde 50 min Therapeut in der Woche reichen und so einen "Notfall" gab es auch in den 17 Stunden nie. Ich habe fast 3 Jahrzehnte ohne Therapeuten überlebt und bin nicht darauf angewiesen mich an ihn zu wenden.
Wenn keine Therapiestunde ist habe ich Therapeutenurlaub und damit Ruhe vor ihm und die brauche ich auch.
Was andere Kunden für den Therapeuten sind ist mir ziemlich egal, die haben ihre 50 min und ich meine. Vom Therapeuten besonders gemocht zu werden o.ä. habe ich mir nie gewünscht. Er soll seinen Job machen und nicht mein neuer bester Freund werden.
After all this time ? Always.

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Gelli
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Beitrag Sa., 29.12.2012, 11:14

@sandrin

Ja er geht mit mir in eine Kirche die nahe bei seiner Beratungsstelle liegt,sie ist immer offen für Besucher,dort setzen wir uns und sprechen über "Gott und die Welt",denn er weiß das ich mich gern mit meinem Glauben auseinandersetze.
Und in dem Keller seiner Beratungsstelle gibt es einen sogenannten "Spielezimmer oder ich sage mal ein Raum zum austoben,(Agessionsabbau).Im Keller kann und darf ich laut sein,das würde mir in seinem Büro niemals einfallen.
Im Keller gibt er mir mehr Möglichkeiten meine Wut,Ärger oder Albernheit auszudrücken.
GUT DING WILL WEILE HABEN

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sandrin
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Beitrag Sa., 29.12.2012, 11:19

Ok, das klingt einleuchtend. Wie schon an anderer Stelle erwähnt, in den Beratungsstellen sitzen oft die besten Therapeuten. Freut mich für dich, dass du DU sein darfst! Das ist viel wert!!!

GLG Sandrin

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candle.
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Beitrag Sa., 29.12.2012, 11:27

Ich glaube nicht, dass das Angebot entscheidend ist, sondern was man daraus macht. Ich darf halt immer anrufen, so verflixt fing das erste Telefonat an abends um 23 Uhr. Ich habe die Mailaddy bekommen und die Handynummer. Bisher wurde nur gemailt bei speziellen Infoaustausch, weiß schon nicht mehr was es war.

Bei einem anderen Therapeuten hatte ich auch alles mit auf den Weg bekommen, hatte sogar ein paar Hausbesuche und wir sind auch mal spazieren gegangen. In seiner Praxis habe ich auch schon mal für uns einen Kaffee gekocht für die Stunde.

Nun muß ich sagen, dass mich andere Patienten gar nicht stören, die wirken auch alle immer ganz nett, man grüßt sich und gut.

Ich habe niemals von Sonderkonditionen für mich allein als Klientin gehört, das ist bei mir auch nicht nötig, weil es für mich einfach ganz glasklar ist, dass da eine große Sympathie ist zwischen mir und Therapeuten wie es eben bei anderen Menschen auch ist.

Wenn es Christine zwischenzeitlich hilft ganz besonders zu sein, dann ist es OK, wer aber bei ersten Problemen in Therapie daran zweifelt, begibt sich leider in eine Falle.

VG candle
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weidenkatz
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Beitrag Sa., 29.12.2012, 13:15

Ich habe keine Handy- oder Privatnummer und keine Mailadresse. Mein Therapeut gibt die generell nicht raus. Er sagt dazu, es ist ihm wichtig, dass jeder Patient auch andere Möglichkeiten entwickelt oder beibehält, sich aufzufangen, wenn es dem Patienten schlecht geht. Da Abhängigkeit für mich auch ein Thema ist, habe ich das mit der Zeit sehr zu schätzen gelernt.

Er hat keinen Warteraum, daher darf ich erst ein/zwei Minuten vor meiner Stunde klingeln, und pünktlich nach 50 Minuten beendet er die Stunde. Einige wenige Male hat er um höchstens zwei Minuten überzogen.

Ich darf trotz unregelmäßiger und teilweise kurzfristig sich ändernder Arbeitszeiten in meinen drei festen Stunden kommen, obwohl er weiß, dass es manchmal nicht klappt. Er hat keine einzige jemals abgesagt, in zwei Jahren.

Ich darf mich darauf verlassen, dass er in diesen drei Stunden von Anfang bis Ende nichts anderes macht als für mich da zu sein, keine Anrufe annimmt, nicht zu spät kommt und sie nicht abkürzt, weil irgendwas organisatorisches zu besprechen ist. Diese drei Stunden gehören mir, ganz allein. Er lässt sich ganz auf mich ein, er schreibt nichts während der Sitzung auf, nur hinterher. Und das merkt man, er verwechselt nichts, er erinnert sich erstaunlich korrekt an ewig zurückliegende Stunden, Träume etc.

Ich darf alles ausdrücken, ohne Angst beschämt zu werden oder das es unsere Beziehung gefährdet. Und da gab es schon einiges, was ich gesagt habe, über ihn oder mich oder unsere Beziehung.

Ich darf davon ausgehen, dass er gerne mit mir arbeitet und mich mag, sonst würde er keine Analyse mit mir machen.

Ich darf (zwischen den Stunden) auf seinen AB sprechen, wenn es mir schlecht geht und ich fragen möchte, ob er früher eine Stunde freihat. Ich würde niemals seinen AB vollheulen. Natürlich erst recht nicht während der Stunden anderer Patienten.

Diese im Vergleich zu Euren Therapeuten sehr strenge Handhabung hat durchaus Vorteile.

Es ist sehr klar, ich weiß genau, was ich erwarten kann und was nicht. Ich versuche keine besonderen Privilegien zu bekommen, mir keine Beweise seiner Gunst oder seiner Liebe zu erarbeiten und kann damit auch nicht so leicht in eine Abhängigkeit geraten. Ich habe schon lange keine Probleme mehr mit Urlaub oder wenn ich mal eine Stunde nicht wahrnehmen kann.

Und vor allem zwei Punkte sind für mich persönlich sehr wichtig. Erstens, ich erlebe, dass Liebesbeweise nicht nötig sind, von BEIDEN nicht, um ein Gefühl von Angenommensein herzustellen. Dass ich mir das eben nicht durch eine Leistung erarbeiten muss, und ER AUCH NICHT.

Das zweite ist, dass ich ein Modell dafür bekomme, wie man sich selbst schützt vor der Vereinnahmung durch andere. Wie man Grenzen setzt, ohne Angst zu haben, die anderen durch Abweisung zu verletzen. Dass ich durch die Qualität unserer Beziehung den Beweis sehe, dass ich nicht rund um die Uhr für andere verfügbar sein muss, sondern im Gegenteil, gut für mich selbst sorge, um die Zeit, die ich mir für sie nehme, dann mit ganzem Herzen mit ihnen verbringen kann.

Das alles weiß ich so zu schätzen, weil ich das Hungern nach Liebesbeweisen (eines anderen Therapeuten) nur zu gut kenne ...

lg weidenkatz

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