Fressanfälle

Bulimie, Anorexie, Adipositas, EDNOS (mehr zur Unterscheidung finden Sie in meinen themenbezogenen Artikeln im Archiv, darüber hinaus finden Sie auf der Website auch Selbsttests zum Thema)
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Honig
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 37
Beiträge: 101

Beitrag Sa., 07.01.2012, 09:37

hallo du, ich habe nur ganz wenig Ahnung von dieser Fressanfallproblematik, hab aber in einem anderen Forum bei abserver.de viel darüber gelesen (aus Angst vor einem Umschlag der Magersucht ins Gegenteil). Daraus habe ich das Folgende entnommen:

So ein Fressanfall muss nicht bedeuten, dass du jetzt esssüchtig wärst.
Solange du dir zuwenig Nahrung zuführst - und das tust du sicher zwischen den Anfällen von Heißhunger aus Angst vor Gewichtszunahme - solange sucht sich der Körper über die Anfälle den Weg zur Nahrung.
Lass das Erbrechen weg. Nicht versuchen, den Fressanfall durch Erbrechen zu kompensieren. Das schlimme Gefühl nach einem Fressanfall aushalten.
Auch keine Abführmittel.
Erbrechen und Abführmittelmissbrauch führen geradewegs zu weiteren Süchten.
Sollte es soweit sein, dass du beim Essen sitzt - essen an sich ist ja eine ganz gewöhnliche Sache und lebensnotwendig -, dann schalte deine Sinne ein. Riechen, schmecken, Sehen, keine Ahnung ... Sei bewusst dabei.
Ich hab mal von einer Betroffenen gelesen, sie würde sich helfen, indem sie viel kaut (bis die Nahrung im Mund ganz flüssig ist .
Wenn wieder ein Anfall da war und du Erbrechen herbeigeführt hast, nimm es nicht als "Rückfall", sondern als Erfahrung auf deinem Weg zu gesundem Essverhalten.
Psychotherapie hilft.
Achtsamkeitsübungen helfen. Wahrnehmen, was ist.

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miriam55
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 55
Beiträge: 5

Beitrag Sa., 28.01.2012, 05:56

Hallo! Das mit den Fressanfällen kenne ich, nur habe ich das nicht so genannt, sondern "Frustfressen". Bei mir hat das vor ca. 15 Jahren angefangen, in einer Zeit, wo ich ziemlich viel körperlich gearbeitet habe (landwirtschaftlich). Immer wenn ich erschöpft war und eine Pause brauchte, war ich automatisch auch "hungrig", bin rein ins Haus gegangen und habe mir eine deftige Mahlzeit zubereitet, dicke Brote mit Butter, Käse, Speck, Pfeffer, dazu Holundersaft.
Mit der Zeit ist ein Ritual draus geworden und wurde Essen zur Belohung für die schwere Arbeit.
Später, als es diese schwere Arbeit nicht mehr gab, weil wir in die Stadt zurück gezogen waren, habe ich das Ritual aber beibehalten: Arbeit - Belohnung - Essen. Essen diente nicht der Ernährung, sondern der Belohnung für persönliche Leistung.
Mit den Jahren bekam ich Übergewicht (65 kg bei 1, 58 m), weil ich mich bereits nach jedem Handgriff mit Essen belohnte. Wahrscheinlich fehlte mir ein Mensch, der sagte: Das hast du gut gemacht! Ich war immer eine "Power-Frau" und mir kam auch gar nicht die Idee nach Anerkennung durch andere. Ein trauriges Kapitel eigentlich - rückblickend. Powerfrauen gibt es ja nicht, nur Frauen, die glauben, sie müssten auch Männer sein. Als Alleinerzieherin von 2 Jungs bin ich irgendwie da auch reingerutscht. Ich musste ja Mutter und Vater sein...
Nach über 10 Jahren Frustfressen (ich konnte eine ganze Tafel Schokolade auf einmal essen), hatte ich mir mein Verdauungssystem so ruiniert, dass ich nach bestimmten Speisenkombinationen Völlegefühle, Extrasystolen und Herzrasen bekam, bevorzugt nach histaminhältigen Sachen. Dem war auch schon länger "Magenbrennen" nach Brot und Käse vorausgegangen.
Vor einiger Zeit habe ich die Fresserei radikal beendet und meine Ernährung umgestellt, kein Brot und Gebäck mehr, kein Käse und andere Milchprodukte, dafür viel Reis und nur wenig Milch für den Kaffee. Und viel Wasser. Ich habe in nur 3 Wochen 8 kg verloren, dann ging es langsamer weiter, jetzt bin ich auf 53 kg unten.
Der Preis für das Abnehmen sind Probleme mit der HWS, weil ich parallel zum Abnehmen keine Muskelaufbaugymnastik machte, wiederkehrende Infekte bis vor kurzem - und nervöse Zustände und Depressionen. Ich explödiere leichter. Ich hab keine "dicke Haut" mehr, seit ich 12 kg weniger mit mir herumtrage. Ich will nun gerne wieder ein wenig zunehmen, aber das ich nicht einfach, wenn man das Völlen verlernt hat.
Dazu kommt auch noch, dass ich lange Vegetarierin war und kalorienreiches Fleisch nicht so einfach essen kann. Eine Leberkässemmel hat 550 Kalorien, aber denken darf ich nicht beim Essen, was da alles drin ist, ausserdem kann ich den fetten Leberkäse nicht immer gut verdauen. Mein Körperfett bestand fast nur aus Kohlehydraten.
Ja, es ist nicht so einfach mit dem Essen...
Seit wir zivilisierte(re) Wesen sind und uns die Nahrungsmittelindustrie alles vor die Nase setzt, wissen wir nicht mehr, was Hunger ist und muss Essen als Ersatzbefriedigung für alles Mögliche herhalten... LG Miriam

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