'Warum wir i.d. Therapie oft nicht weiterkommen' + Buch

Gibt es demnächst themenbezogene TV- oder Radio-Sendungen? Kinofilme? Fanden Sie interessante Artikel oder Pressemeldungen in Zeitschriften oder im Internet, Bücher oder DVD's? Hier können Sie die anderen davon informieren...
Benutzeravatar

(V)
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 1894

Beitrag Do., 13.12.2012, 18:55

Okay, also keine fremden, externe Kräfte. *zwinker*
die Differenzierung zu treffen - wo habe ICH meine Möglichkeiten und Hebel und wo - nun ja, ist einfach XYZ (...) einfach zu akzeptieren? Und MIR SELBER nicht immer und immer wieder die destruktive SCHULD zu geben, wenn das alles nicht klappt. Eben WEIL ich doch schon so viel versucht habe, gelesen, erfahren habe ... [...]ist es WIRKLICH so à la: Wenn du nur WIRKLICH willst, dann klappt das auch? Egal welche Konjunktur, egal welche Umstände etc.? Wo ist die Grenze, wie erlebe ich sie, finde sie, dehne sie gar, wenn ich mir sage Du kannst ALLES erreichen, wenn du nur wirklich WILLST - und dem 'Ich akzeptiere es so wie es ist.

Diese Überlegungen kann ich allesamt nachvollziehen, nur sehe ich keinen Zusammenhang zu dem Artikel. Dort geht es meiner Meinung nach um den „unbewussten Willen“, der uns sabotiert, also etwas, was durchaus IN unserer Macht liegt, sobald man seine Existenz akzeptierte. Und nur darum: die Selbstsabotage. Alles andere ist ein getrennt zu sehendes Thema.


... mit dem man wunderbar von der eigentliche Frage ablenken kann. Du weichst sehr gerne aus, was das angeht. Konkret: Kannst du ANNEHMEN und AKZEPTIEREN, dass du dich selbst sabotierst, ja oder nein? Ohne wenn und aber und falls oder vielleicht usw.

Ja, ich spüre und erlebe meine 'geheimen' Mächte offensichtlich. Sonst wäre ich - ja - wo? - weiter. Möglicherweise.
Das klingt wenig überzeugt. Das heißt nur so viel wie „Ich komme nicht weiter, also muss es ja IRGENDWAS geben, was mich hindert. Aber was genau und ob es AN MIR liegt, das lassen wir mal offen.
So 'geheim' sind sie auch gar nicht mehr. Ich kann das meiste davon benennen. Aber offenbar immer noch beschissen mächtig.
Das klingt schon besser, und macht mich neugierig. Was ist denn nun der VORTEILE deiner aktueller Situation und Leidensphase? Vielleicht magst du es mir auch privat schreiben?

Ich bohre auch deswegen ein wenig nach, weil du zwar viel und ausführlich über deine Problemfelder schreibst, diese wohl wirklich erkennst und hinnimmst, aber was die „Beweggründe deiner geheimen Seite“ angeht, dies aufrecht zu erhalten, ich bisher nicht mal den Hauch einer Andeutung lesen konnte. Bist du sicher, dass du da nicht etwas verwechselt? Zum Beispiel die Problembeschreibung (WIE es ist und WIE es zu lösen sei) mit dem VORTEILEN davon (Es ist insgeheim auch gut so, wie es ist, WEIL...).

Beispiel: 1. Offenbar vergraule ich mein Umfeld. Obwohl ich mir Kontakt und Nähe suche. 2. Warum? Und wie kann ich das ändern? Indem ich mehr an meiner Selbstzufriedenheit arbeite, nicht mehr so zwanghaft nach Anerkennung strebe. Soweit so gut. Das ALLEINE reicht aber nicht, weil es nämlich 3. die „geheimen Mächte“ gibt, und die finden es ganz supertoll, dass man TROTZ ALLEM die Leute vergrault, die ziehen daraus irgendeinen Vorteil, und deswegen werden sie (2) die Lösungsansätze boykottieren, egal wie richtig sie sind. In dem Beispiel wäre die geheime Macht NICHT die Suche nach Anerkennung oder die Angst vor Ablehnung. EBEN NICHT. Sondern irgendein geheimer Nutzen, den man daraus hat, dass man das Muster am Laufen hält.

Nicht, dass wir noch weiter aneinander vorbeireden. Was hast du konkret davon, dass du alleine bleibst? Was sind die Vorteile davon?

Werbung

Benutzeravatar

StefanM
Forums-Insider
Forums-Insider
männlich/male, 40
Beiträge: 207

Beitrag Do., 13.12.2012, 19:41

Um mich mal auf eine Seite zu schlagen: ich finde, dass die Miss hier die präziseren Fragen stellt. Es entspricht auch meinem Bild, dass es ein tatsächliches Spannungsverhältnis gibt zwischen der Fähigkeit des Menschen, aktiv seine Situation zu bemeistern, und den Teilen unserer Seele, die uns in direktem Wege unzugänglich sind. Und, Gothika, es ist meines Erachtens zu kurz gesprungen, wenn man behauptet, dass sich alle diese Konflikte lösen ließen, in dem man die verdrängten, nicht akzeptierten etc. Teile einfach "anschaut" bzw. "akzeptiert". Das mag für einen Teil der Konflikte zutreffen, aber auf andere innerseelische Probleme nicht (gleiches gilt für die Figur des "sekundären Krankheitsgewinns").

Ich finde den Text der Autorin nach wie vor gerade deshalb gut, weil sie mit ihren Mitteln hier versucht, einen Konflikt zu greifen, um den sich die Psychologie ansonsten gerne drückt, nämlich die Bestimmung der Grenze dessen, was möglich ist. Nicht nur kranken *unzählige* Einzelkonzepte der Psychologie auf dem Markt an dieser Selbstüberschätzung, es gäbe diese Grenze nicht - "Sie brauchen nur Konzept xy zu folgen, schon sind Ihre jahrelangen Probleme Geschichte", hier mögen marktwirtschaftliche Interessen und Erlösungshoffnungen von Kunden eine unheilige Allianz eingehen -, nein, auch die Psychologie als Ganzes, als "Wissenschaft" hat es bisher meiner Meinung nach nicht geschafft, hier ein stimmiges Bild zu entwickeln (schon der Begriff "Therapie" ist hier bemerkenswert unpräzise).
The whole man must move at once!

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Miss_Understood
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 45
Beiträge: 3550

Beitrag Do., 13.12.2012, 22:06

... also ich für mich mache hier keinen Wer hat recht-rechter-am rechtesten Wettbewerb ... ich würd sagen, ich steck mitten im Prozess. Das ist eher so innerlich. Und mir grad nicht in Worte fassbar. Oder zu privat. Oder alles zugleich. Und - Gothika - ich bin mir sicher, dass da was 'arbeitet' - in mir - es kein echtes 'Ausweichen' ist. Ich glaub nicht mal, dass das was ich da tu sowas ist wie 'Ausweichen'. Es war mir sowieso schon nahezu seit ich denken kann eine Herausforderung alles bzw. vieles quasi gleichzeitig fühlen und wahrzunehmen und denken zu dürfen. Ein wenig strukturiert hat sich das bei mir erst so ab 14/15 als ich es lernte innerlich zu differenzieren und focussieren. (Der thread ist öffentlich, oder?)
ch-ch-ch-chaaaaaaange

-----
Icon made by @flaticon

Benutzeravatar

(V)
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 1894

Beitrag Do., 13.12.2012, 22:33

Es entspricht auch meinem Bild, dass es ein tatsächliches Spannungsverhältnis gibt zwischen der Fähigkeit des Menschen, aktiv seine Situation zu bemeistern, und den Teilen unserer Seele, die uns in direktem Wege unzugänglich sind.
Dem widerspreche ich ja nicht, dass es solch ein Spannungsverhältnis gäbe. Ganz und gar nicht.

Das ist aber wieder so eine diplomatische Umschreibung, die alles und nichts bedeuten könnte, und leider nichts über den Sinn und Unsinn von Ohnmachtsgefühlen aussagt:
„...die uns im direktem Weg unzugänglich sind“. Denen man also HILFLOS ausgeliefert ist? ODER die uns dazu auffordern, sich auf welche Art auch immer einen anderen, eine neue Art von Zugang suchen muss? Sei es durch Yoga, sei es in mehreren Therapie-Stunden Schweigen ertragen zu müssen, oder was auch immer.


Ich wiederhole meine Frage: Wenn ich mich etwas oder jemanden (und sei es mir selbst) hilflos ausgeliefert fühle, welche Motivation hätte ich dann noch, aktiv an mir zu arbeiten und/oder zu kämpfen?

Pardon, ich wollte wirklich nicht den Eindruck erwecken, dass die „Akzeptanz der nicht-wollenden Anteile“ ein Allheilmittel sei. Ich ziehe es aber immer noch der „Hilflosigkeit“ vor, deren Zweck mir nach wie vor schleierhaft bleibt.

(Es sei denn, man wollte sich z.B. einen Trauma (der Hilflosigkeit) nähern, in dem man es durch kontrollierte Re-Traumatisierung aktiv an die Oberfläche holt bzw. wieder präsent macht, aber das hielte ich für sehr, sehr bedenklich)

Werbung

Benutzeravatar

StefanM
Forums-Insider
Forums-Insider
männlich/male, 40
Beiträge: 207

Beitrag Fr., 14.12.2012, 22:23

Gothika hat geschrieben:Das ist aber wieder so eine diplomatische Umschreibung, die alles und nichts bedeuten könnte, und leider nichts über den Sinn und Unsinn von Ohnmachtsgefühlen aussagt:
„...die uns im direktem Weg unzugänglich sind“. Denen man also HILFLOS ausgeliefert ist? ODER die uns dazu auffordern, sich auf welche Art auch immer einen anderen, eine neue Art von Zugang suchen muss?
Vielen Dank erstmal für das "diplomatisch" Ich glaube, wir bewegen uns da in einem Bereich, wo es manchmal nicht präziser geht, einfach weil der innerseelische Konflikt, um den es geht, mir Worten vielleicht gar nicht genau erfassbar ist.

Die Autorin kreist ja um eine Situation, wo dem Leidensdruck des Patienten - ehrlich eingestanden - die völlige Ideenlosigkeit gegenübersteht, was man noch versuchen soll.

Ich glaube, einer solchen Seite ("Teilen der Seele") irgendeinen "Aufforderungscharakter" zuzumessen, wäre auch schon eine Interpretation zu weit. Sie ist einfach erstmal da. Es spricht nichts dagegen, sie einfach erstmal zu lassen, sie: gar nicht zu bearbeiten.
Ich wiederhole meine Frage: Wenn ich mich etwas oder jemanden (und sei es mir selbst) hilflos ausgeliefert fühle, welche Motivation hätte ich dann noch, aktiv an mir zu arbeiten und/oder zu kämpfen?


Es kann aber sein, dass in einer bestimmten Situation eben das nicht aktiv an sich arbeiten, nicht kämpfen, sondern das Auf-sich-beruhen-lassen die bessere Alternative ist. Und das ist mein Punkt, dass die Psychologie als Ganzes, aber auch die meisten Therapeuten für diese Balance einen völlig unterentwickelten Sinn haben. Der Reflex geht fast immer eher in die Richtung: da ist noch nicht genug analyisert worden, da wird etwas verdrängt, da ist jemand zu "bequem" für die Arbeit an sich.

Das simplifiziert nicht nur, sondern schiebt subtil vielleicht nicht die Schuld, aber die Ursache des Nicht-weiter-Kommens dem Patienten zu, und entlastet Therapeut und Methode. Demgegenüber scheint mir die Autorin wesentlich offener - ohne sofortige Ursachenzuweisung, die sog. "geheime Machtseite" sehe ich als eine bewusst eingeführte Chimäre - ein Bild des Punktes zu entwerfen, an dem es "nicht weiter geht". Sie betrachtet die Situation, wenn auch Mithilfe eines Schlüssel-Bildes, unvoreingenommener.
(Es sei denn, man wollte sich z.B. einen Trauma (der Hilflosigkeit) nähern, in dem man es durch kontrollierte Re-Traumatisierung aktiv an die Oberfläche holt bzw. wieder präsent macht, aber das hielte ich für sehr, sehr bedenklich)
Auch das ist tatsächlich ein gutes Beispiel. Re-Traumatisierung, oder (etwas harmloser): Hilflosigkeit wieder erlebbar machen.
The whole man must move at once!

Benutzeravatar

(V)
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 1894

Beitrag Fr., 14.12.2012, 22:46

Ich denke, so unterschiedlich sehen wir das gar nicht. Ich wehre mich nur VEHEMENT gegen die im Artikel verwendete Darstellung des hilflos ausgeliefert Seins.

Aber schau mal...
Die Autorin kreist ja um eine Situation, wo dem Leidensdruck des Patienten - ehrlich eingestanden - die völlige Ideenlosigkeit gegenübersteht, was man noch versuchen soll.

Ich glaube, einer solchen Seite ("Teilen der Seele") irgendeinen "Aufforderungscharakter" zuzumessen, wäre auch schon eine Interpretation zu weit. Sie ist einfach erstmal da. Es spricht nichts dagegen, sie einfach erstmal zu lassen, sie: gar nicht zu bearbeiten.
[...]
Es kann aber sein, dass in einer bestimmten Situation eben das nicht aktiv an sich arbeiten, nicht kämpfen, sondern das Auf-sich-beruhen-lassen die bessere Alternative ist.
... was du hier beschreibst, ist das, was auch ich unter „AKZEPTIEREN“ und „ANNEHMEN“ verstehe. Da bin ich ganz bei dir.

Aber diesem Teil AKTIV die Macht über einem zuschreiben, AKTIV alle Viere von sich zu strecken, diese Seite an sich selbst als ÜBERMÄCHTIG und sich selbst als OHNMÄCHTIG deklarieren, dass IST bereits ein Tat. Ein aktiver Prozess. Das ist definitiv KEIN auf sich beruhendes Hinnehmen.

Erst mal spüren. Erst mal hinnehme. Erst mal auf sich beruhen lassen. Ja. Unbedingt sogar. Es als übermächtig deklarieren? Nein. Abgesehen davon, dass es dem auf sich beruhen lassen widerspricht, wenn man dem ganzen eine Wertung ("übermächtig", "hilflos" etcpp) überstülpt.


Anyway, wir müssen das nicht zu Ende diskutieren. Ich denke, der Punkt ist auf beiden Seiten klar geworden.

Benutzeravatar

StefanM
Forums-Insider
Forums-Insider
männlich/male, 40
Beiträge: 207

Beitrag Sa., 15.12.2012, 08:47

Gothika hat geschrieben:Anyway, wir müssen das nicht zu Ende diskutieren. Ich denke, der Punkt ist auf beiden Seiten klar geworden.
Da hast Du sicherlich recht. Wie ich oben schon schrieb, geht es auch meiner Meinung nach in diesem Bereich ja ohnehin nicht um "objektive Wahrheit", sondern um die Entwicklung stimmiger Bilder.

Lass mich nur noch ein letztes Mal versuchen, es auf den Punkt zu bringen: man sollte dort, wo man sich selbst ein Rätsel ist, dieses nicht zu vorschnell, zu billig auflösen wollen.

Liebe Grüße!
The whole man must move at once!

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag