Adventszeit und Weihnachten

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hawi
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Beitrag So., 02.12.2012, 20:14

montagne hat geschrieben: Wild habe ich noch nie probiert zu kochen, will dieses Jahr aber schon einmal Wildschwein machen. Kenne das von Schwiegermuttern in Buttermilch oder Joghurt eingelegt. Ja hat schon einen Touch Sauerbraten, muss aber wohl auch sonst ist es zu streng und zäh.
Weißwein wäre auch eine Idee. Ob Rotwein auch geht?
So viel anders als bei einem mageren Stück Schweine- oder Rinderbraten ist die Zubereitung von Reh, Hirsch, Wildschwein eigentlich nicht. Sehr vergleichbar!

Viele Marinaden, z.B. das Einlegen in Buttermilch, sollen wirklich den Wildgeschmack abmildern. Was ich persönlich eher schade finde. Streng schmecken? Am ehesten tut das noch ein Hase. Reh fast gar nicht und Hirsch/Wildschwein liegen dazwischen.
Grad Rotweinmarinaden gefallen mir persönlich deshalb eher nicht. Schmeckt zwar auch gut, aber der typische Wildgeschmack wird schon sehr zurückgedrängt. "Strenger" als die Lammkeule, von der du schriebst, empfinde ich die angesprochenen drei Arten Wild nicht. aber Geschmäcker sind natürlich verschieden.

Stichwort zäh: alle sauren Marinaden sollen Fleisch auch mürbe machen, ähnlich wie beim Sauerbraten. Nur dass heute das meiste Wildfleisch, das zu kaufen ist, wohl gar nicht (mehr) so zäh ist. Wildschwein gibt es meist als Frischling. Und auch sonst? Früher gab es, denke ich, eher auch Fleisch von älterem Wild zu kaufen. Wohin das dies Fleisch heute verschwindet (vielleicht in Pasteten o.ä.), als Braten wird es meist nicht verkauft. Wird der Braten doch zäh, dann liegt es eher mal an der Zubereitung selbst, daran, dass das Fleisch beim Braten ausgetrocknet ist. Deshalb auf jeden Fall immer mit genug Flüssigkeit in den Backofen schieben, auch eher für längere Zeit bei etwas weniger Hitze. Und bei uns wurde Wild auch oft mit fettem Speck gespickt, weil Wildfleisch selbst ja sehr mager ist, wenig fett hat.

(Rezept Wildschweinkeule in Weißwein: eine entbeinte Frischlingskeule, ca. 1kg Fleisch, im Rezept nicht angegeben; Marinade: 3 Zitronen, ¼ l trockener Weißwein, 2 EL Rum, 2 Lorbeerblätter, 1 Zwiebel, 2 EL Öl; Alle Zutaten der Marinade kurz aufkochen, abkühlen lassen, Keule in der Marinade 2 Tage ziehen lassen; dann Keule herausnehmen, trockentupfen, salzen, pfeffern; in einen Bräter legen, mit zerlassener Butter einpinseln und laut Rezept einer großen Scheibe grünem Speck belegen, wir haben stattdessen einige Scheiben normalen fetten Speck genommen und haben das Fleisch zusätzlich noch vorher gespickt; zum Fleisch dann noch eine Tasse Rinderbrühe und 1,5 Tassen der Marinade gießen und laut Rezept 1,5 Stunden braten, dann die Speckscheibe entfernen und noch 15 Minuten bräunen. Soße wird mit 200g Creme double angerührt, als Beilage werden Rosenkohl und Bamberger Kartoffeln empfohlen.)
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und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
Bertrand Russell

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Blaubaum
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Beitrag So., 02.12.2012, 20:47

für mich ist weihnachten ein dummer schmarrn. auch wenn mich nun alle weihnachten-liebhaber saublöd finden, aber meine leidenszeit im jahr beginnt immer am 1. dezember und endet am neujahrstag.
ich finde, einen eigentlich so schönen monat wie den dezember (wo z.b. die sterne oft besonders gut sichtbar sind, sofern kein nebel oder wolken) so von anfang bis ende mit rührseligkeit vollzustopfen, ist ein grausiges verbrechen an der zeit.
zumal ich es so empfinde, dass diese rührseligkeit nicht das geringste mit echter herzenswärme oder menschenliebe zu tun hat, im gegenteil. für mich ist die rührseligkeit nur die andere medaillenseite mitmenschlicher brutalität und kälte. beides scheint einander zu bedingen, und menschen, die besonders gut ihre ellenbogen einsetzen können, neigen nach meiner beobachtung zu besonders auffälliger rührseligkeit.
ein weihnachtsmarkt ist für mich das genaue gegenteil von besinnlichkeit, das grosse fressen das gegenteil von gottes-nähe.
Jesus soll zwar durchaus auch geschlemmt und genossen haben, soweit man hören kann, und ich kann mir das auch gut vorstellen und halte es nicht für unwahr oder für unwahrscheinlich.
prassende menschen sind mir in diesem zusammenhang jedoch deshalb zuwider, weil es zu einem obligaten zwang geworden zu sein scheint.

so fragen radiomoderatoren (deren aufgabe es offensichtlich ist, umsatzmaximierung für wen auch immer zu bewirken) offensichtlich ganz bewusst ihre hörer nicht, OB sie weihnachten gut finden und ob sie feiern etc. (was ich als diskussionsanstoß empfinden würde), sondern sie fragen, WAS jemand isst oder schenkt, setzen also stillschweigend voraus, DASS jeder es tut.
fieser trick, finde ich .
ebenso fragen solche moderatoren im sommer nicht, OB ihre zuhörer vielleicht grillen oder nicht, sondern sie fragen, WAS und WIE sie grillen. diejenigen zuhörer, die überhaupt nicht grillen, sind somit ausgeschlossen und könnten fast schon als "merkwürdige sonderlinge oder abweichler" wahrgenommen werden (was wohl sinn und zweck der übung ist).

die selbstmordrate ist an weihnachten besonders hoch. wer keine familie hat (und fast überall zählt eben nur diese zu dieser zeit), schaut in die röhre, empfindet trauer, leere, sinnlosigkeit....
...manch angehörige/freunde erbarmen sich dann einer solchen verlorenen person und laden sie ein, damit sie nicht völlig allein die zwangsparty verbringen muss.
andere singles reissen sich um job-einsätze, damit sie möglichst wenig spüren von dieser klebrig-gefühlsduseligen atmosphäre, denn ihre freunde, mit denen sie das ganze jahr über glücklich sind, sind in diesen tagen natürlich alle "in familie" und somit nicht erreichbar, reisen von Oma Emma zu Opa Paul, nehmen auf dem weg zu den eltern, die sie sonst kaum sehen und für die sie sich auch nicht im geringsten interessieren, noch Onkels und Tanten, Geschwister und Patenkinder mit und rechnen sich nach diesem holterdipolter-rundumschlag (der nicht besinnlich, sondern eher besinnungslos zu sein scheint) aus, was das alles nur wieder gekostet hat.

meine persönliche erfahrung mit silvester-partys: so dümmlich, wie das "fest der liebe" (ich lach mich tot! welche liebe denn??) begann, so langweilig, so künstlich aufgeheizt und buchstäblich grobschlächtig endet diese zeit. mit krach bumm peng, mit adrenalingesteuertem hecheln auf den zeitpunkt der zeitpunkte, null uhr, wo alles anders wird ...
ich liebe partys, aber sylvester-partys sind nach meiner erfahrung mit abstand die langweiligsten und fantasieärmsten, die ich erlebt habe.

woran das wohl liegt?

ich bin dafür, mal eine längere besinnungspause einzulegen, auch wenn dadurch umsätze kleiner ausfallen und (die obligate superdrohung unserer zeit:) ARBEITSPLÄTZE VERLOREN GEHEN (oh welch ein graus, arbeitsplätze gehen verloren, also kaufen wir dinge, die wir nicht brauchen, und arbeiten, damit wir sie bezahlen können, und dafür brauchen wir einen platz, denn wo käme man denn auch hin, wenn man ohne einen platz einfach so arbeiten wollte, möglicherweise sogar aus vergnügen, geht gar nicht!) ?

so gesehen ist weihnachten plus sylvester dann doch wieder ganz sinnvoll, denn es scheint hirnmasse abzubauen und echte gefühle der nächstenliebe oder sinnliebe zu untergraben, und genau das braucht die wirtschaft.

Bb
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yamaha1234
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Beitrag So., 02.12.2012, 21:02

Dieses Jahr geht der Advent und Weihnachten vollkommen an mir vorbei, aus diesem Grund habe ich meinen Adventskalender auch schon am 2.12 schon komplett aufgefuttert, aber essen mag ich momentan ohnehin besonders gern.....ich freue mich auf den Frühling und auf 2013

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Tristezza
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Beitrag So., 02.12.2012, 21:09

@ Blaubaum: Sicher ist Weihnachten ein Riesengeschäft für die Wirtschaft, sicher ist es bei vielen Menschen zu einem Schenk- und Fress-Fest verkommen - aber gerade auch in diesem Thread wird doch deutlich, dass es auch anderes gibt, was an Advent und Weihnachten fasziniert, was gar nichts mit Rummel, Geschenken oder Prassen zu tun hat ...

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hawi
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Beitrag So., 02.12.2012, 21:17

Blaubaum,

soweit du den Käse beschreibst, der heute inklusive mitgeliefert wird, wenn Feiertage wie Weihnachten und Silvester anstehen, stimme ich dir weitgehend zu. Vieles sehr sehr nervend.
Auch oft so aufdringlich, dass drüber weg sehen kaum möglich ist.
Die Vermarktung von Weihnachten!
Da bin ich durchaus froh, dass ich aus einer Zeit stamme, zu der zwar auch schon viel Schmus um so was gemacht wurde, unehrlich war auch da schon diverses, aber halt etwas gemäßigter.

Was sich aus meiner Sicht aber sogar bereits gebessert hat. Der ach so heilig christliche Anspruch! Jedenfalls in meinem Umfeld. Liegt wohl auch daran, dass der Christenanteil sinkt.

Ich selber habe einfach ein von Grund auf gutes Verhältnis zu diesen Tagen, auch zu manch einem Ritual dieser Tage. Nächste Liebe ich da nicht mehr oder weniger als zu anderen Zeiten, zur Kirche gehe ich deshalb auch nicht, gingen wir früher bereits nicht.
Nö, für mich eine Zeit, an der mann/frau/kind es sich möglichst gut gehen lassen sollte/kann/darf. Auch das geht zu anderen Zeiten, aber grad zu Weihnachten finde ich es einfacher. Natürlich nur, wenn es ohne all die Vereinnahmungen, die drohen, passiert.

Über viele andere Feiertage gehe ich eher hinweg. Vor allem bei Weihnachten mache ich es nicht. Für mich ist es schon eine Feier. Sogar ganz für mich allein.

LG hawi
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pandas
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Beitrag So., 02.12.2012, 21:26

Es gibt ja das Gerücht, der ganze Weihnachts.pool ist entstanden, weil es sonst arg zu trübe ist im kalten, dunkeln Winter.

Also, einfach so gut gehen lassen, kann ich es mir viel besser im Frühjahr/Sommer/Herbst.
Und dann früher immer noch diese schneebälle
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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Blaubaum
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Beitrag So., 02.12.2012, 21:34

@Tristezza
Tristezza hat geschrieben:was gar nichts mit Rummel, Geschenken oder Prassen zu tun hat ...
wo liest Du das? hab ich wohl übersehen, tut mir leid.
kochrezepte, die die zugereitung ganzer tiere enthalten, haben für mich weder einen sinnvollen ernährungswert, noch strotzen sie vor empathie (in diesem fall empathie für tiere).
ich glaube beim besten willen nicht daran, dass ein ganz normaler mensch von heute mit der geschichte von Jesus, Maria und Joseph, der Krippe, den heiligen 3 königen usw. viel anfangen kann.
welche gefühle werden dadurch erzeugt, die nicht auch während des ganzen restlichen jahres erzeugt oder gefühlt werden könnten (wenn man es denn wollte)?
braucht es (notfalls auch kunst-)schnee, "tannengrün" und (elektro-)kerzen, um in eine innerlich-friedliche stimmung zu kommen, um lieben zu können?
und ist es nicht ein groteskes und erbärmliches bild, wenn dann high-tech (z.b. ein höchst sinnvolles i-pad) unter'm tannenbaum mit Maria und Joseph, dem stroh in der krippe, ein paar braunen Palästina-kühen und einem fast nackten Jesuskind liegt?

genausogut könnte man sachertorte mit räucherforelle essen.
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abendrot79
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Beitrag So., 02.12.2012, 21:35

Ich liebe die Adventszeit und empfinde Weihnachten immer als hektisch-traurigen Abschluss dieser gemütlichen, wärmenden, produktiven Zeit! Ich nehme mir seit Jahren immer Ende November / Anfang Dezember eine Woche Urlaub und nenne ihn meinen Back- und Dekorierurlaub Aber das Ergebnis ist weder kitschig, übertrieben oder wahnsinnig .... ich mache in dieser Woche auch ganz viele Dinge zu denen ich sonst nicht komme und die mit Weihnachten nichts zu tun haben.

Jetzt gerade neigt sich meine Urlaubswoche dem Ende zu und ich habe Plätzchen gebacken, zum ersten Mal den Adventskranz komplett selber gemacht (+ ein Gesteck), habe Weihnachtskarten gebastelt, habe ein wenig dekoriert, durch Zufall ein absolutes Weihnachtsbaum-Schnäppchen gemacht (11 Euro für eine 1,20-Meter-Nordmanntanne!), den Balkon winterfest gemacht und das Lichtenetz angebracht .... ich liebe meinen Adventsurlaub!

Ich mag auch die frühe Dunkelheit gerne, fühle mich da sicher und geborgen, fühle mich nicht so auf dem Präsentierteller des sozialen Lebens ( andere Baustelle!) und mag es total gerne mir die vielen Lichter an den Häusern und den Gärten anzugucken. Ich habe eine Tochter im Grundschulalter und oft hilft sie mir bei meinen weihnachtlich-produktiven Vorbereitungen und ich geniesse es, wenn wir gemeinsam etwas machen. Und wenn sie keine Lust hat, geniesse ich es, alleine rumzuwerkeln .... Ich schenke auch gerne und fange oft früh an die Geschenke zu besorgen .... bzw. wenn ich lange vor der Adventszeit spontan etwas Schönes sehe, dann wird es mitgenommen und kann mich die ganze Adventszeit über den tollen Spontan-Kauf freuen - mehr als über ein Geschenk was ich geplant im Internet bestelle um einen bestimmten Wunsch zu erfüllen!

Für mich ist die Adventszeit fast so schön wie der Sommer ....

Aber es gibt auch die negative Seite dieser Jahreszeit .... als Alleinerziehende fühle ich mich gerade jetzt besonders einsam .Auch wenn ich auf dem Weihnachtsmarkt unter Leuten bin, werde ich neidisch wenn ich die ganze Paare sehe, die "kompletten Familien" .... wenn ich höre wer wie mit der Familie Weihnachten verbringt. Ich werde auch bei meinen Eltern sein und meine Schwester wird auch dort sein, aber diese Menschen können mir jetzt auch nicht mehr das geben, was ich früher als Kind gebraucht hätte. Hlg. Abend und die Feiertage sind schon "ganz nett" aber es kommt mir einfach zuviel gespielte Wärme und heile Familie dabei rüber .... und Weihnachten ist definitiv der Beginn der "toten / traurigen Jahreszeit" .... also Januar, Februar etc. Okay, vorher kommt noch Silvester, aber das war noch nie mein Fall
Weil Kakao an Bäumen wächst, ist Schokolade irgendwie auch Obst! (gelesen auf einem Frühstücksbrettchen)


montagne
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Beitrag So., 02.12.2012, 21:40

Weihnachtsmarkt mit Freunden! Das ist ein Muss. Glühwein, Bratwurst, Langos und ein Fahrgeschäft. Über die Reihenfolge der Aktivitäten kann man streiten.
amor fati

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Tristezza
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Beitrag So., 02.12.2012, 21:56

Blaubaum hat geschrieben:kochrezepte, die die zugereitung ganzer tiere enthalten, haben für mich weder einen sinnvollen ernährungswert, noch strotzen sie vor empathie (in diesem fall empathie für tiere).
Naja, das Bild von dem auf dem Balkon hängenden Hasen hat mich als Vegetarierin und Kaninchenmama auch etwas geschockt.
Blaubaum hat geschrieben:und ist es nicht ein groteskes und erbärmliches bild, wenn dann high-tech (z.b. ein höchst sinnvolles i-pad) unter'm tannenbaum mit Maria und Joseph, dem stroh in der krippe, ein paar braunen Palästina-kühen und einem fast nackten Jesuskind liegt?
Das stimmt allerdings.

Aber hier gibt es einige Beiträge, in denen von Gottesdienst-, Andachts- und Konzertbesuchen die Rede ist - ja, das ist auch bei "modernen" Menschen möglich.

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Blaubaum
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Beitrag So., 02.12.2012, 21:57

hawi hat geschrieben: Da bin ich durchaus froh, dass ich aus einer Zeit stamme, zu der zwar auch schon viel Schmus um so was gemacht wurde, unehrlich war auch da schon diverses, aber halt etwas gemäßigter.
auch damals war es nach meiner erinnerung so, dass diejenigen, die das ganze jahr "gut im feiern und geniessen" waren, es auch zu weihnachten gut konnten, während die, die es nie konnten, es auch zu weihnachten nicht gut konnten, aber, da sie es nun mussten, durch plötzlich hervorbrechende emotionale erregungen etc. es zu ertragen bzw. zu kompensieren versuchten.
offen zutage tritt mE die diskrepanz zwischen anspruch (nun sind wir alle lieb und friedlich) und wirklichkeit (stress in jeder hinsicht).

warum nur tun wir uns das an?

ich war zu sylvester mal mit ein paar lieben menschen auf einem bergplateau in der nähe, von wo man einen weiten blick in's land hatte: alle feuerwerke der umgebund incl.
der abstand zu dem lärm und getöse war für mich eine möglichkeit, bei mir zu bleiben und das land, in dem ich lebe, die luft, die tiere und pflanzen, die das land mit mir teilen, schätzen und lieben zu können, bzw. dieses gefühl über diese schlimme zeit zu retten .
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Blaubaum
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Beitrag So., 02.12.2012, 22:09

Tristezza hat geschrieben:Aber hier gibt es einige Beiträge, in denen von Gottesdienst-, Andachts- und Konzertbesuchen die Rede ist - ja, das ist auch bei "modernen" Menschen möglich.
auf jeden fall!
ich meine, wer das ganze jahr über einen zugang dazu hat, kann dieses auch zu weihnachten geniessen.
wer allerdings sonst keinen zugang dazu hat, der "versaut den anderen die andacht", um es mal sehr salopp auszudrücken.

irgendwie scheint mir die ganze sache im grossen und ganzen sehr unecht und unaufrichtig zu sein. irgendwie konditioniert und nicht aus dem inneren kommend.
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Anne1997
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Beitrag So., 02.12.2012, 22:12

@Blaubaum: die Selbstmordrate ist im Dezember relativ gering. Am gefährlichsten ist die schönste Jahreszeit, nämlich später Früh­ling und Sommerbeginn. Dazu gibt es eine fast 200 Jahre alte lückenlose Statistik aus aller Welt. (Quelle)

Die Weihnachtszeit liegt ja auch deshalb in den "dunklen" Monaten, um mehr Licht hineinzubringen. Das Kommerzielle lenkt auch vom "Dunklen" ab.
Faszinierend finde ich momentan den Sternenhimmel und heute natürlich den vielen Schnee.

Dieses Jahr werde ich die Advents- und Weihnachtszeit mit einer vierwöchigen "Fasten"-Zeit von bestimmten Dingen angehen (obwohl ich schon gebacken habe und noch weiter backen werde, gibt es einen bestimmten Verzicht vor dem 24.12. auf Süßigkeiten/Schokolade, Cola und andere Dinge, die momentan nicht so wichtig sind).

Da ich einige berufliche Fragen sehr klar andenken möchte, brauche ich auch viel Zeit für mich und u.a. ein anstehendes Coachinggespräch.

Das Ende des Kirchenjahres, die Advents-, Weihnachtszeit bis zum 6.1. erlebe ich mehr oder minder bewussst, v.a. beruflich. Am 2. Advent, an einigen weiteren Tagen und speziell am 22.12., 24.12., 26.12. arbeite ich sowieso (halbtags, vormittags, nachts usw.), da ich Musik mache und die Kirchen voll sind. Das bedeutet viele Proben und viele Kontakte.

Gönne mir deshalb mehr Ruhe und genieße auch die Zeiten mit Familie und Co. (soweit dies möglich ist, wir planen das aber vor und jeder äußert seine Bedürfnisse und wir reizen die Zeit des Zusammenseins nicht zu sehr aus, um unnötige Spannungen möglichst zu vermeiden. Leicht ist das allerdings nicht immer; habe Weihnachten auch schon öfter ohne Familie gefeiert und es war nie ein Problem, speziell am 24.12.; dass wir hier offener geworden sind, ist echt gut. Dass da immer wieder Unsicherheiten in mir sind, ist einfach so).
Das Essen wird abgesprochen, entweder es kocht ein Teil der Familie allein oder möglichst viele beteiligen sich an der Zubereitung des Essens (v.a. am 26.12.).
Versuche andere Dinge eher zu vermeiden (Jahresendshows im TV, bestimmte Weihnachtsmärkte, "dusselige", rührselige Musik, die Städte an Samstagen vermeiden etc.).

Dekoration fällt bei mir quasi immer aus, bin nicht so ein "Deko-Fan", ertappte mich in diesem Jahr allerdings schon bei dem Wunsch, hier kleine "Elemente" "aufzubauen".
Habe keinen Adventskranz, sondern ein selbstgeschreinertes Holzstück, in dem vier Kerzen stecken. Kann sein, dass sich in diesem Jahr diesbezüglich noch einiges tut.

Schöne Dinge kochen
und Freunde, Nachbarn etc. zu einem Café einladen: jedes Jahr versuche ich das 1-2x in der Adventszeit hinzubekommen (ab gesehen davon von den vielen Feiern / Begegnungen bei Konzerten und Aufführungen). Gestern waren zwei Sportfreunde nach dem Training da und wir haben das einfach sehr genossen.

Die Weihnachtsbotschaft (Lk 2, Christushymnen generell aus dem AT/NT) stehen für mich eher "anders" bzw. immer wieder "neu", mal weniger, mal mehr im Mittelpunkt, hat sich komplett gewandelt (soweit mal dazu in Kürze); "spirituelle" Momente sind mir allerdings wichtig (im Prinzip in jeder Religion vorhanden) - auch in Hinblick auf das Kirchenjahr generell bzw. Feste in allen Religionen. Dazu zählen auch bestimmte Texte und v.a. Musik.

Geschenke? Wir schenken uns eher "wenig" oder - abgesprochen - gar nichts. Mit meinem Bruder zusammen schenke ich meiner Mutter ein teure Konzertkarte, wohin ich sie auch begleiten werde. Freunde, Nachbarn bekommen Kleinigkeiten. Versuche v.a. in meiner Kleinstadt bzw. den Dörfern außen herum zu kaufen bzw. über das Internet. Selbstgemachtes sind bei mir eher selbst zusammengestellte CDs für bestimmte Leute mit speziellen Covern usw.
"Meine" Musiker/Sänger bekommen - wie in jedem Jahr - alle eine Kleinigkeit von mir (dieses Mal am 24.12. mitten in der Nacht). Wir feiern da ziemlich locker Weihnachten auf der Empore einer Kirche trotz der sicher vorhandenen (hoffentlich positiven ) Anspannung. [Wenn dann alle in der Kirche singen, ist das unbeschreiblich schön, kaum zu fassen.]
Das summiert sich dann schon - auch wenn es nur "kleine Dinge" sind..... Für die Patenkinder werden "heuer" Geschenke eher abgesprochen (Zuschuss zu irgendwelchen kleineren oder größeren Wünschen), wobei kleine "Überraschungen" dabeisein können; gemeinsamer Kinobesuch, Pizzaessen etc. im Januar usw. (verschenke manchmal "Zeit").

Ganz klar: es ist eine sehr intensive Zeit und ich möchte schon darauf achten, möglichst gelassen einen Punkt nach dem anderen anzugehen (leichter gesagt als getan, gerade weil die Arbeit auf Hochtouren läuft), bei mir zu bleiben und die Wochen auch zu genießen. Bei zwei caritativen Events bin ich noch mit Gruppen beteiligt, durchaus sinnvoll - aber eben "Termine".
Bin auch im Wald, auf Anhöhen oder "einmal um die Straße herum" etc. unterwegs - das tut auch gut -

Wünsche allen eine gute Zeit in den nächsten Wochen,
Anne

Edit: Fehler, Quellen etc.
Zuletzt geändert von Anne1997 am So., 02.12.2012, 22:33, insgesamt 5-mal geändert.


leberblümchen
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Beitrag So., 02.12.2012, 22:20

Blaubaum, Feste haben ja auch eine identitätstiftende Wirkung. Das Gute ist: Es ist niemand gezwungen, sich zu beteiligen. Man muss ja nicht alles mitmachen. Weihnachten ohne religiösen Bezug wäre für mich auch nicht so erfüllend. Früher hab ich mich immer aufgeregt über die Weihnachtsfetischsten, denen schon ein Kirchbesuch zu Ostern zu viel ist - was natürlich irgendwie sinnlos ist, denn Ostern hat ja eigentlich noch einen ganz anderen Stellenwert.

Heute aber denke ich, dass es eine Frage der Toleranz ist, wie man mit dem Thema umgeht. Ich finde es genauso dämlich, dass am letzten Wochenende unsere Einkaufsstraße bevölkert war von den Massen, die ihre 85. Handys und sonstigen Elektroschrott ganz stolz durch die Gegend geschleppt haben. Aber ich muss mich ja davon nicht stressen lassen. Sollen andere Leute mit materiellen Gütern um sich schmeißen - ich zünde mir eine Kerze an und singe 'in dulci jubilo' - und das wiederum werden hunderte andere Leute kitschig finden. Aber die dürfen das auch.

Wenn ich am Heiligabend in der Kirche das Gefühl habe, dass um mich rum alle Menschen in friedlicher Stimmung sind, dann ist das für mich eine Entschädigung für die Scheinheiligkeit. Das ist dann einer der wenigen Momente im Jahr, bei denen ich mich während des Kirchenbesuchs mit der Welt da draußen verbunden fühle. Und das ist ein schönes Gefühl.


kaja
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Beitrag So., 02.12.2012, 22:36

Weihnachten ist nunmal ein christliches Fest.
Menschen ohne einen Bezug zum Christentum und der Kirche, feiern es aus anderen Motiven.
Das Weihnachten im (immernoch) christlich geprägten Abendland eine zentrale Rolle einnimmt ist vollkommen normal.
After all this time ? Always.

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