'Gemeinschaftsgefühl'- Alfred Adler

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Ephraim
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Beitrag Do., 09.05.2013, 10:50

@elana

Versteh ich das richtig, daß du in deiner zweiten Antwort Adler nicht zitiert hast?

Ich glaube, du willst mich auf irgendetwas hindeuten, du kannst ruhig offen schreiben, wenn es mit dem Thema zu tun hat, möchte ich es gerne verstehen, aber mehr als konkret nachfragen kann ich nicht.

Falls ich deiner Ansicht nach, eine neurotisch gestörte Persönlichkeit bin, welche durch ihre Komplexe versucht das Defizit des nicht vorhandenen Gemeinschaftsgefühls zu kompensieren, kannst du mir ja die Vorzüge dessen näher bringen/erläutern.

Meiner Erfahrung nach ist das Vorleben eines Ideals eine sehr gute Methode, andere zu überzeugen.


@ratlosigkeit

"falsch" in dem Sinne, daß es besser gewesen wäre, es (oder überhaupt) nichts zu tun.

Besser in dem Sinne, daß ungerechtfertigtes Leid nicht entsteht, das es möglichst allen gut geht.

Für die Mütter habe ich die Situation bestimmt verschlimmert, sie haben sich vorher besser gefühlt, es war ihnen angenehmer. Es kann auch sein, daß ich ihr Leben längerfristig verschlechtert habe, wenn es für sie in Zukunft nicht mehr so einfach ist, sich gegenüber Auseinandersetzungen mit Kindern in jener Art leichtfertig zu verhalten.

Ich denke ich habe sie nicht blamiert oder gedemütigt, ich habe es nicht genossen

Für deren Kinder ist es vielleicht schlimmer, weil sie sich zusätzlich zu dem was sie mglw. nicht gut taten, anderen ungerechtfertigt, bewußt und genußvoll Leid zufügten, auch noch mit dem fehlverhalten ihrer Bezugsperson auseinandersetzen müssen.

Vielleicht werden sie viele Probleme in der Eltern-Kind.Beziehung erleben, da die Autorität ersterer nicht mehr unhinterfragt besteht.

Für die Mehrzahl der Personen habe ich also alles schlimmer gemacht, nur ein einzelner, der welcher ungerechtfertigt (mglw. übertrieben), von anderen bewußt und genießend leiden mußte, jenem geht es besser.

Besser nicht in dem Sinn, daß er sich wohlfühlt oder mehr Spaß hat, sondern das sich bei ihm nicht ein verhärmendes Gefühl festsetzt, was es, zu Recht, unmöglich, oder sehr schwierig macht, weiter mit jenen umzugehen.

Es ging mir nicht um mich bei dieser Sache oder doch in dem Sinne, daß ich mir selber Vorwürfe gemacht hätte, wenn ich alles auf sich beruhen hätte lassen.




Die Frage anders formuliert: wie hättest du dich verhalten?

Oder was heißt genauer für dich die Übernahme von Verantwortung beim Gemeinschaftsgefühl?
Ratlosigkeit hat geschrieben: Gemeinschaftsgefühl hat eine starke aktive Facette, die auch mit der selbstverständlichen und freiwilligen Übernahme von Verantwortung und Pflichten zu tun hat.
Entschuldigung, wenn ich zu sehr nachhacke, aber wenn es offen bleibt entstehen meistens jene Begriffsverwirrungen mit Gemeinschaftsgefühl und Gemeinschaft.
"Sometimes we battle to protect someone, sometimes we battle to protect someones honor" Ichigo Kurosaki; Ich stelle keine rhetorischen Fragen

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Beitrag Do., 09.05.2013, 11:10

@Ephraim

Nein, beim zweiten Beitrag habe ich Adler nur sinngemäß, aber nicht wörtlich zitiert, und es auch auf mich bezogen, denn ich bin wirklich jemand, der glaubt, dass es ohne ihn nicht geht. Trotzdem stimmt das sinngemäß mit dem überein, was ich von Adler bisher gelesen habe.

Ich würde mich freuen, wenn Du das von mir empfohlene Buch anschaffen würdest, dann könnten wir hier darüber schreiben. Ich wär am Austausch interessiert. Es wär auch leichter, sich zu verständigen. Immerhin ist es Adlers Hauptwerk.
Lieben Gruß
elana

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Ephraim
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Beitrag Do., 09.05.2013, 12:10

Ja, können wir schon machen. Buch gibts hier http://de.wikisource.org/wiki/%C3%9Cber ... I._Kapitel

Ich finde deine Zitate für S.19
elana hat geschrieben: "Wo warst Du denn, als man die Welt verteilet!" (S. 19) und "Gewissenhaft bin ich auch! (S. 19) u. v. m.
nicht. Ist in der Print-Ausgabe eine andere Seitenzählung?

Auf welchen Abschnitt beziehst du dich mit
elana hat geschrieben:Nimm dich nicht so wichtig. Es geht auch ohne dich.
?

Wie weit bist du?

Welchen Lese-. Bearbeitungsrythmus hast du?
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Ephraim
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Beitrag Do., 09.05.2013, 12:46

Ehrlich gesagt, mußte mich erst wieder etwas einfinden, kann ich das
elana hat geschrieben:
Ich kann Dir das Buch sehr empfehlen. Alfred Adler erörtert dort in aller Breite die Zusammenhänge zwischen Minderwertigkeitsgefühl, dem daraus kompensierenden Sicherheitsbedürfnis in allen Lebensbereichen (Macht, Kontrolle) und der Aufwertung des Persönlichkeitsgefühls, das dem Gemeinschaftsgefühl entgegensteht.
nicht ganz nachvollziehen. Rede jetzt aus sekundärtexten und nur aus einer kurzen Übersicht über den "nervösen Charakter", aber seine Idee des Gemeinschaftsgefühls ist prägnant erst im "Sinn des Lebens" dargestellt.

Wo beschreibt er, wie du es siehst, das Gemeinschaftsgefühl beim "nervösen Charakter"?
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Beitrag Do., 09.05.2013, 13:01

@Ephraim

Das ist eine gekürzte Fassung im Link, hab es gerade geprüft, da wurden ganze Abschnitte ausgelassen. Ich habe die Originaldruckausgabe (outlook).

amazon.de/Über-nervösen-Charakter-Alfred-Adler/dp/3864033888/ref=sr_1_2?ie=UTF8&qid=1368100790&sr=8-2&keywords=alfred+adler+%C3%BCber+den+nerv%C3%B6sen+charakter

(Ich komm derzeit kaum durch hier, Ladeprobleme)
Lieben Gruß
elana

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Beitrag Do., 09.05.2013, 13:26

Ephraim hat geschrieben:Wo beschreibt er, wie du es siehst, das Gemeinschaftsgefühl beim "nervösen Charakter"?
Aus dem bisher Gelesenen erschließt sich mir Alfred Adlers Gemeinschaftsgefühl erst im Kontrast zum Persönlichkeitsgefühl des Nervösen, wie ich es schon zitierte (S. 25).

(Mit der Mobilversion des Forums scheint es im Moment besser zu gehen, mal sehen)
Lieben Gruß
elana

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Ephraim
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Beitrag Do., 09.05.2013, 13:42

Ephraim hat geschrieben:Wo beschreibt er, wie du es siehst, das Gemeinschaftsgefühl beim "nervösen Charakter"?
Aus dem bisher Gelesenen erschließt sich mir Alfred Adlers Gemeinschaftsgefühl erst im Kontrast zum Persönlichkeitsgefühl des Nervösen, wie ich es schon zitierte (S. 25).

[/quote]


Sagen wir mal so, von
elana hat geschrieben:
Ich zitiere Alfred Adler/Über den nervösen Charakter S. 25:

Der neurotische Anfall endlich, dem Kampf um die Macht vergleichbar, hat die Aufgabe, das Persönlichkeitsgefühl vor Herabsetzungen zu bewahren. Aus der resultierenden Haltung eines Angreifers oder Angegriffenen erwächst dem Nervösen der Eindruck einer besonderen Feindseligkeit des Lebens. Seine Einfügung in die Gemeinschaft ist fortan gehindert,
wäre ich nie auf
Ephraim hat geschrieben:
"Es (das Gemeinschaftsgefühl) ... bedeutet die Verwachsenheit mit unserem Leben, die Bejahung, die Versöhntheit mit demselben."
gekommen.

Zitat stammt von hier
http://www.textlog.de/adler-psychologie ... urose.html was hieße, Adler hätte doch bei der Abfassung von "n.C." einen deutlichen Begriff von GG gehabt.

Wie dem auch sei, es war auch allgemein gedacht, was jeder darunter versteht. Wenn deine Begriffe von "Lücke", "agierendes DU" doch selbstgewählt waren, würde mich immer noch interessieren, was du damit verbindest.

Adlerrezeption ist interessant, aber wir schreiben da von zu unterschiedlichen Punkten aus und ich will mich im Moment mehr aufs GG konzentrieren.

P.S.:

Für mich ist Adlers Vorstellung nicht sehr anziehend, aber ich wollte den Begriff nicht negativ behaften.

“Wenn wir uns erinnern, wie unangenehm uns oft der Anblick eines Menschen berührt, dessen angeborene Minderwertigkeit schon äußerlich sichtbar ist, dann werden wir ermessen können, welches Erziehungswerk wir erst an uns selbst vorzunehmen haben, um mit der absoluten Wahrheit des Gemeinschafts­gefühls in Einklang zu kommen, und wieviel die Kultur diesen Menschen schuldig geblieben ist.”
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Beitrag Do., 09.05.2013, 15:54

Irgendwie reden wir aneinander vorbei. Ich klinke mich hier aus.
Lieben Gruß
elana

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Beitrag Do., 18.09.2014, 16:08

Ich dachte, ich greifs mal wieder auf, vielleicht will jemand neues etwas dazu sagen

Bei ein paar Gesprächen hat sich etwas, für mich merkwürdiges, zu dem Thema herausgestellt:
Obwohl ich nicht danach fragte, es überhaupt nicht im Sinn hat, kam ein paarmal, wenn ich weiterbohrte, was denn das besondere am Gemeinschaftsgefühl seie (jetzt nicht explizit in Adlers Sinne, nur mit ihm als Aufhänger), im wieder die Rede darauf ~"etwas korrekt zu machen", "das gehört sich so/ ist richtig so".

So ungefähr, "auch wenn ich nicht jeden leiden kann, mitunuter sogar wenige, durch gemeinschaftliche beisammen-sein haben wier etwas erfüllt/erreicht".

Direkt darauf angesprochen, verneinten diejenigen mit denen ich sprach, das oder wichen aus, wollten nicht näher darauf eingehen.

Kommt das jemandem bekannt vor?
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