Symbiose mit der Mutter

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tigra1
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Beitrag Do., 11.10.2012, 10:09

hallo elana,


[quote="elana"]Ich finde den Missbrauchsbegriff verfehlt, da es immer zwei Seiten gibt. Man kann nicht sagen, dass eine erwachsene Tochter sich nicht emanzipieren könnte. Offenbar gefällt es einer solchen Tochter doch ganz gut in dieser Rolle.

das empfinde ich nicht so. da ich mir diese art von beziehung ja selbst nicht ausgesucht habe, als ich klein war, war sie überlebenswichtig.

jetzt als erwachsene ist es meine aufgabe mich von meiner mutter zu lösen. das habe ich selbst in der hand.

liebe grüße,
tigra

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Eremit
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Beitrag Do., 11.10.2012, 10:14

elana hat geschrieben:Ich finde den Missbrauchsbegriff verfehlt, da es immer zwei Seiten gibt. Man kann nicht sagen, dass eine erwachsene Tochter sich nicht emanzipieren könnte.
Es sei denn natürlich, der Missbrauch hätte dissoziative Erkrankungen und seelische Entwicklungsstörungen auf den Plan gerufen, die so schwer sind, daß die betreffende Person nicht in der Lage ist, die einfachsten Dinge ohne Hilfe des anderen "Symbionten" auf die Reihe zu kriegen - was ja auch mit Sinn und Zweck der Übung ist, so läuft der "Symbiont" nie weg und bleibt immer an der Nabelschnur, denn ohne würde er sofort sterben.
elana hat geschrieben:Offenbar gefällt es einer solchen Tochter doch ganz gut in dieser Rolle. Ich finde deshalb eine solche Schuldzuweisung eher ein Zeichen für die Rolle des Kindes.
Es gibt auch erwachsene Menschen, die unbedingt von anderen Menschen gegessen werden wollen. Das wäre für sie das höchste Glück, es würde ihnen gefallen. Deswegen ist es aber noch lange nicht gesund!

Die Frage nach der Schuld, nach der Verantwortlichkeit muß gestellt werden, das hat nichts mit der Rolle des Kindes zu tun! Gerade für Missbrauchsopfer ist das wichtig. Warum? Weil sie sich OFT NUR SELBST DIE SCHULD GEBEN!

Wenn man nicht erkennt, wer Täter und wer Opfer ist, kann gar nicht zum Überlebenden werden...


Eremit
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Beitrag Do., 11.10.2012, 10:21

tigra1988 hat geschrieben:warum würdest du parentifizierung nicht als emotionalen missbrauch ansehen?
Beides mag korrelieren, aber für eine definitive Kausalität reicht's nicht. Es gibt "aufgeforderte" und "unaufgeforderte" Formen der Parentifizierung, in meinem Fall war es eine unaufgeforderte. Die aufgeforderte Form wäre dann definitiver Missbrauch.
tigra1988 hat geschrieben:ich denke das schlimme an der parentifizierung ist, dass kinder diese elternrolle gar nicht übernehmen können und somit extrem überfordert sind.
Natürlich nur partiell, gar nicht würde ich auch nicht sagen, das hängt wiederum vom persönlichen Entwicklungsstand ab, eine Überforderung ist natürlich immer vorprogrammiert. Heute habe ich z.B. viel Kindheit nachzuholen, womit ich wiederum auf eine neue Art und Weise überfordert bin, also erwachsen sein, gleichzeitig Kindheit nachholen, wie geht das?

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tigra1
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Beitrag Do., 11.10.2012, 10:28

hm naja, also ich denke dass es ein unaufgefordertes einspringen gar nicht gibt. das rennt ener unterbewusst, das kind fühlt was die mutter braucht und bietet sich an. wobei ich jetzt nicht sagen würde dass das freiwillig geschieht.

kinder wollen die eltern glücklich machen, und sie sind ja ohne ihre eltern gar nicht überlebensfähig. also ich glaube dass das bei mir absolut nötig war in diese rolle zu springen. aber freiwillig wars bestimmt nicht, hätt gern auf diese verantwortung verzichtet und eine unbeschwerte kindheit ohne schuldgefühle gehabt.


ich finde es auch total schwer zu unterscheiden was sind kindliche bedürfnisse und was erwachsene. merke schon auch dass bei mir dieses sich einmal wo anlehnen auf jeden fall zu kurz gekommen ist. und dass das noch ein ganz starkes bedürfnis ist, einmal gestützt werden, anstatt stütze zu sein.

liebe grüße,
tigra

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Beitrag Do., 11.10.2012, 10:40

Hi Tigra

Kannst Du Dich denn gar nicht behaupten gegen Deine Mutter? Ich muss sagen, dass meine Eltern mich in meiner Jugend auch ganz schön in eine funktionale Rolle gedrängt haben, aber ich habe mich gewehrt mit 18 und am Ende war ich der Boss und nicht mehr sie. Jetzt bist Du kein Kind mehr, jetzt ist dieser Zustand der Symbiose durchaus freiwillig. Es bedeutet nämlich auch, Verantwortung für sein eigenes Leben zu übernehmen und das ist überhaupt nicht leicht. Ab 18 bist Du selbst verantwortlich für Dein Leben.
Lieben Gruß
elana

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tigra1
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Beitrag Do., 11.10.2012, 10:47

hallo elana,

also ich muss mich nicht direkt gegen meine mutter wehren. es ist eher so dass sie in meinen augen schwach ist und ich das gefühl habe ich bin für sie verantwortlich. sie hat auch immer probleme, bei denen ich mich sofort verantwortlich fühle.

wir haben so eine "wir beide gegen die ganze böse welt" symbiose, und es geht meistens darum wer mal wieder gemein zu ihr war. also ich bin der tröstende, aufbaunde part.

wozu ich aber überhaupt keine lust mehr habe, da ich selbst probleme habe und mal schauen muss was ich vom leben will und wie ich das erreichen kann, wies bei mir weitergehen soll.

und da kann ich diesen seelenmüll meiner mutter gar nicht brauchen, das is wie ein schwerer rucksack, den man unnöterweise mit sich rumschleppt.

aber so einfach ist das nicht. ich habe wahnsinnige schuldgefühle. und ganz oft dieses gefühl ausser mami mag mich keiner, und ich brauch sie ja sonst bin ich allein auf der welt.

naja und ganz freiwillig find ichs nicht, weil ich ja gerade dabei bin mich zu lösen, aber so ein verältnis wo zwei psychen miteinander verwachsen sind, kann man nicht einfach trennen. das ist als würd ich mir ein bein oder mehr abtrennen.

also ist irgendwie kompliziert...

liebe grüße,
tigra


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Beitrag Do., 11.10.2012, 10:51

tigra1988 hat geschrieben:hm naja, also ich denke dass es ein unaufgefordertes einspringen gar nicht gibt. das rennt ener unterbewusst, das kind fühlt was die mutter braucht und bietet sich an. wobei ich jetzt nicht sagen würde dass das freiwillig geschieht.
Dann wäre aber alles, was man für andere Menschen tut, eine Form des Missbrauchs. Nicht Äpfel mit Birnen vergleichen!
tigra1988 hat geschrieben:kinder wollen die eltern glücklich machen, und sie sind ja ohne ihre eltern gar nicht überlebensfähig. also ich glaube dass das bei mir absolut nötig war in diese rolle zu springen. aber freiwillig wars bestimmt nicht, hätt gern auf diese verantwortung verzichtet und eine unbeschwerte kindheit ohne schuldgefühle gehabt.
Bei mir hat die Parentifizierung allerdings erst eingesetzt, als ich auf meine Mutter nicht mehr finanziell und wohnungstechnisch angewiesen war. Für mich war es nötig, um meine Mutter überhaupt erst kennen zu lernen, als Mensch.
tigra1988 hat geschrieben:ich finde es auch total schwer zu unterscheiden was sind kindliche bedürfnisse und was erwachsene. merke schon auch dass bei mir dieses sich einmal wo anlehnen auf jeden fall zu kurz gekommen ist. und dass das noch ein ganz starkes bedürfnis ist, einmal gestützt werden, anstatt stütze zu sein.
Ich habe erst Halt bei fiktiven Figuren und Geschichten gefunden, später in diversen künstlerischen Tätigkeiten, also meiner eigenen Welt. Schon mit fünfzehn war mir klar, daß ich biologische Erzeuger habe, aber keine Eltern, und das ich auch nie zu Ersatzeltern kommen kann. Insofern verbuche ich diesen Anlehnungswunsch als "sinnlos" oder gar "destruktiv", da der Wunsch auf etwas Unmögliches abzielt und die damit verbundenen Gefühle und Gedanken im schlimmsten Fall auf andere Personen, z.B. meine Partnerin, übertragen werden könnten, was ich nicht will.


Eremit
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Beitrag Do., 11.10.2012, 10:55

tigra1988 hat geschrieben:das ist als würd ich mir ein bein oder mehr abtrennen.
Dann schnappe Dir das metaphorische Hackebeil und schlage zu! Genieße den Schmerz, es könnte Deine eigene seelische Geburt werden!

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Beitrag Do., 11.10.2012, 11:02

Hi Tigra

Meine Mutter und meine Schwester verhalten sich mir gegenüber ähnlich, ich soll für sie denken, handeln etc. Gleichzeitig vereinnahmen sie mich, mein Zimmer, meine Kleider etc. Aber als mir diese Übergriffigkeit bewusst wurde und wie sehr ich meine Mutter und meine Schwester durch meine Gutmütigkeit und fehlende Grenzziehung aufgrund meines großen Verantwortungsgefühls verzogen habe, änderte ich mich, indem ich anfing, sie zu erziehen und Grenzen zu ziehen. Natürlich erhielt ich dadurch nicht gerade viele positive Reaktionen, aber ich blieb dabei und machte mich für eine Weile unbeliebt, bis sie es kapierten und meine Grenzen anerkannten, denn sie hatten nun auf einmal Angst, mich sonst zu verlieren.

Es bleibt Dir nichts anderes übrig, als dasselbe zu tun, auch wenn es schwerfällt. Es liegt wirklich auch an Dir, Du bist zu nachgiebig und verziehst Deine Mutter. Ab 18 bist Du erwachsen, jetzt liegt es an Dir. Du bist kein Kind mehr und kannst nicht mehr sagen, dass Du keine Wahl hättest. X andere Kinder haben das geschafft. Das gehört zum Ablöseprozess dazu.
Lieben Gruß
elana

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Beitrag Do., 11.10.2012, 11:24

elana hat geschrieben:Jetzt bist Du kein Kind mehr, jetzt ist dieser Zustand der Symbiose durchaus freiwillig. Es bedeutet nämlich auch, Verantwortung für sein eigenes Leben zu übernehmen und das ist überhaupt nicht leicht. Ab 18 bist Du selbst verantwortlich für Dein Leben.
elana hat geschrieben:Ab 18 bist Du erwachsen, jetzt liegt es an Dir. Du bist kein Kind mehr und kannst nicht mehr sagen, dass Du keine Wahl hättest. X andere Kinder haben das geschafft.
Solche Aussagen halte ich für sehr problematisch, ja bedenklich.
Wie ist es dann: vom einen Tag auf den anderen wird aus einem Opfer ein Mensch, der selbst, alleine schuld ist, wenn er sich in einer ihm nicht guttuenden Beziehung befindet? Weil die (wohl auf Überlegungen basierende, dennoch gewisserweise willkürlich festgelegte, da notwendige) Grenze auf 18 Jahre festgesetzt wurde?
Die Verantwortung der Mutter ist die Verantwortung der Mutter. Auch, wenn die Tochter über 18 ist. Du hältst einer Schieflage, die sich über Jahrzehnte, von Kindheit an aufgebaut hat, allen Ernstes eine Altersgrenze entgegen?
Auf mich wirkt das wie: Was auch immer dir passiert ist; wenn Du ab 18 noch drin bist, bist du selbst schuld.

Bitte versteh mich nicht falsch; ich bin wirklich nicht dafür, sich im Opferstatus zu halten, wenn es nur geht. Dass Du Misstände erkannt und geändert hast, finde ich gut. Als "Tritt in den Hintern" sich selbst gegenüber mögen solche Aussagen temporär manchmal angebracht sein, aber als Zuruf von Außen halte ich sie für anmaßend.

TE: alles Gute!

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Beitrag Do., 11.10.2012, 11:30

Es gibt nur diesen Weg oder dann mit Hass sich komplett lösen. Ich selbst wollte das Kind nicht mit dem Bade ausschütten, sondern wollte eine gesündere Beziehungsbasis finden. Das war mir meine Familie wert. Das muss jeder selbst entscheiden, WIE er sich ablöst. Auf alle Fälle braucht es den eigenen Tritt in den Hintern, den kann niemand sonst geben. Ich schreibe ja hier nur, das ist kein Tritt, wüsste nicht wie.
Lieben Gruß
elana

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Beitrag Do., 11.10.2012, 11:36

@ elana

dass man die beziehung ändert, dazu brauchts auch 2. und wenn die mutter dazu nicht bereit ist, hilfts denk ich nur auf abstand zu gehen.

am liebsten wär mir meine mutter sieht ihre fehler ein und wir könnten ein normale, erwachsene mutter- tochter beziehung aufbauen. aber ich bezweifle dass sich ihre einstellung so bald ändert. sie denkt immer noch ich schulde ihr was.

liebe grüße,
tigra

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Beitrag Do., 11.10.2012, 11:47

elana,
Nein, es ist kein Tritt, und ich sehe: auch nicht so gemeint, aber es wirkt wie ein Schlag ins Gesicht, für jeden, der in einem System aufgewachsen ist, das er zu überwinden versucht.

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Beitrag Do., 11.10.2012, 11:51

Liebe passwort

Ich war lange selbst in diesem System, zu lange. Ich wünschte, jemand hätte mir damals die Augen geöffnet. Es brauchte bei mir Jahrzehnte. Ich rede nicht einfach so daher. Diese Opferhaltung bringt nichts. Es verlängert nur das Leid.

@Tigra: Ich würde Dir eine Therapie empfehlen.
Lieben Gruß
elana

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Beitrag Do., 11.10.2012, 11:51

Eremit hat geschrieben: Dann wäre aber alles, was man für andere Menschen tut, eine Form des Missbrauchs. Nicht Äpfel mit Birnen vergleichen!
ja genau ist es für mich, wenn es nicht freiwillig passiert. bei erwachsenen manipulation und bei kindern eben missbrauch. für den missbrauchten oder manipulierten hat das nicht auf die wünsche des anderen eingehen ja folgen, nämlich liebensentzug. wenn du mami nicht tröstest, dann mag sie dich nicht mehr. so ungefähr. wenn du mir das und das nicht kaufst, liebst du mich nicht.

wegen dem bein abhacken, ich hoff dass es vielleicht noch eine sanftere loslösung möglich ist, ansonsten wird mir eh nichts anderes übrig bleiben

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