Alles zu persönlich nehmen...

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Ratlosigkeit
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Beitrag Do., 20.09.2012, 21:55

Es ist nicht so einfach zu zeigen, wenn man verletzt ist. Ich habe oft das Gefühl, damit macht man alles nur noch schlimmer - weil dann keiner mehr unbefangen mit einem umgeht.
Aber ich bin grad so dünnhäutig, dass ich mir selber vorwerfe, hier zu schreiben, weil es schließlich jemand anderer den thread eröffnet hat. Um mich gehts hier grad nicht.
Jedenfalls ist es zu einfach immer zu sagen: Du darfst dazu stehen, dass Du verletzt bist. Mir ist es heute gerade so gegangen - ich wurde Opfer eines Affronts und ich war echt geschockt. Obwohl die anderen mich erst auf den Affront aufmerksam machten - ich war bei einer wichtigen Sache übergangen worden - reagierten sie dann auf meine Aufgebrachtheit so, dass sie die Person, die mich übergangen hatte, erstmal in Schutz nahmen, so in der Art: sie hats sicher nicht böse gemeint, es war vermutlich ein Missverständnis. Von mir wurde also ganz klar erwartet, dass ich das runterschlucke und sage: "Is ja nicht so schlimm., is ja lächerlich von mir, verletzt zu sein". Als ich das nicht schaffte, waren dann alle auf mich sauer...
Alles ist gut, wenn es aus Schokolade ist.

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Sufragette
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Beitrag Do., 20.09.2012, 21:59

@tigerkind: Ich meine mit Verpassen: Wenn ich mich nur noch mit den Menschen umgebe, von denen ich ganz sicher weiß, dass sie lieb zu mir sind, verhindere ich ja neue Menschen kennenzulernen, neue Erfahrungen zu machen, selbst im leben und im beruf weiterzukommen....ich glaube das ist ein prozess, aber ich weiß halt nicht, ob ich tough genug dafür bin...

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Sufragette
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Beitrag Do., 20.09.2012, 22:09

@candle: Danke für deine Antwort. Mir ist das schon einleuchtend, dass Menschen mit unterschiedlichen Schicksalen unterschiedlich drauf sein können - logo. Aber Verständnis dafür aufzubringen hilft mir auch nicht- trotzdem bin ich verletzt. Und wenn ich in mich reinhorche, kommen da die Tränen, die Wut, die Selbstzweifel und die Kränkung. Ich hab ja heute veruscht das ganze zu erforschen, aber es war eine einzige Sackgasse. Ich denke, ich sollte eher versuchen zu lernen, so etwas echt hinter mir zu lassen...aber ich weiß nicht wie?????
Und entschuldige bitte, dass ich das so sagen muss: aber ich bin am telefon immer superfreundlich, ich kann das schon einschätzen.

@ratlosigkeit: ich habe nichts dagegen, wenn du hier auch von deinen Problemen schreibt. Immer hin soll das Forum ja ein Austausch sein. Im Übrigen kann ich mich in deinen Texten ganz gut wieder finden. Ich gehöre leider auch zu der sorte Mensch, die Ärger oft runterschluckt und die Harmonie nicht zu gefährden...

liebe Grüße

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candle.
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Beitrag Do., 20.09.2012, 22:13

Und wenn du diese Ereignisse mal sacken läßt und dich dann damit beschäftigst? Ich meine Wut in dem Moment ist ja nun nichts Schlimmes. Was passiert denn in dir, wenn du so gekränkt bist? Was für Gedanken gibt es dazu?

candle
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Sufragette
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Beitrag Do., 20.09.2012, 22:16

Es sind so Gedanken à la "mir mir kann man es ja machen, die leute merken, dass ich schwach und unsicher bin und nützen es aus, ich bin dumm, ich muss selbstbewusster werden, ich bin nicht gut genug für den job, ich will das man mich mag, die person hält nicht viel von mir, verachtet mich...."

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candle.
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Beitrag Do., 20.09.2012, 22:18

Und hälst du die Gedanken für realistisch?

candle
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Sufragette
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Beitrag Do., 20.09.2012, 22:26

Ja, ich denke schon. Die Personen die mich z.b. beruflich kränken sehen ja, dass ich noch sehr jung bin und wenig berufserfahrung habe. Ich bekomme ja live mit, wie sie z.b. mit meiner Kollegin (15 Jahre Berufserfahrung) anders umgehen.

Ich gehe zu einem Vorgesetzten, um ihm klar zu machen, dass aus zeitlichen Gründen nix aus einem geplanten Projekt werden kann. Er ist total stinkig und pampt mich an: "doch, das Projekt wird gemacht, das muss gemacht werden - punkt, basta!"
Meine Kollegin geht darauf hin zu ihm, bringt exakt die gleiche Erklärung wie ich und siehe da, er zeigt verständnis.

Und das sind dann so Momente, in denen ich schon denke, dass ich wohl weniger wert bin und klar kommen mir da schier die Tränen...

Ich schreibe jetzt immer nur von der Arbeitswelt, aber im Alltag ist das alles ja auch so.

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candle.
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Beitrag Do., 20.09.2012, 22:31

Ja, ich bin jetzt auch irritiert, weil ich beim Telefonat war und da sind diese Gedanken wohl kaum realistisch. Wie soll einen ein fremder Mensch über ein Telefonat direkt mögen.

Gut, am Arbeitsplatz hat man schon zu kämpfen im jungen Alter. Das kenne ich auch sehr gut. Das ist so, damit muß man auch umgehen lernen.

In einer Therapie würde man wohl schauen was dich so gemacht hat, was es dazu für Ereignisse gibt. Es mag sein, dass dich deine Eltern vielleicht nicht so haben aufwachsen lassen um selbstbewußt zu werden. Da könntest du hinsehen, das bearbeiten mit professioneller Hilfe.

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Ratlosigkeit
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Beitrag Do., 20.09.2012, 22:39

Meine Gedanken schwanken eher zwischen empört zur Rede stellen (muss ich mir das gefallen lassen?), trotzen (wist schon sehen, was du davon hast) und einen Schlauen weg finden, mich durchzusetzen (immerhin habe ich das direkt gelernt - Kommunikationsstrategien - und es ist auch das, was ich normal mit Erfolg anwende). Aber ich bin total dünnhäutig zur Zeit, alles läuft irgendwie unrund, und ich sehe mich ausserstande überlegt und kopfgesteuert zu handeln.
Alles ist gut, wenn es aus Schokolade ist.

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sinnliche
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Beitrag Do., 20.09.2012, 22:41

Sufragette hat geschrieben:Hallo ihr Lieben,

heute z.b. habe ich im geschäft wo anrufen müssen um nach einer info zu fragen. Ich hab mich mit dem Thema nicht gut ausgekannt, deswegen habe ich nach dem ersten missverständnis am telefon auch sofort in freundlichem Ton mich entschuldigt und gemeint "es tut mir leid, ich kenne mich da leider noch nicht so gut aus". Woraufhin die andere Person schnippisch meinte "Ja ich merks! Das kann ja wohl nicht wahr sein".
Sie hat es mir dann schon erklärt, aber in einem ganz ekelhaften Ton...
liebe sufragett!

es gibt aber auch ekel im verkauf
mir passiert das auch öfter, überhaupt, wenn ich in technische shops muss (handys, pc, oder sonstiges elektrozeugs). ich hab da überhaupt keine ahnung, bin technischer neadertaler. aber wenn mich ein verkäufer deswegen abschätzig ansieht, seufzt und mir dann so halbherzig das bringt, was ich brauche.. dann war ich dort das letzte mal.
ein verkäufer sollt wohl damit umgehen können, dass leute sich nicht auskennen, und trotzdem was technisches brauchen. ich bin ja nicht da, um dem mein (un-)wissen zu präsentieren, damit er sich bestens unterhält...
verkäufer gibts dafür, dass man sich net auskennt.. sonst könnt ich gleich vom regal nehmen, was ich brauch, und nur zahlen...
Sufragette hat geschrieben: Wenn mein Chef mich nicht grüßt oder kurz angebunden ist, habe ich auch immer so ein komisches gefühl.Nicht so krass, dass mir die tränen kommen, aber trotzdem fühle ich mich unwohl.
Lieben gruß
wenn ich deine zeilen lese, glaube ich vordergründig weniger, dass du "sensibel" bist in form von hypersensibilität, ich glaub einfach, dass du schwierigkeiten mit deinem selbstwert hast.
bei mir war das früher so. da hab ich alles auf mich bezogen. wenn die arb.koll. grantig war, hab ich mich gleich gefragt, was ich verbrochen habe (dabei hatte sie streit mit ihrem mann).
wenn meine chefin öd war zu mir, bin ich im erdboden versunken, und dachte, ich krieg demnächst die kündigung.
wenn mein (kurzzeit)freund bei der begrüßung nicht extra nett war, sondern ich im vorbeigehen nur einen kurzen schmatzer an der wohnungstür bekam, konnte ich die ganze nacht nicht schlafen, weil ich dachte, jetzt sagt er mir gleich, es ist aus.

das alles hab ich abgelegt. bzw. wenn es gefühlsmäßig in die richtung geht, sag ich mir: ICH BIN OKAY, und es hat nichts mit mir zu tun.
hol mich selbst "zurück". aber großteils empfinde ich nicht mehr so. und das ist echt eine super erleichterung.

das hat sich im laufe der jahre gelegt, in der weise, dass ich mir selbst wichtig(er) wurde.
der automatismus, auf andere so stark zu reagieren, lag in meiner kindheit verankert.
wenn man aus einer stark dysfunktionalen kindheit kommt, hat man immer alle antennen ausgefahren, kümmert sich um jedes bedürfnis der eltern oder geschwister, damit die harmonie in der familie weitgehend gewahrt bleibt (man übernimmt als kind die aufgabe, das kranke fam.system zu "halten", zu beeinflussen, indem man alle wünsche, erwartungen und forderungen erfüllt... am besten, bevor sie ausgesprochen werden...). das ist eine "überlebensstrategie".

das kann im erwachsenenleben schön anstrengend werden *g* wenn man dieses muster behält..

es passt schon so, wie du bist. aber WERD mehr von DIR;-) du bist WER!!

nimm DICH wichtig, geh liebevoll mit deinem inneren um ( & versuche zu LEBEN, dass die reaktionen im außen am meisten mit dem anderen zu tun haben!).
wenn du dich unwohl fühlst in solchen situationen.. dann red mit dir.. sag dir, mei, jetzt bin ich schon wieder abhängig davon, wie der oder die mich anschaut oder grüßt... das ist echt voll anstrengend, den halben tag mit dem gefühl rumzulaufen... ich WEISS, dass ich ein super mensch bin. ich hab das nicht verdient, dass ich mir das selbst antue..

hast du sonst vielleicht schon mal den eindruck gehabt, dass dein selbstwert eher unten ist?
hast du eine idee, woher das vielleicht kommen kann? vielleicht magst du überlegen, ob du ein paar therastunden nimmst.. das kann dich ordentlich firi-werfen *g*

alllles liebe!!
sinnliche
Zuletzt geändert von sinnliche am Do., 20.09.2012, 22:42, insgesamt 1-mal geändert.

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Launebär
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Beitrag Fr., 21.09.2012, 13:58

Ich wollte Ähnliches schreiben wie "Sinnliche".

Ich kenne das alles auch und auch bei mir hat es mit einer dysfunktionalen Familienstruktur zu tun. Vielleicht schaust du da mal mit einem Therapeuten genauer hin?

Vielleicht konntest du nicht lernen, dass du trotz Kritik an deiner Person noch geliebt und gemocht wirst? Das führt (meiner Meinung nach) oft dazu, dass man durch Kritik oder durch eine als ungerecht empfundene Situation seine ganze Persönlichkeit in Frage stellt. Du fühlst dich als ganzes, als Menschen ungeliebt und mangelhaft.

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Sufragette
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Beitrag Fr., 21.09.2012, 16:45

@sinnliche und launnebär:
Also die Idee mit der dysfunktionalen Familienstruktur könnte vielleicht stimmen, aber ich bin mir da nicht sicher. Ich bin in einer Familie ausgewachsen in der viel verheimlicht wurde, viel nicht ausgesprochen und thematisiert wurde. Bis heute nicht! Ich weiß, dass das im nachhinein nur war, um mich als Kind zu schützen, aber wie ihr wisst bekommt man ja auch als Kind schon viel mit...von dem her wusste ich eigentlich immer, dass daheim was nicht stimmt. Konnte aber nie darüber sprechen, weil ich ja offiziell von nichts wusste...
Es war oft so, dass ich von der Schule nach Hause gekommen war, und zu Hause lag irgendwas in der Luft, so wie nach einem Streit. Aber zugegeben hat das keiner. Manchmal war auch diese Laune, weil ich irgendwas gemacht hatte z.B. Zimmer nicht aufgeräumt etc...das war manchmal echt schwer zu erkennen, wer an was jetzt für die schlechte Atmosphäre verantwortlich ist. Meint ihr das mit dysfunktionalen Familienstruktur???

Ich bin bereits in Therapie, habe aber das Thema "zu Hause" immer vermieden, weil ich da immer ein schlechtes Gewissen bekomme. Ich rede nun mal sehr ungern über Menschen, die ich eigentlich sehr mag...

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candle.
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Beitrag Fr., 21.09.2012, 17:38

Hallo Sufragette!

Ich hatte es in etwa ja auch angesprochen, es ist relativ schlicht: Das Familiensystem funktioniert nicht "richtig".
Sufragette hat geschrieben: Ich bin in einer Familie ausgewachsen in der viel verheimlicht wurde, viel nicht ausgesprochen und thematisiert wurde.
Hast du dich da denn wegentwickelt oder bist du heute genauso? Mein Erlebnis ist ja schon, dass ich konträr der gesamten Familie bin was zu Schwierigkeiten geführt hatte.
Ich bin bereits in Therapie, habe aber das Thema "zu Hause" immer vermieden, weil ich da immer ein schlechtes Gewissen bekomme. Ich rede nun mal sehr ungern über Menschen, die ich eigentlich sehr mag...
Ging mir in erster Therapie genauso, inzwischen geht es aber.

candle
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Sufragette
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Beitrag Fr., 21.09.2012, 17:57

Hi candle...nein, ich bin leider immer noch so. Daheim hat sich ja nichts geändert und da ich es nie gelernt habe Probleme anzusprechen, schlucke ich die oft runter. Ich bin sehr, sehr abhängig von dem gefühl, dass daheim alles gut ist, nur wenn daheim alles gut ist, fühle ich mich gut. Ansonsten versuche ich immer herauszufinden, was nicht stimmt und das macht mich wahnsinnig, weil es auch was mit mir zu tun haben könnte...also selten, aber manchmal halt schon. Wenn ich z.b. irgendwas nicht ordentlich gemacht habe oder so, bekomme ich das schon zu spüren...naja, ist halt so, aber da hilft mir die Therapie ehrlich gesagt auch nicht.

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sinnliche
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Beitrag Fr., 21.09.2012, 18:02

liebe sufragette!

wenn man sich im laufe der therapie von "gut und böse" trennt, sprich: es gibt keine guten oder schlechten menschen, sondern nur dinge, die einem selbst nicht gut tun, oder sehr gut tun..

in dem maße, wo du anfängst, dich selbst nicht für dinge zu verurteilen, in dem maße machst du es automatisch bei anderen auch nicht mehr.

deshalb:
du kannst über JEDEN menschen, den du sehr magst, sprechen, auch über die anteile in ihm, die dich behindern/verletzen/ etc..

das ist kein urteilen, sondern ein feststellen, was andere menschen IN EINEM selbst auslösen.

je mehr du das erkennst, desto leichter wirst du dir tun, dass du über alles reden darfst - und letztendlich auch alles SEIN darfst..

alles liebe
sinnliche

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