Meine Mutter ist ein Messie

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Beitrag Do., 20.09.2012, 14:36

Liebe Gaby

Ich bin kein Messie, wie er im Buche steht, weil ich beides kann, richtig gut und zügig räumen, oder dann im Chaos versinken. An sich kann ich das, aber aufgrund meiner Schmerzkrankheit entsteht dann auf einmal wieder ein Chaos. Ich habe eine anankastische Persönlichkeitsstruktur, solche Menschen sind an sich sehr ordentlich und exakt und gut organisiert, aber sie können nur mit Überwindung etwas fortwerfen, verzetteln sich im Papierkram, können Wichtig und Unwichtig nicht unterscheiden. Deshalb kann es in schlechten Phasen der Überforderung schon zu partiell messieähnlichen Zuständen kommen, aber weniger, was Unreinlichkeit betrifft, sondern eher in Gestalt von Bücher- und Aktenbergen, vielen alten Kleidern etc. Deshalb kann ich mich schon in Deine Mutter einfühlen.

Mm, das mit dem Kontaktabbrechen klingt schon sehr brutal, wenn Du damit drohst, also mich würde das total in ein Tief stürzen, wenn das jemand, den ich liebe, sagen würde. Hängt die Liebe wirklich von solchen Dingen ab, wenn sie sonst ein lieber Mensch ist? Sie hat Probleme und braucht Hilfe, sie macht es ja nicht wirklich "absichtlich". Ein gesunder Mensch kann sich da wohl nicht reindenken. Ich finde es aber schon bitter, wenn die Eltern nichts mehr wert sein sollen, nur weil sie nicht mehr funktionieren, körperlich, psychisch, wie auch immer.
Lieben Gruß
elana

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Thread-EröffnerIn
gaby
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Beitrag Do., 20.09.2012, 18:30

Liebe Elana,

nein ich habe es absolut nicht so gemeint, es sollte ein Ansporn sein, dass ich ihr in allem helfen möchte und auch mache, sie sich nur öffnen soll. Ich weiss auch ,. dass es falsch war. Ich würde nie den Kontakt abbrechen, wirklich nicht. Aber weißt Du, auch ich bin teilweise überfordert und da reagiert man auch mal über. Ich würde mir , wie schon gesagt, wünschen, dass wir alles schnell über die Bühne kriegen, auch DAMIT sie in eine neue Wohnung ziehen kann und wieder Lebensqualität hat, aber ich weiss das es nicht geht.
WEil es kostet mich auch Überwindung jede Woche dort hin und stinkt dermaßen. Da würde ich gerne lieber ein paar Tage durchackern und es zum Ende bringen.

Was hast Du denn für eine Schmerzkrankheit?

Und.. ich habe gerade gegoogelt:
Die anankastische Persönlichkeitsstörung ist eine Form der Persönlichkeitsstörung, die dadurch gekennzeichnet ist, dass die betroffenen Personen besondere Starrheit und Perfektionismus sowohl in ihrem Denken als auch in ihrem Handeln an den Tag legen.

Gehst Du eigentlich arbeiten, ich weiß gar nicht, ob du es kannst krankheitsbedingt, sorry, wenn ich Dich frage. Weil meine Frage dahin geht, ob Du dort auch zum Perfektionismus neigst?

GLG
Gabi

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Beitrag Do., 20.09.2012, 23:47

Huhu liebe Gaby
gaby hat geschrieben: Was hast Du denn für eine Schmerzkrankheit?
Anhaltende somatoforme Schmerzstörung bzw. eine ausgeprägte Form von Fibromyalgie (chronisches Stadium). Dadurch kann ich vieles nicht sofort wegräumen, weil es mich zu sehr anstrengt und schmerzt.
gaby hat geschrieben: Und.. ich habe gerade gegoogelt:
Die anankastische Persönlichkeitsstörung ist eine Form der Persönlichkeitsstörung, die dadurch gekennzeichnet ist, dass die betroffenen Personen besondere Starrheit und Perfektionismus sowohl in ihrem Denken als auch in ihrem Handeln an den Tag legen.
Ja, das hat Auswirkungen auf den Alltag, z. B. kann ich etwas nicht einfach spontan erledigen, sondern es muss alles seine Reihenfolge haben. Wenn das nicht möglich ist, bin ich blockiert und kann es für den Moment nicht erledigen.
gaby hat geschrieben: Gehst Du eigentlich arbeiten, ich weiß gar nicht, ob du es kannst krankheitsbedingt, sorry, wenn ich Dich frage. Weil meine Frage dahin geht, ob Du dort auch zum Perfektionismus neigst?
Ich bin berentet und nur noch zu ca. 30 % arbeitsfähig (zuhause auf selbständiger Basis). Ja, es muss alles perfektionistisch erledigt werden, was sehr aufwändig ist und mich im Alltag und im Beruf sehr ausbremst.

Ist Deine Mutter mit 72 evtl. auch irgendwie eingeschränkt?
Lieben Gruß
elana

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Thread-EröffnerIn
gaby
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Beitrag Fr., 21.09.2012, 06:43

Liebe Elana,
das ist schon heftig, was Du schreibst. Das ist bestimmt nicht einfach. Bei meiner Mutter, denke ich, sind es die Alterswehwechen... Ich bin mal gespannt, ob morgen die Tagung etwas für meine Mutter und mich bringt. Hast Du schon an so etwas teilgenommen?
LG Gabi

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Beitrag Fr., 21.09.2012, 15:06

Liebe Gaby

Nein, ich gehe ja in eine Therapie, das bringt viel mehr, wenn die Problematik Schritt für Schritt besprochen werden kann. Mein Thera gibt mir auch Ratschläge, wie ich etwas besser organisieren kann. - Wär schon gut, wenn Du Deine Mutter für eine Therapie bewegen könntest, das muss ja niemand erfahren. - Evtl. wäre für sie auch ein Betreuer geeignet, der ihr alles Schriftliche erledigt und evtl. auch Betreuung für den Haushalt, sie ist ja immerhin schon 72. Das wäre eine Entlastung. Ich kenne viele weitaus Jüngere (Kranke) mit Betreuern, die sind sehr froh darum. Du könntest es notfalls auch erzwingen ... das wär ja keine Entmündigung. Also wenn die Nachbarn erstmal die Behörden einschalten, wird es sowieso dazu kommen. Wenn Du Druck ausüben musst, dann eher damit und nicht mit dem eigenen Liebesentzug.
Lieben Gruß
elana

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Thread-EröffnerIn
gaby
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Beitrag Fr., 21.09.2012, 17:44

Liebe Elana,

das finde ich toll, dass Du diesen Schritt gegangen bist bzw. gehst. Meine Mutter hat Angst, dass sie jemanden in der Selbsthilfegruppe kennt, deswegen möchte sie nicht. Ich werde aber morgen mal abwarten und schauen, ob der Tag etwas gebracht hat.

Auch wenn ich eine Betreuerin einschalten würde... das würde meine Mutter mir nie verzeihen. Das kann ich nicht.
Sie läßt ja auch die Dame, die die Selbsthilfegruppe leitet und zweimal bei uns war, nicht in ihre Wohnung. Und die Dame ist auch selbst Messie und sagte, meine Mutter bräuchte sich für nichts schämen.


Ich werde übermorgen berichten, wie der Tag morgen war.

Dir wünsche ich einen schönen Abend und Samstag .

LG

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Beitrag Fr., 21.09.2012, 17:55

Liebe Gabi

Ich würde auch nicht in eine Selbsthilfegruppe gehen. Für mich kommt auch nur eine Einzeltherapie in Frage, dann bleibt es unter Schweigepflicht. Ich kann Deine Mutter da schon verstehen, dass sie nicht irgendwie in eine kleine oder größere Öffentlichkeit damit treten will. Das muss gar nicht sein, dafür gibt´s Einzeltherapeuten.

Viel Erfolg!
Lieben Gruß
elana

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