Antriebslosigkeit

Das Leben ist wesentlich durch unsere Arbeit geprägt. Der Job kann jedoch auch Quelle von Ärger und Frustration sein, oder persönliche Probleme geradezu auf die Spitze treiben...
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WhoCares
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Beitrag Mi., 19.09.2012, 20:52

Das tut mir leid, dass das nicht fuer Dich funktioniert. Eine Andere Idee habe ich leider nicht.
ich hoffe, dass die Du einen Weg fuer Dich findest!

Alles gute fuer Dich!
"Could be worse ... could be raining" (aus Young Frankenstein, 1974)

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Ratlosigkeit
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Do., 20.09.2012, 05:37

Es ist ein bissl schwierig... Der Titel ist "Antriebslosigkeit". Aber die scheint nicht generell zu sein (was auf Depression hindeuten könnte) sondern nur die Arbeit zu betreffen, denn andere Tätigkeiten scheinen keine Probleme zu machen, wenn ich richtig verstanden habe, weil sie als Ablenkung dienen. Dann schreibst Du, dass Du selbstständig bist. Selbstständige Arbeit hat neben vielen Nachteilen meist 2 große Vorteile: Zunächst mal Freude an der Arbeit. Das allein verhindert in der Regel Antriebs- oder sagen wir Motivationslosigkeit von Haus aus. Dann Eigenverantwortung. Man kennt seine Aufgabe und man kennt seine Deadline, wie man das organisiert darf man sich selber einrichten, was doch super ist (wenn auch manchmal stressig). Keiner lenkt einen ab, kontrolliert einen, stört einen. Ich kenne das Problem "Wie fange ich an?" sehr gut, es ist weitverbreitet, und es gibt auch Tipps dagegen, die hier gegeben, aber von Dir abgelehnt wurden. Ich sehe nicht, was man Dir noch raten könnte. Vielleicht hast Du den falschen Beruf und Deine Tätigkeit ödet Dich so an, dass Du sie einfach nicht machen willst?
Alles ist gut, wenn es aus Schokolade ist.

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minds
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Beitrag Fr., 21.09.2012, 07:07

Kann sein, dass ich meine Tätigkeit nicht machen möchte. Aber: ich habe viele Hobbies intensiv betrieben und hatte dann irgendwann keine Lust mehr. Das heisst, ich bin mir ziemlich sicher, dass wenn ich jetzt was anderes machen würde, würde ich auch dazu schnell keine Lust mehr haben. Deshalb weiss ich nicht, wie ich mein Problem löse. Hatte auch schon mal zwischendurch was anderes gemacht und das dann auch aufgehört und wieder meine alte Tätigkeit aufgenommen. Zunaechst war ich wieder sehr motiviert, meine alte Tätigkeit wieder zu machen. Aber bald war es nicht mehr so.


luciabava
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Beitrag Fr., 21.09.2012, 09:59

Klingt so, als seiest du dir auch nicht so sicher, ob du mit der jetzigen Tätigkeit auf dem richtigen beruflichen Weg bist. Das kann die Motivation natürlich zusätzlich beeinträchtigen. Ansonsten ist dein Problem ja erst einmal relativ normal, ich denke so ziemlich jeder Selbstständige kennt das.

Es ist eben einerseits schön, aber auch sehr schwer, wenn es keinen Chef gibt, der die Aufgaben und die dafür veranschlagte Arbeitszeit vorgibt. Ebenso, dass es keine soziale Kontrolle durch die Anwesenheit der Kollegen gibt.
Da fiele mir für dich nur ein Coaching oder Supervision ein, um da gut rauszukommen.

Viele Selbstständige schließen sich auch zu Bürogemeinschaften zusammen - ich weiß nicht, ob das für deine Branche in Frage käme. Man teilt sich die Kosten für das Büro, hat zumindest etwas soziale Kontrolle durch Kollegen, kann dadurch vielleicht auch leichter Kontakte zu Kunden knüpfen usw.

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Ombra
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Beitrag Fr., 21.09.2012, 12:08

Ich bin normalerweise ein ziemlich selbstdisziplinierter Mensch, auch ziemlich perfektionistisch. Aber in bestimmten Phasen wird mir das alles egal.

Bei mir liegt es daran, dass mit bestimmten Tätigkeiten dann einfach keine wirklichen Emotionen verknüpft sind.

Zum Beispiel: Ich muss irgendetwas schreiben. Wenn der Text fertig ist und ich denke, dass er gut geworden ist, dann empfinde ich so etwas wie stolz, ich freue mich, bin froh wenn er meinen Vorgesetzten gefällt usw. - normalerweise.

Es gibt allerdings Phasen in meinem Leben, da sind diese Emotionen verschwunden oder nur noch ganz schwach vorhanden. Aus diesem Grund fehlt mir die Motivation. Denn: Wenn alles nur noch ein grauer Einheitsbrei ist aus dem nichts mehr herausragt, gibt es auch nichts, was mich antreiben könnte, irgendwohin zu "laufen".
Das ist zumindest die Erklärung für meine Antriebslosigkeit - fehlende Emotionen aufgrund irgendwelcher Vorgänge in meinem Hirn.

Diese Vorgänge werden meistens ausgelöst, durch irgendwelche Stressfaktoren mit denen ich mich überfordert fühle, weil ich sie nicht kontrollieren kann. Letztendlich verfalle ich in diese Art Starre, weil ich überfordert bin und das hängt sicherlich auch mich Teilen aus meiner Vergangenheit zusammen.

Allerdings denke ich, dass Phasen der Antriebslosigkeit jeder kennt. Ich glaube, dass das auch gesund ist, weil sich der Mensch so erholen kann. Und weil dies dazu dient, sich neu zu orientieren, sein Leben zu überprüfen usw.

Es wird halt nur kritisch, wenn man immer tiefer da hineinfällt und das das Leben zerstört, wenn es ein Teufelskreislauf wird, wenn die Emotionen immer weniger werden.

Keine Ahnung, vllt würde es in deinem Fall helfen, deine Arbeit direkt mit positiven Emotionen zu verknüpfen.
Also überleg dir irgendwas, was dir richtig Spaß macht, was wirklich positive Emotionen in dir auslöst. Und dann setz dir eine Zeit, die du arbeiten willst und wenn du das geschafft hast, machst du das, was positive Emotionen auslöst, was immer das auch ist.
Und denke an das Gefühl, was es in die auslöst, wenn du die Arbeit geschafft hast.

Falls du solche Emotionen noch kennst...

Im anderen Fall würde ich eher auf Depression oder so tipppen.
attitude to life : dispensable

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sinnliche
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Beitrag Fr., 21.09.2012, 14:02

hallo minds!
hm.. also, ich gestehe ehrlich.. ich kenne keine/n unternehmerIn, der nicht GERNE für sein unternehmen arbeitet .

vielleicht hast du einfach eine depression, und die antriebslosigkeit ist sehr oft typisch für eine depression.
vlt. kann es daran liegen, dass du dir nicht vorstellen kannst, einen psychischen einbruch zu haben, der vlt. schon länger dauert und sich als "normal" eingeschlichen hat.

oder: dir kannst dich mit deinem unternehmen nicht mehr identifizieren. vlt. hat du gedacht, es wäre super, wenn du das machst, und jetzt, wo es umgesetzt ist, tätest du eigentlich lieber doch in eine andere richtung gehen? vlt. liegt dir selbständig arbeiten als unternehmer nicht so, und du quälst dich, es tun zu MÜSSEN.

warst du früher schon mal selbständig? wie lange hast du dein unternehmen schon? hat es früher funktioniert, und ist das engagement gesunken, oder war es von anfang an eher ein "selbstmotivieren" ...?

hm...

vielleicht magst du zurückschreiben.

alles liebe
sinnliche

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minds
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Beitrag Fr., 21.09.2012, 21:07

Es war immer schon mühsam, die Selbstmotivation. Unter Druck, z.b. Zeitdruck bekomme ich eher was hin. Aber so direkt hat man ja keinen Zeitdruck. Ich glaube nicht, dass ich eine Depression habe.

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sinnliche
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Beitrag Fr., 21.09.2012, 21:48

liebe minds!
du könntest es mal abklären lassen, und einen termin bei einem psychiater machen, vlt. gibts einen, den du (von freunden ...) empfohlen kriegst, da gibts ja auch unterschiede, wer wie arbeitet....
ich fände es schon wichtig, dass du der sache mal auf den grund gehst...
alles liebe!
sinnliche

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minds
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Beitrag So., 23.09.2012, 08:14

was könnte ich abklären lassen? ob ich depressiv bin?

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sinnliche
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Beitrag So., 23.09.2012, 10:16

liebe minds!
im forum hier gibts einen depressionstest. den könntest du mal versuchen.
ansonsten würd ich dir raten, als erstberatung mal einen psychiater aufzusuchen, aber nicht unbedingt einen auf kasse, wenn du es dir leisten kannst, sondern einen privaten, der dir empfohlen wird. es gibt (meiner erfahrung nach) sehr viele, die überlastet sind, und die einfach so schnell-schnell machen, dass es dir ev. nicht viel helfen kann. es kann aber genauso sein, dass du bei den privaten einen "depp" hast *g* ist mir mal passiert, da gings mir nachher schlechter als vorher *g*. wenn du keine empfehlung hast, für einen psychiater, könntest du mal zB eine frauenberatungsstelle kontaktieren, die arbeiten oft mit ärzten/ärztinnen zusammen, und die sind meist sozial engagiert und recht nett.

es KANN sein, dass du schon länger eine depression hast, dieser aber nicht "groß aufgefallen" ist, und mit der zeit ist dass das "depressive" empfinden für DICH nicht mehr so groß, weil du es schon gewohnt bist.. dass es so ist...

ich würde es dir sehr ans herz legen, dass du das einfach abklären lässt, eine depression ist nix, wofür man sich genieren muss, und - sollte es der fall sein, dass du ein bisschen depressiv bist, kannst du super abhelfen mit leichten antidepressiva, die du vorübergehend nimmst (ich war früher gegen medikamente eingestellt - wie viele, aber da sie weder abhängig machen, noch sonstige nebenwirkungen haben, und mir mein alltagsleben sehr verbessern, sehe ich sie heute als WAHREN SEGEN .

es ist auch wichtig, dass du nicht glaubst, WENN eine depression vorliegt, dass du das lebenslang hast, oder so... krisen hat jeder mal, manchmal ist es eine verschleppte innere krise, und die lässt sich lösen, keine sorge. ob du - je nach dem ergebnis - ein paar stunden therapie nehmen möchtest, oder dir alle 1-2 monate ein arztgespräch reicht, das kannst du ja entscheiden, je nach sachlage.

ich wünsche dir alles liebste!
sinnliche

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Nordi
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Beitrag So., 23.09.2012, 22:13

Hi minds,
ich finde dein Problem recht interessant, weil ich ebenfalls ein recht ähnliches Problem mit der Antriebslosigkeit habe.
Mit einer Depression hat dies bei mir ganz sicher nicht zu tun, wohl aber mit einer inneren Blockade, die wiederum mit meinen sozialen Ängsten und Minderwertigkeitsgefühlen zu tun hat. Dabei ist diese Antriebslosigkeit so etwas wie ein unbewusstes Vermeidungsverhalten.
Im einzelnen sieht das in etwas so aus, dass ich eine gewisse Angst vor Ablehnung habe, so dass ich mich eher unbewusst davor fürchte mit einer Tätigkeit fertig zu werden, die dann vielleicht von anderen ablehnt oder kritisiert werden könnte. Zudem habe ich eine gewisse Angst vor Erfolg, weil dies dann wieder den Druck der Erwartung erhöhen würde, dass ich dies in Zukunft wieder so gut machen muss. Dazu kommen dann noch ein paar andere mehr oder weniger unterschwellige Ängste usw. .
Ich denke daher, dass bei dir auch so eine Art psychische Blockade der Grund für deine Antriebslosigkeit sein könnte.

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sinnliche
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Beitrag So., 23.09.2012, 22:29

hallo nordi!

siehe auch: http://www.medizinpopulaer.at/archiv/se ... nders.html

männer glauben sehr oft nicht, dass sie eine depression haben, weil die symptome (im vergleich mit frauen) oft ganz anders auftreten, als man "üblicherweise" vermuten würde...
eine innere blockade, soziale ängste, minderwertigkeitsgefühle und erwartungsänglichkeit (vor abschlüssen... ), angst vor kritik - selbstwertminderung und antriebslosigkeit sind TYPISCHE zeichen für eine depression.

warum meinst du, dass du ganz sicher keine depression hast?
weil männer die nicht haben ? (sie suizidieren sich 3 x so häufig wie frauen). weil sie keine haben dürfen?
weil das typisch unmännlich ist? weil ICH sicher keine depression habe?

woher WEISST du, dass du keine depression hast nordi??

man hat ein versuchsprogramm gestartet, wo man ärzte/-innen geschult hat, besonders auf die "versteckten" depressionsmerkmale zu achten (nicht so wie frauen, die viel weinen, etc..), das fazit war, dass die männer-selbstmorde definitiv gesunken sind!

selbst menschen aus der näheren umgebung verkennen depressionen.... überhaupt bei männern...

oh ich würde dir wirklich raten, das gleiche wie minds zu tun, nordi!

von selbst wir das (normalerweise) nicht besser.. und umsonst hast du nicht das psychotherapieforum zum schreiben gefunden... du weißt, dass du ein problem hast....

ich wünsche dir mut, das abklären zu lassen!

alles liebe dir!!
sinnliche

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Nordi
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Beitrag Mi., 26.09.2012, 20:32

Hi sinnliche,
sinnliche hat geschrieben: siehe auch: http://www.medizinpopulaer.at/archiv/se ... nders.html

männer glauben sehr oft nicht, dass sie eine depression haben, weil die symptome (im vergleich mit frauen) oft ganz anders auftreten, als man "üblicherweise" vermuten würde...
Es stimmt zwar, dass Männer anders leiden und anders mit Krankheiten umgehen, aber meine Symptome waren nicht wirklich so wie in dem oben verlinkten Text - besonders ist mir jedes aggressive Verhalten völlig fremd.
sinnliche hat geschrieben: eine innere blockade, soziale ängste, minderwertigkeitsgefühle und erwartungsänglichkeit (vor abschlüssen... ), angst vor kritik - selbstwertminderung und antriebslosigkeit sind TYPISCHE zeichen für eine depression.
Es geht aber auch anders herum, so dass die Depression nur eine Folge von allem ist.
Außerdem können sehr tief gehende Ängste alle Symptome von Depressionen vortäuschen, besonders wenn es darum geht etwas zu vermeiden.
Die Symptome unterscheiden sich dann aber in den dahinter liegenden tieferen Gefühlen und Gedanken, so dass man schon sehr genau hinschauen muss, um dies unterscheiden zu können. Somit ist Antriebslosigkeit nicht gleich Antriebslosigkeit.
sinnliche hat geschrieben: warum meinst du, dass du ganz sicher keine depression hast?
weil männer die nicht haben ? (sie suizidieren sich 3 x so häufig wie frauen). weil sie keine haben dürfen?
weil das typisch unmännlich ist? weil ICH sicher keine depression habe?

woher WEISST du, dass du keine depression hast nordi??
Das weiß ich einfach daher, weil ich mit schlimmen Depressionen vor einigen Jahren ausgiebige Erfahrungen gesammelt habe - was mir damals fast das Leben gekostet hätte. Ich habe mehre Jahre benötigt, um die Depressionen los zu werden, daher kann ich sehr gut zwischen Symptomen der Angst und denen der Depression unterscheiden.

Für mich als Mann ist es problematischer diese Ängste zu haben, als an Depressionen zu leiden - Depressionen sind gesellschaftlich weitaus akzeptierter, als es soziale Ängste sind.
Mal ehrlich, welcher normale Mensch, der keine diesbezüglichen Erfahrungen usw. hat, glaubt schon einem großen und kräftigen Mann, dass er solche extremen kindischen und seltsamen Ängste hat?

sinnliche hat geschrieben: von selbst wir das (normalerweise) nicht besser.. und umsonst hast du nicht das psychotherapieforum zum schreiben gefunden... du weißt, dass du ein problem hast....

ich wünsche dir mut, das abklären zu lassen!
Sicherlich weiß ich, dass ich ein Problem habe, aber dies bedeutet längst nicht, dass ich daran nicht selbst etwas ändern könnte - dazu habe ich in den letzten Jahren auch schon zu viel daran geändert . Letztlich ist jede Therapie auch nur eine Hilfe zur Selbsthilfe, weil eben kein Therapeut wirklich am Denken und Fühlen des Betroffenen etwas direkt ändern kann.
In den vielen Jahren, die ich mich schon mit diesem Thema beschäftige, bin ich immer mehr zu der Einsicht gekommen, dass die derzeitige therapeutische Hilfe bei meinen Angstproblemen noch längst keine wirkliche Hilfe sein würde.
Im übrigen lese und schreibe ich in diesem Forum nur, weil ich mich bedingt durch meine soziale Isolation einsam fühle und durch den Kontakt zu anderen Betroffenen zumindest das Gefühl. habe, dass ich zumindest ein wenig irgendwo dazu gehöre

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sinnliche
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Beitrag Mi., 26.09.2012, 22:25

lieber nordi!
danke für deine liebe antwort.

ich glaube einfach, dass du angst vor therapie hast, oder auch vor einem besuch beim psychiater. dabei könnte dir das sehr viel helfen.
du könntest so vieles an lebensqualität zurückgewinnen, wenn du mal einen klaren schritt in richtung "schauen, was dahinter steckt" setzt. je länger die zeit vergeht, und je mehr jahre sich an einsamkeit häufen, desto größer wird ja auch der leidensdruck, und die stille einsamkeit, und das, dass man gar keine hoffnung irgendwie sieht, da jemals rauszukommen.

es gibt sehr viele menschen, auch sehr viele männer, die kontaktschwierigkeiten, soziale ängste und ähnliches haben. ich glaube, dass das auch viele menschen verstehen könnten. vielleicht GLAUBST du nur, dass du wegen deiner "kindlichen" ängste, die angeblich bei einem großen starken mann nicht vorkommen "dürfen", abgelehnt wirst. ich selbst habe im bekanntenkreis mehrere betroffene (jugendliche mit 21 jahren, und auch "erwachsene" mit 50 jahren, die stark unter diesen "sozialen" angstgefühlen leiden und sehr schwer mit anderen in kontakt kommen). das ist viel häufiger, als du annimmst, glaub ich.. und sieh dich an: du versteckst es ja auch so gut es geht vor anderen.

du würdest wohl nicht denken, dass einer deiner arbeitskollegen so was auch hat, oder? nur: der macht es gleich wie du... . und wahrt seine fassade..

wenn du den schritt aktiv in richtung "problemlösung" nicht auswählst, wird es - aller voraussicht nach - auch keine änderung in deinem befinden geben können. das hast du ja schon jahrelang (erfolglos) versucht. warum willst du deiner seele nicht die hilfe geben, die sie braucht, um dein leben in eine freudvollere richtung zu bringen, wo du nähe von menschen genießen willst und kannst?

dein zitat:
In den vielen Jahren, die ich mich schon mit diesem Thema beschäftige, bin ich immer mehr zu der Einsicht gekommen, dass die derzeitige therapeutische Hilfe bei meinen Angstproblemen noch längst keine wirkliche Hilfe sein würde.

bist du derzeit in therapeutischer behandlung, weil du meinst, dass die DERZEITIGE therapeutische hilfe noch längst keine hilfe sein würde?

freu mich, wenn du wieder schreiben magst.
ich weiß, wie schlimm "einsam sein" sein kann.. und wie lange man sich selbst glauben macht, es wird schon "eines tages" werden...
dann kommt der tag, wo man sieht, dass es nicht "von selber" wird...

die zeit, wo du damals deine schweren depressionen hattest, hatten die einen auslöser, eine schwere außensituation, oder war es mehr durch "innere konflikte" oder ähnliches begründet? da du sehr eindrücklich schreibst, wie schlimm diese zeit damals für ich war, müsstest du dich eigentlich davor fürchten, dass es wieder sein könnte, dass du in die depression abgleitest?

durch welche hilfe hast du es damals geschafft, deine emotionales leben wieder ins lot zu bringen?

wünsche dir eine gute nacht, lieber nordi,
alles liebe
sinnliche

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Nordi
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Beitrag Do., 27.09.2012, 09:48

Hi Sinnliche,
sinnliche hat geschrieben: ich glaube einfach, dass du angst vor therapie hast, oder auch vor einem besuch beim psychiater. dabei könnte dir das sehr viel helfen.
du könntest so vieles an lebensqualität zurückgewinnen, wenn du mal einen klaren schritt in richtung "schauen, was dahinter steckt" setzt. je länger die zeit vergeht, und je mehr jahre sich an einsamkeit häufen, desto größer wird ja auch der leidensdruck, und die stille einsamkeit, und das, dass man gar keine hoffnung irgendwie sieht, da jemals rauszukommen.
Natürlich habe ich Angst vor einer Therapie bzw. dem Besuch bei einem Psychiater, was wohl ziemlich "normal" in meiner Situation ist.
Dies liegt vor allem an ein paar negativen Erfahrungen, die ich durch Ärzte und "fachkundiger Hilfe" erleben durfte.
Als Jugendlicher war ich wegen meiner extremen Schüchternheit beim Psychiater, aber die damaligen Ratschläge haben alles nur noch schlimmer gemacht. Noch schwerer wiegt für mich allerdings meine Erfahrung mit meiner Legasthenie, wo ich so richtig erfahren durfte, wie unfähig professionelle Hilfe sein kann und wie stigmatisierend eine Diagnose sein kann. Letztlich musste ich mir selbst helfen, weil ich sonst wohl inzwischen zum Analphabeten geworden wäre .
Vor allem fürchte ich aber, dass ich mich dann wieder von der "fachlichen Kompetenz" bevormunden lasse, selbst wenn ich davon überzeugt bin, dass diese Experte sich irrt. Selbst an den Angstproblemen zu arbeiten hat nun mal den Vorteil, dass es niemanden gibt, der einem in die eigene Vorgehensweise reinredet .
Im übrigen weiß ich inzwischen sehr genau, "was dahinter steckt" und wie meine Ängste usw. funktionieren und einen richtigen Leidensdruck empfinde ich schon lange nicht mehr. Ich habe sogar wieder die Hoffnung, dass ich da raus kommen könnte, aber dies macht mir eigentlich viel mehr Angst, weil ich gar keine Vorstellung von einem Leben ohne diese Ängste habe. Ich leben nicht in der Illusion, dass mein Leben ohne diese Ängste automatisch besser oder erfüllter werden würde, oder dass ich völlig Angstfrei werden könnte. Wenn man gelernt hat nicht mehr psychisch unter den Ängsten zu leiden, dann kann so ein Leben mit der Angst erstaunlich leicht sein, da die Angst nun mal vor vielen Problemen und Entscheidungen schützt.
Momentan befinde ich mich jedenfalls in einem Zustand, wo ich diese vertrauten Ängste nicht überwinden möchte - so irrational dies auch ist, aber dies ist der Hauptgrund für meine eigene Antriebslosigkeit.
sinnliche hat geschrieben: es gibt sehr viele menschen, auch sehr viele männer, die kontaktschwierigkeiten, soziale ängste und ähnliches haben. ich glaube, dass das auch viele menschen verstehen könnten. vielleicht GLAUBST du nur, dass du wegen deiner "kindlichen" ängste, die angeblich bei einem großen starken mann nicht vorkommen "dürfen", abgelehnt wirst. ich selbst habe im bekanntenkreis mehrere betroffene (jugendliche mit 21 jahren, und auch "erwachsene" mit 50 jahren, die stark unter diesen "sozialen" angstgefühlen leiden und sehr schwer mit anderen in kontakt kommen). das ist viel häufiger, als du annimmst, glaub ich.. und sieh dich an: du versteckst es ja auch so gut es geht vor anderen.

du würdest wohl nicht denken, dass einer deiner arbeitskollegen so was auch hat, oder? nur: der macht es gleich wie du... . und wahrt seine fassade..
Rein statistisch gesehen muss es wirklich sehr viele solcher Betroffenen geben, aber sie verstecken sich eben wirklich alle hinter ihren Fassaden, so dass die Meisten es wohl nicht einmal zugeben würden, selbst wenn man sich selbst diesbezüglich öffnen würde.
Ich fürchte diesbezüglich nicht einmal mehr die Ablehnung, aber ich habe inzwischen oft genug die Erfahrung gemacht, dass diesbezügliches öffnen nicht ernst genommen und dann so seltsam verharmlost wird.
Ich verstecke mich eigentlich nicht vor anderen, es ist viel mehr so, dass das Alleinsein einfach weniger weht tut. Bei jedem Kontakt mit anderen Menschen wird mir bewusst, wie anders ich bin und wie armselig mein Leben doch ist.
sinnliche hat geschrieben: wenn du den schritt aktiv in richtung "problemlösung" nicht auswählst, wird es - aller voraussicht nach - auch keine änderung in deinem befinden geben können. das hast du ja schon jahrelang (erfolglos) versucht. warum willst du deiner seele nicht die hilfe geben, die sie braucht, um dein leben in eine freudvollere richtung zu bringen, wo du nähe von menschen genießen willst und kannst?
Es ist leider so, dass für mich jeder Schritt in dieses freut vollere und erfülltere Leben, gleichzeitig auch ein Schritt zu mehr Enttäuschung, unerfüllbare Erwartung und Trauer ist. Für mich sind negative Gefühle leider sehr viel schlimmer und unerträglicher, als der Verzicht auf positive Gefühle und Erlebnisse.

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