Lieber Flux!Flux Pavilion hat geschrieben:Hallo sinnliche,
Achja, ich bin übrigens ein Mann
Das macht es für mich glaube ich noch einen Tick schwieriger, dazu zu stehen, Depressionen und Mann-sein verträgt sich leider gar nicht mit der gesellschaftlichen Rolle. Aber das wird mir auch zunehmend egaler, ob ich irgendwelchen Rollen entspreche...ich bin halt untypisch und wars schon immer.
Wünsche Dir noch einen wunderschönen Abend,
flux
Bitte entschuldige... ich bin immer so konzentriert auf den Text, dass ich das Profil nicht ansehen - und Männer, die so schön schreiben wie du, gibt es selten. Deshalb dachte ich automatisch, du bist von der Venus *g*. Sorry.
Oh, da hast du völlig recht, für Männer ist es sehr viel schwerer, gesellschaftlich, "nicht zu können". Depressiv zu sein. Deshalb gehen so viele Männer auch nicht zum Psychiater, sie fangen zu trinken an, oder werden rabiat. Das ist so meistens das Kompensationsmuster.
Du bist somit sehr sehr sehr vielen Männer sehr weit voraus. Darauf darfst du mit Recht stolz sein! Ich hab zwei Söhne, und ehrlich gesagt, man weiß schon gar nicht mehr, was MANN sein ist... Wenn sie gerechterweise im Haushalt helfen, sind sie Softies. Wenn sie sich nicht durchsetzen, sind sie schwach. Wenn sie sich durchsetzen, sind sie Machos. Die Männerrolle ist sehr verwirrend geworden, finde ich persönlich.
Aber es gibt ein gutes Rezept: sich selber sein - egal, ob Mann oder Frau. Sich vieles bewusst machen, von äußeren Rollenbildern, von inneren Erwartungen. Und wenn man langsam merkt, wie man tickt, oder wie einen andere haben wollen, dann merkt man sehr schnell, was man tun muss/darf/soll/kann/will, um SEINEN weg zu gehen.
Sehr empfehlen kann ich dir Ralf Bönt. http://de.wikipedia.org/wiki/Ralf_B%C3%B6nt.
Es gibt auch sehr viel auf youtube von ihm, interviews - auch lesungen. Er setzt sich seit Jahren mit Mann sein und Männerrolle auseinander, sehr konstruktiv und echt klar und toll, ich hab ihn auch im Fernsehen bei einer Diskussion gesehen - er inspiriert sehr und macht Mut zu sich!!
Das Buch von ihm heißt "das entehrte Geschlecht", ob er mittlerweile schon welche neuen geschrieben hat, weiß ich nicht .
Nein, ich hatte kein Aha-Erlebnis. Ich glaube, bei mir war es einfach die Erkenntnis, dass ich jahrelang für andere funktioniert, gespielt habe. Langsam erkannte ich das, wie das Spiel läuft. Und dass es mir deshalb immer wieder soo schlecht gegangen ist. Als ich jung war, ist es mir gar nie so aufgefallen, da hat man ja Kräfte zum Berge versetzen.. Und lässt vieles über sich ergehen.. Aber ich bin seit Jahren in Therapie, 1 x monatlich, so hat es sich eingependelt.
Der Beginn der Therapie war DER Wendepunkt in meinem Leben.
Meine Thera sagt immer, so wie wir erzogen wurden, behandeln wir uns für den Rest des Leben selbst (es sei denn, wir ändern es aktiv mit Therapie, oder manche schaffen es ohne, in der Auseinandersetzung mit sich und anderen, ist aber eher selten).
Wenn man nie SELBST sein durfte, wenn man nie SEIN durfte, wenn man NIE spüren durfte, was man spürte (weils ja falsch war oder nicht erwünscht), dann hält sich das leider... Aber du bist auf einem super Weg, und ich bin sicher, mit der Auseinandersetzung mit Dir und den Erwartungsrollen kommst du schon einen großen Schritt weiter. Erwarte nicht zu viel vom Klinikaufenthalt, sei einfach offen, und respektiere das, was DU brauchst. Lass dir von Ärzten nix einreden (deine Befindlichkeit weißt nur du), und was ich dir empfehlen würde, wäre wirklich, dir einen vertrauensvollen Therapeuten anschl. zu suchen, oder Therapeutin. IM LEBEN kommen dann die Fragestellungen auf uns zu, wo wir dann gefordert sind, und es ist gut, wenn man den Wechsel - für andere/jetzt für MICH - beginnt, einen Rückhalt zu haben, und offene Fragen, Situationen besprechen zu können. Der Anfang ist immer schwer, es kommt einem alles so VIEL vor, aber du wirst sehen - dann läuft es ganz leicht und einfach weiter, und alles gute neue festigt sich!
Du bist so jung und auf einem guten Weg, ich bin sicher, du wirst die richten Menschen finden, die dich ein Stück weiter tragen!
Alles Gute für den Aufenthalt, vlt. hast du ja mal Internet, und schaust wieder vorbei
Viel Freude und schönes Finden!
Sinnliche