Lieblingszielscheibe für Spott

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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vita
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Beitrag Di., 25.03.2008, 22:19

Hallo Tiburon,

ich wurde während meiner Kindheit immer mal wieder gehänselt (heute weiß ich, das der wahre Grund der war, dass ich zu der ärmsten Familie des Ortes gehörte und die anderen Kinder wohl von ihren Eltern entsprechend geimpft worden waren. Da ich jedoch damals keine Ahnung von Status hatte, habe ich auch nicht erfahren dürfen, warum die das gemacht haben) - als ich wieder mal weinend nach Hause eilte, sagte mir meine Mutter, ich solle mich wehren. Also zog ich, da ich ein schwächliches, recht dünnes Kind war, mit einem ordentlichen Backstein los, um den erst besten Hänsler damit k.o. zu schlagen. Ich wurde, nach dieser für mich damals geradezu wunderbaren Begebenheit, so lange wir dort wohnten, nie mehr wieder gehänselt. Ich hatte also Erfolg gehabt und mir sodann, wann immer ich gehänselt wurde -entsprechend der "Stärke" meiner Gegner- Allianzen gesucht, damit wir uns den Hänseler gemeinsam vorknöpfen konnten. Das hat immer gewirkt.

Möglicherweise bist du heute so allergisch gegen Spott und dergleichen, weil du dich eben in der Vergangenheit nicht wehren konntest und in dieser Form die Vergangenheit noch immer in dir wirkt. Wie du selber schreibst, hast du ja gerade da Probleme und trittst noch immer als strenger Richter deinerselbst auf.
Ich denke,dass es mir vielleicht leichter fällt,vergangenes zu akzeptieren,wenn ich auch VERSTANDEN habe,warum manche Dinge eigentlich so passiert sind,wie sie eben passiert sind.
Ich stimme dir zu.

Und habe gleich eine Frage: Was war bei dir anders als bei den anderen? Ich denke mir, dass du durch irgend etwas aufgefallen bist aus dem Kreis der "Etablierten".

Bei meinen Gedanken über Spott ist mir aufgefallen, dass die Spötter etwas aufgreifen, was anders ist. Besonders Kinder sind da "gnadenlos" - Hornbrille, Figur, Klamotten, rotes Haar, Sommersprossen - die Liste ist ellenlang. Kinder möchten nichts mehr, als dazu zu gehören. Dieses Gefühl der Dazugehörigkeit siegt bei Kindern natürlich über die Vernunft. Einer fängt an, die anderen machen mit, alle fühlen sich mächtig gut und stark - außer der "Zielscheibe" natürlich. Und weil das so gut geklappt hat, is' er morgen wieder drann. Warum ist das so? Ich denke, dass Menschen (bei allen Teamgeist-Versuchen) in einer Hierarchie sich finden möchten. So eine Hackordnung wie auf dem Hühnerhof. Ohne "Schwache" kann es keine "Starken" geben und da wir alle gerne "stark" sein möchten, benötigen wir, als Messlatte sozusagen, die "Schwachen" (wobei "stark" und "schwach" von der jeweiligen Kultur definiert wird). Ich möchte dir zu diesem Thema, wenn du es nicht schon kennst, den Bestseller "Herr der Fliegen" empfehlen.

Bei Erwachsenen ist meiner Meinung nach Spott unter Männern fast alltäglich und den Frauen nicht so zugänglich - zumindest nicht in dieser Form. Vielleicht - so mein Gedanke - könnte Spott sogar friedenstiftend sein, bzw. einen Teil der Männerkultur darstellen, damit die nicht tatsächlich übereinander herfallen. So wird Spott auch eingesetzt, um Ungerechtigkeiten in gewisser humorvoller Weise transparent zu machen, oder die Verwirrung über eine plötzliche Andersartigkeit zu kaschieren. So sind die Männerstammtische gefüllt mit Spöttelleien, und der beste Spötter des Abends bzw unter Umständen auch der Schlagfertigste verbal Wehrhafteste darf sich zumindest für den Abend an der Spitze der Nahrungskette wähnen.

Der Spötter versucht natürlich, den anderen zu treffen, die Reaktion des anderen mit möglichst gleicher Waffe entscheidet jedoch darüber, ob der "Kampf" als Spaß verstanden wurde oder nicht.

lg
vita

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vita
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Beitrag Di., 25.03.2008, 23:00

Hallo tooshy,
das "feind" bezog sich auf das verspottet werden in der schulzeit und daraus folgende probleme kontakte, speziell zu frauen, zu knüpfen. nicht auf die verspotter.
Ja. Meine Bemerkung hierzu steht trotzdem (siehe Absatz 1)

Gerade beim "Anmachen" der Damenwelt benötigt Mann eine gewisse Aggressivität. Frau möchte instiktiv fühlen, ob der spätere Erzeuger ihrer Nachkommenschaft sie gegen die "böse Welt da draußen" verteidigen kann oder nicht. Kann er sich durchsetzen, wenn sie mit Klein-Willi stillend am Tisch sitzt und die Pöbler von draussen möglicherweise ins Wohnzimmer drängen?

Wohlbemerkt handelt es sich hier um eine instinktive, meiner Meinung nach von der Evolution vorgegebene Richtung, wobei die jeweilige Kultur und deren Wertung von Stärke und Schwäche über die Qualitäten entscheidet. Insgesamt gesehen ist jedoch nach meinen Beobachtungen eines gleich geblieben, nämlich, dass das Durchsetzungsvermögen in jedweder Kultur "Stärke" signalisiert.

Die einfache Frage lautet daher: Kann ich mich gegen die Widrigkeiten der Welt durchsetzen?

Oder, auf das Thema bezogen: Wie werte ich Spott? Sehe ich ihn als Angriff auf meine Person, der mich in meinem Sein schwächt - oder sehe ich ihn als Schwäche des "Gegners", der zu Mitteln des Spotts greifen muss, um mir seine Unsicherheit oder Befremdung gegenüber etwas Neuem zu zeigen? Dementsprechend wird meine innere Haltung ausfallen und dementsprechend werde ich mich durchsetzen können.

lg
vita

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Affenzahn
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Beitrag Di., 25.03.2008, 23:47

@ Tiburon:

Du willst die Spötter verstehen ... Ich bin kein Engel und habe sporadisch auch bei Gespött mitgemacht, obschon ich sonst selbst manchmal das Opfer war. Vermutlich ist die Absicht des Spottes nicht viel mehr als ein Zeitvertreib, der sozialen Zusammenhalt stiftet. Es ist ein Spiel zwischen dem Hauptspötter und dem Angegriffenen. Der Angreifer ist vergleichbar mit einem Fussballspieler, der mit dem Ball vor dem gegnerischen Tor steht, der Angegriffene ist der Torwart. Es gibt Zuschauer, die gespannt mitverfolgen, ob der Ball ins Tor geht. Da nur ein Tor sichtbar ist, sind die Zuschauer auch nur an diesem Tor interessiert. Die Zuschauer stehen zum Teil auch auf dem Spielfeld, sind aber alle in der gleichen Mannschaft wie der Angreifer. Denn sie wollen ja nicht das nächste Opfer werden.

Das Spiel ist nur spannend, wenn der Torwart im Tor steht.

Vielleicht bist du schon überempfindlich auf die Situation, in welcher jemand dich als Torwart hinstellen möchte. Du betrachtest es bereits als Schwäche, wenn jemand in Erwägung zieht, du könntest als Torwart hingestellt werden (und es ausprobiert). Du glaubst, jemand habe schon wieder eine Schwäche von dir entdeckt. Und du siehst es als Schwäche, wenn man dir deine Empfindlichkeit auf Spott anmerkt. (?)

Vermutlich spielt bei einer "Lieblingszielscheibe" auch der Gedanke eine Rolle: "Dass ich die Lieblingszielscheibe bin, ist eine Art Schwäche, denn es bedeutet doch, dass ich der Aussenseiter bin, der keine Verbündete hat."
Tiburon hat geschrieben:Es ist ja in unserer Gesellschaft eine typische Einstellung,vor allem bei Männern,nur ja keine Schwäche zu zeigen.Ist einer der Gründe vielleicht der,dass eine gezeigte Schwäche sofort eine Angriffsfläche für Spotter bietet?
Das glaube ich schon, ja. Ich würde sogar sagen: man betrachtet genau die Eigenschaften als Schwächen, für die man verspottet werden könnte (oder von welchen man es glaubt).

Übrigens: Gerade in dem Fall, an den ich mich erinnere, ist eine Frau (im Alter von ca. 18 Jahren) Opfer des Spottes geworden, weil sie eine Schwäche gezeigt hatte (Angst vor Spinnen).

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Tiburon
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Beitrag Mi., 26.03.2008, 16:43

vita hat geschrieben:Was war bei dir anders als bei den anderen? Ich denke mir, dass du durch irgend etwas aufgefallen bist aus dem Kreis der "Etablierten".
Bis zu meinem 14.Lebensjahr war ich ein eher rundliches Kind.Das war damals eine der Hauptangriffsflächen.Ausdrücke wie"Dicker","Fetter","Blader",...hab ich öfter gehört.Obwohl ich eigentlich gar nicht fett war,ein wenig mollig trifft es eher.
vita hat geschrieben:Besonders Kinder sind da "gnadenlos"
Oh ja!Den Spruch"Kinder sind grausam"habe ich nicht erst von einem(erwachsenen)Menschen gehört!

Die nächste Angriffsfläche war wohl einfach nur meine Unsicherheit.Schüchtern und zurückhaltend war ich schon immer.Die schlimmste Zeit des Spotts genoss ich als ich so 12,13 Jahre alt war.Eine der(für mich)schrecklichsten Szenen,an die ich mich erinnern kann,spielte sich so ab:Schule,die Turnstunde war gerade zu Ende.Ich kam als letzter in die Garderobe.Plötzlich begannen alle meinen Namen zu singen.Im Chor,laut und spöttisch.Zuerst wusste ich nicht,warum.Und dann merkte ich,dass sie mein Gewand versteckt hatten!Wie hätte ich mich schon gegen die ganze Klasse wehren sollen?Ihr könnt euch vorstellen,wie demütigend das gewesen ist!

Ich wechselte 2 mal die Schule.Da wurde ich zwar nicht mehr so verspottet,allerdings konnte ich mich-schüchternheitsbedingt-nie wirklich in die Klassengemeinschaft integrieren.Zum Aussenseiter abgesrempelt war ich eigentlich fast immer-zumindest in den Schulen!

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Tiburon
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Beitrag Mi., 26.03.2008, 16:53

vita hat geschrieben:Also zog ich, da ich ein schwächliches, recht dünnes Kind war, mit einem ordentlichen Backstein los, um den erst besten Hänsler damit k.o. zu schlagen.
Das hab ich zig mal gemacht!Aber leider nur gedanklich.Und interessant:Selbsthass entwickelte ich nicht,während ich diesem Spott ausgesetzt war,sondern erst Jahre später.Da haben wir`s wieder:Vergangenheit!"Warum hab ich mir das gefallen lassen,warum konnte ich michj nicht wehren?",dachte ich immer wieder.

Gleichzeitig wurden meine Phantasien immer extremer.Wann immer ich mich persönlich angegriffen fühlte,dann stellte ich mit dem Angreifer gedanklich manchmal Dinge an,die ich hier nicht wiedergeben will-denn so etwas gibt es wahrscheinlich in den tiefsten Abgründen der Hölle nicht.Wohl deshalb,weil ich mich in der Realität damals nicht wirklich wehren konnte.Die Spötter handelten wohl nach dem Motto:Mit dem kann mans ja machen.Und somit scheint deine Aussage bestätigt:
Möglicherweise bist du heute so allergisch gegen Spott und dergleichen, weil du dich eben in der Vergangenheit nicht wehren konntest und in dieser Form die Vergangenheit noch immer in dir wirkt. Wie du selber schreibst, hast du ja gerade da Probleme und trittst noch immer als strenger Richter deinerselbst auf.

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Tiburon
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Beitrag Mi., 26.03.2008, 17:14

Affenzahn hat geschrieben:Vielleicht bist du schon überempfindlich auf die Situation, in welcher jemand dich als Torwart hinstellen möchte. Du betrachtest es bereits als Schwäche, wenn jemand in Erwägung zieht, du könntest als Torwart hingestellt werden (und es ausprobiert).
Du meinst,wenn jemand auch nur in Erwägung zieht,dass ich die Zielscheibe werden könnte?
Affenzahn hat geschrieben:Und du siehst es als Schwäche, wenn man dir deine Empfindlichkeit auf Spott anmerkt. (?)
Soll heissen,dass ich davor Angst habe,wenn man mir meine Empfindlichkeit auf Spott anmerkt,dass man mich dann erst recht verspottet?Das könnte durchaus hinkommen...Nur nicht nach aussen tragen,dass man mich mit Spott schwer treffen kann,denn dann passiert es erst recht!

Am Schulskikurs fragte mich einmal einer aus der Nebenklasse:"Warum beschimpft und verspottet dich eigentlich jeder?"Ich entgegnete:"Ich weiss es nicht!"Er:"Stört dich das?"Ich schüttelte den Kopf.Obwohl das nicht stimmte.Diese Genugtuung wollte ich nicht auch noch jemandem geben,die Bestätigung meinerseits,dass es mich verletzt.

Mir wird gerade bewusst,dass ich eigentlich noch nie wirklich mit jemandem darüber gesprochen habe.Ausser mit einem Psychologen vor vielen Jahren.Dieses ständige runterschlucken führt zu nichts-ausser vielleicht zu Depressionen,in die ich damals auch verfallen bin.Und selbst diese habe ich zum Teil schon beseitigen können.

Ich bin echt froh,dass ich mein Leben schon so halbwegs auf die Reihe gebracht hab!

Übrigens:Danke an alle!Fürs Lesen,für euer Interesse und für die Hilfe!

Mfg,Tiburon

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Affenzahn
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Beitrag Mi., 26.03.2008, 21:04

Tiburon hat geschrieben:
Affenzahn hat geschrieben:Du betrachtest es bereits als Schwäche, wenn jemand in Erwägung zieht, du könntest als Torwart hingestellt werden (und es ausprobiert).
Du meinst,wenn jemand auch nur in Erwägung zieht,dass ich die Zielscheibe werden könnte?
Ja, aber das merkt man natürlich erst, wenn gezielt wird, also gespottet. Ich habe es nicht ganz richtig gesagt. Besser: Da du so oft unter Spott gelitten hast, denkst du vielleicht, diese spöttischen Angriffe auf dich deuteten auf eine Schwäche von dir hin, die du gegen Spott verteidigen musst. Z.B. auf "niedrige soziale Stellung" oder auf eine dir völlig unbekannte Schwäche.

Mir ist es eine Zeit lang passiert, dass mich einige Mitschüler mit einem mir unbekannten Ausdruck geärgert (verspottet) haben. Ich dachte mir zwar schon, dass sie ihn nur erfunden hatten, um mich zu verunsichern. Und so geschah es auch: Ich begann, mir vorzustellen, dass an mir etwas sei, was "nicht normal" sei, und war verunsichert, weil ich nicht wusste, was dieses Etwas denn sein könnte. Das ist wohl die abstrakteste und allgemeinste Form von Spott. Aber sie funktioniert wohl genau gleich wie alle anderen, konkreteren Formen.

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vita
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Beitrag Do., 27.03.2008, 08:18

Hallo Tiburon, hallo Affenzahn,
"Er:"Stört dich das?"Ich schüttelte den Kopf.Obwohl das nicht stimmte.Diese Genugtuung wollte ich nicht auch noch jemandem geben,die Bestätigung meinerseits,dass es mich verletzt.
Wäre doch möglich, dass der von der Nebenklasse aus ehrlicher Anteilnahme gefragt hat, und nicht, weil er eine Genugtuung wollte.
Was wäre deiner Meinung nach passiert, wenn du: "Ja, das stört mich sehr!" gesagt hättest? Dann hätte doch wenigstens einer zu dir gestanden, nämlich du selber.

Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass andere Menschen gerne wissen möchten, wo meine Grenzen sind. Wenn ich die nicht zeige, also so tue als ob, so werden meine Grenzen ständig überschritten. Nicht, weil die anderen so gemein sind, sondern weil ich nicht ehrlich zu mir stehe. Das nicht ehrlich zu mir stehen hat mir in meinem Leben sehr viele Probleme eingebracht. Heute spüre ich meine Ängste erheblich besser und kann entsprechend reagieren. Dadurch ist mein Leben nicht unbedingt leichter geworden, aber seelisch gesünder für mich.
..diese spöttischen Angriffe auf dich deuteten auf eine Schwäche von dir hin, die du gegen Spott verteidigen musst.
Vielleicht könnte man auf das oben gesagte so schlussfolgern: Die Spötter merken, wo man selber unsicher ist. Unsicherheit in dem Sinne, dass man nicht offen zu sich selber steht. ?

lg
vita

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Black XistenZ
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Beitrag Do., 27.03.2008, 10:00

vita hat geschrieben: Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass andere Menschen gerne wissen möchten, wo meine Grenzen sind.
ja, das schon. aber wenn sie wissen wo meine grenzen sind fällt es ihnen noch leichter, diese gezielt zu überschreiten. es ist imho nicht nur essentiell seine grenzen zu kennen und zu kommunizieren sondern auch, über geeignete techniken und verteidigungsstrategien zu verfügen um grenzüberschreitungen für den "angreifer" so schmerzhaft bestrafen zu können dass es einen wirklich abschreckenden effekt hat. oder anders gesagt: anderen seine grenzen deutlich machen stärkt erst dann die eigene position, wenn man sie auch verteidigen kann - ansonsten vergrößert man dadurch nur die angriffsfläche.
Gib einem Menschen Macht und du wirst sein wahres Wesen erkennen.

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stern
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Beitrag Do., 27.03.2008, 10:31

Hab' gerade einen Artikel gefunden... vielleicht kannst du etwas für dich rausziehen:
Selbstironie entwaffnet den Spötter

Der Therapeut und Buchautor Titze empfiehlt Menschen, die häufig zum Objekt eines schadenfreudigen, aggressiven Humors werden, zu übertreiben und mit Selbstironie noch eins draufzusetzen. Das geht etwa so: „Ihr Chef erklärt Ihnen einen simplen Arbeitsablauf und fragt Sie überheblich: ‚Können Sie mir noch folgen?‘ Dann könnten Sie antworten: ‚Ich muss offen gestehen, ich bin ein ganz einfacher Mensch.‘ Damit haben Sie die Lacher auf Ihrer Seite“, sagt Titze.

Solche Antworten glücken meist nicht sofort. Lassen Sie sich aber nicht entmutigen. Und vielleicht hilft es manchem Opfer, wenn es weiß: Je lauter jemand lacht, desto unterlegener fühlt er sich ansonsten. Gönnen Sie ihm den Augenblick des Entspannens.
http://www.apomedaktiv.de/cms/assets/s2 ... 14c01.html
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

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Black XistenZ
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Beitrag Do., 27.03.2008, 12:27

stern hat geschrieben:
Selbstironie entwaffnet den Spötter
da wäre ich vorsichtig, gerade bei leuten, die schon viel spott und demütigung erlebt haben, schlägt sowas schnell in selbstzerfleischung um. und einen besseren status innerhalb einer gruppe wird man kaum dadurch gewinnen, ernstgemeinten anfeindungen zuzustimmen. selbstironie wie in deinem link beschrieben ist imho nur dann ein probates mittel, wenn man mit offensichtlich überzogenen anfeindungen konfrontiert wird - dann zeigt die selbstironie dem angreifer die lächerlichkeit seiner position auf. das sollte man eher sparsam einsetzen
Gib einem Menschen Macht und du wirst sein wahres Wesen erkennen.

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Tiburon
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Beitrag Do., 27.03.2008, 19:23

vita hat geschrieben:Was wäre deiner Meinung nach passiert, wenn du: "Ja, das stört mich sehr!" gesagt hättest?
Nichts,was mir hätte noch helfen können!Diesen Nebenklassler kannte ich nur flüchtig,der hätte bestimmt nicht Partei für mich ergriffen.Dumm wäre er gewesen!Es ist doch,speziell unter Kindern,so,dass jemand,der sich öffentlich auf die Seite des Verspotteten stellt,mit grosser Wahrscheinlichkeit selbst zur Zielscheibe wird!

Generell glaube ich folgendes:Wenn ein Kind in der Schule bereits zur Zielscheibe geworden ist,dann gibt es kaum noch ein Entrinnen!Die einzige Möglichkeit,die es dann noch hat,ist von vorne zu beginnen.Schule wechseln und hoffen,dass es dort nicht frisch wieder zur Zielscheibe erklärt wird.

Übrigens:Die Wikipedia von"Herr der Fliegen"hab ich mir schon durchgelesen.Klingt interessant,vielleicht bestell ich mir das Buch.Ich werde es mir auf jeden Fall merken,danke für diese Anregung!
Black XistenZ hat geschrieben:anderen seine grenzen deutlich machen stärkt erst dann die eigene position, wenn man sie auch verteidigen kann
Sehr gut ausgedrückt!So kann man zusammenfassend sagen,dass ein Mensch am ehesten dann zur Zielscheibe wird,wenn er seine Grenzen nicht aufzeigen kann und selbige schon gar nicht imstande ist zu verteidigen.

Wer aber trägt nun eigentlich die Schuld,dass es letztendlich so weit kommen muss?Die Zielscheibe,weil sie ihre Grenzen weder aufzeigen noch verteidigen kann?Oder die Hauptspötter,die diesen Umstand gnadenlos ausnutzen und ihre mitziehenden Mitläufer?Oder beide,die Zielscheibe und die Spötter?Wer ist eher für sein Verhalten zu verurteilen?Kann man so eine Frage überhaupt stellen?
Black XistenZ hat geschrieben:da wäre ich vorsichtig, gerade bei leuten, die schon viel spott und demütigung erlebt haben, schlägt sowas schnell in selbstzerfleischung um. und einen besseren status innerhalb einer gruppe wird man kaum dadurch gewinnen, ernstgemeinten anfeindungen zuzustimmen.
Dem würde ich zustimmen!Gerade so jemand wird wohl kaum dem Spott auch noch zustimmen,geschweige denn verstärken wollen!Da gefällt mir die Lösung mit dem Grenzen aufzeigen und verteidigen lernen schon besser!

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Tiburon
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Beitrag Do., 27.03.2008, 19:58

@stern
Ein Absatz aus deinem Link ist mir besonders aufgefallen:
Wer unter Druck steht und bestimmte Normen erfüllen muss, ist anfälliger für diesen besonderen Spott als jemand, der seinen Platz in der Gesellschaft bereits gefunden und ein gesundes Selbstwertgefühl aufgebaut hat“,
Stichwort unter Druck stehen und bestimmte Normen erfüllen müssen:Ich war während meiner Schulzeit nicht nur dem Spott der Kollegen ausgesetzt,sondern hatte auch grosse Probleme im Elternhaus.Zwar habe ich heute ein sehr gutes Verhältnis zu ihnen,aber damals waren sie einfach nur Fanatiker!Sie dachten,dass sie mich um jeden Preis zum Schulabschluss treiben müssen,denn sie waren der fixen Überzeugung,dass es das Beste für mich ist.

Dabei bedienten sie sich fragwürdigen Methoden.Meine Mutter war Hausfrau und traktierte mich(verbal)den ganzen Tag.Jahr für Jahr.Von meinem Vater bekam ich öfter zu hören,dass ich ein Volltrottel und ähnliches bin,da ich nicht lernen wollte und lieber hätte arbeiten gehen wollen.Mir ist heute klar,dass das alles ohne böse Absichten geschehen ist,trotzdem ist es so,dass wenn man vom eigenen Vater immer zu hören bekommt,dass man ein Volltrottel ist,man es irgendwann einmal glaubt!Das trieb mich natürlich noch weiter in meine Minderwertigkeitskomplexe und in die Depression.

Vor allem ein Satz,den mein Vater gerne gesagt hat,prägt mich bis heute:"Du bist der letzte Dreck,wenn du nicht lernst und den Schulabschluss nicht hast!"Das wurde mir lange Zeit eingetrichtert und ich glaube,das ist der Hauptgrund,warum ich immer,auch heute manchmal noch,das Gefühl habe,wertlos zu sein,wenn ich keine Leistung erbringe.Sei es im Beruf oder auch nur bei einem Spiel!Wenn ich bei einem Mannschaftssport mitmache und wir verlieren,dann bin ich nicht nur über die Niederlage enttäuscht,sondern ich fühle mich wertlos,wie"der letzte Dreck"eben.Aber nur,wenn ICH beim Spiel eine schlechte Leistung erbracht habe,bei den anderen ist es mir egal.Und das bei einem dämlichen Spiel!Auch das hat sich schon gebessert,aber zeitweise ist es noch vorhanden.

Das äussert sich dann,dass ich in meinem Wertlosigkeitsgefühl nichts mehr rede,den Blick ausdruckslos nach unten gerichtet habe.Das bietet aber wiederum eine Angriffsfläche für Spott,da ziehen mich die eigenen Mannschaftskameraden schon mal auf,weil ich so ein Gesicht ziehe.Ein Teufelskreis!Verdammt,es ist verstandesmässig so einfach,aber gefühlsmässig kommt man über gewisse Dinge nicht herum,egal wie unlogisch es scheint!

Aber was erzähle ich euch?Wer könnte besser wissen,was ich meine,als ihr,die Teilnehmer in diesem Forum.
Grüsse an alle,
Tiburon

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Bob
neu an Bo(a)rd!
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Beitrag Do., 27.03.2008, 22:02

Hallo Tiburon

Ich habe zwar nicht alles gelsen aber möchte ein Kommentar abgeben.

Ich bin in meiner gesamten schulzeit die Zielscheibe gewesen und hatte deswegen einige rauferreien weil ich auch alleine war und wie sollte man gegen eine Klasse an kommen ............. und ich seh mich hier bei einigen Antworten selber wieder aber kann nur sagen

In meiner Lehrzeit gab es auch viele Probleme wurde oft auch vom Chef angemotzt das ich nichts kann und ein Trottel bin usw.

bis dato konnte ich nicht meine Grenzen setzen und mich nicht auch nicht wehren aber irgendwann ist mir der Knoten aufgegangen und ich hab ihm die Meinung Gegeigt das er 1 meter zurück gewichen ist.

Nach dieser Tat wurde ich anders ich zeigte jedem meine grenzen und wenn mich jemand Verbal angegriffen hat dann hab ichs ihm gezeigt und hab mir kein Blatt vor dem Mund genommen und hab jeden die eigene Grenze gezeigt sie auch oft überschritten so das er merkt was man mit Worten in einem eigentlich auslösen kann und habe dadurch gemerkt das
vielen gar nicht oft bewusst ist was sie da eigentlich anrichten wenn man über einen Spottet.

Das ist vielen oft gar nicht klar das man wenn man jemanden nicht gut kennt
und der wurde oft verspoottet das dieser dann Probleme hat auch wenns
manchmal heißt das ist ja eh nur Spaß.

Viele können nicht so einfach mit gewissen aussagen über einen Selbst
klar kommen wenn man so wie viele schlechte erfahrungen mit Spott gemacht hat.

Ich finde man sollte seine Grenzen jedem offen Legen und wenn man zur Zielscheibe wird dem anderen Zeigen wo seine Grenzen sind damit er kapiert
was er die damit eigentlich anrichten tut.

Danke

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Tiburon
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Beitrag Do., 27.03.2008, 22:43

Bob hat geschrieben:Das ist vielen oft gar nicht klar das man wenn man jemanden nicht gut kennt
und der wurde oft verspoottet das dieser dann Probleme hat auch wenns
manchmal heißt das ist ja eh nur Spaß.

Viele können nicht so einfach mit gewissen aussagen über einen Selbst
klar kommen wenn man so wie viele schlechte erfahrungen mit Spott gemacht hat
Das hast du gut geschrieben!Trifft den Nagel auf den Kopf!Das ist auch der Grund,warum ich bei Meldungen,die eigentlich nur Spass sein sollen,manchmal so ausraste,wie letztens bei einem Arbeitskollegen.Auch wenn ich versuche,das zu bekämpfen,irgendwie schleppe ich das noch immer mit mir rum.Natürlich lassen einen solche Reaktionen recht unsymphatisch rüberkommen...das nächste Problem!

Auch habe ich manchmal das Gefühl,mich immerzu rechtfertigen zu müssen.Es ist mir schon oft passiert,dass ein Freund etwas zu mir gesagt hat,eine Anspielung oder Bemerkung auf etwas bestimmtes an mir gemacht hat,und ich dann in etwa so antwortete:"Ja,das stimmt,dass das so ist,aber es ist deswegen so,weil,.......Unterbrechend sagte er dann:"He,das war ein SPASS,du brauchst dich nicht rechtfertigen!"

Ich habe es gar nicht als Spass erkannt!Offenbar hab ich es verlernt,zu unterscheiden,was Spass,Spott oder eine ernstgemeinte Frage ist...oder ich hab es nicht verlernt,sondern nie gelernt.So kommt es mir im nachhinein dann vor.Eigenartig...

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