@stern
Alles richtig, was du schreibst.
Aber ich glaube es geht nicht nur um das mehr oder weniger gute Arzt-Patienten-Verhältnis. Das wäre bisschen zu kurz gesprungen. Da könnte es sich jeder leicht machen, nach Belieben den Arzt wechseln, so lange bis es passt, und gut ist.
Es ist, denke ich, ein Irrtum anzunehmen, dass so viel Aufklärung wie möglich im gleichen Maße die eigenen Risiken verringern kann. Und darum geht es doch (auch) letztlich? Der aufgeklärte Patient wiegt sich in relativer Sicherheit, glaubt die Kontrolle über die Behandlung zu haben. Das bewahrt aber niemanden davor, dass mögliche Risiken tatsächlich eintreten können.
Ein anderer Punkt...., auch Aufklärung hat ihre Grenzen. Ein Arzt kann den Patienten nicht über jede Eventualität aufklären und beraten. Geht einfach nicht und ist praktisch sicher auch nicht sinnvoll. Dennoch können auch die unwahrscheinlichen Risiken eintreten.
Und dann? Ein Beispiel aus eigenem Erleben...
Ich hatte zwei Schilddrüsenoperationen. Teil der Aufklärung ist, dass während der OP die Stimmbandnerven verletzt oder schlimmstenfalls ganz durchtrennt werden können. Was das für das weitere Leben bedeutet, kann sich jeder ausmalen. Um dieses Risiko zu vermindern, operiert man in großen Kliniken nur noch mit Neuromonitoring. D.h. der Chirurg weiß immer genau wo sich die Nerven befinden. Solange das Gerät arbeitet. Bei mir war es während der zweiten OP für eine halbe Stunde ausgefallen. Sie haben im "Blindflug" weiter operiert. Es ist alles gut gegangen, aber sicher war sich der Chirurg nicht. Ich musste nach der OP erstmal "vorsprechen".
Stellt sich die Frage... hätte ich den OP-Bogen auch unterschrieben, wenn ich über einen möglichen Geräteausfall aufgeklärt worden wäre? Vielleicht nicht. Schließlich war die OP nicht zwingend notwendig. Sinnvoll, sicher auch richtig, aber nicht überlebensnotwendig. Vielleicht hätte ich sie abgelehnt (durch zu viel Aufklärung), was letztlich wieder andere Risiken mit sich gebracht hätte.
Von daher stimme ich dem "Recht auf Nichtwissen" im Artikel in Teilen auch zu. Ich muss und will nicht alles wissen. Eben auch deshalb, weil es mir mehr schaden als nutzen kann.
Um nochmal auf Medikamente zurückzukommen... Sicher steht auf dem Beipackzettel, dass nur bei einem von einer Million Fälle die und die Nebenwirkung auftritt. Aber diese Zahlen sind nicht "greifbar". Haften bleibt bei den meisten, dass es bspw. zu Nierenversagen führen kann. Und schon sind Ängste geschürt und die positive Wirkung des Medikaments beeinträchtigt. Man nimmt es. Weil es hilft. Aber immer gedanklich begleitet von einem "aber"... (es ist nicht nur gut)
@Ekel
Nur wie verhindert man sowas?
Z.B. mit selektivem Lesen.
Lilly
... as stubborn as a mule.