Nocebo - Wenn Ärzte krank machen

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stern
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Beitrag Do., 16.08.2012, 02:38

Bisschen anders sehe ich es bei Medikamenten. Da wird die, gesetzlich vorgeschriebene, Aufklärungspflicht mE übertrieben. Wenn man sich die Beipackzettel durchliest, ist einem eigentlich schon schlecht bevor man die Pillen genommen hat. Ich kann mir vorstellen, dass nicht wenige Patienten aus Angst vor möglichen Nebenwirkungen die Medikamente dann gar nicht nehmen. Was auch nicht im Sinne der Erfinder ist.
Ja... das kann passieren... von der Wertung sehe ich es aber ähnlich wie bei Risikoaufklärungen bei Behandlungen, vor einer OP z.B. Siehe oben. Verzicht auf Aufklärung halte nicht wirklich für eine Alternative, um wirklich abwägen zu können, ob man das Medikament nehmen soll. Und ja... ich muss einräumen, ich hab' wenige male auch schon auf Medikamente verzichtet, weil ich evtl. bzw. bereits aufgetretene Risiken, Nebenwirkungen nicht weiter tragen wollte... und nahm dafür lieber andere Einschränkungen in Kauf. Die Freiheit habe ich, nicht im "Sinne der Erfinder" zu handeln (außer ich befand, es geht faktisch nicht anders, weil's ohne Medi partout nicht geht). Denn es ist ja nicht aus der Luft gegriffen, dass evtl. auch unerwünschte Wirkungen auftreten können. Darüber nicht mehr aufzuklären, nee, geht kaum. Bestenfalls dass man Beipackzettel anders formuliert.
Für mich der "Klassiker" sind die völlig überflüssigen Kommentare während oder nach einer Untersuchung. ... Dabei ist es ganz egal, ob es positiv oder negativ war. Ich mein, was nützt es mir? Nichts. Solange, was immer, nicht behandlungsbedürftig ist, darf das jeder Doc gern für sich behalten.
Die Motivation hinter diesem "Geplapper" habe ich nie verstanden.
Würde tippen, dass in dem Punkt die Geschmäcker auch unterschiedlich sind. Mir ist es oft auch am liebsten, der Doc kommentiert nicht noch großartig, was er gerade macht (und je nach Bemerkungen ist mein plastisches Vorstellungsvermögen nicht immer von Vorteil ) . Aber gar nicht zu kommentieren (am besten noch mit kritischem Untersuchungs-Blick) hat mich auch schon manchmal erheblich verunsichert... z.B. wenn ich den Ultraschall vor der Nase habe, Bilder geschossen werden und der Doc dabei auch noch kritisch schaut (was Konzentration sein kann). Dann habe ich auch sogar manchmal nachgefragt, ob etwas ist. Von anderen hörte ich auch schon, sie finden es gut, wenn der Doc während einer Behandlung viel erläutert... je mehr desto besser. Ich denke, eine guten Behandler macht aus, dass er sich gut auf den Patienten einstellen kann... weniger wie er vorgeht... sondern eher da das es passt.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
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(alte Weisheit)

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Ekel
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Beitrag Do., 16.08.2012, 13:47

Lilly111 hat geschrieben: Im Übrigen bin ich der Meinung, dass eine große Anzahl von Beiträgen hier im Forum denselben Effekt haben.
Da würde ich dir schon rechtgeben, die Frage dabei wäre nur, wie soll es anders laufen?
Hier im Forum tummeln sich lauetr Expeten für sich, was sie aber nicht zu Experten für andere Macht. Und da kann so eine Suggestion schonmal passieren. Nur wie verhindert man sowas?

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Thread-EröffnerIn
Lilly111
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Beitrag Do., 16.08.2012, 15:16

@stern

Alles richtig, was du schreibst.

Aber ich glaube es geht nicht nur um das mehr oder weniger gute Arzt-Patienten-Verhältnis. Das wäre bisschen zu kurz gesprungen. Da könnte es sich jeder leicht machen, nach Belieben den Arzt wechseln, so lange bis es passt, und gut ist.

Es ist, denke ich, ein Irrtum anzunehmen, dass so viel Aufklärung wie möglich im gleichen Maße die eigenen Risiken verringern kann. Und darum geht es doch (auch) letztlich? Der aufgeklärte Patient wiegt sich in relativer Sicherheit, glaubt die Kontrolle über die Behandlung zu haben. Das bewahrt aber niemanden davor, dass mögliche Risiken tatsächlich eintreten können.

Ein anderer Punkt...., auch Aufklärung hat ihre Grenzen. Ein Arzt kann den Patienten nicht über jede Eventualität aufklären und beraten. Geht einfach nicht und ist praktisch sicher auch nicht sinnvoll. Dennoch können auch die unwahrscheinlichen Risiken eintreten.
Und dann? Ein Beispiel aus eigenem Erleben...

Ich hatte zwei Schilddrüsenoperationen. Teil der Aufklärung ist, dass während der OP die Stimmbandnerven verletzt oder schlimmstenfalls ganz durchtrennt werden können. Was das für das weitere Leben bedeutet, kann sich jeder ausmalen. Um dieses Risiko zu vermindern, operiert man in großen Kliniken nur noch mit Neuromonitoring. D.h. der Chirurg weiß immer genau wo sich die Nerven befinden. Solange das Gerät arbeitet. Bei mir war es während der zweiten OP für eine halbe Stunde ausgefallen. Sie haben im "Blindflug" weiter operiert. Es ist alles gut gegangen, aber sicher war sich der Chirurg nicht. Ich musste nach der OP erstmal "vorsprechen".

Stellt sich die Frage... hätte ich den OP-Bogen auch unterschrieben, wenn ich über einen möglichen Geräteausfall aufgeklärt worden wäre? Vielleicht nicht. Schließlich war die OP nicht zwingend notwendig. Sinnvoll, sicher auch richtig, aber nicht überlebensnotwendig. Vielleicht hätte ich sie abgelehnt (durch zu viel Aufklärung), was letztlich wieder andere Risiken mit sich gebracht hätte.

Von daher stimme ich dem "Recht auf Nichtwissen" im Artikel in Teilen auch zu. Ich muss und will nicht alles wissen. Eben auch deshalb, weil es mir mehr schaden als nutzen kann.

Um nochmal auf Medikamente zurückzukommen... Sicher steht auf dem Beipackzettel, dass nur bei einem von einer Million Fälle die und die Nebenwirkung auftritt. Aber diese Zahlen sind nicht "greifbar". Haften bleibt bei den meisten, dass es bspw. zu Nierenversagen führen kann. Und schon sind Ängste geschürt und die positive Wirkung des Medikaments beeinträchtigt. Man nimmt es. Weil es hilft. Aber immer gedanklich begleitet von einem "aber"... (es ist nicht nur gut)

@Ekel
Nur wie verhindert man sowas?
Z.B. mit selektivem Lesen.

Lilly
... as stubborn as a mule.

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hope_81
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Beiträge: 1805

Beitrag Do., 16.08.2012, 16:37

ICD-0815
So genial, danke dafür- Wirklich vortrefflich
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli

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Ekel
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Beitrag Fr., 17.08.2012, 14:34

Wie soll man sich mit selektivem Lesen denn davor schützen? Schnell vergessen, was einem grad suggeriert wurde?

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Thread-EröffnerIn
Lilly111
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Beiträge: 938

Beitrag Sa., 18.08.2012, 02:14

Nö. Gar nicht erst lesen.

Wenn ich an der roten Ampel stehe, habe ich auch immer die Wahl, ob ich mir die Werbebotschaft von der nächsten Litfasssäule reinziehe oder Pfiffi beim Straße überqueren zugucke. Pfiffi ist die eindeutig bessere Wahl.

Lilly
... as stubborn as a mule.

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Blaubaum
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Beiträge: 2355

Beitrag Sa., 18.08.2012, 15:06

lesen sie die packungsbeilage, fragen sie ihren arzt oder apotheker oder schauen sie das hundchen an..
spezialisten wissen zuerst viel über wenig und am ende alles über nichts

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