Immernoch große Rachegedanken an meiner Ex-Chefin

Das Leben ist wesentlich durch unsere Arbeit geprägt. Der Job kann jedoch auch Quelle von Ärger und Frustration sein, oder persönliche Probleme geradezu auf die Spitze treiben...
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debussy
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Beitrag Fr., 27.07.2012, 12:33

was mich etwas verwundert:

erstens muss man, wenn man vor dem 1. 3. 2003 eingestellt wurde, sicher nicht mittels ak und br um die abfertigung kämpfen. also denke ich mir, dass es vielleicht gar nicht so eindeutig war.

und zweitens kommt es mir komisch vor, dass aus der ehemaligen kollegin deine vorgesetze wurde, obwohl du ja nach eigenen angaben die kompetentere bist:
Belladonna83 hat geschrieben:schließlich war ja ich diejenige, die sie permanent, ob in der Firma oder zu Hause, zu Rate gezogen hat,
net böse sein, aber irgendetwas stimmt da nicht. was allerdings sehr gut dazu passt:
Immernoch große Rachegedanken an meiner Ex-Chefin

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Jugendstil
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Beitrag Fr., 27.07.2012, 12:39

Zurücksetzungsgefühle, gar Neid? Ich halte das im Job fast für normal. Alles ist auf Ellbogen ausgerichtet und dass der Stärkere siegt.

Aber deshalb jemanden zerstören wollen? ich meins auch nicht böse aber das hat etwas leicht Pathologisches.

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Rezna
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Beitrag Fr., 27.07.2012, 14:04

In der Berufswelt ist es schon so, dass Frechheit siegt. Bis zu einem gewissen Grad muss man auch asozial sein. Man hat auch herausgefunden dass besonders in den höheren Etagen die Dichte an Psychopathen höher ist. Freilich, welcher empathische Mensch schafft es, für ein paar Zahlen tausenden Menschen zu entlassen, ohne dabei krank zu sein. Solche Leute werden immer das Nachsehen haben gegenüber jene, die das kalt lässt.

Diese "das Leben zahlt es ihnen schon heim" Ansicht teile ich damit nicht. Wie wer anderer hier schon sagte, jedem passiert irgendwann mal was schlimmes. In erster Linie bringt es aber mal massig Profit.

Ich selber kenne diese Gefühle auch. Ist über zehn Jahre her, als ich ein halbes Jahr in einer Firma arbeitete, in der es ein System des Mobbings gab, das auf absurde Weise auch so gewünscht wurde, um einen inneren Frieden aufrecht zu erhalten. Ein Opfer war nötig, ähnlich wie in archaischen Kulturen, um den Rest der Truppe bei Laune zu halten. Dummerweise war ich das.

Ich hatte aber nie die Möglichkeit, mich zu wehren, irgendwie genugtuung zu erfahren, aber die Leute stehen auf meiner "Liste". Eher gehe ich nach dem Motto "man sieht sich immer zweimal im Leben". Beim nächsten mal sind sie dran. Es ist nicht so, dass ich seitdem unter Rachequalen leide, oder so. Eben dafür habe ich so eine "Liste". Ich stecke die Kandidaten da rein und freue mich auf den Tag der Abrechnung. Ob ich dann noch "Lust" habe, sie büßen zu lassen, ist eine andere Sache. Es gibt keine schriftliche Aufzeichnung. Wen ich "vergesse" der hat halt Glück gehabt, wurde irrelevant.

Und: Probleme bei der Abrechnung nach Kündigungen sind eher die Regel als die Ausnahme. Viele Arbeitgeber denken, die Angestellte traut sich eh nicht klagen, kennt sich eh nicht aus. Hab dann auch schon so Sachen gehört wie: "Aber bei den Anderen war das nie ein Problem." Offenbar muss es also meistens klappen, sonst würden sie es nicht immer wieder versuchen.
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Ragneda
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Beitrag Fr., 27.07.2012, 18:35

mitsuko hat geschrieben:Hallo Belladonna,
Belladonna83 hat geschrieben:Sie soll genauso leiden wie ich es getan habe.

Momentmal, wir kennen in diesem Fall nur eine Seite, geschildert von der "Betroffenen". Und schon wird die "Gegnerin" zu einem Feind erklärt. Es ist immer schwierig die gesammte Geschichte zu beurteilen. Ich hatte so einen ähnlichen Fall. Wenn ich schon höre*der Hund wurde schlecht geredet* bekomme ich meine Zweifel, sorry.

Ich wäre sehr SEHR vorsichtig damit eine Person zu beurteilen nur anhand von der Aussage von jemand, der verärgert ist. Versteht mich nicht falsch. Aber beruflische Ebene darf man auf keinen Fall mit der privaten mischen. Wenn ich scon höre "der Hund..." werde ich aufmerksam. Nicht dass ich der Threaderstellerin was unterstellen möchte, aber hier kann man schlicht keine gescheite Ratschläge geben nur anhand einer Erzählung. Meine Meinung halt.
Arta hat geschrieben:Bis zu einem gewissen Grad muss man auch asozial sein.


Niemals muss man das, Arta. Warum? Das entscheidet man freiwillig, ob man mitspielt oder nicht? Ich war nie assozial in dem Beruf, wenn mir etwas nicht passte, verliess ich die Firma. Und sehe an, trotzdem habe ich eine Arbeit. Einmal schrieb ich sogar einen Rundbrief an alle Mitarbeiter, wo ich den Cheff ansprach und sagte, dass er unfähig und schrof sei, und ich unter seinem Komando nicht willig bin zu arbeiten. Ich schrieb und ging. Trotz dass ich, gerade als Ausländerin durchgehenden Job und Geld brauchte. Würde war mir wichtiger. Und siehe an, seine Firme war zerbrochen. Die anderen gingen auch. Und haben mittleweile andere Jobs. Niemand, niemand muss unter seiiner Würde gehen. . Man meint: Ok, ich brauch das Geld, ich kann net, warum auch immer, man bleibt da und erträgt alles. Nicht nötig! Ich habe auch immer Schiss gehabt und versucht mich unterzubügeln, weil ich dachte, ich finde nie einen job, hat auch lange gedauert! Aber ich fand es, ich denke, dass die anderen genau so dran sind. Genauso mit der Zeit , wenn sie dran und hartnäckig bleiben, einen gescheiten Job finden können.

Und ob die Kollegin die Rache verdient hat? Ganz ehrlich: wir wissen es nicht, wir wissen nicht wie die Sache abgelaufen hat. Nix wissen wir und bilden unsere Meinungen anhand dessen, was eine erzählt hat. Seit ihr euch sicher, dass es so abgelaufen ist? Ich nicht!
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abendrot79
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Beitrag Fr., 27.07.2012, 20:10

Hallo Belladonna83,

ich möchte dir gerne erzählen, wie ich meine Hassgedanken losgeworden bin bzw. wie sie so machtlos geworden sind, dass sie mich seit ein paar Monaten kaum noch belasten und eben nicht mehr im Alltag einschränken wie du von dir selber auch schilderst.

Bei mir war es so krass, dass ich extra Umwege gefahren bin um nicht an der Strasse vorbeikommen zu müssen aus Angst, ich könnte meinem Ex-Chef begegnen ... es ging nicht darum dass ich Angst vor ihm habe, sondern darum, dass ich genau wusste, dass alleine der Anblick der Strasse oder der Anblick ihm im Auto zu sehen, wieder diese wahnsinnigen Hass-Gefühle ausgelöst hätten. Die Gefühle waren eigentlich immer da, Tag und Nacht, aber gewisse Situationen haben mich zusätzlich rasend gemacht - deswegen bin ich lieber Umwege gefahren .

Ich möchte zu meinem eigenen Schutz keine Details erzählen was genau passiert ist, aber ich war knapp 5,5 Jahre in dieser Firma und habe am Ende selber gekündigt. Zum Zeitpunkt der Kündigung war ich allerdings im Erziehungsurlaub und eigentlich gar nicht dort "aktiv" beschäftigt ... und dennoch hat mir mein Ex-Chef den letzten Nerv geraubt indem er allerfeinsten Telefonterror betrieben hat. Also selbst zu Hause hat er mich nicht in Ruhe gelassen .

Ich halte gar nichts von Aussagen wie "die Zeit heilt alle Wunden" oder "er wird schon bekommen was er verdient" .... nichts davon wird eintreffen und zu Zeiten in den mein Hass so mächtig und platzeinnehmend war wie er jetzt bei dir noch ist, hätte es schon das Fegefeuer oder ähnliches sein müssen um mich und meine Gefühle zu befriedigen. Dieser Hass sitzt ganz tief und ist mit klugen Weisheiten nicht zu besänftigen - auch wenn sie nett und aufmunternd gemeint sind.

Ich mache z.Zt eine tiefenpsychologisch fundierte Therapie und wenn ich daran denke wieviel Zeit und Raum dort mein Ex-Chef schon eingenommen hat, wird mir fast übel , aber es war erfolgreich .... heute sehe ich die ganze Sache anders und vor allem, die Hass-Gefühle sind auf ein gut aushaltbares Minimum geschrumpft ... begegnen möchte ich ihm trotzdem nicht und natürlich hat es mich wie ein Kleinkind an Weihnachten gefreut als ich erfahren habe dass er "mal wieder" pleite gegangen ist, aber mittlerweile ist mir mein Leben echt zu schade, um diesem Deppen weiterhin soviele Gefühle "zu schenken".

Meine Therapeutin hat irgendwann mal die entscheidenen Frage gestellt, wieso ich diese Firma eigentlich nie verlassen habe wenn es doch so schlimm war wie ich immer behaupte !!!! Natürlich habe ich mich versucht raus zu reden vonwegen es gab auch schöne Tage , man kündigt doch als Azubi nicht mal eben , ich habe immer gedacht es würde irgendwann aufhören , ich wollte doch nicht arbeitslos werden , wer weiss wie es in anderen Firmen zugeht , ich war doch so froh einen Ausbildungsplatz zu haben .... mir fielen Unmengen an Argumenten ein, wieso ich unbedingt 5,5 Jahre in dieser Firma bleiben musste, obwohl der Chef ein echtes Ar*** war und mich vom allerfeinsten gemobbt und persönlich angegriffen hat.

Wir haben ganz oft in der Therapie darüber gesprochen und recht schnell musste ich mir von meiner Thera anhören, dass ich nicht nur Opfer sondern auch Mit-Täter bin, denn ICH war diejenige die sich bewusst dafür entschieden hat dort 5,5 Jahre auszuhalten. Theoretisch und auch praktisch hätte ich jederzeit kündigen können, hätte jederzeit gehen können, aber ICH habe mich mit vollem Bewusstsein dafür entschieden dort zu bleiben .... also müsse ich jetzt auch erwachsen genug sein und mir eingestehen, dass ich zumindest zum Teil selber für dieses Dilemma verantwortlich bin!

Ich sags dir, das war ein harter Brocken, ich dachte ich höre nicht recht .... im ersten Augenblick dachte ich, meine Thera würde sich auf die Seite von meinem Chef schlagen und entwickelte schon parallel Hassgefühle ihr gegenüber ..... und plötzlich musste ich ihr Recht geben. Klar war ICH diejenige die freiwillig dort geblieben ist, ICH war diejenige die eben nicht gegangen ist ....
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abendrot79
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Beitrag Fr., 27.07.2012, 20:12

Vielleicht klingt es für dich liebe Belladonna total abgefahren und krank, aber mir hat diese Einsicht total geholfen ... auch DU bist aus freien Stücken dort geblieben, niemand hat dich gezwungen! Auch du hast unentgeldlich in deiner Freizeit dort gearbeitet, niemand hat dich dazu gewzungen! Natürlich darf niemand so mit einem umgehen, aber wenn man nicht gehen kann (wieso auch immer) dann muss man wenigstens hinterher Stärke zeigen und sich eingestehen, dass man zumindest einen Teil der Schuld selber trägt!

Ich merke wie ich mich gerade "in Rage" schreibe, denn so ganz bin ich von dem Thema auch noch nicht weg, die Gefühle kommen immer mal wieder, vor allem wenn das Thema wieder aktuell wird (wie jetzt beim schreiben). Aber ich weiss und fühle, dass es dieser Typ nicht wert ist, mein Leben weiterhin so stark zu beeinflussen ....

Vielleicht konnte ich dir mit meiner Erfahrung ein bischen helfen, vielleicht muss sie erstmal ein bischen sacken und bei dir ankommen, aber dnek mal darüber nach ....

Liebe Grüsse,
abendrot79

PS: Zwischen meiner Kündigung und dem Beginn der Therapie liegen übrigens 6 Jahre voller Hass .... 6 Jahre in denen ich mich gequält habe, obwohl es gar nicht hätte sein müssen ...
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Beitrag Fr., 27.07.2012, 21:14

Da muss ich Abendrot Recht geben. Es geht nicht wirklich um eine Schuldzuweisung, sondern eher um eine Kalkulation, die man für sich getroffen hatte. Man war bereit, dies alles in Kauf zu nehmen zur Sicherung des Jobs, der dadurch erhalten blieb. Man hat sich damit einverstanden erklärt, indem man es aushielt und blieb. Das ist nun mal Tatsache, man hätte gehen können, aber die Arbeitslosigkeit wäre wohl doch schlimmer gewesen. Ein Arbeitsrechtler würde sich an dieser Stelle sicher aufregen, da er für bessere und gerechtere Arbeitsbedingungen kämpft, mit Recht, aber es bleibt eben hinter der Realität zurück. Es war ein Deal: Bleibe und halte aus oder gehe. Aber natürlich heißt das nicht, dass der Arbeitgeber jetzt geschont werden muss, denn er hat sich ebenso in ein Risiko gestürzt und mit seiner Unfairness den Unwillen der Angestellten auf sich gezogen. Er soll ernten, was er sät, das ist gerecht.
Lieben Gruß
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debussy
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Beitrag Sa., 28.07.2012, 07:10

das muss man in diesem fall etwas diffenzierter sehen.
das abfertigungsmodell, in das belladonna gefallen ist, sieht keine zahlung bei eigenkündigung vor.

das heisst, es ist ihr also offensichtlich auch ums geld gegangen.

und wenn man nur wegen ein paar tausender ein schei*** leben führt, naja, dann kann schon die eine oder andere sicherung durchburnen.

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Belladonna83
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Beitrag Sa., 28.07.2012, 08:35

@ abendrot:

Dankeschön, deine Geschichte hat mir schon sehr geholfen.



Hier geht es auch nicht um irgendwelche Schuldzuweisungen, oder Neid, noch sonst sowas ähnliches. Ich befinde mich auch schon längere Zeit in einer Therapie wo das auch immer wieder Thema ist. Ich weiß schon, dass ich selbst immerwieder die Entscheidungen getroffen hab, mittlerweiler denke ich mir nur: wie konnte ich sooo dumm sein. Warum bin ich früher selber gegangen. Usw..... Diese Gedanken kreisen in meinem Gehirn.

Die Sache mit dem Geld, die Debussy offensichtlich sehr mitnimmt, war nicht das Thema dieses Threads, und auf das werde ich auch nicht mehr weiter eingehen.

Es ging mir vielmehr darum wie ich mit diesen Gefühlen umgehen soll. Meine Therapeutin, sagt mir jedesmal, in Bezug auf einen neuen Job, ich muss auch mal lernen NEIN zu sagen, ich muss für mich klare Grenzen ziehen. Ich arbeite daran, nur diese Gefühle kommen leider immerwieder hoch. Und dank diesen Forum, konnte ich erkennen, dass ich mit solchen Gefühlen nicht alleine dasteh und bin zuversichtlich, dass es sich auch wieder legen wird.

Ich werde in Zukunft auch darauf achten, dass sich mein Berufsleben, auf keinen Fall mehr mein Privatleben so beeinflusst, wie es damals der Fall war.

Liebe Grüße
Donna

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(e)
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Beitrag Sa., 28.07.2012, 08:58

Liebe Belladonna

Also solche Vorwürfe würde ich mir jetzt nicht machen. Das gehört zur Mobbing-Spirale dazu, dass sich das Mobbing-Opfer da reinziehen lässt. Es gibt mehrere Stadien, die wissenschaftlich dazu ausgewertet wurden. Und eines der Stadien betrifft das Ziel des Gemobbten, sich noch mehr Mühe zu geben, den Fehler zuerst bei sich zu suchen, sich immer noch mehr Mühe zu geben in der Hoffnung, irgendwann zu genügen. Aber das trifft nicht ein, weil Mobbing etwas ganz anderes will, der Mobbende will den anderen wirklich weghaben.

Es ist doch ganz verständlich, dass Du Deinen Job behalten wolltest. Das machen so viele Arbeitnehmer mit. Das ist doch eher die Regel als die Ausnahme.

Ich würde mich an Deiner Stelle jetzt lieber um einen neuen Job kümmern und das Ganze vorläufig etwas in den Hintergrund rücken lassen, es ist Vergangenheit. Die Zukunft hat Vorrang. Mein Verwandter war nach seinem Mobbbing-Erlebnis kaum in der Lage dazu, ich musste ihm helfen bei den Bewerbungen etc. Er hatte viel Glück, er verlor unnötig viel Zeit.

Verlier keine Zeit, lass Dich in der Therapie coachen und aufbauen für die Zukunft.
Lieben Gruß
elana

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Belladonna83
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Beitrag Sa., 28.07.2012, 09:34

Liebe Elana!

Ja, du wahrscheinlich hast du recht. Ich hänge da gerade in einer Spirale fest. Die Therapie beinhaltet auch das Job-Coaching. Und ich denke wir sind da auf einem Guten weg. Es kommt mir nur auch manchmal so vor, wie nach einer längeren Beziehung, wenn man dann eine gewisse Zeit braucht, um sich voll und ganz auf was neues einzulassen. Denn die Angst, noch einmal sowas durchzumachen ist groß. Ich habe allerdings auch Angst davor, wie du schon sagtest, Zeit zu verlieren. Meine Therapeutin ist allerdings der Meinung dass ich noch Zeit habe, und dass ich mich nach meinem Burn-Out, an dem ja jetzt nicht NUR die Arbeit, beigetragen hat, noch in der Stabilisierungszeit befinde und nichts überstürzen sollte, es langsam angehen sollte.
Wir haben jetzt einen Antrag auf Reha gestellt und wenn der bewilligt ist und dort war, kann ich mich wieder, so hoffe ich sehr, in ein völlig neues Berufsleben stürzen.

Viele Grüße
Donna

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Beitrag Sa., 28.07.2012, 13:11

Belladonna83 hat geschrieben:kann ich mich wieder, so hoffe ich sehr, in ein völlig neues Berufsleben stürzen.
bitte nicht!

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Rezna
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Beitrag Sa., 28.07.2012, 13:17

Zeit "verlieren". Was heisst das?

Zeit kann man nicht verlieren, sie ist da solange man lebt. Und jeder Mensch nutzt sie immer so gut, wie ihm das im Moment möglich ist. Wäre ihm möglich, sie besser zu nutzen, täte er es. Nur, dann wenn die Leute wieder aktiv sind, und zurückblicken, tun sie so, als hätten sie Zeit vergeudet oder ungenutzt gelassen. Das Gegenteil ist der Fall. Zeit ist nicht das Selbe wie Produktivität im leistungsorientierten Sinn. Die Zeit in der nach Aussen hin scheinbar nichts getan oder genutzt wurde, gab erst die Möglichkeit zur Aktivität. Ohne dieser, wäre die Aktion nicht möglich gewesen.

Das war Menschen eigentlich immer klar. Möglichkeiten des Rückzugs waren oft sogar in Alltagsrituale integriert. Heutzutage mit der Zeit istgleich Geld Mentalität ist es unerhört, etwa aufgrund von Trauer oder psychischer Probleme nicht 100% funktionstüchtig zu sein, und eben "Zeit zu vergeuden" in der man ja Geld ranschaffen hätte können, für sich oder für andere.

Man muss auch dazu sagen: Der Arbeitgeber beschenkt einem ja nicht mit Geld und Arbeit, sondern er kauft Lebenszeit und Energie von seinen Mitarbeiten um daraus Gewinne zu generieren. Ebensowenig wie ein Mensch dankbar sein muss, für einen Arbeitgeber zu arbeiten, muss das eine Maschine, weil sie in der Firma benutzt wird. Der Arbeitgeber muss mindestens genauso dankbar sein, stellte sich keiner für seine Interessen zur Verfügung, kann er Nasenbohren gehen.

Es braucht die Zeit die es braucht, wieder aktiv zu werden, und das bedeutet, dass gerade die Zeit der "unsichtbaren" Aktivität besteht, in der sich in Wahrheit wahnsinnig viel tut. Und bedenkt man, wie unglaublich Essentiell die Innere Einstellung zu einem Job ist, kann das doch niemals "vergeudete" Zeit sein. Arbeitgeber sind vom Wollen, bzw. Wollen müssen der Angestelten Überlebensabhängig. Selbiges zu wecken ist schwere Arbeit.
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Beitrag Sa., 28.07.2012, 13:24

Also ich glaube schon, dass durch Zeitverlust manche Wege nicht mehr gangbar sind. Mein Verwandter wäre bald aus der Lehre gefallen, hätte er nicht im allerletzten Augenblick noch einen neuen Lehrmeister gefunden. Er fiel 3 Monate aus, wovon er 2 Monate unfähig war, sich auf die Bewerbungen zu konzentrieren. Im dritten Monat half ich ihm dann. Er hatte sehr viel Glück, dass gleich die ersten Bewerbungen an die richtigen Arbeitgeber gingen, denn alle späteren waren ein Leerlauf. Außerdem gibt es da auch Fristen bei der Arbeitslosenkasse, der nächste Fall wäre das Sozialamt. Je länger jemand arbeitslos ist, desto schwieriger wird es, einen neuen Job zu finden. Deshalb ist auch sehr wichtig, sich durch Profis aufbauen zu lassen. Mein Verwandter wirkt jetzt auch viel glücklicher mit neuem Job. Manchmal ist es einfach am besten, so schnell wie möglich eine neue Stelle zu finden. Das allein kann schon wie eine Therapie sein, wenn es an der neuen Arbeitsstelle gut läuft.
Lieben Gruß
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Beitrag Sa., 28.07.2012, 14:10

So hab ich auch mal gedacht.
Wenn ich aus einem Job raus war, schnell einen neuen suchen ehe das Arbeitsamt mit "Maßnahmen" daher kommt. Weil eben Langzeitarbeitslosigkeit ja "nichts" ist. Wählerisch darf man unter so enormen Zeitdruck nicht sein. Natürlich war ich jedes mal "froh" es noch "rechtzeitig" geschafft zu haben, auch wenn der bittere Beigeschmack da war, mich nur deswegen in die Position manövriert zu haben, um vor einer anderen zu flüchten. Und daraus dann auch wachsend die Angst, wieder in diese flüchtenswerte Situation zu kommen. Die Angst vor Arbeitslosigkeit und dem Lotteriespiel, so schnell wie möglich wo "unterzukommen" führten bei mir unter anderem dazu, zu lange in Mobbingsituationen zu verweilen bzw. am Schluss eben zu meinem Burnout...

Aktuell habe ich die Angst vor "Zeitverlust" an sich nicht abgelegt, nur ist sie weit kleiner als die Angst vor "Lebenszeitverlust" bzw. "Lebensverlust". Der Druck, möglichst schnell wieder aufs Pferd zu steigen kommt von aussen, und durch Indoktrination auch von innen. Aber was, wenn man weiß dass man das Pferd erschlagen würde, dass einem nochmal abwirft - egal wer schuld hat? Und auch wenn man sage kann, das wäre ja nur "meine Gestörtheit" so ist das irrelevant für alle Anderen. Ob sie Schuld sind oder nicht, sie kommen zum Handkuss. Das ist das Wesen der Gestörtheit.

Daher bin ich jetzt im "Zeit zum Runterkommen" ist wichtiger, als schnell wieder weitermachen.
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