Seit Therapiebeginn geht's mir schlechter. Normal?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

pandas
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Beitrag Sa., 16.06.2012, 23:45

münchnerkindl hat geschrieben:
biber hat geschrieben:
Vielleicht solltest Du paralell probatorische Sitzungen bei anderen Therapeuten machen..

Man sollte sich generell mehrere Psychotherapeuten anschauen bevor man eine Therapie beantragt (man hat ein Anrecht auf 5 probatorischen Sitzungen bei einem Therapeuten, in denen man sich gründlich überlegen kann ob man mit diesem Therapeuten arbeiten kann und will) und sich auch Gedanken machen welche Therapieform die geeignete ist.

Wenn man ein Auto kauft probiert man ja auch erst mal ein paar Modelle verschiedener Hersteller aus bevor man sich für eines entscheidet.
Das kriegen manche, die sich da von vorneherein nicht so auskennen, zu Beginn nicht so hin.
Und sind dann überrascht, wie schnell sich das so entwickeln kann wie hier.

Und wenn die ganze Sache dann noch am Start ist, kann man parallel mit den probatorischen wiederbeginnen.

Ich bin ja auch erst mit meinem 3. so richtig zufrieden, Therapeutin 1 und 2 waren beide nicht die Nadel im Heuhaufen, was sich aber erst so gegen Stunde 30 entpuppte. Und nun mache ich bei Nr. 3 nochmal eine so richtig lange Therapie.
Therapeutensuche ist leider auch sehr Glückssache.
Wenn er nicht gerade Lust gehabt hätte, neue Patienten für die Probatorik einzuladen, hätt ich ja wieder Pech gehabt, denn die 5 anderen, die ich zu der Zeit gesehen hatte, waren alle ein Satz mit X.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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pandas
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Beitrag Sa., 16.06.2012, 23:49

Rilke hat geschrieben:Ihr regt euch hier alle über die (lediglich) 20 bewilligten Stunden auf, aber ist es nicht bei jeder Therapie(form) so, dass erstmal die gutachterunabhängige Stundenanzahl, also 20 oder 25 Stunden, bewilligt wird und danach eine Verlängerung beantragt wird?
Nö. Der meine hält z.b. wohl nichts von der Kurzzeittherapienvergabe und hat nach vier Stunden Probatorik gleich einen Schub von 160 Stunden beantragt.
Ich fragte sogar, ob es jetzt nicht immer diese 25 Stunden KZT gebe, meinte er: "Nö, sowas gibt es nicht." (Er meinte wohl bei ihm nicht.)
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Hamna
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Beitrag So., 17.06.2012, 00:44

hat nach vier Stunden Probatorik gleich einen Schub von 160 Stunden beantragt.
Als jemand, der sich mit Therapie noch gar nicht auskennt, hätte ich da zwei Bedenken:

1. Oh Gott, wie krank muss ich sein, dass so viele Stunden nötig sind?!

2. Jetzt hat er das beantragt, jetzt muss ich auch diese Stunden bei ihm "ableisten".


Im übrigen habe ich noch NIE gehört, das sowas bewilligt wird oder auch nur beantragt werden kann. Aber man lernt ja nie aus.


Jenny Doe
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Beitrag So., 17.06.2012, 06:04

Hallo seestern1968
vor vier Wochen habe ich mit einer Verhaltenstherapie begonnen
Wenn du in der vierten Woche bist, dann vermute ich, dass du bisher 4 Sitzungen hattest.
In den ersten Sitzungen ist es üblich, dass sich der Therapeut zunächst ein Bild vom Klienten macht und auch machen muss, um richtig diagnostizieren zu können. Dazu gehören auch Fragen, die dich nicht betreffen. Ein Therapeut kann ja, ohne zu fragen, nicht wissen, was auf dich zutrifft, welche Probleme du hast und welche nicht. Somit wird zunächst einmal alles erfragt.

Dass du stündlich protokollieren muss kann den Zweck haben, für dich eine adäquate Therapiemethode zu entwickeln. Denn durch das stündliche Protokollieren bekommt deine Therapeutin einen Eindruck davon, wann (also in welcher Situation) es dir wie geht. Dieses Wissen kann sie (gerade bei einer Depression) nutzen, um einen Therapieplan zur Behandlung der Depression zu entwicklen. Wenn der Therapeut sieht, dir geht es in situation X schlecht, dann kann er dieses Wissen nutzen, um in der anschließenden Therapie gezielt an dieser Situation zu arbeiten.

Mein Vorschlag wäre, dass du den Monat Protokollieren durchhälst. Im Anschluss daran sollte eine gezielte Behandlung deiner Probleme erfolgen und dann sollte dir dein Therapeut auch dabei helfen, dass es dir besser geht.
Zieh zwischendurch Bilanz und schau, ob es dir besser geht. Sollte dies nicht der Fall sein, dann kannst du über einen Therapeutenwechsel nachdenken. Aber ich würde erst mal die eigentliche Behandlung abwarten.

Viel Erfolg!
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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münchnerkindl
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Beitrag So., 17.06.2012, 10:29

Jenny Doe hat geschrieben:
Mein Vorschlag wäre, dass du den Monat Protokollieren durchhälst. Im Anschluss daran sollte eine gezielte Behandlung deiner Probleme erfolgen
Was soll das bringen, wenn es dem Klienten eben WEGEN DEM STÄNDIGEN PROTOKOLLIEREN schlechter geht? Das ist doch kein objektives Ergebnis das in irgendeiner Weise nützlich wäre sondern ein künstlich verfälschtes.

Schon komisch daß du jedes Fitzelchen an einer Psychoanalyse kritisierst das auch nur irgendwie zu ungungsten des Klienten laufen könnte aber dich bei einer Verhaltenstherapie völlig irrational wirst wenn es um deren "Nutzen" geht wo eindeutig keiner zu erzielen ist.


Jenny Doe
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Beitrag So., 17.06.2012, 11:01

Schon komisch daß du jedes Fitzelchen an einer Psychoanalyse kritisierst das auch nur irgendwie zu ungungsten des Klienten laufen könnte aber dich bei einer Verhaltenstherapie völlig irrational wirst wenn es um deren "Nutzen" geht wo eindeutig keiner zu erzielen ist.
Mal wieder nur das gelesen, was dir am besten gefällt?

-->
Jenny schrieb: Zieh zwischendurch Bilanz und schau, ob es dir besser geht. Sollte dies nicht der Fall sein, dann kannst du über einen Therapeutenwechsel nachdenken.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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münchnerkindl
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Beitrag So., 17.06.2012, 11:19

Jenny Doe hat geschrieben: Zieh zwischendurch Bilanz und schau, ob es dir besser geht. Sollte dies nicht der Fall sein, dann kannst du über einen Therapeutenwechsel nachdenken.
Und was soll es bringen sich in einer Therapie die schon am Anfang nicht "passt", wo die Therapeutin auch auf kritische Nachfragen unbefriedigend eingeht noch ewig hinzuziehen?

Hier wäre es doch sinnvoller SOFORT AM ANFANG ein ganz grundlegendes Gespräch zu führen und die eigenen Bedürfnisse mit dem Angebot abzugleichen. Das was eigentlich in den probatorischen Sitzungen passieren sollte, BEVOR man den Antrag stellt. Und dann eben die Entscheidung zu treffen ob man bleibt oder geht.
Therapiestunden werden nicht bis ultimo bezahlt, was aufgebraucht ist ist weg. Von daher ist es nicht sinnvoll eine Therapie die nicht passt weiter fortzusetzen. Weil wenn von Verhaltenstherapiekonstingent von maximal 60 Stunden dann mal 30 aufgebraucht sind und es nichts gebracht hat wird man ein Problem haben mit einer anderen Verhaltenstherapie in den verbleibenden 30 Stunden noch ein adäquat gutes Ergebnis zu erzielen.


Jenny Doe
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Beitrag So., 17.06.2012, 11:58

Und was soll es bringen sich in einer Therapie die schon am Anfang nicht "passt", wo die Therapeutin auch auf kritische Nachfragen unbefriedigend eingeht noch ewig hinzuziehen?
Das Problem, dass sie sich selbst beobachten muss und es ihr damit schlecht geht, wird sie in jeder Therapie haben, egal ob VT oder PA oder TF. Ohne Selbstbeobachtung funktioniert Therapie nicht.

Es klingt für mich nicht so, als hätte sie von ihrer Therapeutin keine vernünftige Erklärung bekommen: sie schrieb:
Ich hatte gehofft, in dieser Therapie über meine Probleme reden zu können und Lösungen zu erarbeiten, aber wenn ich das vorsichtig anspreche, heißt es immer, wir müssten zunächst mal andere Dinge klären wie z. B. tageszeitliche Schwankungen oder bestimmte Verhaltensmuster aufdecken.
Sie ist der 4 Therapiesitzung! Und die Therapeutin hat ihr erklärt, dass sie erst mal ("zunächst") ihre Verhaltensmuster kennen lernen muss, bevor sie mit der Behandlung beginnen kann. Finde ich ziemlich logisch. Wie soll sie eine Therapie durchführen, ohne die Probleme des Klienten zu kennen?

Was nicht passt sind die unterschiedlichen Erwartungen. Es besteht eine Diskrepanz zwischen einer Klientin, die sofort mit der Therapie beginnen möchte und einer Therapeutin, die sich erst einmal ein Bild von ihrer psychischen Störung machen möchte und muss. Denn sie kann nicht einfach drauf lostherapien ohne zu wissen, wo das Problem liegt und ohne einen Therapieplan erarbeitet zu haben. Und um diesen entwickeln zu können benötigt sie Informationen über "tageszeitliche Schwankungen oder bestimmte Verhaltensmuster".

Klar kann sie sich einen neuen Therapeuten suchen. Doch auch der neue, egal ob PA, VT oder was auch immer, wird ebenfalls erst mal damit beginnen, sich ein Bild von ihr machen zu wollen und zu müssen. Auch der neue wird ihr erst mal Fragebögen vorlegen, mit Fragen , die auf sie zutreffen und Fragen, die nicht auf sie zutreffen und die sie zur Selbstbeobachung zwingen.
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münchnerkindl
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Beitrag So., 17.06.2012, 13:02

Jenny Doe hat geschrieben: Klar kann sie sich einen neuen Therapeuten suchen. Doch auch der neue, egal ob PA, VT oder was auch immer, wird ebenfalls erst mal damit beginnen, sich ein Bild von ihr machen zu wollen und zu müssen. Auch der neue wird ihr erst mal Fragebögen vorlegen, mit Fragen , die auf sie zutreffen und Fragen, die nicht auf sie zutreffen und die sie zur Selbstbeobachung zwingen.
Nö, es gibt genug Therapeuten in denen es absolut KEINE Fragebögen gibt.

Ah, du redest hier von "zwingen". Nun, Zwang hat in einer Therapie schon mal absolut GARNICHTS verloren.

Ich kenne diese Selbstbeobachtungen aus der Achtsamkeitsmeditation. Dort wird aber das Augenmerk darauf gelegt die Vorgänge im eigenen Geist in einer sehr sanften und nicht wertenden Weise zu betrachten. UND man bekommt Mittel an die Hand das Beobachtete dann auch loszulassen damit es nicht zur Plage wird und man sich daran aufhängt. Und es wird einem auch nicht zugemutet dies über einen unangemessen langen Zeitraum zu tun sondern nur in einem Umfang der für einen persönlich bewältigbar ist.

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**AufdemWeg**
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Beitrag So., 17.06.2012, 13:06

Ich habe nie einen Fragebogen von meiner Therapeutin bekommen.
Zu Beginn machte sie einmal den Vorschlag doch einen Lebenslauf zu schreiben und noch heute sorgt das bei uns beiden für einen Lacher bei der Erinnerung, dass ich ihr dann einen tabellarischen Lebenslauf abgegeben habe wie bei einer Bewerbung...
oh man
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Jenny Doe
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Beitrag So., 17.06.2012, 13:22

Ah, du redest hier von "zwingen".
Ja, zwingen ist etwas unglücklich formuliert.
Ich habe nie einen Fragebogen von meiner Therapeutin bekommen.
Bei mir war das auch unterschiedlich. Hängt davon ab, mit welchen Symptomen jemand in die Therapie kommt. Je nach Störung wird unterschiedlich diagnostiziert. Traumata wurden bei mir mittels eines diagnostischen Interviews in der Praxis der Thera untersucht, Depression, da bekam ich einen Fragebogen. Bei anderen Sachen musste auch ich Protokoll führen. Kam halt immer aufs Thema an.
UND man bekommt Mittel an die Hand das Beobachtete dann auch loszulassen damit es nicht zur Plage wird und man sich daran aufhängt.
Ich denke mal, dass die TE das auch noch lernen wird, wenn ihre Therapie beginnt. Noch ist sie in der Phase der Diagnostik und Entwicklung eines Therapieplanes. sie hat ja gerade mal 4 Stunden hinter sich.
Zu Beginn machte sie einmal den Vorschlag doch einen Lebenslauf zu schreiben
Das habe ich auch mal in einer Thera machen sollen, anstelle von Fragebogen.

Aber egal was gemacht wird, alles erfordert Selbstbeobachtung. Auch wenn die "Befragung" in der Praxis stattfindet, werden auch Fragen gestellt, die man mit "Nein" beantwortet.
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**AufdemWeg**
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Beitrag So., 17.06.2012, 13:25

Jenny, also meine Selbstbeobachtung beim tabellarischen Lebenslauf hielt sich sehr in Grenzen, sonst hätte ich die Aufgabe ganz anders verstanden *lach
das war echt nur: Name, Geburtsdatum, Bildung....
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münchnerkindl
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Beitrag So., 17.06.2012, 13:36

Jenny Doe hat geschrieben:
Aber egal was gemacht wird, alles erfordert Selbstbeobachtung..
Das kann der Klient dem Therapeuten doch alles in einem Gespräch berichten. Wozu braucht es einen Fragebogen wenn die Therapeutin das alles dann eh in der Stunde noch mal durchkaut. Da kann sie die Sachen doch einfach abfragen und das notieren. Und um zu erfahren zu welchen Gelegenheiten es mir wie geht, also entschuldige, aber dazu muss ich doch kein stündliches Notizbuch machen. Das kann ich doch auf Nachfrage auch so rekapitulieren und das lässt sich ebenfalls in einem Gespräch machen, bei welchen Gelegenheiten mein Zustand besser oder schlechter ist, ob es morgens, mittags, abends besser oder schlechter wird.

Hier gibt es einige persönliche Verluste und die Folgen einer schweren Erkankung zu bearbeiten, da dürfte das alles ziemlich irrelevant sein, da es eine reaktive Problematik ist und eben der Umgang mit diesen Schicksalsschlägen das zentrale Thema ist, nicht irgendwelcher pedantischer Kram ob es mir um 11 Uhr vormittags schlechter geht als um 4.


Jenny Doe
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Beitrag So., 17.06.2012, 13:41

Jenny, also meine Selbstbeobachtung beim tabellarischen Lebenslauf hielt sich sehr in Grenzen, sonst hätte ich die Aufgabe ganz anders verstanden *lach
das war echt nur: Name, Geburtsdatum, Bildung....


Aber nochmal was zum Thema, aus eigener Erfahrung.
Als ich in die VT ging dachte ich, ich hätte eine Depression. Diese Selbstdiagnose teilte ich auch der Thera mit.
Ich sollte dann auch beobachten. Das Ergebnis war, dass ich in Wahrheit gar keine Depression habe, sondern nur auf bestimmte Themen und Situationen depressiv reagiere. Durch die Selbstbeobachtung konnte meine Thera erkennen, was mein eigentliches Problem ist und auch gezielt an diesem eigentlichen Thema arbeiten.

Noch was Ergänzendes. Ich musste nicht stündlich Protokoll führen, sondern nur aufschreiben, wann (also in welcher Situation) ich in diese depressive Stimmung geriet. Retrospekiv würde ich sagen, dass es für mich besser gewesen wäre, auch stündlich Notizen zu machen. Denn ich erkannte zwar dank der Selbstbeobachtung, wann mich was depressiv werden ließ aber ich konnte die Frage der Thera, wie ich denn auch der depressiven Verstimmung wieder rauskam, nicht beantworten. Und das war eigentlich das Interessanteste. Ich habe so ein Protokoll dann später noch mal geführt. In dem habe ich dann notiert, wie ich es selber geschafft habe, da wieder rauszukommen. So hatte ich etwas in der Hand, wo ich drin blättern konnte, wenn ich wieder in eine depressive Stimmung geriet. Da konnte ich dann nachlesen, was ich tuen kann, um da wieder rauszukommen.
Zuletzt geändert von Jenny Doe am So., 17.06.2012, 14:19, insgesamt 1-mal geändert.
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Jenny Doe
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Beitrag So., 17.06.2012, 13:51

Das kann der Klient dem Therapeuten doch alles in einem Gespräch berichten.
Wenn der Klient ein gutes Gedächtnis hat und genau sagen kann, wann und wie oft er in den letzten Monate depressiv war, dann ja. Wenn jemand es 24 Stunden lang ist, dann dürfte es einfach sein, dem Therapeuten das zu erzählen. Wenn die depressive Stimmung aber kommt und geht, dann wird es schwieriger retrospektiv genaue Angaben machen zu können. Deshalb wird so ein Protokoll gemacht. Dann kann der Thera genau sehen, wann (Tageszeit, situation usw.) und wie oft das Problem auftrat und beurteilen, ob eine Depression vorliegt, wenn ja, welche Form der Depression oder ob die depressive Verstimmung nur eine Begleiterscheinung eines anderen eigentlichen Problems ist.
Es dient der genauen Diagnostik und Abgrenzung von anderen psychischen Störungen und der Entwiclung eines Behandlungsplanes. Wenn eine Depression nur eine Begleiterscheinung einer anderen Störung ist, dann wäre es Quatsch die Depression als Hauptthema zu behandeln. Und umgekehrt, wenn die Depression hauptausschlaggebend für die Probleme ist, die man so hat, dann wird die Depression in den Mittelpunkt gerückt.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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