Traue mich nicht auf die Couch

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 13.06.2012, 20:01

Giraffenkind hat geschrieben: Ich möchte ihr noch mehr vertrauen,
Giraffenkind, es ist nicht sinnvoll alle Entscheidungen für das eigene Leben und Wohlbefinden an eine andere, angeblich "kompetentere" Person abzugeben oder zu deligieren. Weil das nicht eigenverantwortlich ist und Eigenverantwortung ist etwas sehr wichtiges im Leben. Weil letzenendes kannst NUR DU wissen wie viel dir wann zuzumuten ist. KEIN MENSCH, nicht mal der kompetenteste Fachmann kann das mit Sicherheit wissen.

Meine Erfahrung ist daß ich mich nur sicher fühlen kann wenn ich mein Leben selbst in der Hand habe.

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Erdbeermütze
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Beitrag Mi., 13.06.2012, 21:25

Giraffenkind hat geschrieben:Ich habe es geliebt, wenn wir auch mal Sitzungen hatten, in den wir zusammen gelacht haben, es war so eine Wärme zwischen uns oder uns auch mal freundlich provoziert und geneckt haben mit frechem Grinsen - all das kann doch gar nicht mehr stattfinden, wenn wir uns nicht ansehen.
Wieso hast du die Befürchtung, dass es im Liegen nicht mehr so ist?
Ich kann nur sagen, das ist bei mir/uns alles vorhanden.

Vorschlag noch für Annäherungsversuche: Kopf der Couch ganz hoch stellen (wenn es die Funktion hat) so das dein Körper auffrecht ist und sie mehr neben dir so das du bei bedarf nur zur Seite schauen brauchts um sie richtig zu sehen als Sicherheit. Wenn sie mehr neben dir ist, kannst du auf jedenfall ihre Beine sehen.

LG
Erdbeermütze

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Giraffenkind
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Beitrag Do., 14.06.2012, 08:20

Carö & Widow, es klingt schön, was Ihr beschreibt.
Erdbeermütze hat geschrieben: Wieso hast du die Befürchtung, dass es im Liegen nicht mehr so ist?
Ich kann nur sagen, das ist bei mir/uns alles vorhanden.
Aber wie kann ich mir das vorstellen, wie kann das passieren ohne Blickkontakt?
Ok, Ihr lacht auch so zusammen, aber seht Euch dabei ja nicht. Ein Lächeln vom anderen kann ich aber nicht hören, nur sehen. Ich könnte dann auch nicht mehr ihren warmherzigen Blick sehen, den ich manchmal bekomme und der soooo gut tut. Und bei allem Verständnis, dass das Liegen im Sinne von "viel mehr bei mir sein" gut wäre, würden mir diese Momente so sehr fehlen. Wenn sie mich so ansieht, habe ich das Gefühl, alles erstrahlt in mir, es gibt mir ganz viel Kraft und ich habe das Gefühl, wir sind uns dann sehr nah, was ich super genieße, es tut mir sehr gut.
Mir kommen sofort die Tränen, wenn ich mir vorstelle, dass ich sie nicht mehr ansehen darf und das alles zwischen uns nicht mehr stattfindet. Es macht mir noch viel mehr Angst, als mich grundsätzlich hinzulegen - der fehlende Blickkontakt ist einfach nur gruselig für mich. Wenn ich mir das vorstelle, fühlt es sich so getrennt an, als wenn ich mir selbst überlassen bin, mir macht das große Angst.

Wenn wir uns jedoch sogar näher kommen können ohne Blickkontakt, weil ich mich mehr spüren, öffnen und zeigen könnte, ist das natürlich auch eine sehr schöne Vorstellung. Die Angst ist aber größer, sie ohne Blickkontakt nicht mehr bei mir zu haben.

Nun haben wir gerade die erste heftige Krise hinter uns und ich habe mich ein bißchen beruhigt und nun stecke ich schon wieder in der nächsten Angst, dass mein Widerstand gegen die Couch zur nächsten Krise führt.
Eins meiner Themen ist, dass wenn ich jemanden gerne mag, ich sehr stark gucke, wie es dem anderen geht und mich sehr stark zurück nehme, auch bei ihr mache ich das noch zu viel. Würde ich jetzt mein ok geben zur Couch, hätte ich das Gefühl, ich nehme mich wieder zurück und mache es nur, weil ich weiß, dass sie es möchte und ich dem Druck oder gar einer neuen Krise aus dem Weg gehen will. Dabei soll ich doch lernen, mich nicht klein zu machen, mich nicht immer zurück zu nehmen und nicht auf der Strecke zu bleiben.
Jetzt könnte ich denken, wenn ich ihrer Einschätzung nicht vertraue und weiterhin sitzen bleibe, gucke ich wieder zu viel was mit ihr ist und bleibe wieder auf der Strecke. Bei dem Gedanken, mich auf die Couch zu legen, hätte ich aber viel mehr das Gefühl, dass ich mich zurück nehme, um ihr zum Gefallen etwas zu machen. Es fühlt sich so an, als wenn ich gar nicht anders könnte, als mich hinzulegen, weil ich damit rechnen muss, dass es ansonsten schräg wird zwischen uns und ich in jeder Sitzung denken würde "sie hat so gar keine Lust mit mir zu arbeiten, weil sie überzeugt ist, dass wir so auf der Stelle treten" oder am besten noch "dann mag sie mich nicht mehr" (große Angst von mir). Dann wäre ich permanent unter diesem Druck und hätte immer das Gefühl, etwas steht zwischen uns. Kann mir irgend jemand folgen?
Ich glaube, da wierderholt sich gerade eine alte Geschichte: seiner Mutter alles recht machen wollen, weil sonst die Angst da ist, abgelehnt und nicht mehr geliebt zu werden. Ohje.

Liebe Grüße, Giraffenkind

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Tristezza
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Beitrag Do., 14.06.2012, 08:34

Giraffenkind hat geschrieben:Jetzt könnte ich denken, wenn ich ihrer Einschätzung nicht vertraue und weiterhin sitzen bleibe, gucke ich wieder zu viel was mit ihr ist und bleibe wieder auf der Strecke. Bei dem Gedanken, mich auf die Couch zu legen, hätte ich aber viel mehr das Gefühl, dass ich mich zurück nehme, um ihr zum Gefallen etwas zu machen. Es fühlt sich so an, als wenn ich gar nicht anders könnte, als mich hinzulegen, weil ich damit rechnen muss, dass es ansonsten schräg wird zwischen uns und ich in jeder Sitzung denken würde "sie hat so gar keine Lust mit mir zu arbeiten, weil sie überzeugt ist, dass wir so auf der Stelle treten" oder am besten noch "dann mag sie mich nicht mehr" (große Angst von mir). Dann wäre ich permanent unter diesem Druck und hätte immer das Gefühl, etwas steht zwischen uns. Kann mir irgend jemand folgen?
Ja, was du auch tust, bringt dich also nicht weiter. Du versuchst die "gute Tochter" zu sein, wenn sie dir gegenübersitzt; und du würdest dich nur auf die Couch legen, um ihr zu gefallen. Ein Dilemma also. Vielleicht wäre ein Kompromiss eine gute Möglichkeit, diesem Dilemma zu entkommen. Nämlich, indem du einen der hier genannten Vorschläge aufgreifst, z.B. deinen Stuhl zur Seite drehst, oder dich erst mal auf die Couch setzt, und ihn mit deiner Therapeutin "verhandelst". Eine Alternative, die mir noch eingefallen ist, wäre auch, das Face-to-Face erstmal beizubehalten, aber öfter mal einige Minuten deine Augen zu schließen, um nicht ständig ihre Reaktionen zu beobachten.

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Giraffenkind
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Beitrag Do., 14.06.2012, 13:10

Ja, es ist für mich ein großes Problem, egal wie ich entscheide.
Mir fällt die Pause zwischen den Sitzungen eh so schwer (von mittwochs bis montags ist für mich eine Ewigkeit) und da ich nun das Gefühl habe, es entwickelt sich das nächste Problem zwischen uns, fühlt sich alles wieder ganz furchtbar schlimm an, als wenn ich sie nicht mehr an meiner Seite habe. Es geht mir richtig schlecht damit und obwohl ich sie immer so vermisse, habe ich jetzt solche Angst vor der nächsten Sitzung, in der ich das Thema Couch ja nicht einfach übergehen kann - das wird bestimmt wieder eine super schwierige und angespannte Sitzung.
Ich danke Euch für Eure Vorschläge, wie ich mich langsam der Couch nähern könnte - im Moment ist meine Angst einfach so groß, dass ich mir nicht vorstellen kann, mich da irgendwie mit anzufreunden. In mir sind nur riesengroße Stoppschilder, die den Blickkontakt nicht aufgeben wollen. Allein bei der Vorstellung fühle ich mich schon verlassen. Und dann aber wieder der Druck, dass ich ohne Couch anscheinend auf der Stelle trete und sie das verärgert. (oder ich sie zumindest verärgert erlebe )
Mich stresst auch zusätzlich, dass sie betonte, dass wir ja von den bewilligten 160 Stunden schon 100 Stunden hinter uns haben und das ja nicht wenig wäre.... bei diesen Worten bin ich sogleich in Panik geraten (habe ich ihr nicht gesagt), dass sie die Therapie vielleicht nicht vorhat zu verlängern, egal wie es mir zu dem Zeitpunkt geht? Ich dachte immer, dass bis zu 300 Stunden möglich sind? Ich habe den Eindruck, dass sie jetzt echt etwas Druck machen will, damit ich in die Pötte komme und am Ende der Therapie nicht mit den gleichen schrecklichen Gefühle dastehe wie jetzt.

Das Ende der letzten Stunde war auch schlimm für mich, weil ich dann weinen musste und wir keine Zeit mehr hatten und ich so gehen musste, sie hatte ja schon überzogen. Sie fragte mich zwar, ob ich noch etwas sagen möchte, aber unter dem Zeitdruck konnte ich das überhaupt nicht. So musste ich dann gehen und jetzt wieder bis Montag warten und kann diese Spannungen zwischen uns eigentlich gar nicht aushalten.

Liebe Grüße, Giraffenkind

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candle.
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Beitrag Do., 14.06.2012, 13:17

Hallo Giraffenkind!

Da du ja nun nicht gerade ein junges Mädchen bist, erlaube ich mir diese Frage. Warum geht man diese Therapie ein, wenn man weiß, dass man die Bedingungen nicht erfüllen kann, bzw. wenn du weißt das Couch für dich nichts ist. Und es ist ja nun bekannt, dass Analyse genau diesen Aspekt anbietet, auch wenn es sich jetzt schon etwas gelockert hat allgemein.

Oder wurde das nie erwähnt in den Vorgesprächen?

Von mir aus gesehen würde ich solch eine Beziehung nicht eingehen oder wirklich versuchen mich darauf einzulassen, auch wenn es schwerfällt.

Darf ich mal fragen was du in 100 Stunden für dich erreicht hast? Es ist natürlich so, dass die Therapeutin tatsächlich keinen Antrag stellen kann, wenn sie sieht, dass sich ein "Erfolg" nicht einstellt.

Viele Grüße!
candle
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Giraffenkind
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Beitrag Do., 14.06.2012, 13:32

Hallo candle,

in den Vorgesprächen fragte ich sie sofort, ob ich mich auf die Coluch legen muss und damals lachte sie und sagte, dass ich das natürlich nicht tun müsste und längst nicht mehr jede Analyse im Liegen sttattfindet. Damit hatte sich das Thema Couch für mich erledigt. Irgendwann vor längerer Zeit fing sie dann doch mal davon an, ob ich mir das nicht vorstellen könnte, um mehr bei mir zu sein usw. Ich sagte, dass ich mir das überhaupt nicht vorstellen könnte und es war dann auch erstmal wieder kein Thema mehr zwischen uns.... bis sie nun wieder davon anfing.

Was ich nach 100 Stunden für mich erreicht habe? Der Tag fühlt sich nicht mehr an wie "ich habe den Tag ausgehalten und überstanden", sondern "ich habe den Tag bewältigt." Ich kann wieder alleine sein, was ich nach meinem "Absturz" gar nicht mehr konnte (hier kam deswegen wochenlang eine Haushaltshilfe, weil ich sonst vor Angst durchgedreht wäre und ein kleines Baby zu versorgen hatte). Es fällt mir immer noch schwer, aber ich schaffe es. Ich bin wieder in der Lage, mich nach aussen hin völlig "normal" zu verhalten, d.h. ich gehe überhaupt wieder in die Aussenwelt und bleibe nicht nur zu Hause. Ich habe mich durchgerungen, mehr Kontakte zu knüpfen, allein schon wegen unserer Tochter und mir Eltern-Kind-Gruppen gesucht und versuche auch weiterhin, noch mehr Abschluß zu finden.
Ich habe immer mal Tage, an denen ich mich halbwegs glücklich fühle und meine Tochter richtig genießen kann. Doch die Gefühle von Traurigkeit und Verlassenheit sind auch nach 100 Stunden Analyse noch da und sie kommen immer wieder SO schlimm, dass ich jetzt an Pfingsten das Gefühl hatte, ich könnte mich auch vor einen Zug werfen.

Liebe Grüße, Giraffenkind

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candle.
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Beitrag Do., 14.06.2012, 13:38

OK, dann müßest du dich jetzt einfach selber vertreten und sagen, dass du nicht auf die Couch gehst und wie sie ihr das damals gesagt hatte. Dann wäre das Thema auch schnell vom Tisch. Wenn sie jetzt nicht darauf eingeht, ja dann finde ich die Therapeutin nicht korrekt.

Was soll das denn auch bringen dich da raufquälen zu wollen?

candle
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münchnerkindl
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Beitrag Do., 14.06.2012, 13:50

candle. hat geschrieben:OK, dann müßest du dich jetzt einfach selber vertreten und sagen, dass du nicht auf die Couch gehst und wie sie ihr das damals gesagt hatte.
Ich würde auch darauf hinweisen daß sie dir zu Anfang der Analyse zugesichert hat daß die Couch nicht notwendig wäre und du die Therapie bei ihr unter dieser Voraussetzung angefangen hast. Und sie diejenige ist die hier auf einmal anfängt die Spielregeln zu ändern.

Ich würde ihr auch erklären daß ein grosser Teil des Therapieerfolgs den du hast darauf beruht daß du mit ihr in einen direkten Kontakt gehen kannst wozu du sie aber eben sehen musst.

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Giraffenkind
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Beitrag Do., 14.06.2012, 14:03

Danke für Eure Antworten!

Sie hat mir ja erklärt, warum sie etwas verändern möchte und ich verstehe ihr Argument ja auch absolut. Sie merkt ja, dass es mir überwiegend noch immer schlecht geht, auch wenn ich schon einiges geschafft habe zu verändern und darum will sie, dass ich auf der Couch mehr bei mir bin, damit es voran geht. Ich habe halt große Angst davor und sträube mich und befinde mich in dieser Zwickmühle.
Ich werde das alles am Montag ansprechen.

LG Giraffenkind

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candle.
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Beitrag Do., 14.06.2012, 14:53

Giraffenkind, es geht ja auch um Selbstbewußtsein, dass du auch mal vertrittst für dich was du NICHT willst. Das ist eben auch ganz wichtig in Therapiebeziehungen. Du sollst da ja auch wachsen und nicht als Mäuschen dort hervorgehen.

Und es ist ja auch Zeitverschwendung, die auf diesem Nebenschauplatz vergeudet wird.

Ich würde es wirklich einmal deutlich sagen und schauen was passiert. Es kann dir nur positiv weiterhelfen- ehrlich! Nur Mut!

candle
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Atara
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Beitrag Do., 14.06.2012, 15:54

Hallo Giraffenkind.
Ich möchte dir eine eigene Erfahrung mitgeben.

Ich hatte das gleiche Problem wie du es schilderst. Meine Analyse begann im Januar 2011. wir führten diese im liegen durch.
Das hielt so knapp 3 monate. mein verhältnis zu meiner analytikerin verschlechterte sich von stunde zu stunde.
ich wurde immer aggressiver und ablehnender ihr gegenüber. fühlte mich von ihr abgelehnt und wusste nicht warum sich das in mir alles so
verschlimmerte. irgendwann schrieb ich ihr einen brief, in dem versuchte ich ihr zu erklären wie beschissen sie eig. ist und das sie mich nicht mag etc..
daraufhin führten wir die analyse im sitzen fort.
ab da wurde alles wieder besser. das vertrauens wurde gestärkt es lief gut.
so ging das bis ende des jahres, bis sie mir vorschlug, dass es besser für den therapeutischen erfolg wäre wenn ich liegen würde, da im liegen
das unterbewusstsein mehr angeregt wird und man im liegen anders verarbeitet.
im liegen dringen die dinge in tiefere schichten ein, was man im sitzen so in der art nicht erreichen kann.
dass sich sehen lenkt auch von sich ab, weil man zu sehr auf die therapeutin fixiert ist.

ich wollte erst nicht wieder liegen. ich lehnte es auch ab, so wie du.
ich sagte ihr, dass ich sie dann nicht mehr sehen kann, und das ich es unerträglich fände sie nur hinter mir reden zu hören ohne ihre gestik und mimik wahrzunehmen.
sie meinte, dass sie glaubt das ich das schaffen würde zu liegen, das ich darüber hinweg kommen würde dass ich sie nicht mehr sehe.
und dass sie auf eine andere art in mich eindringen würde welche im sitzen nicht funktioniert.

also legte ich mich ab dem neuen jahr wieder hin unter dem vorbehalt, dass wenn es mir wieder schlecht gehen würde deswegen, wir wieder im sitzen
weitermachen.
die ersten stunden waren sehr schwierig für mich.
ich trauerte, vermisste ihren anblick, war pampig, und trotzig zu ihr. es war für mich unerträglich dazuliegen und sie nicht zu sehen.
doch langsam spürte ich, dass da etwas anderes keimte in mir, es fühlte sich anders an aber gut.
ihre stimme hinter mir beruhigte mich. und ich spürte das ich ihr, so im liegen, dinge sagen konnte, die ich ihr im sitzen hätte nicht sagen können.
themen ansprechen konnte, ohne das sie mich dabei ansah, ohne ihren blick immer abchecken zu müssen, was sie jetzt denkt etc.
ich wurde freier im reden, es ging tiefer in die materie und es hat sich ein tieferes gefühl zu ihr entwickelt. frag mich nicht warum, wie das geht oder sowas.
ich weiß es nicht.
inzwischen ist es für mich ganz normal mich auf die couch zu legen, ich empfinde es nicht mehr als strafe oder ablehnung ihrerseit.
es läuft gut und ich bin froh es geschafft zu haben da liegen zu können.

warum ich das schreibe?
weil ich glaube das du es versuchen solltest...!
rede mit ihr und macht was aus, dass wenn es dir zuviel wird, ihr euch wieder setzen könnt.

liebe grüße
atara
"Wenn ihrs nicht fühlt, ihr werdets nicht erjagen"

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 14.06.2012, 16:04

Atara hat geschrieben: weil ich glaube das du es versuchen solltest...!
rede mit ihr und macht was aus, dass wenn es dir zuviel wird, ihr euch wieder setzen könnt.

Ich denke auch daß wenn sich in einem Versuch rausstellt daß du damit tatsächlich total überfordert bist sie dich doch vermutlich nicht dazu zwingen wird das fortzusetzen?


leberblümchen
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Beitrag Do., 14.06.2012, 16:48

giraffenkind, ich sitze ja nun auch, habe aber die Erfahrung gemacht, dass ich im Sitzen seit ein paar Wochen überhaupt nicht mehr auf seinen Blick 'angewiesen' bin, sondern dass ich quasi ins Leere gucke. Mich irritiert mittlerweile eher, dass ich so halb aus den Augenwinkeln wahrnehme, dass ER mich ansieht und ich dann denke, naja, dann muss ich halt zurückschauen. Dann gucken wir uns kurz an, und dann geht es weiter.

Was ich sagen will: Ich würde einfach mal VERSUCHEN, in die Leere zu gucken. Dann kann das auch laufen.

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Giraffenkind
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Beitrag Do., 14.06.2012, 17:05

Atara hat geschrieben: bis sie mir vorschlug, dass es besser für den therapeutischen erfolg wäre wenn ich liegen würde, da im liegen das unterbewusstsein mehr angeregt wird und man im liegen anders verarbeitet.
im liegen dringen die dinge in tiefere schichten ein, was man im sitzen so in der art nicht erreichen kann.
dass sich sehen lenkt auch von sich ab, weil man zu sehr auf die therapeutin fixiert ist.
Genau das ist ja auch das Argument meiner Analytikerin, vor allem das "bei mir sein" möchte sie endlich mehr erreichen.

ich trauerte, vermisste ihren anblick, war pampig, und trotzig zu ihr. es war für mich unerträglich dazuliegen und sie nicht zu sehen.
Weißt Du was? Ich kann mir das jetzt schon so gut vorstellen und es berührt mich so heftig, dass ich beim Lesen Deiner Zeilen schon wieder weinen muss... was passiert da bloß bei mir.

ich wurde freier im reden, es ging tiefer in die materie und es hat sich ein tieferes gefühl zu ihr entwickelt. frag mich nicht warum, wie das geht oder sowas.
ich weiß es nicht.
Es klingt sooo schön und doch habe ich so eine sch.... Angst davor. Ich denke immer, dass ich sie verlieren werde, wenn ich sie nicht mehr ansehen kann, allein der Gedanke daran verschlechtert meine Stimmung enorm.

Danke für Deinen Bericht, ich habe mich sehr verstanden gefühlt und werde weiter überlegen, was ich tun werde. Natürlich wird es Montag Thema sein und ich habe Angst davor. Ich hänge so furchtbar an ihr, es ist ganz schlimm.

Liebe Grüße, Giraffenkind

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